COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

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bluttrinker13
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von bluttrinker13 »

Cthalin hat geschrieben: 6. Jan 2021, 15:29 @Bluttrinker aber es wurde doch mal wieder appelliert!! ;) Also für eine Möglichkeit Homeoffice einzurichten wo möglich. Offizielle staatliche Schließungen von Großraumbüros oder sinnvolle Maßnahmen für die überfüllten Öffentlichen erwarte ich nicht.
Ich auch nicht, die CDU/CSU hat ja klar gezeigt, dass sie davon gar nichts halten. Das muss dann mE auch direkt auf ihre Kappe gehen.
Mittlerweile sind recht viele Artikel und Berichte erschienen von Arbeitnehmern die wider besseren Wissens oder Schutzbedürfnisses einfach mal in den Bürodienst gepresst werden bzw. heftig Flak vom Arbeitgeber bekommen, wenn herausgefordert wird. Und da tut der Staat als Unterstützung für deren Bedürfnisse und Rechte aktuell... nüscht. Musste halt Glück haben, mit deinem Dienstherrn.
Zuletzt geändert von bluttrinker13 am 6. Jan 2021, 16:15, insgesamt 1-mal geändert.
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tsch
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von tsch »

Ich finde es generell sehr gruselig, was die letzten Wochen passiert ist und was sich der Staat anscheinend ohne größere Probleme herausnehmen kann. Manchmal schaut jemand genauer hin und dann scheint es doch nicht ganz so rechtens zu sein, aber größtenteils geht es in Ordnung, wenn der Staat krass autoritär handelt. Dabei finde ich nicht nur diese Art der Maßnahmen (wie z.B. 15km Radius) erschreckend, sondern auch die Art, wie diese Maßnahmen an die Bevölkerung kommuniziert werden - nämlich mit dem unangreifbaren moralischen Standpunkt, dass es um Menschenleben geht.

Und ja, für sich betrachtet ist dieser Standpunkt auch nicht falsch, weil eine Gesellschaft natürlich gerade bei den schwächsten Bürgern besonders viel Rücksicht zeigen sollte. Dabei vergisst man aber, dass Menschen auch ohne Corona sterben und speziell auch jene Menschen, die sowieso schon auf irgendeine Weise angeschlagen und/oder alt sind. Wenn diese Menschen dann auf einmal eine leichte Krankheit bekommen, dann kämpfen sie auch um ihr Leben - egal ob jetzt mit Corona oder nicht. Corona erhöht dieses Risiko einfach nur, ist aber selten der alleinige Auslöser eines Todes. Es gibt auch wenige unerwartete Sterbefälle von Leuten, die kerngesund wirkten, aber es scheint sich dabei dann doch um die Ausnahme zu handeln - wie bei vielen anderen Krankheiten auch, wo jemand unerwartet daran stirbt.

Damit möchte ich nicht die Schwere der Pandemie leugnen, sondern nur kritisieren, wie speziell die Politik (und teilweise die Medien) Panik schüren, um noch krassere Maßnahmen durchwinken zu können. Es scheint aktuell egal zu sein, was man alles im gleichen Zug mit in den Abgrund reißt (Wirtschaft, mentale Gesundheit der Bevölkerung, Existenzen von Selbstständigen), wenn man anschließend sagen kann, dass man weniger Corona-Fälle hatte als z.B. der EU-Durchschnitt. Dafür werden diese moralischen Argumente missbraucht - als würde es an anderen Stellen keine negativen Effekte geben, wenn man Menschen wegschließt.

Ich würde mir wünschen, dass die Diskussion über die Maßnahmen zum einen erlaubt ist, aber zum anderen auch wieder auf eine rationale Ebene gebracht wird. Wie viele Intensiv-Betten sind frei, wie gefährlich ist das Virus für gesunde Menschen unter 50/60, wo treffen Maßnahmen die falschen Menschen (Dichte der Bevölkerung, usw.)? Bitte ohne Cherry-Picking, sondern mit echten Statistiken. Aktuell liegt der Fokus sehr darauf, dass man sich in der Politik durch drakonische Vorschläge profilieren kann, weil man sich "mehr um die Bevölkerung sorgt". Bullshit.

Erneut: Ich bin kein "Querdenker", trage gerne meine Maske und auch gegen Home-Office habe ich persönlich gar nichts einzuwenden. Die Maßnahmen betreffen mich viel geringer als andere Menschen. Ich kratz mir mittlerweile nur am Kopf, wenn ich mir Diskussionen und die Politik anhöre, weil die in absurde Richtungen abdriften.
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Textsortenlinguistik
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Textsortenlinguistik »

Die Politik profiliert sich mit Ausnahme vom Bund seit Monaten nun doch mit Lockerungen und Aufrechterhaltung der "Betreuung" um jeden Preis.

Das Ziel ist es, eine Überlastung und damit einen Zusammenbruch des Gesundheitssystems zu verhindern. Denn dann sterben plötzlich viele viele Menschen jeden Alters an allen möglichen Leiden, die nicht mehr intensivmedizinisch betreut werden können. Nebenbei geht es außerdem immer noch um eine neuartige Viruserkrankung, deren mögliche langfristige Folgen noch relativ unbekannt sind.

Der Staat hat es lange mit Apellen an den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt versucht - ohne Erfolg.

Mich bestürzt, neben dem opportunistischen Agieren der verantwortlichen Politiker, vor allem der ausgeprägte Egoismus in der Gesellschaft, den die Pandemie dieses Jahr immer wieder nach außen gekehrt hat.
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tsch
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von tsch »

Textsortenlinguistik hat geschrieben: 6. Jan 2021, 16:35 Das Ziel ist es, eine Überlastung und damit einen Zusammenbruch des Gesundheitssystems zu verhindern. Denn dann sterben plötzlich viele viele Menschen jeden Alters an allen möglichen Leiden, die nicht mehr intensivmedizinisch betreut werden können. Nebenbei geht es außerdem immer noch um eine neuartige Viruserkrankung, deren mögliche langfristige Folgen noch relativ unbekannt sind.
Ich kann größtenteils nur für Österreich sprechen, aber davon habe ich z.B. in der Diskussion schon ewig nichts mehr gehört - obwohl genau das der entscheidende Punkt sein sollte. Und wenn, dann war es Cherry-Picking mit Ausnahmefällen, aber keine offengelegen Statistiken mit Kapazitäten und wie viele davon ausgeschöpft sind.

Natürlich gibt es auch viel Egoismus in der Bevölkerung, aber ich würde genauso die schlechte Kommunikation der Politik anprangern. In Österreich weiß man z.B. gar nicht mehr, was gerade gilt, wenn man nicht täglich Nachrichten schaut. Wenn es gut überlegte Tests von Maßnahmen wären - ok, aber den Eindruck habe ich schon seit spätestens Winter nicht mehr, wo einfach mit Bauchgefühl verschiedene Dinge mal in Kraft gesetzt werden. 15km in DE klingt auch danach :D .
Zuletzt geändert von tsch am 6. Jan 2021, 16:49, insgesamt 1-mal geändert.
Rince81
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

tsch hat geschrieben: 6. Jan 2021, 16:13 Damit möchte ich nicht die Schwere der Pandemie leugnen, sondern nur kritisieren, wie speziell die Politik (und teilweise die Medien) Panik schüren, um noch krassere Maßnahmen durchwinken zu können. Es scheint aktuell egal zu sein, was man alles im gleichen Zug mit in den Abgrund reißt (Wirtschaft, mentale Gesundheit der Bevölkerung, Existenzen von Selbstständigen), wenn man anschließend sagen kann, dass man weniger Corona-Fälle hatte als z.B. der EU-Durchschnitt. Dafür werden diese moralischen Argumente missbraucht - als würde es an anderen Stellen keine negativen Effekte geben, wenn man Menschen wegschließt.
Ich habe immer noch das Gefühl, dass nicht verstanden wird worum es eigentlich geht. Es geht nicht um Oma Traudel oder Opa Werner, die nun vielleicht Anfang 2020 elendig ersticken statt vielleicht noch 3 Wochen oder drei Jahre oder vielleicht 15 zu leben. Wenn es darum gehen würde würden wir jede Grippesaison dichtmachen - tun wir aber nicht sondern wir nehmen das als Gesellschaft in Kauf.
Wenn wir aber Covid laufen lassen, bricht uns das Gesundheitssystem zusammen und wenn das passiert hat das auch Auswirkungen auf die Wirtschaft und die mentale Gesundheit der Bevölkerung - nur vermutlich keine bessere...

Mit einem Virus kann man nicht verhandeln - trotzdem wird das augenscheinlich wieder und wieder versucht bzw. erwartet, dass das funktioniert. Nein, das funktioniert nicht, nie.
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tsch
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von tsch »

Rince81 hat geschrieben: 6. Jan 2021, 16:49
tsch hat geschrieben: 6. Jan 2021, 16:13 Damit möchte ich nicht die Schwere der Pandemie leugnen, sondern nur kritisieren, wie speziell die Politik (und teilweise die Medien) Panik schüren, um noch krassere Maßnahmen durchwinken zu können. Es scheint aktuell egal zu sein, was man alles im gleichen Zug mit in den Abgrund reißt (Wirtschaft, mentale Gesundheit der Bevölkerung, Existenzen von Selbstständigen), wenn man anschließend sagen kann, dass man weniger Corona-Fälle hatte als z.B. der EU-Durchschnitt. Dafür werden diese moralischen Argumente missbraucht - als würde es an anderen Stellen keine negativen Effekte geben, wenn man Menschen wegschließt.
Ich habe immer noch das Gefühl, dass nicht verstanden wird worum es eigentlich geht. Es geht nicht um Oma Traudel oder Opa Werner, die nun vielleicht Anfang 2020 elendig ersticken statt vielleicht noch 3 Wochen oder drei Jahre oder vielleicht 15 zu leben. Wenn es darum gehen würde würden wir jede Grippesaison dichtmachen - tun wir aber nicht sondern wir nehmen das als Gesellschaft in Kauf.
Wenn wir aber Covid laufen lassen, bricht uns das Gesundheitssystem zusammen und wenn das passiert hat das auch Auswirkungen auf die Wirtschaft und die mentale Gesundheit der Bevölkerung - nur vermutlich keine bessere...

Mit einem Virus kann man nicht verhandeln - trotzdem wird das augenscheinlich wieder und wieder versucht bzw. erwartet, dass das funktioniert. Nein, das funktioniert nicht, nie.
Genau darüber habe ich geschrieben - rational über Kapazitäten sprechen, nicht nach Bauchgefühl mal einfach alles testen ;) . Möglicherweise schüre ich aber auch nur ein wenig Verwirrung, weil ich aus österreichischer Perspektive schreibe, wo das Thema nicht mehr im Fokus steht.
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Feamorn
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Feamorn »

Textsortenlinguistik hat geschrieben: 6. Jan 2021, 16:35 Die Politik profiliert sich mit Ausnahme vom Bund seit Monaten nun doch mit Lockerungen und Aufrechterhaltung der "Betreuung" um jeden Preis.

Das Ziel ist es, eine Überlastung und damit einen Zusammenbruch des Gesundheitssystems zu verhindern. Denn dann sterben plötzlich viele viele Menschen jeden Alters an allen möglichen Leiden, die nicht mehr intensivmedizinisch betreut werden können. Nebenbei geht es außerdem immer noch um eine neuartige Viruserkrankung, deren mögliche langfristige Folgen noch relativ unbekannt sind.

Der Staat hat es lange mit Apellen an den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt versucht - ohne Erfolg.

Mich bestürzt, neben dem opportunistischen Agieren der verantwortlichen Politiker, vor allem der ausgeprägte Egoismus in der Gesellschaft, den die Pandemie dieses Jahr immer wieder nach außen gekehrt hat.
Sehe ich auch so. Was mich halt einigermaßen sauer macht bezüglich der aktuellen Maßnahmen ist, dass sie relativ einschneidend sind bezüglich der (Grund)Rechte, aber halt dennoch total willkürlich wirken. Wie kann es sein, dass sich ein Söder die Tage hinstellt und noch immer sagen kann "wir fahren immer noch nur auf Sicht", wo doch eigentlich der gesamte Verlauf schon im letzten Frühjahr mehr oder minder so vorhergesagt wurde? Wo ist die Presse, die da mal den Finger in die Wunde legt und auf klare Worte bezüglich längerfristiger Planung drängt? Das ist ja alles keine Schwarzmalerei oder Verschwörungsgeschwurbel, sondern relativ offensichtliche Faktenlage, wenn man sich etwas mit den Daten und Tatsachen befasst.
Ich bin generell bereit, den Politikern gegenüber einiges an Nachsicht walten zu lassen in dieser Situation, in deren Haut will ich bestimmt nicht stecken. Aber gleichzeitig frage ich mich in vielen Feldern doch, womit die so die letzten neun Monate ihre Zeit verbracht haben. Wie kann es sein, dass es noch immer keine klar erkennbare Linie im Umgang mit Schulen und Kitas gibt? (Soweit, dass sich die unmögliche NRW-Kultusministerin hinstellt und sagt, die Schulen werden am 11.1. aufgemacht, egal wie es aussieht.) Dazu fehlt mir etwas der kreative Umgang mit der Tatsache, dass es das ganze Jahr noch so weitergehen muss. Selbst wenn die Impfzentren alle zu 100% effektiv arbeiten würden, hätte die Altersgruppe 60+ erst in ca. 100 Tagen alle ihre zweite Impfdosis intus (wenn man alle Impfen will), alle jüngeren noch gar nichts, und ich würde realistisch von deutlich weniger Effektivität der Zentren ausgehen, einfach der Erfahrung nach. (450 Impfzentren, ideal wären jeweils 1000 Impfungen/Tag, wir haben laut Statista ca. 23 Mio Menschen 60+ im Land.) Es ist völlig offensichtlich, dass wir noch das ganze Jahr mit Einschränkungen leben müssen. Da hätte ich gerne Ideen, wie man das machen will, ohne zum einen die Wirtschaft völlig abzuwürgen (und damit meine ich insbesondere die vielen, vielen Kleinunternehmer und Selbstständigen) und zum anderen ohne dass die isolierten Bürger bekloppt werden (ich bin single, bin depressiv vorbelastet und ja, es geht mir mittlerweile echt gewaltig an die Nieren). Stattdessen druckst man alle paar Wochen wieder rum, ohne genau zu sagen, was man sich für die Zukunft vorstellt und veranlasst wieder irgendwelche kurzfristigen Maßnahmen, die (teilweise offensichtlich) wirkungslos bleiben (werden). Da hat scheinbar niemand den Arsch in der Hose, um zu sagen, wie es ist, und dass wir damit noch mindestens 12 Monate hart zu kämpfen haben werden (und endgültig vorbei wird es dann vermutlich auch noch nicht sein). Das alles auch nur unter der Prämisse, dass nicht noch etwas unvorhergesehenes passiert (Stichwort Mutationen, Impfstoffe etc.)

Ich drehe niemandem in den Entscheiderpositionen einen Strick daraus, dass sie keine Patentlösung haben, aber diese Taktik des Verschleppens und der Nichtkommunikation von Plänen (und evtl das nicht-anfertigen ebenjener?), das macht mich echt wütend.

Zumal man sich auf die Art und Weise auch den verbliebenen guten Willen des vernünftigen Anteils der Bevölkerung verspielt.

Die andere Sache, die mich ähnlich wütend macht ist dann tatsächlich der so weit verbreitete Egoismus (zu) vieler Mitmenschen, der ja teilweise Maßnahmen erst herausfordert. Aber damit war für mich alten pessimistischen Misanthropen wiederum leider zu rechnen...


edit: Die Zahlen oben bzgl. Impfungen beziehen sich auf Deutschland.
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Cthalin
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Cthalin »

Ach Feamorn, ich bin da gänzlich bei dir. :( Auch wenn wir das Glück haben hier immerhin zu zweit festzustecken. Wir schaffen das schon alle irgendwie. Und wenn's gar nicht mehr geht, haben wir hier ein nettes Forum, ein schönes Hobby zum Ablenken und bestimmt auch auf dem Discord nette Menschen zum Plaudern und Kennenlernen. Sollt ich mir vielleicht selbst mal zu Herzen nehmen. :D

Maßnahmen-"Tests" gibt es bei uns nicht, weil keine Regierung so gesehen werden will, als wüsste man gar nicht was man tut. Lieber wird jede dumme Idee mit einer Vehemenz vorgetragen, als wäre das der nächste Angriff auf das Virus. Und jedes Ansteigen der Zahlen klingt dann auch gleich wieder danach, als würde das Virus "vollkommen unerwartet zurückschlagen". Dabei ist der komplette Verlauf bisher schon im März letzten Jahres so von einigen Virologen vorhergesagt worden. :(
Zu einem nachvollziehbaren Politikertreiben würde aber auch gehören Fehler einzugestehen und eben daraus zu lernen und anzupassen. Aber eine Fehlerkultur haben wir irgendwie nicht. Das ist immer schwierig zu begreifen für Menschen wie mich, die eher aus dem naturwissenschaftlichen Bereich kommen. ^^
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Feamorn
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Feamorn »

Cthalin hat geschrieben: 6. Jan 2021, 17:26 Ach Feamorn, ich bin da gänzlich bei dir. :( Auch wenn wir das Glück haben hier immerhin zu zweit festzustecken. Wir schaffen das schon alle irgendwie. Und wenn's gar nicht mehr geht, haben wir hier ein nettes Forum, ein schönes Hobby zum Ablenken und bestimmt auch auf dem Discord nette Menschen zum Plaudern und Kennenlernen. Sollt ich mir vielleicht selbst mal zu Herzen nehmen. :D

Maßnahmen-"Tests" gibt es bei uns nicht, weil keine Regierung so gesehen werden will, als wüsste man gar nicht was man tut. Lieber wird jede dumme Idee mit einer Vehemenz vorgetragen, als wäre das der nächste Angriff auf das Virus. Und jedes Ansteigen der Zahlen klingt dann auch gleich wieder danach, als würde das Virus "vollkommen unerwartet zurückschlagen". Dabei ist der komplette Verlauf bisher schon im März letzten Jahres so von einigen Virologen vorhergesagt worden. :(
Zu einem nachvollziehbaren Politikertreiben würde aber auch gehören Fehler einzugestehen und eben daraus zu lernen und anzupassen. Aber eine Fehlerkultur haben wir irgendwie nicht. Das ist immer schwierig zu begreifen für Menschen wie mich, die eher aus dem naturwissenschaftlichen Bereich kommen. ^^
Ja, klar. Ich bin auch bestimmt niemand, der nach schnellen Öffnungen ruft oder so, im Gegenteil sind mir die Maßnahmen eben oft nicht entschieden genug. Wenn man schon anfängt sich irgendwie im Graubereich zu bewegen, was die Rechtslage angeht, dann nur halt bitte mit einem erkennbaren Plan, der auch irgendwie Erfolg verspricht. Was ich halt nicht verstehe, wie oft man von irgendwelchen Entwicklungen "überrascht" wird. War es wirklich nicht abzusehen, dass sich die Leute alle nach Winterberg begeben werden zwischen den Jahren? Klar war das unvernünftig von den Menschen, aber nachdem man jetzt schon echt lange quasi "nichts mehr" durfte, kann es einen nicht wundern, wenn dann eine bestimmte Masse auf die Idee kommt, dass "Skifahren an der frischen Luft" da wie eine gute Idee aussieht. Da hätte man sich auch was überlegen können, bevor die Gegend überrannt wird. Dass das mit der Eigenverantwortung nicht ausreichen wird, war nach dem letzten Jahr doch irgendwie abzusehen.
Oder so Späße wie, "ja, die Kitas sind offen, aber bitte bringt die Kinder wenn möglich nicht hin", das ist eine Rauchbombe, denn so lange die Kitas offen sind, werden viele Arbeitgeber verlangen, dass die Eltern arbeiten kommen. Es sind so viele Gesellschaftsbereiche, die auf diese Art zur Zeit alleine gelassen werden. Mit das schlimmste Beispiel die tollen Finanzhilfen für die Selbstständigen, wo dann Hilfen nur zur Deckung von Fixkosten verwendet werden dürfen, wo doch gerade die Selbstständigen in der Regel zusehen, dass die Fixkosten möglichst niedrig bleiben. Die Fixkosten sind dort, den Bauch voll zu bekommen und die Wohnung zu zahlen, dafür darf das Geld aber nicht genutzt werden. Stattdessen werden sie gezwungen sich in die Löwenhöhle von ALGII geschickt. Die Betroffenen sind ja aber nicht im klassischen Sinne "Arbeitssuchende" sondern sind teilweise von einem plötzlich quasi staatlichem Berufsverbot betroffen. Die brauchen keinen anderen Job, sondern eine Überbrückung, bis sie wieder arbeiten können, zumal man die ja nicht ernsthaft in andere Jobs drängen wollen wird (wird ja in der Masse auch kaum möglich sein), denn wenn das Ganze durch ist, braucht man die ja auch wieder in ihren ursprünglichen Jobs.

Auf der anderen Seite dann die Arbeitnehmer, in deren Beruf ein arbeiten daheim temporär möglich wäre, die Arbeitnehmer aber trotzdem auf Anwesenheit bestehen (begegnen mir bei Twitter immer wieder, habe natürlich keine Evidenz, wie weit verbreitet das wirklich ist), auch hier hätte man mehr als ein paar "eindringliche Bitten" auf die Beine bringen können.
Ich bin echt heilfroh, dass bei uns in der Firmengruppe (Softwareentwicklung) Homeoffice schon vorher prinzipiell möglich war (gerade in meiner Firma auch üblich, wenn auch in kleinerem Maßstab) und die Skalierung unserer Infrastruktur dafür recht schmerzlos von statten ging. Ich habe das große Glück, dass ich ohne Probleme seit Februar 2020 nicht mehr im Büro war und dennoch weiter normal arbeiten konnte, dazu gab es sogar zwischendurch steuerfreie Extrazahlung die man, sofern nötig, bitte in die Verbesserung des heimischen Arbeitsplatzes investieren sollte. Da bin ich unheimlich privilegiert, frage mich aber auch, warum einige Firmen offenbar nicht einmal bereit sind, hier das Minimum zu bieten.

Im persönlichen Bereich kämpfe ich halt vor allem mit dem Wegfall meiner üblichen Zeitvertreibe, wobei wir tatsächlich einzelne Aktivitäten im Freundeskreis beibehalten haben, auch wenn man z.T. die Vorgaben ignoriert werden, durch unsere jeweiligen Situationen dürften wir aber trotzdem alle deutlich weniger Kontakte haben, als viele die immer noch in den ÖPNV getrieben werden. Das ist auch tatsächlich notwendig, um die mentale Gesundheit wenigstens ein Bisschen beisammen zu halten. Natürlich pausieren wir, wenn jemand krank ist, oder jetzt vor Weihnachten, um Besuche bei den Eltern zu ermöglichen, da haben wir halt jeweils isoliert. Aber einem Freund ist vor einem guten Jahr die Frau gestorben, der hockt mit den Kindern jetzt alleine da, wenn wir uns nicht dann und wann sehen würden, wäre der auch am Ende. Wenn ich die Verkäufer in den Supermärkten hier abziehe, kann ich meine Kontakte in den letzten 11 Monaten dennoch an zwei Händen abzählen, bei meinen Freunden sieht es ähnlich aus (und durch die Überschneidung ist die Gesamtgruppe vermutlich nicht viel größer). Völlige Isolation bzw. Einstellung von Aktivitäten ist für so einen langen Zeitraum halt auch völlig illusorisch, dann hat am Ende wirklich die Gesamte Bevölkerung beim Therapeuten sitzen. Es wäre nur alles sehr viel klarer und einfacher zu organisieren, wenn die Vorgaben entsprechend langfristig geplant würden, und nicht immer wieder mit so kurzem Vorlauf erneuert würden und dadurch am Ende über lange Zeiträume total unrealistische Bedingungen setzen. Das führt am Ende nur dazu, dass die Leute anfangen zu ignorieren oder zu sagen "ach, die eine Ausnahme ist nicht so tragisch", aber eben ohne Plan und damit am Ende (im Kontext der Pandemie) eben doch ggfalls "gefährlich".
Ich denke das wichtige ist wirklich, wieder auf ein Level herunter zu kommen, dass die Gesundheitsämter wieder nachverfolgen können. Dabei hilft eben auch, wenn in der Bevölkerung kommuniziert wird, dass es enorm hilft, wenn man die eigenen Kontakte nachhält, oder sich z.B. immer nur mit den gleichen Leuten trifft, dann bleibt das Infektionsgeschehen nämlich nachverfolgbar und die gefürchteten Superspreaderevents gering, wenn nicht generell aus.
Aber dafür müsste man eben auch klar sagen, wie die Lage ist, dass sie noch bleibt, und dass man da zusammenarbeiten muss, da es sonst eben für jeden schlimm wird.
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tsch
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von tsch »

Feamorn hat geschrieben: 6. Jan 2021, 17:59 Klar war das unvernünftig von den Menschen, aber nachdem man jetzt schon echt lange quasi "nichts mehr" durfte, kann es einen nicht wundern, wenn dann eine bestimmte Masse auf die Idee kommt, dass "Skifahren an der frischen Luft" da wie eine gute Idee aussieht. Da hätte man sich auch was überlegen können, bevor die Gegend überrannt wird. Dass das mit der Eigenverantwortung nicht ausreichen wird, war nach dem letzten Jahr doch irgendwie abzusehen.
Die Sätze sind für mich irgendwie der Beleg, dass die aktuelle Panikmache ausartet. Was sollte an Skifahren schlimm sein? Zum einen ist man draußen, wo die Ansteckung sowieso schon deutlich unwahrscheinlicher ist, zum anderen liegen ja locker 10-15m zwischen jedem Skifahrer. Würde mir ja fast schon wünschen, dass die gesamte Bevölkerung gerade auf Ski steht, weil man den Mindestabstand kaum besser einhalten könnte. Außerdem stärkt Sport das Immunsystem, was bei Lockdowns gerade auch ziemlich leidet.

Wieso Panikmache? Weil das natürlich die beste Meldung überhaupt ist, wenn Leute wieder zum Skifahren kommen, aber in Ischgl letztes Jahr doch der Virus erst ordentlich verteilt wurde. Aber wo denn? Sicherlich nicht auf dem Berg, sondern beim dicht gedrängten Apres-Ski in den Hütten, der natürlich auch weiterhin nicht stattfindet. Außerdem ist es mit den Liften so gelöst, dass man sowieso nicht in engen Kontakt mit anderen Menschen kommt.

Bringst genau das Beispiel, was ich mit meinem vorherigen Beitrag aufgreifen wollte. Unverhältnismäßige Maßnahmen, die Blödsinn sind wenn man 5 Sek drüber nachdenkt, aber für die es gerade politischen Willen gibt, weil Leute nur Skiurlaub hören und direkt an Ischgl denken - obwohl es dort um etwas ganz anderes ging.

Ich denke, dass Skifahren gerade eine tolle Option ist, weil es eben keine Sportart ist, wo man engen Körperkontakt mit anderen Menschen hat, aber trotzdem draußen ist und sein Immunsystem stärken kann. Wirst auch da 'n Idioten finden, der Abstandhalten oder sowas ignoriert, aber ich wohne in einem Skiort und so viel Abstand sehe ich z.B. in keinem Supermarkt - Supermärkten, wo man übrigens auch keine Touristen sieht, weil Hotels sowieso geschlossen haben.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Nur mal kurz, die "Mindestabstände" sind ein willkürlicher Wert. Niemand ist sicher vor einer Infektion, da er 1,51 Meter von jemandem entfernt steht, er ist aber sicherer als z.b. bei 1 Meter. Nur weil Mindestabstände eingehalten werden ist es nicht Covidsicher, das Risiko ist aber geringer.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von tsch »

Rince81 hat geschrieben: 6. Jan 2021, 18:45 Nur mal kurz, die "Mindestabstände" sind ein willkürlicher Wert. Niemand ist sicher vor einer Infektion, da er 1,51 Meter von jemandem entfernt steht, er ist aber sicherer als z.b. bei 1 Meter. Nur weil Mindestabstände eingehalten werden ist es nicht Covidsicher, das Risiko ist aber geringer.
Falls das an mich gerichtet war: Beim Skifahren hat niemand 1m oder 1,5m Abstand zum nächsten Skifahrer, sondern eher 10-15m. Und das auch eher bei einer normalen Saison, gerade sieht man z.B. nur vereinzelte Leute. Ich glaube schon, dass ich da relativ sicher sagen kann, dass es keine Ansteckung geben kann, weil man sonst das Haus generell nicht verlassen dürfte.
Zuletzt geändert von tsch am 6. Jan 2021, 18:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Kommt eben auf die Anzahl der Menschen an. Hat hier in Deutschland in Winterberg oder im Erzgebirge eben gerade nicht geklappt mit den Abständen. Du bist eben nicht der einzige der auf die Idee kommt...
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Wudan
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Wudan »

Gerade was sich jetzt in den Wintersportgebieten abgespielt hat ist für mich das deutlichste Zeichen wie tief der Egoismus bei vielen Leuten verwurzelt ist. Ich war wirklich fassungslos als ich die Bilder aus Winterberg etc. gesehen hab.

Das ist so eine Sache die ich einfach beim besten Willen nicht verstehe. Das will mir einfach nicht in den Kopf. Die Idee mal Schlittenfahren zu gehen, schön und gut. Aber wenn es dann schon auf dem Weg dorthin zu endlosen Autoschlagen kommt, wenn die Polizei sagt "dreht um, fahrt wieder heim", wenn die Politiker sagen "bitte überrennt nicht diese Gebiete", wenn die ansässigen Bürger sagen "bitte kommt nicht hier her, hier gibt es nichts, alles hat zu, die Skilifte sind ausgeschaltet", warum müssen sich die Leute dann TROTZDEM auf Teufel komm raus noch versuchen durchzumogeln und auf anderen Wegen in diese Orte gelangen? Es geht doch nur um fucking Schlittenfahren was ist daran so wichtig! Warum muss man ala "ich lass mir gar nichts sagen!" und gegen jede Vernunft so seinen Kopf durchdrücken? Ich verstehe es einfach nicht!

Und es geht doch gar nicht so um das Ski fahren an sich. Es geht darum das in den Orten eh alles geschlossen ist. Mit den Ergebnis das die Touristen feststellen die Lifts laufen nicht, dann bleiben alle im Ort, überrennen die Supermärkte wo sich dann alles dicht drängt, sich in den Straßen besaufen und feiern (ohne Maske, versteht sich), und da alles zu hat werden den Anwohnern die Gärten zugeschissen. Wo ist da der Sinn? "Man muss doch auch mal raus kommen", "ich will meinen Kindern auch mal was bieten" .... ja.. da bietet man seinen Kindern aber so richtig was - Stunden lang im Stau stehen, in der Kälte rumlungern und sein Geschäft auf der Straße verrichten müssen - FUN!

Sorry, für sowas fehlt mir einfach jedes Verständnis. Wie kann Schlitten oder Ski fahren derartige Priorität sein so das man sich über ALLES hinwegsetzen muss?

Zum Thema Egoismus in der Coronakrise fand ich übrigens diesen Artikel recht gut: https://taz.de/Wie-Corona-Ich-Bezogenhe ... /!5735543/
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Wudan
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Wudan »

tsch hat geschrieben: 6. Jan 2021, 18:49 Falls das an mich gerichtet war: Beim Skifahren hat niemand 1m oder 1,5m Abstand zum nächsten Skifahrer, sondern eher 10-15m. Und das auch eher bei einer normalen Saison, gerade sieht man z.B. nur vereinzelte Leute.
Ja, funktionert echt super:

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Cthalin
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Cthalin »

Sascha Lobo hat seinen Tweet zu einer Kolumne ausgeweitet: https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpol ... 3b8d70a096

Und ein schöner Blogpost zu Schulschließungen: https://blog.fefe.de/?ts=a10b08e3
Wenn es nicht so unglaublich grotesk wäre, käme man aus dem Lachen nicht mehr raus...
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Tsuran
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Tsuran »

tsch hat geschrieben: 6. Jan 2021, 16:13 Dabei finde ich nicht nur diese Art der Maßnahmen (wie z.B. 15km Radius) erschreckend, sondern auch die Art, wie diese Maßnahmen an die Bevölkerung kommuniziert werden - nämlich mit dem unangreifbaren moralischen Standpunkt, dass es um Menschenleben geht.
Frage hinsichtlich Deiner Kritik bzgl. der Kommunikation: Welches Argument hättest Du Dir denn gewünscht außer der Absicht, möglichst wenige Menschen zum sterben an/mit/durch Covid-19 zu verdammen + denen die zusätzlich sterben weil trotz freier Kapazitäten das seit Monaten extrem beanspruchte Personal einfach nicht mehr sauber arbeiten kann?
tsch hat geschrieben: 6. Jan 2021, 16:13 Damit möchte ich nicht die Schwere der Pandemie leugnen, sondern nur kritisieren, wie speziell die Politik (und teilweise die Medien) Panik schüren, um noch krassere Maßnahmen durchwinken zu können. Es scheint aktuell egal zu sein, was man alles im gleichen Zug mit in den Abgrund reißt (Wirtschaft, mentale Gesundheit der Bevölkerung, Existenzen von Selbstständigen), wenn man anschließend sagen kann, dass man weniger Corona-Fälle hatte als z.B. der EU-Durchschnitt. Dafür werden diese moralischen Argumente missbraucht - als würde es an anderen Stellen keine negativen Effekte geben, wenn man Menschen wegschließt.
Ich kann nicht erkennen, dass in "der Politik" Panik geschürt wird. Es erkranken jeden Tag zehntausende Menschen, Es sterben jeden Tag mehrere hundert an/mit/durch diese Erkrankung. Das ist eine biologische Katastrophe, die nicht nur noch schlimmer ist, weil wir einigermaßen reagiert haben. Nicht auszudenken welches Elend über die Menschen hereinbrechen würde, hätte man nicht reagiert.

Weil immer wieder dieser (entschuldigung im voraus) dämliche Vergleich mit der Grippe kommt.
Influenzameldungen gemäß IfSG von der 40. Meldewoche (MW) 2018 bis zur 20. MW 2019 (Datenstand
05.06.2019)
Erkrankungen (gerundet): 182.000 labordiagnostisch bestätigte Fälle
Hospitalisierungen (gerundet): 40.000 labordiagnostisch bestätigte Fälle
Bericht zur Epidemiologie
der Influenza in Deutschland
Saison 2018/19
Diese Zahlen schaffen wir aktuell in knapp mehr als einer Woche.
tsch hat geschrieben: 6. Jan 2021, 16:13 Ich würde mir wünschen, dass die Diskussion über die Maßnahmen zum einen erlaubt ist, aber zum anderen auch wieder auf eine rationale Ebene gebracht wird. Wie viele Intensiv-Betten sind frei, wie gefährlich ist das Virus für gesunde Menschen unter 50/60, wo treffen Maßnahmen die falschen Menschen (Dichte der Bevölkerung, usw.)? Bitte ohne Cherry-Picking, sondern mit echten Statistiken.
Du kannst doch über die Maßnahmen diskutieren. Nichts und niemand hält Dich davon ab. Das Problem wird sein, dass Dir relativ schnell starker Wind entgegen bläst,

Du möchtest Daten? Hier sind sie:
Anzahl der freien Intensivbetten in Deutschland
Offizielles Dashboard des RKI zu COVID-19
Allgemeine Statistiken zu COVID-19 auf Wikipedia
Handlungsanweisung des RKI zum Umgang mit an/mit COVID-19 Verstorbenen

Verwertbare Informationen hinsichtlich der Gefährlichkeit für Menschen innerhalb eines bestimmten Altersspektrums konnte ich nicht finden. Es gibt Erhebungen die klar zeigen, dass mit zunehmendem Alter das Risiko steigt. Die Zahlen zeigen aber auch, dass Menschen die scheinbar gesund sind, relativ schnell sterben können.
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billi
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von billi »

tsch hat geschrieben: 6. Jan 2021, 18:49 Falls das an mich gerichtet war: Beim Skifahren hat niemand 1m oder 1,5m Abstand zum nächsten Skifahrer, sondern eher 10-15m.
Beim Anstehen am Lift oder in den Gondeln steht / sitzt man dicht an dicht.
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tsch
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von tsch »

billi hat geschrieben: 7. Jan 2021, 10:54
tsch hat geschrieben: 6. Jan 2021, 18:49 Falls das an mich gerichtet war: Beim Skifahren hat niemand 1m oder 1,5m Abstand zum nächsten Skifahrer, sondern eher 10-15m.
Beim Anstehen am Lift oder in den Gondeln steht / sitzt man dicht an dicht.
Erneut, ich weiß nicht was genau in Deutschland gilt, aber in Österreich darf man nur alleine in die Gondel, oder mit Familie halt. Kann mir fast nicht vorstellen, dass es in Deutschland groß anders ist.

Was mich beunruhigt ist das Cherry-Picking, was betrieben wird. Es geht nicht mehr um rationale Vorschläge - wo meiner Meinung nach Skifahren erlaubt sein sollte mit entsprechenden Abstandsregeln - sondern um das Shamen von Ausreißern. Wenn irgendwo eine Piste entdeckt wird, wo Leute unverantwortlich handeln, dann wird das als Beleg instrumentalisiert, um alles verbieten zu wollen, was damit zu tun hat.

Wir alle wissen, und haben wahrscheinlich schon selbst erlebt, dass es Menschen gibt, denen diese Regeln komplett egal sind. Die wird man im Supermarkt finden, aber natürlich auch auf den Skipisten. Ist es der richtige Weg deswegen alles präventiv verbieten zu wollen und Leute in ihren Wohnungen einzuschließen? Im Endeffekt ist es ein Abwägen von Maßnahmen und deren Konsequenzen. Ich bin für Maßnahmen, aber ich befürchte, dass sich das gerade in die Richtung entwickelt, wo Konsequenzen egal sind.

Das ist eine gefährliche Art der Diskussion, weil man schnell in Richtung Populismus driftet, wenn man einzelne Fotos/Beweise nimmt, um eine viel größere Thematik erklären zu wollen. Wurde auf den Fotos, die man hier sieht, unverantwortlich gehandelt? Selbstverständlich. Ist das repräsentativ für das Skifahren an sich, was deshalb verboten werden sollte? Ich habe jedenfalls noch keine Fotos aus Österreich gesehen und wie gesagt, vor Ort kann ich das auch nicht bestätigen - viel Abstand, Gondeln mit einer Person, etc...

@Tsuran
Ich habe nie die Schwere der Pandemie geleugnet - keine Ahnung wovon du redest :ugly: . Ich bin Pro-Maßnahmen, aber ich wollte mal die Perspektive in die Diskussion bringen, dass es an bestimmten Stellen auch zu weit gehen kann und der eigentliche Nutzen sehr fragwürdig ist.
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Alienloeffel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Alienloeffel »

Schon bei der Menge an Leuten die man auf den Bildern aus unterschiedlichen Orten sieht, kannst du doch nicht von Einzelfällen sprechen. Wir haben die letzten Monate doch genug gesehen, um zu wissen, dass sehr viele Leute in Eigenverantwortung ignorante und/oder ungünstige Dinge tun. Das hat ja auch oft was mit Mengen zu tun weil deutlich mehr Leute die gleiche Idee hatten wie man selbst. Entweder man betreibt einen großen Aufwand um die Regeln bei den Zufahrten etc aufrecht zu erhalten, oder man macht da eben zu.

Erstaunlich ist aber, dass es nach all der Zeit weiterhin wenig tiefergreifende Konzepte gibt, man immer noch über Schulen diskutiert, während viele Betriebe quasi ohne Auflagen weitermachen. Das alles sieht nach entweder ignoranter und/oder inkompetenter Wirtschaftsbevorzugung aus. Das tragische ist ja, dass obwohl die Union seit so vielen Jahren mit Unfähigkeit und gestrigem Gerede in eigentlich allen Bereichen auffällt, die Opposition einfach keine vernünftigen Alternativen bietet. Es ist zum aus der Haut fahren.
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