COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

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Inkognito
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Inkognito »

Ruhig Blut DickHorner.
1. Ich habe meine persönlichen Kontakte um 99,9% reduziert. Da die Mobilität in Deutschland höher ist wie vor Corona, gehöre ich offensichtlich einer verschwindend kleinen Minderheit an.
2. Fussballspieler, die nicht in ihrem Heimatland spielen, nennt man Legionäre. Hat nur metaphorisch etwas mit Krieg zu tun.

-> Nur weil ich so dumm bin mich zu Gunsten der Allgemeinheit massivst einzuschränken, denkt die Mehrheit offensichtlich in der Zwischenzeit anders.
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Leonard Zelig
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Leonard Zelig »

Inkognito hat geschrieben: 21. Mär 2021, 13:04 -> Die Medien haben über Kassel folgerichtig auch berichtet: Hauptsächlich Geschäftsleute, Künstler, besorgte Menschen und ein paar Querdenker haben teilgenommen.
Das stimmt nicht. Die Demonstration wurde von Verschwörungstheoretikern organisiert und angemeldet und diese Menschen sind dann auch hauptsächlich gekommen. Daher hat sich auch kaum einer an die AHAL-Regeln gehalten.
https://www.hna.de/kassel/corona-demo-k ... 54643.html

Es sind so viele Geschäftsleute und Künstler von den Einschränkungen betroffen, die können doch auch selber Demos anmelden und müssen nicht bei solchen fragwürdigen Veranstaltungen mitlaufen. Dann würde es auch mehr Verständnis von der Bevölkerung für die Demos geben.
"The whole problem with the world is that fools and fanatics are always so certain of themselves, but wiser people so full of doubts."

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Inkognito
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Inkognito »

Habe nur den Tagesschau Bericht dazu gesehen:
Tenor war, dass man sich explizit nicht an die Regel halten wollte, und das Menschen mit positiver Intention und Menschen mit eher skurriler Meinung teilnahmen.
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Andre Peschke
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Andre Peschke »

DickHorner hat geschrieben: 21. Mär 2021, 13:14
Inkognito hat geschrieben: 21. Mär 2021, 13:04 Warum sollen sie sich an Regeln halten, wenn der Gesundheitsminister sich bei Dinnern auch nicht daran hält?
Andererseits lässt man die Fehler und die nachvollziehbare Unfähigkeit des Pandemie Management nicht mehr einfach so durchgehen.
Weil jeder spätestens im Kindergarten lernt, dass das Fehlverhalten anderer nicht zur Legitimation des eigenen Fehlverhaltens herangezogen werden kann.
Und auch wenn das Pandemiemanagement kacksahne ist, bin ich trotzdem intelligent genug, nicht mich und andere zu gefährden.
Es gibt aber inzwischen auch eine Reihe von Studien die nahelegen, dass die Beobachtung von folgenlosem Nicht-Regelkonformen Verhalten die Hemmschwelle eigener Regelüberschreitungen senkt. Insofern ist das ein vergleichsweise normaler Vorgang, insbesondere wenn die Übertretungen in der Presse auch noch sensationalisiert werden (zB "Impfdrängler").

Ist wie mit Steuerhinterziehung, dass dem "kleinen Mann" quasi als Kavaliersdelikt gilt, weil "die großen Firmen kommen damit ja standardmäßig durch" etc.

Man sieht ja auch, dass zB im Nachgang von solchen Demos dann eben genau die Frage aufkommt: "Warum halte ich mich an die Regeln, wenn die Deppen dort in Massen und ohne Konsequenzen diese Regeln ignorieren können?". Das es auf diese Frage viele vernünftige Antworten gibt, ist klar. Die Compliance ist ja vermutlich auch gesamtgesellschaftlich weiter hoch (so wie immer noch ca. 70 % die aktuellen oder schärfere Maßnahmen befürworten). Aber die Errosion bei der Einhaltung wird durch Berichterstattung und mangelnde Vorbildfunktion weiter befördert (wohlgemerkt: Nur ein Faktor von vielen. Der teils undurchsichtige, teils unsinnige Schlingerkurs bei den Maßnahmen und mangelhafte Kommunikation derselben sind zB vermutlich ein noch gewichtigerer Faktor).

Andre
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Stew_TM
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Stew_TM »

Inkognito hat geschrieben: 21. Mär 2021, 13:27 -> Nur weil ich so dumm bin mich zu Gunsten der Allgemeinheit massivst einzuschränken, denkt die Mehrheit offensichtlich in der Zwischenzeit anders.
Was veranlasst dich zu dieser Einschätzung? Meiner Kenntnis nach befürwortet die Mehrheit der Deutschen in repräsentativen Umfragen noch immer die Maßnahmen bzw. fordert schärfere. Eine Demo von besorgten Bürgern, Impfgegnern, Querdenkern und Neonazis in Kassel (bei der bestimmt auch welche "aus dem bürgerlichen Spektrum" mitgelaufen sind) halte ich da für keine repräsentative Stichprobe.
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DickHorner
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von DickHorner »

Hey Incognito,
sorry, hatte sich so gelesen, als wäre es für Dich eine legitime Rechtfertigung. Denke auch regelmäßig, dass ich der einzige Idiot bin, der sich noch an die Regeln hält...

@Andre: Ja, schon klar, dass das eine Symptomatik ist, die wissenschaftlich aufbereitet wird. Aber das ist doch keine Rechtfertigung...

@mal was anderes:
Bei uns wurde jetzt die Schulpflicht ausgesetzt. D.h., wir Lehrer gehen jetzt trotzdem an die Schule und schauen, wer trotzdem kommt. Dann sitze ich da ggf. mit drei Hanseln die nicht gecheckt haben, dass sie nicht kommen müssen. Und digital muss ich trotzdem Unterricht vorbereiten. Einfach geil.
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Textsortenlinguistik
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Textsortenlinguistik »

DickHorner hat geschrieben: 21. Mär 2021, 20:38 @mal was anderes:
Bei uns wurde jetzt die Schulpflicht ausgesetzt. D.h., wir Lehrer gehen jetzt trotzdem an die Schule und schauen, wer trotzdem kommt. Dann sitze ich da ggf. mit drei Hanseln die nicht gecheckt haben, dass sie nicht kommen müssen. Und digital muss ich trotzdem Unterricht vorbereiten. Einfach geil.
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Rince81
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Spiegel berichtet wir gehen wieder in den Lockdown.
https://www.spiegel.de/politik/deutschl ... dac15643e5

Wenn nur jemand hätte ahnen können, dass die Lockerungen im März Quatsch waren und die eigentlich geplanten Lockerungen ab morgen (Kino/Gastronomie/Theater) nie umgesetzt werden würden... Wenn es da nur Leute geben würde, die sowas untersuchen und sich in einem Thema besonders gut auskennen. Wenn es sowas nur geben würde...

Es nervt einfach nur noch rigoros. Gleichzeitig redet man davon "kontaktarmen" Urlaub im eigenen Bundesland zu ermöglichen, sprich Camping und Ferienwohnung. Info an die Politik, damit rettet ihr die Tourismusbranche nicht, ihr sorgt nur für mehr Kontakte.

Ansonsten scheint die Strategie zu sein auf ein Frühlingswunder zu warten. Im "Lockdown" der vergangenen Monate hat die britische Mutation munter ihr exponentielles Wachstum hinbekommen und die anderen Versionen in Deutschland verdrängt. Irgendwie sagt mir mein Bauchgefühl gerade, dass wir in zwei bis drei Wochen völlig überraschend merken werden, dass das, was wir in Deutschland unter einem "Lockdown" verstehen nicht reichen wird...

Mir reicht es. Mir reicht dieser Versuch immer nur genau das zu machen was verhindert, dass uns der ganze Quatsch um die Ohren fliegt, statt es EINMAL richtig zu machen und wir danach irgendeine Perspektive aus dem Dauerlockdown haben.
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DickHorner
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von DickHorner »

@Textsortenlinguistik: Brandenburg, ist landesweit so wenn ich recht informiert bin. Und in Berlin ist es auch wahrscheinlich, dass es kommt. Aber ist eh nur noch eine Woche bis zu den Osterferien...
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Andre Peschke
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Andre Peschke »

Rince81 hat geschrieben: 21. Mär 2021, 21:12
Mir reicht es. Mir reicht dieser Versuch immer nur genau das zu machen was verhindert, dass uns der ganze Quatsch um die Ohren fliegt, statt es EINMAL richtig zu machen und wir danach irgendeine Perspektive aus dem Dauerlockdown haben.
Hat eigentlich irgendjemand eine Theorie, wieso das so abläuft? Das Versäumnis im Sommer... Dumm. Dann Weihnachten... Nochmal dumm. Und jetzt diese Öffnung, von der ab dem ersten Tag klar war, dass sie kassiert werden muss noch bevor ihre letzte Stufe erreicht wird. Das dritte Mal in Folge der gleiche Fehler und diesmal bombastischer als je zuvor.

Ich mein, klar, wir können sagen "Der Föderalismus" oder allgemein "Inkompetenz!" rufen... Aber nix davon leuchtet mir ein, weil das doch wirklich allerspätestens diesmal ein Eigentor mit Ansage war. Ging es darum kurz vor den Landtagswahlen nochmal Optimismus zu verbreiten (wäre jetzt meine Theorie gewesen)? Aber warum dann nicht wenigstens zügig danach handeln? Wie kommt das zustande?

Verblüffend.

Andre
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XfrogX
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von XfrogX »

Ich tippe auf Überheblichkeit und mischt mit Unverständnis.
Politiker denken halt in großen Teilen immernoch das sie einen guten Kompromiss mit dem Virus finden und deswegen könnten sie ja dieses oder jenes erlauben, meistens um andere Versäumnisse aufzufangen. Z.b. verschlafen sich um den Fernunterricht zu kümmern, wissen das die Hilfen für viele Bereiche zu klein sind und es mit jeder Woche sich mehr Probleme aufstauen die dann nach corona sie ja einholen.
Gleichzeitig scheinen viele auch immer noch nicht verstehen wie das Ganze läuft. So aussagen wie nicht nur auf die Inzidenzzahlen gucken, sondern lieber warten bis auch Intensivstationen voll sind, oder auch einfach die Aussagen was als nächsten passiert oder wie kurz Fristen ausgewählt werden.

Wenn die morgen irgendwas beschließen, dann wird das erst Ende der Woche umgesetzt, bis das die zahlen wirklich ändert gehen 2 Wochen drauf, und dann sind die Zahlen ja nicht auf einen Schlag unten, außer man macht vielleicht wirklich einen radikalen lockdown. Also dürfte man eher von 4 Wochen ausgehen bis wir wieder auf dem Stand vor den letzten Lockerungen sind.
Das ganze mit einer Variante die schon vor den Öffnungen gewachsen ist.
Das heißt ohne mehr Impfungen als wir Dosen bekommen braucht doch keiner von denen ohne radikale Lösungen davon zu reden das wir bis „Anfang“ April wieder die alten Maßnahmen zurück bringen.
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Alienloeffel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Alienloeffel »

Dass Jens Spahn davon sprach wie die Pandemie einen immer wieder überrascht macht einen nur fassungslos. Diese anscheinende Unfähigkeit gepaart mit Null Einsicht ist auch einfach so frech.
Ich hoffe wirklich, dass dieses Gebahren in Kombination mit den sehr überraschenden Einzelfällen von Korruption in der Union endlich mal zu Konsequenzen bei den Wahlergebnissen führt.
Voigt
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Voigt »

Würde auch sagen, ganz neutrale Lobbyarbeit, also ohne hier mit Großkonzernen und Bestechlichkeit anzufangen, sondern die ganz normale Lobbyarbeit.

Sowas wie halt Friseure die sagen, macht für uns auf wie haben volle Bücher mit Terminen (obwohl wir noch garnicht wussten ob Frühling gelockert wird oder nicht) und wir haben Hygienekonzepte. Oder halt wie schon lange die Restaurants, oder die Eltern die ihre Kinder in der Schule haben wollen, damit die auf Arbeit gehen können.
Da lassen sich Politiker erweichen, weil das ja auch Wählerstimmen sind, und did drängen jetzt und Zahlen sahen ja kurzfristig besser aus. Merkel weiß halt dass jetzt eh letzte Amszeit für sie ist, hat aber auch wissenschaftlichen Weitblick, wir sind aber keine Wahldiktatur, daher andere Politiker haben ja auch Wort mitzureden in der Regierung.
Zoiglbier
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Zoiglbier »

Die Medien haben meiner Ansicht nach auch zumindest eine Teilschuld. Es wurde im Februar ein Bild gezeichnet, dass der Großteil das Ganze nicht mehr mitträgt. Derweil schrien einige einfach nur besonders laut. Da ist kommunikativ (mal wieder) was schief gelaufen. Lockern mit der Mutation, keine Ahnung wie optimistisch man sein muss zu glauben dass das gut geht.

Außerdem würde ich auch bei der These mitgehen, dass einige wohl immer noch nicht verstanden haben, wie das Ganze läuft. Hygienekonzept bringen ab einem gewissen Punkt nichts mehr. Höhere Mobilität schlägt sich irgendwann in den Zahlen wieder. Auch die Aussage der Inzidenz meinen viele immer noch umgehen zu können. Also indem doch quasi auch auf Intensivbelegung, etc. geschaut werden soll. Das bringt halt nur alles nichts, weil die Inzidenz der verlässlichste Frühindikator ist.

Und so wird halt von einigen dann (z.B. der FDP) vehement gefordert, man möge doch öffnen und dann einfach Hygienekonzepte anwenden und falls die Zahlen hochgehen doch bitte nicht gleich auf die Zahlen schauen...
Sowas wird verstärkt durch die Medien überall aggressiv hinausposaunt, in Verbindung mit den sonstigen Lobbyforderungen. Und am Ende steht man vor einer vermeintlich kritischen Stimmung in der Bevölkerung und meint jetzt zwingend lockern zu müssen. Es fehlt an Souveränität.
Inkognito
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Inkognito »

Hauptursache ist meines Erachtens das "Auf Sicht Fahren" von Spitzenpolikern.
Sie haben gelernt, um Erfolg zu haben, braucht es schnelle Kommunikation, die gut beim Wähler ankommt. Und in den allermeisten Fällen verschwindet das Thema innerhalb von 4 Wochen wieder und es wächst Gras darüber.

Es gibt sicher auch sehr viele Politiker und Karrierebeamten, die langfristig denken und handeln, aber in Krisen haben die halt nichts zu sagen.

Wenn man auf Corona schaut:
März 2020: Kurzer Medium Lockdown & Geld auf das Thema geschüttet -> alles 1A
Sommer 2020: Niedrige Inzidenzen, also nichts tun -> alles 1A
Herbst 2020: Das wird sich schon regeln, erstmal nichts machen -> alles 1A
Winter 2020: machen wir es nochmal wie im März, hat super funktioniert, vielleicht klappts sogar mit weniger Lockdown, dafür mit mehr Geld -> alles 1A
Dezember 2020: jetzt aber wie März! -> alles 1A
Januar/Februar: wir haben die Weihnachts-Outlier super in den Griff bekommen und die Inzidenzen sinken -> alles 1A
Heute: das mit dem Impfen muss ja irgendwann auch wirken. Und der Frühlingseffekt kommt bald -> alles 1A

Würde mich echt uberraschen, wenn sich die Entscheider nicht selbst ein Top-Zeugnis ausstellen würden. 8-)

Man muss betrachten, dass wir aufgrund unseres Wohlstands und unserer gewachsenen Strukturen und Kapazitäten im Gesundheitswesen mit die beste, wenn nicht sogar die beste Ausgangslage für eine solche Pandemie haben.
Underachiever würde man das wohl nennen.

Rince81, stimme Dir voll zu. Es weiß doch jeder, dass der jetzt kommende Lockdown weitestgehend wirkungslos sein wird. R steigt seit 8.2. und war seit Mitte Februar(?) über 1. Da war B1117 bei 10%(?). Jetzt mit 80% Share, wird das ein schöner Spaß. Jeder weiß es, keiner will entschieden handeln.
Inkognito
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Inkognito »

Stew_TM hat geschrieben: 21. Mär 2021, 18:32
Inkognito hat geschrieben: 21. Mär 2021, 13:27 -> Nur weil ich so dumm bin mich zu Gunsten der Allgemeinheit massivst einzuschränken, denkt die Mehrheit offensichtlich in der Zwischenzeit anders.
Was veranlasst dich zu dieser Einschätzung? Meiner Kenntnis nach befürwortet die Mehrheit der Deutschen in repräsentativen Umfragen noch immer die Maßnahmen bzw. fordert schärfere. Eine Demo von besorgten Bürgern, Impfgegnern, Querdenkern und Neonazis in Kassel (bei der bestimmt auch welche "aus dem bürgerlichen Spektrum" mitgelaufen sind) halte ich da für keine repräsentative Stichprobe.
Vielleicht, dass wir ins Deutschland eine ähnlich hohe und teilweise höhere Mobilität als VOR Corona haben.

Man hat März 2020 gesehen, dass es (trotz Arbeit!) ginge.
Jetzt kann oder will sich niemand mehr einschränken.
Oder wie erklärt man das mit der Mobilität???
ZiggyStardust
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von ZiggyStardust »

Rince81 hat geschrieben: 21. Mär 2021, 21:12 Es nervt einfach nur noch rigoros. Gleichzeitig redet man davon "kontaktarmen" Urlaub im eigenen Bundesland zu ermöglichen, sprich Camping und Ferienwohnung. Info an die Politik, damit rettet ihr die Tourismusbranche nicht, ihr sorgt nur für mehr Kontakte.
Wenn selbst herzkranke Politiker aktuell nach Kuba fliegen, dann muss man sich nicht wundern, wenn große Teile der Bevölkerung die Angst vor dem Virus verloren haben.

https://www.spiegel.de/politik/deutschl ... b1b71dbfad
Santiago Garcia
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Santiago Garcia »

Andre Peschke hat geschrieben: 21. Mär 2021, 22:02
Rince81 hat geschrieben: 21. Mär 2021, 21:12
Mir reicht es. Mir reicht dieser Versuch immer nur genau das zu machen was verhindert, dass uns der ganze Quatsch um die Ohren fliegt, statt es EINMAL richtig zu machen und wir danach irgendeine Perspektive aus dem Dauerlockdown haben.
Hat eigentlich irgendjemand eine Theorie, wieso das so abläuft? Das Versäumnis im Sommer... Dumm. Dann Weihnachten... Nochmal dumm. Und jetzt diese Öffnung, von der ab dem ersten Tag klar war, dass sie kassiert werden muss noch bevor ihre letzte Stufe erreicht wird. Das dritte Mal in Folge der gleiche Fehler und diesmal bombastischer als je zuvor.

Ich mein, klar, wir können sagen "Der Föderalismus" oder allgemein "Inkompetenz!" rufen... Aber nix davon leuchtet mir ein, weil das doch wirklich allerspätestens diesmal ein Eigentor mit Ansage war. Ging es darum kurz vor den Landtagswahlen nochmal Optimismus zu verbreiten (wäre jetzt meine Theorie gewesen)? Aber warum dann nicht wenigstens zügig danach handeln? Wie kommt das zustande?

Verblüffend.

Andre
Ich überlege auf der Frage auch schon länger rum. Und ich möchte es mir auch nicht zu einfach machen und schreien "Alle inkompetent! Und korrupt! Die da oben!" Aber ich merke an mir selber, dass die letzte MPK, auf der faktisch beschlossen wurden, dass wir ne 3. Welle kriegen, bei mir die Stimmung zum Kippen gebracht hat. Das war schon schwer zu verstehen, wie es dazu kommen konnte. Zu einer umfassenden Erklärung werden wir hier wohl nicht kommen, aber ein paar Punkte hab ich mir dann doch überlegt.

1. Pfadabhängigkeit. Die eigentlichen Fehler wurden schon letztes Jahr begangen, als man zu spät und zu zögerlich gehandelt hat. Und dann hat man zwar schrittweise nachgebessert, hat zeitweise erste Erfolge gesehen und dann ändert dieses verflixte Virus einfach die Spielregeln. Hätte es die vier Monate davor nicht erst Lockdown light, dann Lockdown medium und Lockdown Zero Sugar gegeben, die Entscheidung wäre vermutlich anders gefallen. Aber so bedingt ein Fehler den Nächsten. Weil einige Ministerpräsidenten wohl selber nicht mehr an Lockdowns als effektives Mittel glauben, andere meinen, sie müssten "den Menschen eine Perspektive bieten".

2. Die MPK ist als Entscheidungsgremium leider völlig ungeeignet. Wenn der Bund sich mit 16 "Länderfürsten" [1] mit jeweils unterschiedlichen Partikularinteressen und Infektionslagen auf eine gemeinsame Linie einigen soll, dann kann dabei nur ein wachsweicher Kompromiss herauskommen. Andererseits hat die MPK den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass Verantwortung durch sie völlig diffus wird. Es haben ja 17 Akteure gemeinsam beschlossen.

3. Föderalismus Ja, wolltest du nicht hören und schrammt mittlerweile hart am Klischee. Aber ich komm da nicht drum rum. Wenn bei Schulen, Impfterminvergabe, Urlaubsregelungen usw. usf. 16 Bundesländer schreien "LÄNDERSACHE" und an ihrer eigenen kleinen Lösung frickeln, natürlich kommt da ein undurchsichtiger Flickenteppich bei raus. Wenn dann noch gemeinsam befasste Beschlüsse in kürzester Zeit untergraben werden, dann frag ich mich auch mit viel Wohlwollen, wofür man die überhaupt erst gefasst hat.

4. Überforderung Und damit meine ich nicht "Die da oben sind alle doof". Aber das Skillset, das es braucht, um es in der Politik weit zu bringen, hilft in dieser Lage leider überhaupt nicht weiter. Das Virus lässt sich nicht von Charisma beeindrucken. Schon gar nicht kann man mit ihm verhandeln oder Kompromisse schließen.

[1] Ich hab den Begriff bewusst gewählt, weil er mich so schön an Crusader Kings erinnert. Aber nicht an ein modernes Staatswesen.
Rince81
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Santiago Garcia hat geschrieben: 22. Mär 2021, 08:17 Schon gar nicht kann man mit ihm verhandeln oder Kompromisse schließen.
Ich glaube das ist ein Jahr mit der Pandemie der Teil, den unsere Politik nach wie vor nicht verstanden hat.
Statt an einer europaweiten Strategie zu arbeiten, streiten wir uns auf Länder- und sogar auf Kommunenebene über richtiges und falsches Krisenmanagement. Das Ergebnis ist eine Wirklichkeit, die absurder nicht sein kann. Volle Ferienflieger nach Malle aber leere Kinos. Urlaub am Ballermann ist möglich, Urlaub an Nord- und Ostsee nicht.
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Feamorn
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Feamorn »

Rince81 hat geschrieben: 22. Mär 2021, 09:04
Santiago Garcia hat geschrieben: 22. Mär 2021, 08:17 Schon gar nicht kann man mit ihm verhandeln oder Kompromisse schließen.
Ich glaube das ist ein Jahr mit der Pandemie der Teil, den unsere Politik nach wie vor nicht verstanden hat.
Statt an einer europaweiten Strategie zu arbeiten, streiten wir uns auf Länder- und sogar auf Kommunenebene über richtiges und falsches Krisenmanagement. Das Ergebnis ist eine Wirklichkeit, die absurder nicht sein kann. Volle Ferienflieger nach Malle aber leere Kinos. Urlaub am Ballermann ist möglich, Urlaub an Nord- und Ostsee nicht.
Das ist ja kein Pandemie-exklusives Problem, in Sachen Klimawandel wird ja ähnlich verfahren. Ich erinnere mich dunkel, dass Politiker FFF-Vertreter kritisiert haben, die vor einem Treffen mit der Politik gesagt haben, dass man mit dem Klima nicht verhandeln kann, und dann Sprüche kamen der Marke "wenn ihr(sic!) nicht kompromissbereit seid, können wir uns das ja gleich sparen", als ob die Fakten irgendwelche verhandelbaren Standpunkte der Jugendlichen seien. Genauso wird jetzt den wissenschaftlichen Erkenntnissen/Fakten zur Pandemie gegenüber getreten.
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