Persönliches Corona-Update:
Ist schon ein 3/4 Jahr als ich hier das letzte Mal geschrieben habe. *Mir selbst* geht es ganz gut. Wieder. Die letzten Monate waren die Hölle. Der ganze Scheiß hat die Beziehung zu meiner damaligen Freundin zerstört. Die Frau, die mich in den letzten Jahren immer wieder stabilisierte. Andre weiß, was die Frau mir bedeutet. Aber was vorher diverse Depressionen und Suizidversuche meinerseits nicht geschafft haben, diese verdammten Maßnahmen haben es. Es hat vor allem sie psychisch extrem mitgenommen. Soweit, dass sie mich selbst runtergezogen hat. Daher war unsere gemeinsame Entscheidung im Dezember die Trennung. Wir hätten uns gegenseitig nur noch mehr geschadet statt geholfen. Ich selbst musste darauf umziehen, einfach mal neue Umgebung.
Ansonsten? Trennungen gab es etliche im gemeinsamen Freundeskreis. Gute Freunde sind pleite gegangen. Meine Lieblings-Szenekneipe wird nie wieder öffnen können, da die Betreiberin durch die fehlenden "Hilfen" des Staates pleite gegangen ist. Vor zwei Jahren noch ein geiles Lokal mit tollen Stammgästen, geile Live-Musik und jahrzehntelang Erfüllung ihres Lebenstraumes. Heute Hartz IV, frustriert, verzweifelt, resigniert.
Am meisten macht mich aber die Entsolidarisierung in der Gesellschaft zu schaffen.
Letzte Woche war ich mit einer guten Kumpeline und meiner Ex-Freundin beim Non-WGT in Leipzig. Die Moritzbastei hatte ein tollen Open Air Programm, es gab das viktorianische Picknick, ein abgespeckte Heidnisches Dorf und natürlich der obligatorische Spaziergang übern Südfriedhof. Abends dann kleine Tanzveranstaltungen unterm freien Himmel. Alles streng nach dem Motto von Gerhard Scheuch
Open Air statt Ausgangssperre.
Jedenfalls: Besagte Kumpeline hat sich in den letzten Monaten (!) den Arsch aufgerissen - sie arbeitet als Pflegerin auf der Intensivstation. Wir haben dort etliche Leute kennengelernt, die aus dem medizinischen Bereich kamen. Alle einte das eine Ziel: Für 2-3 Tage mal die ganze Scheiße vergessen. Das C-Wort und auch das I-Wort nicht in den Mund nehmen. Komplettes Medienverbot inklusive. Einfach mal abschalten. Ja, ohne Masken und Abstand. Denn es sollte an diesem Wochenende mal wieder normal sein. Zumal alle Beteiligten entweder geimpft, genesen oder getestet waren. Und es war Open Air. Mehr Schutz geht nicht. Und es war ein wirklich tollen Wochenende. Wir haben sehr viel Kraft und Hoffnung getankt.
Doch dann hat besagte Kumpeline Fotos davon auf Facebook geteilt. Und urplötzlich bekam sie nen Shitstorm. Von denselben Leuten, die sie vorher noch "bejubelt" hatten, weil sie ja auf der Intensiv arbeitet. Aber mal ein Wochenende alles vergessen und die Seele baumeln lassen? Diese Maske als Trigger zu ihrer Arbeit mal verbannen? Das geht natürlich nicht. "Ihr seid schuld, wenn die Inzidenzen in Leipzig wieder explodieren" und all das übliche Geschrei. Das lustige dabei ist: Die Kumpeline und ich hatten auch schon teils heftige Meinungsverschiedenheiten, weil ich die Gesellschaft nur noch für hysterisch finde. Nach dem Shitstorm konnte sie das zumindest nachvollziehen, was ich damit meine. Da ist jemand seit Anfang des Jahres geimpft, hat ein scheiß Jahr hinter sich und muss sich dann noch beschimpfen lassen, weil sie mal 3 Tage Normalität haben will...
Das ist es, was mich mittlerweile eher fertig macht. Nicht mal mehr die Maßnahmen selbst. Daran konnte ich mich sogar gewöhnen. Aber diese Spaltung in der Gesellschaft, die ist heftig.
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Und dann will ich noch was zum diskutieren da lassen:
Kinderarmut während der Pandemie stärker zugenommen:
https://www.swr.de/swr2/wissen/kinderar ... 8-100.html
In den OECD Ländern haben sich Depressionen und Angststörungen unter Kinder und Jugendlichen verdoppelt, teilweise verdreifacht:
https://www.tagesspiegel.de/politik/oec ... 09702.html
Übrigens, eine Zahl aus dem heutigen Corona-Ticker vom MDR: 2020 gingen allein ein Dresden rund 2400 Anzeigen wegen Kindeswohlgefährdung ein. Ganze 38% mehr als 2019. Allein in Dresden wohlgemerkt. Wäre interessant zu wissen, wie viele es bundesweit waren.
Und jetzt die Pointe:
https://www.berliner-zeitung.de/gesundh ... 9?pid=true
Jens Spahn plant, dass man Psychotherapien einfach so zeitlich begrenzen könnte. Wer dann nach einer bestimmten Stundenzahl immer noch nicht auf sen Beinen ist: Pech gehabt. Statt also an der Versorgungslage allgemein zu arbeiten, plant man harte Einschnitte.