Das ist nunmal die Frage - ob man bereit ist, mit "wirtschaftlicher Notwendigkeit" wirklich ALLES zu legitimieren.Mastertronic hat geschrieben: ↑14. Jun 2021, 15:26Hmmh, wollte jetzt eigentlich gar keine Ethik-Diskussion a la Aristoteles lostreten oder Dir eine Denkweise vorschreiben, sondern einfach nur hören wie weit Du mit Deinem "Quatar Ban" gehst . Die Frage hast Du ja gar nicht klar beantwortet, aber ich entnehme Deiner Antwort, dass WM gucken wohl OK wäre - nur wir Bayern Fans fahren mit Blutgeld an der Hand in die Hölle.. aber tun wir das aus Sicht eines Frankfurt Fans nicht eh schon - da macht Quatar den Kohl auch nicht mehr fett..Jochen Gebauer hat geschrieben: ↑14. Jun 2021, 11:41Nun, es ist ein erheblicher qualitativer Unterschied, ob ich ein Turnier in einem menschenverachtenden Regime vor dem TV konsumiere oder ob ich Fan eines Vereins bin, der sich von diesem Regime finanzieren lässt und es im Gegenzug international hoffähig macht.Mastertronic hat geschrieben: ↑14. Jun 2021, 07:31Findet die WM nächstes Jahr dann auch ohne Dich statt, Jochen ?
Die Argumentation "wenn man es so sieht, muss man ja auch ..." ist ein klassisches falsches Dilemma. Denn natürlich muss man nicht. Die Ethik erlaubt, ja erfordert gar qualitative Abstufungen im Einzelfall. Sonst ist sie keine Ethik, sondern Totalitarismus.
Denke die Abwägung von wirtschaftlichen und ethischen Interessen ist in Gänze ein sehr heißes Eisen. Fast alle Unternehmen arrangieren sich da zu Gunsten der Wirtschaftlichkeit. Jeder kauft chinesische Produkte, Rohstoffe kommen zum Großteil aus Rußland oder dem arabischen Raum - In all diesen Ländern/Regionen wird Menschenrecht mit Füßen getreten und es bleibt bei vorsichtigen Ermahnungen seitens der Wirtschaft und der Politik. Wenn man an die Anzahl der vollzogenen Todesstrafen, Polizeigewalt, Capitol Sturm, den ehemaligen Präsidenten, Waffengesetze etc. denkt kann man da ja fast auch noch die USA mit in die Verlosung nehmen... Nur die ganz großen "Schurkenstaaten" a la Nordkorea werden mit breiter Brust gebannt, aber da ist ja auch wirtschaftlich nix zu holen..
Sofern wir ethisch handeln würden, so wie Du auch von den Bayern forderst & die Wirtschaftsbeziehungen/Finanzierungen zu/von diesen Ländern und den Unternehmen dieser Länder abbrechen/ablehnen, wären wir vermutlich relativ zeitnah als Exportnation beim GDP von Angola oder so angekommen. Diese Tatsache soll das Vergehen der Bayern in diesem Fall nicht schmälern, aber will man das ? Befürchte einen Tod muss man hier wohl leider sterben.
Unter dem Wirtschafts-Gesichtspunkt sind allgemeine Menschenrechte übrigens eher hinderlich - der Wirtschaft könnte auch hierzulande ein bisschen Sklavenhaltung evtl. durchaus nützen. Und gesetzliche Ruhezeiten und Stundenwochen sind auch eher nachteilig. Das sollten wir dringend nochmal überdenken. Oder sind so Umstände nur akzeptabel, solange sie an anderen Orten stattfinden und wir hier die Nutznieser sind? Dann sollten wir uns aber nicht beschweren, wenn die Menschen an anderen Orten dort weg- und stattdessen hierherwollen.