Wertschätzung: Orwell

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Santiago Garcia
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Wertschätzung: Orwell

Beitrag von Santiago Garcia »

Hui, da hab ich mich natürlich gefreut, als ich den Titel des heutigen Podcasts gesehen hab. Ich hab mir den Titel ja zur Wertschätzung gewünscht, aber nachdem Factorio gewonnen hat, hab ich da nicht mehr mit gerechnet. Also vielen lieben Dank, Jochen!

Anyway, ich war nach der ersten, kostenlosen, Episode ja eher skeptisch. Deshalb ist es gut zu wissen, dass das auch die schwächste von den fünf ist. Dass das Spiel dem Thema nicht ganz gerecht wird, stand leider zu befürchten, aber für nen Zehner kann man wohl gut und gerne mal reinschauen, ohne komplett was falsch zu machen.
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Guthwulf
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Re: Wertschätzung: Orwell

Beitrag von Guthwulf »

So... dann will ich nach langer Zeit des Zuhörens doch auch mal meinen allerersten Post verfassen :D

Habe die Wertschätzung zu Orwell gestern noch vor dem Schlafengehen angehört und wurde davon ziemlich verwirrt zurückgelassen. Einigen der Kritikpunkten würde ich durchaus zustimmen. Aber kann es sein, dass Jochen überhaupt nicht verstanden hat, worum es in dem Spiel geht? Eigentlich wird man am Anfang sehr deutlich darauf hingewiesen...

Als Ermittler ist man der einzige der Zugriff auf "alle" Informationen hat. Das zentrale Dilemma des Spiels ist vom ersten Moment an: Welche und wie viele dieser (gerade auch "blauen") Informationen lade ich ins System hoch, mache diese Informationen damit den Behörden bekannt und wie wäge ich dabei das Sicherheitsinteresse der Bevölkerung gegen das Recht auf Privatsphäre ab? Das ist auch die Diskussion, die das Spiel (nach meinem Verständnis) auslösen möchte. Die Auswahl, welche der ("blauen") Informationen ich hochlade, beeinflusst sehr deutlich die Reaktion der Behörden auf die Verdächtigen (z.B. bei Verhaftungen oder Verhören) und auf die Einstufung der möglichen Bedrohung durch die Behörden.

Das (soll) vor Augen führen wie subjektiv gefärbt all diese Einschätzungen sind und zum Nachdenken anregen, weil man hier selbst entscheidet welche Informationen relevant sind und darüber das Bild der Behörden über die Sachlage sehr subjektiv einfärben kann. Ich hab deshalb allein die erste Episode mehr als dreimal gespielt, bis ich halbwegs zufrieden mit meinem Verlauf war.

Das wird einem glaub ich auch oft bei Telltale erzählt: Manchmal ist "nichts Sagen" die richtige Entscheidung. Für Orwell gilt: Manchmal ist das "Nichthochladen" bestimmter Informationen die richtige Entscheidung.

Klar ist der rote Faden vorgegeben, auch viel Illusion dabei und an manchen Stellen, muss man bestimmte Informationen hochladen, damit es weitergeht. Man färbt aber auch und gerade durch das Hochladen oder eben Nichthochladen von blauen Informationen dramatisch den Verlauf der Ermittlungen, das Ende und das Schicksal einzelner Figuren.

Wer stumpf alle blauen Informationen hochlädt, ist vielleicht ein gehorsames Rädchen im Getriebe des Überwachsungsstaates, hat aber gleichzeitig irgendwie den Sinn des Spiels nicht verstanden. Insofern ging diese Wertschätzung für mich ein bissel am Thema vorbei bzw. der von Jochen transportierte Eindruck des Spielst stimmt so überhaupt gar nicht mit meinem eigenen Spielerlebnis überein. Vielleicht ist ja Jochen auch einfach nicht empfänglich für das zugrundeliegende ethische Dilemma? ;)
Zuletzt geändert von Guthwulf am 20. Dez 2016, 14:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Xalloc
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Re: Wertschätzung: Orwell

Beitrag von Xalloc »

Vielen Dank für deine zusätzliche Einschätzung Guthwulf. Ich hatte die erste Episode gespielt und fand es schon recht spannend. Nach dem Cast und deiner Schilderung werde ich mir das mal zulegen.
Und Guthwulf: Dich kenne ich doch von Gamersglobal ;)
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Guthwulf
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Re: Wertschätzung: Orwell

Beitrag von Guthwulf »

Jap... vielleicht fange ich ja auch bald hier mit meinen berüchtigten Screenshot Posts an *hüstel* :D
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Jochen

Re: Wertschätzung: Orwell

Beitrag von Jochen »

Guthwulf hat geschrieben:Aber kann es sein, dass Jochen überhaupt nicht verstanden hat, worum es in dem Spiel geht? Eigentlich wird man am Anfang sehr deutlich darauf hingewiesen...
Nun könnte ich zurück fragen: Kann es sein, dass du überhaupt nicht verstanden hast, wie das Spiel funktioniert? Und dann würde die ganze Sache ungemütlich werden, denn "du hast nicht verstanden, dass ..." ist die denkbar schlechteste Diskussionsgrundlage für eine Interpretation, weil sie postuliert, dass es eine richtige Interpretation gäbe, und die gibt es schlechterdings nie. Ein Beispiel:
Ich hab deshalb allein die erste Episode mehr als dreimal gespielt, bis ich halbwegs zufrieden mit meinem Verlauf war ...
Wer stumpf alle blauen Informationen hochlädt, ist vielleicht ein gehorsames Rädchen im Getriebe des Überwachsungsstaates, hat aber gleichzeitig irgendwie den Sinn des Spiels nicht verstanden
Du nimmst an, dass deine Spielweise - nämlich "gamey" durch Trial&Error die für dich ideale Lösung zu finden - den "Sinn des Spiels" darstelle. Diese Annahme erscheint mir offen gestanden ziemlich haltlos. Denn Orwell überlässt es ausdrücklich dem Spieler, wie er seine Rolle auslegt und ausfüllt. Wenn ich das gehorsame Rädchen im Getriebe spielen möchte, dann erlaubt mir das Spiel das. Ebenso wie es dir erlaubt, so lange mit Trial&Error zu operieren, bis dir das Ergebnis genehm ist.

Ich würde an dieser Stelle argumentieren, dass meine Spielweise möglicherweise erheblich näher am gewünschten Resultat ist ("wie fühlt es sich an, ein solches Rädchen zu sein?") als deine Spielweise, aber ich käme nie auf die Idee, zu behaupten, dass du den Sinn des Spiels nicht kapiert hast. Das wäre nämlich nicht nur sachlich Käse (jede Interpretation, die sich schlüssig begründen lässt, ist zunächst eine legitime), sondern auch ziemlich anmaßend ;)
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Guthwulf
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Re: Wertschätzung: Orwell

Beitrag von Guthwulf »

Hehe... ich wollte dich mit meinem Post nicht angreifen ;) Das Fragezeichen war ehrlich als Fragezeichen gemeint. Weder behaupte ich, das du das Spiel nicht verstanden hast, noch behaupte ich das es eine "richtige" Interpretation gibt. Da hast du meinen Post offenbar falsch verstanden.

Zu deinem besseren Verständnis: Meine Spielweise hat anders als von dir vermutet nichts mit Trial & Error oder "gamey" zu tun. Ich habe auf der moralischen Ebene mit meinen eigenen Entscheidungen gehadert und gewisse Entscheidungen (auch blaue Informationen hochzuladen oder nicht hochzuladen) dann im Nachhinein so sehr bedauert, dass ich die Episode aufgrund meines schlechten Gewissens noch mal von vorne angefangen habe. Natürlich hätte ich mit den Entscheidungen auch leben können. Wesentlich ist hier aber, das mein moralische Dilemma bereits ist: welche (blauen) Informationen lade ich hoch und welche nicht.

Im Spiel wirst du als Spieler zu Beginn ziemlich eindeutig von deinem Handler (Symes) auf dieses Dilemma hingewiesen:
"The Orwell Ethical Codex dictates that investigators - like yourself - are the only ones allowed to access the documents of target persons. Advisers like me only get to see the date provided by the investigators. We will then draw conclusions and request action. Your primary job is to provide information you deem important. NEVER give away incorrect or misleading data. You may hit 'Disable' on a Datachunk you do not want to pass on to Orwell."

Wenn ich dich im Podcast richtig verstanden habe, hast du dich halt dafür entschieden "alle blauen Informationen" hochzuladen und als Resultat daraus eine ganz anderes (deutlich stärker "linear" wirkendes) Spielgefühl als z.B. bei mir. Blaue Informationen nicht hochzuladen kann das Geschehen allerdings spürbar beeinflussen und diese fortlaufende Abwägung bzw. Entscheidung ist eigentlich ein Teil des Spieles. Das daraus entstehende moralische Dilemma, dass für mich beim Spielen im Vordergrund stand, hatte offensichtlich für dich keine Bedeutung. Deine Spielweise ist natürlich auch eine völlig legitime Spielweise. Du scheinst dabei allerdings übersehen zu haben, dass dieses potentielle moralische Dilemma und damit eine andere Spielweise überhaupt existiert. So kam deine Argumentation im Podcast bei mir zumindest an. Ich wollte nur aufzeigen, dass man das auch ganz anders beurteilen kann.
Zuletzt geändert von Guthwulf am 20. Dez 2016, 15:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Jochen

Re: Wertschätzung: Orwell

Beitrag von Jochen »

Guthwulf hat geschrieben:Hehe... ich wollte dich mit meinem Post nicht angreifen
Alles gut :)
Im Spiel wirst du als Spieler zu Beginn ziemlich eindeutig von deinem Handler (Symes) auf dieses Dilemma hingewiesen: "The Orwell Ethical Codex dictates that investigators - like yourself - are the only ones allowed to access the documents of target persons. Advisers like me only get to see the date provided by the investigators. We will then draw conclusions and request action. Your primary job is to provide information you deem important. NEVER give away incorrect or misleading data. You may hit 'Disable' on a Datachunk you do not want to pass on to Orwell."
...
Wenn ich dich im Podcast richtig verstanden habe, hast du dich halt dafür entschieden "alle blauen Informationen" hochzuladen
Nicht ganz: Ich habe alle blauen Informationen hochgeladen, die nicht offensichtlich falsch oder irreführend waren. Also exakt das getan, was mir das Spiel in Form meines Handlers als Handlungsmaxime vorgibt. Das o.g. Zitat fasst das moralische Dilemma von Orwell in der Tat gut zusammen, bloß lese ich es offensichtlich anders als du. Das Dilemma besteht in meinen Augen nämlich darin, dass andere die von mir gesammelten Informationen auswerten. Ich kann also in völlig hehrer Absicht eine (harmlose) Information hochladen, die von den Auswertern dann gänzlich anders interpretiert wird. Die ethisch relevante Frage lautet: Bin ich für die Konsequenzen (mit)verantwortlich? Und hier beißt sich die Katze in den eigenen Schwanz: Einerseits muss ich dieses reichlich absurde Konstrukt in Kauf nehmen, wenn ich weiterspielen möchte, andererseits will mich das Spiel anschließend dafür zur Rechenschaft ziehen. Es existieren also mithin zwei Möglichkeiten: Entweder ich negiere die Mitverantwortung und spiele Rädchen im System oder aber ich spiele wie du jede Episode mehrfach, bis ich alle relevanten Entscheidungsfolgen kenne und wähle dann anhand der Ergebnisse die für mich ethisch vertretbaren aus. Beide Spielweisen sind legitim. Aber die eine nimmt mich aus der Verantwortung und die andere gibt mir gewissermaßen eine Zeitmaschine. Beides finde ich im Kontext der gewählten Thematik letztlich unbefriedigend.
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Guthwulf
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Re: Wertschätzung: Orwell

Beitrag von Guthwulf »

Ah ja... Vergiss für einen Moment die Zeitmaschine und das ich persönlich diese mal genutzt habe, um einen zweiten Durchlauf zu machen. Wir unterscheiden uns in der Tat bei der Frage was das zentrale moralische Dilemma beim Spielen selbst ist (völlig unabhängig davon ob man noch einen zweiten oder gar dritten Durchlauf machen möchte).
Das Dilemma besteht in meinen Augen nämlich darin, dass andere die von mir gesammelten Informationen auswerten. Ich kann also in völlig hehrer Absicht eine (harmlose) Information hochladen, die von den Auswertern dann gänzlich anders interpretiert wird. Die ethisch relevante Frage lautet: Bin ich für die Konsequenzen (mit)verantwortlich?
Das sehen wir in der Tat anders. Bereits die Entscheidung welche Information man hochlädt (oder eben nicht) bestimmt, zu welcher Interpretation die Auswerter (aka Regierung / Polizeibehörden) kommen werden und öffnet Tür und Tor für Mißbrauch oder Fehlinterpretationen. Als Spieler ist es meine Aufgabe, zu entscheiden welche Information für den Fall relevant sind und deshalb an die Behörden gemeldet werden müssen. Ich erstelle im Grunde "Verdächtigenprofile" aus der Masse an Informationen und meine Verantwortung ist es, sicherzustellen, dass diese Profile zutreffend sind (ohne notwendiger Weise selbst alle Fakten kennen zu können). Verschiedene blaue Informationen "überschreiben" sich bspw. gerne auch mal - abhängig davon in welcher Reihenfolge ich sie hochlade und viele nicht für den Fall relevante Details können - wenn hochgeladen - im Kontext des Falls ein irreführendes Bild hervorrufen. In jedem Fall wird das Profil durch meine Entscheidungen subjektiv vorgefärbt sein (auch wenn ich "alle Informationen" hochlade). Ich kann die Auswerter durch meine Entscheidung sogar gezielt in eine von mir genehme Richtung "manipulieren". Einfach "alle Informationen" in irgendeiner Reihenfolge ohne eigene Bewertung hochzuladen, ist auch eine Entscheidung und entbindet nicht von der zugrunde liegenden Verantwortung. Man sollte übrigens sowieso weder Regierung noch Firmen einfach gedankenlos alle seine privaten Informationen zur Verfügung stellen. Informationen an sich sind weder "harmlos" noch "schädlich". Erst der Umgang mit diesen bzw. der Kontext in denen sie benutzt werden bestimmt, ob sie "harmlos" oder "schädlich" werden. Hier bestimmt man selber als Spieler über den Umgang bzw. den Kontext. Ich würd argumentieren, dass das Spiel meine Interpretation stützt, da es zahllose Unterschiede gibt, die daraus resultieren, welche der "blauen" Informationen man wie hochlädt und die dann im Endeffekt teilweise drastische Auswirkungen auf das Schicksal der Figuren oder die Reaktion der Behörden auf diese Figuren haben können. "Positive" Resultate erreicht man dabei gerne auch mal dadurch, dass man bestimmte Informationen nicht oder nur in einer bestimmten Reihenfolge hochlädt.
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Thrill
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Re: Wertschätzung: Orwell

Beitrag von Thrill »

Korrigiert mich, aber habt ihr im Podcast erwähnt, dass es sich bei Orwell um ein rein englischsprachiges Spiel handelt? Müsste jetzt zurückspulen, aber ich glaube die Info fehlt.
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Venrarius
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Re: Wertschätzung: Orwell

Beitrag von Venrarius »

Ahoi,
bin ich der Einzige, der André nicht hört? Ist so, als wäre keine Tonspur da, sprich Jochen redet alleine.
Habe den Feed und die einzelne Episode schon mehrfach aktualisiert, ändert aber nicht das Geringste.

Ven
JayTheKay
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Re: Wertschätzung: Orwell

Beitrag von JayTheKay »

Venrarius hat geschrieben:Ahoi,
bin ich der Einzige, der Andre nicht hört? Ist so, als wäre keine Tonspur da, sprich Jochen redet alleine.
Habe den Feed und die einzelne Episode schon mehrfach aktualisiert, ändert aber nicht das Geringste.

Ven
Ich habe beide gehört.

Was ich bei der Diskussion in diesem Thread bisher nicht verstanden habe: Hat man denn etwas davon, wenn man nur bestimmte Informationen weiterleitet und z.B. den Verdacht auf jemand bestimmtes lenkt? Bringt einem das irgendwas, oder ist das Ziel des Spiels nach "bestem Wissen und Gewissen" immer das möglichst objektiv richtige hochzuladen?
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Amox
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Re: Wertschätzung: Orwell

Beitrag von Amox »

Venrarius hat geschrieben:Ahoi,
bin ich der Einzige, der André nicht hört? Ist so, als wäre keine Tonspur da, sprich Jochen redet alleine.
Habe den Feed und die einzelne Episode schon mehrfach aktualisiert, ändert aber nicht das Geringste.

Ven
Ich höre Andre...
Blog: https://bigfuckinggames.wordpress.com/
Ich bin echt schon lange hier ...
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pepsodent
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Re: Wertschätzung: Orwell

Beitrag von pepsodent »

Venrarius hat geschrieben:Ahoi,
bin ich der Einzige, der André nicht hört? Ist so, als wäre keine Tonspur da, sprich Jochen redet alleine.
Habe den Feed und die einzelne Episode schon mehrfach aktualisiert, ändert aber nicht das Geringste.

Ven
Bei mir ebenso. Kein André.
):

Edith sagt, dass André hier auf der Seite über den entsprechenden Artikel mit dem Soundcloud-Dings zu hören ist. Per Feed/Podcast-App kein André.
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Guthwulf
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Re: Wertschätzung: Orwell

Beitrag von Guthwulf »

JayTheKay hat geschrieben:Was ich bei der Diskussion in diesem Thread bisher nicht verstanden habe: Hat man denn etwas davon, wenn man nur bestimmte Informationen weiterleitet und z.B. den Verdacht auf jemand bestimmtes lenkt? Bringt einem das irgendwas, oder ist das Ziel des Spiels nach "bestem Wissen und Gewissen" immer das möglichst objektiv richtige hochzuladen?
Das praktische "Spielziel" ist immer: Die Hintergründe des Terrorakts vom Spielstart aufzudecken und weitere Anschläge zu verhindern. Der Spielverlauf ist dann so ein bissel wie bei einem Telltale Adventure. Die Entscheidungen welche und wie viele Informationen man hochlädt "färben" bzw. "verbiegen" den Storyverlauf etwas und bestimmen auch welche Ausprägung des Endes man bekommt. Aber der grundlegende rote Faden der Story und wesentliche Eckpfeiler in der Story bleiben bei jedem Spieldurchlauf gleich. Bestimmte Achievements verlangen natürlich, dass man bestimmte Ereignisse innerhalb der Story auslöst oder verhindert. Das Spiel möchte den Spieler nach meinem Eindruck durch seine Positionierung als Entscheider sowie über den Zwang zur Entscheidung vor allem zum Nachdenken und zur Beschäftigung mit den angesprochenen Themen auch außerhalb des Spiels anregen. Natürlich merkt man dem Spiel deutlich den Grundtenor "Totalüberwachung ist böse" an. Aber das sollte bei einem Titel wie "Orwell" und in den Zeiten von Snowden & Co auch nicht wirklich überraschen.
pepsodent hat geschrieben:Edith sagt, dass André hier auf der Seite über den entsprechenden Artikel mit dem Soundcloud-Dings zu hören ist. Per Feed/Podcast-App kein André.
Widerspruch: Hab ihn bei mir per Podcast-App (Podcast Addict auf Android Smartphone) gehört...
Er redet halt nicht viel in der Episode, aber er war zu hören.
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Jochen

Re: Wertschätzung: Orwell

Beitrag von Jochen »

Guthwulf hat geschrieben:Wir unterscheiden uns in der Tat bei der Frage was das zentrale moralische Dilemma beim Spielen selbst ist (völlig unabhängig davon ob man noch einen zweiten oder gar dritten Durchlauf machen möchte)
Offensichtlich, ja. Aber:
Bereits die Entscheidung welche Information man hochlädt (oder eben nicht) bestimmt, zu welcher Interpretation die Auswerter (aka Regierung / Polizeibehörden) kommen werden und öffnet Tür und Tor für Mißbrauch oder Fehlinterpretationen
Das ist zwar kausal richtig, das Spiel gibt mir aber - abgesehen von der Trial&Error-Methode des mehrmaligen Durchspielens - keine Möglichkeit, alle Fehlinterpretationen und Kurzschlussreaktionen der Auswerter zu verhindern. Selbst wenn ich nie eine offensichtlich falsche oder widersprüchliche Information hochlade, kommt es dazu - es sei denn, ich kenne die Äste der Geschichte bereits und kann gezielt mit Wissen operieren, dass der Figur nicht zur Verfügung steht. Dem Missbrauch öffne ich also alleine durch das Spielen des Spiels schon Tür und Tor. Wenn das die Aussage sein soll - also "Überwachungsstaat = ethisch höchst bedenklich", dann ist das völlig legitim, wenngleich ein so alter und evidenter Hut, dass ich das Spiel dazu nicht gebraucht hätte. Das weiß ich längst. Und das hat der titelgebende George vor über 60 Jahren schon viel eindringlicher geschildert.

Deshalb finde ich die Frage nach der moralischen Verantwortung des Einzelnen in einer solchen totalitären Struktur viel spannender. Denn hier könnten Spiele mit ihren interaktiven Möglichkeiten tatsächlich etwas schaffen, das Romanen oder Filmen notwendigerweise verschlossen bleiben muss. Dass ich bei Orwell lediglich abstrakte Daten liefere und die Interpretationshoheit anschließend beim System liegt, ist diesbezüglich ja ein wirklich netter Kniff. Bloß habe ich dummerweise nie das Gefühl gehabt, ich hätte etwas moralisch Falsches gemacht - außer natürlich, bei einem inhärent verwerflichen System überhaupt mitzumachen. Doch wenn ich diese Prämisse nicht akzeptiere, muss ich das Spiel ausschalten. Hier wäre es - wie im Podcast auch schon angesprochen - in meinen Augen erheblich effektiver gewesen, wenn ich zum Beispiel einem völlig Unbeteiligten schaden könnte. Akzeptiere ich nämlich bei Orwell die grundsätzliche Prämisse "Der Zweck heiligt die Mittel", dann heiligt er sie im Kontext der erzählten Geschichte tatsächlich. Wenn ich hingegen die Prämisse nicht akzeptiere, dann bietet mir das Spiel keinen geeigneten Rahmen zur Verneinung oder Rebellion.
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Guthwulf
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Re: Wertschätzung: Orwell

Beitrag von Guthwulf »

Jochen hat geschrieben:Das ist zwar kausal richtig, das Spiel gibt mir aber (...) keine Möglichkeit, alle Fehlinterpretationen und Kurzschlussreaktionen der Auswerter zu verhindern. Selbst wenn ich nie eine offensichtlich falsche oder widersprüchliche Information hochlade, kommt es dazu.
Mit anderen Worten: es ist wie im echten Leben und ich kann die Effekte meiner Handlungen nicht immer verlässlich vorraussehen? :shock: So ein Mist aber auch! ;) Das entbindet mich aber - genauso wie im echten Leben - nicht von der Verantwortung trotzdem so gut wie möglich, die vermuteten Auswirkungen abzuwägen und entsprechend meiner moralischen Prinzipien zu entscheiden.

Auf Spiel übersetzt: Den moralischen Konflikt machst du mit dir selber aus (oder eben nicht ;)). Das Spiel gibt dir Gott sei dank kein +X Gutometer Punkte Feedback. Und ich widerhole mich auch gerne noch einmal: Durch deine Recherchen übernimmst du mehr oder weniger die Rolle eines Profilers. Du erarbeitest dir aus den verschiedenen, teils veralteten, teils widersprüchlichen, teils irreführenden und immer unvollständigen Detailinformationen einen Gesamteindruck über die Verdächtigen bzw. die Kette von Ereignissen. Du musst daher durch die Auswahl der hochzuladenden Informationen - so gut wie möglich - sicherstellen, dass du deine Interpretation auch an die Behörden transportiert bekommst.

Wir diskutieren aber grad nur noch über Nuancen. Wir sind uns durchaus einig, dass das Spiel das nicht ganz neue Thema auch noch spannender oder effektiver hätte umsetzen können. Ich finde es zwar in der jetzigen Form bereits interessant, besser geht aber natürlich immer.

Mein wesentlicher Punkt war lediglich: Bereits die Entscheidung, welche der blauen Informationen ich hochlade ist Teil des präsentierten moralischen Dilemmas und kann diverse Auswirkungen auf den Spielverlauf haben. Insofern fand ich deine Darstellung im Podcast ("alle blauen Informationen hochladen und an einigen Stellen mit gelben Informationen mal eine seltene Entscheidung treffen") irreführend. Es gibt viel mehr Entscheidungen, weil bereits das Hochladen jeder blauen Information eine relevante Entscheidung ist.
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Blaight
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Re: Wertschätzung: Orwell

Beitrag von Blaight »

Interessanter Zufall, da ich gerade endlich 1984 nachhole. Gute Besprechung.
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Andre Peschke
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Re: Wertschätzung: Orwell

Beitrag von Andre Peschke »

Thrill hat geschrieben:Korrigiert mich, aber habt ihr im Podcast erwähnt, dass es sich bei Orwell um ein rein englischsprachiges Spiel handelt? Müsste jetzt zurückspulen, aber ich glaube die Info fehlt.
Sorry wegen der späten Antwort: Du hast vermutlich die erste (kaputte) Version des Podcasts schon heruntergeladen, bevor ich die Datei ausgetauscht habe. Einfach löschen und neu herunterladen.

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derFuchsi
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Re: Wertschätzung: Orwell

Beitrag von derFuchsi »

Gestern die Orwell Demo angetestet. Macht doch überraschend viel Spaß. Hätte gedacht das ist so eine langweilige Kacke wie Papers Please aber im Gegensatz dazu hat das Spiel ja eine Story der man folgt. Eigentlich recht nett.
Ist ein wenig anstrengend weil alle Texte auf englisch was mich doch erstmal vom Kauf abgehalten hat. So ertappe ich mich dabei aus Faulheit nur die hervorgehobenen Texte zu suchen und den Rest zu ignorieren weil zu anstrengend.
Wenns mal noch billiger ist hole ichs mir vielleicht trotzdem.
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Nachtfischer
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Re: Wertschätzung: Orwell

Beitrag von Nachtfischer »

derFuchsi hat geschrieben:Hätte gedacht das ist so eine langweilige Kacke wie Papers Please aber im Gegensatz dazu hat das Spiel ja eine Story der man folgt.
Moment, PP war als Spiel interessant, gerade weil es sich nicht auf eine vorgefertigte (embedded) Story verlassen hat:

Ich zitiere mich mal selbst:
Ich fand gerade das Gameplay klasse. Es war echt mal etwas Neues. Kein Shooter, kein Monster-tot-klicken, kein Eindreschen-auf-HP-Balken. Stattdessen ging es um Anpassungsfähigkeit (an variable Regeln), Multitasking (Zuhören und Papiere prüfen gleichzeitig), Mustererkennung (Symbolfolgen, Gesichter etc.), Priorisierung (fehlt der Pass komplett, spart man Zeit), die Abwägung "Genauigkeit vs. Geschwindigkeit", die Optimi rung der Bewegungsabläufe, die rapide Planung der nächsten Schritte und, und, und.

Es fing simpel an, nur mit ein paar Mechanismen. Doch dann öffnete es sich immer weiter und wurde im Verlauf des Story-Modus immer komplexer. Auch gab es bei Fehlern immer sofort Feedback (in Form der ausgedruckten "Strafzettel"). Der Story-Modus war schlichtweg extrem effizient zum Erlernen des Regelwerks. Nach einem Durchgang habe ich mich dann aber eh nur noch in den Challenge-Modi rumgetrieben.
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