Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

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Heretic
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Heretic »

Felidae hat geschrieben: 31. Okt 2021, 10:54 Wobei Du da jetzt quasi voraussetzt, dass man an einem Fußballspiel nur dann Spaß haben wird, wenn man auch vom RL-Fußball Ahnung hat.
Nope. Ich setze nur eine Kenntnis des Regelwerks voraus, um eine Fußballsimulation umfassend - abseits vom reinen Spaßfaktor - beurteilen zu können.
Felidae hat geschrieben: 31. Okt 2021, 10:54 Wo ich sagen würde - ist das zwangsläufig so? Genau DAS wäre doch die spannende Perspektive: Kann ein Mensch, dem der reale Fußball völlig wurscht ist, trotzdem Spaß an Videospielfußball haben? Kann er die Spielmechaniken lernen/verstehen, auch, wenn er keine Ahnung von Abseits, Freistößen und Elfmetern hat? Was sieht DER evtl. in einem Spiel, das andere nur als "mehr oder weniger gut umgesetzte Lizenzverwurstung" sehen?

Unter Kritikmaßstäben wäre doch genau DAS spannend.
Ich sagte ja, kann man machen. Mir würde dann aber eine Info-Ebene fehlen. Bei einem Formel 1-Spiel (um mal vom Fußball wegzukommen) will ich auch wissen, ob und wie "Nebensächlichkeiten" wie Qualifying, Boxenstopps, Safety-Car oder DRS eingebaut wurden. Da reicht mir nicht, wenn jemand schreibt, dass das "Im Kreis fahren" spaßig sei.
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Felidae
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Felidae »

Heretic hat geschrieben: 31. Okt 2021, 11:22
Ich sagte ja, kann man machen. Mir würde dann aber eine Info-Ebene fehlen. Bei einem Formel 1-Spiel (um mal vom Fußball wegzukommen) will ich auch wissen, ob und wie "Nebensächlichkeiten" wie Qualifying, Boxenstopps, Safety-Car oder DRS eingebaut wurden. Da reicht mir nicht, wenn jemand schreibt, dass das "Im Kreis fahren" spaßig sei.
Ich hab ja schon mehrfach geschrieben, dass das eine zusätzliche Perspektive, neben der Hauptkritik, sein könnte.

Wobei andererseits - es gibt im Netz zig Reviews zu ein und demselben Spiel, die alle das Spiel nach den gleichen Maßstäben unter die Lupe nehmen. Wer braucht tatsächlich den 95. F1-Test, der die Nebensächlichkeiten genauso abarbeitet wie die 94 anderen auch? Entscheidend ist doch letztlich nur, dass Dir der Text eindeutig sagt, unter welchen Umständen er entstanden ist und Du ihn somit für Dich einordnen kannst. Um gegebenenfalls für Dich brauchbarere Artikel zu finden.

Ich kann nur nochmal auf die Golfsimulations-Kritik verweisen - DIE hat GTA5 tatsächlich mal völlig neue Seiten abgerungen. :)
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Axel
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Axel »

ZiggyStardust hat geschrieben: 31. Okt 2021, 08:27 Der Vorwurf der Kriegsverherrlichung kommt meist von Menschen, die noch nie ein Call of Duty länger gespielt haben. Sicherlich zeigen die Spiele in der Regel nur die amerikanische Perspektive und nicht die der Wehrmacht und anderer Gegner, aber eine Kriegsverherrlichung kann ich da beim besten Willen nicht erkennen. Laut USK werden "Schwer jugendgefährdende Spiele, die den Krieg verherrlichen, nicht gekennzeichnet (§ 14 Abs. 3 JuSchG)." Bisher hat jedes Call of Duty ein USK-Rating erhalten.
1. Die USK ist ja nun kein von der Industrie unabhängiges Gremium.

2. Warum kann man nicht mit einem Spiel a la Splatoon genauso viel Spaß haben? Warum gibt es nicht mehr Spiele wie Splatoon?

Weil es für die Leute ja scheinbar wichtig ist, dieses Kriegsszenario zu haben. Aber was sagt das über diese Gesellschaft aus? Sollen sich mal Bilder zerstörter Städte nach den Weltkriegen anschauen und das damit verbundene Leid. DAS ist die Folge von Krieg. Nichts anderes. In allen anderen Medien würde so eine widerwärtige Kriegspropaganda keinesfalls gut wegkommen. Warum ausgerechnet in Games?
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Heretic
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Heretic »

Felidae hat geschrieben: 31. Okt 2021, 11:35 Ich hab ja schon mehrfach geschrieben, dass das eine zusätzliche Perspektive, neben der Hauptkritik, sein könnte.

Wobei andererseits - es gibt im Netz zig Reviews zu ein und demselben Spiel, die alle das Spiel nach den gleichen Maßstäben unter die Lupe nehmen. Wer braucht tatsächlich den 95. F1-Test, der die Nebensächlichkeiten genauso abarbeitet wie die 94 anderen auch? Entscheidend ist doch letztlich nur, dass Dir der Text eindeutig sagt, unter welchen Umständen er entstanden ist und Du ihn somit für Dich einordnen kannst. Um gegebenenfalls für Dich brauchbarere Artikel zu finden.
Im vorliegenden Fall wäre ein solcher Text aber für mich Zeitverschwendung, da mir die "Nebensächlichkeiten" extrem wichtig sind. Deswegen auch die Anführungszeichen. :mrgreen:

Sagen wir's so: Ein klein wenig Interesse an der Thematik des Spiels und entsprechende Kenntnisse aufseiten des Redakteurs sind nicht verkehrt. Insbesondere bei Sportspielen und Simulationen. Heißt aber nicht, dass unbedarftere Herangehensweisen nicht ebenso lesenswerte Artikel hervorbringen können.
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Reinhard »

Felidae hat geschrieben: 31. Okt 2021, 10:54

By the way - es gab ein Magazin (bzw. Bookazine), das diesen Weg durchaus gegangen ist. Und ein GTA5 dann halt auch mal als "Golfsimulation mit beeindruckender angeflanschter Open world" der Kritik untzerzogen hat. Nach wie vor ein wegweisender Text zum Thema "Was Spielekritik KÖNNTE, wenn sie sich trauen würde". :)
Das kann man natürlich machen, aber ich persönlich zB sehe darin keinen Mehrwert. Was habe ich von so einer Kritik gewonnen? Für mich wäre das Selbe wenn ich Schindlers Liste als schlechteste Komödie aller Zeiten kritisieren würde. Darf ich ja machen, weil Kritik darf alles, ich hätte nur keine Ahnung wer etwas davon hätte.
Vielleicht bin ich auch wirklich einfach zu blöd um zu verstehen was an absurden Kritiken interessant sein soll.
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Felidae
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Felidae »

Reinhard hat geschrieben: 31. Okt 2021, 12:04
Das kann man natürlich machen, aber ich persönlich zB sehe darin keinen Mehrwert. Was habe ich von so einer Kritik gewonnen? Für mich wäre das Selbe wenn ich Schindlers Liste als schlechteste Komödie aller Zeiten kritisieren würde. Darf ich ja machen, weil Kritik darf alles, ich hätte nur keine Ahnung wer etwas davon hätte.
Vielleicht bin ich auch wirklich einfach zu blöd um zu verstehen was an absurden Kritiken interessant sein soll.
Mit dem feinen Unterschied, dass "Schindlers Liste" nichtmal ansatzweise eine Komödie sein will - GTA5 aber mit seinen ganzen Nebenaufgaben protzt. Und deshalb war die WASD-Kritik zu GTA5 in keinster Weise "absurd" - sondern wurde dem Spiel definitiv gerecht.
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Felidae
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Felidae »

Heretic hat geschrieben: 31. Okt 2021, 12:00 Sagen wir's so: Ein klein wenig Interesse an der Thematik des Spiels und entsprechende Kenntnisse aufseiten des Redakteurs sind nicht verkehrt. Insbesondere bei Sportspielen und Simulationen. Heißt aber nicht, dass unbedarftere Herangehensweisen nicht ebenso lesenswerte Artikel hervorbringen können.
Da wir uns so n bisschen im Kreis drehen, widerstehe ich dem (durchaus vorhandenen!) Drang, nochmals darzulegen, warum das meiner Ansicht nach gewinnbringend sein kann. Wir müssen ja zum Glück keine Einigung finden. :)
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Reinhard »

Felidae hat geschrieben: 31. Okt 2021, 12:12 Mit dem feinen Unterschied, dass "Schindlers Liste" nichtmal ansatzweise eine Komödie sein will - GTA5 aber mit seinen ganzen Nebenaufgaben protzt. Und deshalb war die WASD-Kritik zu GTA5 in keinster Weise "absurd" - sondern wurde dem Spiel definitiv gerecht.
Wie gesagt, das könnte dann genau der Punkt sein für den ich offensichtlich zu blöd bin. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen dass GTA eine reine Golfsimulation sein will - ob jetzt die Nebenaktivität vorhanden ist oder nicht. Genau deshalb finde ich persönlich solche Kritiken absurd und mit null Mehrwert für mich.
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Felidae
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Felidae »

Reinhard hat geschrieben: 31. Okt 2021, 12:17
Wie gesagt, das könnte dann genau der Punkt sein für den ich offensichtlich zu blöd bin. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen dass GTA eine reine Golfsimulation sein will - ob jetzt die Nebenaktivität vorhanden ist oder nicht. Genau deshalb finde ich persönlich solche Kritiken absurd und mit null Mehrwert für mich.
Die Kritik, die ich damals aus dem Text mitgenommen habe, war, dass sich GTA5 verzettelt. Und das eigentliche Spiel in dem ganzen Wust an drumherum verlorengeht. Gleichzeitig hat sie durchaus darauf neugierig gemacht, was in dem Spiel alles drinsteckt.

Mag sein, dass ich die Autorin falsch interpretiert habe - aber die Interpretation erscheint mir angesichts ihres Textes und des Spiels schlüssig.
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Axel
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Axel »

Reinhard hat geschrieben: 31. Okt 2021, 12:17 Wie gesagt, das könnte dann genau der Punkt sein für den ich offensichtlich zu blöd bin. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen dass GTA eine reine Golfsimulation sein will - ob jetzt die Nebenaktivität vorhanden ist oder nicht. Genau deshalb finde ich persönlich solche Kritiken absurd und mit null Mehrwert für mich.
Natürlich macht das Sinn! GTA 5 wirbt ja mit den ganzen Nebenaufgaben, wie eben Golf. Da macht es Sinn eben jene Nebenaufgaben mal in den Fokus der Kritik zu stellen. Macht das Golfspiel in GTA 5 im Vergleich zu den Standalone Golfspielen Spaß? Wenn nein, warum nimmt diese Nebenaufgabe aber so viel Platz ein? Und könnte man nicht besseres Kerngameplay haben, wenn man sich nicht in so vielen Nebenaufgaben verzetteln würde?

Mir ging es beispielsweise mit den ganzen Flug-Aufgaben in GTA 5 so. Auf den Papier liest sich das wie ein Pilotwings, nur in geiler Open World. Darauf habe ich mich echt gefreut. Dann bin ich an dieser Stelle angekommen und war enttäuscht. Warum? Weil sich die Flugzeuge schlicht nicht so gut steuern lassen und das Flugverhalten sehr schwammig ist. Aber auch diese Mechanik nimmt sehr viel Platz im Spiel ein.

Oder schau Dir die Jägermissionen an. Die sind auch nicht unbedingt geil, weil das Kern-Gameplay garnicht drauf ausgelegt ist zu schleichen.


Das Problem in den zeitgenössischen Reviews war aber: Diese haben allein die Hauptmissionen im Fokus gehabt. Und nur die offensichtlichsten Nebenaufgaben. Es gab aber IMO kaum jemanden, der die Flugaufgaben mal mit einem Spiel wie Pilotwings Resorts, ein Spiel welches solche Flugaufgaben als Kerngameplay hat, verglichen hat. In den meisten Reviews wurde immer wieder geschwärmt, was für "vielfältige Möglichkeiten" das Spiel doch bietet. Aber machen diese "Möglichkeiten" in ihrem Kern und isoliert betrachtet auch wirklich Spaß?
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Andre Peschke
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Andre Peschke »

Axel hat geschrieben: 31. Okt 2021, 12:38
Reinhard hat geschrieben: 31. Okt 2021, 12:17 Wie gesagt, das könnte dann genau der Punkt sein für den ich offensichtlich zu blöd bin. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen dass GTA eine reine Golfsimulation sein will - ob jetzt die Nebenaktivität vorhanden ist oder nicht. Genau deshalb finde ich persönlich solche Kritiken absurd und mit null Mehrwert für mich.
Natürlich macht das Sinn! GTA 5 wirbt ja mit den ganzen Nebenaufgaben, wie eben Golf. Da macht es Sinn eben jene Nebenaufgaben mal in den Fokus der Kritik zu stellen.
Ist das nicht immer noch so, als würde ich mir bei Mario Party oder Warioware eine einzelne Aktivität rausgreifen und darum herum eine Beurteilung aufziehen?
Felidae hat geschrieben: 31. Okt 2021, 12:20 Die Kritik, die ich damals aus dem Text mitgenommen habe, war, dass sich GTA5 verzettelt.
Und heißt das nicht, der Text war doch ne normale Kritik, nur mit nem cleveren Aufhänger? Diese Aussage hat ja mit "Ich bewerte es als Golfsimulation" nix zu tun. Und der genannt Punkt kam in unserer "normalen" Besprechung von GTAV auch vor, IIRC.

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Axel
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Axel »

Andre Peschke hat geschrieben: 31. Okt 2021, 13:08 Ist das nicht immer noch so, als würde ich mir bei Mario Party oder Warioware eine einzelne Aktivität rausgreifen und darum herum eine Beurteilung aufziehen?
Wie lange geht so ein Minispiel bei Mario Party? Eine halbe Minute? Da ist ein nicht ganz so gelungenes Minispiel ja sehr viel eher verschmerzbar. Und durch die Multiplayer-Aspekt kommt das sowieso nicht zu tragen IMO.

Aber warum sollte ich bei GTA 5 ein mittelmäßiges Golfspiel für eine Stunde spielen wollen, wenn ich stattdessen auch ein richtiges, ausdefiniertes Golfspiel spielen könnte? Warum sollte ich in GTA 5 ein Flugspiel mit schwammiger Steuerung für mehrere Stunden spielen wollen, wenn ich stattdessen auch ein gutes Flugspiel spielen kann, was darum designt wurde?

GTA 5 ist so ein schönes Feature Creep Beispiel. Auf Seiten des Gameplays nichts wirklich schlecht, aber eben auch: Nichts wirklich überragend gut. Die Mechaniken funktionieren irgendwie, wirken für mich aber vom Geschmack her wie bei einer Fast-Food-Kette: funktional.
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Felidae
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Felidae »

Andre Peschke hat geschrieben: 31. Okt 2021, 13:08
Und heißt das nicht, der Text war doch ne normale Kritik, nur mit nem cleveren Aufhänger? Diese Aussage hat ja mit "Ich bewerte es als Golfsimulation" nix zu tun. Und der genannt Punkt kam in unserer "normalen" Besprechung von GTAV auch vor, IIRC.

Andre
Doch klar, es war ne normale Kritik, deshalb hab ich diesen Begriff hier auch immer benutzt. Denn eine Kritik war es, "Test" (nach landläufiger Meinung) garantiert nicht. Sondern es war eben ein feuilletonistischer Text über ein Monstrum von Spiel, aufgehängt an der Golf-Simulation. (Er war wirklich wunderhübsch geschrieben. An einer Stelle freut sich die Autorin zB sehr darüber, wieviel Mühe sich die Entwickler gegeben haben, dass sie sogar noch Banküberfälle, Verfolgungsjagden, Schießereien in ihr recht gutes Open world-Golf-Spiel eingebaut haben.)

Und dass IHR seit Anfang an ja aus dem "normalen" Testbetrieb ausschert, hab ich ja auch geschrieben. Okay, ich hab nicht explizit GTA genannt, aber dafür Mittelerde und Witcher 3. :) Keine Sorge, Ihr seid bei meinen "Alle Tests laufen doch aufs selbe raus"-Jammereien definitiv NICHT gemeint. Gibt ja nen Grund, dass ich Euch unterstütze, so wie ich auch die WASD im Abo hatte. :)
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Felidae »

Im Grunde läuft es glaub nur auf eins raus: Wenn Spielekritik generell anfängt, sich zu trauen, auch solche Spielarten der Kritik zuzulassen, dürfte sie endlich vom Wertungseinheitsbrei wegkommen. Denn Ihr bemängelt es ja selbst oft genug: Spieletests sind immer noch viel zu sehr Produkttests, die verzweifelt versuchen, objektiv einem Spiel gerecht zu werden. Dann kommt aber logischerweise auch im großen und ganzen die gleiche Wertung raus. Denn objektiv läuft das Spiel technisch einwandfrei, die Grafik ist up to date, es gibt eine lange Hauptstory und unzählige Nebenaufgaben - also irgendwas zwischen 82 und 90. Wenn sich die Kritik hingegen traut, andere Ansätze zu verfolgen, dann können vermutlich auch eher größere Wertungsabweichungen passieren (die sich speziell Jochen ja immer wünscht :) ). Da nicht mehr alle halt immer die letztlich gleiche Checkliste abhaken.

Vielleicht hab ich das nicht deutlich genug herausgestellt - natürlich war die GTA5-Kritik KEIN Test einer Golf-Simulation. Sondern die Entscheidung, das Spiel unter dem Gesichtspunkt "Golfsimulation" zu beurteilen, war ein reines Stilmittel. Was Axel oben schreibt, hat dieser Text AUCH nicht erfüllt - es wurden keine Vergleiche zu vollwertigen Golfspielen gezogen oder so.

Vermutlich ging diese Art der Kritik in dieser Extremform auch nur bei einem Spiel wie GTA5 - über das nun wirklich kein Mensch mehr was in der WASD lesen musste, weil zu dem Zeitpunkt eh schon praktisch alles bekannt war. Trotzdem hat mir diese Kritik über die SEELE des Spiels wesentlich mehr verraten als der riesige Gamestartest.
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ragdel
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von ragdel »

Ich muss da Reinhard zustimmen. Das sind ja nur Nebenschauplätze die in Spiele eingeführt werden, damit die Welt halt einfach realistischer wirkt (Golfen bei GTA)

Sonst könnte ich ja auch Fifa als Battle Royale begreifen wo es das Ziel ist, alle Spieler mittels einer roten Karte oder Grätschen aus dem Spiel zu kriegen.

Kann man das Spiel so spielen? Keine Ahnung aber vielleicht.
Aber eine Kritik zu diesem Punkt wäre doch abstrus. Es ist nun mal ein Fußballspiel. Ein Fußballspiel hat fest definierte Regeln wie es funktioniert. Da würde ich auch als Fußballfans wissen wollen, ob dieses Regelwerk eingehalten wird. Und dazu sollte der Kritiker halt schon eine Affinität zu den spielen haben. Sonst bringt mich das halt 0 weiter.
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Smutje187
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Smutje187 »

Die eigentliche Frage ist doch: Warum verkaufen Sport-Spiele eigentlich überhaupt noch verschiedene „Versionen“ und nicht einfach nur ein Abo mit den jeweiligen Skins der aktuellen Saison? Ist FIFA nicht schon seit 10 Jahren ein Service-Game, bei dem man halt jedes Jahr den aktuellen Stand des Codes auf Blu-ray gepresst in die Läden stellt, damit man es auch ohne schnelles Internet spielen kann? :D
Micha
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Micha »

Davon mal ab, dass du ganz schön viele Strohmannargumente aufmachst:
Otis hat geschrieben: 31. Okt 2021, 10:16
Die Ernsthaftigkeit von Jörgs Arbeit als Redakteur hat folglich gar nichts mit seiner Meinung über CoD zu tun, das von mir übrigens auch ungespielt eine 20 verpasst bekommt, weil die Grafik recht gut zu sein scheint. Davon abgesehen ist "leichte Kost" zu sein kein Freibrief von Kritik und selbstverständlich legt man, wenn es um Kritik geht, an eine Unterhaltungsindustrie den gleichen Maßstab wie an Literatur — wo es genauso seichte Unterhaltung gibt.
Doch schon. Wenn man als Redakteur einem Spiel ungespielt ne 20 geben würde, würde ich diesen Redakteur nicht mehr ernstnehmen. Da ist man kein Journalist mehr, sondern verfolgt eine Agenda.

Klar kann man die Unterhaltungsindustrie wie Literatur kritisieren. Aber dann doch bitte wie Unterhaltungsliteratur. Ich habe Jörg zumindest nicht sagen gehört, dass Super Mario eine sexistische Geschichte erzählt, die ein veraltetes Mann-Frau Bild suggeriert. Das wäre dann nämlich Konsequent.

Das ganze als "kriegsverherrlichend" abzustrafen, klingt für mich wie die bösen Killerspiele, welche mich zu einem Amoklauf animieren. Nur weil ich Call of Duty spiele, heißt das nicht, dass ich Krieg gut finde? WTF?


Hast Du schon mal das Internet getroffen …? Und wenn 4players nur kritisch war, wenn man es durfte, frage ich mich, wieso sich ständig über 4players mit ihren "Aufmerksamkeitsgeheische"-Tests aufgeregt wurde. Passt nicht recht zusammen. Die Leute haben doch schon rumgeheult und "deshalb nimmt 4players niemand mehr ernst" gekeift, wenn ein Spiel 5 bis 10% weniger als woanders bekommen hat.
Hast DU schon mal das Internet getroffen? Seit wann werden Ubisoft Spiele gefeiert? Wer behauptet Call of Duty hätte ne gute Story?

Das Ding bei 4players ist, dass es eben nicht 5-10% sind, sondern auch mal 20-30%. Es ist Aufmerksamkeitsgeheische, wenn man seine Werte nicht konsequent verfolgt - sondern das nur dann macht, wenn man es gefahrlos machen kann. Der Großteil der Spieler hat 4Players immer gefeiert, weil sie so "mutig" waren. Mutiger find ichs, wenn der Großteil der Spielerschaft 4Players nicht mag, weil sie unbequeme Wahrheiten berichten. Das ist nur leider nicht passiert - und wenn: dann nur in Einzelfällen.

Welches Zelda war das? Was war daran ein mieser Port?
Mein Fehler, ich hab von Super Mario 3D All stars gesprochen - welche nur emuliert auf der Switch liefen. Schlag gerne nach, warum das ein schlechter Port war. 4Players hat das auch angesprochen, trotzdem das Spiel gefeiert: Ist ja schließlich immer noch Super Mario.

Allgemein ist es wenig hilfreich, sich einzelne Spiele rauszusuchen, wenn es bei dem Mut um die eigene Meinung geht, denn die muss ja nicht zwangsläufig schlechter ausfallen als "erlaubt". Der Jubeltest zum Shadow of the Colossus Remake war z.B. definitiv mutig, genau wie der Verriss zu Dragon Age: Inquisition. Wie gesagt, seinen Ruf hatte 4players, ob fair oder nicht, nicht von ungefähr.

Mit Deinen Worten unterstellst Du in gewisser Weise auch Kalkül und das finde ich ziemlich unfair, zeigt aber irgendwo auch schön, wo wir die deutsche Spielepresse betreffend eigentlich stehen.
Weil es in gewisser Weise auch Kalkül ist. Stimmt, den Ruf Aufmerksamkeitserheischend zu sein, kam nicht von ungefähr. Es hat letzten endes immer die Konsequenz gefehlt.
Sollte man meiner Meinung nach nicht mit dem regulären Betrieb in einen Topf werfen. Kann man sicherlich so oder so sehen, was nun richtig oder besser gewesen wäre, aber hier konkret Namen von Redakteuren und Unternehmen zu nennen, ist nochmal 'ne ganz andere Dimension als ab und zu ein schwieriges Review zu schreiben. Damit hätte man einzelne Menschen ruinieren können. Der wütende Mob schreit vielleicht: "Zurecht!" und das vielleicht zurecht, aber es ist halt eine Entscheidung, die man nicht so einfach trifft.
Erklär mir mal, warum es der wütende Mob ist der das schreit? Was findest du daran so schlimm, wenn man Namen genannt hätte? Die armen Jobs der Leute? Ich bitte dich.
Davon mal ab: Es wäre hier eben Konsequent gewesen und hätte auch Mut erfordert, sich über die Rechtsabteilung hinweg zu setzen. Es ist einfach diese "Safe-Bet", die ich an 4players immer kritisch gesehen habe. Man hat Dinge gemacht, wofür der Großteil der Community einen gefeiert hat, es hat aber das letzte bißchen gefehlt um wirklich mutig zu sein.
Und wieso sollte es überhaupt Aufgabe von 4players sei, "etwas zu riskieren", wenn andere Scheiße bauen?
Journalistische Integrität?
Halten wir einfach mal fest: es war nun mal 4players, das als einziges Magazin mit diesem Thema an die Öffentlichkeit gegangen ist und sozusagen den Kopf aus der Deckung gehoben und dafür auch gravierende Nachteile in Kauf genommen hat. Selbstverständlich war das mutig, auch wenn man es in manchen Aspekten dann doch "nur" bei einem Warnschuss belassen hat. Ich möchte wetten: wer auch immer die Personen waren, deren Namen in den Dokumenten geschwärzt dargestellt wurden … als sie das online gesehen haben, ist ihnen der kalte Schweiß ausgebrochen.
Warum sollte jemanden der Schweiß ausbrechen, weil ein Artikel anonymisiert rauskam? Das ist eher ein Grund um beruhigt zu sein und zu merken, dass man "untouchable" ist.

Wir können aber gerne festhalten, dass 4players da die Konsequenz gefehlt hat. Gerne darfst du mir aber von den gravierenden Nachteilen erzählen, welche 4Players im Anschluss erfahren hat.
Den Leuten nach dem Mund zu schreiben ist durchaus nicht das selbe, wie News zu bringen, die sie interessieren.
Nur das man beides nicht gemacht hat.


Du willst es jetzt allen Ernstes als Fehler hinstellen, redaktionelle und Werbeinhalte getrennt zu halten? Entschuldigung, aber das auch noch als Ursache des gescheiterten Magazins als selbstverschuldet, wenn nicht gar "geschieht ihnen recht", zu formulieren, ist grotesk.
Nettes Strohmannargument. Aber nein, will ich nicht. Ich seh die Welt nur etwas realistischer. 4Players war auch ein gewinnorientiertes Unternehmen, als Chefredakteur besitzt man auch eine Verantwortung dem eigenen Personal gegenüber - weil auch deren Jobs an einen dran hängen. Ein Werbedeal kann auch ein gekennzeichnetes Advertorial sein. Nach SEO zu schreiben ist leider ein notwendiges Übel - solange aber an dem Inhalt nichts verfälscht wird, sehe ich da wenige Probleme.
Man muss das alles nicht tun, man kann sich auch von Spenden finanzieren oder andere Wege finden. Aber einfach gar kein Weg zu finden und am Ende die Konkurrenz schuld am Scheitern zu geben ist grotesk.


Das war die extrem sichtbar gemachte Wertungsphilosophie des Magazins und kein Clickbait. Was sind denn Tests bei anderen Magazinen? Nicht die Meinung des jeweiligen Redakteurs? Wozu schreibt er die dann überhaupt?
Extrem sichtbar gemacht? Erklär mir mal, wo ich die Wertungsphilosophie auf der Website auf Anhieb finden kann? Nicht mal beim testergebnis gibt es einen Button mit "Wie testen wir?".

4Players schreibt von sich selbst aus, dass sie es nur wegen der Klickzahlen machen.

Die Konkurrenz bemüht sich um Objektivität? 4Players hat immer nur Meinungen geschrieben, da gibt es durchaus einen Unterschied. Sie schreiben von sich aus, dass sie nicht Objektiv handeln wollen.

Was die Konkurrenz macht ist gerade erstmal egal. 4Players war immer stolz darauf, eben nicht das zu tun, was die Konkurrenz macht. Hat das aber eben auch nicht Konsequent verfolgt, da hat man eben auch cherry picking betrieben.

Vielleicht gibt es aber auch unterschiedliche Ansichten darüber, was problematisch ist und was nicht.
Keine Ahnung, ich vertrete die Ansicht, dass wenn ein Projekt scheitert, vermutlich nicht die anderen daran schuld haben. Zumindest nicht ausschließlich.

Hat er so nicht gesagt und es so zu deuten ist genau das Problem, das angesprochen wurde.
Spring zu 1:00, da spricht er davon das er mit seinem akademischen Titel frischen Wind reinbringt und er bei 4Players angefangen hat, weil er direkt Textchef sein konnte und die Mitarbeiter einen gebraucht haben.
Das hingegen hat er gesagt.
Ich freue mich über einen Timestamp.
Es geht doch gar nicht darum, einzelnen Personen einen Vorwurf bzgl. ihrer Jobwahl zu machen, sondern einfach darum, was es über die Beziehung Spielepresse/Spieleindustrie aussagt, dass so jemand diesen Job überhaupt bekommen hat. Sei es Vitamin B oder sei es, dass der Publisher sich seine Arbeit angeschaut und geschlussfolgert hat: genau der richtige für unsere PR-Abteilung — beides klingt nicht gut.
Stimmt, beides klingt nicht gut.

Weißt du was aber realistischer klingt? In der PR Arbeit muss man unglaublich gut Texten können. Eine Fähigkeit die Redakteure in der Regel mitbringen. Man sollte Ahnung von der jeweiligen Industrie haben. Spielejournalisten mit langjähriger Erfahrung haben durchaus Ahnung von der Spieleindustrie.

Ist dein letzter Abschnitt ernst gemeint? Du meinst ne PR Agentur wirbt nen Journalisten ab? Selbst wenn der Journalist wirklich so einseitig schreibt, dass er direkt PR machen könnte, würde ne Agentur doch niemals so einen Journalisten abwerben? Als Journalist ist er doch viel "praktischer"?

Die Journalisten bewerben sich bei den PR Agenturen, weil sie das Skillset mitbringen und aus diversen Gründen vom Spielejournalismus frustriert sind. Bevor du jetzt sagst, weil alles korrupt ist: Vom Gehalt kann man durchaus auch frustriert sein oder von seinem Chef oder seinen Kollegen.

Vielleicht hätte man das durchaus noch mit erwähnen sollen, statt sich nur auf die 2 Argumente zu beziehen, welche du aufzählst.
Otis
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Otis »

Kommt doch auch auf die Begleitumstände an. Über ein GTAV werden pünktlich zum Release hunderte von Reviews rausgehauen. Wenn sich da einer denkt, er hat keine Lust, Standardtest Nr. 48 zu schreiben, sondern sich einen anderen Blickwinkel aussucht und das ganze alternativ aufzieht, ist niemandem wehgetan und die Leser haben schlimmstenfalls einen amüsanten Text, der evtl. noch Aspekte anspricht, die in den anderen Berichten nicht beleuchtet wurden. Und wenn man sich geschickt anstellt, kriegt man das trotzdem noch mit Wiefandstdenndasspielnu unter einen Hut.

Finde solche Experimente haben deutlicheren "Mehrwert" als noch ein Test nach Schema F, gerade bei so einer Marke wie GTA, wo natürlich jeder versteht, wie er das einzuordnen hat. Kann mich erinnern, irgendeiner bei 4players hatte es auch mal gewagt, einen Test origineller aufzuziehen, war, glaube ich, ein RPG und der Test war in Form eines Reisetagebuchs geschrieben. (Erinnerung sei bitte verlässlich!) Gab gleich Schelte von der Leserschaft und war ein schönes Beispiel, was gemeint ist, wenn es heißt, man soll gefälligst schreiben, was die Leute lesen wollen, und nicht, was man sagen möchte.
Micha hat geschrieben: 31. Okt 2021, 14:00Extrem sichtbar gemacht? Erklär mir mal, wo ich die Wertungsphilosophie auf der Website auf Anhieb finden kann? Nicht mal beim testergebnis gibt es einen Button mit "Wie testen wir?".
Davon abgesehen, dass die Subjektivität der Tests immer und immer wieder betont wurde, findest Du bei den Tests oben direkt neben Fazit/Pro&Kontra den Button: „So testet 4players".
Micha
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Micha »

Felidae hat geschrieben: 31. Okt 2021, 13:37 Im Grunde läuft es glaub nur auf eins raus: Wenn Spielekritik generell anfängt, sich zu trauen, auch solche Spielarten der Kritik zuzulassen, dürfte sie endlich vom Wertungseinheitsbrei wegkommen. Denn Ihr bemängelt es ja selbst oft genug: Spieletests sind immer noch viel zu sehr Produkttests, die verzweifelt versuchen, objektiv einem Spiel gerecht zu werden. Dann kommt aber logischerweise auch im großen und ganzen die gleiche Wertung raus. Denn objektiv läuft das Spiel technisch einwandfrei, die Grafik ist up to date, es gibt eine lange Hauptstory und unzählige Nebenaufgaben - also irgendwas zwischen 82 und 90. Wenn sich die Kritik hingegen traut, andere Ansätze zu verfolgen, dann können vermutlich auch eher größere Wertungsabweichungen passieren (die sich speziell Jochen ja immer wünscht :) ). Da nicht mehr alle halt immer die letztlich gleiche Checkliste abhaken.

Vielleicht hab ich das nicht deutlich genug herausgestellt - natürlich war die GTA5-Kritik KEIN Test einer Golf-Simulation. Sondern die Entscheidung, das Spiel unter dem Gesichtspunkt "Golfsimulation" zu beurteilen, war ein reines Stilmittel. Was Axel oben schreibt, hat dieser Text AUCH nicht erfüllt - es wurden keine Vergleiche zu vollwertigen Golfspielen gezogen oder so.

Vermutlich ging diese Art der Kritik in dieser Extremform auch nur bei einem Spiel wie GTA5 - über das nun wirklich kein Mensch mehr was in der WASD lesen musste, weil zu dem Zeitpunkt eh schon praktisch alles bekannt war. Trotzdem hat mir diese Kritik über die SEELE des Spiels wesentlich mehr verraten als der riesige Gamestartest.
Für mich stellt sich eher die Frage was Spielekritik sein möchte - denn ein Test oder Review ist eben keine Spielekritik. Klärt mich auf - was ist an einem Produkttest schlimm? Ich arbeite Vollzeit und möchte manchmal einfach abschalten und ein Spiel spielen. Wenn ich etwas nicht kenne, schaue ich mir gerne mehrere Reviews an und treffe dann eine Kaufentscheidung. In dieser Form möchte ich persönlich gar keine großartige Spielekritik lesen oder welche ethischen Grundsätze hinter dem Spiel stecken.

Das bedeutet aber nicht, dass mich diese Grundsätze nicht interessieren würden. Dafür liebe ich es Kolumnen zu lesen oder verfolge auch Nachrichten in der allgemeinen Spieleindustrie. So ist die Kaufentscheidung bei nem Call of Duty eben nicht nur von einem Review abhängig, sondern eben auch die Frage danach, ob man dieses Unternehmen unterstützen möchte. Das sind aber zwei unterschiedliche Kategorien an journalistischer Arbeit und meine persönliche Entscheidung so zu gewichten.
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Beitrag von Axel »

Micha hat geschrieben: 31. Okt 2021, 15:38 Klärt mich auf - was ist an einem Produkttest schlimm?
Weil es das, konsequent gedacht, nicht geben kann. Aus einem ganz einfachen Grund: Das Spielerleben ist für jeden einzelnen Menschen unterschiedlich und kann auf keinster Weise so stark objektiviert werden um daraus ein Produkttest zu stricken. Produkttests kann man bei Gebrauchsgegenständen schreiben mit harten Fakten. Also beispielsweise eine Küchenmaschine. Das ist für jeden gleich. Wenn so eine Maschine in der Konstruktion schlecht verbaut ist, dann ist das eine legitimer und vor allem messbarer Fakt.

Das ist bei Unterhaltungsmedien aber schlicht gar und überhaupt nie möglich. Bei Musik nicht, bei Film nicht, bei Literatur nicht und bei Games erst recht nicht.

Mal ein Beispiel: Dem Andre sind die neueren Mario Spiele immer viel zu einfach und straft sie dafür auch in seinen Reviews ab. Er hat die Brille eines Hardcore-Gamers, der seit über 30 Jahren seit frühester Kindheit spielt. Seine Review ist also für die Zielgruppe, Hardcore-Gamer, gemacht und auch da gibt es schon wieder unterschiede. Etwa im Skill-Level der Spieler. Mir sind die Mario Spiele gerade hintenraus, ja auch die modernen, teilweise zu schwer. Andre meinte im "Mario & Rabbids" Review, dass das Spiel "pisseinfach" sei (ich paraphrasiere!). Ich habe bei circa der Hälfte des Spiels das Handtuch geworfen, diese Art Strategiespiel ist auch in Mario-Form einfach nicht meins.

Aber egal. Eine unerfahrene Mutter die wissen will ob das und das Mario Spiel das Richtige für ihren Sohnemann ist, wird sich von Andres Reviews nicht abgeholt fühlen. Muss ja auch nicht sein, sie wird hier wohl garnicht zuhören. Gibt auch gute Angebote für Eltern um sich über Spiele zu informieren.

Schon allein das Beispiel zeigt doch, dass es DEN OBJEKTIVEN PRODUKTTEST schlicht nicht gibt. Hat es auch nie gegeben, war immer nur leere PR der Spielemagazine der 90er Jahre. Da war sogar ein Nintendo Club Magazin authentischer und ehrlicher, denn die haben keinen Hehl draus gemacht, dass es eine Zeitschrift direkt von Nintendo und somit eine Werbezeitschrift war. (Immerhin: Unter der Leitung von Claude Moyse in der ersten Hälfte der 90ern wurden in dem Magazin keine schlechten Spiele als der neue heiße Megascheiß angepriesen.)

Das was Du erwartest, kann eine Berichterstattung zu Unterhaltungsmedien schlicht nicht leisten ohne zutiefst verlogen zu sein.
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