Andre Peschke hat geschrieben: ↑2. Nov 2021, 14:10
Aratirion hat geschrieben: ↑2. Nov 2021, 13:44Darauf bezog sich letztlich ja auch Jochens Kritik an der Marquart-Gruppe, oder? Dass diese sich typischer Heuschreckenmethoden bediene.
k.A. was Jochen gesagt hat. Aber, ich würde sagen: Auch da kommt es drauf an. Wenn du außer einer Heuschrecke keinen Käufer findest, ist es dann besser den Laden zu schließen? Ich würde sagen: Im Idealfall nicht. Wichtig ist halt auch hier, wie man mit den Leuten umgeht. Wenn man mit den Mitarbeitern spricht und sagt: "Yo, es sieht schlecht aus. Wir wollen da auch nicht mehr investieren. Aber wir denken, wir können hier noch drei Jahre Geld rausziehen - stellt euch drauf ein", dann ist das ok. Aber in der Realität läuft es halt fast nie so offen und ehrlich. Insofern unterm Strich vermutlich zu 99% korrekt.
[...]
Ja... da sind wir halt wieder an dem Punkt, den wir im Podcast (nicht in der 4Players-Folge) auch schonmal hatten: Man kommt nicht umhin, bei einer fundamentalen Systemkritik zu laden. Man kann vorher ansetzen und sagen: "Die Unternehmen sind schuld, denen geht es nur um's Geld" oder "Die Gesellschaft ist schuld, die propagiert diese "Unternehmen müssen nunmal Gewinne maximieren und wir verehren am Ende die Milliardäre"-Mentalität". Aber schlussendlich ist es die konkrete Ausprägung unserer kapitalistischen Systeme, in deren Rahmen sich vermutlich einfach viel auf einen Fluchtpunkt hin zubewegt, der notwendigerweise immer wieder (nicht ausschließlich) unangenehme Ergebnisse produziert.
Was aber halt nicht bedeutet, dass man sich als Unternehmensinhaber nicht trotzdem entscheiden kann, innerhalb dieses Korridors einen menschlicheren Weg zu gehen.
Andre
Ja, das würde ich beides zu 99,9% unterschreiben
Vor allem der letzte Satz betont das, was ich eh auch versucht habe, zu sagen. Aber du hast recht, man kann natürlich theoretisch dennoch gewissermaßen aus einer objektiven Perspektive heraus "Heuschrecken-Methoden" anwenden, intern aber anders kommunizieren bzw. versuchen zu handeln.
Generell spielen da ja ganz viele Faktoren rein. Die Branche, die gewachsene Kultur im Unternehmensumfeld sowie im Unternehmen selbst, gelebte Hierarchien und Führungsstile, die Gesellschaftsform des Unternehmens (traditioneller Familienbetrieb vs. großer Konzern, AG vs. GmbH, mit allen jeweiligen Vor- und Nachteilen), etc. etc. Natürlich ist es gerade in dieser Branche am Ende unvermeidlich gewinnbringend zu arbeiten - man könnte wohl auch kaum den Staat hier in die Verantwortung nehmen und sagen, er müsse ein defizitäres Online-Magazin stützen. Man kann freilich auch die LeserInnen nicht ganz aus der Verantwortung nehmen: wenn man will, das das Ding überlebt, dann muss man letztlich auch was dafür in Kauf nehmen (Werbung, Clickbait, monetäre Unterstützung); das ist einerseits zwar auch wieder dem Kapitalismus geschuldet, andererseits geht es hier ja letztlich, trotz allem Respekt und aller persönlicher Wertschätzung 4players und Jörg gegenüber, nicht um ein erhaltenswertes Kulturgut, das auch defizitär sein darf und von der Gesellschaft getragen werden muss; insofern ist es hier auch nur logisch, dass sowas nur dann betrieben werden sollte, wenn es auch Leser gibt (wenngleich ich natürlich von meinen persönlichen Blog-Versuchen und Facebook-Blogging her durchaus nachvollziehen kann, wenn man denkt, dass die Welt gewisse Dinge einfach lesen wollen sollte, selbst wenn das sonst keiner so sieht
).
Am Ende des Tages wäre es wohl einfach schön gewesen, wenn es einen Financier gegeben hätte, der den Wert dieser Marke und seinen eigenen Charakter erkannt und geschätzt hätte und dann mit betriebswirtschaftlichem Geschick einerseits und einer guten Portion Idealismus andererseits gemeinsam mit Jörg und der Redaktion versucht hätte, das Ding auch in den 2020er Jahren noch lebensfähig zu machen. Dann wäre man vll. trotzdem am selben Punkt wie heute, hätte sich aber gegenseitig - und den LeserInnen und der Spielekultur insgesamt gegenüber - nichts vorzuwerfen. So bleibt halt das kalte wirtschaftliche Faktum: nicht tragbar als einziger Konsens über. Alles andere - nämlich der menschliche Umgang - war wohl allem Anschein nach nicht konsensual.