COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

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limericks
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von limericks »

Santiago Garcia hat geschrieben: 21. Dez 2021, 13:24 Bild

Ist mal ne Ansage.
Ist daran inhaltlich etwas neu? Sich an diese Regeln zu halten, war seit Anfang 2020 immer sinnvoll und geboten wenn man auf die Wissenschaft hört. Die Lockerungen waren rein politischer Natur damit das Volk nicht durchdreht.

Anlehnend an die Stellungnahme des deutschen Expertenrats wird in österreichischen Qualitätsmedien mittlerweile ernsthaft über einen möglichen Zusammenbruch der kritischen Infrastruktur Anfang 2022 berichtet. Leere Supermärkte und "Millionen, die vielleicht daheim hungern müssen", gehören nun nicht mehr ins Reich der Verschwörungstheorie.
https://www.derstandard.at/story/200013 ... orbereitet
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lipt00n
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von lipt00n »

Rince81 hat geschrieben: 21. Dez 2021, 09:40 https://www.reddit.com/r/ich_iel/commen ... urce=share


Wow...
Das ist richtig krass.

Geil ist auch: "Mama darf nicht mehr arbeiten gehen. Haus weg! Auto weg! Haustiere weg!"
Ahahahahaha. Doch, Mama darf arbeiten gehen. Ist ihre eigene Entscheidung. Mama ist halt leider nicht ganz helle.

Der Gipfel ist aber "Selbstbestimmung, Toleranz, Respekt" in der Klarsichtfolie. Ja, wo ist denn der Respekt gegenüber den Patient*innen?

Diese Verwirrten machen mich nur noch fertig...
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Ironic Maiden
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Ironic Maiden »

lipt00n hat geschrieben: 21. Dez 2021, 17:47
Diese Verwirrten machen mich nur noch fertig...
Ich habe auch den Eindruck, dass die Spinner*innen immer präsenter werden, bzw. nehme ich sie jetzt zum ersten Mal in meinem unmittelbaren Umfeld wahr. Letzte Woche stand so ein einsamer Typ als "Mahnwache" vor meiner Schule und hat die Bushaltestelle mit irgendwelchen wirren Durchsagen über angeblich verheimlichte Impftote beschallt. Und dann kam auch noch eine Rundmail von einer Mutter, die sich über die Maskenpflicht in der Schule aufregte, und "Recht auf freies Atmen" einforderte. Beim Spazierengehen bin ich heute an einem Schrebergarten vorbeigekommen, der mit Plakaten von "Der Basis" dekoriert war. Wir sind hier mitten im Rhein-Main-Gebiet, nicht irgendwo in den Impfgegnerhochburgen, und trotzdem fallen mir diese Leute immer mehr auf.
Meine Hoffnung ist, dass der harte Kern, wie bei vielen solcher Themen, immer lautstärker wird, je mehr ihre Zahl abnimmt und das eher das letze Aufbäumen der Deppen ist.
In Wirklichkeit bin ich Janna und podcaste hier ab und zu. Und in echt bin ich auch nicht so grün und flauschig wie auf dem Profilbild. Man kann mich auch auf Bluesky finden.
Haplo
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Haplo »

limericks hat geschrieben: 21. Dez 2021, 17:46 Leere Supermärkte und "Millionen, die vielleicht daheim hungern müssen", gehören nun nicht mehr ins Reich der Verschwörungstheorie.
https://www.derstandard.at/story/200013 ... orbereitet
So wie es gemeint ist, gehört es natürlich weiterhin ins Reich der Verschwörungstheorien; mit dem Unterschied, dass sie mal für's besondere Click-bait in der Zeitung stehen durfte. Ein bisschen verstehen kann ich es allerdings schon: nach zwei Jahren Dauer-Panik-Berieselung muss man halt die ganz große Keule rausholen, wenn man noch Gehör finden will.
Daneben hungern übrigens nicht nur Millionen sondern gut über eine halbe Milliarde Menschen; aber die sind ja nicht wichtig ...
Santiago Garcia
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Santiago Garcia »

Die Panik zu 2G im Supermarkt (jetzt werden die Ungeimpften ausgehungert) war schon ziemlich lustig, ja.
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Peter
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Peter »

Aus England gibt es jetzt erste Daten über die Schwere der Omikron-Infektionen:
https://www.imperial.ac.uk/media/imperi ... ort-50.pdf

Das alles basiert noch auf relativ wenigen Fällen und vor allen Dingen kann noch keine Aussage über die längerfristigen Verläufe gemacht werden. Aber zumindest wenn es generell um Hospitalisierungen geht, hat sich hier eine mildere Auswirkung bestätigt. Außerdem: Mit nur zwei Dosen besteht zwar nur noch ein geringer Schutz vor einer Infektion, es besteht aber noch immer ein hoher Schutz gegenüber einer Hospitalisierung, der ungefähr auf dem gleichen Level wie gegenüber Delta liegt. Also auch das so, wie man es vorher schon vermutet hatte.

Eine erstaunliche Erkenntnis gibt es aber: Zwei Dosen AstraZeneca scheinen bzgl. einer Hospitalisierung gegen Omikron besser zu wirken, als gegen Delta. Verglichen mit zwei Dosen Biontech/Moderna wirkt es sogar besser (während es bei den reinen Infektionen noch anders herum ist). Allerdings gilt auch hier: Das basiert auf relativ wenigen Daten und die Wirksamkeit der Impfstoffe könnte am Ende auf dem gleichen Level liegen.
biaaas
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von biaaas »

biaaas hat geschrieben: 20. Dez 2021, 19:59 Leider ist für manche dann zu spät. Sehe das gerade an einem Freund meiner Eltern. Der war ungeimpft und hat die ganze Latte an Geschwurbel verbreitet. Jetzt ist auf der ITS und wurde am Wochenende ins künstliche Koma versetzt. Mal schauen ob er wieder aufwacht.
Er ist gestern gestorben...
Hat einen hohen Preis dafür gezahlt, den Unsinn zu glauben.
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lolaldanee
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von lolaldanee »

Peter hat geschrieben: 22. Dez 2021, 22:37 Aus England gibt es jetzt erste Daten über die Schwere der Omikron-Infektionen:
https://www.imperial.ac.uk/media/imperi ... ort-50.pdf

Das alles basiert noch auf relativ wenigen Fällen und vor allen Dingen kann noch keine Aussage über die längerfristigen Verläufe gemacht werden. Aber zumindest wenn es generell um Hospitalisierungen geht, hat sich hier eine mildere Auswirkung bestätigt. Außerdem: Mit nur zwei Dosen besteht zwar nur noch ein geringer Schutz vor einer Infektion, es besteht aber noch immer ein hoher Schutz gegenüber einer Hospitalisierung, der ungefähr auf dem gleichen Level wie gegenüber Delta liegt. Also auch das so, wie man es vorher schon vermutet hatte.
Hm, danke für die Zusammenfassung
Ungefähr so hätte ich es gehofft/erwartet. Der Schutz vor Hospitalisierung ist am Ende worauf es für die allermeisten Leute WIRKLICH ankommt. Halbwegs beruhigend zu sehen, dass der wohl weiterhin gegeben ist
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Smutje187
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Smutje187 »

biaaas hat geschrieben: 23. Dez 2021, 14:48
biaaas hat geschrieben: 20. Dez 2021, 19:59 Leider ist für manche dann zu spät. Sehe das gerade an einem Freund meiner Eltern. Der war ungeimpft und hat die ganze Latte an Geschwurbel verbreitet. Jetzt ist auf der ITS und wurde am Wochenende ins künstliche Koma versetzt. Mal schauen ob er wieder aufwacht.
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Das ist immer das tragischste - es wäre zu verhindern gewesen, aber man hat sich freiwillig bewusst dagegen entschieden...
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Tagro
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Tagro »

Hallo,
es geht mir darum das die Omikron-Mutante nach aktuellem Stand als harmloser gilt, oder man deshalb nicht so schnell ins Krankenhaus bzw. Intensivstation kommt.
Wahrscheinlich habe ich einen Denkfehler und hoffe, ihr könnt mir beim Verständnis helfen. :confusion-seeingstars:

Aktuell lese ich Berichte, dass von z. B. 100.000 Omikron-Infizierte nur X Personen ins Krankenhaus kommen und dies sind weniger als bei 100.000 Delta-Infizierte. Mit der Erklärung, dass Omikron deshalb als Krankheit harmloser ist. Erstmal nachvollziehbar.
In meinem Kopf entsteht so folgendes Bild.
SpoilerShow
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Aber, Omikron verbreitet sich auch viel schneller, bzw. ist viel ansteckender. Dies bedeutet doch, dass Omikron auch Personen ansteckt, die bei nur Delta nicht angesteckt worden währen oder so Symptomfrei währen, dass sie in keiner Statistik auftauchen?
Für mich ergibt es somit keinen Sinn mehr von X-Krankenhausfällen von 100.000 Infizierten zu sprechen. Da die Basis von 100.000 sich bei Omikron-Infizierten einfach anders zusammensetzt als bei Delta-Infizierten.
In meinem Kopf entsteht dazu folgendes Bild.
SpoilerShow
Bild
Für eine vergleichbare Statistik müsste man doch eigentlich die Personen aus der Basis rausrechnen, welche sich zwar mit Omikron infizierten, aber dies bei Delta nicht würden.
Man nimmt also 100.000 Delta Infizierte, erstellt von diesen eine exakte gesunde Kopie, infiziert die Kopien mit Omikron und schaut wie die Krankenhausstatistik bei denen im Vergleich ist?

Wo ist hier mein Denkfehler :eusa-shifty: , dass ich nicht verstehe, warum Omikron wirklich harmloser ist als Delta?
Hoffe auf eure Hilfe.
Wolfgang
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Wolfgang »

So verstehe ich es auch. Also kein Denkfehler.

Harmloser für die Einzelperson.
Gefährlicher für die Gesellschaft.

Deswegen auch die zusätzlichen Maßnahmen jetzt. Wobei die ja schon vor den neuen Studien gemacht wurden. Aber harmloser für die Einzelperson ist halt auch nur ein weiteres Indiz. Wir sind weltweit eine der ältesten Gesellschaften. Und dazu mit relativ vielen nie infizierten und auch mit signifikanten Ungeimpften.
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Peter
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Peter »

Das ist ja kein Widerspruch. Omikron kann auf individueller Basis harmloser sein und im Vergleich zu Delta relativ gesehen weniger Hospitalisierungen verursachen, aber durch die Masse an Infektionen absolut gesehen mehr Hospitalisierungen nach sich ziehen.

Und genau das geschieht gerade in GB, wie man anhand der Hospitalisierungen in London, wo Omikron zuerst die Dominanz übernommen hat, sehen kann: https://coronavirus.data.gov.uk/details ... ame=London
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Felidae
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Felidae »

Tagro hat geschrieben: 24. Dez 2021, 10:27 Hallo,
Wo ist hier mein Denkfehler :eusa-shifty: , dass ich nicht verstehe, warum Omikron wirklich harmloser ist als Delta?
Hoffe auf eure Hilfe.
Du dürftest keinen Denkfehler haben. Genau dieses Phänomen sorgt ja im Moment dafür, dass zum Teil massiv davor gewarnt wird, dass Anfang 2022 die absolute GRUNDVERSORGUNG zusammenbrechen könnte - Lebensmittel, Gaswasserabfall etc. Dieses Szenario gab es bislang noch nie in den letzten zwei Jahren. Jetzt ist es nicht ausgeschlossen - eben wegen der massiv höheren Verbreitung von Omikron.

In den Szenarien wird übrigens als Basis genommen, dass die wenigsten Omikron-Infizierten auf die ITS müssen. DIe meisten in dem Szenario haben "nur" harmlose Verläufe, die zuhause auskuriert werden können, aber eben dennoch für zwei Wochen ausfallen. Aber wie Du ja selbst dargelegt hast - die gleiche Prozentzahl bei einer viel größeren Grundmenge bedeutet eben auch sehr viel höhere absolute Zahlen inden ITS.

(Nachdem eine Freundin und ihr Mann so einen "harmlosen Verlauf" erst vor kurzem hatten, kann ich nach ihren Erzählungen übrigens sagen - auch DEN will ich nicht.)

Das beschissene an Omikron ist wieder mal - wir als Gesellschaft können nur verlieren. Entweder es kommt so schlimm wie in den Prognosen - dann für kurze Zeit gut Nacht. Oder es kann abgewendet werden - dann schlägt wieder das Präventionsparadoxon zu und in der Zukunft wirds noch problematischer (egal ob mit Covid oder dem nächsten Erreger irgendwann). Rückblickend wäre es vielleicht am heilsamsten gewesen, wenn Deutschland in der allerersten Welle so gebeutelt worden wäre wie Italien. Das hätte den ganzen Schwurblern zumindest jegliche Grundlage entzogen.
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Tagro
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Tagro »

Wolfgang hat geschrieben: 24. Dez 2021, 10:39 Harmloser für die Einzelperson.
Das ist halt die Frage, ist es wirklich noch harmloser, wenn man die 100.000 Basis so bereinigt wie ich denke, oder würde sich dann zeigen das Omikron auch für die Einzelperson gefährlicher ist.
Aktuell wird die Omikron-Basis ja von denen aufgeblasen, die niemals in eine echte Gefahr standen ins Krankenhaus zu kommen. Das diese in die Statistik einfließen lässt ja das Krankenhaus Risiko für alle sinken. Auch für die, welche die Basis der Delta-Variante sind.

(rein beispielhafte Zahlen zum einfachen Rechnen)
Nehmen wir an wir haben 100 Personen.
Davon werden 10 bei Delta krank.
Davon landen 3 im Krankenhaus.
3 von 10 ergibt 30 %

Nochmal genau die gleichen 100 Personen.
Davon werden 30 bei Omikron krank, und zwar die 10, die es auch bei Delta erwischt hätte und 20 weitere.
Davon landen 5 im Krankenhaus.
5 von 30 ergibt 16,67 %
Auf den ersten Blick ist Omikron somit nicht so gefährlich wie Delta für die Einzelperson.

Nun kann ich diese Statistik, aber nicht auf die ursprünglichen 10 Delta-Erkrankten umrechnen, um zu sagen, ob Omikron-Infektion für die einzelne Person gefährlicher ist als Delta-Infektion.
Denn ich kann nicht zuordnen, ob die 5 Omikron Erkrankten aus der DeltaBasis-OmikronBasis-Schnittmenge kommen oder aus der Gesamtmenge der Omikron-Infizierten.
Somit kann es sein das Omikron auch für den Einzelnen gefährlich ist, dies aber nicht auffällt, da die Basis jetzt mit „Statisten“ die eh nie ins Krankenhaus gekommen währen aufgebläht wird.

In meine Überlegungen ist dies halt eine Verzerrung der Statistik und somit ist das „echte“ Omikron-Krankenhaus-Risiko im Verhältnis zu Delta-Krankenhaus-Risiko für die individuelle Einzelperson bei einer Infektion nicht mehr zu erkennen.
Und das es zu einer Infektion (egal ob Delta oder Omikron) kommen wird, sehe ich als gesetzt und ist nur eine Frage von "Wann es zur Infektion kommt."
Ob dann das individuelle Krankenhausrisiko jedoch größer, kleiner oder gleich ist, kann man aufgrund der verzerrten Basis nicht sagen.

Oder ob ich dabei einen Denkfehler habe weiß ich nicht.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Wolfgang »

Guter Punkt von Dir.
Also müsste man formulieren: Stamdalone harmloser für die Einzelperson, wenn sie sich infiziert. Aber da die Wahrscheinlichkeit sich zu infizieren deutlich höher ist, ist es auch für die Einzelperson gefährlicher.
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Feamorn
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Feamorn »

Ich denke, das ist ein Denkfehler, bzw. eher eine Kontext-Frage. :)
Das relative Risiko _bei einer Infektion_ schwer zu erkranken ist für das Individuum geringer, aber das Risiko überhaupt infiziert zu werden eben höher.
Jetzt kommt es darauf an, worüber man spricht. Die meisten scheinen nur zu hören "wenn man krank wird, ist es oft weniger schlimm" (was ja auch stimmt), aber durch das erhöhte Infektionsrisiko relativiert sich das in den absoluten Zahlen, bzw. wird, wie Felidae gesagt hat, schlimmer als bei Delta. Gemeint ist aber immer bei einer Omikron-Infektion stehen die Chancen besser als bei Delta-Infektion, völlig ohne Bezug zur Menge der Ansteckungen (und das deutlich höhere Risiko dafür bei Omikron). Wodurch das dann eben doch wieder potentiell höheres Risiko, auch für Einzelpersonen, bedeuten kann. Aber _wenn_ man sich ansteckt ist Omikron (vermutlich) statistisch "weniger gefährlich" für einen selbst, als es Delta war.
Am Ende dürfte Omikron dennoch "besser" sein, da die endemische Lage ja nur eintreten kann, wenn der Erreger harmloser wird, ob nun durch Impfung oder Evolution.
Das aktuelle Problem ist halt, dass man keine ausreichende Grundimmunisierung hat, die verhindert, dass zu viel auf einmal erkranken. (Auch, wenn auch nicht nur, wegen den Impflücken.)
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Peter
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Peter »

Tagro hat geschrieben: 24. Dez 2021, 11:04 (rein beispielhafte Zahlen zum einfachen Rechnen)
Nur um sicher zu gehen, dass das klar ist: So wird das Risiko natürlich nicht berechnet (s. oben verlinktes PDF).
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Tagro
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Tagro »

Mh... ich denke wir reden ein wenig aneinander vorbei oder haben andere Perspektiven auf meine Frage.
Feamorn hat geschrieben: 24. Dez 2021, 11:54 [...]Das relative Risiko _bei einer Infektion_ schwer zu erkranken ist für das Individuum geringer,[...]
Dies basiert auf den aktuellen Statistiken, die eine Makroperspektive einnehmen.
Soll heißen, man schaut von oben auf 100.000 Infizierte und wie viele davon an Delta bzw. Omikron erkranken. Wie viele davon ins Krankenhaus kommen bzw. Intensivstation.
Aus diesen Zahlen errechnet man die Statistik, wie hoch das individuelle Risiko für die Einzelperson ist bei einer Omikron-Infektion ins Krankenhaus zu kommen. Dabei kommt man zu dem Entschluss wenn man dies auf die Einzelperson umrechnet, Omikron hat "individuell" nicht so ein hohes Krankenhausrisiko.
Wie gesagt aus der Makroperspektive für eine Gruppe von 100.000 Personen.

Ich bin nun der Meinung, diese gesamte Betrachtungsweise/Herangehensweise um das "individuelle" Risiko eines Omikron-Krankenhausaufenhalt im Verhältnis zu Delta zu betrachen nicht mehr geeignet ist.
Man muss dies aus einer Mikroperspektive betrachten.
Also nur „Ich“ als Einzelperson und meine Gefahr bei Omikron ins Krankenhaus zu kommen, im Verhältnis zu meiner persönlichen Gefahr bei Delta ins Krankenhaus zu kommen.
Dazu kann ich die Statistiken der Makroperspektive nicht nutzen, Hier wird von einer großen Gruppe auf die Einzelperson runtergerechnet, obwohl sich die Vergleichsgruppen/Basiswerte für die Rechnung nicht mehr vergleichbar zusammensetzen.

Omikron verbreitet sich schneller als Delta, ergo ist ansteckender bei ähnlichem Verhalten der Menschen. Somit werden Menschen mit Omikron angesteckt, die sich mit Delta nicht angesteckt hätten. Diese Menschen fallen aber jetzt in die X von 100.000 Basis rein.
Somit kann ich aus einer Mikroperspektive nicht mehr sagen, was nun im individuelle Fall für einen speziellen Menschen gefährlicher ist, Delta oder Omikron.
Wenn sich die Basis, aus der man seine Statistik berechnet, ändert, kann man halt nur noch eine Makroperspektivenaussage machen.

Aber man kann nicht mehr sagen: „Person X für dich persönlich bedeutet es, dass du mit Omikron einen harmloseren Virus-Typ ausgesetzt bist und ein geringeres Krankenhausrisiko ausgesetzt bist.“

Omikron kann für den individuellen Menschen durchaus aggressiver und tödlicher sein als Delta.
Da bei Omikron aber Personen in die Stadionbasis einfließen, welche bei Delta dort niemals aufgetaucht währen, haben wir eine andere Basis von der aus wir dies betrachten.
Deshalb ist die Aussage Omikron ist harmloser aus Makroperspektive richtig.
Aus Mikroperspektive für die individuelle Person, ist dies aber nicht mit der aktuellen Statistik belegbar.

Somit kann es sehr gefährlich sein, wenn man nun verbreitet:
"Omikron ist individuell nicht so gefährlich wie Delta."
"Mit Omikron kommst du, du individuell Einzelperson, nicht so schnell ins Krankenhaus."

Wir wissen aktuell einfach nicht, ob Omikron für die Einzelperson gefährlicher ist oder nicht.
Was wir wissen aktuell nur, dass bei einer neuen und nicht vergleichbaren Basis andere Werte bekommen als vorher.

Daraus wird dann eine Statistik erstellt, ohne den Kontext der Entstehung zu erläutern.
Ein wenig so als wenn man der Presse den Fruchtgehalt von zwei Äpfeln vergleicht und niemand sagt: "Der eine Apfel hatte als Basis aber einen Birnenbaum, müssen wir das nicht beachten?"
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Feamorn
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Feamorn »

Ich glaube wir reden wirklich aneinander vorbei, oder ich stehe dich gerade nicht. :)

Was ich meinte, es gibt zwei Sichtweisen:

(a) Wie hoch ist das Risiko bei einer Infektion im Krankenhaus zu landen.
(b) Wie hoch ist das Risiko sich zu infizieren (und dann im Krankenhaus zu landen).

Fall (b) ist ja ein Spezialfall von (a), aber ob man generell _bei Infektion_ im Krankenhaus landet, ist doch unabhängig von der Frage, ob man sich infiziert? Zumal ja auch die Vorhersage für Delta war, dass sich über kurz oder lang jeder anstecken wird, auch die Geimpften. Der Unterschied zwischen Delta und Omikron ist hier erstmal nur die Geschwindigkeit, mit der das passiert. (Weshalb wir halt ein Risiko ableiten können, dass man unter Omikron evtl. früher im KH landet als unter Delta, aber das OB ist ja davon losgelöst. Die Frage im Raum ist ja eher, wenn ich mich heute mit Delta oder Omikron infizieren, bei welcher Infektion käme ich eher glimpflich davon. Für die Frage ob man im KH landet ist irrelevant, ob das nächste Woche passiert, weil ich mich unter Omikron heute noch anstecke, oder erst in drei Monaten, weil Delta länger braucht um mich zu erreichen.
Jetzt habe ich beim Schreiben immerhin verstanden, was Du meinst, glaube ich. :D
Du meinst, dass durch die Omikron-Verbreitung zur Zeit mehr Menschen erreicht werden, die sich Delta eher nicht (so schnell, siehe oben) geholt hätten, weshalb die betroffenen Gruppen sich aktuell unterscheiden, oder?
Ich hab mir die aktuelle Studie aus UK und sonstigen aktuellen Modell jetzt nicht genauer angesehen, aber sollte das nicht eher irrelevant sein? Es wird doch eh geschaut, bspw., wie viele Ü60 kommen mit Delta ins KH, wieviele Ü60 mit Omikron (jeweils im Verhältnis zu Gesamtinfizierten mit der jeweiligen Variante). Das kann man dann doch schon vergleichen? Für andere Aussagen bräuchte man eine viel tiefere Statistik, für die die Daten gar nicht vorliegen dürften, zumal Deutschland mit den Sequenzierungen ja eh viel zu weit zurück hängt, wenn ich mich richtig an Sandra Cieseks Aussage im letzten NDR Podcast erinnere.
(Wenn ich mit meinem Verständnis deiner Sichtweise noch immer falsch liege, gerne weiter erläutern.)

Die ganzen Erwägungen natürlich immer unter der Vorraussetzung, dass die Datenlage ohnehin noch reichlich dünn ist, um hier verbindliche Aussagen zu treffen.
(Insofern würde ich auch zustimmen, dass hier in den Medien teils schon wieder Absolutheiten verkündet werden, die die Wissenschaft so nicht ausgesprochen hat. "Zur Zeit sieht es so aus als ob" darf man halt eigentlich nicht zu "UK Wissenschaftler sehen Omikron als harmloser an" kondensieren. Aber das Problem zieht sich ja auch schon durch die gesamte Pandemie (und viele Nachrichtenkanäle scheinen da, erschreckender Weise, nur wenig mehr gelernt zu haben als die meisten Politiker).)
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bluttrinker13
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von bluttrinker13 »

Feamorn hat geschrieben: 24. Dez 2021, 13:26 Ich glaube wir reden wirklich aneinander vorbei, oder ich stehe dich gerade nicht. :)

Was ich meinte, es gibt zwei Sichtweisen:

(a) Wie hoch ist das Risiko bei einer Infektion im Krankenhaus zu landen.
(b) Wie hoch ist das Risiko sich zu infizieren (und dann im Krankenhaus zu landen).

Fall (b) ist ja ein Spezialfall von (a), aber ob man generell _bei Infektion_ im Krankenhaus landet, ist doch unabhängig von der Frage, ob man sich infiziert?
Ich denke, nicht ganz, denn die Wahrscheinlichkeit, mit Covid-19 (also der Erkrankung, nicht dem Virus das sie auslöst) im KH zu landen ist abhängig von der Wahrscheinlichkeit, sich mit dem Virus zu infizieren. Ohne Eintreten einer Infektion auch kein Covid-19. Wir reden hier demnach von bedingten Wahrscheinlichkeiten, und ich gebe Taro recht, dass es sinnvoll wäre, diese zu kommunizieren, wenn man Delta mit Omikron vergleichen will.

Allerdings habe ich das noch nirgendwo gesehen, wahrscheinlich weil man das globale Infektionsrisiko überhaupt nicht verlässlich konkret beziffern kann, da es ja krass variiert bzw. viel zu viel Fehlervarianz bei Schätzungen drin wäre (und im übrigen absolut gesehen immer noch nicht besonders hoch ist, wobei sich das bei Omikron eben signifikant ändert). Und natürlich kommt die generelle Inkompetenz der Medien hinzu (bis auf wenige Ausnahmen) gewissenhaft mit Statistiken umzugehen, sowie der Umstand das bei Stochastik in der Schule, was ja nun mal auch ein echt schwieriges Gebiet ist, die meisten Leute ebenfalls nicht aufgepasst haben.

Unter den Gesichtspunkten ist es wahrscheinlich weiterhin sogar angeraten, diese bedingten Subgruppenvergleiche mit relativen Häufigkeiten weiter zu fahren, um Risiko zu kommunizieren. Optimal ist das aber sicher nicht.
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