Krieg in der Ukraine

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Don Mchawi
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Don Mchawi »

Übrigens, ich werde dazu keinen Link posten, da es sicher nicht im Sinne des Forums ist, aber die ukrainische Nationalbank hat ein Spendenkonto eingerichtet, über das international auch kleine Summen von Privatpersonen gespendet werden (können). Das Geld fließt dabei an die ukrainische Armee, ist also eine direkte Unterstützung des professionellen bewaffneten Widerstandes der Ukraine. Es gibt auch Wallets für gängige Kryptowährungen. Es sind nicht nur Regierungen, die unterstützen, die Option steht jeder Privatperson auch offen. Wer mehr dazu wissen möchte, findet die Seite der Nationalbank mit entsprechendem Artikel schnell via Google.
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Stew_TM
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Stew_TM »

Don Mchawi hat geschrieben: 27. Feb 2022, 18:29 Das schöne an dem Krieg in der Ukraine (ja, ist eine zynische Formulierung) ist, dass ethisch-moralisch irgendwie die Rollen recht klar verteilt sind. In wenigen Kriegen kann man so deutlich auf einer Seite stehen.
Ich kann deinen Beitrag weitgehend nachvollziehen, zu dem zitierten Aspekt noch eine Ergänzung:
"Gut" und "Böse" sind in diesem Krieg IMO auch deswegen so eindeutig verteilt, da sich "der Westen" in den letzten Wochen und Monaten diesbezüglich diplomatisch clever verhalten hat. Einerseits die stete Offenheit für Dialog, trotz noch so anachronistischer Drohgebärden Putins - man hat die Provokationen routiniert abprallen lassen und sich zu keiner voreiligen Aktion hinreißen lassen. Andererseits die Offenheit der USA über ihre Geheimdiensterkenntnise. Dadurch hat man es Putin so schwer gemacht, einen scheinbar legitimen Casus Belli zu fingieren, dass seine Lügen offensichtlich als solche erkennbar ist. So muss er wirklich jede Sau durchs Dorf treiben und so ziemlich alles wirr miteinander vermischen: Der angebliche Angriff der angeblich drogenabhängigen Nazis auf angebliche Zivilisten in den angeblichen "Volksrepubliken" - vermischt mit dem Aberkennen des Existenzrechts eines ukrainischen Staats, also imperialistischen Gebietsansprüchen, sowie der diffusen Angst vor der NATO.

Selbstverständlich hat man sich dabei auch nicht bis zur Selbstaufgabe verbogen und ist nicht auf die niemals erfüllbaren Forderungen (z.B. die Reduzierung der NATO auf den Stand von 1997, also ohne Osteuropa und die baltischen Staaten) eingangen. Aber eine direkte Waffenlieferung aus Deutschland vor Russlands Kriegserklärung hätte Putins Propagandamaschine bspw. hinsichtlich des letztgenannten Aspekts ausgeschlachtet bis zum geht nicht mehr. Selbstverständlich rotieren die Propagandisten jetzt trotzdem, um die Lügen des Kremls in die Welt hinauszutragen - aber das Ausbleiben einer solchen Waffenlieferung im Vorfeld hat ihnen so wenig Nährboden gegeben wie möglich.

Selbstverständlich ist diese Betrachtung zynisch gegenüber den Menschen in der Ukraine und insbesondere dem ukrainischen Militär - wer weiß, ob und wie viele Leben von ukrainischen Soldaten bis dato gerettet hätten werden können, wenn sie bereits über die Rakten und die Artillerie aus deutscher Produktion verfügen würden. Auch das wird für immer spekulativ bleiben. Und es tut mir auch unendlich Leid für die Ukrainer, dass sie zu einem Spielball internationaler Interessen geworden sind, auf deren Rücken der Kampf um die Zukunft Europas und vielleicht der ganzen Welt ausgetragen wird. Aber ich wiederhole: Schuld daran ist Putin, Putin, Putin, und nicht ausgebliebene Waffenlieferungen Deutschlands in der Vergangenheit.
Rigolax
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Rigolax »

Don Mchawi hat geschrieben: 27. Feb 2022, 18:33 Übrigens, ich werde dazu keinen Link posten, da es sicher nicht im Sinne des Forums ist, aber die ukrainische Nationalbank hat ein Spendenkonto eingerichtet, über das international auch kleine Summen von Privatpersonen gespendet werden (können). Das Geld fließt dabei an die ukrainische Armee, ist also eine direkte Unterstützung des professionellen bewaffneten Widerstandes der Ukraine. Es gibt auch Wallets für gängige Kryptowährungen. Es sind nicht nur Regierungen, die unterstützen, die Option steht jeder Privatperson auch offen. Wer mehr dazu wissen möchte, findet die Seite der Nationalbank mit entsprechendem Artikel schnell via Google.
Ich verlinkte am 24. hier im Thread ein Steam-Posting der Devs der Stalker-Reihe, wo sie direkt mit Link für Spenden für die ukrainische Armee aufriefen. Ich nehme an, dass es dieses Konto auch ist: viewtopic.php?p=206069#p206069 (EDIT: Hatte mich verschrieben, für die ukrainische Armee natürlich...)

Wie du schon sehr gut geschrieben hast: Man kann durchaus unterschiedliche Ansichten vertreten. Quietismus (Weltflucht) bzw. Pazifismus ist jedenfalls nicht eindeutig die korrekte ethische Antwort (und genereller/absoluter/kategorischer Pazifismus ist schlicht immer unverantwortlich),
und vollends militärische Zurückhaltung entspricht auch eindeutig nicht (mehr) der Staatsdoktrin Deutschlands in Bezug auf diesen Angriffskrieg. Ich kann mir zwar nur sehr schwer vorstellen, dass die Ukraine als unabhängige Nation die Invasion übersteht bzw. Putin und seine Truppen hinreichend dezimiert und demoralisiert werden, damit sie davon ablassen, aber möglich ist es vielleicht doch. Die ja fast weltweite Solidarität ist schon bemerkenswert und gibt doch Hoffnung für die Menschheit insgesamt, denke ich.

Der kritische Punkt wird vielleicht sein, ob wir, im Westen, uns hinreichend demoralisieren lassen von Putin, insbesondere durch die Drohung der nuklearen Auslöschung. Eine solche wäre aber ja immer gegenseitig; mutual assured destruction (MAD) würde automatisch greifen. Putin ist zwar sicherlich verrückt geworden, aber ob er so verrückt ist bzw. sein innerer Kreis ebenso verrückt ist, na ja.
Don Mchawi
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Don Mchawi »

Ich stimme euch beiden zu.

@Rigolax ja genau, das ist der Account. Auf der verlinkten Webseite im verlinkten Steamposting findet sich auch eine deutsche Iban. Die Webseite der ukrainischen Nationalbank und der Artikel sind auch auf Englisch verfügbar, das Ukrainisch der meisten von uns dürfte ja etwas eingerostet sein :)
Dr_Hasenbein
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Dr_Hasenbein »

Die Soldaten wussten schon vor dem Manöver, was abgeht. Das ganze ist ja schon eine Weile heiß und ausgerechnet die Ukraine dürfte kein Geheimnis sein. Da kann man sich an 2 Fingern abzählen was da abgeht und Informationen haben auch Russen. Es ist ja nicht Nordkorea.
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Stew_TM
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Stew_TM »

Dr_Hasenbein hat geschrieben: 27. Feb 2022, 19:29 Die Soldaten wussten schon vor dem Manöver, was abgeht.
Wenn die Berichte über und Videos von (aufgrund von Treibstoffmangel) liegengebliebenenen Panzern und Militärfahrzeugen authentisch sind, dann könnte das durchaus dafür sprechen, dass ein signifikanter Teil der russischen Armee nicht im Bilde über Putins Pläne (oder: deren Ausmaß) war.

Letztendlich behauptet IMO aber auch niemand, dass russische Soldaten absurderweise frei von Verantwortung wären.
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Dr_Hasenbein »

Stew_TM hat geschrieben: 27. Feb 2022, 19:39
Dr_Hasenbein hat geschrieben: 27. Feb 2022, 19:29 Die Soldaten wussten schon vor dem Manöver, was abgeht.
Wenn die Berichte über und Videos von (aufgrund von Treibstoffmangel) liegengebliebenenen Panzern und Militärfahrzeugen authentisch sind, dann könnte das durchaus dafür sprechen, dass ein signifikanter Teil der russischen Armee nicht im Bilde über Putins Pläne war.

Letztendlich behauptet IMO aber auch niemand, dass russische Soldaten absurderweise frei von Verantwortung wären.
Sie waren im Bilde darüber, dass Putin ein Despot ist. Ob sie geglaubt haben, dass er all in geht ist eine andere Sache. Es geht darum, ob sie wissen, wofür sie kämpfen. Alles andere ist dann nur noch eine Frage der moralisch-ethischen Einstellung.
Don Mchawi
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Don Mchawi »

Brax hat geschrieben: 27. Feb 2022, 19:17
Hinweis: Es geht NICHT um gefälschte oder unterschlagene Verlustzahlen, sondern darum, was man den Soldaten im Vorfeld der Invasion erzählt hat. Wenn man 3 Wochen im Manöver ist, hat man nicht unbedingt die Gelegenheit um sich mal eben so ganz einfach Informationen über die Weltpolitische Lage zu holen. Wenn der Herr Oberst sagt, dass man morgen nicht nach Hause fährt, sondern mit Marschrichtung Süd einen Auftrag zu erledigen hat, dann nimmt man das so hin. Da fragt keiner "Warum", und wohl schon gar nicht in einer Armee, wie der Russischen. Es ist schon beinahe Weltfremd anzunehmen, dass man die Russische Armee mit den Armeen des Westens vergleichen kann, da geht es sehr viel härter zu als bei uns, Widerworte oder offener Widerstand enden in der Regel mit Strafdienst oder Knast (oder schlimmer, wie wir 2005 bei den Türken gesehen haben). Es ist durchaus wahrscheinlich, dass die jungen Soldaten nicht wussten was in der Welt abgeht.

Wenn man selbst keinen Wehrdienst absolviert hat oder kein mehrwöchiges Manöver (ohne Smartphone) oder keinen Auslandseinsatz, sind solche Sätze immer einfach abzugeben. Meine eigenen Erfahrungen sind andere.
Die Erkenntnis, wie sehr die russische Propaganda im Bezug der eigenen Opferzahlen lügt, kann bei Reflektion auch zu der Erkenntnis führen, dass vlt geopolitische Umstände nicht ganz neutral wiedergegeben werden. Diese Erkenntnis ist auch für russische Soldaten im Einsatz gewinnbar. Jungen Soldaten wird gerne viel Quatsch erzählt im Vorfeld eines Angriffkrieges, deswegen sagte ich auch, dass ich da gar nicht moralisch über urteilen möchte. Was ich sage: Es ist möglich, dieses Wissen zu erlangen. Und damit verknüpft ist auch eine Verantwortung, die ich für nicht wegdiskutierbar halte. Welcher Satz soll das denn sein, denn ich abgegeben habe, der gegen deine Erfahrung geht und der weltfremd ist, weil ich ja als Wehrdienstverweigerer keine Ahnung haben kann?
Raptor 2101
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Raptor 2101 »

Dr_Hasenbein hat geschrieben: 27. Feb 2022, 19:42 Sie waren im Bilde darüber, dass Putin ein Despot ist. Ob sie geglaubt haben, dass er all in geht ist eine andere Sache. Es geht darum, ob sie wissen, wofür sie kämpfen. Alles andere ist dann nur noch eine Frage der moralisch-ethischen Einstellung.
hier muss ich dir wiedersprechen. Es ist keine moralisch-ethisch Einstellung. Russland hat Wehrpflicht und es gibt keinen Ersatzdienst. Diese Gruppe an Soldaten wurde schon in Afghanistan, später in Tschetschenien und jetzt in der Ukraine verheizt.

Wenn die "Berichte" der Ukraine stimmen, geben ganzen Einheiten gesammelt auf, Soldaten versuchen Essen zu erbetteln oder von den lokalen Behörden Diesel zu bekommen. Das Innenministerium hat auch die Bevölkerung angewiesen, Straßenschilder abzumontieren bzw umzuhängen. Das machen die nicht aus Spaß. Die gehen ernsthaft davon aus, dass die russischen Soldaten nicht in der Lage sind, sich lokal zu orientieren. Das kann man sich bei einer westlichen Armee irgendwie nicht vorstellen ... :ugly:
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Dr_Hasenbein »

Raptor 2101 hat geschrieben: 27. Feb 2022, 20:11
Dr_Hasenbein hat geschrieben: 27. Feb 2022, 19:42 Sie waren im Bilde darüber, dass Putin ein Despot ist. Ob sie geglaubt haben, dass er all in geht ist eine andere Sache. Es geht darum, ob sie wissen, wofür sie kämpfen. Alles andere ist dann nur noch eine Frage der moralisch-ethischen Einstellung.
hier muss ich dir wiedersprechen. Es ist keine moralisch-ethisch Einstellung. Russland hat Wehrpflicht und es gibt keinen Ersatzdienst. Diese Gruppe an Soldaten wurde schon in Afghanistan, später in Tschetschenien und jetzt in der Ukraine verheizt.

Wenn die "Berichte" der Ukraine stimmen, geben ganzen Einheiten gesammelt auf, Soldaten versuchen Essen zu erbetteln oder von den lokalen Behörden Diesel zu bekommen. Das Innenministerium hat auch die Bevölkerung angewiesen, Straßenschilder abzumontieren bzw umzuhängen. Das machen die nicht aus Spaß. Die gehen ernsthaft davon aus, dass die russischen Soldaten nicht in der Lage sind, sich lokal zu orientieren. Das kann man sich bei einer westlichen Armee irgendwie nicht vorstellen ... :ugly:
Doch gibt es. Nämlich die, ob man den Befehlen folge leistet oder nicht. Klar, harte Entscheidung, aber sie ist möglich, wie wir in der Vergangenheit erleben durften. Wir hinterfragen auch die Verbrechen der Wehrmacht mehr und mehr, weil das Narrativ des unwissenden Soldaten einfach nicht haltbar ist. Natürlich können die Konsequenzen einer Entscheidung vernichtend sein, keine Frage, aber das entbindet sie nicht aus der Verantwortung. Wer mit Waffen andere Menschen angreift, hat eine Verantwortung.
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Raptor 2101 »

Dr_Hasenbein hat geschrieben: 27. Feb 2022, 20:17 Doch gibt es. Nämlich die, ob man den Befehlen folge leistet oder nicht. Klar, harte Entscheidung, aber sie ist möglich, wie wir in der Vergangenheit erleben durften. Wir hinterfragen auch die Verbrechen der Wehrmacht mehr und mehr, weil das Narrativ des unwissenden Soldaten einfach nicht haltbar ist. Natürlich können die Konsequenzen einer Entscheidung vernichtend sein, keine Frage, aber das entbindet sie nicht aus der Verantwortung. Wer mit Waffen andere Menschen angreift, hat eine Verantwortung.
Das ist ein moralisch sehr hohes Ross auf dem du da sitzt.(und ich bin froh, dass du da sitzen kannst! Das zeigt, wie weit unsere Gesellschaft gekommen ist) Ich hab noch (direkte) Verwandte, die in der NVA gedient haben. Die Geschichten aus der Zeit sind meistens extrem unschön und enden meist auf "bei den Russen war es noch schlimmer" (Menschen fertig machen und brechen). Auch die Ukraine unterscheidet aktuell, zwischen "Fußvolk" und "Befehlsgebern" und sie tun gerade alles dafür, dass die russischen Soldaten mitbekommen, dass sie unerwünscht sind und die ziv. Bevölkerung nicht "befreit" werden will. (Ein Narativ das ja auch die US Soldaten glaubten als sie in naja so ziemlich jedes Land in den vergangen 60 Jahren marschiert sind). Die russischen Soldaten können in dieser Situation nur verlieren ...
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Smutje187
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Smutje187 »

Brax hat geschrieben: 27. Feb 2022, 13:36 @Smutje187 + @DrHasenbein
Es ist löblich, dass es hier im Forum Menschen zu geben scheint, die im Falle eines Angriffs auf Deutschland unverzüglich zu den Rekrutierungsstellen laufen werden, um dem Feind bis zur letzten Patrone, und vielleicht sogar bis zum letzten Atemzug, kämpfend Widerstand zu leisten. Diesen Leuten sollte aber auch klar sein, dass ein Kampf, so berechtigt er auch zu sein scheint, Menschenleben kostet. Die Abwägung ist hier (im Fall der Ukraine) also: Ist das Ergebnis des Widerstands es wirklich wert, dafür täglich 1.000 russische Soldaten und eine ungenannte Anzahl (und da sollte man objektiv von einem mindestens ähnlich hohen Wert ausgehen) Ukrainischer Widerstandkämpfer (nicht alle sind reguläre Soldaten) sterben zu lassen?

gdm41 hat ausgeführt, dass die Niederlage unausweichlich ist und somit der Tod dieser über 1.000 Menschen pro Tag wertlos. Diese Sichtweise ist legitim. Es ist daher wenig sinnvoll, in endloser Zahl Beiträge zu verfassen, die darauf abzielen, einen offensichtlich pazifistisch veranlagten Menschen zu einem glühenden Widerstandskänpfer umzuerziehen. Ich schlage daher vor, seine Meinung anzuerkennen, sie ist nämlich genauso wenig falsch wie die von euch vorgetragenen Argumente.

Dazu noch ein Denkanstoß: Die gestern, heute und morgen getöteten Menschen bringt niemand mehr zurück, ein diktatorisches Regime hingegen lässt sich auch im Nachhinein beseitigen, manchmal sogar ohne Gewalt. Die Rechnung, ob man das diktatorische Regime überhaupt erst zulässt, oder ob man "auf einen günstigen Moment zum Widerstand" wartet, ist also komplexer als in den bisher geschriebenen Beiträgen dargestellt.
Bitte keine Unterstellungen, ich habe Zivildienst abgeleistet und nur weil es Menschen gibt, die einen Überfall einer Nation auf eine andere verurteilen heißt das nicht, dass ich es für gut heiße, dass jeden Tag 1000 Russen nicht mehr nach Hause zurückkehren. Und dieses „ihr Tod ist wertlos also sollten sich die Ukrainer besser nicht verteidigen“ ist für mich an Zynismus fast nicht mehr zu überbieten, sorry.
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Dr_Hasenbein »

Raptor 2101 hat geschrieben: 27. Feb 2022, 20:36
Dr_Hasenbein hat geschrieben: 27. Feb 2022, 20:17 Doch gibt es. Nämlich die, ob man den Befehlen folge leistet oder nicht. Klar, harte Entscheidung, aber sie ist möglich, wie wir in der Vergangenheit erleben durften. Wir hinterfragen auch die Verbrechen der Wehrmacht mehr und mehr, weil das Narrativ des unwissenden Soldaten einfach nicht haltbar ist. Natürlich können die Konsequenzen einer Entscheidung vernichtend sein, keine Frage, aber das entbindet sie nicht aus der Verantwortung. Wer mit Waffen andere Menschen angreift, hat eine Verantwortung.
Das ist ein moralisch sehr hohes Ross auf dem du da sitzt.(und ich bin froh, dass du da sitzen kannst! Das zeigt, wie weit unsere Gesellschaft gekommen ist) Ich hab noch (direkte) Verwandte, die in der NVA gedient haben. Die Geschichten aus der Zeit sind meistens extrem unschön und enden meist auf "bei den Russen war es noch schlimmer" (Menschen fertig machen und brechen). Auch die Ukraine unterscheidet aktuell, zwischen "Fußvolk" und "Befehlsgebern" und sie tun gerade alles dafür, dass die russischen Soldaten mitbekommen, dass sie unerwünscht sind und die ziv. Bevölkerung nicht "befreit" werden will. (Ein Narativ das ja auch die US Soldaten glaubten als sie in naja so ziemlich jedes Land in den vergangen 60 Jahren marschiert sind). Die russischen Soldaten können in dieser Situation nur verlieren ...
Ist es nicht. Ich habe nicht gesagt, dass ich das tun würde. Folglich sitze ich nicht auf dem Ross, kann aber hohe Opferzahlen guten Gewissens rechtfertigen. Im Übrigen habe ich auch direkte Verwandte die zur NVA mussten. Im Übrigen habe ich sogar (wie vermutlich jeder) direkte Verwandte die in der Wehrmacht dienen mussten. Sind sie deshalb frei von Schuld? Warum machen wir den ganzen Spaß denn, wenn es am Ende sowieso heißt „er war ja nur Befehlsempfänger“. I know i know its different, its about the germans. Das ist auch OK. Dennoch muss sich jeder fragen ob er es sich andersrum nicht auch etwas einfach macht. Wenn die Zivilbevölkerung teilweise Knast riskiert und auch oppositionelle, zur Hölle, dann vielleicht lieber Knast als…weiß nicht…abgesprengten Unterleib. Das ist ja auch ein Punkt der jedem klar sein muss: Auf friedlichem Wege wird sich in Nationen wie Russland oder China nie etwas ändern. Und da sind wir wieder bei den Soldaten: Wer bereit ist andere zu ermorden (ich spreche von Mord, weil der Überfall keine Selbstverteidigung oder in irgendeiner Weise Schutz ist) weil er Angst vor dem Gefängnis hat…hartes Brot.
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Felidae
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Felidae »

Bei der Überlegung, ob der Tod von 1000 Menschen täglich einen Wert hat, fällt mir halt nur ein

War. What is it good for. Absolutely nothing.

https://www.youtube.com/watch?v=ztZI2aLQ9Sw
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Smutje187
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Smutje187 »

Brax hat geschrieben: 27. Feb 2022, 21:40 @Smutje187
Wenn du es nicht "gut heißt", dass täglich 1.000 oder mehr Menschen sterben, dann setze hinter exakt diesen Satz keinen Grinsenden Smiley. DAS kann man nämlich nicht anders verstehen, als dass es dich erfreut. Darüber hinaus; es ist kein Zynismus den Tod von 1.000 russischen Soldaten als wertlos zu bezeichnen, oder den Tod der Verteidiger. Tatsächlich steht diese Unterstellung im krassen Widerspruch zu deiner Aussage, den Tod von 1.000 Russischen Soldaten nicht gut zu heißen.
Das war die Reaktion auf dieses unreflektierte „Die russische Armee ist so gut!“, aber das stand ja auch im zitierten Beitrag, also woher kommt jetzt die Verwunderung?
Felidae hat geschrieben: 27. Feb 2022, 22:29 Bei der Überlegung, ob der Tod von 1000 Menschen täglich einen Wert hat, fällt mir halt nur ein

War. What is it good for. Absolutely nothing.

https://www.youtube.com/watch?v=ztZI2aLQ9Sw
Das ist tatsächlich das traurigste - die Verursacher der ganzen Misere sitzen in ihren warmen Büros im Kreml und fantasieren von Nazis und Drogenabhängigen in der ukrainischen Führung und verheizen die Jugend dabei…
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GamingLord80
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von GamingLord80 »

Was eine verkopfte Diskussion.....
auf Xbox live und PSN unter GamingLord80 zu finden
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Nephtis
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Nephtis »

Noch ein paar Gedanken/Fragen zu dem Thema von mir hier die mit gefährlichen Halbwissen daher gehen. Hier gibt es sicher Leute mit mehr Ahnung. :ugly:

1) Hatte man wirklich als Russland gedacht mal eben innerhalb 24h in die Ukraine einzufallen und alles zu erobern? Man muss doch damit rechnen das sich die Ukraine wehrt. Ist die russische Armee etwa gar nicht so stark wie selbst von Russland getan wird? Klar, die haben eine zahlenmäßig große Armee (Inkl. vieler Panzer, Artillerie, etc.) aber wenn die schlecht ausgebildet und schlecht ausgerüstet ist bringt dir eine große Anzahl an Soldaten auch nicht so viel- Vielleicht ist die Moral der russischen Soldaten auch nicht die größte wenn es um die Ukraine geht. Sicherlich stammt vieles noch aus dem kalten Krieg, auch wenn die Russen natürlich auch über moderne Waffensysteme verfügen.

2) Russland besitzt die größte Anzahl an Atomsprengkörpern der Welt (>6000). Wären diese Sprengköpfe, Bomben, Raketen, whatever theoretisch alle kurzfristig überhaupt einsatzbereit oder ist das auch eher wieder eine abschreckende Wirkung? Wenn da 99% "kaputt im Keller" liegen bringen die dem Putin ja erst mal nichts außer damit zu "prahlen".

Scheinbar sitzt Putin schon nicht mehr im Kreml sondern in irgendeinem Bunker im Ural und hat allen Oligarchen verboten das Land zu verlassen und deren Privatjets etc. eingezogen. Die wirtschaftlichen Sanktionen zeigen aber wohl schon Wirkung, eine erste Bank ist dem Bankrott nahe. Traurig das am meisten das russische Volk darunter leidet und dem Putin das erst mal alles scheiß egal ist.
Rince81
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Rince81 »

Nephtis hat geschrieben: 28. Feb 2022, 08:08 1) Hatte man wirklich als Russland gedacht mal eben innerhalb 24h in die Ukraine einzufallen und alles zu erobern? Man muss doch damit rechnen das sich die Ukraine wehrt. Ist die russische Armee etwa gar nicht so stark wie selbst von Russland getan wird? Klar, die haben eine zahlenmäßig große Armee (Inkl. vieler Panzer, Artillerie, etc.) aber wenn die schlecht ausgebildet und schlecht ausgerüstet ist bringt dir eine große Anzahl an Soldaten auch nicht so viel- Vielleicht ist die Moral der russischen Soldaten auch nicht die größte wenn es um die Ukraine geht. Sicherlich stammt vieles noch aus dem kalten Krieg, auch wenn die Russen natürlich auch über moderne Waffensysteme verfügen.
Die Krim haben sie in deutlich weniger Zeit und faktisch ohne Gegenwehr eingenommen. Wobei mittlerweile auch für Laien klar sein dürfte, dass sich die Russen hier insgesamt ganz gewaltig verkalkuliert haben. Nicht nur über den Widerstand in der Ukraine, sondern mittlerweile auch in der Reaktion des Westens. Das war nach der Krim ganz schnell wieder Business as usual diesmal ist das unvorstellbar.
2) Russland besitzt die größte Anzahl an Atomsprengkörpern der Welt (>6000). Wären diese Sprengköpfe, Bomben, Raketen, whatever theoretisch alle kurzfristig überhaupt einsatzbereit oder ist das auch eher wieder eine abschreckende Wirkung? Wenn da 99% "kaputt im Keller" liegen bringen die dem Putin ja erst mal nichts außer damit zu "prahlen".
Ein paar Dutzend reichen...
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Voigt
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Voigt »

Weiß garnich von wo ich die Erkenntnis habe, aber ja Krieg ist gesamtwirtschaftlich gesehen immer erstmal negativ, weil der Ausgang nix produktives ist.
Das Ziel ist ja nich global gesehen neuen Reichtum zu schaffen, sondern bloß Besitzgrenzen zu verschieben, sodass eine Volkswirtschaft Zugriff auf weiteres Kapital, sei es Industrie, Menschen oder Ressourcen hat und das im Endeffekt mehr wert ist, als man selbst verschossen hat.

Jede verschossene Artilleriegranate, jede Rakete, jede Patrone ist aber globalwirtschaftlich gesehen einfach nur verschwendetes Kapital ohne gesamtwirtschaftlichen Nutzen.
Daher ja Kriege sind wirtschaftlich gesehen sinnlos.
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Smutje187
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Smutje187 »

Nephtis hat geschrieben: 28. Feb 2022, 08:08 1) Hatte man wirklich als Russland gedacht mal eben innerhalb 24h in die Ukraine einzufallen und alles zu erobern? Man muss doch damit rechnen das sich die Ukraine wehrt. Ist die russische Armee etwa gar nicht so stark wie selbst von Russland getan wird? Klar, die haben eine zahlenmäßig große Armee (Inkl. vieler Panzer, Artillerie, etc.) aber wenn die schlecht ausgebildet und schlecht ausgerüstet ist bringt dir eine große Anzahl an Soldaten auch nicht so viel- Vielleicht ist die Moral der russischen Soldaten auch nicht die größte wenn es um die Ukraine geht. Sicherlich stammt vieles noch aus dem kalten Krieg, auch wenn die Russen natürlich auch über moderne Waffensysteme verfügen.

Eine Theorie ist das gute alte Problem von Despoten und Heißblütern: Man will keine schlechten Nachrichten hören, also bildet sich mit der Zeit ein Pulk an Jasagnern um einen, der keine kritischen Gedanken äußert: Das russische Militär hat wohl unterschätzt, wie wichtig die Logistik ist, wenn man schnell vorrücken will. Wie ein paar Leute bei Twitter schrieben: Panzer brauchen meilenweite Logistikketten zum funktionieren und daher sieht man jetzt überall liegengebliebene Panzer, weil die Ukraine den schlecht gepanzerten Nachschub attackiert. Außerdem scheint das Wetter auch das übrige zu tun, weil anstatt gefrorener harter Böden russische Panzer jetzt wohl im Schlamm stecken bleiben. :ugly:

Heute Morgen dann auch noch die Meldung, dass ausländische Investoren jetzt wohl keine Anteile an russische Firmen mehr verkaufen werden können, weil die Zentralbank das unterbindet - eine „gesunde“ Wirtschaft sieht anders aus, der Rubel macht es sich auch schon im Keller bequem.
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