Krieg in der Ukraine

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Felidae
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Felidae »

GoodLord hat geschrieben: 2. Aug 2022, 10:36 Wobei das ja erstmal zu beweisen wäre. Solange kein Deal auf dem Tisch liegt (und selbst dann) ist es halt schwer zu sagen ob unser Entscheidung eine signifikante Auswirkung auf den Krieg hätte und das Leid letztendlich erhöhen oder verringern würde.
Zumindest ist meines Wissens erwiesen, dass die Sanktionen einen immensen Einfluß auf die russische Wirtschaft haben - wenn ichs richtig im Kopf habe, handelt es sich um eine Schwächung von um die 40 %. (Meine Quelle dazu ist der Podcast "Lage der Nation" - die haben das neulich ausführlich dargelegt.)

Und ich denke, wir sind uns einig, dass die Wirtschaft die einzige Möglichkeit sein dürfte, auf diplomatischem Weg ein Ende des Krieges zu erreichen.
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Axel
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Axel »

Felidae hat geschrieben: 2. Aug 2022, 10:21 Die einzig entscheidende Antwort darauf, die Dich was angeht, ist: Ich lebe nicht im Krieg. Genausowenig wie Du.
Ich lebe aber in Armut! Und genau DAS ist meine Angst, wenn Du es wirklich und ganz genau wissen willst. Ich wüsste nicht, wie ich Stromabschläge von über 100€ bezahlen soll. Mir tun jetzt schon die 40€ sehr weh! Ich habe Angst, dass die mir dann den Strom und alles abstellen, sollte es im Winter zu solchen Preissteigerungen kommen. Dazu kommen die ganzen extremen Preissteigerungen für Lebensmittel aktuell, die mir extrem zu schaffen machen und die haben hier auch schon angekündigt die Preise für den ÖPNV ab nächsten Monat um 8 Prozent zu erhöhen und und und.

Wenn Dich das alles nicht anfischt weil es Dir gut geht, schön für Dich! Aber Deine hohe Moral, muss man sich auch erstmal leisten können!

Ich bin da sehr ehrlich: Sobald es darum geht, dass ich hier in ner Wohnung ohne Strom und alles sitze, ist mir jede Moral egal. Dann denke ich erstmal an mich. Du kannst das ja alles zynisch finden. Aber vielleicht könntest Du auch mal die Perspektive von uns Armutsbetroffenen einnehmen...
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Felidae
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Felidae »

Axel hat geschrieben: 2. Aug 2022, 11:07
Ich lebe aber in Armut! Und genau DAS ist meine Angst, wenn Du es wirklich und ganz genau wissen willst. Ich wüsste nicht, wie ich Stromabschläge von über 100€ bezahlen soll. Mir tun jetzt schon die 40€ sehr weh! Ich habe Angst, dass die mir dann den Strom und alles abstellen, sollte es im Winter zu solchen Preissteigerungen kommen. Dazu kommen die ganzen extremen Preissteigerungen für Lebensmittel aktuell, die mir extrem zu schaffen machen und die haben hier auch schon angekündigt die Preise für den ÖPNV ab nächsten Monat um 8 Prozent zu erhöhen und und und.

Wenn Dich das alles nicht anfischt weil es Dir gut geht, schön für Dich! Aber Deine hohe Moral, muss man sich auch erstmal leisten können!

Ich bin da sehr ehrlich: Sobald es darum geht, dass ich hier in ner Wohnung ohne Strom und alles sitze, ist mir jede Moral egal. Dann denke ich erstmal an mich. Du kannst das ja alles zynisch finden. Aber vielleicht könntest Du auch mal die Perspektive von uns Armutsbetroffenen einnehmen...
Abgesehen davon, dass Du auch einfach Brecht hättest zitieren können: Die Menschen in der Ukraine würden vermutlich liebend gern mit Dir tauschen.
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Desotho
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Desotho »

In gewisser Weise verschließen wir natürlich alle unsere Augen vor einigem an Elend in der Welt (in gewissem Ausmaß auch unumgänglich) und das Hemd sitzt näher als der Rock.
Trotzdem halte ich es für falsch einzuknicken und eine Einzelperson die sich Sorgen macht ist auch nochmal was anderes als wenn eine Stadt ein offizielles Schreiben verfasst.
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GoodLord
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von GoodLord »

Felidae hat geschrieben: 2. Aug 2022, 11:12
Axel hat geschrieben: 2. Aug 2022, 11:07
Ich lebe aber in Armut! Und genau DAS ist meine Angst, wenn Du es wirklich und ganz genau wissen willst. Ich wüsste nicht, wie ich Stromabschläge von über 100€ bezahlen soll. Mir tun jetzt schon die 40€ sehr weh! Ich habe Angst, dass die mir dann den Strom und alles abstellen, sollte es im Winter zu solchen Preissteigerungen kommen. Dazu kommen die ganzen extremen Preissteigerungen für Lebensmittel aktuell, die mir extrem zu schaffen machen und die haben hier auch schon angekündigt die Preise für den ÖPNV ab nächsten Monat um 8 Prozent zu erhöhen und und und.

Wenn Dich das alles nicht anfischt weil es Dir gut geht, schön für Dich! Aber Deine hohe Moral, muss man sich auch erstmal leisten können!

Ich bin da sehr ehrlich: Sobald es darum geht, dass ich hier in ner Wohnung ohne Strom und alles sitze, ist mir jede Moral egal. Dann denke ich erstmal an mich. Du kannst das ja alles zynisch finden. Aber vielleicht könntest Du auch mal die Perspektive von uns Armutsbetroffenen einnehmen...
Abgesehen davon, dass Du auch einfach Brecht hättest zitieren können: Die Menschen in der Ukraine würden vermutlich liebend gern mit Dir tauschen.
Ich verstehe immer noch nicht, was das mit zynismus zu tun hat. Wenn überhaupt ist das doch Egoismus. Oder verstehe ich das Wort falsch?

In der heutigen Umgangssprache bezeichnet Zynismus, sowie das abgeleitete Adjektiv zynisch, vor allem eine Haltung, Denk- und Handlungsweise, die durch beißenden Spott geprägt ist und dabei oft bewusst die Gefühle anderer Personen oder gesellschaftliche Konventionen missachtet.[1] Das Große Wörterbuch der deutschen Sprache definierte 1999 zynisch als „eine gefühllose, mitleidlose, menschenverachtende Haltung zum Ausdruck bringend, die besonders in bestimmten Angelegenheiten, Situationen als konträr, paradox und als jemandes Gefühle missachtend und verletzend empfunden wird“,[2] der Duden nennt als Erstbedeutung für zynisch „auf grausame, den Anstand beleidigende Weise spöttisch“.[3]
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Mauswanderer »

Axel hat geschrieben: 2. Aug 2022, 11:07
Felidae hat geschrieben: 2. Aug 2022, 10:21 Die einzig entscheidende Antwort darauf, die Dich was angeht, ist: Ich lebe nicht im Krieg. Genausowenig wie Du.
Ich lebe aber in Armut! Und genau DAS ist meine Angst, wenn Du es wirklich und ganz genau wissen willst. Ich wüsste nicht, wie ich Stromabschläge von über 100€ bezahlen soll. Mir tun jetzt schon die 40€ sehr weh! Ich habe Angst, dass die mir dann den Strom und alles abstellen, sollte es im Winter zu solchen Preissteigerungen kommen. Dazu kommen die ganzen extremen Preissteigerungen für Lebensmittel aktuell, die mir extrem zu schaffen machen und die haben hier auch schon angekündigt die Preise für den ÖPNV ab nächsten Monat um 8 Prozent zu erhöhen und und und.

Wenn Dich das alles nicht anfischt weil es Dir gut geht, schön für Dich! Aber Deine hohe Moral, muss man sich auch erstmal leisten können!

Ich bin da sehr ehrlich: Sobald es darum geht, dass ich hier in ner Wohnung ohne Strom und alles sitze, ist mir jede Moral egal. Dann denke ich erstmal an mich. Du kannst das ja alles zynisch finden. Aber vielleicht könntest Du auch mal die Perspektive von uns Armutsbetroffenen einnehmen...
Und so ergeht es dir, weil Russland das so entschieden hat. Nicht, weil der Westen abscheuliches Verhalten sanktioniert, nicht, weil die Ukraine sich mit aller Kraft dagegen wehrt, dass weitere Kinder gefoltert, vergewaltigt und anschließend ermordet werden. Egal, ob du bereit bist, das deinetwegen hinzunehmen oder nicht, eine Akzeptanz der russischen Verbrechen würde absolut nichts ändern. Der Brief suggeriert, die Sanktionen wären das Problem. Das Gas ist aber gar nicht sanktioniert. Genausowenig wie Getreidelieferungen.
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Felidae
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Felidae »

GoodLord hat geschrieben: 2. Aug 2022, 12:03
Ich verstehe immer noch nicht, was das mit zynismus zu tun hat. Wenn überhaupt ist das doch Egoismus. Oder verstehe ich das Wort falsch?

In der heutigen Umgangssprache bezeichnet Zynismus, sowie das abgeleitete Adjektiv zynisch, vor allem eine Haltung, Denk- und Handlungsweise, die durch beißenden Spott geprägt ist und dabei oft bewusst die Gefühle anderer Personen oder gesellschaftliche Konventionen missachtet.[1] Das Große Wörterbuch der deutschen Sprache definierte 1999 zynisch als „eine gefühllose, mitleidlose, menschenverachtende Haltung zum Ausdruck bringend, die besonders in bestimmten Angelegenheiten, Situationen als konträr, paradox und als jemandes Gefühle missachtend und verletzend empfunden wird“,[2] der Duden nennt als Erstbedeutung für zynisch „auf grausame, den Anstand beleidigende Weise spöttisch“.[3]
Also "eine gefühllose, mitleidlose, menschenverachtende Haltung" erkenne ich in der Denkweise durchaus. Liegt aber vielleicht an mir.
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Smutje187
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Smutje187 »

Nur mal als Einwurf - die Energiekonzerne machen Rekordgewinne. Wann haben die „Linken“ eigentlich verlernt, ordentliche Analysen der wirtschaftlichen Situation zu vollführen und stattdessen wird einfach dem Bully nachgeplappert?
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Felidae
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Felidae »

Smutje187 hat geschrieben: 2. Aug 2022, 12:53 Nur mal als Einwurf - die Energiekonzerne machen Rekordgewinne. Wann haben die „Linken“ eigentlich verlernt, ordentliche Analysen der wirtschaftlichen Situation zu vollführen und stattdessen wird einfach dem Bully nachgeplappert?
Kommt halt immer drauf an, WER der Bully ist... :ugly:
Peninsula
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Peninsula »

Felidae hat geschrieben: 2. Aug 2022, 12:23 Also "eine gefühllose, mitleidlose, menschenverachtende Haltung" erkenne ich in der Denkweise durchaus. Liegt aber vielleicht an mir.
Liegt zumindest nicht nur an dir, ich finde auch, dass die GWDS-Definition erfüllt ist.
Axel hat geschrieben: 2. Aug 2022, 11:07 Wenn Dich das alles nicht anfischt weil es Dir gut geht, schön für Dich! Aber Deine hohe Moral, muss man sich auch erstmal leisten können!
Ich bin da sehr ehrlich: Sobald es darum geht, dass ich hier in ner Wohnung ohne Strom und alles sitze, ist mir jede Moral egal. Dann denke ich erstmal an mich. Du kannst das ja alles zynisch finden. Aber vielleicht könntest Du auch mal die Perspektive von uns Armutsbetroffenen einnehmen...
Du forderst Empathie für deine Perspektive ein und verkündest gleichzeitig "sehr ehrlich", dass du umgekehrt zu keinerlei Solidarität bereit bist, wenn sie für dich spürbare Nachteile mit sich bringt.

Wenn es für dich bereits "hohe Moral" ist, dass man angesichts von Kriegsverbrechen, in denen viele Expert*innen die Kriterien für Völkermord erfüllt sehen, mal nicht "Ich, ich, ich!" ruft und von "der Treuhand damals, den gefährdeten mittelständischen Unternehmen, Arbeitslosigkeit" usw. redet, als wären diese Probleme auch nur annähernd vergleichbar, hängst du in meinen Augen die Latte für Moral zu niedrig.

Und vielleicht versetzen sich ja durchaus viele in die Perspektive von armutsbetroffenen Menschen. Aber ich sehe da Menschen, die (nachvollziehbarerweise) Angst vor finanziellen Problemen haben, die auf uns zukommen und denen es oft bereits jetzt nicht gut geht. Klar finde ich, dass man da helfen sollte, ABER auf der anderen Seite sehe ich Menschen, bei denen die absolute Katastrophe - eine existenzielle Bedrohung völlig anderen Ausmaßes! - JETZT akut da ist. Da haben Letztere erstmal Priorität. Siehst du das anders?

Ich bin übrigens komplett bei dir: Ich möchte die AfD auch möglichst nirgendwo in Regierungsverantwortung sehen. Aber wo ist denn die von dir vorgetragene "Egal, wie schlecht es den Leuten anderswo geht, denkt zuerst an uns hier!!! (...in Chemnitz? ...in Sachsen? ...in Deutschland? ...in meinem Bekanntenkreis?)"-Haltung noch so grundlegend anders als rechtspopulistische Ansätze? (vgl. Trumps: "America first!")
Zuletzt geändert von Peninsula am 2. Aug 2022, 13:30, insgesamt 1-mal geändert.
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Felidae
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Felidae »

Peninsula hat geschrieben: 2. Aug 2022, 13:07
[...]
Danke!!! <3
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Smutje187
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Smutje187 »

Felidae hat geschrieben: 2. Aug 2022, 12:57
Smutje187 hat geschrieben: 2. Aug 2022, 12:53 Nur mal als Einwurf - die Energiekonzerne machen Rekordgewinne. Wann haben die „Linken“ eigentlich verlernt, ordentliche Analysen der wirtschaftlichen Situation zu vollführen und stattdessen wird einfach dem Bully nachgeplappert?
Kommt halt immer drauf an, WER der Bully ist... :ugly:
Ich sag’s schon immer, Krisen machen manchmal auch einfach deutlich, auf welcher Seite der Barrikaden indirekt betroffene Menschen stehen - die Tankies halt auf der von Putin :)
GoodLord
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von GoodLord »

Mauswanderer hat geschrieben: 2. Aug 2022, 12:20
Axel hat geschrieben: 2. Aug 2022, 11:07
Felidae hat geschrieben: 2. Aug 2022, 10:21 Die einzig entscheidende Antwort darauf, die Dich was angeht, ist: Ich lebe nicht im Krieg. Genausowenig wie Du.
Ich lebe aber in Armut! Und genau DAS ist meine Angst, wenn Du es wirklich und ganz genau wissen willst. Ich wüsste nicht, wie ich Stromabschläge von über 100€ bezahlen soll. Mir tun jetzt schon die 40€ sehr weh! Ich habe Angst, dass die mir dann den Strom und alles abstellen, sollte es im Winter zu solchen Preissteigerungen kommen. Dazu kommen die ganzen extremen Preissteigerungen für Lebensmittel aktuell, die mir extrem zu schaffen machen und die haben hier auch schon angekündigt die Preise für den ÖPNV ab nächsten Monat um 8 Prozent zu erhöhen und und und.

Wenn Dich das alles nicht anfischt weil es Dir gut geht, schön für Dich! Aber Deine hohe Moral, muss man sich auch erstmal leisten können!

Ich bin da sehr ehrlich: Sobald es darum geht, dass ich hier in ner Wohnung ohne Strom und alles sitze, ist mir jede Moral egal. Dann denke ich erstmal an mich. Du kannst das ja alles zynisch finden. Aber vielleicht könntest Du auch mal die Perspektive von uns Armutsbetroffenen einnehmen...
Und so ergeht es dir, weil Russland das so entschieden hat. Nicht, weil der Westen abscheuliches Verhalten sanktioniert, nicht, weil die Ukraine sich mit aller Kraft dagegen wehrt, dass weitere Kinder gefoltert, vergewaltigt und anschließend ermordet werden.
Das stimmt doch so auch wieder nicht. Putins Verhalten uns gegenüber ist ja eine direkte Reaktion auf die westlichen Sanktionen und die Unterstützung der Ukraine. Wir sind also schon mitverantwortlich für den jetztigen Stand der Dinge (und ich finde trotzdem, die Maßnahmen waren richtig bzw. gingen höchstens nicht weit genug).

Dem Rest stimme ich aber wie geschrieben voll zu: Es ist mehr als zweifelhaft ob wir überhaupt wieder zur Situation vor dem Krieg zurückkehren könnten, selbst wenn wir wollten. Und die Rücknahme von ein paar Sanktionen alleine wird das sicher nicht erreichen.
Mauswanderer hat geschrieben: 2. Aug 2022, 12:20 Egal, ob du bereit bist, das deinetwegen hinzunehmen oder nicht, eine Akzeptanz der russischen Verbrechen würde absolut nichts ändern. Der Brief suggeriert, die Sanktionen wären das Problem. Das Gas ist aber gar nicht sanktioniert. Genausowenig wie Getreidelieferungen.


Eine andere Frage, die sich mir gerade immer wieder stellt: Wo sind eigentlich die Wissenschaftler, die vor 2-3 Monaten noch ausgerechnet haben, dass wir es uns durchaus leisten könnten Gas aus Russland komplett zu sanktionieren? Wenn die Ergebnisse wirklich belastbar sind müsste man die zur beruhigung eigentlich jetzt viel mehr vor die Kamera "zerren".
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Andre Peschke
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Andre Peschke »

Felidae hat geschrieben: 2. Aug 2022, 11:12 Abgesehen davon, dass Du auch einfach Brecht hättest zitieren können: Die Menschen in der Ukraine würden vermutlich liebend gern mit Dir tauschen.
Das ist nun aber doch auch echt nicht eine empathische Antwort auf die Situation, die Axel beschreibt. Es ist legitim, dass Menschen in dieser Situation eine Rückversicherung brauchen, dass sie hier nicht am Ende im Regen stehen. Die Tatsache, dass es jedem hier in Deutschland immer besser gehen wird, als einem Einwohner von Mariupol, kann ja nicht die Messlatte sein.
Peninsula hat geschrieben: 2. Aug 2022, 13:07 Du forderst Empathie für deine Perspektive ein und verkündest gleichzeitig "sehr ehrlich", dass du umgekehrt zu keinerlei Solidarität bereit bist, wenn sie für dich spürbare Nachteile mit sich bringt.
Auch hier: Bitte mal einen Gang zurückschalten. Ich kann verstehen, dass einige Formulierungen von Axel Widerspruch provozieren. Aber es wäre viel cooler, neben dem nötigen Widerspruch auch die Ängste zu Adressieren und in den Antworten zB darauf einzugehen, welche Hilfen für jemanden der wirklich von Armut betroffen ist evtl. zu erwarten sind oder welche Schreckensszenarien vielleicht einfach eher unwahrscheinlich etc.

Es ist ja zB auch nicht so, dass sich Hilfe für die Ukraine und Hilfe für die Schwächsten bei uns im Lande gegenseitig ausschließen. Das auch an Axel gerichtet: Das du Angst hast, dass bei dir am Ende das Licht ausgeht, ist verständlich. Aber die Lösung dafür ist ja nicht, dass wir die Unterstützung der Ukraine aufgeben, sondern dass wir jetzt über politische Lösungen und Hilfestellungen für Menschen in deiner Situation nachdenken.

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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Wolfgang »

GoodLord hat geschrieben: 2. Aug 2022, 13:44
Eine andere Frage, die sich mir gerade immer wieder stellt: Wo sind eigentlich die Wissenschaftler, die vor 2-3 Monaten noch ausgerechnet haben, dass wir es uns durchaus leisten könnten Gas aus Russland komplett zu sanktionieren? Wenn die Ergebnisse wirklich belastbar sind müsste man die zur beruhigung eigentlich jetzt viel mehr vor die Kamera "zerren".
Die Wissenschaftler haben (Anfang März!) durchaus schlussgefolgert, dass dies problematisch ist, aber zu verkraften.
Dazu hätte man u.a. Gas sparen können, Einführzolle auf Fossile Energien erheben und Gas nicht weiter verstromern sollen.
Wie wir wissen, hat sich der Bundeskanzler ("Nein, wir sind nicht abhängig vom russischen Gas") mit seiner zuvorkommenden Russlandstrategie durchgesetzt und wir haben nicht nur weiter so wie bisher gemacht, sondern mehr Gas als je zuvor eingesetzt, Fossile Energien subventioniert, und Gas enorm verstromt.
GoodLord
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von GoodLord »

Felidae hat geschrieben: 2. Aug 2022, 12:23
GoodLord hat geschrieben: 2. Aug 2022, 12:03
Ich verstehe immer noch nicht, was das mit zynismus zu tun hat. Wenn überhaupt ist das doch Egoismus. Oder verstehe ich das Wort falsch?

In der heutigen Umgangssprache bezeichnet Zynismus, sowie das abgeleitete Adjektiv zynisch, vor allem eine Haltung, Denk- und Handlungsweise, die durch beißenden Spott geprägt ist und dabei oft bewusst die Gefühle anderer Personen oder gesellschaftliche Konventionen missachtet.[1] Das Große Wörterbuch der deutschen Sprache definierte 1999 zynisch als „eine gefühllose, mitleidlose, menschenverachtende Haltung zum Ausdruck bringend, die besonders in bestimmten Angelegenheiten, Situationen als konträr, paradox und als jemandes Gefühle missachtend und verletzend empfunden wird“,[2] der Duden nennt als Erstbedeutung für zynisch „auf grausame, den Anstand beleidigende Weise spöttisch“.[3]
Also "eine gefühllose, mitleidlose, menschenverachtende Haltung" erkenne ich in der Denkweise durchaus. Liegt aber vielleicht an mir.
Also du wirfst Axel eine menschenverachtende Haltung vor, weil ihm das eigene wirtschaftliche Existenzminimum (sprich, ein Dach über dem Kopf, Strom, Wärme, Esssen) wichtiger ist, als eine *Möglichkeit* das Leid der Bevölkerung in einem Kriegsgebiet zu *reduzieren* (ist ja keineswegs mit sicherheit gesagt, dass - egal, was Deutschland tut - das den Krieg bzw. die Lage der Bevölkerung maßgeblich positiv beeinflusst).

Verstehe ich das richtig?
Zuletzt geändert von GoodLord am 2. Aug 2022, 16:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Axel
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Axel »

Andre Peschke hat geschrieben: 2. Aug 2022, 13:53 Das auch an Axel gerichtet: Das du Angst hast, dass bei dir am Ende das Licht ausgeht, ist verständlich. Aber die Lösung dafür ist ja nicht, dass wir die Unterstützung der Ukraine aufgeben, sondern dass wir jetzt über politische Lösungen und Hilfestellungen für Menschen in deiner Situation nachdenken.
Das habe ich ja auch nie gefordert.

Ich habe nur eines gemacht: Einen für mich sehr nachvollziehbaren offenen Brief der sächsischen Stadt Reichenbach verlinkt, der nicht nur vom dortigen Oberbürgermeister unterzeichnet wurde, sondern auch von den Geschäftsführern der dortigen Stadtwerke und der dortigen Wohnungsbaugenossenschaft. Das ist nun nicht so weit weg von hier (nämlich nur 60km) und die Wirtschaft ist in sämtlichen Kommunen (nicht nur in Sachsen) gleich beschissen aufgestellt.

Wenn nun also in diesem Brief steht, dass die davon ausgehen, dass beispielsweise die Kosten für Strom und Heizung sich verfünffachen werden, dann macht mir das Angst. Wenn da die Rede davon ist, dass über die Hälfte der Mieter Probleme bekommen werden die Nebenkosten zu stemmen, dann macht mir das ebenfalls Angst. Genauso wie es mir Angst macht, wenn da vor sozialen Verwerfungen gewarnt wird. Das kommt ja nicht von einem Twitter-Kanal oder so, sondern ist ein offener Brief von einer sächischen Stadt die jetzt in den letzten Jahren und Jahrzehnten nicht im Verdacht stand über die Verhältnisse zu wirtschaften.

Das ist halt für mich ein anderes Alarmsignal als eine einzelne Politikermeinung oder eine einzelne Meinung eines Wissenschaftlers. Warum sollte so eine Stadt so einen Brief veröffentlichen, wenn das alles unbegründet wäre?
Mauswanderer
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Mauswanderer »

GoodLord hat geschrieben: 2. Aug 2022, 13:44
Mauswanderer hat geschrieben: 2. Aug 2022, 12:20
Axel hat geschrieben: 2. Aug 2022, 11:07

Ich lebe aber in Armut! Und genau DAS ist meine Angst, wenn Du es wirklich und ganz genau wissen willst. Ich wüsste nicht, wie ich Stromabschläge von über 100€ bezahlen soll. Mir tun jetzt schon die 40€ sehr weh! Ich habe Angst, dass die mir dann den Strom und alles abstellen, sollte es im Winter zu solchen Preissteigerungen kommen. Dazu kommen die ganzen extremen Preissteigerungen für Lebensmittel aktuell, die mir extrem zu schaffen machen und die haben hier auch schon angekündigt die Preise für den ÖPNV ab nächsten Monat um 8 Prozent zu erhöhen und und und.

Wenn Dich das alles nicht anfischt weil es Dir gut geht, schön für Dich! Aber Deine hohe Moral, muss man sich auch erstmal leisten können!

Ich bin da sehr ehrlich: Sobald es darum geht, dass ich hier in ner Wohnung ohne Strom und alles sitze, ist mir jede Moral egal. Dann denke ich erstmal an mich. Du kannst das ja alles zynisch finden. Aber vielleicht könntest Du auch mal die Perspektive von uns Armutsbetroffenen einnehmen...
Und so ergeht es dir, weil Russland das so entschieden hat. Nicht, weil der Westen abscheuliches Verhalten sanktioniert, nicht, weil die Ukraine sich mit aller Kraft dagegen wehrt, dass weitere Kinder gefoltert, vergewaltigt und anschließend ermordet werden.
Das stimmt doch so auch wieder nicht. Putins Verhalten uns gegenüber ist ja eine direkte Reaktion auf die westlichen Sanktionen und die Unterstützung der Ukraine. Wir sind also schon mitverantwortlich für den jetztigen Stand der Dinge (und ich finde trotzdem, die Maßnahmen waren richtig bzw. gingen höchstens nicht weit genug).

Dem Rest stimme ich aber wie geschrieben voll zu: Es ist mehr als zweifelhaft ob wir überhaupt wieder zur Situation vor dem Krieg zurückkehren könnten, selbst wenn wir wollten. Und die Rücknahme von ein paar Sanktionen alleine wird das sicher nicht erreichen.
Ich möchte nicht ausschließen, dass es anders aussähe, würden wir "full Orban" gehen. Aber gerade nützt es Russland viel mehr, wenn bei uns die Angst umgeht, und da Vertragsbruch für Russland derzeit Methode hat, vermute ich, die Situation wäre ähnlich, selbst wenn Deutschland (noch) zurückhaltender wäre.
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lolaldanee
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von lolaldanee »

Andre Peschke hat geschrieben: 2. Aug 2022, 13:53 Es ist ja zB auch nicht so, dass sich Hilfe für die Ukraine und Hilfe für die Schwächsten bei uns im Lande gegenseitig ausschließen. Das auch an Axel gerichtet: Das du Angst hast, dass bei dir am Ende das Licht ausgeht, ist verständlich. Aber die Lösung dafür ist ja nicht, dass wir die Unterstützung der Ukraine aufgeben, sondern dass wir jetzt über politische Lösungen und Hilfestellungen für Menschen in deiner Situation nachdenken.

Andre
An der Stelle muss ich jetzt mal ne Lanze brechen:
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Politik um ernsthafte Lösungen im Sinne der Armen bemüht ist, ist doch nahe 0. Es findet doch seit Jahrzehnten eine gewaltige Umverteilung von unten nach oben statt, warum sich das genau JETZT ändern sollte, das erschließt sich mir wirklich nicht.
Nur weil die Lage besonders ernst ist? Nur weil der soziale Friede massive in Gefahr ist? Nur weil es dringend notwendig ist um eine endgültige Stärkung der Nazis wie in USA, Ungarn und Frankreich zu verhindern?
Als ob DAS jemals irgendwen aus der Adelsschicht ernsthaft interessiert hätte.

Da könnt ihr jetzt mich einen Zyniker nenne, aber ich halte es für eine ausgemachte Sache, dass genau Leute wie Axel (und natürlich auch die Mittelschicht) die Zeche für die Hilfe an die Ukraine zahlen werden. Einfach nur, weil ich kein Gegenbeispiel in der Menschheitsgeschichte kenne. Insofern, doch, realistisch gesehen schließt sich die Hilfe für Arme und die Ukraine leider schon aus, denn die Brosamen die die obersten 10% bereit sind zu geben, die reichen halt nicht für beides. Genau genommen nicht mal für eins von beiden.

Ich fange an das Gegenteil zu glauben, sobald das relative Vermögen der Reichen mehr sinkt als das der Rerstbevölkerung. Corona hat aber ja leider wieder gezeigt, dass in Kriesen quasi immer das Gegenteil passiert.
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Andre Peschke
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Andre Peschke »

Axel hat geschrieben: 2. Aug 2022, 15:02 Das habe uch ja auch nie gefordert
Nuja. Der Brief selbst richtet sich ja gegen die Sanktionen und fordert Verhandlungen mit Russland. Was - wie in diesem Thread schon 100fach diskutiert - eine Idiotenforderung ist, sorry. Was soll man da verhandeln, außer ein Ausscheren von Deutschland aus den europäisch koordinierten Sanktionen? Das ist ja das einzige, was wir unilateral anbieten könnten. Das wäre nicht nur der Dolchstoß in Richtung Ukraine, sondern auch noch ein Bruch mit Europa (und den USA). Das ist völlig realitätsfremd. Allein der Versuch wäre verheerend und wenn Russland dann auch noch drauf pfeift, wäre null gewonnen.

Die einzig sinnvolle Diskussion muss sich um die ANDEREN Handlungsoptionen drehen. Warum wir es gestatten, dass zB so viel Gas verstromt wird, wie einige Seiten vorher in dem PlusMinus-Bericht dargestellt, DAS sollte gegenstand unserer innenpolitischen Diskussionen sein.
Axel hat geschrieben: 2. Aug 2022, 15:02Das ist halt für mich ein anderes Alarmsignal als eine einzelne Politikermeinung oder eine einzelne Meinung eines Wissenschaftlers. Warum sollte so eine Stadt so einen Brief veröffentlichen, wenn das alles unbegründet wäre?
Da kann es nun 100 Beweggründe geben. Nur als Beispiel: Sie wollen Geld vom Bund
Axel hat geschrieben: 2. Aug 2022, 15:02 Sobald es darum geht, dass ich hier in ner Wohnung ohne Strom und alles sitze, ist mir jede Moral egal.
. Oder sie sind selbst einfach schlecht informiert und haben überzogene Befürchtungen.

Es ist halt auch in deiner Verantwortung, nicht aufgrund eines offenen Briefes direkt in den Alarmmodus zu verfallen, sondern deine Emotionen selbst zu moderieren indem du dich ein wenig umschaust, was es da draußen eben noch an anderen Meinungen und Informationen so gibt. Du kannst da auch im Forum ja zB um Hilfe bitten. Auch das ist ein Win-Win: Du bekommst als Antwort zusätzliche Infos und Perspektive und die Diskussion läuft harmonischer ab! :)
lolaldanee hat geschrieben: 2. Aug 2022, 15:11 Nur weil der soziale Friede massive in Gefahr ist?
Denke, das ist schon ein starkes Argument. ^^
lolaldanee hat geschrieben: 2. Aug 2022, 15:11
Einfach nur, weil ich kein Gegenbeispiel in der Menschheitsgeschichte kenne.
Naja, denk an die Corona-Hilfsmaßnahmen. Ja, da sind einige auch durch das Raster gefallen, wie selbstständige Künstler zB. Ich kenne aber auch viele, bei denen sie gegriffen haben. Und auch wenn unser Soziales Netz einem steten Rückbau unterliegt, ist es dennoch ein Gegenbeispiel aus der Menschheitsgeschichte.

Andre
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