Es mag auch nur eine ästhetische Unterscheidung sein, so zumindest mein Eindruck als stiller Mitleser: zu sagen, dass jemand etwas ist mag semantisch gleichbedeutend gemeint sein damit, dass jemand eine bestimmte Haltung hat, aber es wirkt im Urteil doch weitaus härter, weil es die Haltung als immanente Eigenschaft der Person bezeichnet und diese Person damit auch sprachlich - nicht unbedingt gedanklich - erst einmal auf diese Eigenschaft reduziert. Beispiel: In meinem sprachlichen Emfpinden macht es einen Unterschied ob ich sage, er ist "ein Rothaariger" oder "er hat rote Haare." Inhaltlich besteht zwischen beiden Aussagen kein Unterschied, aber die erste Aussage ist nicht nur eine Aussage über einen Menschen, sondern ordnet ihn zugleich auch einer gedachten Kategorie von Menschenarten zu: nämlich jener, "der Rothaarigen." Und damit mag zumindest auch sprachlich der Eindruck entstehen, dass dieser Mensch für denjenigen, der ihn so bezeichnet, zuerst und vor allem eben auch nur das ist.
Ich bin daher kein Freund dieser sprachlichen Ausdrucksweise. Gut, okay. Hitler würde ich als Antisemiten bezeichnen. Aber sofern der Fall auf einer 10er-Skala nicht gerade bei einer 100/10 liegt, finde ich zurückhaltendere Formulierungen zumindest in so'n Diskurs hilfreicher, z.B. eben "Rowling vertritt transphobe Positionen", "Rowling vertritt eine transphobe Haltung", etc. anstatt "Rowling ist transphob." Eben weil ich mir schwer damit tue eine Wesensaussage über einen anderen Menschen zu treffen, weil "transphob" oder "homophob" anders als "freundlich", "hilfsbereit", "egoistisch", etc. keine Charaktereigenschaft, sondern eine Weltsicht ist. Und die hat man, aber die ist man nicht. Umgangssprachlich unterscheide ich das auch nicht, aber bei so'n kontroversen Thema merke ich zumindest, dass es für mich im Empfinden einen Unterschied macht, wie ich's formuliere. Und dass ich mit der Aussage "Rowling ist transphob" so'n instinktiven Reflex dagegen habe, der aber nicht aufgrund eines inhaltlichen Widerspruchs kommt, sondern weil ich die Formulierung so absolut finde. Mit "Rowling vertritt transphobe Positionen" habe ich wiederum keinerlei Problem.
... Aber womöglich denke ich da auch nur wieder zu verkopft und es geht nur mir so.