So viele Perlen in diesem Artikel!
Rammstein setzten Massstäbe, ohne wegweisend zu sein.
Komplett eingesargt würde ich sagen.Rammstein-Auftritte weiteten sich zum mal furchtbar trivialen, zeitweise aber gar nicht mal so unkomischen Industrial-Theater. Ein Gemenge aus wagnerscher Drastik, pompösem Metropolis-Gigantismus, Überwältigungspathos und einem Schuss «Alarm für Cobra 11».
Auch gut:
Und:Wenn letzte Woche in München innert drei Tagen eine Viertelmillion Menschen ins Olympiastadion zur Show von Rammstein strömten, dann nicht, weil das alles Fans deutscher Industrial-Musik sind. Ans Rammstein-Konzert pilgert heute vornehmlich ein Publikum mit einer Vorliebe für überzeichnete Theatralik. Es ist ein demografischer Mix, wie er sich auch in Musical-Hallen findet, wenn gerade wieder einmal irgendwo «Beauty and the Beast» gespielt wird.
Humor hin oder her: Das zum Konzept erhobene Spiel mit der Ambivalenz, mit dem eindeutig Zweideutigen, ist ein Riskantes. Wo hört das Rammstein-Theater auf, wo beginnt das richtige Leben? Wer diese Grenzen permanent verwischt, der muss sich nicht wundern, dass er verdächtig wird.