Well played - Super Columbine Massacre RPG! (ft. Danny Ledonne)

[monkeypunch87]

Hier spricht übrigens die Mutter von einem der Shooter bei Ted:

My son was a Columbine shooter. This is my story | Sue Klebold
https://www.youtube.com/watch?v=BXlnrFpCu0c" onclick="window.open(this.href);return false;

[derFuchsi]

Danke, sehr interessant. Ich mag mir garnicht ausmalen durch welche Hölle voller Selbstvorwürfe, Vorwürfe und Schuldgefühle die Frau gegangen sein muss.
Man kann halt in keinen Menschen reingucken. Kann mir schon vorstellen dass man sowas nicht mal als Elternteil merkt wenn derjenige das nicht möchte. Und selbst wenn was auffällt, wer ist schon misstrauisch wenn die Jungs sich ab einem gewissen Alter komisch verhalten. "Naja die Pubertät..."

[Inv1s1ble]

Super spannende Folge, Thema und Gast! Wirklich sehr aufschlussreich. Besonders die Metaebene hat mir gefallen, also als man darüber sprach, was Menschen von Videospielen im Allgemeinen erwarten und warum man eben auch Spiele machen kann und sollte, die nicht ausschließlich auf Spaß aus sind.

Zur Technik: Die beiden Gesprächspartner waren extrem unterschiedlich laut (Handy mit Kopfhörer und Podcast Addict - aber keine Ahnung wann die Folge runtergeladen wurde), was das Hören ziemlich anstrengend und auch zum Teil nervig gemacht hat.

[Man from Rivia]

Auch von meiner Seite noch einmal ein Kompliment für diese Folge! Wirklich klasse, Andre!
Da fand ich es auch nicht schlimm, dass der Interview-Gast ein wenig die Kontrolle über das Gespräch an sich riss, denn was Danny Ledonne zu sagen hatte, gibt vielleicht einen Vorgeschmack darauf, wie es sein könnte, wenn wir (als Gesellschaft) es uns erlauben auch über moralisch schwierige Themen konstruktiv sprechen zu dürfen.

[Ricer]

Kleiner Nachtrag zur Folge. Bei ca. 1:30:00 wird die Frage gestellt, warum man "Monster" wieder zu Menschen macht ("Humanizing them again"). Für die Menschen, die die Täter nur aus den Medien kannten, waren die beiden doch nie Menschen. Sie haben sie nur als die "Monster" in der medialen Berichterstattung kennengelernt. Es kam vorher im Gespräch immer mal durch, dass diese medialen "Monster-Berichte" ein gesellschaftliches / journalistisches Problem sind, die eine Verarbeitung dieser Taten erschwert und auch verhindert.

Das Spiel versucht "die medialen Monster" zu dekonstruieren und damit gleichzeitig (und das ist viel wichtiger) "den Heldenstatus", den die Täter für sich beanspruchen wollten.

Tolle Folge - ich hoffe, du hast Christian Schmidt so lange genervt, bis er sich das angehört hat

[Andre Peschke]

Das Spiel versucht "die medialen Monster" zu dekonstruieren und damit gleichzeitig (und das ist viel wichtiger) "den Heldenstatus", den die Täter für sich beanspruchen wollten.

Ja, ich dachte, dieser Aspekt kam in dem Gespräch durch. Wobei das Spiel tatsächlich durch die Humanisierung der Täter IMO ihren Heldenstatus je nach Perspektive entzaubert oder verstärkt. Indem es deutlich macht, dass hier tatsächlich die Täter aus ihrer Sicht nur dem eigenen Leiden ein gewaltsames Ende bereiten wollten, dass sich gewissermaßen wirklich der Gequälte gegen seinen Peiniger auflehnt, unterstützen sie natürlich auch deren Mythos in den Kreisen der Menschen, die sich darin wiedererkennen.

Aus einer anderen Perspektive werden sie quasi nur als arme Würstchen enttarnt. Aber dafür kommt mir ihr faschistisches Gedankengut im Spiel ein wenig zu kurz. Es hat schon IMO erkennbar ein wenig Sympathie für die Täter, aber ohne sie glorifizieren zu wollen. Gerade das macht es aber ja so interessant. Indem es die "auch die Täter sind Opfer"-Perspektive zulässt, betritt es ja erst dieses Gebiet, in dem man ein unangenehmes Gefühl im Bauch hat, weil gesellschaftliche Tabus der allumfassenden Ächtung der Täter verletzt werden etc.

Andre

[Ricer]

Würdest du wirklich Sympathie sagen? Ich denke mehr an Empathie.

[Andre Peschke]

Würdest du wirklich Sympathie sagen? Ich denke mehr an Empathie.

Ja, wobei ich das Gefühl nicht loswerde, dass der junge Danny LeDonne irgendwo auch dachte: "Die Bullys haben mal gezeigt bekommen, was passieren kann, wenn man andere Menschen erniedrigt". Abgeleitet aus der Anmutung des Werkes, nicht aus seinen Aussagen. Rundheraus "Sympathie" ist aber vielleicht zu viel gesagt, da hast du recht.

Andre

[Ricer]

Ich verstehe, worauf du hinauswillst. Im Gespräch kommt ja auf, dass diese Tat und das Spiel für ihn eine Art Ka­thar­sis war.

Im Spiel läuft doch im Keller der Täter eine Szene aus Apokalypse Now. Mit Jochen habe ich mich darüber unterhalten, wie wir Heart of Darkness, Apokalypse Now und Spec Ops sehen und ich sehe sie als Wandlung eines Menschen. Ich war sehr erstaunt, im Keller des Täters die Kurtz-Szene zu sehen, da auch Kurtz in seiner Umwelt nicht mehr klargekommen ist, sich also nicht aus sich selbst heraus verändert hat, sondern durch die Umwelt verändert wurde. Insofern gibt es da einen kausalen Zusammenhang, aber alle Lösungskonflikte setzen immer nur am Individuum an und nicht an gesellschaftlichen Strukturen.

Man könnte also Argumentieren, dass die Darstellung/Anmutung im Spiel so ist, weil der Einfluss der Gesellschaft besser sichtbar wird?!

[Andre Peschke]

Man könnte also Argumentieren, dass die Darstellung/Anmutung im Spiel so ist, weil der Einfluss der Gesellschaft besser sichtbar wird?!

Ich glaube, wir würden in jedem Fall die Motive und die Motivation des Autors auf eine einzige Interpretation runterbrechen, obwohl beide Strömungen nebeneinander existieren können. Ich würde ja nie behaupten, dass es nicht seine Kernabsicht war, eine Art Dokumentation aus Täterperspektive zu schaffen, wie es Ledonne auch selbst sagt.

Das "Apocalypse Now"-Tape ist übrigens nicht allein eine künstlerische Entscheidung, sondern IIRC auch einfach ein faktisches Detail. Die VHS-Kassette wurde im Keller von Eric Harris noch im Videorekorder gefunden. In seinen Aufzeichnungen bezieht sich Harris auch in seiner Philosophie auf Kurtz.

Andre

[Ricer]

Das macht die Kubrick-Geschichte mit dem Aufführverbot von Clockwork Orange in England verständlicher. Wie kann Auseinandersetzung mit Kunst trotz Missbrauch aussehen.

Also ganz ehrlich Andre. Das gehört zum Besten, was ich von euch gehört habe! Dieses Interview erreicht mit einfachen Mitteln so viel.

[Andre Peschke]

Das macht die Kubrick-Geschichte mit dem Aufführverbot von Clockwork Orange in England verständlicher. Wie kann Auseinandersetzung mit Kunst trotz Missbrauch aussehen.

Ja. Allein in den Columbine-Strudel sind eine ganze Masse von Werken eingesogen worden. Auch "The Basketball Diaries". Der Grund dürfte offensichtlich sein: https://www.youtube.com/watch?v=y2e3frGx8sw" onclick="window.open(this.href);return false;

Also ganz ehrlich Andre. Das gehört zum Besten, was ich von euch gehört habe! Dieses Interview erreicht mit einfachen Mitteln so viel.

Thx. Wie gesagt, das Interview war mir schon lange ein Anliegen.

Andre

[derFuchsi]

Zufälle gibt es. Haben die Spieleveteranen auch gerade ein Interview mit Richard Garriott gehabt.


(sorry leicht OT, wollte nicht extra ein neues Thema aufmachen zu dem Interview)

[tdiver]

zum WellPlayed mit Richard Garriott: Ich finde es schade, dass ihr keine Übersetzung dazu anbietet. Ich habe bei dem Interview im Prinzip gar nix verstanden , außer dass es um Ultima ging.

[bluttrinker13]

Ich kann mich nur anschließen - sehr interessantes Interview, allem voran wegen des Gastes.

So ein kluger und reflektierter Mensch. Andre, super dass du ihm eine Bühne gegeben hast.

Seine Theorie zur Rebellion passt ganz gut auch zu dem was ich hier tlw in den USA so erlebe. Und er selbst ist dabei ja ein echtes Vorbild. Allein wie er sich mit seiner Universität angelegt hat als er öffentlich gemacht hat, wie ungerecht die bezahlen (siehe Wikipedia). Chuzpe und Reflektiertheit, das findet man ja gar nicht so häufig zusammen. Respekt!