Runde #433: Aliens: Dark Descent

Alles, was nicht in ein anderes Forum gehört: Hier rein
Forumsregeln
Datenschutzerklärung: https://www.gamespodcast.de/datenschutzerklaerung/
Impressum: https://www.gamespodcast.de/impressum/

Forenregeln und zukünftige Weltverfassung
ART 1: Behandle andere Nutzer mit Respekt.
ART 2: Do NOT piss off the Podcasters

Lies bitte weitere Hinweise hier: viewtopic.php?f=4&t=2789
Benutzeravatar
Pac-man
Beiträge: 423
Registriert: 12. Mär 2017, 13:35

Re: Runde #433: Aliens: Dark Descent

Beitrag von Pac-man »

Interessant wie unterschiedlich Aliens auf den Zuschauer wirken kann. Da ich Teil 1 und 2 am Wochenende nochmal gesehen habe, sind die beiden Filme mir noch frisch im Gedächtnis. Alien ist ein genialer Film, dem man sein Alter kaum ansieht (vor allem in der Blu Ray Fassung). Mit seinen langsamen Kamerafahrten und dem stetig ansteigenden Gefühl des Unbehagens, das irgendwann in existenziellen Terror umschlägt wenn Ripley sich unter Zeitdruck in das einzige Shuttle retten muss, erzeugt der Film einen einzigartigen Horror.

Trotzdem finde ich den zweiten Teil noch einen Tick besser. James Cameron gelingt es, durch einen teilweisen Genrewechsel ins Actionmetier, einem Film der eigentlich keine Fortsetzung gebraucht hätte, neue Facetten abzugewinnen. Der langsame Spannungsaufbau funktioniert auch in Aliens sehr gut, nur dass der Zuschauer und auch Ripley hier einen Informationsvorteil haben. Man weiß, dass die arrogant auftretenden Marines hier in ihr Verderben rennen. Man erkennt die falschen Entscheidungen ("Area is secured", "collect all magazines") während sie getroffen werden und denkt sich währenddessen schon "Das kann nicht gut enden". Und ab der Hälfte des Films schwenkt der langsam aufkeimende Horror in absoluten Terror um, nur unterbrochen von kurzen Sequenzen zum Verschnaufen. Der Terror in Aliens kommt für mich daher, dass die Marines hoffnungslos unterlegen sind und gegen einen Feind antreten, den sie nicht verstehen. Und wenn sie verlieren, sind sie nicht nur tot, sondern werden als Inkubatoren für den Nachwuchs der Aliens verwendet (Bodyhorror). Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie überrannt werden.

Für Ripley selbst kommt eine weitere Komponente des Horrors hinzu. Sie hat im Grunde alles verloren. Jeder Mensch den sie kannte und an dem ihr etwas lag ist tot, inklusive ihrer Tochter. Und selbst ihr Job wird ihr genommen. Eine Flucht in die Arbeit ist also unmöglich. Sie wird täglich von Alpträumen geplagt und obwohl sie das Alien überlebt hat, ist ihr Leben doch irgendwie vorbei. Durch die Einnahme der Mutterrolle für Newt kommt für Ripley die Verlustangst. Während die Menschen auf der Nostromo nur Arbeitskollegen waren, wäre der Verlust von Newt für sie viel schrecklicher.
Letztendlich ist der Film also auch eine Bewältigung der Ängste die Ripley selbst entwickelt hat.

Gleichzeitig wird das Motiv des "bösen" Konzerns weiter ausgebaut und bekommt mit Carter Burke ein Gesicht. Die Geschichte vom "bösen" Androiden hingegen wird umgedreht. Bishop wirkt einen Großteil des Films über kalt und abweisend und überrascht am Ende dann doch durch seine Taten.
Stärker noch als im ersten Teil wird hier eine Welt gezeichnet, in dem das einzelne Leben im Grunde nichts wert ist. Da werden Kolonisten auf eine tote Welt geschickt ("We call it one of our 'shake 'n bake' colonies"), ohne Rücksicht auf Verluste. Das Leben von Familien wird der Chance auf einen finanziellen Gewinn geopfert und ironisch leuchtet einem "buildung better worlds - Wayland Yutani" entgegen.

Für mich hat Aliens ausreichend viele Elemente des Horrors um ihn als Action-Horrorfilm zu bezeichnen. Herrn Kings Definition von Horror / Terror in allen Ehren, aber für mich ist das nicht der Weisheit letzter Schluss.
Zuletzt geändert von Pac-man am 24. Jul 2023, 10:46, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Heretic
Beiträge: 4999
Registriert: 20. Mai 2016, 13:30

Re: Runde #433: Aliens: Dark Descent

Beitrag von Heretic »

Pac-man hat geschrieben: 24. Jul 2023, 09:24 Interessant wie unterschiedlich Aliens auf den Zuschauer wirken kann.
Und wie unterschiedlich die einzelnen Filme aufgenommen werden. Das belegt doch eigentlich, dass man es nicht mit einer "More of the same"-Reihe à la "Friday 13th" zu tun hat. Mir gefällt gerade die Tatsache, dass die Reihe zwischen SF-Kammerspiel-Horror, Action, Komödie, Abenteuer-Movie und Bodyhorror hin und herspringt. Ist klar, dass da jeder Fan andere Favoriten hat.

In diesem Sinne:
https://www.youtube.com/watch?v=aVZUVeMtYXc

:dance:
Benutzeravatar
Andre Peschke
Beiträge: 9859
Registriert: 9. Jan 2016, 16:16
Kontaktdaten:

Re: Runde #433: Aliens: Dark Descent

Beitrag von Andre Peschke »

Terranigma hat geschrieben: 23. Jul 2023, 16:06 aus Pet Sematary eine mehrfilmige Franchise zu machen, wo man ggf. in Prequels noch erfährt und erklärt bekommt warum American Natives einen Friedhof angelegt haben, auf dem verstorbene Haustiere zu Leben erwachen. Ich
Nun...

https://m.imdb.com/title/tt14145436/
:D

Und den zweiten Teil wollen wir auch nicht vergessen!

Andre
Benutzeravatar
Peter
Beiträge: 1960
Registriert: 22. Okt 2016, 08:47
Wohnort: Ettlingen
Kontaktdaten:

Re: Runde #433: Aliens: Dark Descent

Beitrag von Peter »

Heretic hat geschrieben: 24. Jul 2023, 10:37 Mir gefällt gerade die Tatsache, dass die Reihe zwischen SF-Kammerspiel-Horror, Action, Komödie, Abenteuer-Movie und Bodyhorror hin und herspringt. Ist klar, dass da jeder Fan andere Favoriten hat.
Ja, meine Freundin z.B. findet aus mir völlig unerfindlichen Gründen den 4. am besten. Aber wie schon gesagt, ich finde auch die schwächeren Teile noch solide. Und auch 4-6 spielen noch in einer völlig anderen Liga als z.B. AvP1+2.
Benutzeravatar
Terranigma
Beiträge: 1507
Registriert: 17. Feb 2016, 19:34

Re: Runde #433: Aliens: Dark Descent

Beitrag von Terranigma »

Andre Peschke hat geschrieben: 24. Jul 2023, 11:30 https://m.imdb.com/title/tt14145436/
:D

Und den zweiten Teil wollen wir auch nicht vergessen!

Andre
... oh my God.
:shock:
Sitting quietly and doing nothing,
Spring comes, and the grass
grows by itself.
Otis
Beiträge: 1323
Registriert: 23. Mai 2021, 19:30

Re: Runde #433: Aliens: Dark Descent

Beitrag von Otis »

Andre Peschke hat geschrieben: 21. Jul 2023, 16:58Menschlich war für mich halt genau das Problem. Eines der kreativsten Kreaturendesigns aller Zeiten wurde wieder auf "Totenkopf" runtergedummt. Eindeutiger Tiefpunkt der Serie!
Streng genommen war das Design bereits im ersten Teil auf Totenkopf runtergedummt, hat man im Dunkeln nur nicht gut erkennen können:

Bild
Terranigma hat geschrieben: 23. Jul 2023, 16:06Fasse es zusammen, weil's am Ende ja eine Frage des persönlichen Geschmacks ist. ...
Ja gut, der ursprüngliche Beitrag klang für mich so, als wäre jetzt speziell Alien nicht ausbau- oder franchisefähig. Aber alle Argumente kann man eben genauso auf andere Filme münzen.
Die Sache ist nun: "gross out" ist nicht das, was ich von Horror erwarte. "Ekel" ist keine Emotion, die ich mir beim Horror wünsche und ich finde es persönlich auch schlichtweg langweilig. Wenn Horror es nicht schafft - was Alien 1 eben schafft! - mir Angst zu machen, sondern auch Jump Scares oder Body Horror zurückgreift, dann schalte ich da nicht. Wie gesagt: nicht weil ich irgendwem daran den Spaß absprechen will, aber für mich funktioniert das einfach nicht. Und gerade weil das, was ich mir von guten Horror wie von guter Mystery wünsche, nämlich nicht zu wissen was das Monster ist und möglichst lange in dem Zustand das "Was könnte es sein?" zu verharren, funktioniert für mich Horror als Franchise in aller Regel nicht. Weil am Ende der Geschichte wird zumeist aufgelöst, was tatsächlich los war. Und damit ist der Spuk wortwörtlich für mich vorbei.
Body Horror einfach auf Ekel oder "gross out" runterzubrechen halte ich für zu vereinfachend. Die Vorstellung z.B., dass irgendeine Kreatur in einem wächst, bedient genauso tief verwurzelte Urängste wie die Angst vor der Dunkelheit oder dem Unbekannten. Letztlich alles angeeignete Schutzfunktionen vor Gefahr, genau wie halt letztlich doch auch Ekel vor manchen Dingen, der uns vor Ansteckung schützt. Ändert jetzt auch nichts daran, dass das für Dich persönlich vielleicht nicht funktioniert, aber das finde es dann ungerecht, das irgendwie als minderwertiger oder so hinzustellen von wegen mit "richtigem" Horror haben sie's nicht hin bekommen und versuchen's jetzt mit billigen Effekten. "Richtigen" Horror — will Dir damit nichts in den Mund legen, ist jetzt meine Formulierung, um es kurz zu fassen, denke, ist klar, was gemeint ist — kann man genauso gut oder schlecht machen. Im Idealfall findet man wohl einfach eine zum Filmkonzept passende Mischung, denn einfach nur nicht wissen, was los ist, ist per se auch nicht gruselig, sondern erst in Verbindung mit anderen Qualitäten.

In dem Zusammenhang sehe ich auch nicht, wie Deine weiteren Ausführungen zu Alien überhaupt passen. Was weiß man am Ende des Films denn schon groß, was nicht auch schon vorher klar war? Dass man das Alien mit Feuer vorläufig verscheuchen kann vielleicht, aber das hat das Alien auch nicht ungefährlicher gemacht, wenn es darauf hin noch verstohlener vorgeht.

Und ja, alleine schon durch den Gewöhnungseffekt wird das Prinzip Alien immer wieder in neuen Filmen zu wiederholen nicht mehr so gruseln wie beim ersten Mal. Aber das tun die Filme ja eben nicht (außer der dritte, schätze ich) und es kommt mir insbesondere deswegen als seltsam vor, pauschal zu veranschlagen, dass Fortsetzungen im Horrorbereich nicht liefern können. Der Trick, wie man den Zuschauer mehr herausfinden lässt, ohne die Angst zu mindern, ohne in diesem Fall das Alien zu entmystifizieren ist, dass das, was man heraus findet, noch gruseliger ist oder andere Ängste anspricht.

Alleine in Aliens:

Das Alien als Tierart: Natürlich ist das etwas, was rein rational bereits der erste Film schon alleine mit den Eiern nahe legt, denn so ein Alien ploppt nicht von sich aus irgendwo im All auf. Aber das Sequel beschäftigt sich aktiv mit dieser Thematik. Das ist nicht irgendein obskures Monster, a freak of nature, das mal irgendwo auftaucht, besiegt wird und dann ist wieder gut. Genau genommen hätte man den ersten Film vom ikonischen Look des Aliens mal abgesehen genauso gut auch mit einem durchgedrehten Roboter als Monster oder einem genetisch veränderten Gorilla oder so realisieren können. Jetzt wird konkret vorgestellt, das sind die Aliens und so funktionieren die in etwa. Was nun auf den ersten Blick wie eine Entmystifizierung wirkt, spricht andererseits andere Ängste an. Die Selbstsicherheit des Menschen als dominante Spezies wird in Frage gestellt. Plötzlich sind wir für eine überlegenere (?) Art nichts weiter als Mittel zum Zweck.

Diese Angst davor, letztlich unbedeutend zu sein, hat ein ganzes Horrorgenre, Cosmic Horror, hervor gebracht und versteckt sich als Antrieb hinter so vielem, was wir Menschen so treiben und glauben. Und nun sind wir so toll und wichtig, dass wir sogar das Weltall für uns erschließen … nur um festzustellen, dass wir im größeren Zusammenhang nur als Brutapparat für die eigentliche Herrenrasse herhalten dürfen.

Damit zusammen hängt auch eine gewisse Unerbittlichkeit: Du stößt nicht zufällig auf ein Alien und hast halt Pech gehabt als wärst Du im Wald einem Bären über den Weg gelaufen. Die Aliens gehen organisiert und systematisch vor und Du bist Teil ihres Lebenszyklus'. Sie kommen Dich holen! Das ist alles nochmal ein ganz anderes Niveau als irgendein Viech sonstwo im All murkst alle ab. (Dazu kommt durch die Kolonie das Gefühl, etwas dringe in das Zuhause ein. Im ersten Film waren die Menschen eher Trespasser, im zweiten kommt das Grauen zu Dir.)

Der zweite Teil greift noch stärker unser Bedürfnis nach körperlicher Autonomie an. Klar, Facehugger und Chestburster hatte der erste Film auch in einer Szene. Aber zu sehen, wie Menschen bei Bewusstsein im Aliennest hängen und darauf warten, entweder ein Alien implantiert zu bekommen oder bei der "Geburt" eines bereits implantierten zu sterben, weckt Assoziationen mit "lebendig begraben" und "auf der Intensivstation langsam dahin siechen", allgemein dem Verlust der persönlichen Autonomität, und solche Erlebnisse gehören zu den psychisch schwierigsten Traumata, so dass es mir ehrlich gesagt fast schon ein bisschen weh tut, wenn sowas mit "ach, Body Horror, bisschen auf die Ekeltour versuchen, wenn man sonst keinen Horror hin kriegt" abgetan wird.

Klar, bisschen billig ist der Ansatz, übers Kind an den Beschützerinstinkt zu appellieren, hoppla, jetzt muss Ripley ein dahergelaufenes Balg beschützen. Aber fairerweise muss man dazu sagen, dass das eben auch einen Urinstinkt, eine Urangst in uns angreift. Simpel, aber effektiv und vor allem halt auch neu. Zudem thematisch interessant genug mit der Story und dem Konzept Alien verwoben, dass es doch als etwas mehr als nur "ach das arme Kind da" rüberkommt: auch für die Aliens geht es letztlich um ihre Brut. Und damit schließt sich der Kreis, denn wir sind wieder bei der Unerbittlichkeit der Natur vs. Selbstüberhöhung des Menschen angelangt. Es dreht sich im Universum nicht alles um den Menschen und was er will. Survival of the fittest und wenn wir nur genug suchen, finden wir schon was fitteres. Und davor haben wir Angst.

Dazu ganz banal bigger is better: die Alien-Königin ist nicht nur riesig, sondern auch gefährlich. Stell Dir vor, Du spaziert im Wald und plötzlich steht da ein Wildschwein vor Dir. Und jetzt die gleiche Szene, aber das Wildschwein hat seine Frischlinge. Wo hast Du mehr Schiss?

Im ersten Film werden paar Luschen von irgendwas gemeuchelt. Im zweiten effing Space Marines. Und werden trotzdem gemeuchelt. Wir sehen, die Aliens sind besiegbar, was das ganze interessanter macht, aber wir sehen auch, einfach ist das nicht.

Und es mag sein, dass Dich diese Auswahl an Neuerungen nicht auf der Horror-Ebene angesprochen haben. Aber ich möchte zum Überdenken anregen, ob das wirklich ausdrücklich dran liegt, dass Sequels generell nicht gruseln können.

Gruß von jemandem, der sich bei Alien Isolation genüsslich die Hosen voll gemacht hat, obwohl es außer dem Roboter-Thema nun wirklich nichts neues mit dem Alien veranstaltet hat.
Benutzeravatar
Pac-man
Beiträge: 423
Registriert: 12. Mär 2017, 13:35

Re: Runde #433: Aliens: Dark Descent

Beitrag von Pac-man »

Inzwischen habe ich auch Teil 3 noch mal geguckt und zwar in der Special Edition. Auf der Anthology Blu Ray hat man die erweiterten Szenen sogar neu koloriert, so dass sie nicht wie Fremdkörper wirken. Außerdem hat man wohl einige der Schauspieler für Nachvertonung nochmal ins Studio geholt.

Die Special Edition ist klar die bessere Version des Films. Vor allem der Anfang wirkt durch die Ergänzungen viel kohärenter und nicht so zusammengestückelt. Dass das Alien aus einem der Oxen geboren wird und nicht aus einem Hund, macht deutlich mehr Sinn. Das Schicksal einiger Figuren wird im Gegensatz zur Kinoversion gezeigt, statt weggeschnitten. Durch die 30 Minuten längere Laufzeit wird man außerdem besser in die Gefängniswelt eingeführt und die Stimmung kann sich besser entfalten.

Leider krankt der Film für mich an zwei Dingen: Zum einen gefällt mir das abrupte Ende von Newt und Hicks nicht. Es macht für mich auch nur wenig Sinn, dass überhaupt mehrere Eier an Bord der Sulaco sind. Die erste Version des Drehbuchs on William Gibson greift diese zwar auch auf, entwickelt sie aber wenigstens zu einer vermeintlich spannenderen Story.

Und da sind wir dann auch bei „zum Anderen“: der Film ist größtenteils Spannungsarm. Abgesehen von der düsteren Optik, hat der Film wenig zu bieten. Ripley ist sehr passiv und mehr Spielball der Ereignisse als handelnde Person. Wenn man erst kurz vorher Alien und Aliens gesehen hat, hat man das Gefühl hier einen Film verpasst zu haben. Das ist nicht mehr die starke Führungspersönlichkeit mit den Nerven aus Drahtseilen.

Einige Szenen, wie zb die Begegnung zwischen Ripley und dem Alien sind schon schick in Szene gesetzt, aber der Film leidet zusätzlich unter seinen frühen CGI Effekten, die extrem schlecht gealtert sind. Es bleibt ein Film, der sich irgendwie unnötig anfühlt. Der eigentlich starke Abgang von Ripley wird dadurch geschmälert, dass mir das gezeigte auch irgendwie egal ist. Für mich endet die Kontinuität der Alienreihe mit dem zweiten Film.
Benutzeravatar
Feamorn
Beiträge: 2161
Registriert: 20. Mai 2017, 23:12
Wohnort: Bergisch Gladbach

Re: Runde #433: Aliens: Dark Descent

Beitrag von Feamorn »

Pac-man hat geschrieben: 24. Jul 2023, 23:12 Leider krankt der Film für mich an zwei Dingen: Zum einen gefällt mir das abrupte Ende von Newt und Hicks nicht. Es macht für mich auch nur wenig Sinn, dass überhaupt mehrere Eier an Bord der Sulaco sind. Die erste Version des Drehbuchs on William Gibson greift diese zwar auch auf, entwickelt sie aber wenigstens zu einer vermeintlich spannenderen Story.
Das Rausschreiben von Newt und Hicks ist großer Mist, ja, aber so wie ich das (Hör-)Buch zu Gibsons Fassung wahrgenommen habe, ist unser Alien³ in meinen Augen die bessere Geschichte. Der Fincher-Film hätte noch besser sein können, ja, ich mag ihn ja auch so schon, aber Gibsons Geschichte wirkt auf mich noch viel hanebüchener. Es mag sein, dass ich das jetzt aus der Zukunftsperspektive etwas harsch beurteile, aber das ist stellenweise nichts als besseres Fan-Fiction und dazu passieren mit der fremden Lebensform viele Dinge, die ulkigerweise Scott in ähnlicher Form in Prometheus/Covenant gemacht hat, und für die er gescholten wurde.
Ich mag das Hörbuch/Comic zu Gibsons Script, aber auf der selben Ebene, wie ich viele der sonstigen Extended Universe Sachen mag, dass ich einen darauf basierenden Film mehr gemocht hätte, bezweifel ich. Allenfalls wegen Michael Biehn und Lance Henriksen.
Und da sind wir dann auch bei „zum Anderen“: der Film ist größtenteils Spannungsarm. Abgesehen von der düsteren Optik, hat der Film wenig zu bieten. Ripley ist sehr passiv und mehr Spielball der Ereignisse als handelnde Person. Wenn man erst kurz vorher Alien und Aliens gesehen hat, hat man das Gefühl hier einen Film verpasst zu haben. Das ist nicht mehr die starke Führungspersönlichkeit mit den Nerven aus Drahtseilen.
Ripley finde ich hier als Figur tatsächlich interessant weiter entwickelt. Ich finde das auch nicht unlogisch. Sie hat zum Anfang von Aliens schon offensichtlich unter PTSD gelitten, dass sie dies nun nach LV-426, und vor allem dem (beschissenen off-screen) Verlust ihrer Ersatz-Tochter, bricht finde ich nachvollziehbar.
Dass man den Film spannender inszenieren könnte, kann ich kaum absprechen. Ich denke dennoch, unter den Umständen, die die gesamte Produktion begleitet haben, ist es ein regelrechtes Wunder, das da am Ende noch ein so guter Film rausgefallen ist. (Chris Stuckman hat auf YouTube mal mit einem befreundeten YouTuber (dessen Name mir gerade entfallen ist) ein Video zu Alien³ gemacht, dabei diskutieren sie das Ding ausgiebig und mit viel Hintergrundinformationen, Chris als recht großer Kritiker des Films, sein Freund als Liebhaber, der Alien³ sogar seinen Favoriten nennt. Das war ein echt unterhaltsames Stück und gab viel zu den Hintergründen preis (sofern man nicht eh schon die ganzen Dokus zum Film kennt).)
Einige Szenen, wie zb die Begegnung zwischen Ripley und dem Alien sind schon schick in Szene gesetzt, aber der Film leidet zusätzlich unter seinen frühen CGI Effekten, die extrem schlecht gealtert sind. Es bleibt ein Film, der sich irgendwie unnötig anfühlt. Der eigentlich starke Abgang von Ripley wird dadurch geschmälert, dass mir das gezeigte auch irgendwie egal ist. Für mich endet die Kontinuität der Alienreihe mit dem zweiten Film.
Fun-fact, es kann gut sein, dass die störenden Effekte, die Du als schlecht gealterte "frühe CGI Effekte" wahrnimmst, gar kein CGI war. Da gab es zwar auch eine handvoll, aber eher beim platzenden Kopf etc. Die Vollkörper-Aufnahmen des Aliens waren tatsächlich eine vollbewegliche Puppe, technisch eigentlich sogar ziemlich ausgefeilt, das Problem, weshalb das heute so merkwürdig aussieht, ergab sich dann eher beim Compositing, glaube vor allem wegen der Beleuchtung, wenn ich mich recht erinnere (ist eine Weile her, dass ich die Doku dazu gesehen habe).

Meine als Film-Fan liebste Szene im Film ist noch immer die, die Fincher später in Sieben fast noch einmal 1:1 nachgestellt hat. In Alien³ hat man Ripley in Nahaufname und der innere Mund des Aliens bedroht sie mit dem mutmaßlich sicheren Tod von links aus dem Off. Analog dazu lehnt Mills im Regen am Fahrzeug, während John Doe aus dem Off die Pistole an Mills Schläfe hält, und ihn ebenso bedroht. :o
Irgendwas muss Fincher an dieser Verbildlichung des dem Mörder ausgeliefert Seins gefallen haben. :ugly:
Ich wollte immer mal darauf achten, ob er die Komposition später noch einmal angewandt hat.

Edit: Typo gefixt.
Zuletzt geändert von Feamorn am 25. Jul 2023, 07:30, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Alienloeffel
Beiträge: 1970
Registriert: 9. Feb 2017, 14:35

Re: Runde #433: Aliens: Dark Descent

Beitrag von Alienloeffel »

Ganz tolle Diskussion by the way!
Ich habe aufgrund des Themas mal wieder mit Alien Isolation auf dem Steamdeck angefangen und bin wieder mal sehr angetan. Beendet hatte ich es absurderweise bisher noch nicht. Dieses Mal klappt! Und Covenant ist nicht der gewollte Fix geworden, also wurde dieser Eisberg nochmal umschifft.
Es gab ja anscheinend auch eine Folge zu Isolation, das muss ich mir nun auch mal anhören.
Benutzeravatar
Pac-man
Beiträge: 423
Registriert: 12. Mär 2017, 13:35

Re: Runde #433: Aliens: Dark Descent

Beitrag von Pac-man »

Feamorn hat geschrieben: 25. Jul 2023, 00:27 Das Rausschreiben von Newt und Hicks ist großer Mist, ja, aber so wie ich das (Hör-)Buch zu Gibsons Fassung wahrgenommen habe, ist unser Alien³ in meinen Augen die bessere Geschichte. Der Fincher-Film hätte noch besser sein können, ja, ich mag ihn ja auch so schon, aber Gibsons Geschichte wirkt auf mich noch viel hanebüchener. Es mag sein, dass ich das jetzt aus der Zukunftsperspektive etwas harsch beurteile, aber das ist stellenweise nichts als besseres Fan-Fiction und dazu passieren mit der fremden Lebensform viele Dinge, die ulkigerweise Scott in ähnlicher Form in Prometheus/Covenant gemacht hat, und für die er gescholten wurde.
Ich mag das Hörbuch/Comic zu Gibsons Script, aber auf der selben Ebene, wie ich viele der sonstigen Extended Universe Sachen mag, dass ich einen darauf basierenden Film mehr gemocht hätte, bezweifel ich. Allenfalls wegen Michael Biehn und Lance Henriksen.
Ich kenne nur die knappe Zusammenfassung auf Wikipedia und die klang' ziemlich interessant. Gut möglich, dass die Details etwas hanebüchen sind. Mehr Ideen aus Prometheus/Covenant hätten Alien 3 sicherlich nicht gut getan.
William Gibson hätte ich aber zugetraut was Interessantes zu schreiben. Und die Tatsache, dass das Drehbuch bereits 1987 geschrieben wurde, hätte evtl. dafür gesorgt dass der Film nahtloser an Aliens anknüpft und nicht so stark wie ein Nachklapp wirkt. Fan-Fiction ist natürlich immer eine Falle in die man tappen kann. Teil 3 und Teil 4 haben für mich ebenfalls diesen Effekt. Selbst die Filmschaffenden hinter den beiden Filmen waren ja offenbar der Meinung, dass es weder einen dritten, noch einen vierten Teil gebraucht hätte.
Feamorn hat geschrieben: 25. Jul 2023, 00:27 Ripley finde ich hier als Figur tatsächlich interessant weiter entwickelt. Ich finde das auch nicht unlogisch. Sie hat zum Anfang von Aliens schon offensichtlich unter PTSD gelitten, dass sie dies nun nach LV-426, und vor allem dem (beschissenen off-screen) Verlust ihrer Ersatz-Tochter, bricht finde ich nachvollziehbar.
Das war beim Gucken auch meine erste Assoziation. Gerade am Anfang des Films sieht man den Schmerz in ihrem Gesicht und wie unangenehm es ihr ist, auf die Autopsie bestehen zu müssen. Aber vor allem im Mittelteil des Films wirkt sie eher abwesend als traumatisiert. Vielleicht wollte man ursprünglich mal in diese Richtung gehen und hat die Idee zwischendurch wieder verworfen? Es wirkt auf mich jedenfalls, als hätte Ripley einen Großteil des Films über ausgecheckt und selbst gegen Ende kommt sie nur so halbherzig zurück. Das Ende ist ohnehin so eine Aneinanderreihung von Szenen die sich unglaublich zieht. Vor allem die unübersichtlichen Jagdszenen in den Tunneln hätte man massiv kürzen sollen. Einzig die Begegnung zwischen ihr und dem Company Man am Ende des Films hat mich überzeugt.
Feamorn hat geschrieben: 25. Jul 2023, 00:27 Fun-fact, es kann gut sein, dass die störenden Effekte, die Du als schlecht gealterte "frühe CGI Effekte" wahrnimmst, gar kein CGI war. Da gab es zwar auch eine handvoll, aber eher beim platzenden Kopf etc. Die Vollkörper-Aufnahmen des Aliens waren tatsächlich eine vollbewegliche Puppe, technisch eigentlich sogar ziemlich ausgefeilt, das Problem, weshalb das heute so merkwürdig aussieht, ergab sich dann eher beim Compositing, glaube vor allem wegen der Beleuchtung, wenn ich mich recht erinnere (ist eine Weile her, dass ich die Doku dazu gesehen habe).
Hm, möglich dass das so ist. Für mich sah das aus wie frühe 3d Effekte in Videospielen der 90er. Ich meine vor allem wenn das Alien in Bewegung gezeigt wird (z.B. kurz nach der Geburt aus dem Ochsen) oder wenn es sich oben an die Decke hängt. Wenn man da wirklich eine vollbewegliche Puppe gebaut hat, ist das Ergebnis überraschend schlecht.
Wenn man das Alien in Nahaufnahme sieht, sieht es allerdings wieder super aus. Da hat man offenbar wieder einen Ganzkörperanzug oder vielleicht auch eine Puppe für verwendet.
Feamorn hat geschrieben: 25. Jul 2023, 00:27 Meine als Film-Fan liebste Szene im Film ist noch immer die, die Fincher später in Sieben fast noch einmal 1:1 nachgestellt hat. In Alien³ hat man Ripley in Nahaufname und der innere Mund des Aliens bedroht sie mit dem mutmaßlich sicheren Tod von links aus dem Off.
Ja, genau die Szene meinte ich mit "Begegnung zwischen Ripley und dem Alien". Diese Szene und auch ihre Todesszene sind mir vom Film am meisten im Gedächtnis geblieben. Und ich denke das wird auch weiterhin so sein.

Bei mir trifft Alien 3 einfach nicht den richtig Ton, ist mir von der Story her zu generisch, zu spannungsarm und bei einer Laufzeit von immerhin 144 Minuten (Special Edition) zieht sich der Film sehr stark. Die Tage werde ich mir den 4. Teil auch nochmal angucken, nachdem ich ihn bestimmt 15 Jahre nicht mehr gesehen habe. Mal schauen ob mir Teil 3 dann besser gefällt :D
Decado
Beiträge: 39
Registriert: 9. Feb 2023, 11:35

Re: Runde #433: Aliens: Dark Descent

Beitrag von Decado »

Alien 3 ist per se kein schlechter Film. Dass Fincher gute bis sehr gute Filme hinbekommt, steht glaube ich außer Frage. Ich konnte mich mit Alien 3 aufgrund des Umgangs mit Hicks jedoch nie wirklich anfreunden. Klar - für die Story war es nötig, um die richtige Ausgangslage für Ripley zu schaffen. Nach dem Charakter-Setup von Cameron in Teil 2 war es für mich trotzdem ein Schlag ins Gesicht. Wäre interessant gewesen zu sehen, was Neill Blomkamp mit den Figuren gemacht hätte. Aber Ridley Scott musste das Projekt ja unbedingt abwürgen, um uns die Gurke "Alien Covenant" reinzudrücken. Meine einzig wirklich positive Erinnerung an den Film ist der kleine, bitterböse Twist rund um Elisabeth Shaw. Abgesehen davon ist der Film jedoch wirklich schlecht.

Was das Spiel betrifft: Die Kritikpunkte von Andre sind nachvollziehbar - auch wenn ich seine Verachtung für RTS-Spiele nicht teile ;). Sollte mir Aliens: Dark Descent mal im Rahmen eines Bundle über den Weg laufen, landet es wohl in meiner Steam-Bibliothek (so nach dem Motto - wenn der Rest gut ist, darf das auch noch mit).

Schlicht und ergreifend, weil Aliens für mich einfach der beste Teil der Reihe ist (knapp vor Teil 1). Und zumindest auf den Videos sieht es so aus, als ob Dark Descent das Flair gut einfängt. Dom und Andre haben wieder mal einen unterhaltsamen Podcast abgeliefert. Auch wenn Deutschlands führender Aliens-Experte ein wenig Geschichtsverfälschung betrieben hat ;). Die Schrotflinte war nämlich das kleine Mitbringsel von Hicks ("I like to keep this handy... for close encounters"). Aber gut, Gorman hat Hicks und Hudson ja auch verwechselt :D .
Antworten