bluttrinker13 hat geschrieben: ↑4. Aug 2023, 12:28Hm, bin noch skeptisch ob dieser frühen Lobeshymnen. Für mich ist entscheidend, dass Larian es mal schafft sich von ihrem jovialen und storytechnisch immer eher unterdurchschnittlichen Divinity-Kram zu lösen und sich ernsthaft und gerne auch treu der Vorlage der Reihe anzunehmen.
Ich glaube es ist sehr ne' Frage, was man an einem BG3 mag. Insbesondere der direkte Vorgänger wurde ja immerzu bzgl. seiner Erzählung gelobt - das mag auch zutreffend sein, aber als Pen&Paper-Spieler hat mich das ehrlicherweise nie allzu sehr interessiert. Ob die Erzählung von BG3 am Ende etwas taugt, oder auch die Charaktere, das lässt sich derzeit nicht einschätzen. Aber das ist mir persönlich für's Spielerlebnis auch nicht zentral. Gerade die sehr mechanische Strukturierung der Welt, d.h. der sehr hohe Grad an Interaktivität und die Vielzahl der Möglichkeiten mit der Spielwelt kreativ zu interagieren, ist was mich derzeit so stark abholt und BG3 deutlich näher an die Pen&Paper-Erfahrung bringt, als es das sehr narrative BG2 je tat.
Der Einstieg von BG3 ist erzählerisch jedenfalls ... mutig. Wenn die meisten an Dungeons&Dragons denken, werden sie wahrscheinlich klassische Fantasy mit Elfen, Zwergen und Gedönse im Sinn haben, die so klassischen Fantasy-Krams tun. Was ja auch zutrifft, und fast ausnahmslose alle vorherigen D&D-Videospiele funktionieren auch so. Anfangs verkloppt man Ratten. Oder sucht die entlaufene Katze einer Frau. Oder läuft (in BG1) für Stunden durch hübsche Laubwälder. Bereits in den ersten paar Minuten führt BG3 aber bereits jene Aspekte von Dungeons&Dragons ein, die jetzt nicht so ganz auf dem Radar vieler Spieler*innen sind, ...
... beispielsweise die Flucht von organischen Raumschiffen die im astralen Meer zwischen den Dimensionen springen können; Kreaturen (Mindflayer) die sich vom Gehirn anderer Lebewesen ernähren; die ersten Völker, welche man in den ersten paar Minuten trifft, sind Tieflinge, die aus der Hölle stammen; Gythanki, welche die befreiten Sklaven der Mindflyer sind; man erhält nach wenigen Minuten die Gelegenheit eine Lobotomie an einem laufenden Gehirn durchzuführen, um es gefolgsam zu machen; etc. pp.
Das is'n krasser Gegensatz etwa zu BG1, wo man in einem friedlichen Kloster startet und erstmal Ratten verhaut. Und daran stirbt. Aber innerhalb des D&D-Kosmos ist das alles stimmig. Ob man darauf aber steht, das steht auf'n anderen Blatt. Persönlich feiere ich das sehr, dass BG3 diesen eher
weirden Teil von D&D direkt zu Anfang in den Vordergrund schiebt.