Ist das jetzt die Elfenbeinturm-Kritik zu irgendeinem Detail das 99.9% der Zuschauer gar nicht wahrgenommen haben? Primär geht es um Oppenheimer. Die Physik und die Politik die offensichtlich zentraler Bestandteil des Lebens sind, sind daher auch wichtig, aber nicht das zentrale Thema des Films. So fasse ich es jedenfalls auf. Man erlebt selbst den Abwurf der Atombomben auf Japan nicht direkt, sondern im Kontext dessen wie es sich auf Oppenheimer auswirkt. Der Film greift dabei extrem viele Aspekte aus seinem Leben auf und die entsprechen soweit ich das einschätzen kann alle der Wahrheit. Auch, dass er im Labor ein "Versager" war und deshalb unglücklich war und seinen Tutor/Professor oder wer auch immer das war, vergiften wollte, ist wohl irgendwie so gewesen.Andre Peschke hat geschrieben: ↑7. Aug 2023, 10:24 Mein Bruder, der einen Master in Chemie & Physik hat, fand den Film übrigens furchtbar, weil er die Darstellung für völlig trivialisiert hielt. Angeblich auch, was den geschichtlichen Hintergrund angeht. (das bezieht sich aber bestimmt nur auf die gesamte Physik-Erzählung, nicht auf den politischen Rahmen).
In Anbetracht dessen, wie wenig Zeit der Film sich für jeden Aspekt nimmt (und nehmen kann), ist auch klar, dass keine Zeit für eine detaillierte Anleitung zum Bau einer Atombombe inklusive aller technischen Probleme auf dem Weg dahin geboten werden können. Was davon jetzt aber "völlig trivialisiert" dargestellt ist, ist mir nicht klar. Ich fand es im Vergleich zu wirklich trivialisierenden Filmen / Serien sehr erfrischend. Da geht nicht ein Superbrain rum und löst in einer halben Stunde alle Weltprobleme. Es wird sogar dargestellt, dass Oppenheimer erst mal versucht hat zu beweisen, dass Kernfusion nicht möglich ist (was soweit ich weiß auch so stattgefunden hat) und dann aber von einem Experiment umgestimmt wird. Die Sache mit "die gesamte Athmosphäre verbrennt" war glaube ich ein wenig zu aufgeblasen um der Realität gerecht zu werden. Aber die Befürchtung und eine Berechnung dazu, um es zu widerlegen, gab es dennoch. Das kann man in einem Kinofilm halt ein bisschen spannender aufziehen statt als Randnotiz in einem Sachbuch
Ich kann auch verstehen, wenn einem dieses Name Dropping etwas aufstößt, aber das war halt basically das "Who is who of Quantum Mechanics" zur damaligen Zeit, da kann auch Chistopher Nolan nichts für. Albert Einstein hätte vielleicht nicht so prominent sein müssen, ich weiß nicht, ob es dafür historisch eine Rechtfertigung gibt. Aber ein wenig künstlerische Freiheit kann man finde ich einräumen.
"Trivialisiert" kann ich jedenfalls nicht als Kritik nachvollziehen. Aber ich hätte gerne ein bisschen mehr Fokus auf der Wissenschaft und Technik gehabt. Ich bin aber auch froh, dass sich für mich nach dem Sehen des Films die politische und gesellschaftliche Dimension etwas mehr erschließt. Insgesamt wünsche ich mir nach dem Film vor allem eine gut erzählte und ausführliche Dokureihe oder sowas, insofern hat der Film mich zumindest mehr "berührt" als viele andere Filme, die ich beim Verlassen des Kinosaals schon wieder vergessen habe.
Insgesamt teile ich aber deine Kritik, Andre, dass der Film hätte kürzer sein können und die nicht-linearität nicht notwendig war, bzw., aufgesetzt wirkt. Ich fand den Film auch nicht per se "außergewöhnlich gut", in dem Sinne wie unterhalten ich mich gefühlt habe. Aber ich habe mich immerhin auch nicht gelangweilt und ich denke der Film funktioniert so wie er funktioniert und löst das aus, was er auslöst, weil er so umgesetzt ist, wie er umgesetzt ist. Das spricht also eher das intellektuelle Bedürfnis als den Unterhaltungswert an, bzw., so nehme ich es wahr.
PS: Mir ist klar, dass ich nicht über dich mit deinem Bruder diskutieren kann, aber ich wollte noch eine andere Sicht dazu einwerfen.