Sollten wir Spiele mit einer Intentionskala bewerten?

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Helix
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Sollten wir Spiele mit einer Intentionskala bewerten?

Beitrag von Helix »

Hallo zusammen,

Spiele sind diverser denn je geworden und hinter ihrer Entwicklung stecken sehr unterschiedliche Gründe. Manchmal liegen die Schwerpunkte auf spaßigen, kreativen, oder kulturellen Themen, manchmal auf monetären.

Könnte man nicht im Zuge einer Bewertung von Spielen die Absicht dahinter stärker in den Fokus stellen? Das wäre zwar subjektiv, aber es gibt sicher Schwerpunkte auf die sich viele einigen können. So hätte man bspw. die Möglichkeit, die Absicht eines Gacha oder Pay2Win Titels aufzuzeigen um Verbraucher besser zu warnen. Vielleicht würde dieser Scheinwerfer auch der Industrie helfen und ihr zeigen, dass es nicht nur um die monetären Ansätze gehen muss, damit ein Spiel erfolgreich und beliebt ist.

Ich stelle mir das so vor wie die Gamestar ihre bullet points für die Reviews darstellt. 3x grün, 3x rot für gute und schlechte Dinge, allerdings nicht auf das individuelle Bedürfnis zugeschnitten (ihr mögt das Spiel wenn XY), sondern auf die vermeidliche Absicht die hinter dem Titel steckt (hier handelt es sich um ein Erstlingswerk und das Studio will sich einen Namen machen, oder hier soll Geld gedruckt werden).

Wie seht ihr das?
Mauswanderer
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Re: Sollten wir Spiele mit einer Intentionskala bewerten?

Beitrag von Mauswanderer »

Ich glaube, es wäre schwierig, für genug Spiele ausreichend gesicherte Erkenntnisse zur Absicht zusammenzutragen, um hiermit einen vernünftigen Wertungsspiegel aufzubauen

Auch hinter einem F2P-Titel kann eine künstlerische Vision stecken, für die man bloß kein anderes lohnenswertes Vertriebsmodell gefunden hat.
Genausi kann hinter einem Buy2Play-Erstlingswerk die schnöde Absicht lauern, schnelles Geld zu machen.

Und noch schwieriger ist es bei Titeln mit Publisher oder Investor: Hier müsste man im Grunde zwei Wertungen vergeben, eine für den Entwickler und eine für den Geldgeber (der ja auch nicht unbedingt zu 100% monetär motiviert sein muss).
Mo von Wimate
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Re: Sollten wir Spiele mit einer Intentionskala bewerten?

Beitrag von Mo von Wimate »

Ich halt es für schwierig alle Möglichkeiten zwischen Kunst und Kommerz, Unterhaltung und Edukation in einer Tabelle (Zeitstrahl, Wertungsdreieck, Koordinatensystem) fair aufzuschlüsseln, weil manchmal auch beides geht. Es kann sehr lehrreich und unterhaltsam sein (siehe die Serie Löwenzahn). Jeder der sein Spiel unabhängig von seinen künstlerischen Ambitionen verkauft, will damit auch Geld verdienen (von irgendwas muss ja auch die Miete usw bezahlt werden).

Theoretisch finde ich die Idee super. Ich liebe alles was man kategorisieren und filtern kann. Praktisch wundere ich mich über mich selbst, wenn ich sage, dass solche Charakteristika sicher besser in einem Fließtext aufgehoben sind. Dort kann man viel besser auf Überschneidungen und Feinheiten eingehen.

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Felidae
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Re: Sollten wir Spiele mit einer Intentionskala bewerten?

Beitrag von Felidae »

Es könnte sich als schwierig erweisen, in die Köpfe von Entwickler:innen und Publishern reinzugucken, um zu wissen, was ihre jeweilige Intention ist.
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Asifluencer
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Re: Sollten wir Spiele mit einer Intentionskala bewerten?

Beitrag von Asifluencer »

Felidae hat geschrieben: 4. Sep 2023, 10:01 Es könnte sich als schwierig erweisen, in die Köpfe von Entwickler:innen und Publishern reinzugucken, um zu wissen, was ihre jeweilige Intention ist.
Das, und selbst wenn man da evidenzbasiert gut rät, ist eine Skala nach Wertungsschema immer noch ein enges Korsett, das womöglich nicht immer vollumfänglich passt.

Ich bin ohnehin für eine Abkehr von datenbasierten Wertungsschemata. Verantwortungsvoller Journalismus, der Einordnungen vornimmt, benötigt sowas auch nicht.

Irgendein Wertungsschema zwingt die Journalisten in ein enges Regelkorsett und so könnten sie einem Spiel Unrecht tun.

Nahmen wir Diablo IV als Beispiel, das wohl auf vielen Ebenen ein gutes Spiel ist, aber auch diverse Moneygrab-Mechaniken hat. In einem solchen Wertungsschema wäre es denkbar, dass die Stärken des Spiels komplett untergehen, weil die angenommene Intention "Moneygrab" diese völlig überschatten.

Ich halte es für sinnvoller, in solchen Fällen Diskurse zu führen. Das journalistische Toolset hat dafür Kommentare und Meinungskästen, um diesen Diskurs zu unterstützen.
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Helix
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Re: Sollten wir Spiele mit einer Intentionskala bewerten?

Beitrag von Helix »

Kein wissenschaftliches Modell, kein Anspruch auf absolute Werte.
Rein subjektiv und persönlich variierbar.

Es reicht, finde ich, aus Sicht des Verbrauchers zu schauen und hier die offensichtlichsten Punkte aufzuzeigen. In kleinteilige Diskussionen kann man sich eh immer verlieren und hilft niemandem.

Zugegeben, Skala ist vielleicht der falsche Begriff dafür.
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Asifluencer
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Re: Sollten wir Spiele mit einer Intentionskala bewerten?

Beitrag von Asifluencer »

Helix hat geschrieben: 4. Sep 2023, 11:57 Kein wissenschaftliches Modell, kein Anspruch auf absolute Werte.
Rein subjektiv und persönlich variierbar.

Es reicht, finde ich, aus Sicht des Verbrauchers zu schauen und hier die offensichtlichsten Punkte aufzuzeigen. In kleinteilige Diskussionen kann man sich eh immer verlieren und hilft niemandem.

Zugegeben, Skala ist vielleicht der falsche Begriff dafür.
Naja, auch außerhalb empirischer Wissenschaften wird ja gern versucht, alles in Zahlenwerten abzubilden, was dann einen falschen Eindruck von Objektivität erzeugt.
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Ingoknito
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Re: Sollten wir Spiele mit einer Intentionskala bewerten?

Beitrag von Ingoknito »

Das derzeitige Wertungssystem ist nicht das eigentliche Problem. Man kann in der Theorie die derzeit übliche Test-Struktur für diese Anliegen nutzen, aber das wird aus vielen unterschiedlichen Gründen (meist monetärer Natur) nicht gemacht, zumindest nicht ausreichend.
Die Abgrenzung von Pay2Win, Gacha etc ist dann aber noch mal ein eigenes Thema bei dem Spieler, Entwickler, Journalisten,Influencer, Akademiker etc alle an einem Strang ziehen müssten um etwas zu bewegen. Da sehe ich momentan aber schwarz, weil es nicht mal eine dieser genannten Gruppen dafür wirklich einsetzt.
Mauswanderer
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Re: Sollten wir Spiele mit einer Intentionskala bewerten?

Beitrag von Mauswanderer »

Ganz unnütz finde ich Wertungssysteme nicht. Sie geben ja zumindest einen Rahmen vor. Den bräuchte es in der Form eher nicht, wenn eine wirklich gute Spielejournalistin mit all ihrer Schaffenskraft einen Spieletest verfasst, aber beides ist eben oft nicht der Fall.
Z. B. haben auch André und Jochen zuweilen schon festgestellt, dass selbst sie sich in der Besprechung manchmal arg auf die Kritikpunkte konzentrieren. Das liegt auch in der Natur des Formates "Podcast", völlig frei davon sind aber auch geschriebene Artikel nicht.

Eine reine "Hitliste" mit Wertungen bringt in der Praxis auch kaum Informationsgewinn. Aber gerade dann, wenn ich einfach nur Produktberatung suche (was neben reiner Unterhaltung für mich immer noch der Hauptgrund ist, eine Spielbesprechung zu konsumieren), wohlmöglich ohne den Kanon des Testers zu kennen, ist eine Wertung nach einem leicht zu identifizierenden Schema hilfreich, um das Geschriebene einzuordnen.
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Helix
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Re: Sollten wir Spiele mit einer Intentionskala bewerten?

Beitrag von Helix »

Es geht ja eben nicht darum noch ein neues Wertungssystem zu etablieren, über das sich dann wieder alle streiten.
Ist das jetzt 'ne 9, oder ne 8? Nee, doch eine 6.

Es soll kurz und prägnant die Schwerpunkte (Intention) hinter dem Spiel aufzeigen, sowohl positive als auch negative, anhand der objektiven Meinung eines Redakteurs. Das kann frei für sich stehen, oder durch Text angebunden und unterfüttert werden. Aber es wäre eben auch dafür gedacht, um aggressive Monetarisierungen hervorzuheben und somit besseren Verbraucherschutz zu sichern (z.B. für Kinder und Jungendliche).

Wie gesagt, über den Oberbegriff darf man gerne streiten..
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philoponus
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Re: Sollten wir Spiele mit einer Intentionskala bewerten?

Beitrag von philoponus »

In den Geisteswissenschaften ist man schon lange aus guten Gründen dazu übergegangen, die Intentionen der Produzenten weitgehend zu ignorieren...
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Asifluencer
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Re: Sollten wir Spiele mit einer Intentionskala bewerten?

Beitrag von Asifluencer »

Ich verstehe grundsätzlich, worauf du hinaus willst. Und auch ich finde, dass es Beispiele gibt, in welchen sich eine Interpretation in Richtung Moneygrab nahezu aufdrängt.
Aber selbst bei Games, bei denen das so offensichtlich scheint, ist das wahrscheinlich nicht so einfach. Es kommt nämlich durchaus auch darauf an, wen du fragst.
Bei Diablo IV wird der Typ in der BWL-Abteilung dem Spiel eine andere Intention einhegen wollen, als der Entwickler, der die Monster designt.
Der Punkt ist: Games sind in der Regel keine Einzelentwicklung, sondern entstehen in Teamarbeit. Man müsste im Grunde bei jedem Spiel herausarbeiten, welche Intention sich durchgesetzt hat und warum.
Nichtsdestotrotz werden gerade dreiste Monetarisierungsmodelle viel zu selten thematisiert und kritisiert. Ob das aber mit einer Pro-Contra-Skala besser Einzug in der journalistischen Bewertung fände, I doubt it.
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Helix
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Re: Sollten wir Spiele mit einer Intentionskala bewerten?

Beitrag von Helix »

Aber daraus könnte sich doch ein interessantes Spektrum ergeben, wenn verschiedene Magazine unterschiedliche Betrachtungsweisen liefern.
Als Gedankenspiel: Jedes Review auf Metacritic bindet solche intention points mit ein.

Und nochmal: Mir geht es nicht darum sich in den Kleinteilen zu verlieren. In großen Teams hat man verschiedene Betrachtungen und Motivationen für ein Projekt, fragt man 100 Mitarbeiter zur Motivation, bekommt man 100 Antworten. Mir geht es um die Wirkung des Titels auf den Tester und damit auf die Konsumenten.

Um das Ganze vielleicht mehr von der positiven Seite zu beleuchten: Mir geht es darum Spiele hervorzustellen, die durch spannende Elemente (Gameplay, Grafik, Story, etc.) brillieren, und die Games nicht nur als Produkt zur Maximierung von Firmengewinnen sehen.
Mo von Wimate
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Re: Sollten wir Spiele mit einer Intentionskala bewerten?

Beitrag von Mo von Wimate »

Kannst du vielleicht mal ein Beispiel an einem aktuell von dir gespielten Spiel geben, wie du dir das vorstellst?
Ich habe irgendwie das Gefühl, dass das was ich mir vorstelle, etwas anderes ist, als du meinst :)
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Cult of Puma
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Re: Sollten wir Spiele mit einer Intentionskala bewerten?

Beitrag von Cult of Puma »

Helix hat geschrieben: 4. Sep 2023, 17:18 Um das Ganze vielleicht mehr von der positiven Seite zu beleuchten: Mir geht es darum Spiele hervorzustellen, die durch spannende Elemente (Gameplay, Grafik, Story, etc.) brillieren, und die Games nicht nur als Produkt zur Maximierung von Firmengewinnen sehen.
Hmm, ist das nicht schon bei jeder halbwegs seriösen Redaktion der Fall? Vielleicht nicht in Form von Punkten, oder ähnlichen, aber zumindest im Text des Testes.
Otis
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Re: Sollten wir Spiele mit einer Intentionskala bewerten?

Beitrag von Otis »

Joar, wie will man Intentionen, noch dazu von vielen verschiedenen Individuen, bestimmen und, ebenfalls nicht unwichtig, wie überhaupt anhand einer Skala o.ä. bewerten? Manch einer findet Absichten gut, die manch andere schlecht findet. Drückt man dem Spiel dann paar rote oder paar grüne Pünktchen unter die Prozente? Etwaige Intentionen spielen in der Besprechung eines Spiels dann eine Rolle, wenn sie sich darauf inhaltlich auswirken und das wird in Rezensionen u.ä. – hoffentlich – bereits behandelt. Alles andere mag auch wichtig sein, betrifft dann aber nicht das Spiel, sondern gehört gesondert abgehandelt.

Finde auch die Schlussfolgerung "brilliert durch spannende Elemente → kein Produkt zur Gewinnmaximierung" etwas dürftig. Wie Geldgeil die Leute dahinter sind, lässt sich nicht bestimmen, nur weil ein Spiel toll ist, und da, wo man es merkt, weil es sich eben auf das Spiel auswirkt, wird es auch besprochen, so die Besprechung etwas taugt.
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