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Jochen Gebauer
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Re: Mimimi wird geschlossen

Beitrag von Jochen Gebauer »

Dass die Situation für die Mitarbeiter scheiße ist, wird niemand bezweifeln. Und dass die Leute sauer sind, sich vielleicht getäuscht oder schlecht informiert fühlen - auch das ist mehr als verständlich. Kann gut sein, dass die beiden Firmengründer da nicht alles perfekt oder gut gemacht haben; und wenn es diesbezüglich grobe Fehler gab, dann ist es auch legitim, darüber zu berichten, wenn man sie belegen oder durch mehrere Quellen substantieren kann.

Das wird in dem Video aber nicht gemacht. Es werden völlig plausible Erklärungen wie der Burnout der Firmenleitung ohne Beleg oder Anhaltspunkte als vorgetäuscht beiseite gewischt. Es werden schlicht völlig falsche Tatsachenbehauptungen aufgestellt (Steuerverschwendung) und Alternativszenarien skizziert, die praktisch ins Reich der Fabeln gehören. Die armen Mitarbeiter - so mein Eindruck - dienen hier lediglich als Vehikel, um sich in einer Weise an einer Firmenleitung abzuarbeiten, die weder fachlich noch von der Tonalität her irgendeinen journalistischen Standard erfüllt. Ich kann ohne falsche Übertreibung sagen, dass ich schon lange keinen so katastrophalen Beitrag gesehen habe.

Anmerkung: Den Podcast mit Dom habe ich noch nicht gehört. Ist aber auch unerheblich, weil das sein Projekt ist. Wie er die Aussagen von WB dort moderiert oder hinterfragt hat, das diskutiert ihr am Besten mit ihm dort. Es spielt für die Beurteilung der Aussagen aus dem Video auch gar keine Rolle.
Voigt
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Re: Mimimi wird geschlossen

Beitrag von Voigt »

Ich will jetzt auch nicht nochmal persönlich nachtreten, bloß allgemeine Meinung abgeben.

Habe nie so ganz verstanden warum Writing Bull so beliebt war. Er war ja öfters Gast bei GameStar und hat sogar Tests für die geschrieben. Ich kannte ihn sozusagen als Startegie und insbesondere Paradox Botschafter. Mit auch immer nur positiven Feedback in Kommentaren, zumindest was ich las.

Ich fand hingegen er hat zwar angenehme Stimme, aber was er so eigentlich wirklich ablieferte an Analysen immer nur so allenfalls mittelmäßig.
Vielleicht gab es einfach trotzdem niemand besseres.
ZiggyStardust
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Re: Mimimi wird geschlossen

Beitrag von ZiggyStardust »

Kannte Writing Bull davor gar nicht. So übertriebende Fake Freundlichkeit ist mir immer suspekt, mag da lieber die zynische Art wie bei 10 Jahre klüger.
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Jon Zen
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Re: Mimimi wird geschlossen

Beitrag von Jon Zen »

Voigt hat geschrieben: 20. Sep 2023, 19:01 Vielleicht gab es einfach trotzdem niemand besseres.
Was ist mit Steinwallen? (kenne ihn auch nur von den Gamestarpodcasts)
Und Maurice Weber hat mit "seinem" Kanal auch schon die dreifachen Viewerzahlen eines WB auf Twitch.
Vgl.: https://twitchtracker.com/writing_bull ; https://twitchtracker.com/steinwallen ; https://twitchtracker.com/mauriceweber

Danke für die vielen lesenswerten Beiträge in diesem Thread.
https://steamcommunity.com/id/Jon-Zen/ | Unsere Biervorräte schwinden dahin, Sire!
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Andre Peschke
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Re: Mimimi wird geschlossen

Beitrag von Andre Peschke »

ZiggyStardust hat geschrieben: 20. Sep 2023, 18:21 [...] Writing Bull haben mit Angestellten bei Mimimi gesprochen, die jetzt wohl sehr viel Wut auf die beiden Gründer verspüren.
Also zum einen macht er sich diese Aussagen zueigen. Es kann sein, dass er das tut, weil er aus Gesprächen den Eindruck gewonnen hat, dem sei so und er von seinen Quellen keinerlei Erlaubnis hat, das auch nur als anonyme Aussage wiederzugeben. Das habe ich schon in meiner Karriere als Kunstgriff erlebt, ist aber IMO handwerklich unsauber und bei einer solchen Unterstellung nochmal mehr. Auch in diesem Fall wäre es daher Bockmist, aber das ist mit viel Hätte-Könnte das beste an Good Faith, das ich zusammenspinnen kann. Ich habe darüber auch nur spekuliert, weil es die einzig wohlwollende Erklärung ist, die mir noch einfällt. Alles andere wäre einfach nur dreist.

Es sei darauf hingewiesen, daß die öffentlichen Postings der Mitarbeiter alle positiv, wenngleich betrübt sind. Ich kenne Leute mit Kontakt ins Studio hinein, die von sowas ebenfalls nichts mitbekommen haben wollen.

Das ist nur maximaler Benefit of the doubt, den ich hier zugunsten von WB zusammenspekuliere. Rein nach dem was für mich sichtbar dargelegt wurde, ist es eine dreiste Unterstellung, weil er jemanden mit Burnout kennt und man psychische Belastung scheinbar erst ernstnehmen darf, wenn der Burnout erreicht ist. Wer vorher die Reißleine zieht, ist ein Egomane, der nicht kleinere Brötchen backen will, weil ihn das täglich mit seinem Versagen konfrontiert. Ebenso darf man eine Firma nicht mit Anstand abwickeln, es gilt sie bis zum letzten Cent und Erschöpfung des eigenen Kapitals an die Wand zu fahren.

Man muss sich bitte auch mal vergegenwärtigen, dass die beiden Gründer hier schließen, was sie selbst über 15 Jahre aufgebaut haben. Da werden Leute entlassen, die seit Day 1 mit ihnen zusammenarbeiten. Man hat trotzdem noch zusammen eine Releaseparty gefeiert. Die Vorstellung, dass diese Menschen nicht ihre Möglichkeiten ausgelotet haben und hier aus kkeinkarierten Gründen ihr bisheriges Lebenswerk aufgeben, ist in Anbetracht der vorgelegten Belege für die Behauptung, die ja auch zwei Einzelpersonen ganz konkret in ihrem Charakter angreift, ehrlich lächerlich. Da gelten IMO auch einfach nochmal andere Standards, als wenn man darüber spricht, ob ein Konzern wieder nur Shareholder Value im Sinn hatte oder dergleichen. Nochmal mehr, wenn diese beiden signalisiert haben, dass sie sich gerade in einer verletzlichen Situation befinden.

Andre
Rigolax
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Re: Mimimi wird geschlossen

Beitrag von Rigolax »

Das ist vielleicht Semantik, aber ich sehe keinen Vorwurf, dass ein (potentieller) Burnout als Erklärung vorgetäuscht sein könnte. Er sagt: "Ich hatte persönlich das Gefühl, da wird etwas instrumentalisiert, nämlich dieses Thema mentale Gesundheit, um von diesen Fragen abzulenken, um diese Fragen bewusst nicht aufzugreifen, um diese Fragen bewusst nicht zu beantworten und das empfinde ich als unangenehm". (ab 7:50)

Ich verstehe das so, dass er die Erklärung der Gefahr eines Burnouts der Firmenleitung nicht (explizit) hinterfragt, sondern das Gefühl hat, dass das Thema mentale Gesundheit als ein Totschlagargument benutzt bzw. derart "instrumentalisiert" wird, um von aus seiner Sicht offenkundige Fragen abzulenken, eben bzgl. einem womöglich weiteren aktiven Bestand des Studios. Ich verstehe es also so, dass "instrumentalisiert" nicht gemeint ist wie "vorgetäuscht" (im Sinne von ausgedacht). -- Ich will damit nicht sagen, dass ich das sinnvoll finde, also diese Ausführungen von ihm. Ich nehme an, er stört sich allgemein am Debattenzustand bzgl. "mentaler Gesundheit", so eine Art pet peeve, also den Zeitgeist™ diesbezüglich, das klingt an anderer Stelle m.E. stark durch. Ich habe jetzt allerdings nicht den Rest noch einmal gehört.

"2 Mio Steuergelder verbrannt" (in der Beschreibung bei YT) halte ich allerdings (auch) für massiv polemisch, wurde ja schon diskutiert. Man kann imho sagen: "mit fraglicher Wirkung investiert" oder so, aber so pauschal von "verbrannt" zu sprechen, ist imho sehr unfair.

Ich schrieb ja schon, ich denke auch, dass es nicht fair ist Mimimi gegenüber, so wie es aufgezogen wird als "Kritik". Das hätte man imho besser framen können, ggf. auch noch ein weiteres Statement der Firmenleitung abwarten bzw. mehr Zeit geben.
IDEA
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Re: Mimimi wird geschlossen

Beitrag von IDEA »

Voigt hat geschrieben: 20. Sep 2023, 19:01 Mit auch immer nur positiven Feedback in Kommentaren, zumindest was ich las.
Grad mal die Kommentare durchgescrollt und -gelesen, das ist ja schon eine wirklich extreme Echokammer dort.
Was ist denn dort los? Das ist bizarr.
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Andre Peschke
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Re: Mimimi wird geschlossen

Beitrag von Andre Peschke »

Rigolax hat geschrieben: 20. Sep 2023, 19:27 Das ist vielleicht Semantik, aber ich sehe keinen Vorwurf, dass ein (potentieller) Burnout als Erklärung vorgetäuscht sein könnte. Er sagt: "Ich hatte persönlich das Gefühl, da wird etwas instrumentalisiert, nämlich dieses Thema mentale Gesundheit, um von diesen Fragen abzulenken, um diese Fragen bewusst nicht aufzugreifen, um diese Fragen bewusst nicht zu beantworten und das empfinde ich als unangenehm". (ab 7:50)

Ich verstehe das so, dass er die Erklärung der Gefahr eines Burnouts der Firmenleitung nicht (explizit) hinterfragt, sondern das Gefühl hat, dass das Thema mentale Gesundheit als ein Totschlagargument benutzt bzw. derart "instrumentalisiert" wird,
Fair. Allerdings entsteht bei mir im Gesamtkontext sehr wohl dieser Eindruck, weil das Thema der geistigen Gesundheit der Gründer an keiner Stelle mehr eine Rolle spielt, obwohl es gerade für seine skizzierten Alternativen ja eine zentrale Rolle spielt. Große Teile seines Videos ergeben keinen Sinn, wenn er gleichzeitig akzeptiert, dass die Gründer einfach nicht mehr weiter machen können.

Andre
Rigolax
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Re: Mimimi wird geschlossen

Beitrag von Rigolax »

Andre Peschke hat geschrieben: 20. Sep 2023, 19:48 Große Teile seines Videos ergeben keinen Sinn, wenn er gleichzeitig akzeptiert, dass die Gründer einfach nicht mehr weiter machen können.
Ich habe den Rest nicht noch einmal gehört. Inwiefern der Rest Sinn ergibt, hängt m.E. davon ab, wie groß die Burnout-Gefahr bzw. bisherige Belastung eingestuft wird, dahingehend wie viel man bereit ist, zwischen den Zeilen im Blog-Beitrag zu lesen (was man wohl durchaus sollte, weil bei dem Thema es eher unvorteilhaft wäre, brutal ehrlich zu sein).

Sie schreiben: "At the same time, dedicating the past decade and a half of our lives working on increasingly ambitious games took a heavy personal toll on us and our families. After the release of Shadow Gambit we decided it was the right time to prioritize our well-being and to pull the brakes instead of signing up for another multi-year production cycle. [...] But if even one of us* [*Clarification: “us” meaning Dominik or Johannes] were to break down, fail or burn out, the situation would escalate quickly. Ultimately, managing a production on this scale, in combination with an extremely competitive market, proved to be too taxing for us." -- Im Teil vor der Auslassung wird von einem konkreten, schon eingetretenen "heavy personal toll on us and our families" gesprochen, im Teil danach von einer realen Gefahr: "were to break down, fail or burn out". Ich will meinen: Die Ausführungen bzgl. eines Weiterbestands als aktives Studio mit Unterstützung von extern und/oder bei reduzierter Qualität der Spiele bei gleichzeitigem Nicht-Auswechseln der Firmenleitung ergeben dann Sinn, wenn man eine Burnout-Gefahr als dadurch hinreichend reduziert ansieht. Das wird aber wohl nicht argumentativ ausgeführt im Video.

EDIT: Ebenso: "Meeting our goals of quality, company culture and management requires a constant level of energy that we simply can’t provide anymore", was wieder sehr konkret ist, allerdings dazu passt, was ich meine bzgl. der Argumentation von WB.
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Jochen Gebauer
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Re: Mimimi wird geschlossen

Beitrag von Jochen Gebauer »

Rigolax hat geschrieben: 20. Sep 2023, 19:27 Das ist vielleicht Semantik, aber ich sehe keinen Vorwurf, dass ein (potentieller) Burnout als Erklärung vorgetäuscht sein könnte. Er sagt: "Ich hatte persönlich das Gefühl, da wird etwas instrumentalisiert, nämlich dieses Thema mentale Gesundheit, um von diesen Fragen abzulenken, um diese Fragen bewusst nicht aufzugreifen, um diese Fragen bewusst nicht zu beantworten und das empfinde ich als unangenehm". (ab 7:50)
Das macht's ehrlich gesagt bloß schlimmer, wenn wir semantisch an die zitierte Aussage rangehen. Denn es unterstellt, dass die Firmengründer diesen Burnout in voller Absicht missbraucht haben, um "bewusst" (!) von seinen Fragen abzulenken oder sie "bewusst" (!) nicht beantworten müssen. Warum sollte irgendjemand außer den Firmengründern ein Interesse daran haben, absichtlich solche Fragen nicht beantworten zu müssen? Das kann semantisch nur auf die Firmenleitung bezogen sein und unterstellt letztlich vielleicht kein Vortäuschen eines Burnouts, sondern - schlimmer noch - den Missbrauch einer vorhandenen oder nicht vorhandenen Erkrankung, um umliebsame Diskussionen zu unterdrücken.

Selbst wenn ich das alles maximal wohlwollend lese, erscheinen mir solche pauschalen Unterstellungen ohne stichhaltige Hinweise einfach als sehr ... nun ja ... unverschämt. Das ist ja kein gesichtsloser Großkonzern à la Activision, sondern das sind zwei Leute, die in der Branche einen sehr guten Leumund genießen und gerade auf ungewöhnlich offene Weise ihre psychischen Job-Probleme kommuniziert haben. Sie haben vielleicht nicht alles richtig gemacht, womöglich Mist gebaut, eventuell Mitarbeiter schlecht informiert, das kann theoretisch alles sein. Und wenn man dafür Hinweise hat, dann darf man das natürlich auch kritisieren. Aber ihnen aus ihrer Erkrankung einen Strick zu drehen, ist imho einfach ungehörig.
Rigolax
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Re: Mimimi wird geschlossen

Beitrag von Rigolax »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 20. Sep 2023, 20:15 Das macht's ehrlich gesagt bloß schlimmer, wenn wir semantisch an die zitierte Aussage rangehen. Denn es unterstellt, dass die Firmengründer diesen Burnout in voller Absicht missbraucht haben, um "bewusst" (!) von seinen Fragen abzulenken oder sie "bewusst" (!) nicht beantworten müssen.
Ja, dieses deutliche Betonen von "bewusst" finde ich auch, milde gesagt, interessant. Damit wird ja einen hoher Grad an Durchtriebenheit oder positiver gesagt, ähm, PR-Skills unterstellt.
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Andre Peschke
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Re: Mimimi wird geschlossen

Beitrag von Andre Peschke »

Rigolax hat geschrieben: 20. Sep 2023, 20:05 Die Ausführungen bzgl. eines Weiterbestands als aktives Studio mit Unterstützung von extern und/oder bei reduzierter Qualität der Spiele bei gleichzeitigem Nicht-Auswechseln der Firmenleitung ergeben dann Sinn, wenn man eine Burnout-Gefahr als dadurch hinreichend reduziert ansieht. Das wird aber wohl nicht argumentativ ausgeführt im Video.
Das wäre aber Unsinn angesichts der nötigen Anstrengungen um diesen Zustand zu erreichen von dem nichtmal garantiert werden kann, dass er wirklich die Last entsprechend reduziert.

Für mich ergibt es keinen Sinn und es spricht Bände, dass es nicht thematisiert wird. Agree, dass es zu weit geht zusagen er unterstellt einen Fake-Burnout, aber er spielt die psychischen Probleme mindestens erheblich runter, damit seine Argumentation funktioniert und impliziert dadurch, der Zustand, wie von den Gründern kommuniziert, existiert nicht bzw besitzt nicht die Relevanz, die ausgedrückt wurde.

Ich müsste den Kram nochmal hören, um das jetzt exakt auf den Punkt zu bringen. Es wird aber am Ende nur darum gehen, wie sehr es unverschämt oder unsinnig ist. Was gutes kommt dabei nicht raus.
Rigolax hat geschrieben: 20. Sep 2023, 20:22 Ja, dieses deutliche Betonen von "bewusst" finde ich auch, milde gesagt, interessant. Damit wird ja einen hoher Grad an Durchtriebenheit oder positiver gesagt, ähm, PR-Skills unterstellt.
Das geschieht bei der DCP-Sache ja genauso.

Andre
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Jochen Gebauer
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Re: Mimimi wird geschlossen

Beitrag von Jochen Gebauer »

Wahrscheinlich triggert mich das auch nicht zuletzt deshalb, weil ich selbst schon in der Position war, dass ich vielleicht keinen ausgewachsenen Burnout hatte, aber nicht mehr weit davon war. Natürlich baut man in dieser Situation auch Mist. Und natürlich waschen einen die psychischen Umstände nicht magisch von jeder Verantwortung für diesen Mist frei. Aber wenn ich Mist gebaut habe (was ich bestimmt habe), dann würde ich zumindest hoffen, dass diese Umstände mildernd berücksichtigt werden und man mir wenigstens zugute hielte, dass sie eine Ausnahme und keine Regel waren. Wenn dann aber jemand kommt und mir vorwirft, ich hätte mir das ausgedacht oder würde es aus böser Absicht instrumentalisieren, dann würde ich mir garantiert für die Zukunft vornehmen, so etwas nie wieder ehrlich zu kommunizieren. Und das ist eben genau der Scheiß, der psychische Erkrankungen und ihre Vorstufen so stigmatisierend und toxisch macht.
SirGaiwan&TheGreenT
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Re: Mimimi wird geschlossen

Beitrag von SirGaiwan&TheGreenT »

ZiggyStardust hat geschrieben: 20. Sep 2023, 18:21 Dom und Writing Bull haben mit Angestellten bei Mimimi gesprochen, die jetzt wohl sehr viel Wut auf die beiden Gründer verspüren.
Haben sie das denn, also mit Leuten von Mimimi gesprochen? Mit Leuten aus der Branche allgemein, ja, aber mit betroffenen Mitarbeitern/innen? Die Aussage habe ich gar nicht gehört, was natürlich auch heißen kann, dass ich es überhört oder vergessen haben könnte.
IDEA hat geschrieben: 20. Sep 2023, 19:41 Grad mal die Kommentare durchgescrollt und -gelesen, das ist ja schon eine wirklich extreme Echokammer dort.
Was ist denn dort los? Das ist bizarr.
Nicht nur eine Echokammer, man findet auch echt schräge Aussagen in den Kommentaren. Diese finde ich besonders gut, Mimimi ist an der zu hohen Qualität ihrer Spiele zu Grunde gegangen: :doh:
Vielleicht sehe ich das als beruflicher Projektleiter im Bereich Software und Qulität zu engstirnig, aber das war eine Katastrophe mit Ansage. Ein zu hoher Qualitätsanspruch kostet am Ende einfach unglaublich viel Geld im Bereich der Software. Wenn man dann noch eine Nische bedient mit geringen bis mittleren Verkaufszahlen ist, ohne hohe Querfinanzierung, ein Ende leider absehbar. Für mich leider ein Versagen der Führungskräfte. Wieso schraubt man die Qualität nicht runter? [...]
Nun wissen wir es, Bethesda könnte es besser, macht es aber nicht, weil Tod Howard so eine geniale Führungskraft ist. :roll:
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Gajan
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Re: Mimimi wird geschlossen

Beitrag von Gajan »

Hm. Ist es an der Zeit, dass wir den Umgang mit dem Scheitern mal grundlegend überdenken sollten?
Es scheint, man solle entweder in die Insolvenz fahren oder sich sonst wie "falsch" verhalten.
Sicherlich ist den wenigsten von uns hier solch ein Entscheidungsdruck auferlegt. Aber Scheitern ist real. Mit einer Situation selbst konfrontiert zu sein ist immer ein himmelweiter Unterschied, als es von außen zu betrachten. (Ich bin ein gescheiterter Freiberufler...)

Ich hoffe irgendwie, dass sich unsere Einstellung insgesamt dem Scheitern gegenüber offener gestaltet. Firmenintern wie -extern. Ist das Wunschdenken? Naiv?
C64 > Amiga 500 > PC
error42
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Re: Mimimi wird geschlossen

Beitrag von error42 »

Abgesehen von den ganzen bisher diskutierten Punkten würde mich mal interessieren warum es nicht zu einem Verkauf gekommen ist.

Ein Team von 40 Leuten, die genau den notwendigen Mix an Fähigkeiten und Erfahrung haben, der für die Erstellung eines Spiels benötigt wird, und die voll eingearbeitet und aufeinander eingestimmt sind, hat doch einen großen Wert. Insbesondere im Hinblick auf die hohe Qualität der bisherigen Titel. Und dann gibt es ja noch eigene Marken. Da hätte doch Verkauf von Studio + Marken + Verwertungsrechten mehr einbringen müssen als alleine die zukünftigen Einnahmen aus dem Verkauf der Spiele.

Warum kam es dazu nicht?
Rince81
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Re: Mimimi wird geschlossen

Beitrag von Rince81 »

error42 hat geschrieben: 20. Sep 2023, 20:42 Abgesehen von den ganzen bisher diskutierten Punkten würde mich mal interessieren warum es nicht zu einem Verkauf gekommen ist.

Ein Team von 40 Leuten, die genau den notwendigen Mix an Fähigkeiten und Erfahrung haben, der für die Erstellung eines Spiels benötigt wird, und die voll eingearbeitet und aufeinander eingestimmt sind, hat doch einen großen Wert. Insbesondere im Hinblick auf die hohe Qualität der bisherigen Titel. Und dann gibt es ja noch eigene Marken. Da hätte doch Verkauf von Studio + Marken + Verwertungsrechten mehr einbringen müssen als alleine die zukünftigen Einnahmen aus dem Verkauf der Spiele.

Warum kam es dazu nicht?
Wenn die Entscheidung kurzfristig gefallen ist, als man sie Verkaufszahlen von Schadow Gambit sah, war dafür vermutlich keine Zeit. Käufer stehen vermutlich nicht Schlange, Embracer ist raus und wer könnte sonst Interesse haben, sich ein Studio in der Nische mit PC Fokus zu leisten? Da fällt mir spontan kein potenzieller Käufer ein und die Mitarbeiter wollen derweil weiter bezahlt werden.
Zuletzt geändert von Rince81 am 20. Sep 2023, 20:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Jochen Gebauer
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Re: Mimimi wird geschlossen

Beitrag von Jochen Gebauer »

SirGaiwan&TheGreenT hat geschrieben: 20. Sep 2023, 20:33Nicht nur eine Echokammer, man findet auch echt schräge Aussagen in den Kommentaren. Diese finde ich besonders gut, Mimimi ist an der zu hohen Qualität ihrer Spiele zu Grunde gegangen
Mich erinnert das teilweise ans World Trade Center und die ganzen Verschwörungsmythen. Wenn die naheliegende und gut dokumentierte Erklärung zu banal erscheint, wachsen mehr oder minder plausible Alternativtheorien wie Unkraut aus dem Boden. Denn es gibt ja diese naheliegende und gut dokumentierte Erklärung, deren Resultat aus dem Statement von Mimimi wunderbar ersichtlich wird: Für die allermeisten Spiele-Entwickler bedeutet Spiele-Entwicklung, dass sie jahrelang einen gewaltigen Stein mit größten Anstrengungen auf einen Berg rollen, bloß um danach wieder am Fuß des Berges anfangen zu müssen. Die psychischen Auswirkungen dieses Prozesses sind seit vielen Jahren hinlänglich bekannt. Eigentlich grenzt es an ein Wunder (tatsächlich ist es wohl eher Testament der Selbstausbeutungsfähigkeit des Menschen), dass es nicht viel mehr Mimimis gibt. Aber weil das zu banal und gewöhnlich erscheint, muss es doch eine andere tollere Erklärung geben.

Ich kann natürlich nur unter dem Vorbehalt sprechen, dass ich die genauen Hintergründe nicht kenne. Aber für mich wirkt es so, als sei Mimimi einfach an den Mechanismen der Spiele-Entwicklung gescheitert - und daran, dass zwei Firmengründer lieber die Reißleine zogen, als sich kaputt zu machen. Zu denken geben sollte uns nicht, dass sie das getan haben, sondern dass das die absolute Ausnahme ist.
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Lurtz
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Re: Mimimi wird geschlossen

Beitrag von Lurtz »

Hat das einen so großen Wert? Ein eingeschweißtes Team mit vielen Senior Stellen bedeutet erstmal hohe Lohnkosten und im aktuellen wirtschaftlichen Klima und einem strauchelnden Embracer fällt mir erstmal niemand ein, der großes Interesse an einem AA Studio mit kommerziell durchwachsenem track record haben könnte.
Children are dying.
That's a succinct summary of humankind, I'd say. Who needs tomes and volumes of history? Children are dying. The injustices of the world hide in those three words.
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Jochen Gebauer
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Re: Mimimi wird geschlossen

Beitrag von Jochen Gebauer »

error42 hat geschrieben: 20. Sep 2023, 20:42 Abgesehen von den ganzen bisher diskutierten Punkten würde mich mal interessieren warum es nicht zu einem Verkauf gekommen ist
Das wird eine Reihe von Gründen haben. Ganz brutal gesprochen: Die Marken sind zu wenig wert (AFAIK gehört ihnen ja "nur" Shadow Gambit, das nicht sonderlich toll zu laufen scheint), das Team ist wenig wert (nicht auf die Talente und Menschen bezogen, sondern darauf, dass man sie - wenn man sie will - ja eh "kostenlos" bekommt), die Bekanntheit außerhalb Deutschlands überschaubar, die Branche allgemein im Spar- und Konsolidierungsmodus ... Wenn es überhaupt Interessenten gab (könnte mir gut vorstellen, dass es gerade jetzt einfach keine gab, leider), dann kann auch eine Rolle spielen, dass die beiden Gründer, die ihr Baby über viele Jahre aufgebaut haben, halt einfach nicht für 3,50€ verkaufen wollen, sondern es lieber abwickeln. Was ich erstmal und bei allem Verständnis für die Nöte der Mitarbeiter auch legitim fände. Die haben 15 Jahre lang das unternehmerische Risiko getragen, die haben sich nach allem, was man hört, immer anständig um ihre Leute gekümmert, da haben sie - finde ich - auch einfach das Recht, das Ding selbst so zu Ende zu bringen, wie sie das für richtig halten.
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