Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

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AntiChris
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von AntiChris »

Ein kurzer Einwurf von jemandem, der seit zwei Jahrzehnten im Online-Journalismus arbeitet und die Branche aus verschiedensten Positionen recht gut von innen kennt.

Die Exoten, die 50.000 oder mehr im Jahr von der VG Wort ausgeschüttet bekommen, die gibt es durchaus. Aber sie sind eben das - Exoten. Die meisten Online-Redakteur*innen bekommen von der VG Wort irgendwas zwischen 5.000 und 10.000 Euro ausgezahlt, die dann noch versteuert werden müssen und am Ende dann in der Regel den Jahresurlaub und/oder größere, nötige Anschaffungen finanzieren. Definitiv ein sehr netter Zuverdienst, aber weit von den hier so oft diskutierten Zahlen entfernt. Der normale Lebensunterhalt muss in der Regel vom Grundgehalt bestritten werden.

Trotzdem mal eine kleine Beispielrechnung zu den hier so oft kolportierten 2.500 Euro brutto plus 2.500 Euro VG Wort. Wie gesagt: Meiner Erfahrung nach kommen die wenigsten in diese Größenordnungen, der Grund wird vermutlich gleich auch etwas klarer.

Um auf diesen Wert zu kommen, muss die VG Wort Ausschüttung 30.000 Euro betragen, da ja fiktive 2.500*12 angenommen werden.

Im Jahr 2022 schüttete die VG Wort pro qualifizierten Online-Text 43,86 Euro aus. Um auf eine Ausschüttung von 30.000 Euro zu kommen, mussten also 30.000/43,86 = 683 qualifizierte Texte geschrieben werden. (Alle Zahlen immer der Einfachheit halber gerundet)

Die Anzahl der Arbeitstage betrug im Jahr 2022 in Bayern 250. Die errechnen sich aus 365 Kalendertagen abzüglich 53 Samstagen, 52 Sonntagen sowie 10 gesetzlichen Feiertagen in Bayern, die nicht auf das Wochenende fallen. Davon ziehen wir noch 25 Tage Urlaub ab (30 sind in der Branche längst nicht normal). Außerdem noch den Durchschnitt von 15 Krankheitstagen. Verbleiben am Ende 210 Arbeitstage.

(Bayern deshalb, weil die zwei besprochenen Verlage hier sitzen)

683 Texte mussten also in 210 Tagen geschrieben werden, was einem Schnitt von 3,25 Texten pro Tag entspricht. Zeitlich natürlich kein Problem - wenn man nichts anderes macht. Wenn man aber beispielsweise drei Tage an einem Test sitzt, der am Ende nur einen ausschüttungsfähigen Text abwirft, muss man am Tag danach wiederum 8,75 Texte "aufholen" plus die für den Tag eh nötigen 3,25, also insgesamt 12 Texte. An einem 8-Stunden-Tag schon ziemlich sportlich, insbesondere, wenn die auch noch Substanz haben sollen...

(Anmerkung: Wer mehr als 25 Tage Urlaub hat, muss noch etwas mehr pro Tag schaffen, wer unter 15 Krankheitstagen pro Jahr bleibt, etwas weniger.)

Und das war das sehr gute Jahr 2022. Für 2023 schüttet die VG Wort pro Text nur noch 33,34 Euro aus. Das verändert die Rechnung dramatisch:

30.000/33,34 = 900 Texte

Arbeitstage in Bayern sind 2023 nur 248 Tage (365 Kalendertage abzüglich 52 Samstagen, 53 Sonntagen sowie 12 gesetzlichen Feiertagen in Bayern, die nicht auf das Wochenende fallen). Davon erneut 40 Tage Urlaub plus Krankheit runter, macht 208 effektive Arbeitstage.

900/208 = 4,32 Texte pro Tag

Heißt: 2023 muss ein Redakteur durchschnittlich einen Text mehr pro Tag schreiben, um auf die selbe Ausschüttungshöhe zu kommen. Und wie viele Redakteure bekommen in ihrer jeweiligen Redaktion überhaupt die Chance, 900 Texte im Jahr zu schreiben?

Vor allem aber: Die VG-Wort-Problematik betrifft nicht nur die Games-Branche, sondern den gesamten Online-Journalismus. Überall wird VG Wort als Quasi-Ergänzung zum Gehalt gesehen und beworben. Also auch z.B. im gigantischen Sektor des Nachrichtenjournalismus. Und der verlagert sich ja immer mehr in den Bereich online first. Neue Redakteur*innen werden also vor allem im Online-Bereich eingestellt und damit steigt auch die Gesamtzahl der VG-Wort-Empfänger Jahr für Jahr an. Da aber die Einnahmenseite bei der VG Wort relativ konstant ist, wird die Ausschüttung auf immer mehr Schultern verteilt und daher der Betrag pro Text runter und nicht rauf gehen.

Heißt unterm Strich: All die Redakteur*innen, die auf VG Wort angewiesen sind, um ihr Gehalt aufzubessern (und das in den allermeisten Fällen um viel weniger als die berechneten 30.000 Euro, eher 50 oder weniger Prozent davon), müssen immer mehr dafür schreiben, dass sie das Niveau der Ausschüttung halten können. Und darunter leidet zwangsläufig die Qualität.

In USA gibt es gerade große gesellschaftliche Debatten um das Trinkgeld. Das war dort ja schon immer eine feste Konstante des Lohns in der Gastro, 20 Prozent Trinkgeld normal. Doch das kippt immer mehr in Richtung 50 Prozent, was die Gäste irgendwann nicht mehr zahlen wollen. Und genau auf die Situation steuert auch der Online-Journalismus in Deutschland zu: Die Grundlöhne sind so niedrig wie möglich angesetzt, da wer anders (Gast mit Trinkgeld oder wir alle mit VG Wort) schon den benötigten Rest beisteuern wird. Wenn das aber nicht mehr klappt, dann flüchten die Mitarbeiter und/oder die Qualität ihrer Arbeit sinkt. So oder so ein beschissenes (aber sehr nahes) Zukunftsszenario.

PS: Sorry, wenn das schon vorher gepostet wurde - hab nur die ersten 5 Seiten gelesen und bin dann zum Ende der Diskussion gesprungen.
simu1988
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von simu1988 »

Ergänzend zu dem, was AntiChris geschrieben hat: allein der Rückgang von rund 43 auf 33 Euro pro Artikel von 2022 auf 2023 entspricht einem Rückgang von etwa 23%. Kassiert der Verlag dann noch die 30% ein, die ihm rechtlich neuerdings zustehen, sind innerhalb eines Jahres schon fast 50% des VG Wort Einkommens weg. Tendenz wohl weiterhin fallend, wie schon ausgeführt wurde.
Rigolax
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Rigolax »

AntiChris hat geschrieben: 30. Okt 2023, 22:22Für 2023 schüttet die VG Wort pro Text nur noch 33,34 Euro aus. Das verändert die Rechnung dramatisch
Die Ausschüttung von ca. 33€ ist doch für die Artikel von 2022? Die ca. 44€ waren entsprechend für Artikel von 2021. Das wird im Nachhinein berechnet/festgelegt. Daher weiß man jetzt noch nicht, was die Artikel in 2023 bringen werden; falls plötzlich 1000 Artikel spammende Autoren auf den Markt kommen, könnte es auch einstellig sein. Bitte korrigiert mich jemand, wenn ich das grob falsch verstanden habe. Wie soll das Pool-Modell aber sonst auch Sinn machen?
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Felidae
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Felidae »

Rick Wertz hat geschrieben: 30. Okt 2023, 21:55 Das klang im Podcast aber überhaupt nicht nach "Einzelfällen", die sechsstellig von der VG Wort erhalten.
Also zum einen wars im Kontext des Podcasts schon irgendwie klar, dass die wenigsten von den 50 Gesprächspartnern jährlich 100.000 Euro + X von der VG Wort bekommen. Zum anderen hat Dir Jochen hier jetzt schon mehrfach geschrieben, dass das nicht der Normalfall ist. Keine Ahnung, warum Du wieder und wieder darauf rumreitest...
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Phrasenschwein »

Ich bedanke mich erstmal ebenfalls für diesen Podcast. Er war erhellend.

Beim Thema VG-Wort finde ich es halt auch eher traurig wie viele da dann das Ganze einfach mal draufschlagen und dann meinen, dass das Gehalt am Ende ja dann gar nicht mal so schlecht ist.

Ich sehe zuerst a.) ein System, was aktiv gegen guten Journalismus arbeitet,
Es ist ja einfach zu erkennen, wie man damit Journalismus aktiv schadet. Recherche und tiefergehende Arbeit wird damit nicht belohnt, sondern eher das Viel-Schreiben. Also zum einen werden lange Artikel die viel Zeit brauchen abgestraft, aber auch die Kurzen leiden darunter. Als Beispiel aus dem Thread:
Leonard Zelig hat geschrieben: 30. Okt 2023, 11:07 Meine News erreichen auch nur sehr selten die Mindestzeichenanzahl, aber lege es auch nicht darauf an und versuche mich möglichst kurz zu halten.
Ja so sollte es ja sein. Beziehungsweise ist es ja auch Merkmal des guten Journalismus Dinge möglichst kompakt zusammenzufassen. Wenn ich dann kurze prägnante Newsartikel strecken muss, weil ich auf meine Mindestwortzahl für VG-Wort kommen muss, dann geht die Qualität natürlich flöten.

b.) in seiner Komplexität, dann doch für den Einzelnen, einer arkanen Maschine gleicht,
Denn es ist ja wirklich kaum planbar. Da wurde immerhin auch nachgeliefert von Seiten Andres, aber nach all den Faktoren die genannt wurden, sehe ich das nicht als System, was man leicht "gamen" kann oder wenn man nur sehr wenige der Stellschrauben überhaupt sehen kann und noch weniger unter Kontrolle hat.

1.) Ist es wie gesagt ein Umlagesystem. Wie viel ein Artikel, der die Merkmale erfüllt, bringt ist also Unwägbarkeit Nummer 1, die du gar nicht in der Hand hast.
2.)Wurde auch genannt, das gerade die mit hohen Beträgen das wahrscheinlich nur mit "Back-Catalog", also Artikeln die schon lange geschrieben wurden, schaffen. Tja dann mal eine Glaskugel besorgen, damit du weißt welche Artikel in 3 Jahren nicht komplett dem Vergessen anheim fallen und dann noch die nötigen Aufrufe machen. Das klingt auch wie Glück gehabt, wenn es mal passiert.
3.) Selbst bei den offensichtlichen Stellschrauben gibt es Probleme: Werde Newsautor, der schnell viele Texte mit passender Zeichenzahl schreibt, aber bitte nicht zu viel Recherche Aufwand, der dann perfekt das System "ausspielen" kann. Sind das ja aber Dinge, die der einzelne Mitarbeiter nicht bestimmen kann. Du arbeitest immer noch für einen Verlag. Wenn der dich also eher Content machen lässt, der nicht gut ins System VG-Wort passt hast du Pech.
Und für Freie klingt es gleich unmöglich. So wie Dom es erzählte kann ich mir einen freien Newsautor, der maximal VG-Wort ausnimmt nicht vorstellen. Gerade da man mit Pitches sich seine Arbeit sucht wird man da ja gerade die guten Ideen, mit viel Recherche oder Originalität nehmen und nicht pitchen lass mich mal im Jahr 600 simple Newsartikel schreiben. Also genau das, was nicht sehr VG-Wort kompatibel ist.

und c.) Am Ende jedes Schicksal für den Spielejournalismus besiegelt.
Nicht nur das Boulevardisierung, Clickbait und alles weitere ja schon Plagen des Journalismuses sind, die von Verlagsseite, also von oben kommen. Jetzt kommt noch ein System, was auch den Mitarbeitern einen Anreiz schafft es ebenso zu tun. Damit ist das alte System doch perfekt zementiert. Von oben kommt keine Änderung, weil man dem Geld hinterher rennt und von unten ist auch nichts mehr zu erwarten, weil mit dem niedrigen Gehalt man jedes Zubrot braucht.

Und zu guter Letzt: Auch wenn bisher niemand widersprochen hat, dass Redakteure, unabhängig von diesem System, ein anständiges Gehalt verdienen, will ich mal mit dem Standort Argument aufräumen.
Felidae hat geschrieben: 30. Okt 2023, 09:53 Naja, das ist aber schon nicht unerheblich, da die Gamestar nunmal ausgerechnet in München sitzt.
(Wie die Lebenshaltungskosten in Fürth aussehen, weiß ich nicht - aber definitiv unter München, das ist klar.)
Das gilt es hier mal zu unterstreichen. In einem Arbeitsmarkt, wo von Arbeitnehmer enorme Bereitschaft für Umzüge oder lange Arbeitswege verlangt wird sage ich mal ganz klar: Wenn du als Arbeitgeber in München sitzen willst, dann zahlst du gefälligst München-Löhne. Ansonsten würde ich wohl einen Umzug empfehlen, so wie es von Arbeitnehmern ja gerne vorrausgesetzt wird. Dann können wir uns die Diskussion mit "aber ich kann mir damit ein gutes Leben leisten" auch sparen. Ja kannst du, aber am Ende zählt bei mir was unterm Strich bei rumkommt. Und dieser Strich ist nicht das Netto auf dem Lohnzettel, sondern der Lebensstandard der dir ermöglicht wird. Und wenn derselbe Standard in München mehr Geld kostet, dann wird mehr gezahlt.
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von AntiChris »

Rigolax hat geschrieben: 30. Okt 2023, 22:39
AntiChris hat geschrieben: 30. Okt 2023, 22:22Für 2023 schüttet die VG Wort pro Text nur noch 33,34 Euro aus. Das verändert die Rechnung dramatisch
Die Ausschüttung von ca. 33€ ist doch für die Artikel von 2022? Die ca. 44€ waren entsprechend für Artikel von 2021. Das wird im Nachhinein berechnet/festgelegt. Daher weiß man jetzt noch nicht, was die Artikel in 2023 bringen werden; falls plötzlich 1000 Artikel spammende Autoren auf den Markt kommen, könnte es auch einstellig sein. Bitte korrigiert mich jemand, wenn ich das grob falsch verstanden habe. Wie soll das Pool-Modell aber sonst auch Sinn machen?
Du hast natürlich recht. Die Ausschüttung 23 betrifft Texte von 22 usw. Da ist mir ein Fehler unterlaufen - ist schon spät ;) Dementsprechend sind meine Rechnungen zu den Arbeitstagen vermutlich nicht ganz korrekt, aber ein oder zwei Arbeitstage mehr oder weniger pro Jahr ändern die Gesamtsituation auch nicht großartig.
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JPS
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von JPS »

Jon Zen hat geschrieben: 30. Okt 2023, 18:02Um die konkret im Studium erworbenen Expertisen geht es nur nebensächlich, können sie doch auch schnell über Fortbildungen und Berufserfahrung gewonnen werden.
Ist bei Ausbildungen nicht viel anders. Auch dort kann ich einem halbwegs guten Quereinsteiger, der von seinen Fähigkeiten und Interessen nicht vollkommen fehl am Platz ist, das nötige Wissen in einem Bruchteil der Ausbildungszeit beibringen. Egal ob in meinem gelernten kaufmännischen Beruf als auch in der IT, in der ich selbst Quereinsteiger bin.

Ausbildung wird in Deutschland massiv überbewertet, in der Praxis entspricht sie aber meist höchstens einer Berufserfahrung im Umfang der Ausbildungszeit.

In der IT habe ich schon Aushilfskräfte in wenigen Monaten soweit gebracht, dass sie locker mit einem durchschnittlichen gelernten ITler mithalten konnten und bei Fortbildungen mehr als genug Leute mit Studium kennengelernt, die weder in der Breite noch in der Tiefe mit meinem Wissen als Quereinsteiger mithalten konnten.
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von JPS »

Andre Peschke hat geschrieben: 30. Okt 2023, 16:40 Es ist ein Pool-System. Wenn mehr Leute Geld von der VG Wort wollen, kriegt jeder Einzelne einfach weniger pro Artikel. Das ist auch jüngst geschehen und statt 43 EUR pro Artikel (Online) gab es nur noch 33.
Enthält das bereits die Umstellung auf 30% Verlagsanteil oder gehen die auch nochmal vom reduzierten Betrag ab?
Jochen Gebauer hat geschrieben: 30. Okt 2023, 17:50 Noch ein Update, das gerade rein kam: Bei dem im Podcast auch genannten Stroer Media Brands (Giga, Spieletipps) behalten die Redakteure weiterhin 100% der VG Wort-Einnahmen. Stroer verzichtet auf den Verlagsanteil.
Macht ja auch Sinn - sonst müssten Sie bei den geringen Basisgehältern die 30% Einnahmeverlust (oder zumindest einen größeren Teil davon) mit dem Gehalt ausgleichen und Arbeitgeberanteil dafür zahlen. Daher ist mir unklar, warum das irgendein Verlag so handhaben möchte - langfristig zahlt er dabei doch nur drauf.
AntiChris
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von AntiChris »

WhiteNoise hat geschrieben: 30. Okt 2023, 16:34 Gelten eigentlich alle Spielejournalisten als Ungelernte? Offiziell braucht man ja einen Berufsausbildung bzw. ein Studium, um als Fachkraft zu gelten. Allerdings ist mir kein Spielejournalist bekannt, der so etwas hat.
Meiner Erfahrung nach sind die wenigsten (Spiele-)Journalisten ungelernt. Das Volontariat ist eine Berufsausbildung und die meisten Journalisten haben die hinter sich. Denn es ist die kostengünstigste Variante, wie Verlage an Mitarbeiter kommen können. 24 Monate Ausbildungszeit, natürlich - wie im Podcast richtig gesagt - in den seltensten Fällen nach Tarif vergütet. Besser geht es aus Verlagssicht doch nicht. Und danach kann man die Person als Berufseinsteiger dann zum niedrigsten möglichen Lohn übernehmen.
Schwanne
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Schwanne »

Um ehrlich zu sein, kann ich schwer nachvollziehen wie man der Ansicht sein kann, dass 2.500 EUR brutto kein niedriges Gehalt sei. Das entspricht einem Stundenlohn von 14,42 EUR. (3 x Monatsgehalt / Stundenanzahl / 13) Schaue ich mir bspw. die Mindestlohnerhöhung zum 01.12. für Pflegehilfskäfte (keine Berufsausbildung von Nöten!, Und bitte keine Diskussion über Pflegeberufe) auf 14,15 EUR an, dann ist (zumindest für mich) die Frage beantwortet. Das ist um Gottes Willen nicht wertend gemeint, aber der Pflegeberuf ist jetzt nicht unbedingt für horrende Gehälter bekannt. (Nur zur Info: Qualifizierte Pflegehilfskäfte 15,25 und Pflegefachkräfte 18,25)
Irgendwer Anders
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Irgendwer Anders »

JPS hat geschrieben: 30. Okt 2023, 23:13 Macht ja auch Sinn - sonst müssten Sie bei den geringen Basisgehältern die 30% Einnahmeverlust (oder zumindest einen größeren Teil davon) mit dem Gehalt ausgleichen und Arbeitgeberanteil dafür zahlen. Daher ist mir unklar, warum das irgendein Verlag so handhaben möchte - langfristig zahlt er dabei doch nur drauf.
Höchstwahrscheinlich deshalb, weil es für die Verlage gar nicht in Frage kommt, da irgendwas auszugleichen. Das wird nach der Methode "Friss oder stirb" laufen.
simu1988
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von simu1988 »

Irgendwer Anders hat geschrieben: 31. Okt 2023, 00:00
JPS hat geschrieben: 30. Okt 2023, 23:13 Macht ja auch Sinn - sonst müssten Sie bei den geringen Basisgehältern die 30% Einnahmeverlust (oder zumindest einen größeren Teil davon) mit dem Gehalt ausgleichen und Arbeitgeberanteil dafür zahlen. Daher ist mir unklar, warum das irgendein Verlag so handhaben möchte - langfristig zahlt er dabei doch nur drauf.
Höchstwahrscheinlich deshalb, weil es für die Verlage gar nicht in Frage kommt, da irgendwas auszugleichen. Das wird nach der Methode "Friss oder stirb" laufen.
Davon geh ich auch stark aus. Dom hat in der Folge ja auch sinngemäß geschildert, dass das Angebot an Redakteuren signifikant größer ist als die Nachfrage nach solchen.
AntiChris
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von AntiChris »

Irgendwer Anders hat geschrieben: 31. Okt 2023, 00:00 Höchstwahrscheinlich deshalb, weil es für die Verlage gar nicht in Frage kommt, da irgendwas auszugleichen. Das wird nach der Methode "Friss oder stirb" laufen.
Absolut. Das ist ja der Kern des Problems: Die VG-Wort-Einnahmen der Redakteure sind höchst volatil und der Verlag ist nur an den vertraglich vereinbarten Lohn gebunden. Es gibt ja keine Garantie auf eine VG-Wort-Ausschüttung in Höhe X. Eben weil die Verlage gierig sind, werden geringe Gehälter gezahlt - und aus demselben Grund werden natürlich auch die 30 Prozent bei der VG Wort einkassiert. Darauf werden nur eine Handvoll Verlage verzichten und die haben nicht ansatzweise genug offene Stellen, um all die Wechselwilligen aus gierigeren Verlagen aufzunehmen. Also müssen die Redakteur*innen bei ihrem alten Verlag bleiben und damit leben, dass weniger VG Wort das Gehalt aufbessert.
Mo von Wimate
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Mo von Wimate »

Sind die Verlage denn so gierig und könnten sie (deutlich) mehr bezahlen, wenn sie denn wollten oder wirft das meist kostenlosenlose und von Konkurrenz überlaufende Online-Geschäft einfach auch viel weniger ab, als der Printmarkt früher?
Phrasenschwein
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Phrasenschwein »

Wer will noch mal einen Artikel zu der neuen Verlagsbeteiligung bei VG Wort: Link
Oder wer sehr Hardcore ist einmal Gesetzestext, der Anlass dazu ist hier
Und wie der Spaß laufen soll sagt VG Wort selbst hier

Was hier interessant war: "Die Publikationen des Verlags müssen im Regelfall gemeldet werden." ist schön schwammig, aber wird jetzt wohl zumindest einen gewissen Zwang einführen, denn sonst kann sich der Verlag seine Beteiligung in die Haare schmieren.
"4. Relevante Nutzungen von Texten hinter einer Bezahlschranke werden mit dem Faktor drei multipliziert" aus den Verteilungsplänen. Hinter der Paywall schreiben wird hier also nochmal "belohnt". DIe Ausschüttung wird schneller erreicht. In den ganzen Unsinn will ich mal nicht weiter einsteigen. Mal abgesehen davon, dass aufgrund dieser Zugriffszahlen eine Kopierwahrscheinlichkeit einfach gesetzt wird, nimmt man hier wohl an, dass hinter einer Paywall weniger Zugriffe eine entsprechend höhere Kopierwahrscheinlichkeit haben? (Faktor 3) Es bleibt ein komisches System.
GoodLord
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von GoodLord »

Rick Wertz hat geschrieben: 30. Okt 2023, 21:55 Das klang im Podcast aber überhaupt nicht nach "Einzelfällen", die sechsstellig von der VG Wort erhalten.
Ehrlich gesagt hatte ich aus dem Podcast überhaupt keine 6-Stelligen Ausschüttungssummen mitgenommen. Das muss ich überhört haben.
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DanteAlucard88
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von DanteAlucard88 »

Hab mich im Vorfeld sehr auf die Folge gefreut.
Musste laut lachen bei Hans Ippisch und auch dem 15-Euro-Gutschein. :D

Auf die VG-Wort bin ich erst in meinem zweiten Jahr gestoßen, als mich ein freier Autor darauf hinwies in einem Gespräch.
Bevor ich den Wahrnehmungsvertrag unterschrieben habe, ging ich gründlich in die Recherche, weil ich keinem Laden trauen wollte, der mir ohne Haken einfach so Geld schenken würde. Und ich war da auch schon erstaunt über diese verdammt niedrige Hürde für Online-Texte.^^
Würde diese Art von Content zwar trotzdem nie produzieren wollen, aber hab mich für die freien Autoren gefreut, dass sie grundsätzlich hier noch einiges an Geld reinbekommen können.

Eine Frage, an die VG-Wort-Experten: Wer bekommt zum Beispiel das Geld bei solchen Specials wie bei PC Games (siehe Link: https://www.pcgames.de/Spiele-Thema-239 ... s-1432389/)?

Hier werden ja immer (aus Gründen) drei Leute für den Artikel angegeben, obwohl den Artikel (vermutlich) nur einer überhaupt geschrieben hat. Wenn ich davon ausgehe, dass Olaf der alleinige Autor ist, kann sich Benedikt trotzdem auch die Kohle abholen, weil er als Autor genannt wird? Falls ja, wird der Geldbetrag dann zwischen den zwei Autoren gesplittet?
Und reicht es für Lukas schon, dass er dort genannt wird, um auch Artikel-Kohle für sich zu reklamieren?
HDScurox
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von HDScurox »

@DanteAlucard88 Die VG-Wort Ausschüttung wird auf alle Redakteure gleichmäßig aufgeteilt, die für den entsprechenden Artikel über den zähl-Pixel an die VG-Wort gemeldet werden.
Das können also alle drei sein, einer oder auch gar keiner wenn der zähl-Pixel nicht eingebaut ist. Da im Artikel mehrere Autoren angegeben sind, kann man davon ausgehen, dass das CMS auch für jeden den zähl-Pixel gesetzt hat - somit gleichmäßige Aufteilung unter mehreren.
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Leonard Zelig
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Leonard Zelig »

DanteAlucard88 hat geschrieben: 31. Okt 2023, 07:54 Würde diese Art von Content zwar trotzdem nie produzieren wollen, aber hab mich für die freien Autoren gefreut, dass sie grundsätzlich hier noch einiges an Geld reinbekommen können.
Wie ist denn das mit den Tests in der M!Games? Musst Du die der VG Wort manuell melden und vorher die Zeichen zählen? Gibt es auch für Halbseiter was oder nur für Tests mit einer bestimmten Länge?
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von HerrMannelig »

Bei der Gamestar ist gerade Sascha Penzhorn rausgeflogen und was er über die Bedingungen des Jobs schreibt, ist Wasser auf die Mühlen der ewigen Kritik die Jochen und co. an der heutigen Branche üben.

Er geht, kurz gesagt, weil er die Umstellung auf Müllcontent nicht mehr tragen kann.

VG Wort und Verdienst sind hier kein direktes Thema, aber die inhaltlichen Aspekte passen ansonsten zum Thema.

https://www.gamestar.de/xenforo/threads ... t-21100043
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