Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

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Radast
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Radast »

HDScurox hat geschrieben: 31. Okt 2023, 08:23 @DanteAlucard88 Die VG-Wort Ausschüttung wird auf alle Redakteure gleichmäßig aufgeteilt, die für den entsprechenden Artikel über den zähl-Pixel an die VG-Wort gemeldet werden.
Das können also alle drei sein, einer oder auch gar keiner wenn der zähl-Pixel nicht eingebaut ist. Da im Artikel mehrere Autoren angegeben sind, kann man davon ausgehen, dass das CMS auch für jeden den zähl-Pixel gesetzt hat - somit gleichmäßige Aufteilung unter mehreren.
Die Ausschüttung wird aufgeteilt, allerdings ist das Vorgehen ein anderes: Es gibt nur einen Zählpixel (die Nutzung mehr als eines Zählpixels für einen Text ist strikt verboten), stattdessen werden dann in der Meldung alle Beteiligte angegeben, mindestens unter Angabe des Namens und im Regelfall dann auch noch mit der Karteinummer.
Coti86
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Coti86 »

HerrMannelig hat geschrieben: 31. Okt 2023, 08:42 Bei der Gamestar ist gerade Sascha Penzhorn rausgeflogen und was er über die Bedingungen des Jobs schreibt, ist Wasser auf die Mühlen der ewigen Kritik die Jochen und co. an der heutigen Branche üben.

Er geht, kurz gesagt, weil er die Umstellung auf Müllcontent nicht mehr tragen kann.

VG Wort und Verdienst sind hier kein direktes Thema, aber die inhaltlichen Aspekte passen ansonsten zum Thema.

https://www.gamestar.de/xenforo/threads ... t-21100043
Sehr interessant! Selten liest man so offene Worte, danke fürs verlinken!
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Pac-man
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Pac-man »

Ein spannender Podcast, den ich gerne gehört habe. Ich mag es sehr, dass euch dieses Projekt die Möglichkeit gibt auch mal unangenehme Themen anzusprechen. Der Blick hinter die Kulissen des deutschen Videospielejournalismus ist immer wieder interessant.

Da der Thread inzwischen auf 17 Seiten angewachsen ist, habe ich mir leider nicht alle Beiträge durchlesen können. Dass Vergleiche zu anderen Jobs und Branchen gezogen werden würden, war mir aber schon vor dem Lesen klar. Ich will da auch gar nicht mit einsteigen, auch wenn es mich bei manchen Beiträgen in den Fingern gejuckt hat.
Generell wollte ich aber mal schreiben, dass ich es sehr bezeichnend und deprimierend finde, dass Gehälter im Bereich 5000€ - 6000€ Brutto / Monat offenbar von Vielen schon als "absurd hoch" angesehen werden. Solange wir uns als Arbeitnehmer derart selbst zerfleischen und uns gläserne Decken einreden lassen, wird das Gehaltsniveau in Deutschland so (niedrig) bleiben wie es ist.

Ich bin schon gespannt auf die angekündigte Folge, in der sich mit dem Feedback der Community auseinander gesetzt wird. Interessant fände ich, wenn dort auch eventuelles Feedback aus der Branche des Spielejournalismus oder sogar der Befragten Journalisten besprochen würde. Ich könnte mir vorstellen, dass der Podcast für einigen Wirbel gesorgt hat.
AntiChris
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von AntiChris »

Pac-man hat geschrieben: 31. Okt 2023, 09:43 Generell wollte ich aber mal schreiben, dass ich es sehr bezeichnend und deprimierend finde, dass Gehälter im Bereich 5000€ - 6000€ Brutto / Monat offenbar von Vielen schon als "absurd hoch" angesehen werden. Solange wir uns als Arbeitnehmer derart selbst zerfleischen und uns gläserne Decken einreden lassen, wird das Gehaltsniveau in Deutschland so (niedrig) bleiben wie es ist.
Um dir die Lektüre der 17 Seiten zu ersparen: Wie Jochen hier schon mehrmals gesagt hat und auch andere Leute aus der Branche bestätigen können, verdienen die allerwenigsten durch die VG Wort 30k oder sogar noch mehr im Jahr dazu. In den meisten Fällen hat man sein Grundgehalt von 2500 plus X und bekommt dann einmal im Jahr eine Ausschüttung im mittleren vierstelligen Bereich. VG Wort Großverdiener gibt es, aber die sind die Ausnahme, nicht die Regel.

Das ist ja eigentlich auch die Botschaft des Podcasts: Das Gehaltsniveau in der Branche ist skandalös niedrig und nur durch das absurde System der VG Wort geraten die Redakteur*innen nicht in existenzielle Schwierigkeiten. Wer hier behauptet, dass der durchschnittliche (Spiele-)Redakteur dank VG Wort auf einen effektiven Monatsverdienst von 5.000 Euro oder mehr kommt, hat schlicht Unrecht. Die allermeisten kommen effektiv vermutlich auf einen Satz von 3.000 bis 3.500 Euro, abhängig vom Grundgehalt. Natürlich kann man jetzt Whataboutism betreiben, dass es Branchen gibt, in denen noch schlechter bezahlt wird. Aber das löst ja das Problem nicht, sondern zeigt nur, in wie vielen Bereichen sich die Situation verbessern muss.

Wie schon öfters gesagt: Ein guter Teil der Branche spielt sich in München ab. Der aktuelle Mietspiegel für München weist eine Durchschnittsmiete von 21,62 Euro pro Quadratmeter aus. Macht 1.081 kalt für eine 50-qm-Wohnung. Von 3.500 Euro Brutto bleiben in Bayern bei Steuerklasse 1 laut nettolohn.de noch 2.272,52 Euro übrig. Davon dann 1.081 für die Miete runter und man hat noch 1.191,52 von denen Strom, Heizung, Benzin oder MVV-Ticket usw. runtergehen. Dann bleibt nicht besonders viel zum Leben. Und hier ist noch keine Familienplanung eingerechnet.
Wicky
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Wicky »

Danke für den guten Podcast zu einem wichtigen Thema. Ich finde es toll, wie ihr euer verdientes Vertrauen nutzt, um so eine Recherche auf die Beine zu stellen.
Was mir etwas zu kurz gekommen ist, ist der größere Blick. Spielejournalismus existiert ja nicht auf einer abgeschotteten Insel.

Daher kurz und schmerzlos: Habt ihr eigentlich bei der Recherche mit Vertretern von Gewerkschaften o. Berufsverbänden (VerDi/DJU, DJV oder Freischreiber) über Gehälter und Tantiemen gesprochen?

Falls nicht, dann holt das doch vielleicht noch einmal nach.

Viele Grüße & weiter so!
Schwanne
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Schwanne »

HerrMannelig hat geschrieben: 31. Okt 2023, 08:42 Bei der Gamestar ist gerade Sascha Penzhorn rausgeflogen und was er über die Bedingungen des Jobs schreibt, ist Wasser auf die Mühlen der ewigen Kritik die Jochen und co. an der heutigen Branche üben.

Er geht, kurz gesagt, weil er die Umstellung auf Müllcontent nicht mehr tragen kann.

VG Wort und Verdienst sind hier kein direktes Thema, aber die inhaltlichen Aspekte passen ansonsten zum Thema.

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Sehr ehrlich. Halt ein typischer Penzhorn.
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Desotho
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Desotho »

"Tatsache ist, dass ich seit einer ganzen Weile keinen großen Spaß mehr an meiner Arbeit hier hatte. "

Korrigiert mich, aber der war doch auch immer eine Kampfsau und hat gerade die spielzeitintensiven Dinger runtergespult. Rückblickend hat er das ziemlich lange mitgemacht.
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Boesor
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Boesor »

HerrMannelig hat geschrieben: 31. Okt 2023, 08:42 Bei der Gamestar ist gerade Sascha Penzhorn rausgeflogen und was er über die Bedingungen des Jobs schreibt, ist Wasser auf die Mühlen der ewigen Kritik die Jochen und co. an der heutigen Branche üben.

Er geht, kurz gesagt, weil er die Umstellung auf Müllcontent nicht mehr tragen kann.

VG Wort und Verdienst sind hier kein direktes Thema, aber die inhaltlichen Aspekte passen ansonsten zum Thema.

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Rausgeflogen, oder selbst gegangen?
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Andre Peschke
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Andre Peschke »

Boesor hat geschrieben: 31. Okt 2023, 10:27 Rausgeflogen, oder selbst gegangen?
Rausgeflogen. Schreibt er selbst.

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Karsten
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Karsten »

Boesor hat geschrieben: 31. Okt 2023, 10:27
HerrMannelig hat geschrieben: 31. Okt 2023, 08:42 Bei der Gamestar ist gerade Sascha Penzhorn rausgeflogen und was er über die Bedingungen des Jobs schreibt, ist Wasser auf die Mühlen der ewigen Kritik die Jochen und co. an der heutigen Branche üben.

Er geht, kurz gesagt, weil er die Umstellung auf Müllcontent nicht mehr tragen kann.

VG Wort und Verdienst sind hier kein direktes Thema, aber die inhaltlichen Aspekte passen ansonsten zum Thema.

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Rausgeflogen, oder selbst gegangen?
Kitten hat die Entwicklung von GameStar im Allgemeinen und einen bestimmten GameStar-Tech-Artikel im Speziellen deutlich via Facebook kritisiert - wie es nun mal seit jeher seine Art ist (hat früher auch sehr viel für buffed geschrieben). Das kam bei der GameStar-Führung nicht gut an und daher war es das jetzt mit Kitten-Artikeln für GameStar-Plus.
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Desotho
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Desotho »

Offenbar gegangen, hat aber schon länger keine Lust mehr gehabt.

"wollte sowieso weg"
"Dass das absolut undenkbar ist, kein Mitarbeiter, ob Freelancer oder in welcher Form auch immer, tragbar für solche Aussagen ist, versteht sich von selbst. War mir in dem Moment egal. "


Vor Urzeiten waren wir mal mit einer kleinen Gruppe (von buffed ausgehend) in einem IRC channel, da war er auch dabei.
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Boesor
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Boesor »

Andre Peschke hat geschrieben: 31. Okt 2023, 10:32
Boesor hat geschrieben: 31. Okt 2023, 10:27 Rausgeflogen, oder selbst gegangen?
Rausgeflogen. Schreibt er selbst.

Andre
Schon, aber das war ja mit Ansage,also definitiv provoziert. Schreibt er ja auch.
Sprich er wurde ja nicht rausgeworfen, weil er nicht mehr ins Konzept passte, sondern weil er das Konzept nicht mittragen wollte und das nicht gerade dezent veröffentlicht hat.
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Andre Peschke
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Andre Peschke »

Boesor hat geschrieben: 31. Okt 2023, 10:36 Schon, aber das war ja mit Ansage,also definitiv provoziert. Schreibt er ja auch.
Sprich er wurde ja nicht rausgeworfen, weil er nicht mehr ins Konzept passte, sondern weil er das Konzept nicht mittragen wollte und das nicht gerade dezent veröffentlicht hat.
Genau, der Kontext wird ja durch sein verlinktes Posting mehr als klar. Das hatte ich daher quasi vorausgesetzt. Dass er gekündigt wurde schreibt er dann ein paar Postings weiter unten. Bzw... er war / ist sowieso freier Autor, oder? Sprich, er wird einfach nicht mehr beauftragt?

Andre
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Boesor »

Andre Peschke hat geschrieben: 31. Okt 2023, 10:42
Boesor hat geschrieben: 31. Okt 2023, 10:36 Schon, aber das war ja mit Ansage,also definitiv provoziert. Schreibt er ja auch.
Sprich er wurde ja nicht rausgeworfen, weil er nicht mehr ins Konzept passte, sondern weil er das Konzept nicht mittragen wollte und das nicht gerade dezent veröffentlicht hat.
Genau, der Kontext wird ja durch sein verlinktes Posting mehr als klar. Das hatte ich daher quasi vorausgesetzt. Dass er gekündigt wurde schreibt er dann ein paar Postings weiter unten. Bzw... er war / ist sowieso freier Autor, oder? Sprich, er wird einfach nicht mehr beauftragt?

Andre
Es war halt ein langes Posting und da fand ich den Kontext schon wichtig.
Und klar, als freier Autor fliegt er in dem Sinne ja eh nicht wie ein Angestellter.
Karsten
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Karsten »

Boesor hat geschrieben: 31. Okt 2023, 10:36
Andre Peschke hat geschrieben: 31. Okt 2023, 10:32
Boesor hat geschrieben: 31. Okt 2023, 10:27 Rausgeflogen, oder selbst gegangen?
Rausgeflogen. Schreibt er selbst.

Andre
Schon, aber das war ja mit Ansage,also definitiv provoziert. Schreibt er ja auch.
Sprich er wurde ja nicht rausgeworfen, weil er nicht mehr ins Konzept passte, sondern weil er das Konzept nicht mittragen wollte und das nicht gerade dezent veröffentlicht hat.
Wobei es seit jeher Kittens Art ist, seinen Blog oder Facebook als eine Art Auskotzventil zu nutzen, und dabei bekamen alle mir bekannten Arbeitgeber von Sascha im Laufe der Zeit ihr Fett weg. Ist, wenn ich mich richtig erinnere, nicht das erste Mal, dass er dadurch einen Job oder Auftraggeber verliert. Was echt traurig ist. Ich halte ihn schon lange für einen der begnadetsten Schreiber im deutschsprachigen Raum und fand es immer schade, dass die damalige buffed-Führung dieses Potenzial und Talent nie vernünftig gefördert hat.
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Asifluencer
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Asifluencer »

Das war eine tolle, investigative Folge! Bescheidene Bitte: mehr solche Branchenreports über Lohn und Arbeitsbedingungen wären fein. :)

Ich habe nun die 17 Seiten dieser Diskussion überflogen. Mir ist aufgefallen, dass es einen großen Konflikt gibt, der sich um die Frage dreht, ob Spielejournalist*innen im Vergleich zu anderen Berufen zu viel oder zu wenig verdienen.

Dazu möchte ich versuchen, eine strukturelle Einordnung zu geben, die womöglich beide Parteien zumindest in diesem Forum versöhnen kann.

Das Ding ist: das Lohnniveau in ganz Deutschland ist zu niedrig.

Seit Jahrzehnten sehen wir eine steigende Kurve bei der Produktivitiät durch Arbeitskraftgeber (das korrekte Wort für Arbeitnehmer).
Die Reallöhne stagnieren allerdings.
Das bedeutet, dass immer mehr Arbeit geleistet wird, ohne dass das Lohnniveau im selben Rahmen steigt. Unterm Strich bleibt von dieser immer mehr geleisteten Produktivität mehr und mehr bei den Arbeitskraftnehmern (korrektes Wort für Arbeitgeber) hängen.

Spielejournalismus ist davon genauso betroffen, wie jede andere Branche.

Diese Entwicklung kam nicht zufällig und ist, entgegen mancher eher konservativer ökonomischer Modelle, auch kein Naturgesetz. Sie hat ihre Quelle in konkreten politischen Entscheidungen, die das ohnehin asymmetrische Machtverhältnis zwischen Arbeitskraftgebern und Arbeitskraftnehmern zu Gunsten Letzterer weiter verschoben hat.
Diese politischen Entscheidungen führten zu geschwächten Gewerkschaften, aufgeweichtem Arbeitsrecht, schwächeren Sozialleistungen usf. Die meisten dieser Entscheidungen wurden im Rahmen der Agenda 2010 getroffen. Kernmerkmal der Agenda 2010 war Hartz IV, eine Reform des Sozialstaats, die durch ein sehr niedriges Existenzminimum, einen faktischen Arbeitszwang (Ablehnung wurde sanktioniert, es gibt keinerlei seriöse Unternehmen im Niedriglohnprekariat) und schwarze Pädagogik, sowie ein massiv negatives soziales Stigma Abstiegsängste bis tief in die Mittelschicht schürten. Diese objektive Schwächung des Sozialstaats hatte gleichzeitig eine Schwächung der Verhandlungsposition von Arbeitskraftgebern zur Folge. Daraus folgte eine niedrigeres Lohnniveau, kaputte Gewerkschaften, weniger und schwächere Betriebsräte usw.
Auch für den Spielejournalismus wäre das eine Erklärung, warum Jochen zum Beispiel mit einem deutlich höheren Gehalt in die Branche einsteigen konnte, als Dom Jahre später (sofern ich die Zahlen noch richtig im Kopf habe). Dazwischen lag die Agenda 2010, bzw. ihre Auswirkungen wurden und werden nach hinten raus immer stärker. Die Bürgergeldreform der Ampel behebt das Problem übrigens nur bedingt.

Einige empören sich hier (vollkommen zurecht) über über Konzepte, wie Amazon-Gutscheine als Benefits, um weiter niedrigen Lohn begründen zu können.

Solche Praktiken fielen nach der Wende durch die Agenda 2010 auf fruchtbaren Boden. Arbeitskraftnehmer haben sich das Konzept aus den USA importiert. Dort läuft es unter dem Label New Work, was sehr traurig ist, denn das eigentliche New Work-Konzept stammt vom Philosophen Frjthof Bergmann (Oh Gott, ich glaub, ich hab den falsch geschrieben) und hat zum Ziel, dass so viele Menschen wie irgend möglich zu einer Arbeit finden, die sie wirklich erfüllt. Companys haben das dann aufgegriffen und ein Frankenstein-Monster daraus gemacht. Personaler argumentieren heute damit, dass du dich ja glücklich schätzen kannst, dass sie dir zu Nikolaus einen Schokoweihnachtsmann auf den Schreibtisch stellen. "WIr haben eine Xbox im Pausenraum!" Dass der Lohn zum Leben nicht reicht? Egal. Denn du bist ja aus "Passion" im Job. Dieses vulgärliberale New Work blendet strukturelle Zwänge völlig aus. Zum Beispiel den Zwang, Miete zahlen zu müssen oder zu essen. Oder - etwas abstrakter - den Zwang, keine Sanktionen vom Jobcenter zu bekommen. Im Niedriglohnbereich ist New Work Gang und Gebe und dort gibt es ganze Geschäftsmodelle, die mit dem Zustrom erpresster Arbeitskraftgeber rechnen, um sie in befristeten Verträgen zu verheizen.
Warum das auch für eine teils privilegierte Branche wie Journalismus wichtig ist:
Die Angst vor Jobverlust, vor sozialem Abstieg, vor Zwang in leicht ausbeutbare Billiglohnarbeit ist so groß, dass eben auch Mitarbeiter*innen in Berufen, die eigentlich traditionell gut bezahlt sind, freiwillig schlechtere Bedingungen annehmen. Companys haben entdeckt, dass eine Xbox im Pausenraum für sie günstiger ist, als faire Löhne zu zahlen.

Das System VG-Wort hat überdies erschreckende Parallelen zum System Aufstockung, das es seit Hartz IV (aka Raider heißt jetzt Twix Bürgergeld) gibt. Zahlt ein Arbeitskraftnehmer unter dem Existenzminimum - zum Beispiel bei einer alleinerziehenden Mutter, die nur in Teilzeit arbeiten kann - kann der Arbeitskraftgeber Aufstockung beantragen und bekommt einen Teil der fehlenden Differenz vom Staat. Ähnlich wie Jochen bei der VG-Wort monierte, wird auch hier ein zu niedriger Lohn von uns allen alimentiert.
Man mag argumentieren, dass das Drücken von Lohnkosten nur natürlich sei.
Dann ist die Durchsetzung von Interessen durch Arbeitskraftgeber allerdings ebenso natürlich.
Deswegen will ich jede Branche - auch die Games-Journalisten - dazu ermutigen, sich für ihre Interessen einzusetzen. Gewerkschaften, Betriebsräte, Anschluss an soziale Bewegungen.
Hier wurde zurecht beklagt, dass andere Branchen teils noch weniger verdienen. Das ist aber denselben strukturellen Vorbedingungen geschuldet, wie der kaputte Lohn im Journalismus. Sich über andere Branchen zu ärgern, löst das Problem nicht. Nur das Aktiv werden für die eigenen Interessen löst es.
Das Einzige, was ich mir wünschen würde ist, dass die etwas privilegierteren Branchen den weniger privilegierten unter die Arme greifen. Dort hat man erheblich weniger Lobby und die Lebenssituation ist noch prekärer, was ihre Angst vor dem Verlust des sehr geringen Wohlstands noch viel realer macht.
Aber ansonsten: Arbeitskraftgeber jeder Branche haben das Recht, ihre Arbeitsbedingungen auszuhandeln. Und sie sollten dieses Recht auch wahrnehmen.
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Boesor
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Boesor »

Bin beim querlrsen über das Gsmestar Ende vom Penzhorn über einen Foreneintrag gestolpert.
Darin wurde gesagt Dom hätte bei The Pod deutlich gesagt Peter hätte Gamestar Plus an die Wand gefahren.

Klingelt es da? Und kann mir jemand die entsprechende Folge nennen?
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Pac-man
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Pac-man »

AntiChris hat geschrieben: 31. Okt 2023, 10:02
Pac-man hat geschrieben: 31. Okt 2023, 09:43 Generell wollte ich aber mal schreiben, dass ich es sehr bezeichnend und deprimierend finde, dass Gehälter im Bereich 5000€ - 6000€ Brutto / Monat offenbar von Vielen schon als "absurd hoch" angesehen werden. Solange wir uns als Arbeitnehmer derart selbst zerfleischen und uns gläserne Decken einreden lassen, wird das Gehaltsniveau in Deutschland so (niedrig) bleiben wie es ist.
Um dir die Lektüre der 17 Seiten zu ersparen: Wie Jochen hier schon mehrmals gesagt hat und auch andere Leute aus der Branche bestätigen können, verdienen die allerwenigsten durch die VG Wort 30k oder sogar noch mehr im Jahr dazu. In den meisten Fällen hat man sein Grundgehalt von 2500 plus X und bekommt dann einmal im Jahr eine Ausschüttung im mittleren vierstelligen Bereich. VG Wort Großverdiener gibt es, aber die sind die Ausnahme, nicht die Regel.
Ich glaube du hast mich missverstanden. Mir ging es mit meiner Aussage gar nicht um die Gehälter der Videospieljournalisten mit VG Wort Ausschüttung. Mir ging es darum, dass das Gehaltsniveau in Deutschland so niedrig ist, dass Gehälter von 5000€ - 6000€ Brutto / Monat von vielen Forenteilnehmern bereits als "absurd hoch" angesehen werden.
Rince81
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Rince81 »

HerrMannelig hat geschrieben: 31. Okt 2023, 08:42 Bei der Gamestar ist gerade Sascha Penzhorn rausgeflogen und was er über die Bedingungen des Jobs schreibt, ist Wasser auf die Mühlen der ewigen Kritik die Jochen und co. an der heutigen Branche üben.

Er geht, kurz gesagt, weil er die Umstellung auf Müllcontent nicht mehr tragen kann.

VG Wort und Verdienst sind hier kein direktes Thema, aber die inhaltlichen Aspekte passen ansonsten zum Thema.

https://www.gamestar.de/xenforo/threads ... t-21100043
Respekt.
Mühe, Recherche oder Leidenschaft entstehen. Werbung. Klatsch. Ich bin mir auch bewusst, dass ich selbst Teil dieser Entwicklung bin, weil sich meine emotional geschriebenen Texte anscheinend besser geklickt haben als "trockenere" Artikel. Meine aktuellsten Tests sind seit einer ganzen Weile fast alle in der Ich-Form geschrieben, Emotion reißt mit, also muss sie in Headlines, muss in Tech, muss in alles. Wir entschuldigen uns prophylaktisch für Wertungen bevor Tests live gehen, schreiben ganze Artikel dazu. Finde ich bedenklich. Ich will zu einer Wertung stehen, das ist wortwörtlich der einzige Grund für meinen Test, das ist mein Job, mein Auftrag, das Spiel ist so gut oder schlecht, aufgrund der folgenden Punkte. Kein "Hahasorry, die Wertung werdet ihr nicht mögen." Ist egal! Ihr MÜSST meine scheiß Wertung nicht mögen, nur verstehen, wie sie zustande kommt! Wenn ich das nicht auf die Kette kriege, mache ich meinen Job nicht richtig. Aber steht als Autoren verdammt nochmal zu eurem Scheiß, ihr seid die Experten, ihr erklärt, was Sache ist, seid nicht so wischischwaschi. Nein, die Nachwertung zu Baldur's Gate fällt mir nicht "schwerer als gedacht". Ich habe wegen technischer Schwächen Punkte abgezogen, einige technische Macken bestehen noch, darum wird noch nicht aufgewertet, PUNKT! SCHLUSS! Aber es sagt mir ja keiner was, wenn die Headline geändert wird.
Auf den Punkt. Wenn es drauf ankommt in meinem Job, möchte ich im Zweifelsfall auch die Eier haben nein zu sagen.
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Jochen Gebauer
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Jochen Gebauer »

Boesor hat geschrieben: 31. Okt 2023, 10:53 Bin beim querlrsen über das Gsmestar Ende vom Penzhorn über einen Foreneintrag gestolpert.
Darin wurde gesagt Dom hätte bei The Pod deutlich gesagt Peter hätte Gamestar Plus an die Wand gefahren.
Kannst du das mal bitte verlinken? Das klingt ... absurd.
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