Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

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Rigolax
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Rigolax »

Rigolax hat geschrieben: 3. Nov 2023, 13:22 Ich finde einen Neidvorwurf als rhetorisches Totschlagargument aber aus sozialpolitischer Sicht, sagen wir mal, produktiv, wenn es wirklich um Neid geht, der nach unten tritt. Warum sollte man auch auf grundsätzlich niedrige Gehälter noch neidisch sein? (siehe dazu aber von mir verlinkt die "crab mentality", dort geht es um "if I can't have it, neither can you": "The metaphor is derived from anecdotal claims about the behavior of crabs when they are trapped in a bucket: while any one crab can easily start to climb out, it will nonetheless be pulled back in by the others, ensuring the group's collective demise.")
Hmm, als Nachtrag kurz: Ich habe beim Posten für mich "Neid" zu sehr als Missgunst definiert. Etwa wie der erste Satz im englischen Wikipedia-Artikel: "Envy is an emotion which occurs when a person lacks another's quality, skill, achievement, or possession and wishes that the other lacked it." (fett von mir). Man müsste überhaupt aber klären, was "Neid" begrifflich ist oder sein kann. Unterscheidbar ist eine konstruktive Version (Ehrgeiz; man will haben, was der andere hat) und eine destruktive Version (Missgunst; man gönnt dem anderen nicht, was er hat). (Denkbar natürlich eine Mischung, es ist keine strikte Dichotomie)
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Flo
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Flo »

Rigolax hat geschrieben: 3. Nov 2023, 14:37
Rigolax hat geschrieben: 3. Nov 2023, 13:22 Ich finde einen Neidvorwurf als rhetorisches Totschlagargument aber aus sozialpolitischer Sicht, sagen wir mal, produktiv, wenn es wirklich um Neid geht, der nach unten tritt. Warum sollte man auch auf grundsätzlich niedrige Gehälter noch neidisch sein? (siehe dazu aber von mir verlinkt die "crab mentality", dort geht es um "if I can't have it, neither can you": "The metaphor is derived from anecdotal claims about the behavior of crabs when they are trapped in a bucket: while any one crab can easily start to climb out, it will nonetheless be pulled back in by the others, ensuring the group's collective demise.")
Hmm, als Nachtrag kurz: Ich habe beim Posten für mich "Neid" zu sehr als Missgunst definiert. Etwa wie der erste Satz im englischen Wikipedia-Artikel: "Envy is an emotion which occurs when a person lacks another's quality, skill, achievement, or possession and wishes that the other lacked it." (fett von mir). Man müsste überhaupt aber klären, was "Neid" begrifflich ist oder sein kann. Unterscheidbar ist eine konstruktive Version (Ehrgeiz; man will haben, was der andere hat) und eine destruktive Version (Missgunst; man gönnt dem anderen nicht, was er hat). (Denkbar natürlich eine Mischung, es ist keine strikte Dichotomie)
Du verkopfst dich hier in etwas, was vollkommen irrelevant für jeglichen Diskurs ist, der über das persönliche Zweiergespräch mit der Therapeutin hinaus geht.

Sagen wir das Gefühl von Neid motiviert mich dazu, ein Argument vorzubringen, welches belegt, dass eine Ungerechtigkeit existiert, dann tangiert das die Stichhaltigkeit meines Arguments nicht im Geringsten. Ergo ist es vollkommen irrelevant ob das jetzt "Ehrgeiz"- oder "Missgunst"-Neid ist. Ebensowenig tangiert es das Argument, ob Neid überhaupt jemals in mir aufkam.

Den Status Neid zu unterstellen und damit Positionen moralisch anzugreifen ist dermaßen irrational, dass es meiner Ansicht ganz offensichtlich eine kulturell Manifestation klassizistischer Ressentiments darstellt. Neid ins Feld zu führen bedeutet den Boden ehrlichen Diskussion zu verlassen, und statt dessen mit rhetorischen Winkelzügen für eine Ideologie zu kämpfen, welche man nicht offen zu vertreten wagt.

Ehrlich wäre es nämlich zu sagen: Zu meinen ethischen Grundsätzen gehört es, den Wert von Menschen am Gewicht ihrer Geldbörse fest zu machen. Denn um wie weniger jemand hat, umso unbedeutender sind ihr/seine Worte.
Rigolax
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Rigolax »

Flo hat geschrieben: 3. Nov 2023, 17:00 Den Status Neid zu unterstellen und damit Positionen moralisch anzugreifen ist dermaßen irrational, dass es meiner Ansicht ganz offensichtlich eine kulturell Manifestation klassizistischer Ressentiments darstellt. Neid ins Feld zu führen bedeutet den Boden ehrlichen Diskussion zu verlassen, und statt dessen mit rhetorischen Winkelzügen für eine Ideologie zu kämpfen, welche man nicht offen zu vertreten wagt.
Denkst du, es gibt keinen echten Neid? Darf man gar niemals den Vorwurf des Neids oder eine von Neid verblendeten Haltung anbringen? Das klingt für mich ja reichlich irrational??
Zombiekoenig
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Zombiekoenig »

Mauswanderer hat geschrieben: 2. Nov 2023, 18:05 Kostenlose Getränke (bis auf Leitungswasser) gibt es bei uns auch nicht, die allgemeine Homeofficeregelung seit Corona ist vergleichbar (es gibt auch Arbeitsverträge mit Telearbeit, da ist es anders).
Ein Zwang zur Privatwagennutzung im öffentlichen Dienst erscheint mir geradezu absurd. Ist das überhaupt erlaubt?
Im Podcast ist zumindest bei mir der Eindruck entstanden, dass man überrascht und empört über die Arbeitsbedingungen bei den Verlagen ist. Mir ging es daher darum aufzuzeigen, dass dies bei weitem kein Einzelfall ist, sondern dies sogar in staatlichen Institutionen vorkommt. Das soll aber keine Rechtfertigung für schlechte Arbeitgeber sein. Wenn du als Arbeitnehmer alle Kosten fürs Homeoffice tragen musst, dann ist das schlicht Illegal und macht da wird es nicht besser, nur weil andere das auch machen.

Der Zwang zur Privatwagennutzung wird im Arbeitsvertrag festgelegt. Dieser ist privatrechtlich und kann daher (relativ) frei gestaltet werden.
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Flo
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Flo »

Rigolax hat geschrieben: 3. Nov 2023, 17:33
Flo hat geschrieben: 3. Nov 2023, 17:00 Den Status Neid zu unterstellen und damit Positionen moralisch anzugreifen ist dermaßen irrational, dass es meiner Ansicht ganz offensichtlich eine kulturell Manifestation klassizistischer Ressentiments darstellt. Neid ins Feld zu führen bedeutet den Boden ehrlichen Diskussion zu verlassen, und statt dessen mit rhetorischen Winkelzügen für eine Ideologie zu kämpfen, welche man nicht offen zu vertreten wagt.
Denkst du, es gibt keinen echten Neid? Darf man gar niemals den Vorwurf des Neids oder eine von Neid verblendeten Haltung anbringen? Das klingt für mich ja reichlich irrational??
Du ich glaube du hast einen Fehler gemacht. Du hast mich zitiert, aber du scheinst einen Strohmann angesprochen zu haben. Ich habe Neid nicht moralisch bewertet. Und werde das selbstverständlich auch nicht tun, weil das den Diskurs nicht tangiert. Außerdem werden in diesem Framing reiche Menschen grundsätzlich mal als charakterlich überlegen darstellt, so eine klassizistischen Kackscheiße möchte ich nicht reproduzieren.
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Rigolax »

Flo hat geschrieben: 3. Nov 2023, 18:24Außerdem werden in diesem Framing reiche Menschen grundsätzlich mal als charakterlich überlegen darstellt, so eine klassizistischen Kackscheiße möchte ich nicht reproduzieren.
Ja, Neidvorwürfe werden stellenweise aufgefahren, um valide Argumente/Empfindungen abzuwatschen. Aber es kann doch tatsächlich Neid geben, der nur schädlich ist; wenn ich meinen Nachbarn beneide, weil sein Gras ein wenig grüner ist als meines und ich ihn deswegen nicht mehr grüße oder mich jeden Tag selbst zerfleische, statt vielleicht mein Gras aufzugrünen, dann ist das doch irrational? Und das darf man ansprechen? Da gibt es doch legitimen Spielraum?

Das ist so pauschal doch nicht richtig: "Neid ins Feld zu führen bedeutet den Boden ehrlichen Diskussion zu verlassen, und statt dessen mit rhetorischen Winkelzügen für eine Ideologie zu kämpfen, welche man nicht offen zu vertreten wagt."
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Flo
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Flo »

Rigolax hat geschrieben: 3. Nov 2023, 18:31
Flo hat geschrieben: 3. Nov 2023, 18:24Außerdem werden in diesem Framing reiche Menschen grundsätzlich mal als charakterlich überlegen darstellt, so eine klassizistischen Kackscheiße möchte ich nicht reproduzieren.
Ja, Neidvorwürfe werden stellenweise aufgefahren, um valide Argumente/Empfindungen abzuwatschen. Aber es kann doch tatsächlich Neid geben, der nur schädlich ist; wenn ich meinen Nachbarn beneide, weil sein Gras ein wenig grüner ist als meines und ich ihn deswegen nicht mehr grüße oder mich jeden Tag selbst zerfleische, statt vielleicht mein Gras aufzugrünen, dann ist das doch irrational? Und das darf man ansprechen? Da gibt es doch legitimen Spielraum?

Das ist so pauschal doch nicht richtig: "Neid ins Feld zu führen bedeutet den Boden ehrlichen Diskussion zu verlassen, und statt dessen mit rhetorischen Winkelzügen für eine Ideologie zu kämpfen, welche man nicht offen zu vertreten wagt."
Wenn der Nachbar nicht grüßt, dann ist das doch kein Argument in der Diskussion, ob es denn gerecht sei, dass der andere Rasen grüner ist. Und selbst wenn es ein Argument wäre, dann ist es nicht Stichhaltigkeit. Ebenso wie dieses Argument nicht Stichhaltigkeit wäre, wenn der Nachbar keinen Neid empfände. Der existierende oder nicht-existierende Neid tangiert den Diskurs nicht.

Möglicherweise ist der Nachbar auch von Neid zerfressen und grummelt in seinen Bart hinein: "Das Gras auf der anderen Seite ist grüner, weil sich drei Gärtner darum kümmern. Ich habe weder Gärtner, noch Zeit." Das wäre ein absolut stichhaltiges Argument. Dieser theoretische Nachbar wäre sowohl von Neid zerfressen, als auch hätte er Recht.

Also meine pauschale Aussage sehe ich nicht widerlegt.
Voigt
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Voigt »

Um mal einen Schritt zurückzugehen. Carlos hatte den Begrifd Neiddebatte ins Spiel gebracht, ich hatte das infrage gestellt udn daraufhin hat ja Carlos schon gemeint, dass Neid in dem Kontext vielleicht falscher Begriff war.
Seitdem isses ja hier eine eher akademische Diskussion über den Neidbegriff.
Rigolax
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Rigolax »

Flo hat geschrieben: 3. Nov 2023, 19:10 Also meine pauschale Aussage sehe ich nicht widerlegt.
Sagen wir, ein Milliardär ist neidisch auf einen Obdachlosen, weil der Obdachlose sich nicht mit Besitz rumplagen muss.

Darf man dem Milliardär vorwerfen, dass sein Neid schädlich ist?
simu1988
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von simu1988 »

Rigolax hat geschrieben: 3. Nov 2023, 19:19
Flo hat geschrieben: 3. Nov 2023, 19:10 Also meine pauschale Aussage sehe ich nicht widerlegt.
Sagen wir, ein Milliardär ist neidisch auf einen Obdachlosen, weil der Obdachlose sich nicht mit Besitz rumplagen muss.

Darf man dem Milliardär vorwerfen, dass sein Neid schädlich ist?
Darf man natürlich. Auf einer argumentativen Ebene wäre es aber sinnvoller, sein Argument zu zerlegen.
Carlos
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Carlos »

Flo hat geschrieben: 3. Nov 2023, 13:44
Rigolax hat geschrieben: 3. Nov 2023, 13:22 Ich finde einen Neidvorwurf als rhetorisches Totschlagargument aber aus sozialpolitischer Sicht, sagen wir mal, produktiv, wenn es wirklich um Neid geht, der nach unten tritt. Warum sollte man auch auf grundsätzlich niedrige Gehälter noch neidisch sein? (siehe dazu aber von mir verlinkt die "crab mentality", dort geht es um "if I can't have it, neither can you": "The metaphor is derived from anecdotal claims about the behavior of crabs when they are trapped in a bucket: while any one crab can easily start to climb out, it will nonetheless be pulled back in by the others, ensuring the group's collective demise.")
Naja, Carlos führt den von mir zitierten Beitrag in den folgenden zwei Absätzen dahingehend aus, dass Leute sich nicht in ihrem Neid zu einer Neiddebatte hinreißen lassen sollen, wenn sie ihren Neid doch einfach damit weg bekommen können, sich nen anderen Job zu suchen, wie es ja im Grundgesetz verankert ist. etc.

Das ist nicht "interessant", sondern das sind FDP talking points, die nichts mit der Lebensrealität von Menschen zu tun haben, die keine Kohle haben. Geschweige denn mit den Regeln von Angebot und Nachfrage. Das ist pull you out by your bootstraps rhetorik.

Aber das ist ein Fass, über das ich bereitwillig hinwegsteige. Nur gegen den Begriff Neiddebatte hatte ich mir so heftig den Zeh gestoßen, dass ich kurz offtopic gegangen bin.

Lasst uns lieber wieder über das Thema reden.
Moment, das will ich so nicht stehen lassen. Weder die FDP Talking Points noch dass ich an der Lebensrealität vorbei schreibe. Das ist wiederum ein Framing was du mir weiter oben durch diesen scheinbar aufgeladenen Begriff vorwirfst. Ich wusste nicht dass der Begriff Neiddebatte ungünstig aufgeladen ist. Aber Rigolax hat es doch schon ganz gut ausgeführt also bitte nicht an einem Satz aufhängen. Es ging mir exakt darum dass es keinen Sinn macht nach unten zu treten gegen Spielredakteure die für ihren vermeintlich nicht so relevanten Beruf "ja eigentlich noch viel zu gut verdienen würden" sondern lieber selbst dafür zu sorgen dass die eigene Branche durch das Handeln als Arbeitnehmer besser bezahlt wird. Das kann durch Jobwechsel ebenso geschehen wie durch die Gründung von Betriebsräten oder die Arbeit von Gewerkschaften. Ich hoffe das sind jetzt keine FDP Talking Points mehr :mrgreen:

Und glaub mir ich habe genug miese Jobs in meinem Leben gemacht dass ich weiß dass es nichts bringt zu sagen irgendwann wirds schon besser. Wenn das " pull you out by your bootstraps rhetorik" sein soll, sei es drum.

Zum Topic selbst: In dem Feierabend-Bier hat es Jochen viel eloquenter formuliert, es geht darum dass man in seinem Job ein gutes Auskommen hat um in der Stadt oder der Gegend in der man lebt ordentlich über die Runden kommen sollte, unabhängig von der Branche oder der wie auch immer gesellschaftlich relevanten Position des Berufs. Das sollte unser Minimalstandart sein und dieser sollte eben nicht durch irgendwelche VG-Wort Geschichten querfinanziert werden müssen sondern durch den Lohn den man mit seiner Arbeit verdient, egal ob als Arbeitnehmer oder Selbstständiger.
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Rigolax »

Carlos hat geschrieben: 3. Nov 2023, 20:37 Aber Rigolax hat es doch schon ganz gut ausgeführt
"Ganz gut". Sag doch gleich ich habe mich "bemüht".

Ne, nur Spaß, alles gut. :ugly:
Carlos
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Carlos »

Rigolax hat geschrieben: 3. Nov 2023, 20:47
Carlos hat geschrieben: 3. Nov 2023, 20:37 Aber Rigolax hat es doch schon ganz gut ausgeführt
"Ganz gut". Sag doch gleich ich habe mich "bemüht".

Ne, nur Spaß, alles gut. :ugly:
ich war jetzt versucht nen Ninja Edit zu machen und bemüht nachträglich einzufügen aber ich lasse es beim :clap:
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mart.n
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von mart.n »

Ich habe den Podcast erst eine Woche später gehört und werde mir auch nicht 26 Seiten Kommentare durchlesen, aber ich fand ihn sehr spannend und finde auch jegliche Vergleiche mit anderen Berufsgruppen eher schwierig.

Aus meiner Sicht besteht das Problem einfach darin, dass das Angebot an potentiellen Spieleredakteuren einfach viel höher ist als die Nachfrage. Es gebe wahrscheinlich hunderte junge, idealistische Gamer, die das sogar umsonst machen würden (bzw. tun, sieht YouTube). Daher tue ich mich auch etwas schwer damit, den Arbeitgebern vorzuwerfen, dass sie hier abzocken. Wenn ihr einen Job vergebt, zB die Garage für euch aufzuräumen und 50 Leite melden sich und wollen das gratis machen, dann liegt das „Problem“ doch an diesem 50 Leuten und nicht daran, dass ihr darauf besteht den Leuten mehr Geld zu bezahlen.

Es ist doch auch jedem bekannt, dass die Spielebranche generell mies bezahlt und viele Überstunden verlangt. Man könnte insofern auch ein „ihr wusstet es doch vorher?!?!“ in den Raum werfen. Einen Ausweg sehe ich da auch nicht. Dafür gibt es zu viele junge Leute, die sich blind auf die Branche werfen. Die Leute, die Ich aus der Branche kenne (Grafiker, Projektleiter, Redakteure) haben alle mit Familie die Branche gewechselt und machen nun etwas, was weniger ihr Hobb ist aber dafür Kohle bringt. Das Arbeit nicht automatisch die private Selbstverwirklichung ist, ist ja nun auch schon länger bekannt. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass irgendjemand wirklich gerne Klos putzt oder Müll abholt. Deswegen heißt es ja auch Arbeit und nicht Freizeit. ;)

Und wer etwas macht, was sehr viele als Verwirklichung ihrer eigenen Freizeit sehen, der muss nun mal mit einer geringeren Vergütung leben.
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Desotho
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Desotho »

mart.n hat geschrieben: 4. Nov 2023, 20:44 Wenn ihr einen Job vergebt, zB die Garage für euch aufzuräumen und 50 Leite melden sich und wollen das gratis machen, dann liegt das „Problem“ doch an diesem 50 Leuten und nicht daran, dass ihr darauf besteht den Leuten mehr Geld zu bezahlen.
Ich will jetzt nicht in andere Abgründe abbiegen, aber diese Argumente sieht man ja auch gerne mal auf anderen Ebenen und da sind wir doch eigentlich schon von weg.
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DanteAlucard88
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von DanteAlucard88 »

Finde es spannend, dass die Leute davon ausgehen, dass es praktisch 100te Bewerber auf diese Jobs gibt.^^
Ich habe natürlich keinen direkten Einblick in die Bewerbungslage bei den Firmen, aber ich meine es war in der letzten Twitch-Weihnachts-Show bei GameStar und da wurde für mich ziemlich offen und deutlich, darüber gesprochen, dass sie zu dem Zeitpunkt Personalprobleme hatten, unterbesetzt waren und freie Stellen, die sie nicht mit den Leuten besetzt bekommen, die sie gerne für das Video-Team hätten.
Frei zitiert: "Es war noch nie so einfach einen Job bei GameStar zu bekommen." und Fritz wirkte da kurz davor, als würde er am liebsten hinschmeißen, wenn er weiterhin überbelastet wird. Das war zwar nur eine Momentaufnahme, aber ich hatte da schon das Gefühl, dass selbst das Flagschiff GameStar nicht in Bewerbungen ertrinkt (zumindest von tendenziell qualifizierten Leuten).

Ist bei einem großen Laden nicht unbedingt ungewöhnlich, aber gibt in meiner Wahrnehmung dort auch ziemlich häufig über Social Media geteilte Posts zu offenen Jobs im redaktionellen Bereich. Ob da jetzt aber investiert wird in mehr Personal oder ob da am Personalrad gedreht wird durch Beförderungen, Jobwechsel etc., da müsste man mal genauer hinschauen.
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Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von AntiChris »

mart.n hat geschrieben: 4. Nov 2023, 20:44Aus meiner Sicht besteht das Problem einfach darin, dass das Angebot an potentiellen Spieleredakteuren einfach viel höher ist als die Nachfrage. Es gebe wahrscheinlich hunderte junge, idealistische Gamer, die das sogar umsonst machen würden (bzw. tun, sieht YouTube). Daher tue ich mich auch etwas schwer damit, den Arbeitgebern vorzuwerfen, dass sie hier abzocken.
Aber genau da beginnt doch das qualitative Problem. Natürlich finden die Verlage immer jemanden, der/die eine freie Stelle zu einem Gehalt knapp über Mindestlohn besetzt und nur dank VG Wort finanziell überleben kann. Junge Journalist*innen sind idealistisch. Das ist auch gut und wichtig - wird aber leider von den Verlagen ausgenutzt.

Wie soll denn der deutsche Jason Schreier "entstehen", wenn für eine 14-tägige Recherche zum Ende von Mimimi (fiktives Beispiel!) am Ende nur 500 Euro pauschal gezahlt werden? Wie soll denn seriös und auf den Punkt über die Politik der Nation berichtet werden, wenn jeder Text auf 1.800 Zeichen gestreckt und jede Headline "clickable" getunt werden muss, damit die VG Wort den Text auch zählt?

Und wenn die Zeit des Idealismus vorbei ist, möglicherweise Familienplanung ansteht, dann wechseln diejenigen, die eine tolle journalistische Karriere hinlegen könnten, in die PR oder sonst wo hin, weil die paar wirklich gut bezahlten Jobs in der eigenen Branche auf Jahrzehnte hinaus von "Amtsinhabern" besetzt sind (was kein Vorwurf an diese Amtsinhaber sein soll, aber die Perspektivlosigkeit der neuen Generation unterstreicht). Diejenigen, die sich also trotz aller widrigen Umstände sich anschicken, richtig tolle Journalisten zu werden, die gehen dann in besser/vernünftig bezahlte andere Jobs und unerfahrenes "Frischfleisch" rückt nach. Was für ein großartiger Qualitäts-Kreislauf...

Ich bin zwar nicht im Gaming-, sondern im Nachrichten-Journalismus, aber die Situation ist quasi deckungsgleich. Gerade Berufseinsteiger, die absolut unwürdig bezahlt werden, müssen ihr Schaffen an den Vorgaben der VG Wort ausrichten - und das ist das krasse Gegenteil von dem, wie man arbeiten sollte. Das soll die Art sein, wie wir über Politik, Wirtschaft, miese Machenschaften usw. informiert werden? Eine Vierte Gewalt zwischen Existenzangst und Clickbait?

Das kann, sollte, muss man den Arbeitgebern hier vorwerfen. Journalistische Qualität finanziellen Interessen unterzuordnen, ist langfristig der Tod des Journalismus.
Radast
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Registriert: 31. Okt 2023, 08:44

Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Radast »

DanteAlucard88 hat geschrieben: 5. Nov 2023, 05:17 Finde es spannend, dass die Leute davon ausgehen, dass es praktisch 100te Bewerber auf diese Jobs gibt.^^
Ich habe natürlich keinen direkten Einblick in die Bewerbungslage bei den Firmen, aber ich meine es war in der letzten Twitch-Weihnachts-Show bei GameStar und da wurde für mich ziemlich offen und deutlich, darüber gesprochen, dass sie zu dem Zeitpunkt Personalprobleme hatten, unterbesetzt waren und freie Stellen, die sie nicht mit den Leuten besetzt bekommen, die sie gerne für das Video-Team hätten.
Frei zitiert: "Es war noch nie so einfach einen Job bei GameStar zu bekommen." und Fritz wirkte da kurz davor, als würde er am liebsten hinschmeißen, wenn er weiterhin überbelastet wird. Das war zwar nur eine Momentaufnahme, aber ich hatte da schon das Gefühl, dass selbst das Flagschiff GameStar nicht in Bewerbungen ertrinkt (zumindest von tendenziell qualifizierten Leuten).

Ist bei einem großen Laden nicht unbedingt ungewöhnlich, aber gibt in meiner Wahrnehmung dort auch ziemlich häufig über Social Media geteilte Posts zu offenen Jobs im redaktionellen Bereich. Ob da jetzt aber investiert wird in mehr Personal oder ob da am Personalrad gedreht wird durch Beförderungen, Jobwechsel etc., da müsste man mal genauer hinschauen.
Ich hab mal nachgeschaut: Die von Webedia ausgeschriebenen Jobs sind für die Videoproduktion und setzen bisweilen doch Kenntnisse vorraus, die ein ungelernte/Studienabbrecher/Quereinsteiger so nicht mitbringen dürfte. Ausgeschrieben ist auch ein Editor, aber das Zahlenverhältnis zwischen den Ausschreibungen zeigt schon eine gewisse Tendenz.
Boesor
Beiträge: 86
Registriert: 1. Jan 2023, 15:47

Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Boesor »

Meiner Meinung nach hat sich der Journalismus da schon immer selbst sehr idealisiert und die Schattenseiten ausgeblendet.
Monetäre Zwänge, die Ausrichtung der Verlage...da beißt sich schon so einiges mit dem Bild des aufrechten Journalisten.
Rigolax
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Registriert: 20. Feb 2018, 15:53

Re: Runde #448: Was verdienen Spiele-Redakteure?

Beitrag von Rigolax »

Bzgl. der Diskussion hier vor kurzem:

"Für junge Menschen ist die Bezahlung bei der Berufs- und Ausbildungswahl am wichtigsten. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage der Wirtschaftsjunioren Deutschland (WJD) hervor, die der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. Demnach wollen 81 Prozent der Befragten gute Verdienstmöglichkeiten. Sinn und Zweck des Jobs seien eher zweitrangig."
https://www.zdf.de/nachrichten/wirtscha ... t-100.html

Überrascht mich nicht.
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