Call of Duty: Infinite Warfare
Eigentlich schade, das Ding hat schon Potenzial, aber am Ende ist es wieder viel zu durchwachsen, um gut zu sein.
Auch hier erhöht das Space-Szenario die Friction enorm. Man hat ständig Brüche, Ladescreen, rein ins Schiff, durch diese Tür mit Animation, Nachrichten schauen, Walking-Passage, sinnlose Briefings auf dem Computer lesen, rein ins Schiff, die immer gleiche Startsequenz, Ladescreen, Anflugszene, Walking-Passage, oh endlich mal bisschen schießen, rinse and repeat. Die Hauptmissionen sind meist ultrakurz und teilweise dauerts in einem Spiel, das letztendlich nicht viel kann außer gute Feuergefechte zu inszenieren, viel zu lange, bis man wieder ballern darf. Ich weiß gar nicht, wann da der große Bruch war (bei CoD Ghosts?), aber das ist hier schon eines der Call of Dutys, die stellenweise mehr einem Walking Simulator mit Explosionen ähneln, in dem man ab und zu mal in meist auch recht geskripteten Szenerien den Trigger betätigen darf. In den alten Modern Warfares hatte man ja wenigstens noch die Marines-Abschnitte, in denen man auch einfach mal ballern, bis das Mündungsrohr glüht, durfte. Erst in den letzten beiden Missionen wirds dann wieder mehr.
Die Erzählung komplett eindimensional wie immer. Die (immerhin mittlerweile) diverse Erde mit heldenhaften Individuen gegen die kollektivistischen Space-Sowjets mit einem völlig überdrehten, aber dennoch farblosen Space-Hitler als Gallionsfigur (surrender to get executed!
), nachdem die Politiker es mal wieder versaut haben und das Militär jetzt aufräumen muss. Und natürlich sehen alle aus, als kämen sie aus der nächsten Model-Agentur. Besonders Salters ist mit dem typischen CoD-Photoshop-Filter absurd Uncanney Valley
Der Captain muss natürlich immer auf die gefährlichsten Missionen mit, weil ist halt so, man hat ja nur gerade den Großteil seiner Flotte und Offiziere verloren
Die große Moral von der Geschichte ist, dass man Menschenleben für die Mission opfern muss. Das müssen die beiden Hauptfiguren der Geschichte erst lernen. Kann man jetzt positiv finden, weil man mal keinen perfekten Kriegsroboter wie Captain Price spielt, sondern Menschen mit (diesem einen
) Fehler, oder negativ, weil das Spiel dem totalen Krieg jedes Menschleben unterordnet. You decide
Die Dogfights im Weltall funktionieren wie von der Serie gewohnt mechanisch gut, sind am Ende aber auch immer das gleiche und erhöhen eben die Zeit bis zum nächsten "echten" Kampf noch mehr. Dass man optional über Nebenmissionen noch mehr machen kann, die alle nur so 10-20 Minuten dauern, geschenkt.
Ansonsten wird das Szenario auch nicht groß genutzt, beste Mission war auf einem Asteroiden extrem nah an der Sonne, auf dem einen Gegner nur angreifen konnten, wenn er der Sonnenseite zugewandt war. Man schaltet in der Armory permanent neues Zeug frei und kann damit theoretisch seinen Spielstil personalisieren, aber wieso sollte man, wenn man gefühlt eh nur fünf Schusswechsel pro Mission hat, die an sich keinen größeren Anspruch haben, und man nur durch blöde Trigger oder Situationen mal stirbt (dann aber auch ziemlich unvermeidlich).
Ach ja, das musikalische Main Theme ist mal wieder großartig pathetisch
Children are dying.
That's a succinct summary of humankind, I'd say. Who needs tomes and volumes of history? Children are dying. The injustices of the world hide in those three words.
Aber wie falsch lag ich doch! Nach AW2 habe ich erst AW1 gespielt, dann AW American Nightmare, dann Quantum Break und heute The Final Draft, also das NG+, in AW2 angefangen weil es neue Storyhappen geben soll. 
Ich sehe dass man so manches Gameplay kritisiert an den Remedyspielen, aber was die Stories und die ständige Verwebung der einzelnen Geschichten und Spiele angeht macht Remedy hier seit ~20 Jahren für mich Kunst. 
