Wertschätzung: The Talos Principle 2

[Desotho]

Jonathan Blow sollte sein nächstes Spiel Blowjob nennen. Alles andere wäre doch Verschwendung.

[Ranor]

Hab gerade den Podcast beendet - schöner Cast zu einem Spiel, an dem für mich NICHTS attraktiv klingt. Weder Story, noch Gameplay. Klingt alles furchtbar

[Ounk]

Ich hab es jetzt auch durch. Hat mir sehr gut gefallen, allerdings fand ich Teil 1 + Addon dann doch noch etwas besser. Sowohl was die Rätsel angeht, als auch die Art der Erzählung. Die war duch ihre reduzierte Art weniger nervig und durch diese geheimnisvolle Erzählung durch die Terminals auch irgendwie spannender.
@Sebastian willst du Teil 1 nicht nochmal eine Chance geben? Die tödlichen Objekte sind nur am Anfang nervig. Im späteren Spielverlauf kommen sie kaum noch vor. Und wenn sie doch mal wieder vorkommen, kennt man sie schon und weiß wie man mit ihnen umgeht und stirbt dann praktisch gar nicht mehr. Da fand ich jetzt in Teil 2 das Sterben im Wasser fast nerviger.

[DieTomate]

100% durch. Das Spiel lässt sich leicht für Puzzle Fans empfehlen. Es ist jedoch nicht einfach mehr vom ersten Teil oder eine bessere Version dessen, sondern es hat in vielen Bereichen - nicht nur im Puzzle Design - eine andere Herangehensweise. Ob man das alles toll findet ist dann Geschmackssache.

Nun ist es schon lange her, seit ich den ersten Teil gespielt habe (2015). Ich kann mich da nur noch an grobe Details erinnern. Die großen und offensichtlichen Unterschiede sind hier wohl, dass sich der zweite Teil viel stärker auf die Story konzentriert. Neben den vielen Texten und Audiologs gibt es nun auch quasi-Cutscenes, in denen man nur warten und den Dialogen zuhören kann (manche davon kaschieren sicher auch Ladezeiten), oder lange Laufwege in der Pyramide, damit die Dialoge genug Zeit haben. Man ist beim Puzzlen nicht mehr alleine unterwegs sondern in Begleitung einiger Metallkameraden, von denen man öfter angesprochen wird. Und man kann noch mehr optionale Dialoge mit ihnen führen. Dazu kommen ständig social media Nachrichten der New Jerusalem Bewohner, die das aktuelle Geschehen diskutieren. Man kann am Anfang locker mehr als eine Stunde damit verbringen, New Jerusalem zu erkunden, bevor das eigentliche Spiel losgeht.
Ich gehöre auch zu denen, die die Einsamkeit des ersten Teils bevorzugen. Aber ich fand die Dialoge trotzdem größtenteils interessant und empfand sie selten als störend. Es passt auch thematisch, dass man nicht mehr alleine unterwegs ist (im ersten Teil ging es darum, was es bedeutet, ein Mensch zu sein; im zweiten Teil geht es um die Rolle der Menschheit in der Welt). Die vielen Texte regen auch immer zum Nachdenken an. Mir wäre es nur lieber gewesen, wenn man schneller ins Spiel reinkäme und erst später die Stadt erkundet. Und am Ende driftet mir alles zu sehr ins Fantastische ab.

Aber auch das Puzzle Design kam mir anders vor als im ersten Teil, wenn mich meine Erinnerungen nicht komplett täuschen. Das schien mir da ein wenig wilder zu sein, besonders die Sterne. Im zweiten Teil wirkt alles sehr "safe", kompakt und lehrbuchmäßig.
Die Puzzles sind allgemein schon gut gemacht und motivierend. Aber gerade in der zweiten Hälfte, nachdem ich mit dem Spiel und den Mechaniken gut vertraut war, ging ich aus vielen Puzzles mit einem "meh" raus. Sie präsentieren zwar nette Ideen, lösen sich aber oft von selbst, indem man einfach was probiert. Zu viele fühlen sich wie Tutorials an. Meistens beginnt man mit dem offensichtlichen (oder einzig möglichen) ersten Schritt, wonach sich eine weitere logische Option öffnet, und dann ist man schon fast fertig. Ich hatte auch Situationen, in denen ich über die Lösung gestolpert bin, ohne es zu merken, und erst danach die Idee dahinter verstand.
Geschätzt würde ich sagen, dass ich bei einem Drittel der Puzzles wirklich überlegen musste. Dabei half dann immer, sich vorzustellen, wie der letzte Schritt am Ende aussehen muss, um dann rückwärts zu arbeiten. Dass ich mal mehrere Minuten an einem Puzzle festhänge, kam selten vor. Am besten hat mir das letzte Gebiet (W3) und die goldenen Puzzles gefallen. Da muss man schonmal um drei Ecken denken, und sich tiefer mit den Elementen beschäftigen, um die Lösung zu finden.
So ein niedriger Schwierigkeitsgrad ist schon merkwürdig, wenn man bedenkt, dass man nicht mal alle Puzzles lösen muss, um weiterzukommen. Zusätzlich kann man Joker einsetzen, um noch mehr Puzzles zu überspringen. Da wäre es doch kein Problem gewesen, auch ein paar komplexere Puzzles einzubauen, an denen man häufiger hängen bleiben kann. Ich habe das "Persistent" Achievement nicht bekommen ("Work on solving a puzzle for more than 20 minutes") und laut Steam die Hälfte der Spieler auch nicht. Im ersten Teil undenkbar.

Die Sterne haben ebenfalls viel Potenzial liegen lassen. Davon gibt es drei Typen (milde Spoiler):
1) Laufe der Partikelwolke hinterher. *gähn* Alleine damit hätte man so viel mehr anstellen können. Ich glaube, es passiert vielleicht einmal, dass sich das Teil in einem Puzzle niederlässt. Das hätte gerne öfter vorkommen und mich dazu zwingen können, dort mit den selben Elementen ein komplett neues Puzzle zu lösen, um an die Wolke zu kommen. Denn sonst ist es wirklich nur hinterherlaufen.
2) Sphinx Hinweise deuten, versteckte Schalter finden, oder die richtige Kombination irgendwo eingeben. Die waren ganz nett und regen zum Erkunden an.
3) Laser umlenken. Diese haben mir am besten gefallen, wenn man sie über mehrere Puzzles umleiten muss. Aber auch hier hätte man mehr machen können, z.B. Puzzles auf eine andere Art lösen lassen, um einen Connector an der richtigen Stelle platzieren zu können. Im ersten Teil konnte man auch manchmal Elemente aus einem Puzzle rausschmuggeln und woanders einsetzen. Das wirkte dann so, als würde man die Regeln brechen, was auch thematisch wieder passt. Im zweiten Teil ist das jetzt strengstens verboten.

Das klingt alles eher negativ. Ich fand das Spiel insgesamt ziemlich cool, und es gehört auch zu den besseren Spielen, die ich dieses Jahr gespielt habe. Aber ich glaube, ich konnte am Ende mit der Story, der Welt, den Charakteren, und den philosophischen Gedankenspielchen mehr anfangen als mit dem Puzzle Design.

[DieTomate]

Jetzt habe ich nochmal den ersten Teil mit DLC gespielt - aus reinen Forschungszwecken natürlich. Ich will ja hier keinen Unsinn erzählen, wenn ich behaupte, dass TTP2 leichter sein soll als TTP1. Das will dann auch nachgeprüft werden! Meine Erinnerungen waren so verblasst, dass ich von den Lösungen eh nichts mehr wusste außer ein paar allgemeine Tricks. Das Ergebnis?

• TTP1 ist nicht so schwer, wie ich es in Erinnerung hatte.
• Es wird im letzten Drittel trotzdem komplizierter als TTP2 - ge­zwun­ge­ner­ma­ßen!
• Die Sternenrätsel sind viel "sauberer" als ich dachte.
• Woran ich mich tatsächlich erinnert habe, ist der DLC, Road To Gehenna.

Es hängt natürlich auch davon ab, welchen Teil man zuerst spielt. Wenn man erst TTP2 spielt, wird man wahrscheinlich auch mit TTP1 leichter zurechtkommen. Mir ist beim Spielen allerdings eine Sache viel deutlicher aufgefallen. Der zweite Teil stützt sich stark auf Gimmicks.
In TTP1 kann man folgende Puzzle Elemente nutzen:
- Jammer
- Connector
- Box
- Fan
- Playback + Platform (diese beiden fasse ich zusammen, weil die Plattform ohne Playback keine Funktion hat)
Das ist recht überschaubar. Diese Elemente schaltet man in den Gebieten A und B frei. In Gebiet C muss das Spiel also mehr aus den bereits bekannten Mechaniken herausholen, wodurch sich der Schwierigkeitsgrad etwas anhebt. Mein Hauptkritikpunkt am Puzzle Design im ersten Teil ist, dass das Thema "Labyrinth mit Fenster, durch die man schlau einen Laser durchleiten muss" etwas zu oft vorkommt, auch wenn immer neue kleine Tricks dazukommen.

Vergleichen wir das mit TTP2, das die Elemente aus TTP1 übernimmt und zusätzlich noch ein paar neue einführt:
- Jammer
- Connector
- Box
- Fan
- Clones + Platform (die Klone haben eine ähnliche Funktion wie das Playback, sind aber leichter zu verstehen)
- RGB Converter
- Inverter (rot <-> blau)
- Accumulator (speichert eine Farbe und dient dann als Quelle)
- Driller
- Teleporter Pad
- Gravshifter + Antigrav Platform
- Mule
- Activator (aktiviert alles in einem Radius)
Man könnte jetzt sagen, dass die Mules nur die Minen aus dem ersten Teil ersetzen. Aber hier dienen sie auch als Plattform, und man kann sie selber mit einem Laser kontrollieren. Es sollte dennoch klar sein, dass hier durch die Menge an Elementen weniger Spielraum für Tiefgang vorhanden ist, wenn in fast jedem Gebiet ein neues Element dazukommt, welches man erst noch mit ein paar Tutorials kennenlernen muss. Wenn ich mir die Liste so angucke, würde ich aus meinem Sessel heraus behaupten, dass man die Hälfte davon auch hätte weglassen können: Braucht man wirklich Inverter und RGB Converter? Der Accumulator ist auch wie ein normaler Connector nur ohne direkte Verbindung zur Quelle. Der Driller funktioniert nur auf bestimmten Wänden (aus guten Gründen, aber trotzdem unbefriedigend). Und der Activator ist einfach komisch! Wirkt aufgesetzt. Dann könnte man den freigewordenen Platz nutzen, um tiefer auf die besseren neuen Elemente einzugehen.
Naja, oder so ähnlich...

Road To Gehenna ist übrigens genial. In gewisser Weise ist das schon ein Schritt in Richtung TTP2. Man muss NPCs befreien, ist also technisch gesehen auch nicht mehr alleine unterwegs. Man ist auch ständig mit ihnen über Social Media in Kontakt. Die einzelnen Gebiete sind größer und beeindruckender gestaltet, z.B. eine riesige, zerstörte Brücke, von der aus man von oben in die einzelnen Puzzle Bereiche reinschauen kann. Die Puzzle Bereiche sind auch nicht immer im gleichen Schema abgegrenzt. Im Wüstengebiet fällt man z.B. einfach in eine Schlucht, welche dann das Puzzle ist (eines der besten). Woanders gibt es das "Open Field" Puzzle, das genau so riesig ist, wie es klingt. Der Platz wird dabei auch für coole Ideen genutzt.
Und dann wäre da natürlich noch der Schwierigkeitsgrad, vor allem bei den Sternen. Jetzt weiß ich wieder, wie ich damals eine Stunde lang in der o.g. Schlucht feststeckte, während im Hintergrund der Tetris Podcast von Stay Forever lief. Hier hätte ich das 20 Minuten Achievement locker mehrere Male bekommen. Es werden hier auch keine neuen Mechaniken hinzugefügt sondern einfach lauter verrückte Ideen mit den bekannten gezeigt.

Insgesamt fand jetzt TTP1 und TTP2 ähnlich motivierend, nur aus leicht unterschiedlichen Gründen. Aber das Puzzle Design von Road To Gehenna gefällt mir am besten. Hoffentlich bekommt der zweite Teil auch noch einen DLC dieser Art.

[Lurtz]

Vielleicht sollte ich gestählt doch noch mal den Road to Gehenna-DLC antesten. Damals fand ich den viel zu hart...

[DieTomate]

Hart aber fair. Man braucht auch nicht alle Sterne, um das Bonusgebiet zu sehen (ich glaube 10 von 16).

[Bonk]

Sorry fürs Ausgraben dieses alten Threads Kleiner Servicehinweis für Interessierte:

Das Spiel ist gerade 40% reduziert auf Steam. Kaufpreis 17,39€ bis zum 11.April.

Ist tatsächlich schon zum zweiten Mal so weit rabattiert, bin überrascht