Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

[Feamorn]

Master & Commander: Bis ans Ende der Welt (2003)
Was für ein Brett von einem Film! Nach dem enttäuschenden "Im Westen..." musste ich Vaddern unbedingt noch was Gutes bieten also haben wir uns diesen Klassiker wieder mal reingezogen.
Ich bin da wahrscheinlich nicht objektiv, aber für mich ist das der beste Segelkriegsschiff-Film aller Zeiten. (So viele gibt es abgesehen von alten Piratenfilmen ja leider auch nicht) Die Jack Aubrey Bücher auf denen der Film lose basiert habe ich fast alle gelesen, und durch Vadder als alten Seemann sowieso ein Faible für das Thema. Aber es ist kein Gramm Fett an diesem Film! Peter Weir beleuchtet so viele interessante Facetten der Segelschifffahrt, inszeniert Gefechte ungemein intensiv (der Sound!), schafft immer wieder Raum für ruhige Passagen und schöne Naturaufnahmen (Galapagos), und auch die Feinzeichnung der Charaktere kommt nicht zu kurz (ich sage nur, Kanonenkugel... ). Dazu Paul Bettany und Russell Crowe als famos besetzte Rollen... Hach. Einfach geil. Vaddi hat´s auch wieder gefallen. Schade, dass es davon nicht noch mehr gab.

Mehr Sand aufs Deck! Feuern beim Aufschwung! Auf unsere Ehefrauen und unsere Geliebten, mögen sie sich niemals begegnen!
9/10 Fanboiwertung

Ein Verbrechen, dass es da keine Fortsetzungen gab...
Die Periode/das Setting ist eh unterbelichtet, und dann haut Weir da so ein Schmuckstück raus, und es floppt... :-/

[Heretic]

Jurassic World - Ein neues Zeitalter

Nachdem sich die Dinos auf der ganzen Erde verbreitet haben, versucht die Menschheit, sich mit ihnen zu arrangieren. Was eher schlecht als recht gelingt, aber das ist im Grunde egal, denn den Regisseur interessiert's nicht. Der erzählt unter dem Jurassic World-Banner lieber eine banale Geschichte um mutierte Heuschrecken und einen geklonten Teenager. Dazu kommt noch ein fieser Konzern inklusive Oberbösewicht (der verdächtig nach Apple-Chef Tim Cook aussieht), der mithilfe der Heuschreckenplage versucht, die globale Nahrungsmittelproduktion an sich zu reißen. Das klingt nicht nur nach einem James Bond-Film, es fühlt sich auch so an. Nur leider in schlecht und langweilig. Dabei gibt's an jeder Ecke mal mehr, mal weniger gelungen animierte Dinos, die aber hauptsächlich für inflationär vorhandene Verfolgungsjagden herhalten müssen. Da wird Assassin's Creed-like über Häuserschluchten gehüpft und mit Auto, Motorrad und Flugzeug vor allerlei Getier geflüchtet. Meist vor Raptoren, die per eingepflanzten Chip auf bestimmte Ziele gehetzt werden können. Hach ja...

Neben Chris Pratt und Bryce Dallas Howard dürfen auch noch Sam Neill, Laura Dern und Jeff Goldblum vorbeischauen. Eine große Rolle spielen sie aber nicht, ist halt Fanservice. Naja, insbesondere Sam Neill ist ganz lustig in seinem Indiana Jones-Gedächtnisoutfit.

Fazit: "Jurassic World - Ein neues Zeitalter" ist auf zweieinhalb Stunden aufgeblasenes Blockbuster-Action-Gedöns mit einer öden, an schlechte Bond-Filme erinnernden Story. Hat mich überhaupt nicht abgeholt.

[Heretic]

Tár

Todd Fields fiktives Biopic der Stardirigentin Lydia Tár ist ein anspruchsvoll-anstrengender als auch faszinierender Film. Da wird z. B. minutenlang im Rahmen eines Fernsehinterviews über Feinheiten der klassischen Musik und die Kunst des Dirigierens gefachsimpelt, was für Nichtkenner der Materie (wie mich) sehr anstrengend sein kann. Gleichzeitig taucht man in die Untiefen des Arbeits-, Privat- und Seelenlebens der musikbesessenen Karrierefrau ab, die die Vorzüge ihres privilegierten Status als ältere und mächtige weiße Frau zu nutzen weiß. Auch vor Themen wie Cancel Culture schreckt der Film nicht zurück. Einerseits faltet Lydia einen ihren Studenten verbal zusammen, als der sich weigert, Werke von "problematischen alten CIS-Männern" anzuerkennen und zu spielen. Andererseits bekommt sie selbst die Folgen ihrer egoistischen Handlungen zu spüren; vor allem, nachdem sich eine ihrer ehemaligen Mitglieder ihres Förderprogramms das Leben nimmt. Und auch ihre Lebenspartnerin ist alles andere als begeistert, als sich Lydia besonders intensiv um die junge russische Cellistin Olga zu kümmern scheint.

Ich mag sperrige Filme zu mir fremden Themen wie z. B. Hanekes "Die Klavierspielerin", Aronofskys "Black Swan" oder auch Guadagninos "Suspiria" (das ich nicht als Remake von Dario Argentos Horror-Meisterstück, sondern als eigenständiges Werk betrachte). "Tár" verzichtet weitgehend auf Horrorelemente und kommt über weite Strecken sehr trocken und unterkühlt rüber. Cate Blanchett spielt als Lydia Tár gewohnt großartig auf, als Sympathieträger kann man ihre Figur aber nicht gerade bezeichnen. Was dazu beigetragen haben könnte, dass mich der knapp 160minütige Film trotz des starken Beginns im letzten Drittel etwas verloren hat. Ich war irgendwie nicht mittendrin, sondern nur dabei. Definitiv ein Kandidat für eine Zweitsichtung in ein paar Jahren, denn einen gewissen Eindruck hat er bei mir doch hinterlassen.

[tpommer]

Jetzt jab ich jedenfalls Lust auch mal Captain Phillips zu schauen

Der Film ist hervorragend. Die angeblich wahre Geschichte ist wohl ziemlich fabriziert. Aber der Film ist wirklich 1A.

Andre

Ich habe den Film inzwischen gesehen und fand ihn auch sehr gut.
Nach mehrerer gelesener Artikel soll die Geschichte wohl schon recht nah wiedergegeben worden sein, inklusive dem Rettungsboot und der Navy Seals am Ende. Zumindest soll laut Serienjunkies aber der Captain eher ein Depp gewesen sein und kein Tom Hanks.

Jetzt hab ich - auch aus Inselpodcastgründen - auch noch Lust mal Castaway zu schauen. Auch den hab ich nie gesehen.

[Dicker]

Ich war 2x in der Sneak

Girl you know its true
Endlich mal wieder ein guter Film aus Deutschland und selbst Matthias Schweighöfer spielt gar nicht mal scheiße. Die Geschichte rund um den Milli Vanilli Skandal wird prägnant und temporeich erzählt und stellt Rob und Fab in den Mittelpunkt. Die durchbrechen dabei häufiger mal die 4. Wand und der Film beleuchtet alle Seite recht ausgewogen. Dazu sehen die Schauspieler von Rob und Fab ihren Originalen zum Verwechseln ähnlich. Wirklich grandioses Casting.
Nur gegen Ende kommt mir Frank Farian und die gesamte Musikindustrie etwas zu gut weg. Auch wird die Größe des Skandals für den Zuschauer nicht gut greifbar. Dem Abstieg der Beiden widmet der Film dann an den falschen Stellen etwas zu viel Zeit (zu wenig direkt danach, zu viel einige Jahre später) und verpasst es das Geschehene im Kontext der Zeit noch mal einzuordnen.
Insgesamt trotzdem sehenswert und ein toller Trip durch eine Musikgeschichte Made in Germany, die größer gewesen ist, als es mir bewusst war. 7/10

Black Friday for future (une année difficile)
Schrecklicher Film, von vorne bis hinten schlecht. Und je länger man drüber nachdenkt, desto schlechter wird er.
Es geht um zwei überschuldete Looser, die durch Zufall an eine Gruppe Konsum/Öko-Aktivisten (ähnlich der letzten Generation) geraten. Diese wollen sie anfangs nur dazu ausnutzen, um Geld zu machen und um deren Anführerin anzubaggern. Den Rest kennt man, die beiden werden bessere Menschen, bla bla bla.

Die Geschichte ist dabei so konfus wie unstrukturiert und hat keinen Fokus. Soll es nun um die Schulden der beiden Hauptdarsteller gehen? Oder doch um die Aktivisten und ihre Aktionen? Oder um die Liebesgeschichte, die auch noch unbedingt Platz finden musste? Nichts davon wird zu Ende erzählt.
Die Charakter sind nicht nur durch die Bank unsympathisch, insbesondere Albert. Und ihre Entwicklung ist für den Zuschauer zu keinem Zeitpunkt nachvollziehbar. Warum brennen sie plötzlich für Umweltanliegen? Keine Ahnung.
Und was ist aus den Schulden geworden? Nicht so wichtig, aber ich setze meinen Job aufs Spiel um einer Gruppe zu helfen, die mich zuvor verstoßen hat.
Dann gibt es einen Charakter, dessen Sinn sich einem bis zum Ende nicht erschließt. Der Schuldnerberater Henri, der drei Szenen im Casino bekommt, um anzudeuten, dass er spielsüchtig ist. Nur dass das für den restlichen Film an keiner Stelle von Belang ist.
Auch schlimm sind die ganzen sexuellen Anspielungen und #metoo Momente, die nicht nur jegliches Feingefühl vermissen lassen, sondern auch komplett aus der Zeit gefallen sind. Dazu das kitschige Ende, von dem ich immer noch nicht weiß, was es mir eigentlich sagen soll.

Dabei stecken einige interessante Konzepte im Film. Konsumverzicht, wie ihn die Aktivisten predigen, muss man sich leisten können. Und die beiden Schuldner können das nicht.
Und aus den beiden Schuldnern hätte man unter anderen Vorzeichen eine nette Buddy-Komödie machen können. Oder eben ein richtiges Drama. Aber dafür müsste man Sympathie für beide empfinden. Dafür bräuchte man ein Drehbuch, dass nicht voller Logiklücken steckt. Und eben den oben beschriebenen Fokus auf eines der Themen.
So bleibt nur zu sagen, der Film ist Mist. Um so trauriger, dass er von den Machern von "Ziemlich beste Freunde stammt". 2/10

[Jon Zen]

AKA (Netflix, Frankreich, 2023)

Der französische Hitman-Agent Adam Franco (Alban Lenoir) wird beauftragt eine Gangsterorganisation zu infiltrieren, um an einen südsudanesischen Terroristen zu gelangen, welcher für einen Anschlag mit vielen Toten verantwortlich gemacht wird.
Es treffen sich Tom Clancy, Leon: Der Profi, Imperium und Tyler Rake: Extraction in einem Gemisch aus komplexer Handlung und brutaler Actionszenen - nichts für zarte Seelen. Die kriminelle Organisation wirft zahlreiche Nebenhandlungen auf, die sie - bis auf eine - ziemlich gut auflösen und macht die Schurken menschlich.
Heraus kommt der beste französische Film der letzten Jahre (zumindest bzgl. der Genres, die mich interessieren).
9/10

Weil in dem Film so viel passiert, aber inhaltliche Kritik spoilert, kommt hier noch ein Spoilerteil (die Aussagen des Films halte ich für problematisch):

SpoilerShow

Leider benutzt der AKA am Ende wieder das Killer-Film-Klischee: Keine Zeugen - was in jedem Film nach hinten losgeht. AKA hätte es inhaltlich nicht gebraucht, profitiert aber auch von den sehr gut inszenierten letzten Szenen.

Kritisch sehe ich die Aussage des Films, sollte man sie ins politische Geschehen Frankreichs übertragen. Danach wäre Frankreich ein korrupter Staat, wo Whistleblower wie jegliche politische Feinde hinterücks ermordet werden und sie als Terroristen dargestellt werden: Für den politischer Vorteil einzelner, aber auch um die imperialistischen Ansprüche Frankreichs zu schützen. Selbst am Ende die polizeiliche Antiterroreinheit (wahrscheinlich GIGN) schießt im Wissen auf ihren Kollegen und Ärzte.
Also im Gegensatz zu einem Tom Clancy Roman, wo die Bösewichter einzelne Organisationen im Staat sind, ist hier die moralische Verdorbenheit mit dem Staatssystem verwoben. Während Clancy an den amerikanischen Staat glaubt, sind wir in AKA am Punkt, wo nur noch ein Neustart des Systems sinnvoll erscheint.
Dies würde der politischen Agenda von der linkspopulistischen Anti-Marcron-Partei France Insoumise entsprechen, welche u.a. eine neue Verfassung in Form einer 6. Republik erschaffen möchte. --> https://www.fr.de/politik/jean-luc-mele ... 58472.html

Diese naheliegende Interpretation macht den Film von Morgan Dalibert prekär: Als reiner Agenten-Film überzeugt er, aber sollte man die politische Kritik des Films ernst nehmen, kommt bei mir nur noch ein dafuq.

Generell spalten sich die Meinungen bei AKA, was ich bisher beim Überfliegen der Kritiken beobachtet habe.

[Desotho]

Der Tiger von Osaka (1974)
Ich dachte mir Action/Thriller aus den 70ern - Warum nicht? Nachdem in den ersten 10 Minuten bereits zwei recht explizite Vergewaltiungen kamen, habe ich nochmal nachgesehen und das Genre hat so nicht gestimmt, das ist ein Exploitationfilm.

Das Lexikon des internationalen Films fasst das Ganze durchaus treffend zusammen: „abstoßender, miserabel gestalteter Actionfilm voller sadistischer Szenen, garniert mit obszönem Dialog.“

[Peter]

Im Dezember habe ich für meine Verhältnisse ziemlich viele Filme gesehen. Kommentare lasse ich mal weg, das dürfte eh alles zur Genüge bekannt sein und es gab auch keine großen Ausreißer (im Vergleich zu den imdb-Wertungen), weder nach oben, noch nach unten.

8/10 Everything Everywhere All At Once
7/10 Indiana Jones and the Dial of Destiny
7/10 Leave the World Behind
6/10 The Killer
6/10 Fantastic Beasts: The Secrets of Dumbledore
5/10 Rebel Moon: Part One
4/10 Insidious: The Red Door
4/10 Jurassic World Dominion

[Voigt]

Kaina of the Great Snow Sea: Star Sage

Hatte die Serie vor paar Monaten angeschaut, Ende war ja da ziemlich offen, die Geschichte wurde jetzt im Kinofilm zuende erzählt. Technsiche Qualität fand ich jetzt nich viel besser als die TV-Serie, aber immernoch voll ok. Die Geschichte wurde nett zuende erzählt, mit alten Konflikten die nochmal leicht aufbrodeln und auch neuen Antagonisten. Alles in allem aber ziemlich vorhersehbar und Antagonist basiert mal wieder auf jugendlicher Idotie/Geltungssucht und am Ende wird alles vergeben, weil wollte ja auch nur das beste. Auch wenn er da sehr viele Menschen umbrachte.
Auflösung war dann auch erwartbar mit

SpoilerShow

Welt ist nach Klimawandel in einem Terraforming Projekt, was aber anscheinend tausende wenn nich millionen von Jahre lief. Überraschenderweise lief die Selbstverwaltung größtenteils ganz gut, bloß die letzte Phase der Abschluss ging nicht automatisch weiter. Das musste bloß gemacht werden und damit war der komplette Ungemach der Welt weg. Die Information war aber kaum vorhanden.

Alles in allem schon ok, das Ende wurde zumindest nicht komplett verstolpert, sondern wurde gut zuende gebracht. Lieber so als für immer offenes Ende oder komplett das Ende vergeigt. Man ist ja genügsam. 6.5/10

[LegendaryAndre]

Beau Is Afraid

Ein verstörendes Werk von Ari Aster (Hereditary, Midsommar) mit Joaquin Phoenix in der Hauptrolle, der wie immer eine tolle schauspielerische Leistung abliefert, ohne die der Film im Mittelmaß untergehen würde. Irgendwo habe ich die Beschreibung einer "absurden Albtraumkomödie" gelesen und ich finde das bringt es auf den Punkt. Trotz einiger starker Szenen mit künstlerisch beeindruckenden Effekten verliert der Film im letzten Drittel seine Faszination, was daran liegt dass die Rahmenhandlung immer weiter ins Absurde getrieben wird und man sich als Zuseher kaum mehr an etwas orientieren kann. Schon die ersten Szenen führen zu der Annahme, dass sich das Erzählte so nicht zugetragen haben kann und wir hier Beau's verzerrte Wahrnehmung im Rahmen einer schwerwiegenden Persönlichkeitsstörung zu sehen bekommen. So erwartet man spätestens am Ende eine Auflösung bzw. Erklärung der Handlung. Im letzten Drittel wird klar, dass der Film eigentlich gar nichts erklärt und am Ende weiterhin Raum für Spekulationen offen lässt. Bei manchen Filmen funktioniert das, hier allerdings nicht. Beau Is Afraid bleibt vage und oberflächlich und somit bedeutungslos. Das wertet den Film nachträglich ab. Was vielversprechend beginnt, endet in einem kreativen Wirrwarr, bei dem wohl nicht mal mehr der Regisseur und Autor Aster selbst wusste, was er damit erreichen wollte. Hätte ein guter Film werden können!

[BummsGeordy]

Die Fabelmans

aktueller Film von Steven Spielberg. Klar kann man da jetzt irgendwo fragen, wieso seine eigene Lebensgeschichte verarbeitet werden muss, und wen das interessiert und dass relativ wenig passiert... aaaaber: MICH hat's abgeholt. Es ist faszinierend für mich, wie ein Film es schaffen kann zu begeistern und mitzureißen, obwohl mich die Thematik vordergründig eigentlich nicht wirklich interessiert.
Spielberg hat eine Magie und kann Faszination vermitteln, wie kaum ein Anderer. Fand de Film ganz klasse - für mich einer der Top-Filme, die ich dieses Jahr gesehen hab

[Heretic]

The Elderly

Nachdem sich seine Frau Rosa durch einen Sprung vom Balkon das Leben nahm, zieht Rentner Manuel zu seinem Sohn Mario. Der bewohnt seit kurzem mit seiner schwangeren Frau Lena und seiner Tochter Naia eine neue Wohnung, nachdem er aufgrund von Arbeitslosigkeit sein Haus verloren hat. Das Zusammenleben gestaltet sich als schwierig. Insbesondere das Verhältnis zwischen Manuel und Lena ist angespannt, da er Marios erste Frau (die Mutter seiner Enkeltochter Naia) öfters erwähnt und Vergleiche zieht. Dass in Madrid zu allem Überfluss auch noch eine Hitzewelle mit Temperaturen weit über 40 Grad herrscht, ist der explosiven Stimmung in der kleinen Wohnung nicht gerade zuträglich. Und so eröffnet der sich zunehmend seltsamer verhaltende Manuel eines Abends beim Essen, dass er Lena umzubringen gedenke...

"The Elderly" aus Spanien ist über weite Strecken mehr Familiendrama als Horrorfilm, das sich mit den Themen Angst vorm Alter, Angst vor der Einsamkeit und auch Demenz auseinandersetzt. Dementprechend kriecht die Handlung in der ersten Stunde im Rollator-Tempo voran und wird nur von zwei, drei kurzen Schreckmomenten unterbrochen. Die Stimmung ist aber jederzeit bedrohlich, denn neben Manuel legen auch viele andere alte Leute zunehmend merkwürdige Verhaltensweisen an den Tag. Zum Ende hin nimmt der Film aber Fahrt auf und geht in eine... nunja, etwas krude aber nicht uninteressante Richtung. Wer auf eine komplette Aufklärung der Geschehnisse hofft, dürfte aber enttäuscht im Fernsehsessel zurückbleiben. Das Finale ist sozusagen "für Interpretationen offen" und wird nicht jedem schmecken.

[Desotho]

Der große Diktator (1940)
Ein wenig dispektierlich gesagt war er stellenweise aus heutiger Sicht schon etwas langweilig. Gleichzeitig hat er auch noch jede Menge Sachen die für mich auch heute noch funktioniert haben. z:b. wenn er seiner Sekretärin in seiner Phanstasiesprache richtig lang was diktiert. Sie tippt dann 3 Buchstaben und guckt ihn an. Oder beeindruckend, wenn Chaplin sich in WIndeseile in einer winzigen Kiste versteckt.
Auch die eindringliche Rede am Ende funktioniert noch.

Was ich auf WIkipedia noch heftig fand:

Eine meist negativ bewertete Szene im Film ist die, in der KZ-Häftlinge im Konzentrationslager marschieren, was nach Meinung der meisten Kritiker überzogen lächerlich dargestellt wird. Chaplin entschuldigte sich später für diese Szene, er habe nicht gewusst, wie schrecklich es im KZ wirklich war. „Hätte ich von den Schrecken in den deutschen Konzentrationslagern gewusst, ich hätte Der große Diktator nicht zustande bringen, hätte mich über den mörderischen Wahnsinn der Nazis nicht lustig machen können“, schrieb Chaplin Jahre danach in seiner Autobiografie.

Offenbar hat der FIlm auch durchaus zum Kriegseintritt der Amerikaner beigetragen und ist damit vielleicht wirklich der wichtigste FIlm der je gemacht wurde.

[Andre Peschke]

Beim weihnachtlichen Horrorfilme-Schauen mit den Brüdern gesehen:

Thanksgiving
Bisschen wie "Eli Roth's Scream". Bedeutet: Dümmer und ekliger als Scream, aber für Eli Roth erstaunlich schaubar, dessen sonstige Filme ich persönlich sonst durch die Bank beschissen finde. Das bisschen Gesellschaftskritik wird mit dem Holzhammer aufgetragen, die Gore-Effekte genauso, die Genre-Referenzen sind reichhaltig und das Effektniveau ordentlich. Verglichen mit dem Fake-Trailer auf dem.es basiert, sogar ein paar Grad weniger "edgelordig". Insgesamt: Geht schon.

Skinamarink
Prämisse klingt geil: Zwei Kinder erwachen in der Nacht, die Eltern sind weg und plötzlich verschwinden alle Türen und Fenster im Haus. Die Realität: Ein Experimentalfilm der die Frage beantwortet: Was, wenn die Kameraperspektiven in Paranormal Activity noch statischer wären und obendrein noch alles wichtige mindestens halb out of frame zeigen? Die Antwort bei uns war: Abbruch nach 30 Min.

When Evil Lurks
Ich glaube das Ding ist aus Argentinien. In einem kleinen Dorf taucht ein dämonisch besessener auf, der eigentlich nach strengem Ritual entsorgt werden soll, aber natürlich läuft da was schief und es droht die Geburt eines teuflischen Wesens. Das ganze spielt in einer Welt, in der das für alle Bewohner akzeptiert zu sein scheint, die auch die Lore kennen. Als Zuschauer versucht man nach und nach aus diesem Informationsdefizit aufzuschließen, was echt ein cooles Arrangement war. Obendrauf ist der Streifen wirklich ziemlich hemmungslos, inklusive "hat der Hund gerade das kleine Mädchen in den Kopf gebissen??? Oh, ja und jetzt geht die Szene noch weiter..." - Krams, der für manche vermutlich Grenzen überschreitet, wo es nicht mehr lustig ist (wir haben sehr gelacht ). Gut gemacht, bissl extrem, ordentliche Darsteller... Nett.

Talk to me
Kennt vermutlich jeder Genrefreund schon: Eine Gruppe jugendlicher findet ein Artefakt, dass es ihnen erlaubt mit Geistern zu sprechen. Sie benutzen das Ding, um den Geistern als Partygag zu gestatten von ihnen Besitz zu ergreifen - aber maximal 90 Sekunden, sonst "schreckliche Konsequenzen". Natürlich geht das schief und "schreckliche Konsequenzen". Der Anfang, in dem die unbedarften jungen Leute das Ding benutzen wie eine Partydroge, ist klasse gemacht. Dann kommt der Hereditary-Level-Twist... Und der Rest ist dann ganz netter Genrestandard.

No One Will Save You
Alienhorror meets Home-Invasion und das alles ganz ohne einen einzigen Dialog. Schöner Showcase für die Hauptdarstellerin, die hier ohne jeden Dialog ihre Isolation in einer teils magisch anmutenden Realität und den Kampf gegen Aliens bestreiten muss. Beeindruckend umgesetzt mit niedrigem Budget, aber persönlich fand ich das Ding als Film öde.

Andre

[Voigt]

"Geht schon. Abbruch nach 30min. Nett. Netter Genrestandard. Öde."
Härt sich nach guter Ausbeute an. ^^

[Andre Peschke]

"Geht schon. Abbruch nach 30min. Nett. Netter Genrestandard. Öde."
Härt sich nach guter Ausbeute an. ^^

Das war in manchen Jahren schon viel schlimmer.

Andre

[Voigt]

Deine Brüder sind doch sicher voll Animefans. Soll ich da mal was empfehlen mit besseren Kram?

[SirGaiwan&TheGreenT]

Oppenheimer
Ganz gut, aber aufgrund der Struktur und des großen Erzählzeitraums wirkt der Film trotz der drei Stunden Laufzeit stellenweise noch gehetzt. Und fand es ein wenig Schade, dass diese Verschränkungen aus inneren Zuständen, physikalischen Ideen und guter tricktechnischer Visualisierung nur am Anfang beim jungen Oppenheimer konsequent durchgezogen wurde. Mochte die entsprechenden Bilder. Und schade, dass sie nicht den Mut hatten, bisschen mehr Physik zu erklären, bzw. die ganzen Physiker und Wissenschaftlerinnen mal nicht bei ernsthaften fachlichen Gesprächen gezeigt haben. Aber alles in allem ein guter und recht kurzweiliger Film, der von den durchweg tollen schauspielerischen Leistungen getragen wurde. Hat mir besser gefallen als Tenet, bei dem mich gestört hat, dass der Film zwar versucht die zeitliche Inversion physikalischen zu Verorten aber erst gar nicht versucht es irgendwie ordentlich zu erklären und über die ganzen Probleme hinter der Idee zwar inszenatorisch elegant, aber dennoch einfach hinweg geht ("Versuchen sie es nicht zu verstehen, fühlen sie es.").

Hauntig in Venice
Ein schöner Film zum entspannten Berieseln lassen. Keine großen Überraschungen aber handwerklich einfach gut inszeniert. Wer die beiden neuen Adaptionen von Mord im Orientexpress und Tod auf dem Nil schon mochte, der macht auch mit diesem Film nichts falsch.

[Jon Zen]

Maestro (2023, Netflix von und mit Bradley Cooper und mit Carey Mulligan)

Ein Biopic über den Dirigenten, Pianisten und Komponisten Leonard Bernstein. Ich hatte die fatale Annahme, dass es dort um Bernsteins musikalisches Werk geht. Selten lag ich so falsch. Seine Musik wie z.B. West Side Story, oder seine Wiederentdeckung von Gustav Mahler spielt nur in der Hintergrundmusik eine Rolle.
In Maestro geht es um Bernsteins sexuelles Leben, da er einerseits mit Felicia Montealegre verheiratet war (und sie auch liebte), aber anderseits lauter homosexuelle Beziehungen nebenher führte, welche die Ehe schwer belastete. Der Film beginnt und endet mit dem Krebstod seiner Frau im Alter von 56 und ist unterteilt in einzelne Ausschnitte Bernsteins Leben, meist Feste. Eine richtige Handlung gibt es nicht. Die Kamera fokusiert das Ehepaar meist so, dass im 4:3 Format andere Charaktere ausgeblendet werden - auch wenn diese reden, sieht man oft nur die Gesichter der Bernsteins. Der erste Teil des Films, welcher in den 40er und 50ern spielt, ist in schwarz-weiß gehalten. Die Sets sind sehr hochwertig an die jeweilige Zeit angepasst. Das ist ein Augenschmaus.
Leider können selbst die besten Sets, Kostüme und Schauspieler keinen Film ohne Handlung tragen. Die Handlung, die es gibt, ist belanglos. Man könnte meinen, dies sei ein Film über einen Menschen, welcher zerissen zwischen seiner sexuellen Identität und dem Anspruch der Gesellschaft ist. Das ist er aber nicht. Bernstein wird als egozentrischer Narzist dargestellt, der alles von Menschen in seinem Umfeld will, einschließlich deren sexuellen Zuneigung - zumindest bis seine Frau schwer krank wird. Das ist leider völlig uninteressant inszeniert.
Ich hoffte auf ein Musik-Biopic mit einem meiner Lieblingsschauspieler (Limitless) und wurde über mehr als 2 Stunden gelangweilt. Bei der 40 Minuten Marke war ich mir sicher, dass es einen Kniff geben wird. Spoiler: Den gibt's nicht.
Man starrt danach weitere eineinhalb Stunden auf Upper-Class-Partys ohne Substanz.
4/10

[wiesl]

Haben am Silvesterabend Seven und Fight Club geschaut, da ich nochmal wissen wollte, wie Fincher in den 90ern Filme gemacht hat. Abschließen wollten wir eigentlich mit The Killer, ist dann aber Fack you Goethe geworden, weil die Tochter nach 0 Uhr mit auf dem Sofa sitzen blieb. Letzterer bestand quasi nur aus Blowjobwitzen, sie hats bereut

Fand beide Filme, die ich schon als Teenager irgendwann vor 20 Jahren gesehen habe, nicht so berauschend. Seven ist ein ziemlich unentschlossener Film. Eine klassische Detektivgeschichte ist es nicht, da der Killer ziemlich schnell bekannt ist. Auch kam dieser viel zu spät als Charakter ins Spiel, um noch ein psychologisches Katz-und-Maus-Spiel draus zu machen. Am ehesten hatte ich das Gefühl, Fincher wollte wie in Mindhunters erzählen, was dieser Job mit den Detectives macht. Die (viel zu seltenen) Szenen mit Morgan Freeman und Gwyneth Paltrow an einem Tisch waren das klare Highlight. Fight Club fand ich richtig cool, bis der eigentliche Fight Club aufmacht, dann wird der Film zu einer Feier toxischer Maskulinität. Hab im Nachgang gelesen, der zugrunde liegende Roman wäre eine Satire auf eben diese, aber das fand ich im Film kaum widergespiegelt. Auch wenn die Eskalationsspirale im Nachgang natürlich ein deutlicher Fingerzeig auf die negativen Folgen ist, wurde mir das grundlegende Gedankenkonstrukt (Männer sind entmannt, Generation nur von Frauen erzogen, müssen sich auf die Fresse hauen um was zu fühlen) viel zu lange viel zu positiv dargestellt.