Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

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mfj
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Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von mfj »

DerVerbannte hat geschrieben: 19. Jan 2024, 12:47 Entschuldigt diesen Textblog, den vermutlich keiner interessiert, aber dass musste ich mir aus der Seele schreiben, Danke und beste Grüße!
Mich hat es interessiert!
Und du hast ja auch recht mit deinen Aussagen. Es fällt (mir) nur schwer zu glauben, dass diese Leute wirklich nicht zu verstehen scheinen, wohin der Mist führt.. Dazu gibt es doch nun wirklich genug Anhaltspunkte..Gerade jetzt und gerade hier ist dieses "davon habe ich nichts gewusst" nicht so wahnsinnig glaubwürdig... Aber klar, wer auch nur einen rechten zum Umdenken bringt verdient einen Orden..
Tatsächlich begegnen mir im Alltag nicht viele, die sind unter sich und von meiner Mischpoke sehr weit entfernt..
Wenn ich dann doch einen vor der Nase habe, der dann auch noch gesprächsbereit ist, werde ich deinen Apell beherzigen..
dvux
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Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von dvux »

Danke für diese Folge. Gerade die zweite Hälfte ist sooo wichtig in der heutigen Zeit.
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Leonard Zelig
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Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Leonard Zelig »

DerVerbannte hat geschrieben: 19. Jan 2024, 12:47 Nur einer Aussage von @Jochen fühle ich mich verpflichtet energisch zu widersprechen. DOCH, man muss sogar mit Rechten reden, denn nur so kann man sie überzeugen sich wieder einem besseren zu besinnen. Sie sind nicht verloren, es ist nur viel bequemer dass zu behaupten, denn dann muss man sich mit denen nicht mehr auseinandersetzen.
Es ist schwierig, es ist nervenaufreibend und oftmals schafft man es nicht, aber dennoch muss man immer wieder das Wort suchen und den Menschen begreiflich machen warum ihre Ideologie gerade so gefährlich ist und wohin das führt.
Privat kann das jeder so halten wie er möchte, aber das ständige Reden mit Rechten in deutschen Talkshows, Politsendungen, Morgenmagazin etc. hat jetzt nicht so viel gebracht in der Vergangenheit. So Appelle wie von Arnold Schwarzenegger begrüße ich aber und Wählerbeschimpfung wie teilweise geschehen auf den Demos gegen Rechts ist sicherlich auch nicht zielführend.
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Mauswanderer
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Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Mauswanderer »

Leonard Zelig hat geschrieben: 25. Jan 2024, 20:35 So Appelle wie von Arnold Schwarzenegger begrüße ich aber und Wählerbeschimpfung wie teilweise geschehen auf den Demos gegen Rechts ist sicherlich auch nicht zielführend.
Naja, was heißt "Wählerbeschimpfung" für dich? Wer als mündiger Bürger Nazis wählt, muss auch damit leben, dass bessere Menschen (generalisiert; sagt ja keiner "Lieschen Müller ist scheiße, weil sie Nazis wählt", weiß ja niemand) an Nazisympathisanten Anstoß nehmen.
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Leonard Zelig
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Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Leonard Zelig »

Mauswanderer hat geschrieben: 25. Jan 2024, 20:41
Leonard Zelig hat geschrieben: 25. Jan 2024, 20:35 So Appelle wie von Arnold Schwarzenegger begrüße ich aber und Wählerbeschimpfung wie teilweise geschehen auf den Demos gegen Rechts ist sicherlich auch nicht zielführend.
Naja, was heißt "Wählerbeschimpfung" für dich? Wer als mündiger Bürger Nazis wählt, muss auch damit leben, dass bessere Menschen (generalisiert; sagt ja keiner "Lieschen Müller ist scheiße, weil sie Nazis wählt", weiß ja niemand) an Nazisympathisanten Anstoß nehmen.
Ob man ein besserer Mensch ist, weil man zehn Jahre nach der Gründung der Partei endlich aufgewacht ist sei mal dahin gestellt. Als ich und andere schon vor Jahren gegen die AfD demonstriert haben, war der Zuspruch in der Mitte der Gesellschaft überschaubar.

Wählerbeschimpfung ist nicht zielführend, weil sie zu ungewollter Mobilisierung und Solidarisierung auf der Gegenseite führen kann. Hillary Clinton kann ein Lied davon singen, ihr "basket of deplorables" war taktisch ziemlich unklug.
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Mauswanderer
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Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Mauswanderer »

Leonard Zelig hat geschrieben: 25. Jan 2024, 22:25 Ob man ein besserer Mensch ist, weil man zehn Jahre nach der Gründung der Partei endlich aufgewacht ist sei mal dahin gestellt. Als ich und andere schon vor Jahren gegen die AfD demonstriert haben, war der Zuspruch in der Mitte der Gesellschaft überschaubar.

Wählerbeschimpfung ist nicht zielführend, weil sie zu ungewollter Mobilisierung und Solidarisierung auf der Gegenseite führen kann. Hillary Clinton kann ein Lied davon singen, ihr "basket of deplorables" war taktisch ziemlich unklug.
Wer 2024 die AfD wählt, tut das vor einem ganz anderen Hintergrund als jemand, der das zu Luckes Zeiten getan hat. Heute kann sich niemand mehr irgendwelchen Illusionen hingeben, welche Geisteshaltung er damit unterstützt.

Clintons Äußerung war wahltaktisch vielleicht ein Fehler, aber das ist IMO nicht der Maßstab, den normale Bürger auf Demonstrationen gegen rechts anlegen müssen oder sollen.
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Leonard Zelig
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Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Leonard Zelig »

Mauswanderer hat geschrieben: 26. Jan 2024, 05:48 Heute kann sich niemand mehr irgendwelchen Illusionen hingeben, welche Geisteshaltung er damit unterstützt.
Genau. Der bürgerliche Mantel ist weg, die AfD verschleiert ihre Absichten nicht mehr. Daher rüttelt man mit den Demonstrationen keinen AfD-Wähler mehr wach. Sie steht ja auch weiterhin bei 20% - 22% in Umfragen.
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Lurtz
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Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Lurtz »

Das hat auch niemand behauptet. Genauso wenig, wie du nachweisen kannst, dann frühere größere Demonstrationen das verhindert hätten (während Covid und den Querdenker-Demos war die AfD zwischendurch fast von der Bildfläche verschwunden).

Dennoch sind die Demonstrationen ein wichtiger Hebel, um die Zivilgesellschaft mit einzubinden.
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ZiggyStardust
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Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von ZiggyStardust »

Leonard Zelig hat geschrieben: 26. Jan 2024, 08:19
Mauswanderer hat geschrieben: 26. Jan 2024, 05:48 Heute kann sich niemand mehr irgendwelchen Illusionen hingeben, welche Geisteshaltung er damit unterstützt.
Genau. Der bürgerliche Mantel ist weg, die AfD verschleiert ihre Absichten nicht mehr. Daher rüttelt man mit den Demonstrationen keinen AfD-Wähler mehr wach. Sie steht ja auch weiterhin bei 20% - 22% in Umfragen.
Natürlich steht sie das. Die Unzufriedenheit mit der Ampel verschwindet nicht durch die Demonstrationen. Für die Menschen im Osten sind das nur "moralbesoffene Besserwessis", die da auf die Straße gehen. Ob die Wähler beschimpft werden oder nicht spielt keine Rolle. Die Menschen haben das Gefühl, dass sie nur mit der Wahl der AfD ihren Unmut wirkungsvoll ausdrücken können. Vielleicht gibt es mit der Werteunion von Maaßen bald eine Alternative, aber das muss man abwarten.
Mauswanderer
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Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Mauswanderer »

ZiggyStardust hat geschrieben: 26. Jan 2024, 09:03
Natürlich steht sie das. Die Unzufriedenheit mit der Ampel verschwindet nicht durch die Demonstrationen. Für die Menschen im Osten sind das nur "moralbesoffene Besserwessis", die da auf die Straße gehen. Ob die Wähler beschimpft werden oder nicht spielt keine Rolle. Die Menschen haben das Gefühl, dass sie nur mit der Wahl der AfD ihren Unmut wirkungsvoll ausdrücken können. Vielleicht gibt es mit der Werteunion von Maaßen bald eine Alternative, aber das muss man abwarten.
Das ist mir zu pauschal. Es sind ja nun nicht alle Ostdeutschen dumm.
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Andre Peschke
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Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Andre Peschke »

ZiggyStardust hat geschrieben: 26. Jan 2024, 09:03 Die Unzufriedenheit mit der Ampel verschwindet nicht durch die Demonstrationen. Für die Menschen im Osten sind das nur "moralbesoffene Besserwessis", die da auf die Straße gehen. Ob die Wähler beschimpft werden oder nicht spielt keine Rolle. Die Menschen haben das Gefühl, dass sie nur mit der Wahl der AfD ihren Unmut wirkungsvoll ausdrücken können. Vielleicht gibt es mit der Werteunion von Maaßen bald eine Alternative, aber das muss man abwarten.
Das will mir trotzdem nicht ins Hirn. Man kann die Ampel ja scheiße finden - legit. Bin da auch mit vielem nicht Happy. Aber die LÖSUNG dafür in "AFD wählen" zu suchen, ist ja nicht irgendwie zwingend. "Ich kann meinen Unmut nur ausdrücken, indem ich Rechtsradikale wähle" - hä? Sorry, aber das ist doch als Erklärung nicht ausreichend. Wähl halt CDU? Als wäre das nicht schlimm genug und würde den versifften Linksgrünen nicht ebenfalls total quer gehen. Ja, ja, der Dolchstoß der blühenden Landschaften, CDU ist ja auch nur Establishment etc. Aber dennoch bleibt es doch unterm Strich dabei: Die Hürde, dass man um seinen Unmut auch unbeding maximal auszudrücken die Faschos wählt, muss man erstmal nehmen.

Und selbst wenn man das ausklammert (und das ist ne große Klammer), dann ist die AFD doch auch sonst eine völlig idiotische Wahl. Eine Partei, die von einem Dexit fabuliert, davon versprechen sich die Leute eine BESSERUNG ihrer Situation? Die AFD will Spitzensteuersätze Senken, weniger Sozialstaat und den Mindestlohn senken wir auch noch - sind das die Hunderttausende reiche Ost-Unternehmer, die die AFD zu ihren Prozenten bringen? Weil, sonst macht das irgendwie auch nicht viel Sinn. Ihre strengere Migrationspolitik würde den Fachkräftemangel verschärfen und als Antwort darauf fantasiert dann ein Mitarbeiter von AFD-Spitzenpolitikern offen über eine Zwangsspende von Eizellen deutscher Frauen (nach Monaten dann zurückgerudert). Rückkehr zu russischem Gas soll es geben, ohne das erklärt wird, wie das passieren soll und welche außenpolitischen Konsequenzen das nach sich zieht.

Das wäre schon Irrationalität auf einer echt großen Skala.

Andre
IDEA
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Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von IDEA »

Viele Leute sind halt leider nicht sonderlich schlau :/
Vaskes
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Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Vaskes »

Ich vermute mit Logik kommt man da nicht weiter. Mit 16 habe ich mich gefragt was der ganze Wahlkampf eigentlich soll. "Schickt mir doch einfach eurer Programm, ich les es mir durch und entscheide dann" habe ich gedacht. Damals war ich ich tatsächlich so naiv, die Welt funktioniert leider anders und die ganzen Weidels, Trumps, Merz und Söders haben das ja auch kapiert, dass es auf Fakten nicht ankommt. Es gibt ja auch Menschen die trotz Schulabschluss Globuli nehmen, das kannst du rational auch schnell widerlegen, ist trotzdem ein Milliardengeschäft.

Grüße
Vaskes
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Lurtz
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Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Lurtz »

Ich würde das nicht auf Intelligenz und dergleichen schieben. Die AfD hat in der Mittelschicht und unter Unternehmern mindestens genauso viel Unterstützung wie in der sogenannten Unterschicht. Leute, die glauben sie haben etwas zu verlieren, sind für diese Demagogen oft noch deutlich anfälliger als Leute, die bereits alles verloren haben.

Auch das müssten gerade Deutsche eigentlich wissen.
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Avantenor
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Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Avantenor »

Andre Peschke hat geschrieben: 26. Jan 2024, 11:55 Das will mir trotzdem nicht ins Hirn. Man kann die Ampel ja scheiße finden - legit. Bin da auch mit vielem nicht Happy. Aber die LÖSUNG dafür in "AFD wählen" zu suchen, ist ja nicht irgendwie zwingend. "Ich kann meinen Unmut nur ausdrücken, indem ich Rechtsradikale wähle" - hä? Sorry, aber das ist doch als Erklärung nicht ausreichend. Wähl halt CDU? [...]
Viele Regionen erleben seit 30 Jahren, egal welche Partei an der Macht war, einen Rückgang ihrer Infrastruktur und Standards. Man witzelt bspw. nicht umsonst über "Sachsen-Durchfahrt", weil da eben keiner mehr "anhalten" will. Dass einige dann lieber Täter in einem autoritären System wären als (gefühltes) Opfer in einem sozialliberalen, kann ich zumindest der Logik nach verstehen (will es aber nicht akzeptieren). Deswegen glaub ich ähnlich wie Ziggy, dass Scham, Schimpf und Schande als Hauptgegenmittel zumindest bei dieser Gruppe Unzufriedener keinen Meinungswechsel herbeiführen wird, sondern nur Ergebniss. Und in deren Logik kümmert sich Berlin sehr stark um Flüchtlinge, feministische Außenpolitik, die Menschenrechtssituation in China und wie wir den Regenwald in Südamerika retten können. Gleichzeitig verteuern sie die unmittelbarsten Dinge des Lebens (Gas, Benzin, Wohnraum). Aber sie haben weder Narrativ noch Erfolge, wie wir passend zum Deutschland-Ticket überhaupt mal wieder einen funktionierenden ÖPNV außerhalb der großen Städte hinbekommen und man zeitnah einen Termin bei einem Orthopäden bekommt. Als Beispiel. Da verfängt die AfD (und Trump und die Brexiteers) natürlich, wenn sie "fuck the world" sagen.
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Flo
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Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Flo »

Lurtz hat geschrieben: 26. Jan 2024, 12:32 Ich würde das nicht auf Intelligenz und dergleichen schieben. Die AfD hat in der Mittelschicht und unter Unternehmern mindestens genauso viel Unterstützung wie in der sogenannten Unterschicht. [...]
Und ich würde nicht auf die Idee kommen Unternehmer und Leute mit besseren Einkommen mit einer höheren Intelligenz zu assoziieren, als Leute mit schlechteren Einkommen.

Davon abgesehen Stimme ich dir aber zu, dass die Mittelschicht gute Gründe hat den Status quo zu fetischieren. (Irrational versteht sich.) Zuwenig Geld/Seilschaften um tatsächlich Politik zu gestalten, aber genug um bei einer Veränderung potentiell etwas verlieren tun können.
Bateman
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Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Bateman »

Wir haben in Deutschland (und weltweit) die höchsten Zustimmungsraten für rechtsextreme Parteien, Personen, Ideen seit den 1930er Jahren.

Sind wir uns da einig?

Wenn ja, woran liegt das?
Da muss man systematisch ansetzen, nicht bei irgendwelchen individuellen Wahlentscheidungen.

Denn genau, wie in den 1930er Jahren gibt es für diese Menschen offenbar sehr viele gute Gründe für ihr Wahlverhalten.

Spoiler für den Hauptgrund:
5 (!) Menschen haben seit 2020 ihr Vermögen mehr als verdoppelt - eine Steigerung um USD 464 Milliarden.
Während 5 Milliarden (!!!) Menschen ärmer wurden - um insgesamt USD 20 Milliarden.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/oxfam ... e41f442854
oilrumsick
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Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von oilrumsick »

Avantenor hat geschrieben: 26. Jan 2024, 13:17
Andre Peschke hat geschrieben: 26. Jan 2024, 11:55 Das will mir trotzdem nicht ins Hirn. Man kann die Ampel ja scheiße finden - legit. Bin da auch mit vielem nicht Happy. Aber die LÖSUNG dafür in "AFD wählen" zu suchen, ist ja nicht irgendwie zwingend. "Ich kann meinen Unmut nur ausdrücken, indem ich Rechtsradikale wähle" - hä? Sorry, aber das ist doch als Erklärung nicht ausreichend. Wähl halt CDU? [...]
Viele Regionen erleben seit 30 Jahren, egal welche Partei an der Macht war, einen Rückgang ihrer Infrastruktur und Standards. Man witzelt bspw. nicht umsonst über "Sachsen-Durchfahrt", weil da eben keiner mehr "anhalten" will. Dass einige dann lieber Täter in einem autoritären System wären als (gefühltes) Opfer in einem sozialliberalen, kann ich zumindest der Logik nach verstehen (will es aber nicht akzeptieren). Deswegen glaub ich ähnlich wie Ziggy, dass Scham, Schimpf und Schande als Hauptgegenmittel zumindest bei dieser Gruppe Unzufriedener keinen Meinungswechsel herbeiführen wird, sondern nur Ergebniss. Und in deren Logik kümmert sich Berlin sehr stark um Flüchtlinge, feministische Außenpolitik, die Menschenrechtssituation in China und wie wir den Regenwald in Südamerika retten können. Gleichzeitig verteuern sie die unmittelbarsten Dinge des Lebens (Gas, Benzin, Wohnraum). Aber sie haben weder Narrativ noch Erfolge, wie wir passend zum Deutschland-Ticket überhaupt mal wieder einen funktionierenden ÖPNV außerhalb der großen Städte hinbekommen und man zeitnah einen Termin bei einem Orthopäden bekommt. Als Beispiel. Da verfängt die AfD (und Trump und die Brexiteers) natürlich, wenn sie "fuck the world" sagen.
Diese Leute sind gar nicht mehr zurückzugewinnen. Die Urbanisierung schreitet unaufhaltsam voran und da wird auch keine Regierung in absehbarer Zeit etwas dagegen unternehmen können (abseits von Zwangsumsiedlungen). Und warum sollte sie auch? Urbane Zentren sind in fast allen Belangen effizienter- grade beim Aufbau von Infrastruktur aller Art, aber auch bei der medizinischen Versorgung, Freizeitangeboten, Kinderbetreuung, Arbeitsplatzsuche und vielem weiteren.

Es muss in einen ganz anderen Modus umgeschaltet werden: Den Aufbau der Verteidigung der freiheitlich-demokratischen Systeme gegen extremistische Landesregierungen. Das heißt z.B. Blockademöglichkeiten zurückbauen indem man von Einstimmigkeit auf 2/3-Mehrheit umstellt, damit nicht eine rechtsextreme Landesregierung den ganzen Betrieb zum Stillstand bringen kann. Das müssen wir ja auch nur solange durchhalten, bis die frustrierte Landbevölkerung auf ein Maß zusammengeschrumpft ist, mit dem sie bei den Wahlen kein Gewicht mehr hat.
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Lurtz
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Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Lurtz »

Bateman hat geschrieben: 26. Jan 2024, 13:45Denn genau, wie in den 1930er Jahren gibt es für diese Menschen offenbar sehr viele gute Gründe für ihr Wahlverhalten.

Spoiler für den Hauptgrund:
5 (!) Menschen haben seit 2020 ihr Vermögen mehr als verdoppelt - eine Steigerung um USD 464 Milliarden.
Während 5 Milliarden (!!!) Menschen ärmer wurden - um insgesamt USD 20 Milliarden.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/oxfam ... e41f442854
Warum wählt man dann keine linksextreme Partei, die Klassenkampf macht, sondern eine rechtsextreme Partei, die die Lösung in Ausländer raus sieht und die Eliten noch reicher machen will?
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Re: Feierabendbier: "Wo Presse berichten sollte - und wo nicht"

Beitrag von Avantenor »

oilrumsick hat geschrieben: 26. Jan 2024, 13:50 Diese Leute sind gar nicht mehr zurückzugewinnen. Die Urbanisierung schreitet unaufhaltsam voran und da wird auch keine Regierung in absehbarer Zeit etwas dagegen unternehmen können (abseits von Zwangsumsiedlungen). Und warum sollte sie auch? Urbane Zentren sind in fast allen Belangen effizienter- grade beim Aufbau von Infrastruktur aller Art, aber auch bei der medizinischen Versorgung, Freizeitangeboten, Kinderbetreuung, Arbeitsplatzsuche und vielem weiteren.

[...] Das müssen wir ja auch nur solange durchhalten, bis die frustrierte Landbevölkerung auf ein Maß zusammengeschrumpft ist, mit dem sie bei den Wahlen kein Gewicht mehr hat.
Es ist ein sehr zynisches Argument, jemandem zu sagen, dass seine Art irgendwann sowieso aussterben/bedeutungslos wird und es sich daher nicht lohnt, sich für ihn einzusetzen. Beim Umweltschutz argumentieren wir zwar anders herum, aber Ossis gibt es scheinbar immer noch zu viele, besonders die mit anderer Meinung. Dass sich der zum Aussterben Freigegebene dann bemüht, dir die Zähne noch rechtzeitig auszuschlagen, solange er noch fit genug ist, würde dich das ernsthaft wundern? Findest du das eine erstrebenswerte Perspektive? Unterdrückung der Landbevölkerung durch die Städter? Ich hatte außerdem den Eindruck, dass die AfD auch in den größeren Städten zunehmend Anhänger findet.
Lurtz hat geschrieben: 26. Jan 2024, 14:19 Warum wählt man dann keine linksextreme Partei, die Klassenkampf macht, sondern eine rechtsextreme Partei, die die Lösung in Ausländer raus sieht und die Eliten noch reicher machen will?
Vermutlich weil linksextreme Parteien keine Fans von Eigenheim sind.
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