Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

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Errorelli
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von Errorelli »

Sehr gutes und interessantes Interview.
Aber auch wirklich bezeichnend wie sich die USK hier als Stellvertreter der Industrieinteressen auftut.

Erinnerte mich teilweise an das Putin Interview:
[1] Bitte beantworten Sie diese einfach ja/nein Frage: ...
[2] Alles begann im Jahr 768 n. Chr als der heilige ...

Das war schon sehr amüsant :D
ungetuem
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von ungetuem »

Vielen Dank für das Interview! Drei Gedanken:

1. Euer Gast hat (wie viele hier ja schon gesagt haben) nahezu unerträglich ausschweifend geantwortet. Ich hatte den Eindruck, dass er von Beginn an wahnsinnig defensiv war. Strategie: Ich rede einfach lange und sage die ganze Zeit “extrem komplexe Abwägung mit 1000 Dimensionen“. Das war extrem anstrengend und leider auch unergiebig dann (trotz Eurer berechtigten kritischen Nachfragen, die noch öfter hätten kommen können, was dann aber eventuell das Gespräch eskalieren lassen hätte…).

2. Warum war das so? Drei Möglichkeiten: Entweder er ist einfach ein sehr ausschweifender Redner. Oder aber er weiß, dass der Prozess der USK wahnsinnig viele Probleme hat und ist darum wahnsinnig defensiv von vorne herein. Oder: Ihr wart als Interviewer von Beginn an etwas zu „kritisch/offensiv“ ihm gegenüber, was ihn von Beginn an in eine Art Verteidigungshaltung gepresst hat. Zumindest bei Helge hatte man schon den Eindruck, dass es ihm recht schnell darum ging, die USK sozusagen zu „entlarven“ als Institution, die nicht einmal ansatzweise auf Basis des aktuellen Forschungsstandes zu Lootboxen und Suchtgefahren agiert. Nach dem Interview habe ich den Eindruck: Helge hat hier völlig recht! (So wie das häufig ist, wenn wissenschaftliche Expert:innen mit Praktiker:innen reden und diese kritisieren.) Aber VIELLEICHT war das Interview von Beginn an etwas zu konfrontativ geführt — was dann zu einer Art rhetorischer Mauertaktik geführt hat…

3. Klar herausgekommen ist jedenfalls: Die USK hat — erschreckenderweise!! — ein scheinbar völlig unzureichendes und unrealistisches Bild der psychologischen Zusammenhänge von Lootboxen und Suchtgefahren. Auch das, was Euer Gesprächspartner am Ende über „Medienkompetenz“ und seine eigene Tochter erzählt, ist meines Erachtens erschreckend naiv. Natürlich geht es um Medienkompetenz. Und um „Suchtvermeidungskompetenz“, was Kinder letzten Endes selbst lernen müssen. Aber wir bringen ihnen das nicht bei, indem wir Sie mit Heroin alleine lassen, sondern indem wir sie mal Bier trinken- oder Marihuana rauchen lassen. Und die Studien scheinen ja eher in die Richtung zu deuten, dass Lootboxen digitales Heroin sind…

Danke jedenfalls für Eure Arbeit, das ist wahnsinnig spannend und ich hoffe, Ihr bringt immer mal wieder was zu dem Thema!
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pepsodent
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von pepsodent »

ungetuem hat geschrieben: 16. Feb 2024, 15:11 3. Klar herausgekommen ist jedenfalls: Die USK hat — erschreckenderweise!! — ein scheinbar völlig unzureichendes und unrealistisches Bild der psychologischen Zusammenhänge von Lootboxen und Suchtgefahren.
Und das genau denke ich nicht.
Die wissen ganz genau, wie die Zusammenhänge sind.
Das geben die aber lieber nicht zu. Deshalb ja auch immer die Argumentation mit "juristisch" von dem Typ.
Wie jede Branche machen die auch nur das Minimum, was sie tun müssen, damit die keine handfesten juristischen Probleme bekommen.
Es ist ja durch mehrere Studien (laut Helge) sehr gut belegt, wie die Zusammenhänge sind. Das interessiert nur auf der wirtschaftlichen Seite keine Sau, weil Geld.
Und deshalb interessiert das die Politik auch nicht, weil Geld.
Und die USK kümmert sich noch weniger drum, weil ja nur Erfüllungsgehilfe von Branche und Politik und somit: weil Geld.

Für mich steht nach diesem Interview fest, dass die USK nur ein unnützer Sauhaufen ist, der nur so hoch springt wie er unbedingt muss, und dem der tatsächliche Jugendschutz am Arsch vorbei geht.
raiod
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von raiod »

Vielen Dank für diesen Podcast, ich bin noch nicht durch, ich hab quasi zu jeder Zeit Angst um meinen Blutdruck und das bzw. OBWOHL ich früher ein Gegner der harten Schnittpolitik war die mir meine schönen Spiele zerrupft hat. Kaum steckt das Geld der Industrie dahinter werden Ausflüchte gesucht und geschaffen.
Ihr habt genau die richtigen Fragen gestellt!
Es war mir ein inneres Blumenpflücken... äh ne, eigentlich eher ein "Inneres durch Dornbüsche laufen" :D
ZiggyStardust
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von ZiggyStardust »

In unserer Jugend gab es halt noch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften, die regelmäßig Spiele auf den Index gesetzt hat. Das war aus Spielersicht auch nicht optimal. Für die Eltern war es wahrscheinlich besser als die aktuelle Situation. Ich verstehe nur nicht warum Deutschland mal wieder sein eigenes bürokratisches Süppchen kochen muss. Es gibt doch die PEGI. Wozu braucht es da noch die USK? Kann man die nicht abschaffen? Ist ja nicht so, dass wir nicht wissen wohin mit den Steuereinnahmen und eine perfekte Infrastruktur hätten.
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Guthwulf
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von Guthwulf »

ZiggyStardust hat geschrieben: 16. Feb 2024, 15:36Es gibt doch die PEGI. Wozu braucht es da noch die USK? Kann man die nicht abschaffen? Ist ja nicht so, dass wir nicht wissen wohin mit den Steuereinnahmen und eine perfekte Infrastruktur hätten.
Die Frage kann man stellen. Die PEGI ist aber nicht besser als die USK. Funktioniert im Grunde genauso. Getragen von Interessenvertretung der Industrie als "(freiwillige) Selbstregulation", ebenfalls mit auf dem Papier unabhängigen Prüfgremien / Prüfprozess unter Einbindung der zuständigen Behörden, ähnlich wie die USK. Man würde sich in Deutschland die USK sparen, aber müsste dafür bei PEGI einsteigen und hätte noch weniger Kontrolle (da die anderen Staaten über den PEGI Council auch mitreden wollen). Das Ergebnis wäre vermutlich nicht besser.
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Cult of Puma
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von Cult of Puma »

EA Sports FC 24 hat von der PEGI die 3er (frei für alle) Klassifizierung erhalten und das mit den gleichen Indikatoren "In-game purchases includes random Items".
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XfrogX
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von XfrogX »

Nun müsste man eigentlich bei Politikern nachfragen ob das Verhalten der usk, dass ist was sie mit ihren Gesetzen, erreichen wollten.

Weil am Ende hat er ja ziemlich deutlich gesagt, das gemacht was gesetzlich möglich ist. Egal was Forschungen zeigen.
RoterTeufel1902
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von RoterTeufel1902 »

Also ich finde, dass dieses Interview generell nicht gut verlaufen ist. Die Gesprächsdynamik ist in die falsche Richtung gegangen und gegen Ende hatte man den Eindruck André möchte die USK irgendwie in Widersprüche verstricken und die USK möchte gar keine Antwort mehr geben. Das war dann eher eine politische Diskussion als ein Interview, das einen Informationsmehrwert haben sollte.
Und ich fand es dann auch nicht fair, mit den eigenen Kindern zu versuchen den Gegenüber zum stolpern zu bringen.
TKErbse
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von TKErbse »

Das Gespräch hat für mich gezeigt, wie schwer es vielen Volljuristen fällt die rein-juristische Brille abzusetzen und interdisziplinär eine Diskussion zu führen. Aus meiner Sicht aber auch verständlich, wenn er nicht als Privatperson sondern als Vertreter der USK und im speziellen als Legal Counsel auftritt.
Ich kann es dem Gast daher auch nicht ganz übel nehmen, dass er sich da eher (ausschweifend und nicht ganz greifbar wie Juristen eben sind) an die juristischen Standpunkten klammert als in eine Diskussion über psychologische Studien einzusteigen.

Daher auch gut von euch noch mal zu versuchen einen weiteren Kontakt herzustellen um da einen anderen Standpunkt innerhalb der USK beleuchten zu können.
Zaub9r
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von Zaub9r »

Ohne jetzt jeden Beitrag hier gelesen zu haben:
Mein Eindruck ist das die USK mehr oder weniger sagt „wir haben die Werkzeuge erstellt. Das die von Eltern richtig genutzt werden ist nicht unser Problem.“
Wo ich zugeben muss das sehe ich in einem gewissen Rahmen genauso. Ich höre von Bekannten immer wieder das in den Klassen der eigenen Kinder regelmäßig call of duty Von 12 jährigen gespielt wird. Die Eltern sind hier ganz klar in der Pflicht sich der Thematik in der Tiefe anzunehmen.
Tekal
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von Tekal »

Das Interview zeigt meiner Meinung nach ganz schön was das Problem einer freiwilligen Selbstkontrolle einer Industrie durch sich selbst ist.
Vieles muss verbogen werden, damit es der Industrie doch nicht so stark „schadet“ wie es müsste um effektiven Jugendschutz zu gewährleisten.
Lootboxen in eine Altersbewertung einzubringen und in diesen Rahmen weder die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse darzustellen noch Suchtproblematiken deutlich zu machen und somit ein transparentes und umfassendes Informationsamgebot für Interessierte zu schaffen, konterkariert ja die Aussage, dass das Selbstverständnis der usk angeblich der Jugendschutz sei.
Es entsteht eher der Eindruck das dort ein Feigenblatt der Industrie erschaffen wurde die in manchen Bereichen sonstig als ob, um staatlicher Kontrolle zu umgehen. Offensichtlich muss der Gesetzgeber nochmal tätig werden und Lootboxen als Indizierungsgrund definieren.
Tekal
Beiträge: 61
Registriert: 11. Feb 2016, 20:04

Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von Tekal »

Zaub9r hat geschrieben: 17. Feb 2024, 01:03 Ohne jetzt jeden Beitrag hier gelesen zu haben:
Mein Eindruck ist das die USK mehr oder weniger sagt „wir haben die Werkzeuge erstellt. Das die von Eltern richtig genutzt werden ist nicht unser Problem.“
Wo ich zugeben muss das sehe ich in einem gewissen Rahmen genauso. Ich höre von Bekannten immer wieder das in den Klassen der eigenen Kinder regelmäßig call of duty Von 12 jährigen gespielt wird. Die Eltern sind hier ganz klar in der Pflicht sich der Thematik in der Tiefe anzunehmen.
Das wäre völlig richtig, wenn den die Eltern selbst in ihrer Entwicklung zu Erwachsenen hin z.B. durch Schule und andere Institutionen Medien kompetent gemacht worden wären und selbst eine gute Selbstregulation hätten. Alle Erkenntnisse weisen aber darauf hin, dass diese zum großen Teil leider selbst nicht befähigt sind und dort erstmal wieder staatlich regulatorischer eingegriffen werden muss, um eine gesellschaftliche Gefahrenabwehr gewährleisten zu können.
Diese Abwägung findet ja regelmäßig statt. Das Argument Erwachsene wissen schon was sie tun, wird bei Betäubungsmitteln und suchterzeugenden Stoffen regelmäßig zu Gunsten der Gefahrenabwehr niedriger bewertet.
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BummsGeordy
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von BummsGeordy »

habe den Podcast direkt bei Erscheinen gehört, wollte jedoch nicht direkt und emotional dazu kommentieren. Jetzt habe ich mir ein paar Tage Zeit gelassen, kann nun aber leider keine Details mehr rekonstruieren ;)

wahrscheinlich stimme ich hier einfach dem allgemeinen Tenor zu:

- euer Gesprächspartner hat eine sehr schlechte Figur abgegeben. Ich finde es gut und lobenswert, dass er sich für ein Interview Zeit genommen hat, aber WAS er gesagt hat, hat mich wenig weiter gebracht. Letztlich hat er mein "Vertrauen" in dieses Konstrukt eher reduziert und lässt mich jetzt das ganze skeptisch sehen - was VORHER so nicht war
- es ist frustrierend, dass dieser Offenbarungseid eines Interviews keinerlei Konsequenz haben wird.
- es scheint nun wirklich so, dass der erste äußere Einruck "Selbstregulation von Wirtschaftsunternehmen funktioniert nicht" sich bestätigt. eure Fragen wurden nicht inhaltlich beantwortet. Alles wirkte wie vorgefertigte Phrasen und der Versuch etwas zu rationalisieren, was nicht rational argumentiert werden kann, wenn man gewisse Prämissen voraussetzt. (konkret: WENN die USK wirklich für Jugendschutz arbeiten würde, dann müsste sie sich auch konsequent darn messen lassen.. und nicht wie im Interview der Eindruck entsteht: irgendwas tun, bei dem sich sich wieselig auf irgendwelche Rechtsformulierungen zurückzieht, die bei genauer Betrachtung gar nicht das unterstützen, was sie versuchen zu rationalisieren.)
- in meiner Erinnerung habt ihr nämlich genau die Themen angesprochen, die wie Elefanten im Raum stehen: es gibt eine krasse Diskrepanz zwischen aktuellem wissenschaftlichen Erkenntnisstand zu glücksspielähnlichen Elementen in Spielen und DEM, was die USK daraus macht. Insbesondere, weil es (wie im Interview ja herauskam) SO wie die USK es handhabt auch gar nicht von Seiten des Gesetzgebers gemeint oder vorgegeben war.


also lange Rede kurzer Sinn: ich fand eure Fragen, euere Erläuterungen und euer Nachhaken wirklich gut. Allerdings hat euer Gesprächspartner entweder nicht verstanden was ihr wolltet, konnte die Fragen aufgrund mangelnder Kenntnisse nicht beantworten oder hat einfach versucht etwas schönzureden und auszublenden, was sich nicht schönreden lässt.

Im Sinne der Grundannahme des Forums nehme ich jetzt mal die ersten beiden Optionen an. Allerdings hilft es am Ende auch nicht, wenn die Praxis der USK dann SO etwas produziert. Mist ist Mist - egal ob er aus mangelnder Kompetenz oder aus Boshaftigkeit produziert wird.

Für mich hat sich durch dieses Interview die USK als Konzept völlig disqualifiziert (alleine die Hinweise, dass die Internetseite nicht das ermöglicht, was die USK sich angeblich auf die Fahnen schreibt, dass keinerlei nachvollziehbare Begründungen angegeben werden,....) und hat mein Vertrauen jetzt eher verspielt als gewonnen.
Vielleicht könnte es ja ein Nachfolgeinterview mit Jemandem geben, der die fachlichen Punkte etwas mehr durchdrungen hat und daher für ein Gespräch auch qualifiziert ist?
Phrasenschwein
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von Phrasenschwein »

Da ich ja schon auf diesem Forum Interesse an diesem Podcast geäußert habe finde ich es erstmal gut, dass er existiert. Zum reinen Podcast Erlebnis muss man natürlich sagen, dass dies keiner der Podcasts ist die man mal gut nebenbei hören kann. Auch wenn gute Arbeit von Andre und Helge geleistet wurde, so ist dass ein Podcast bei dem ich selbst Notizen machen musste, damit man konkret die Kritik- und Verbesserungspunkte treffen kann.

Auch andere MTX sind einer kritischen Betrachtung wert
Mein erster Punkt ist eher allgemein zum Thema Jugendschutz. Man sollte sich tatsächlich auch mal allen Microtransaktionen (MTX) annehmen. Ich verstehe, dass man momentan sehr Lootboxen in den Fokus rückt. Aber auch andere "harmlosere" MTX bedienen sich psychologischer Tricks und müssen damit auf den Prüfstand. Auch ein zahle 5€ um deine Leben aufzuladen und bei einem Gameover doch weiterspielen zu dürfen will deine Frustration ausnutzen und zum Kauf bewegen. In wie weit wir auch sowas Kindern zumuten können sollte ebenso geklärt werden.

Deskriptoren/Gründe für Einstufung-Verwirrung
Kommen wir aber zum ersten Thema, was verteift werden müsste. Diese Deskriptoren/ Gründe für Einstufungs-trennung, diese hat ja gleich mehrere Probleme zum einen ist sie so kompliziert, dass selbst Andre da Probleme hat komplett durchzusteigen:
Andre Peschke hat geschrieben: 15. Feb 2024, 08:58 Die ganze Sache mit den Deskriptoren fand ich persönlich völlig wackelig und viel schwerwiegender. Die Deskriptoren sind direkt auf der Spielverpackung und sollen, wenn ich das richtig verstanden habe, ja sogar "mildernd" wirken, bei der Alterseinstufung (in dem Sinne, dass evtl. eine niedrigere Freigabe erteilt werden kann, weil das Risiko durch die Zusatzinformationen für Eltern gemindert wird). Das "Ingame Käufe + zufällige Objekte" hier jemals eine gute Idee aus der Perspektive einer bestmöglichen Elterninformation war, kann ich beim besten Willen nicht glauben. Ich kann schon nichtmal glauben, dass das jemals jemand gelesen hat und dabei gedacht hat: "Jopp! Optimalergebnis erzielt!". Ich lasse mich gern eines besseren belehren, wenn man uns die Umfrage, die angeblich das Gegenteil belegt, tatsächlich zukommen lässt und die sich methodisch nicht beantstanden lässt. Aber ich sag's ganz ehrlich: Mir platzt der Kopf, wenn dieser Fall eintritt. :D
und selbst wenn man meint es verstanden zu haben, (Rückmeldung gerne ob ich es jetzt verstanden habe) erscheint sie wenig sinnvoll.

So wie ich es verstanden habe: Ein Spiel durchlüft die klassische USK-Prüfung. Sollte sie dort schon aufgrund alt hergebrachter Kriterien eine hohe Altereinstufung bekommen, so werden die Nutzungsrisiken wahrscheinlich nicht mehr weiter betrachtet (anschauliches Beispiel: Diablo Immortal). Deswegen sind die Deskriptoren wahrscheinlich notwendig, weil dort dann Lootboxen nicht mehr betrachtet werden und man ja trotzdem aufklären muss. Sollte es aber erstmal aufgrund von Inhaltsrisiken niedrig eingestuft werden, dann folgt die Einschätzung der Nutzungsrisiken, wo an sich auch die Faktoren unter den Deskriptoren die Alterseinstufung erhöhen können, auch wenn sie abseits der Gründe für Einstufung gelistet werden.

Das zeigt nochmal schön, dass diese Trennung mindestens irreführend ist, denn es ist ja offensichtlich, dass aufgrund der Faktoren in den Deskriptoren Alterseinstufungen steigen können. (Beispiel: FIFA oder EA Sports FC) Was aber gleich in den nächsten Punkt mündet:

Die Vorsorgemaßnahmen:

Es wurde genannt, dass die erhöhte Alterseinstufung aufgrund von Vorsorgemaßnahmen wieder gesenkt werden kann. Und hier wichtig Vorsorgemaßnahmen der Spielehersteller. Erstmal Wie sehen die konkret aus? Deaktivierung des Shops und sämtlicher Werbeanzeigen für ihn? Denn ich kann sie mir ernsthaft nicht vorstellen. Alle Vorsorgemaßnahmen die ich kenne (und auch heir genannt wurden) sind Vorsorgemaßnahmen der Konsolenhersteller, Shopbetreiber oder eben der Eltern selbst. Keine Kontodaten, eigene Accounts, Nutzungszeiten oder ähnliches sind ja nicht Maßnahmen der Hersteller des Spiels, sondern anderer Parteien, die ich noch dazu eher unausreichend finde.
Keine davon ändert ja, wie ein Spiel sich monetarisiert und wie psychologisch manipulativ die Monetarisierung ist. Nur weil ich am Ende die Lootbox nicht kaufen kann, weil ich eine Shopsperre habe wirkt der ganze Rest ja trotzdem, besonders weil jedes Spiel ja immer ein paar Lootboxen kostenlos verteilt.
Aber in letzter Linie bedürfen diese Vorsorgemaßnahmen ja keiner individuellen Prüfung. Die Jugendschutzmaßnahmen der Shops ändern sich ja nicht, dann könnte man auch gleich Regeln aufstellen, dass das Vorhandensein von Lootboxen keine Erhöhung der Alterstufen zur Folge hat, denn jeder Shop hat ja Maßnahmen wodurch Minderjährige vom Kauf abgehalten werden.
Also dort mal bitte genau nachhaken was damit gemeint ist.

Juristische Ausflüchte eines Juristen
Und damit kommen wir zum letzten und mMn. schlimmsten Anklagepunkt. Dieser Jurist hat selbst juristisch nicht sauber argumentiert. Zum einen hat er schon bei der Defintion von Glücksspiel ein Strohmannargument an den Tag gelegt. Die Defintion von Glücksspiel sagt, dass es ein vermögenswerten Gewinn geben muss und die Begründung, dass dem nicht der Fall ist war, dass die Hersteller dies ja durch AGBs und sonstiges Verhindern. Das widerlegt aber die Defintion nicht. Würden die Hersteller aufhören Handel zu verhindern, dann wären die Gewinne ja plötzlich vermögenswert. Man argumentiert hier, dass es nicht ausreichend Belege dafür gibt und nicht, dass die Gewinne nicht vermögenswert sind.
Hinzu kommt, dass die Hersteller meistens selbige Gewinne auch direkt verkaufen, spätestens dann haben sie ja einen Vermögenswert und komplett zerfallen tut das Argument sobald man den Steam Marktplatz ins Feld führt, wo diese Items einen klaren Eurowert haben, auch wenn man diesen nicht auszahlen lassen kann. Lediglich das "kein Verlust"- Argument ist stichhaltig genug, dass man dagegen zumindest schwer argumentieren kann.

Und der schlimmste Punkt ist, dass am Ende eine Frage von Andre gar nicht beantwortet wurde: Warum kann man glücksspiel ähnliche Mechaniken nicht wie Glücksspiel bewerten? Darauf folgt nicht mal ein schlechtes, sondern gar kein Argument. Die einzige gesetzliche Vorlage die es dazu gab ist, dass man glücksspielähnliche Mechaniken in den Jugendschutz mit einbinden soll. Nirgends wurde eine Begrenzung in der Schärfe der Maßnahmen genannt oder das eine Gleichbehandlung nicht möglich ist. In dem Zusammenhang ist Helges Einwand der wissenschaftlichen Betrachtung einschlagend wie eine Bombe.

Kommen wir zum einen Nebenschlachtfeld, was zumindest weg von der USK führt, aber nicht minder spannend ist.
Andre Peschke hat geschrieben: 15. Feb 2024, 09:24 Es gab aber auch ein paar interessante Einwürfe von Seiten der USK, zB was die digitale Teilhabe angeht, die in der öffentlichen Diskussion tatsächlich oft zu kurz kommen.

Andre
Ich fand gerade das höchstspannend, weil ich mir nicht sicher bin, dass sowohl der Interview Partner, als auch die Gremien die das abgenickt haben verstanden haben, was dort in Gang gesetzt wurde.
Wenn wir jetzt ernsthaft formulieren, dass der Jugendschutz beachten muss, dass Kinder und Jugendliche ein Recht auf Teilhabe an dem digitalen Medium Spiel haben, dann muss die BPJM abgeschafft werden. Weil wenn wir über Teilhabe, Recht auf Meinungs- und Kunstfreiheit reden jede USK- Freigabe, egal wie hoch, ein Kindergeburtstag gegen eine Indizierung ist. Die geht ja so weit, dass sie Erwachsene in diesen Rechten einschränkt. Ein indiziertes Spiel verschwindet aus allen Stores und ist ohne umständliche technische Maßnahmen gar nicht mehr zu haben. Und jetzt statuieren wir nicht nur, dass Erwachsene eigentlich solch ein Recht haben, sondern sogar Kinder und Jugendliche es haben?
Und das hat die BPJM einfach mal so abgenickt? Also schon erstaunlich wie eine Instituion am eigenen Ast der Existenzberechtigung sägt.
In dem Zusammenhang:
Tekal hat geschrieben: 17. Feb 2024, 07:33 Es entsteht eher der Eindruck das dort ein Feigenblatt der Industrie erschaffen wurde die in manchen Bereichen sonstig als ob, um staatlicher Kontrolle zu umgehen. Offensichtlich muss der Gesetzgeber nochmal tätig werden und Lootboxen als Indizierungsgrund definieren.
Ich möchte die BPJM eigentlich lieber weiter schlafen lassen. Noch besser wäre natürlich der Abschuss, und immerhin liefert sie ja selbst genügend Munition, aber das erscheint unwahrscheinlich. Am Ende muss Jugendschutz sich auch daran messen lassen, dass er Erwachsene nicht einschränkt und diesen Grundsatz hat die BPJM seit Beginn der Existenz mit Füßen getreten.
In Anbetracht dieser Tradition, die sämtliche dieser Rechte mit Füßen getretten hat, stinkt aber dieses neue Recht ganz ehrlich erheblich nach Industrieargument, um Lootboxen zu ermöglichen. Es war Jahre lang möglich aufgrund einer einzelnen Beschlagnahmung Spiele einer Zensur zu unterziehen oder komplett vom Markt zu nehmen. Sowohl Industrie als auch Staat haben in ihrer Tradition bewiesen, dass all dies ihnen am Arsch vorbei ging, aber auf einmal taucht sowas auf? Tut mir Leid, aber da kommt der Zynismus hoch.

So ich denke das sind mal einige Hauptpunkte... eventuelle andere Dinge werde ich vielleicht später nochmal ergänzen.
K0fferFisch
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Registriert: 22. Jun 2022, 18:26

Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von K0fferFisch »

Ich kann dem nichts hinzufügen, was hier nicht schon gesagt wurde. Trotzdem muss ich mir mal Luft machen!

Es ist zum Haare raufen!

Dieser Mann weiß ganz genau was die Probleme sind und was ihr von ihm hören wolltet, windet sich aber wie ein Politiker.

Das ist für mich ein ganz klares Zeichen dafür, dass er die Wahrheit nicht aussprechen will.

Ich hoffe Sie lesen hier mit, Herr Petersdorff:

Mein Vertrauen in die USK wurde vollkommen zerstört! Und das ist auch, was ich in meinen Bekanntenkreis weitertragen werde.


Was noch trauriger macht: Ihr habt Mitarbeiter ein paar Gehaltsstufen weiter unten, die den Job mit Leidenschaft machen. Insert Moin hat mal einen Cast mit so einem gemacht. Nachdem war ich guter Dinge, das wurde hiermit komplett zerstört.

Ich bin irritiert, enttäuscht und ein wenig angewidert von dieser Branchenhörigkeit.
ZiggyStardust
Beiträge: 819
Registriert: 14. Nov 2018, 12:53

Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von ZiggyStardust »

Phrasenschwein hat geschrieben: 17. Feb 2024, 16:41 Am Ende muss Jugendschutz sich auch daran messen lassen, dass er Erwachsene nicht einschränkt und diesen Grundsatz hat die BPJM seit Beginn der Existenz mit Füßen getreten.
Warum muss er das? Das ist doch nur deine Meinung. Eine Indizierung schränkt Erwachsene ein, aber schützt die Jugend auch viel effektiver. Sie werden nicht mehr mit Werbung zu dem Produkt konfrontiert und können es auch nicht mehr im Laden kaufen. Hier im Thread gab es ja schon genug Berichte über Eltern, die ihrem Kind bei Gamestop das neueste Call of Duty kaufen. Das ginge nach einer Indizierung nicht mehr so einfach. Als Erwachsener kann man es ja immer noch aus dem europäischen Ausland importieren. Die USK ist anders als die BPJM nur ein Feigenblatt-Jugendschutz. Selbst das brutalste Mortal Kombat bekommt eine Freigabe. Auf der Wii war man etwas strenger als auf den anderen Konsolen, aber wahrscheinlich nur weil man Angst um das Image der Konsole hatte und nicht tatsächlich die Jugend schützen wollte.
Phrasenschwein
Beiträge: 131
Registriert: 9. Aug 2022, 15:13

Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von Phrasenschwein »

ZiggyStardust hat geschrieben: 17. Feb 2024, 17:19 Warum muss er das? Das ist doch nur deine Meinung. Eine Indizierung schränkt Erwachsene ein, aber schützt die Jugend auch viel effektiver. Sie werden nicht mehr mit Werbung zu dem Produkt konfrontiert und können es auch nicht mehr im Laden kaufen. Hier im Thread gab es ja schon genug Berichte über Eltern, die ihrem Kind bei Gamestop das neueste Call of Duty kaufen. Das ginge nach einer Indizierung nicht mehr so einfach. Als Erwachsener kann man es ja immer noch aus dem europäischen Ausland importieren. Die USK ist anders als die BPJM nur ein Feigenblatt-Jugendschutz. Selbst das brutalste Mortal Kombat bekommt eine Freigabe. Auf der Wii war man etwas strenger als auf den anderen Konsolen, aber wahrscheinlich nur weil man Angst um das Image der Konsole hatte und nicht tatsächlich die Jugend schützen wollte.
Nun das war mal meine Meinung. Spätestens, wenn wir jetzt schon den Kindern und Jugendlichen ein Recht auf Teilhabe einräumen, also die USK jetzt sogar mit einbeziehen muss, dass Minderjährige ein grundsätzliches Recht auf Zugang haben, dann haben Erwachsene dieses Recht ja auch. Und wenn Erwachsene dieses Recht haben, dann sind solche Maßnahmen ja auch kaum tragbar.
Deswegen meinte ich auch, dass es scheinbar niemanden so ganz auffiel was man da für ein Novum aufgestellt hat. Früher hat sowas im Wahrsten Sinne niemanden interessiert, aber wenn es jetzt schon in Rechte gegossen wird, dann muss sich die ganze Jugendschutzlandschaft ändern. Und klar ich finde das gut, aber den Zeitpunkt des Für und Widers haben wir bereits wieder überschritten, denn das ist schon Teil der Leitkriterien. Meine Zweifel an der Ehrlichkeit des Ganzen mit eingeschlossen.
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Cult of Puma
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Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von Cult of Puma »

Eine reine Indizierung bedeutet ja nicht, dass der Titel nicht mehr verkauft werden darf, aber da liegt für mich der frustrierende Faktor. Ein richtig implementierter Jugendschutz bedeutet für mich auch, dass ich als Erwachsener nicht eingeschränkt werden muss. Was ich dann meinen Kindern zumute oder nicht, ist dann erstmal allein meine Sache.

Früher gab es in der Videothek auch den 18er Bereich, wo neben den Pornofilmen auch die indizierten Games und Filme standen, aber im digitalen Vertrieb scheint es ja immer noch so viele Hürden zu geben, dass sich die Plattformbetreiber nicht dran trauen. Bin da aber nicht wirklich im Bilde, woran es jetzt genau scheitert.

Und ja, es gibt noch die Beschlagnahmung, von der ich in den meisten Fällen auch kein großer Freund bin.
SirGaiwan&TheGreenT
Beiträge: 1515
Registriert: 3. Apr 2022, 17:55

Re: Nachgeforscht: Ein Gespräch mit der USK über Lootboxen

Beitrag von SirGaiwan&TheGreenT »

Danke euch beiden für das größtenteils sehr gut geführte Interview. :clap:

Nur den Teil, wo Helge den Gesprächspartner versucht hat in einen Rollentausch von USK-Vertreter zur Privatperson zu bewegen, hätte es nicht gebraucht. Das wirkte auf mich nicht ganz sauber. Und halt unnötig, da die Art und Weise, wie von Petersdorff sich versucht hat herumzuwinden, eine klare Sprache gesprochen hat, auch wenn er selber nicht klar geantwortet hat. Aber eins muss man ihm lassen, die Contenance waren kann er, da sind schon Leute in Interviews bei weniger Gegenwind fuchsig geworden.

Fand auch nicht, dass ihr zu scharf reingegangen seid, hatte den Eindruck, dass ihr erst die Daumenschrauben angezogen und zunehmend interveniert habt, als er ausweichen wollte.

Das Interview hat definitiv nicht dazu beigetragen, dass bei mir ziemlich angekratzte Ansehen von Juristen, zu verbessern. :ugly:

Und gerade das noch entdeckt, Schützenhilfe gegen Lootboxen und glückspielähnliche Mechanismen aus nicht erwarteter Ecke, und zwar aus dem Glückspielbereich selber. :lol: Ob da jemand die weniger regulierte Konkurrenz neidet. :ugly:
https://www.gameswirtschaft.de/politik/ ... g-130224/

Gute Folge, und bin gespannt auf eure Nachbesprechung. Kann mir gut vorstellen, dass ihr ein bisschen Abstand vom Gespräch haben wolltet, um die Sachen sachlich einzuordnen und nicht Gefahr laufen wolltet, es zu sehr auf von Petersdorff zu projizieren, was nach so einem Gespräch durchaus passieren kann.
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