Runde #459: The Invincible

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Mike
Beiträge: 39
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Re: Runde #459: The Invincible

Beitrag von Mike »

Ich entschuldige mich für meine Angepisstheit.
skade
Beiträge: 405
Registriert: 18. Jun 2020, 12:32

Re: Runde #459: The Invincible

Beitrag von skade »

Ich hab dem mal nen Tag Abstand gegeben und komme auch zu dem Schluss, das ich mit dem Podcast sehr unzufrieden war und das Experiment Buchpodcast/Gamespodcast als Hörer beider eher als… verbesserungsfähig betrachte. Und das, obwohl ich viel der Kritik zustimme und mich auch in den Ausgangslagen der Podcaster sehr wiederfinde. Das ärgert mich doppelt, weil ich mir das Spiel extra nach der Ankündigung im Buchpodcast gekauft habe und es durchgespielt, um mal das Experiment zu wagen, an der Aktion irgendwie „teilzunehmen“. Die Investition ins Spiel hab ich zurück bekommen, die in die Aktion hier nicht :).

Kurz als Hintergrund: ich lese gerne Lem - nicht häufig, mal so alle 2-3 Jahre stichts mich, aus all den Gründen, die Jochen benennt. Er schreibt tolle Konzepte _aber_ er hat auch einen ganz eigenen Vibe. Gerade seine Art, über Grenzen der Erkenntnis oder der Vorstellungskraft zu schreiben, gibt mir viel. Und halt auch, dass er eher kurz schreibt, als lang, als 400-Seiter wäre das nicht auszuhalten. Ich mag auch die Verfilmungen von Tarkovsky (und sogar die Solaris-Verfilmung von Soderbergh, auch wenn… es ist komplex).

Ich finde nur leider, dass die Besprechung an allen Stellen, wo man in die Tiefe gehen könnte, überraschend flach bleibt, gegen seine eigenen Regeln verstößt und dann in die Falle tappt, dem Spiel Dinge abzusprechen, die aus meiner Sicht dem Medium Spiel immanent sind. An anderen Stellen fehlt mir die Fähigkeit, Dinge kurz und knapp zu kritisieren, die ich sonst hier sehr gerne mag - und zwar auf einer Weise, die leider darauf hinweist, dass das Spiel eher nur flach besprochen wird. Teilweise finde ich die Besprechung überraschend regressiv. Ich hätte mir hier ehrlich gesagt einen Dom gewünscht oder einen aktiveren Falko, der mir hier aus meiner Sicht am besten mit dem Material umgeht.

Ich fang mal am Ende an: Am Ende wird kritisiert, dass die Yesna einen Kollegen weit tragen kann, weil der Planet geringe Schwerkraft hat und das dann fallen gelassen wird. Aber dabei wird dabei das größte Problem ausgelassen: Nämlich, dass das Spiel sehr häufig durchaus dann Produktionswerte hat und gerade Gewicht eine Rolle spielt - da fällt Yesna in ein Seil und muss danach 2-3 Meter springen, was als gefährlich bezeichnet wird, muss angestrengt Wände hoch… etc. Das alles ist sehr… Erdphysik. Es sagts einem also nicht nur, sonder stößt einen dann immer und immer wieder mit der Nase drauf. Dann wird groß über Produktionsbedingungen geredet. Das kann’s aber nicht nicht sein, denn die Sache mit der Schwerkraft wird in einem Dialog auf der Tonspur erklärt - das hätte man vertretbar ohne Verlust streichen können. Wahrscheinlich hätte nämlich niemand die G-Zahl der Physik gemessen. André sagt zwar noch was von „unforced error“, aber das kommt dann nicht mehr gut verbunden rüber, weil nicht gesagt wird, was hier unforced ist. Ich bin hier aus gerade den vorbereiteten Formaten eher gewöhnt, dass das in einem, maximal 2 Sätzen aufgespießt wird.

Produktionsbedingungen an sich: wie häufig ich mir in diesem Podcast über die Jahre das Konzept von „der Autor ist tot“ anhören musste. Um mir dann hier eine längere Strecke darüber anzuhören, warum wohl die Form eines Prequels und einer weiteren Partei gewählt wurde und _das aus den Produktions und Marktbedingungen_ erklärt wurde. Das ist reine Spekulation. Offenbar ist der Autor tot, der Spieleproduzent aber nicht. Und das reibt sich bei mir dann leider daran, dass ich vieles an dem Spiel zu kritisieren habe - das grundlegende Plotkonstrukt allerdings nicht. Ich will mal erklären, wieso: die Geschichte erzählt eine Geschichte über einen kapitalen Irrtum und das ist im Spielebereich eher selten. Ich finde, das Spiel schafft es durchaus nicht schlecht, mir eine neue Geschichte zu erzählen, in der ich als Kenner der Ausgangsgeschichte durchaus Spaß haben kann, weil ich mehr weiss als die handelnden Personen. Beispiel:
SpoilerShow
Im Missionsbriefing wird erzählt, dass die Invincible bald kommt - aber ich weiss, dass die Condor schon da ist und dass die Mission der Invincible eine andere ist. Die Protagonisten wissen das allerdings nicht. Und damit spielt das Spiel durchaus regelmäßig. Und das bringt eben den interessanten Punkt, dass die Protagonisten einen leeren Planet erwarten, aber eine Forschungsexpedition bekommen. Das erlaubt auch, am Anfang das Gefühl von „wir sind völlig allein“ aufzubauen und später das zu wechseln.
Ich finde den Plot ganz im Gegenteil einen, bei dem man ganz legitimerweise ankommen kann, wenn man in diesem Miniuniversum (es wird ja korrekt angemerkt, dass das Universum rund um Regus III nicht existiert) nicht einfach nur nacherzählen will. Aber auch _da_ beißt sichs: Jochen kritisiert im Buchpodcast, dass das Buch am Anfang soviel Universum simuliert (mit den Relaisstationen und so) und das alles eigentlich unnötig ist. Das Spiel versteigt sich in sowas garnicht, aber das wird nicht verbunden. Auch finde ich, dass das Spiel durchaus einen okayen Job damit mach, die Charaktere Gespräche führen zu lassen, die ihrem aktuellen Wissensstand - der sich über das Spiel ja massiv ändert - entsprechen. Vergleich in Erzählweise ist also raus - ich weiss nicht wieso, aber irgendwie kam mir da etwas Unlust rüber.

Ich finde gerade im Gegenteil, dass das Spiel es ziemlich gut schafft, dem Plot mit dem visuellen zu verbinden und gerade da Abwechslung bietet. Zwischendurch wirds mal unheimlich, weil das Wetter heftig wird, aber der Plot kippt deswegen nicht in Richtung Horror. Ich wills garnicht zu sehr für den Plot loben, aber ich find, der Ansatz steht völlig auf eigenen Füßen. Das Starward Industries nicht so gute Autoren haben wie Lem - klar, da kommt kein Vergleich auf Augenhöhe zustande. Aber ich denke, es hätte einen tieferen Blick verdient.

Leider wird der Eindruck dadurch verstärkt, dass es einfach keinen Teil in dem Podcast gibt, der sich mal mit den Unterschieden zwischen den Medien beschäftigt und da was draus baut. Mir fehlt der Versuch einer Analyse, den ärgerlicherweise nur André - der das Buch nicht gelesen hat - dann wieder angeht, in dem er zumindest mehrere Passagen mehrfach gespielt hat. So kommt der Eindruck auf, dass das Spiel linear auf ein Ende geht - das stimmt so nicht, es gibt nämlich substantiell andere Enden, die sich auch visuell stark unterscheiden. Da steckt Arbeit und vor allem Inhalt drin, den ich im Podcast etwas abgekanzelt fühle. Das kann ein Buch nicht. Sowas wird garnicht herausgehoben und es ist einer der besseren Teile des Spiels. Und siehe da: Andrés Beobachtung, dass die Entscheidung die er macht eine _massive_ Auswirkung auf seine gefühlte Qualität hatte, gehört zu den interessantesten des Podcasts!

Und dazu kommt eben die Diskussion um Yasnas unerklärte Blackouts und dass die in einem Dokument in der Krankenstation erklärt werden (zwar in einem Raum, in den man muss, aber die Notiz hängt hinter einem Gegenstand). Unabhängig, ob einen die Erklärung jetzt zufriedenstellt oder nicht: „missables“ im Storytelling bei Spielen sind üblich und meines Erachtens völlig legitim. Ehrlich gesagt finde ich es eine Stärke des Mediums, das ich Dinge - auch Dinge, die zentral mein Verständnis der Hauptstory beeinflussen - verpassbar macht. Daher bin ich in Spielen mit „ich weiss es nicht“ durchaus okay, zumal ich hier nicht enttäuscht werde, wenn ich’s wissen will. Verpasste Chance, das mal zu thematisieren, vor allem vor dem Hintergrund, dass Lem hier halt ein sehr gutes Bild zu malen vermag. Spannungsfeld: missables/Story-Kohärenz. Ich wartete nur drauf, das ihr in die Richtung abbiegt: aber leider - sorry :) - an der Tür ist das Panel vorbeigelaufen.

A propos verpassbar, das bringt mich zum nächsten: es gibt im Podcast die laute Beschwerde, dass in einem Spiel namens „the invincible“, das titelgebende Schiff nie auftaucht. Das stimmt erstmal nicht. Es gibt sie in einem (meinem) Ende und das ist verpassbar - _und das finde ich sehr mutig und gut_, zumal man sie nur zu sehen bekommt, wenn man mehrere sehr humane Entscheidungen trifft. Ich war damit _sehr_ zufrieden. Aus oben genannten Gründen - nämlich dass ich den Plot einen interessanten Ansatz finde - finde ich’s auch okay, das Spiel „the invincible“ zu nennen, weil das ja das Bild ist, dass die Besatzung der Dragonfly lange im Kopf hat. Dann gibts im Podcast noch die Beschwerde, dass mir dieses große Schiff vorenthalten wird. Jo mei, ich krieg halt das gigantische Schwesterschiff, das nach Beschreibung auch genügend Bewaffnung trägt, den Planeten hier zu sprengen.

Zuletzt - und das ist sicherlich sehr speziell - tut mir der Podcast als jemand leid, der sich - auch Gelegenheiten - mal etwas in polnischen und russischen Film einarbeiten konnte. Mir ist die Besprechung hier zu sehr auf europäische Norm-Stories gebürstet. Ich finde, man kann in dem Spiel durchaus Teile des eher langsamen Pacings dieser Filmrichtungen finden. Ob ihm das jetzt gelingt und wie weit: Starward Industries ist auch kein Tarkovsky - ist wiederum nicht diskutiert. Allgemein fehlt mir ein wenig die Besprechung der Bildsprache, die hier richtig viele Anleihen an den Filmen nimmt, da würde ich durchaus einen Vergleich zu Alien: Isolation ziehen. Es wird zwar regelmäßig lobend über die Grafik geredet, aber gerade bei einem Spiel, dass da stark Referenzen zeigt - auch wieder zu wenig.

Mich hätte auch mal interessiert, ob z.B. Dialoge auf _euch_ Einfluss hatten. Ich hatte z.B. die Erfahrung, dass ich erst direkt zur Allianz-Basis fahren wollte, aber im Dialog vorher mich entschieden hatte, meinem Kommandanten mitzuteilen, dass ich fix und fertig bin und einfach nur raus will. Also bin ich links gefahren. Das ist super, weil der Dialog war halt nicht nur Fluff. Allgemein wurde mir wenig über Höhepunkte gesprochen. Jochen kritisiert an einer Stelle, dass das Spiel eine Gelegenheit verpasst, Yesna zu charakterisieren. Aber das es durchaus an Stellen durchaus erfolgreiche Ansätze hat, das ich die Charakterisierung selbst vor der Entscheidung vornehmen kann und _dann_ entsprechend handle - schade, dass das unter den Tisch fällt.

Und dann wird ganz am Ende noch angeschnitten, dass andere Walking Simulator besser sind, aber nicht rein gegangen, sondern nur kurz am Rand vorbei. Zumal ich das erwähnte Edith Finch auch super finde, aber durchaus der Meinung bin, das Invincible an einigen Stellen die Nase vorn hat.

Das hat bei mir dazu geführt, das für mich leider der Spass - nämlich durchaus die Erfahrungen von euch mit meinen Erfahrungen zu vergleichen - völlig auf der Strecke geblieben ist. Weil ich garnicht an den Punkt gekommen bin, mich da in dieses Konvolut eindenken zu wollen, weil ich die ganze Zeit mit „ja, ne, find ich ne unpassende Kritik“ und „hätt ich mir besser ausgearbeitet gewünscht“ beschäftigt war. Ich fühlte mich nicht gut aufgehoben und da hat dann das Vertrauen gefehlt. Und das ist ärgerlich, weil ich absurderweise mich in vielen von den Ausgangs und Schlussthesen (das Spiel ist zu lang, an verschiedenen Stellen inkonsistent, der Charakterkonflikt am Ende ist nicht gut, die Condor ist kein Höhepunkt und wäre eventuell früher besser gewesen, manche Inszenierungen sind nicht gut - vor allem, weil andere durchaus abliefern). Inklusive dem Schluss, wem ich das Spiel denn empfehlen würde! Leider hab ich zwischendurch nichts bekommen, wo ich mal angehalten habe und gesagt habe „hm, das ist ein interessanter Gedanke, der mir nicht gekommen ist“.

Der Sache hätte ein bisschen mehr Stringenz und Moderation gut getan. Dadurch, dass der Podcast so ein Streuschuss ist und alles mal anleckt, kommen bei mir einfach super viele Wünsche auf, dass das besser wäre. Wenn man sich _eine_ Sache rausgesucht hätte - zum Beispiel mal ein branching Narrativ mit missables durchzurecherchieren und neben ein Buch zu legen und die Vorteile/Nachteile auszuarbeiten. Aber so war das nix.

Am Ende ist mein Fazit: gute Idee, leider glaube übernommen. Mich hat selten eine Folge so rundherum enttäuscht, vor allem im Hinblick darauf, was drin hätte stecken können.
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Andre Peschke
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Re: Runde #459: The Invincible

Beitrag von Andre Peschke »

Mal vornweg: Schön formulierte Kritik, so macht das Spaß!

Ich gehe mal nur auf die Sachen ein, bei denen die Kritik nicht die Verknüpfung zwischen Buch- und Spielkritik adressiert, weil damit konnte ich ja sowieso nicht dienen. Ich würde aber mal zu Protokoll geben, dass der Podcast eigentlich zuerst nur mit Jochen und Falko geplant war. Ich habe mich da sozusagen reingemogelt, weil ich gesagt habe: "Hey, ich hab's über Weihnachten schon gespielt! Ich mach mit!". Es kann sein, dass das zwar gut gemeint war von mir und wir auch dachten, dass es interessant ist, wenn noch jemand dabei ist, der das Buch eben nicht kennt, am Ende aber deswegen die beiden zu wenig in genau dem Bereich operiert haben. Ich plapper halt auch viel und Falko hält sich da vielleicht zu sehr zurück.
skade hat geschrieben: 15. Jan 2024, 09:26André sagt zwar noch was von „unforced error“, aber das kommt dann nicht mehr gut verbunden rüber, weil nicht gesagt wird, was hier unforced ist. Ich bin hier aus gerade den vorbereiteten Formaten eher gewöhnt, dass das in einem, maximal 2 Sätzen aufgespießt wird.
Also, dass die Kritik hier in zu vielen Worten zu wenig konkret wird: okay. Beim Lesen deiner Zeilen habe ich auch gedacht: "Ja, das wären bessere Beispiele gewesen". Ich fand mein Beispiel bzgl. der Art und Weise wie das Klettern und Springen dargestellt wird ausreichend. Aber das wäre pointierter gegangen. Ob das aber darauf hinweist, dass das Spiel "eher nur flach besprochen wird" - was ja auch Teil der eingangs formulierten Prämisse war... ich sage "nein", denn ich finde mein Beispiel weiterhin ebenfalls ausreichend.
skade hat geschrieben: 15. Jan 2024, 09:26Produktionsbedingungen an sich: wie häufig ich mir in diesem Podcast über die Jahre das Konzept von „der Autor ist tot“ anhören musste. Um mir dann hier eine längere Strecke darüber anzuhören, warum wohl die Form eines Prequels und einer weiteren Partei gewählt wurde und _das aus den Produktions und Marktbedingungen_ erklärt wurde. Das ist reine Spekulation. Offenbar ist der Autor tot, der Spieleproduzent aber nicht. Und das reibt sich bei mir dann leider daran, dass ich vieles an dem Spiel zu kritisieren habe - das grundlegende Plotkonstrukt allerdings nicht.
Verstehe nicht ganz, was sich da für dich beißt. Die "der Autor ist tot"-Geschichte wurde hier im Podcast ja immer angeführt, um eine Grundregel bei der Betrachtung zu etablieren, die lautet: Nur weil der Autor vielleicht sagt, seine Geschichte soll X und Y darstellen, wird das nicht automatisch als "die richtige Antwort" gewertet, der sich unsere Lesart unterzuordnen hat. Das hat hier ja keine Relevanz?

Stadessen fand ich persönlich die Frage, warum man sich hier für dieses Konstrukt entschieden hat, wenn man dann erzählerisch nicht groß was anderes abliefert, als der Roman, durchaus interessant. Das Spiel lässt ja sogar dramtisches Kapital auf der Straße liegen, weil man annehmen könnte, dass Yasna sich in einer "Titanic"-Situation befindet, in der sie unweigerlich am Ende sterben muss, weil in "The Invincible" keine Yasna existiert, die die ankommende Invincible anfunkt und sagt "Yo, Leude, VORSICHT!".

In Ermangelung von für mich überzeugenden narrativen Gründen, habe ich dann halt auf Produktionsgründe abgestellt.


skade hat geschrieben: 15. Jan 2024, 09:26Auch finde ich, dass das Spiel durchaus einen okayen Job damit mach, die Charaktere Gespräche führen zu lassen, die ihrem aktuellen Wissensstand - der sich über das Spiel ja massiv ändert - entsprechen.
Ich sagte ja auch, dass ich es angenehm fand, dass das Spiel hier ein wenig in die Star-Trek-Richtung geht und versucht, professionelle Dialoge zwischen Charakteren zu schreiben, die sich bemühen zu logischen Entscheidungen zu gelangen. Ist nicht ganz das gleiche, aber ich glaube, wir "viben" hier eigentlich.

skade hat geschrieben: 15. Jan 2024, 09:26So kommt der Eindruck auf, dass das Spiel linear auf ein Ende geht - das stimmt so nicht, es gibt nämlich substantiell andere Enden, die sich auch visuell stark unterscheiden. Da steckt Arbeit und vor allem Inhalt drin, den ich im Podcast etwas abgekanzelt fühle. Das kann ein Buch nicht. Sowas wird garnicht herausgehoben und es ist einer der besseren Teile des Spiels. Und siehe da: Andrés Beobachtung, dass die Entscheidung die er macht eine _massive_ Auswirkung auf seine gefühlte Qualität hatte, gehört zu den interessantesten des Podcasts!
Also, streng genommen kann ein Buch sowas und hat es in Form der Abenteuer-Spiel-Bücher ja auch schon gemacht. Ob das einem Buch zupass kommt und ob es das bessere Ergebnis ist, darüber kann man viel eher diskutieren.

Ich sehe schon, dass die Enden des Spiel sich substanziell unterscheiden. Ich finde nur den Mehrwert hier völlig Kategorie "Meh". Es bringt nichts, wenn ich am Ende über Wohl und Wehe für Charaktere entscheiden kann, die mir scheißegal sind. Und ich sehe nicht, wo und wie zB Rohyptra als Figur so aufgebaut wurde, dass er mir nicht scheißegal sein sollte. Und das gilt auch für Yasna, weil hier IMO einfach nicht die grundlegende Arbeit geleistet wurde. Damit ich mit einem Charakter mitfiebere, muss der Autor mir die Figur sympathisch machen und ihre Wünsche und Ziele nahebringen. "The Invincible" ist hier aus meiner Sicht aber zu trocken. Natürlich verstehe ich die Motivation von Yasna und ihre Entscheidungen sind folgerichtig. Aber ich sehe die Figur nie (sie kann also auch nicht emoten, wie in einem Film und dadurch sympathisch wirken) und ihr selbstloses Handeln wird dann oft in Entscheidungen ausgelagert, die ICH treffe und die ich dann gar nicht der Figur Yasna zuordne, sondern da habe ICH entschieden. Vielleicht ist hier ein Bruch im Spielerleben, weil andere Spieler das vielleicht dann als Entscheidung ihrer Yasna direkt in den dargestellten Charakter integrieren, aber für mich mindert die Interaktivität hier sogar die Wirksamkeit der Charaktererzählung, so wie sie generell den Eindruck eines eigenen, autonomen Charakters vermindert und die Figur mehr Richtung eines Avatars schiebt.
skade hat geschrieben: 15. Jan 2024, 09:26„missables“ im Storytelling bei Spielen sind üblich und meines Erachtens völlig legitim.
Natürlich sind sie legitim. Aber es gibt schlaue Entscheidungen darüber, was der Spieler verpassen kann und was nicht. Solche Entscheidungen wurden hier ja auch getroffen. Und mein Argument wäre nach wie vor: Wenn einer der IMO stärksten Teile des Spiels, der auch Yasnas menschlichste Momente darstellt (was mir sonst sehr fehlt, s.o.), sehr leicht verpasst werden kann, dann ist das IMO nicht schlau. Das kannst du machen, wenn beide Branches deiner Story gleichwertig stark sind. Aber das sind sie hier IMO nicht.
skade hat geschrieben: 15. Jan 2024, 09:26Ehrlich gesagt finde ich es eine Stärke des Mediums, das ich Dinge - auch Dinge, die zentral mein Verständnis der Hauptstory beeinflussen - verpassbar macht.
Also, das grundlegend zu einer Stärke zu erklären, gehe ich nicht mit. Das der Spieler den Grad seiner narrativen Dosis quasi selbst mitbestimmen kann, dass die Story auf ihn reagieren kann - das alles KANN eine Stärke sein, ist aber oft genug eine Hypothek, weil eine gute Story mit gutem Flow eben eine Komposition ist. Dynamische Musik ist auch meistens nicht so gut, wie ein einzelnes, perfekt durchorchestriertes Stück, weil das schon schwer genug ist. Ich finde es schon rein logisch unwahrscheinlich, dass eine Story die X Eventualitäten abfangen muss genauso gut sein kann, wie eine Story, die exakt einen maximal durchdachten und ausgefeilten Handlungsstrang präsentiert. Wie im Podcast gesagt: Der beste Roman wird vermutlich immer besser sein, als die beste Story in einem Spiel, weil es viel weniger "Failstates" gibt und es kaum niedrigschwelliger wird, als "schreib Worte auf", was dazu führt, dass einfach viel mehr Romane produziert werden von viel mehr Menschen und dadurch die Chance auf den einen großen Wurf einfach höher ist.

Das bedeutet nicht, dass das Gesamterlebnis in einem Spiel nicht den gleichen oder gar einen größeren Effekt haben kann, als der beste Roman. Aber rein auf die Erzählung beschränkt, ist interactive storytelling einfach schwieriger und unzugänglicher.
skade hat geschrieben: 15. Jan 2024, 09:26A propos verpassbar, das bringt mich zum nächsten: es gibt im Podcast die laute Beschwerde, dass in einem Spiel namens „the invincible“, das titelgebende Schiff nie auftaucht. Das stimmt erstmal nicht. Es gibt sie in einem (meinem) Ende und das ist verpassbar - _und das finde ich sehr mutig und gut_, zumal man sie nur zu sehen bekommt, wenn man mehrere sehr humane Entscheidungen trifft. Ich war damit _sehr_ zufrieden. Aus oben genannten Gründen - nämlich dass ich den Plot einen interessanten Ansatz finde - finde ich’s auch okay, das Spiel „the invincible“ zu nennen, weil das ja das Bild ist, dass die Besatzung der Dragonfly lange im Kopf hat. Dann gibts im Podcast noch die Beschwerde, dass mir dieses große Schiff vorenthalten wird. Jo mei, ich krieg halt das gigantische Schwesterschiff, das nach Beschreibung auch genügend Bewaffnung trägt, den Planeten hier zu sprengen.
Naja. Dass das Schiff in einem von 11 Enden auftaucht heilt die Kritik, wie im Podcast geäußert, eigentlich nicht.

skade hat geschrieben: 15. Jan 2024, 09:26Zuletzt - und das ist sicherlich sehr speziell - tut mir der Podcast als jemand leid, der sich - auch Gelegenheiten - mal etwas in polnischen und russischen Film einarbeiten konnte. Mir ist die Besprechung hier zu sehr auf europäische Norm-Stories gebürstet. Ich finde, man kann in dem Spiel durchaus Teile des eher langsamen Pacings dieser Filmrichtungen finden. Ob ihm das jetzt gelingt und wie weit: Starward Industries ist auch kein Tarkovsky - ist wiederum nicht diskutiert. Allgemein fehlt mir ein wenig die Besprechung der Bildsprache, die hier richtig viele Anleihen an den Filmen nimmt, da würde ich durchaus einen Vergleich zu Alien: Isolation ziehen. Es wird zwar regelmäßig lobend über die Grafik geredet, aber gerade bei einem Spiel, dass da stark Referenzen zeigt - auch wieder zu wenig.
Dem stimme ich zu. Ich hatte Tarkowski sogar auf der Liste, hab ihn aber nicht erwähnt.
skade hat geschrieben: 15. Jan 2024, 09:26Mich hätte auch mal interessiert, ob z.B. Dialoge auf _euch_ Einfluss hatten. Ich hatte z.B. die Erfahrung, dass ich erst direkt zur Allianz-Basis fahren wollte, aber im Dialog vorher mich entschieden hatte, meinem Kommandanten mitzuteilen, dass ich fix und fertig bin und einfach nur raus will. Also bin ich links gefahren. Das ist super, weil der Dialog war halt nicht nur Fluff. Allgemein wurde mir wenig über Höhepunkte gesprochen. Jochen kritisiert an einer Stelle, dass das Spiel eine Gelegenheit verpasst, Yesna zu charakterisieren. Aber das es durchaus an Stellen durchaus erfolgreiche Ansätze hat, das ich die Charakterisierung selbst vor der Entscheidung vornehmen kann und _dann_ entsprechend handle - schade, dass das unter den Tisch fällt.
Siehe oben. Für mich trägt das nicht zu ihrer Charakterisierung bei, sondern nimmt davon etwas weg, weil das bin ich und nicht Yasna. Yasna ist in dem Moment X verschiedene Sachen, wie ein Anziehpüppchen und kein Charakter. Ich stimme aber zu, dass das ein interessanter Diskussionspunkt wäre.

skade hat geschrieben: 15. Jan 2024, 09:26Und dann wird ganz am Ende noch angeschnitten, dass andere Walking Simulator besser sind, aber nicht rein gegangen, sondern nur kurz am Rand vorbei. Zumal ich das erwähnte Edith Finch auch super finde, aber durchaus der Meinung bin, das Invincible an einigen Stellen die Nase vorn hat.
Gut, aber es ist halt auch einfach nicht für jede mögliche Diskussion Raum in einem Podcast. Mir ist schon klar, dass wir hier für dich quasi keine der interessanten, möglichen Diskussionen getroffen haben und ich sag's dir ganz ehrlich: Deinen Post hätte ich gern vorher gelesen, weil da stecken wirklich viele interessante Diskussionspunkte drin. Aber das dieses Fass nicht auch noch geöffnet wurde - zumal Invincible für mich jenseits der Grafik nirgendwo die Nase vorn hat - ist für mich Kategroie "nice to have". Sprich: Ja, gute Idee - aber das würde ich nicht als Kritik vortragen, sondern als Anregung.
skade hat geschrieben: 15. Jan 2024, 09:26Das hat bei mir dazu geführt, das für mich leider der Spass - nämlich durchaus die Erfahrungen von euch mit meinen Erfahrungen zu vergleichen - völlig auf der Strecke geblieben ist. Weil ich garnicht an den Punkt gekommen bin, mich da in dieses Konvolut eindenken zu wollen, weil ich die ganze Zeit mit „ja, ne, find ich ne unpassende Kritik“ und „hätt ich mir besser ausgearbeitet gewünscht“ beschäftigt war. Ich fühlte mich nicht gut aufgehoben und da hat dann das Vertrauen gefehlt. Und das ist ärgerlich, weil ich absurderweise mich in vielen von den Ausgangs und Schlussthesen (das Spiel ist zu lang, an verschiedenen Stellen inkonsistent, der Charakterkonflikt am Ende ist nicht gut, die Condor ist kein Höhepunkt und wäre eventuell früher besser gewesen, manche Inszenierungen sind nicht gut - vor allem, weil andere durchaus abliefern). Inklusive dem Schluss, wem ich das Spiel denn empfehlen würde! Leider hab ich zwischendurch nichts bekommen, wo ich mal angehalten habe und gesagt habe „hm, das ist ein interessanter Gedanke, der mir nicht gekommen ist“.
Ja, aber hast du dich mal gefragt, ob es nicht auch deine Schuld ist, wenn du einfach zu schlau bist für den Podcast!!1111 Sei halt einfach ein bisschen dümmer und es passt, Herrgott!! :lol:
skade hat geschrieben: 15. Jan 2024, 09:26Der Sache hätte ein bisschen mehr Stringenz und Moderation gut getan. Dadurch, dass der Podcast so ein Streuschuss ist und alles mal anleckt, kommen bei mir einfach super viele Wünsche auf, dass das besser wäre. Wenn man sich _eine_ Sache rausgesucht hätte - zum Beispiel mal ein branching Narrativ mit missables durchzurecherchieren und neben ein Buch zu legen und die Vorteile/Nachteile auszuarbeiten. Aber so war das nix.
Da kommt ich zum eingangs erwähnten zurück: Vielleicht war es am Ende auch einfach ein Andre zu viel. Das kann tatsächlich sein.

Andre
Ingoknito
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Re: Runde #459: The Invincible

Beitrag von Ingoknito »

Finde im Spiel wird zu viel erklärt wird und nicht zu wenig. Der Roman zeichnet sich ja nicht durch eine reine Wissenschaftlichkeit und Nachbollziehbarkeit aus, sondern durchs Lem eigensinnigen Schreib-Stil, der oft mehr Fragen aufwirft als sie zu beantworten, aber dennoch eine durchgehende Kohärenz beibehält.
narretey
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Re: Runde #459: The Invincible

Beitrag von narretey »

Mir ist bei euren Überlegungen, ob Spieleentwicklerteams sich wie Buchautor*innen zu einem großen Gesamtwerk hin entwickeln können sofort Supergiant Games eingefallen. Die hatten einen überraschenden Erfolg mit Bastion und haben danach weiterhin qualitativ hochwertige Spiele abgeliefert, die alle ihren eigenen Charme mitbrachten. Mit Hades haben sie dann ihren bisher größten Erfolg gefeiert (meiner Meinung nach, weil das Spiel als Roguelike sehr streamerfreundlich war).

CD Project Red haben ähnlich mit The Witcher 1 etwas neues großes auf den Markt gebracht und sich dann bis zu Witcher 3 weiter verbessert. Dann haben sie sich mit dem Release eines noch größeren Spiels, Cyberpunk 2077, übernommen.

Als letztes möchte ich Lucas Pope nennen, der erst "Papers, Please" und dann das viel größere "Return of the Obra Dinn" geschaffen hat. Beides Spiele, die von der Kritik sehr gemocht wurden. Aber Pope sagte auch in einem Interview (laut Wikipedia), dass ihm der Entwicklungsaufwand, den "Return of the Obra Dinn" während der Entwicklungszeit angenommen hat zu groß wurde und er wieder kleinere Projekte machen möchte.

Ich glaube es ist in der Spieleindustrie möglich, dass sich Teams/Autor*innen finden, die sich entwickeln und ein Gesamtwerk erschaffen, aber ich glaube auch, dass Spieleentwicklung viel eher als das Schreiben von Romanen in den Zwang des Wachstums abgleiten kann (immer größere Welten erschaffen). Ich finde ihr habt da am Ende noch mal ein Fass aufgemacht und angeteasert, das einen spannenden eigenen Podcast abgeben könnte.
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Alienloeffel
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Re: Runde #459: The Invincible

Beitrag von Alienloeffel »

Also ganz generell kann ich mich nicht entscheiden, ob ich das spielen soll oder nicht. Es gibt Momente da habe ich schon alleine durch das Design richtig Bock drauf, dann aber wieder Momente bei denen mir der Walking Sim Anstrich jede Lust gleich wieder vertreibt. Die Folge habe ich jetzt auch noch nicht gehoert, weil ich dann vermutlich schon zu viel kenne.
Die Besprechungen auch anderorts sind ja sehr heterogen. Hm!
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Guthwulf
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Re: Runde #459: The Invincible

Beitrag von Guthwulf »

Alienloeffel hat geschrieben: 15. Jan 2024, 17:30Also ganz generell kann ich mich nicht entscheiden, ob ich das spielen soll oder nicht. Es gibt Momente da habe ich schon alleine durch das Design richtig Bock drauf, dann aber wieder Momente bei denen mir der Walking Sim Anstrich jede Lust gleich wieder vertreibt. Die Folge habe ich jetzt auch noch nicht gehoert, weil ich dann vermutlich schon zu viel kenne.
Die Besprechungen auch anderorts sind ja sehr heterogen. Hm!
Umso weniger du weisst, desto besser. Also Folge erst danach anhören. Wenn du was mit langsamer und eher intelektueller "guter alter" SciFi aus der "golden Age" (Autoren wie Asimov, Robert A. Heinlein, Lem oder Tarkovsky; Filme wie Solaris oder 2001 etc.) was anfangen kannst und das Retro SciFi Theme mit osteuropäischem Anstrich magst, dann sollte es was für dich sein. Es ist aber wirklich "nur" ein Walking Simulator, immerhin einer der besten, den ich bisher gespielt habe. Das Spiel ist in 5-8 Stunden durch, dauert also auch nicht zu lange. Warum nicht probieren?

Tagline des Spiels und eines der zentralen Themen ist: "Not Everything Everywhere is for us"

Notfalls: Die beiden folgenden Trailer, bringen die Atmosphäre und Themen rüber, ohne zuuu viel zu spoilern:

Launch Trailer: https://youtu.be/iY1avQjPT6Q?si=x43PXrjrnzA8gC8F
IGN Fan Fest 2023: https://youtu.be/SFcutglW2C8?si=f7b6mDtm2V46gA34

Oder hier nochmal die von mir bereits gesposteten Screenshots, die das grandiose Artdesign verdeutlichen sollten:
SpoilerShow
Bild
guthwulf04 (Steam), dreosan (PSN), Guthwulf06 (Xbox), Guthwulf16 (Switch: SW-7403-8257-5609)
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Alienloeffel
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Re: Runde #459: The Invincible

Beitrag von Alienloeffel »

Guthwulf hat geschrieben: 15. Jan 2024, 18:20
Alienloeffel hat geschrieben: 15. Jan 2024, 17:30Also ganz generell kann ich mich nicht entscheiden, ob ich das spielen soll oder nicht. Es gibt Momente da habe ich schon alleine durch das Design richtig Bock drauf, dann aber wieder Momente bei denen mir der Walking Sim Anstrich jede Lust gleich wieder vertreibt. Die Folge habe ich jetzt auch noch nicht gehoert, weil ich dann vermutlich schon zu viel kenne.
Die Besprechungen auch anderorts sind ja sehr heterogen. Hm!
Umso weniger du weisst, desto besser. Also Folge erst danach anhören. Wenn du was mit langsamer und eher intelektueller "guter alter" SciFi aus der "golden Age" (Autoren wie Asimov, Robert A. Heinlein, Lem oder Tarkovsky; Filme wie Solaris oder 2001 etc.) was anfangen kannst und das Retro SciFi Theme mit osteuropäischem Anstrich magst, dann sollte es was für dich sein. Es ist aber wirklich "nur" ein Walking Simulator, immerhin einer der besten, den ich bisher gespielt habe. Das Spiel ist in 5-8 Stunden durch, dauert also auch nicht zu lange. Warum nicht probieren?

Tagline des Spiels und eines der zentralen Themen ist: "Not Everything Everywhere is for us"

Notfalls: Die beiden folgenden Trailer, bringen die Atmosphäre und Themen rüber, ohne zuuu viel zu spoilern:

Launch Trailer: https://youtu.be/iY1avQjPT6Q?si=x43PXrjrnzA8gC8F
IGN Fan Fest 2023: https://youtu.be/SFcutglW2C8?si=f7b6mDtm2V46gA34

Oder hier nochmal die von mir bereits gesposteten Screenshots, die das grandiose Artdesign verdeutlichen sollten:
SpoilerShow
Bild
Ich habe Null Kenntnis in Sachen SciFi Literatur obwohl ich das Genre in Spiel und Film sehr mag, von daher danke fuer die Hinweise. Ich hatte schon ueberlegt das mit dem hier zugrunde liegenden Buch endlich mal auszubessern. Ich frag mal im Buchladen hier nach (Amazon oder ebay gibts hier leider nicht so einfach :? )
Ich habe zum Spiel ein paar Besprechungen gesehen die inhaltlich wenig bis nichts verraten haben, die Stimmung gefiel mir auf jeden Fall.

Vielleicht einfach mal versuchen, ja :D
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Lurtz
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Re: Runde #459: The Invincible

Beitrag von Lurtz »

Mir fällt es ehrlich gesagt auch schwer nachzuvollziehen, woher eure teils sehr negative Grundhaltung im Podcast zu dem Spiel kommt. Bzw soll es ja gar nicht so negativ sein, aber den Hauptteil des Podcasts nimmt wieder die meist durchaus recht harsche Kritik ein. Falko sagt ja einmal, er fand es sogar sehr gut, aber da die Folge keinen Moderator hat und sein Anteil so klein ist, geht das ziemlich unter.

Ich muss sagen ihr habt es in der Vergangenheit für mich generell schon mal besser geschafft, den Kern eurer Kritik rüber zu bringen. Alan Wake 2 war auch so ein Fall, wo das ganze Intertextuelle einfach mit Leuten die gerne Dark Souls Itembeschreibungen lesen abgetan wurde. Oder der Jahresabschluss Podcast, in dem kaum auf konkrete Titel eingegangen wurde.
Aber ich möchte nicht ausschließen, dass ich da gerade eine nur von mir persönlich so empfundene Negativ-Streak habe, was das angeht :D

Anyway, für mich hat das Spiel die Punkte, die der Roman laut Jochen heraus arbeiten will, auch rüber gebracht. Fand das schon alles verständlich und auch die Botschaft, dass man den Schwarm und Planeten einfach in Ruhe lassen sollte kam zumindest in meinem Ende gut rüber.

Dass das Spiel den Prequel Kniff aus Budgetgründen zieht, finde ich keine sonderlich überzeugende Theorie. IMO machen sie das, weil sie diese intime Gesprächsdynamik zwischen Protagonist und Astrogator herstellen wollten. Wäre da die ganze Crew des Unbesiegbaren mit im Spiel, wäre das sehr unlogisch gewesen, wenn man die ganze Zeit allein unterwegs ist.
Außerdem ermöglicht es dem Spiel vermutlich die Spannung besser aufzubauen.
Erst ist man allein unterwegs und sehr verwundbar, aber nicht mal die ganze Macht der Allianz reicht am Ende aus, um der Situation Herr zu werden.
Mag sein dass das in Anwesenheit der Invincible selbst noch deutlicher geworden wäre. Ist schon interessant, dass die gar nicht selbst auftaucht. Ob man das nur für den Twist so entschieden hat...?
Laut einem Interview wollte man keine Figuren des Romans anders interpretieren, aber dennoch eine eigene Perspektive erzählen. Weiß nicht ob das die ganze Wahrheit ist...

Bei der Kritik, dass das Spiel so gamey und gestreckt sei, musste ich ziemlich schmunzeln. Euer Review Format heißt seit jeher Wertschätzung (in Bezug auf den Kaufpreis), und regelmäßig fallen Werturteile in Bezug auf den Kaufpreis. War da ja noch nie ein Fan von, wenn ihr das auch so seht, frage ich mich allerdings noch mehr wieso ihr das so handhabt... :ugly:

Edit:
Das mit Firewatch in space erwähnt ihr dann noch, das kommt davon, wenn man Folgen nicht zu Ende hört :D
Zuletzt geändert von Lurtz am 16. Jan 2024, 10:13, insgesamt 3-mal geändert.
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Ranor
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Re: Runde #459: The Invincible

Beitrag von Ranor »

Lurtz hat geschrieben: 16. Jan 2024, 00:37 Bei der Kritik, dass das Spiel so gamey und gestreckt sei, musste ich ziemlich schmunzeln. Euer Review Format heißt seit jeher Wertschätzung (in Bezug auf den Kaufpreis), und regelmäßig fallen Werturteile in Bezug auf den Kaufpreis. War da ja noch nie ein Fan von, wenn ihr das auch so seht, frage ich mich allerdings noch mehr wieso ihr das so handhabt... :ugly:
Aber die Spielzeit war doch noch nie der entscheidende Grund ob ein Spiel in einer Wertschätzung empfohlen wurde oder nicht.
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Lurtz
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Re: Runde #459: The Invincible

Beitrag von Lurtz »

Mir erschien es schon immer wieder als Kriterium, zu welchem Zeitpunkt man ein Spiel empfiehlt, und diese Haltung in der Presse und Allgemeinheit generell hat natürlich auch Auswirkungen auf das Spieldesign. Ich meine es fielen schon immer wieder paraphrasierte Sätze wie "25€ für 5 Stunden sind schon hart".

Klar, bei The Pod wird der Kampf sicher nicht gewonnen, aber so wirklich lösen konnte man sich hier auch nicht davon, würde ich meinen.

Edit: Umformuliert.
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Andre Peschke
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Re: Runde #459: The Invincible

Beitrag von Andre Peschke »

Lurtz hat geschrieben: 16. Jan 2024, 09:15 Mir erschien es schon immer wieder als Kriterium, zu welchem Zeitpunkt man ein Spiel empfiehlt, und diese Haltung in der Presse und Allgemeinheit generell hat natürlich auch Auswirkungen auf das Spieldesign. Ich meine es fielen schon immer wieder paraphrasierte Sätze wie "25€ für 5 Stunden sind schon hart".
Also: Ich kann natürlich nicht ausschließen, dass irgendwem irgendwann irgendwo doch mal so ein Satz rausgerutscht ist. Aber ich weiß, das mein Mantra hier seit EWIGKEITEN ist, dass die Spiele zu lang sind und dass das von Jochen etc eigentlich immer gespiegelt wurde. Ich habe damals IIRC gesagt, "Journey" - ein 3-4 Std Spiel, sei auch easy 60 Euro wert.

Also im Gesamtkontext sollte IMO glasklar sein, dass die Position des Podcasts ist, dass Umfang als Positivkriterium Quatsch ist. Das haben wir auch bei Diskussionen um Wertungssysteme und Wertungsfindung immer wieder betont.

Andre
Ingoknito
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Re: Runde #459: The Invincible

Beitrag von Ingoknito »

Eine Bewertung anhand eines Preis-Leistungs-Kriterium ist aber ohnehin Quatsch, unabhängig vom Umfang. Aber das ist ein anderes Thema, was hier im Forum ja schonmal ausdiskutiert wurde. :D
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tpommer
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Re: Runde #459: The Invincible

Beitrag von tpommer »

Ich fand den Podcast sehr unterhaltsam und informativ und habe mir erst danach ein Video des Spiels angeschaut und muss euch zustimmen, dass es phantastisch aussieht.
Das Buch kannte ich davor noch gar nicht. Da ich aber gerade ein Audible Token frei hatte, habe ich es mir zuerst angehört, als ihr die Spoiler-Warnung rausgegeben habt. Es dauert ca. 7h und der Leser ist gut.
Von Lem kannte ich zuvor auch noch nichts. Ich musste beim wissenschaftlich, dokumentarischen Schreibstil ein bisschen an "Der Marsianer" denken.
Der Podcast war für mich auf jeden Fall bereichernd. Das Spiel werde ich irgendwann mal spielen, aber nicht sofort nach dem Buch.
Aber nun mal hören, was Jochen und Falko im Buchpodcast dazu sagen :)
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Lurtz
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Re: Runde #459: The Invincible

Beitrag von Lurtz »

Solaris kann ich sehr empfehlen. Ein wirklich toller Roman (gibt es auch ein gut gelesenes Hörbuch).
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Gajan
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Re: Runde #459: The Invincible

Beitrag von Gajan »

Lurtz hat geschrieben: 18. Jan 2024, 23:30 Solaris kann ich sehr empfehlen. Ein wirklich toller Roman (gibt es auch ein gut gelesenes Hörbuch).
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arparso
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Re: Runde #459: The Invincible

Beitrag von arparso »

Habe ja echt den Eindruck, ein anderes Spiel gespielt zu haben. Bin blind ohne Vorkenntnisse eingestiegen und fand das Spiel hat alles schlüssig hergeleitet und dem Spieler alle nötigen Informationen geliefert. Da ich unbedingt mehr wollte, hab ich mir im Anschluss noch direkt die Hörbuchfassung des Romans reingezogen (gibts auch auf Spotify), der mir wirklich gut gefallen hat. Aber selbst der lieferte zwar eine andere Perspektive, aber kaum neue Informationen, die nicht auch schon im Spiel enthalten waren.

Spoilerwarnung!

Die "tote Evolution" und der Konkurrenzkampf der Maschinenwesen wird z.B. immer wieder aufgegriffen. Wir sehen die offensichtlich toten Strukturen der "Stadt", finden auch andere Maschinenreste, aber lediglich die Fliegen bzw. die Wolke haben offensichtlich "überlebt" (und die damit verbundenen Büsche). Man findet auch Hinweise darauf, dass die Allianz noch mehr Maschinenvarianten gefunden hat und sich an einer Klassifikation der Funde versuchte.

Warum der Fluchtreflex der Alien-Fische als so ungewöhnlich empfunden wird, wird ebenfalls erläutert und ich empfand das überhaupt nicht als unglaubwürdig. Das kann man nicht mit Fischen auf der Erde vergleichen, die seit Jahrmillionen an die diversen Bedrohungen von Land oder aus der Luft angepasst sind. Der Goldfisch im Teich weiß instinktiv, dass der nächste Fischreiher sein Ende bedeuten kann und verhält sich entsprechend. Wobei selbst Teichfische sich zuweilen sehr sicher fühlen können und auch Unbekanntem neugierig statt mit Angst begegnen. Die Wasserspezies auf Regis III hingegen sind seit Millionen von Jahren keiner solchen Bedrohung ausgesetzt und sollten klobige Atompunk-Sonden nicht als Bedrohung erkennen können, da es einfach nichts vergleichbares auf dem Planeten geben sollte. Der Vergleich mit den Pinguinen in der Antarktis, den ein anderer hier schon genannt hatte, passt hier gut - denn auch sie kennen keine wirklichen Bedrohungen an Land und haben oft keine oder wenig Scheu vor Menschen oder Maschinen. Zugegeben, wir sehen im Spiel nicht, welche Art von Sonde hier genau verwendet wird und ob die z.B. einem Raubfisch ähneln könnte. Der klobigen Retrotechnik nach zu urteilen, ist das aber eher unwahrscheinlich.

Selbst die Theorie des Alien-Raumschiffes, das die Maschinen wahrscheinlich auf den Planeten gebracht hat, wird durch die Forschungsergebnisse der Allianz untermauert, die man finden kann und über die sich in Funksprüchen und Selbstgesprächen auch unterhalten wird. Wir sehen Diagramme und Datierungen, die Millionen Jahre zurückreichen und die fast völlige Auslöschung der Biosphäre des Planeten dokumentieren und auf einen ungefähren Zeitpunkt festlegen, der "zufällig" zeitgleich mit dem Untergang einer Alien-Zivilisation durch eine Supernova zusammenfällt. Hier Zusammenhänge herzustellen, empfand ich als absolut logisch. Wobei das ja auch nur erstmal eine unbestätigte Theorie bleibt, die Yasna und ihr Astrogator formulieren. Aber die Hinweise darauf bzw. die Herleitung sind im Spiel enthalten. Am Ende ist es aber sowieso nicht so wichtig, woher sie kommen - es zählt der Fakt, dass sie da sind.

Ebenso wird Yasnas "Immunität" direkt im Spiel erklärt, ihr kurzzeitiger Zustand des Stupors (als sie in einer Rückblende das erste Mal dem Schwarm begegnete), der den Angriff des Schwarms abmilderte und sie fortan als "neutralisiert" markiert hat. Zugeben, im Spiel bleibt das eine unbestätigte Theorie - im Buch wird hingegen näher darauf eingegangen. Aber selbst direkt im Spiel sehen wir ja, dass nicht jedes Opfer des Schwarms auf dieselbe Art betroffen war. Yasna verliert nur Teile ihrer Erinnerung (die später zurückkommen), andere werden auf das Niveau eines Neugeborenen zurückgesetzt oder sofort getötet, während manch andere wiederum wahnsinnig werden oder im Fall von Rohytro andere Gedächtnisprobleme entwickelten. Es wundert mich wirklich, dass lediglich Andre das verstanden zu haben schien - denn Falko und Jochen kennen doch bereits das Buch, in denen genau dieser Punkt mit dem Stupor auch erklärt wird. Dem Protagonisten Rohan selbst wird dadurch das Leben gerettet - lange bevor er sich mit der experimentellen Schutzhaube erneut in die Nähe der Wolke wagt.

Natürlich ist es ungünstig, wenn der Spieler an solchen Informationen vielleicht vorbeirennen kann. Kann natürlich auch in anderen Spielen passieren - z.B. den vielen Soulslikes, die ihre Story gerne in Item-Beschreibungen verstecken. In einem Spiel mit so starken Fokus auf die Erzählungen hätte man das aber vielleicht geschickter lösen können. Persönlich hatte ich tatsächlich aber kein Problem, der Story zu folgen und die Argumentation am Ende nachzuvollziehen.

Als einzige Ausnahme fällt mir da nur der Begriff "Nekroevolution" ein, der für mich tatsächlich etwas aus dem Nichts kam. Dabei traue ich es Yasna als Wissenschaftlerin und Biologin durchaus zu, so eine Begrifflichkeit herleiten zu können - aber so richtig passierte das in der Erzählung im Spiel nicht. Also konkret die Findung dieses Begriffs "Nekroevolution" - das ganze Konzept des evolutionären Konkurrenzkampfes der Alien-Maschinen wurde ja ansonsten gut kommuniziert.

Mit dem Pacing am Ende hatte ich auch eher keine Probleme. Yasna betritt hier feindliches Territorium, das Schwesterschiff des mächtigsten Raumkreuzers der Allianz, in Verfolgung eines geistig verwirrten Technikers der seit Monaten ahnunglos in einer Höhle hauste. Ich hatte Gänsehaut beim Erkunden des Raumschiffs. Und ehrlich gesagt, hatte ich mir da eher noch mehr Exploration gewünscht. Am Ende waren es nur ein paar Räume in der Krankenstation, bevor man dann direkt zur Kommandozentrale und damit dem Finale weitergeht. Empfand ich vom Pacing her überhaupt nicht schlimm, sondern durchweg spannend.

Mehr Probleme hatte ich mit dem etwas abrupten Ende. Bzw. den Enden (Plural). Einige der Enden funktionieren besser als andere, aber in vielen wird nach der "Lösung" des Hauptkonflikts doch sehr schnell zu den Credits gesprungen. Hat man Rohytra etwa davon überzeugt, die Bomben nicht einzusetzen und entscheidet sich, zur eigenen Crew zurückzukehren, gibt's keine wirkliche Verabschiedung mehr. Hätte mir da mehr Interaktionen mit Rohytra gewünscht, anstatt direkt zum Shuttle zu gehen und den Planeten zu verlassen. Einige der anderen Enden bieten da einen besseren Epilog.

Dass der namensgebende Raumkreuzer, der Unbesiegbare, kaum im Spiel auftaucht, fand ich überhaupt nicht problematisch. Ganz im Gegenteil war das meiner Meinung nach ein cleverer Erzählkniff. Die ersten Stunden über ist der Unbesiegbare ja die große Bedrohung, die am Horizont lauert und die in den nächsten Tagen oder Wochen auf Regis III eintreffen wird und damit die Sicherheit der Expedition gefährdet. Dann stellt man in einer dramatischen Wendung fest, dass die Allianz schon längst auf dem Planeten ist, was sofort Fragen aufwirft und Panik beim Astrogator und Yasna aufkommen lässt. Ist der Unbesiegbare etwa schon hier? Wie ist das möglich? Hat der Geheimdienst hier derart versagt oder geht hier noch etwas ganz anderes vor sich, wovon der Spieler nichts weiß? Ist der Astrogator selbst vielleicht involviert, können wir ihm noch trauen? Dann treffen wir schließlich Rohytra und unsere bisherigen Annahmen werden wieder auf den Kopf gestellt. Nicht der Unbesiegbare, sondern der Kondor ist auf Regis III! Schließlich dämmert es uns spätestens im explosiven Finale, dass nicht der Raumkreuzer der Unbesiegbare ist, sondern eigentlich die Wolke. Dass bei aller technologischen Überlegenheit und zerstörerischer Feuerkraft, diese "dumme", willenlose Spezies an primitiven Flug-Robotern dennoch hoffnungslos überlegen ist und seit Jahrmillionen bisher noch jeden Kampf gewonnen und jede Spur von Leben (an Land) ausgelöscht hat.

Und wer den Raumkreuzer wirklich unbedingt selbst sehen will, und nicht nur dessen baugleiches Schwesterschiff, der erhält in mindestens 2 verschiedenen Enden des Spiels die Gelegenheit, den spektakulären Landeanflug des Unbesiegbaren zu bestaunen und sogar mit Rohan selbst ein paar Worte zu wechseln. Gänsehaut!

Lustigerweise funktioniert der Spiel-Plot IMHO sogar viel besser, wenn man das Buch noch nicht kennt. Denn sonst sieht man viele der Wendungen natürlich kommen. Das wäre vielleicht mein nächster Kritikpunkt, dass das Spiel trotz neuer Handlung, trotz Prequel-Ansatz eigentlich nicht viel Neues zu erzählen hat, sondern eher die Kernpunkte des Romans wiederholt. Wer den Roman also schon kennt, wird sich im Spiel fast schon etwas langweilen. Mir ging es (fast) andersrum, da ich das Hörbuch erst nach dem Spiel angegangen bin und damit natürlich das gesamte Mysterium des Planeten bereits gespoilert war. Es war trotzdem noch spannend, aber vermutlich weniger als wäre ich völlig ahnunglos ans Buch rangegangen. Andererseits kann ich dem Spiel jetzt aber auch nicht vorwerfen, dass die grundlegenden Buch-Themen nochmal wiederholt werden - denn ich kann fast 60 Jahre nach Veröffentlichung des Romans nicht automatisch davon ausgehen, dass die Spieler bereits Vorkenntnisse mitbringen.

Für mich bleibt das Spiel aber trotzdem ein vollkommen gelungener Liebesbrief an seine Vorlage. Ein mutiger Versuch, eine schwierig umzusetzende Geschichte in ein neues Medium zu übertragen, ohne stupide den Plot zu kopieren. Spielerisch bleibt das genretypisch eher flach, aber Story und vor allem Atmosphäre haben mich unheimlich in ihren Bann gezogen. Bei mir sind keine offenen Fragen zurückgeblieben, sondern nur Lust auf mehr.
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Wudan
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Re: Runde #459: The Invincible

Beitrag von Wudan »

Ich hab das Spiel jetzt auch endlich gespielt und danach den Podcast gehört und war über die Beurteilungen einigermaßen verwundert. Vieles wurde von anderen schon angesprochen, das spar ich mir hier, einiges fällt einfach auch unter Geschmackssache, aber dass Andre dann am Ende gar keine Empfehlung ausgesprochen hat und die anderen das so unter "joa fürn 10er aufm Krabbeltisch oder im Gamepass" eingestuft haben wird dem Spiel meiner Meinung nach absolut nicht gerecht.

Ich finde jedem der entfernt was mit Scifi und Narrative Games etwas anfangen kann, kann man das Spiel empfehlen. Ich hatte jedenfalls eine echt gute Zeit damit. Für Gameplay-Puristen ist das natürlich nichts. Aber ich war von der Geschichte/dem Writing echt angetan, ich war bis zum Ende hin gespannt wie es weiter geht. Das Artdesign mit dem 60er Jahre Retro Touch ist fabelhaft, aber das wurde ja auch im Podcast gelobt. Was die angeblichen Ungereimtheiten im der Erzählung angeht, fand ich dass verglichen mit andern Storys sogar sehr wenige/kleine Plotholes und Logikfragen auftauchten, die meisten Details wurden tatsächlich ziemlich einleuchtend erklärt. Man muss an dem Punkt nicht mal den Zusatz "für ein Spiel" anbringen - wenn man sich viele Filme oder Bücher anschaut gibt es dort auch genug Storys die vorne und hinten keinen Sinn ergeben. Ich weiß nicht warum mich dass überrascht hat das ausgerechnet Andre es war der einige Erklärungen registriert hat die den anderen beiden offenbar entgangen sind.

Was die Längen angeht stimme ich ein wenig zu - ein bisschen straffer hätte dem Spiel nicht geschadet. Es hatte durchaus Längen mit der vielen Rumlauferei (die sich aber bei mir auch daraus ergeben hat das ich wohl einmal übersehen hab einen Rover zu nehmen :mrgreen: ) also 1-2std Kürzer wär schon auch ok. Ich hab tatsächlich aber auch bisschen über 8 Stunden gebraucht, gemächlich gespielt.

Das was mich persönlich am meisten genervt hat wurde im Podcast überhaupt nicht erwähnt: Das man teilweise so hart in der Bewegung eingeschränkt und gelenkt wird, das man an vielen Stellen den vorgesehen Pfad nicht 3m verlassen kann ohne an unsichtbare Wände zu stoßen; dass man sogar teilweise nicht mal den Kopf in eine andere Richtung drehen kann und das Spiel den Kopf da hält wo man gerade hingucken soll. Vereinzelt kam ich mir schon bisschen sehr gesteuert vor.

Aber gut, alles in allem einer der besten Narrative Games soweit. Ich fand das Production Value überraschend gut - man begegnet sogar anderen Personen. Ich bin irgendwie mittlerweile dem "Du bist ganz allein und musst rumlaufen und dir Sachen anschauen und rausfinden was passiert ist"-Trope bisschen müde. Ich denke in den meisten "Walking Sims" ist man einfach alleine weil das Geld für ordentliche Character-Models gefehlt hat.
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Guthwulf
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Re: Runde #459: The Invincible

Beitrag von Guthwulf »

Wudan hat geschrieben: 3. Mär 2024, 18:25Ich hab das Spiel jetzt auch endlich gespielt und danach den Podcast gehört und war über die Beurteilungen einigermaßen verwundert. Vieles wurde von anderen schon angesprochen, das spar ich mir hier, einiges fällt einfach auch unter Geschmackssache, aber dass Andre dann am Ende gar keine Empfehlung ausgesprochen hat und die anderen das so unter "joa fürn 10er aufm Krabbeltisch oder im Gamepass" eingestuft haben wird dem Spiel meiner Meinung nach absolut nicht gerecht.
Ich frag mich: Kann es sein, dass das "Mindset" als Reviewer, der von Spiel zu Spiel "eilt" (nicht unbedingt weil er sie spielen will sondern weil es sein Job ist), um danach analytische Werturteile abzugeben, meistens ohne sie durchgespielt oder reflektiert zu haben (weil Zeitdruck etc.), nicht doch erheblich die Erfahrung ändert (und das so etwas einigen Spielen - insb. die von Zeit, Aufmerksamkeit und Immersion leben - mehr "schadet" als anderen)? Ist mir auch bei unseren Podcastern schon öfter aufgefallen. Invincible ist nen schönes aktuelles Beispiel. Klar hängt auch vieles mit Geschmack und unterschiedlichen Perspektiven zusammen, aber die Frage kommt mir hier trotzdem wieder in den Sinn.
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