Krieg in der Ukraine

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ZiggyStardust
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von ZiggyStardust »

Es ist auf alle Fälle gute Werbung für deutsche Waffensysteme. Die Saudis und andere potentielle Kunden werden sich das bestimmt ganz genau anschauen was in der Ukraine passiert. Mir wären Schritte zur einer schnellen Beendigung des Krieges wichtiger statt diese Salamitaktik aus Angst vor einer Eskalationsdominanz Moskaus.
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Leonard Zelig
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Leonard Zelig »

Nur 29% der Deutschen sind für eine Taurus-Lieferung, Olaf Scholz ist ebenfalls dagegen. Friedrich Merz wird nicht vor Ende 2025 Bundeskanzler. Von daher hoffe ich einfach, dass Großbritannien, Frankreich und die USA mehr Storm Shadow, Scalp und Atacms liefern werden.

https://www.tagesschau.de/inland/deutsc ... -3416.html
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Incursio
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Incursio »

Leonard Zelig hat geschrieben: 9. Mär 2024, 18:03 Nur 29% der Deutschen sind für eine Taurus-Lieferung, Olaf Scholz ist ebenfalls dagegen. Friedrich Merz wird nicht vor Ende 2025 Bundeskanzler. Von daher hoffe ich einfach, dass Großbritannien, Frankreich und die USA mehr Storm Shadow, Scalp und Atacms liefern werden.

https://www.tagesschau.de/inland/deutsc ... -3416.html
Und ich frage mich nach wie vor ernsthaft warum?
Wurde das mal wirklich ehrlich begründet?
Das Argument, damit werden wir aktive Kriegspartei und/oder lösen einen Atomkrieg aus ist doch bullshit, bzw. sicher nicht von einem Waffensystem abhängig. Putin macht was er will und kann sich’s drehen und wenden wie er will.
Vielleicht ist der wahre Grund, dass wir auch von Taurus gefühlt nur dreieinhalb einsatzbereite Systeme im Hangar haben?! Gibts dazu verlässliche Aussagen?

Ich finde es nach wie vor tragisch, dass wir alle im Westen die Ukraine am langen Arm verhungern lassen.
Und das es nach wie vor schwurbler gibt, die glauben Putin zu verlässlichen Verhandlungen und Abmachungen bringen zu können. Das geht wenn dann nur, wenn er nahe einer harten militärischen oder innenpolitischen Niederlage steht. Und danach sieht es aktuell nicht aus, ganz im Gegenteil.
bonkic
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von bonkic »

Incursio hat geschrieben: 10. Mär 2024, 07:27 Und das es nach wie vor schwurbler gibt, die glauben Putin zu verlässlichen Verhandlungen und Abmachungen bringen zu können. Das geht wenn dann nur, wenn er nahe einer harten militärischen oder innenpolitischen Niederlage steht. Und danach sieht es aktuell nicht aus, ganz im Gegenteil.
zu diesen schwurblern hat sich jetzt auch der papst gesellt. :doh:

dass inzwischen nur noch eine minderheit der bundesbürger für eine lieferung ist, verwundert dabei nicht: wenn dir der kanzler (dem man ansonsten 0 vertraut - welch ironie...) dauernd erzählt, man wäre dann ja kriegspartei und damit insinuiert, bald würden die ersten raketen richtung deutschland fliegen, bekommen viele natürlich angst. propaganda wirkt.

damit will ich überhaupt nicht sagen, dass es für die bzw den entscheidungsträger einfach wäre, ich möchte auch nicht in seiner haut stecken. klar gibt es risiken bei der unterstützung: nur ist es dummerweise so, dass die risiken eher noch steigen, sollte russland vielleicht doch irgendwann die komplette ukraine eingenommen haben. der punkt kommt mir bei scholz und seinen partei-kollegen irgendwie zu kurz. er muss der bevölkerung irgendwann eindringlich klarmachen, dass wir uns in einer hochgefährlichen situation befinden: nicht weil "wir" das gewollt hätten, oder irgendwelche rüstungskonzerne abkassieren wollen - sondern weil der mann im kreml es will! nach der zeitenwende-rede kam diesbezüglich irgendwie herzlich wenig: es geht einfach nicht weiter wie bisher. das ist vorbei!

btw: gestern zufällig den lanz-precht-podcast gehört (warum auch immer, lief halt grad): da sagt der möchtegern-intellektuelle precht halt ernsthaft, putin ginge es nur um eine pufferzone zur nato. das ist halt 1a-kreml-schwurbelei. unglaublich. - wird vermutlich insbesondere bei neu-mitglied finnland für großes gelächter und / oder empörung sorgen: vielleicht sollte er dort mal nachfragen, warum man ausgerechnet jetzt beigetreten ist. als pufferstaat lebt es sich doch so gut und hat nullkommanix zu befürchten...
Zuletzt geändert von bonkic am 10. Mär 2024, 10:11, insgesamt 1-mal geändert.
Bilwiss
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Bilwiss »

bonkic hat geschrieben: 10. Mär 2024, 09:16 nur ist es dummerweise so, dass die risiken eher noch steigen, sollte russland vielleicht doch irgendwann die komplette ukraine eingenommen haben.
Absolut richtig. Davor und was danach kommt sollte man richtig Angst haben. Dementsprechend wäre die richtige Politik die Ukraine mit allem möglichen zu unterstützen damit das Szenario nicht eintrifft.
btw: gestern zufällig den lanz-precht-podcast gehört (warum auch immer, lief halt grad): da sagt der möchtegern-intellektuelle precht halt ernsthaft, putin ginge es nur um eine pufferzone zur nato. das ist halt 1a-kreml-schwurbelei. unglaublich. - wird vermutlich insbesondere bei neu-mitglied finnland für großes gelächter und / oder empörung sorgen: vielleicht sollte er dort mal nachfragen, warum man ausgerechnet jetzt beigetreten ist. als pufferstaat lebt es sich doch so gut und hat nullkommanix zu befürchten...
Man muss sich in diesen Zeiten die positiven Sachen ja richtig wertschätzen. Für mich war das auf jedenfall, dass sich in den letzten Jahren soviele Dummschwätzer selbst entlarvt haben. Denen muss man in Zukunft wenigstens nicht mehr zuhören.
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Crenshaw
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Crenshaw »

Incursio hat geschrieben: 10. Mär 2024, 07:27
Leonard Zelig hat geschrieben: 9. Mär 2024, 18:03 Nur 29% der Deutschen sind für eine Taurus-Lieferung, Olaf Scholz ist ebenfalls dagegen. Friedrich Merz wird nicht vor Ende 2025 Bundeskanzler. Von daher hoffe ich einfach, dass Großbritannien, Frankreich und die USA mehr Storm Shadow, Scalp und Atacms liefern werden.

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Und ich frage mich nach wie vor ernsthaft warum?
Wurde das mal wirklich ehrlich begründet?
Das Argument, damit werden wir aktive Kriegspartei und/oder lösen einen Atomkrieg aus ist doch bullshit, bzw. sicher nicht von einem Waffensystem abhängig. Putin macht was er will und kann sich’s drehen und wenden wie er will.
die Gründe würden mich auch interessieren (also ganz allgemein unabhängig von der aktuellen Frage, das warum wird bei den meisten Umfragen nie abgefragt)
ich würde ja denken, das die meisten Deutschen inzwischen ne pazifistische Grundeinstellung haben und einfach nur wollen, dass der Krieg aufhört, was so oder so zeitnah nicht passieren wird, das wird sich noch lange hinziehen
Incursio hat geschrieben: 10. Mär 2024, 07:27 Vielleicht ist der wahre Grund, dass wir auch von Taurus gefühlt nur dreieinhalb einsatzbereite Systeme im Hangar haben?! Gibts dazu verlässliche Aussagen?
das glaube ich weniger, die meisten werden bei den Waffenlieferungen nicht fragen, haben wir da überhaupt was, das sollte sich eh nicht beantworten lassen
Incursio hat geschrieben: 10. Mär 2024, 07:27 Ich finde es nach wie vor tragisch, dass wir alle im Westen die Ukraine am langen Arm verhungern lassen.
Und das es nach wie vor schwurbler gibt, die glauben Putin zu verlässlichen Verhandlungen und Abmachungen bringen zu können. Das geht wenn dann nur, wenn er nahe einer harten militärischen oder innenpolitischen Niederlage steht. Und danach sieht es aktuell nicht aus, ganz im Gegenteil.
ich denke nicht, das ohne direktes eingreifen vom Westen, wirklich viel ausgerichtet werden kann, inzwischen scheinen ja beide Parteien primär ein Personalproblem zu haben und das kann Russland besser ausgleichen
und irgendwann wird man sich auf Putin verlassen müssen (es sei denn, er stirbt), denn auf irgendeine Art und Weise wird der Krieg am Tisch beendet werden
und es wird weder eine harte militärische noch innenpolitische Niederlage geben und wirtschaftlich auch nicht

bonkic hat geschrieben: 10. Mär 2024, 09:16 damit will ich überhaupt nicht sagen, dass es für die bzw den entscheidungsträger einfach wäre, ich möchte auch nicht in seiner haut stecken. klar gibt es risiken bei der unterstützung: nur ist es dummerweise so, dass die risiken eher noch steigen, sollte russland vielleicht doch irgendwann die komplette ukraine eingenommen haben. der punkt kommt mir bei scholz und seinen partei-kollegen irgendwie so kurz. er muss der bevölkerung irgendwann eindringlich klarmachen, dass wir uns in einer hochgefährlichen situation befinden: nicht weil "wir" das gewollt hätten, oder irgendwelche rüstungskonzerne abkassieren wollen - sondern weil der mann im kreml es will! nach der zeitenwende-rede kam diesbezüglich irgendwie herzlich wenig: es geht einfach nicht weiter wie bisher. das ist vorbei!
ja, Kommunikation ist das große Problem, erst wird öffentlich über etwas diskutiert und am Ende nichts wirklich begründet, anstatt es intern zu diskutieren und zeitnah zu einer Entscheidung zukommen und die dann zu begründen, wobei man da auch die Opposition kritisieren muss, die scheint gerade hier in Bayern grundsätzlich anderer Meinung zu sein wie der Kanzler, wir hatten diese Woche fast jeden Tag ein mind. halbseitiges Interview wo ein meist Unionspolitiker sich für Tauruslieferungen ausgesprochen hat
bonkic hat geschrieben: 10. Mär 2024, 09:16 btw: gestern zufällig den lanz-precht-podcast gehört (warum auch immer, lief halt grad): da sagt der möchtegern-intellektuelle precht halt ernsthaft, putin ginge es nur um eine pufferzone zur nato. das ist halt 1a-kreml-schwurbelei. unglaublich. - wird vermutlich insbesondere bei neu-mitglied finnland für großes gelächter und / oder empörung sorgen: vielleicht sollte er dort mal nachfragen, warum man ausgerechnet jetzt beigetreten ist. als pufferstaat lebt es sich doch so gut und hat nullkommanix zu befürchten...
ja, das ist ne selten dämliche Argumentation, wenn dann war die Ukraine davor ein Pufferstaat (und es wäre interessant zu wissen wieviel das EU/NATO Beitrittsgerede, den Krieg gefördert hat)
wobei sich bei Finland nicht wirklich viel geändert hat, EU Mitglied waren sie ja schon und im Angriffsfall durch Russland (warum?) könnten halt theoretisch die USA mitkämpfen (hängt halt auch stark vom Präsidenten ab)
Santiago Garcia
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Santiago Garcia »

Incursio hat geschrieben: 10. Mär 2024, 07:27 Vielleicht ist der wahre Grund, dass wir auch von Taurus gefühlt nur dreieinhalb einsatzbereite Systeme im Hangar haben?! Gibts dazu verlässliche Aussagen?
Die Generäle im abgehörten Anruf sprechen davon, dass man 2x 50 liefern könnte, danach wäre Ende. Neu produzieren geht ja nicht, sagen SPD'ler. Der Hersteller MBDA ist anderer Meinung, aber was wissen die schon?
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Crenshaw
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Crenshaw »

Santiago Garcia hat geschrieben: 10. Mär 2024, 10:38
Incursio hat geschrieben: 10. Mär 2024, 07:27 Vielleicht ist der wahre Grund, dass wir auch von Taurus gefühlt nur dreieinhalb einsatzbereite Systeme im Hangar haben?! Gibts dazu verlässliche Aussagen?
Die Generäle im abgehörten Anruf sprechen davon, dass man 2x 50 liefern könnte, danach wäre Ende. Neu produzieren geht ja nicht, sagen SPD'ler. Der Hersteller MBDA ist anderer Meinung, aber was wissen die schon?
warum geht neu produzieren nicht? gibt es da eine Begründung, ist doch am Ende ne reine Geldfrage, oder übersehe ich was? zumal ich hoffe das Deutschland nichts schickt, was nicht auch gebraucht bzw. ersetzt wird und spätestens dann muss man ja neu produzieren
Santiago Garcia
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Santiago Garcia »

Johannes Arlt hat das mal in einem Interview in einem Deutschlandfunk gesagt. https://www.deutschlandfunk.de/intervie ... 8-100.html

To be fair, er hat dann später auch eingeräumt, dass er sich präziser hätte ausdrücken müssen, offenbar dauert die Produktion 3-4 Jahre. (https://www.abgeordnetenwatch.de/profil ... lche-ziele) Aber das ist ein wiederkehrendes Muster. Man lässt sich mit den Entscheidungen lange Zeit, um dann zu sagen, jetzt dauert es zu lange.

Bei den Leoparden haben wir den Russen ein halbes Jahr Zeit gelassen, Minenfelder und Befestigungen anzulegen. Im Nachhinein sagen ein paar Schlaubischlümpfe, "Ja kuck, die sind ja nicht durchgekommen, haben also gar nichts gebracht".

Ich fürchte, dass es mit dem Taurus ähnlich laufen könnte. Wenn er denn irgendwann mal kommt und die Ukrainer ihn einsetzen können, haben die Russen schon längst alternative Eisenbahnlinien über die Landbrücke gebaut. Dann wäre eine zerstörte Krimbrücke natürlich deutlich eher zu verschmerzen. Und hinterher kommen wieder die Schlaubischlümpfe.
Voigt
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Voigt »

Erinnert direkt an die 4-Stage Theory von Yes Minister: https://www.youtube.com/watch?v=nSXIetP5iak
Santiago Garcia
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Santiago Garcia »

20 Days in Mariupol hat den Oskar für beste Dokumentation gewonnen.

"Probably I will be the first director on this stage who will say I wish I never made this film."

https://twitter.com/ABC/status/1766995500681556339
ZiggyStardust
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von ZiggyStardust »

Incursio hat geschrieben: 10. Mär 2024, 07:27 Ich finde es nach wie vor tragisch, dass wir alle im Westen die Ukraine am langen Arm verhungern lassen.
Und das es nach wie vor schwurbler gibt, die glauben Putin zu verlässlichen Verhandlungen und Abmachungen bringen zu können. Das geht wenn dann nur, wenn er nahe einer harten militärischen oder innenpolitischen Niederlage steht. Und danach sieht es aktuell nicht aus, ganz im Gegenteil.
Russland lebt nach wie vor von dieser "Aura des Schreckens" und hat das eigentlich als einzige übrige Strategie. Man versucht ständig mit dem Mythos des unerschöpflichen russischen Arsenals und der unendlichen Bandbreite an Wunderwaffen dafür zu sorgen, dass der Westen zu viel Angst und zu wenig Sinn in einer Unterstützung sieht. Mehr hat man nicht mehr. Und je länger der Krieg dauert, desto weniger kann man selbst auf dieses Pferd setzen. Selbst die Unterstützung von den ach so treuen Verbündeten ist da endlich wie ja China schon klar demonstrierte, aber auch Nordkorea liefert nun wohl auch schon bedeutend weniger wenn überhaupt nicht. Jedenfalls nicht mehr per Schiff.

Daher diese russische Propaganda muss endlich mal aus den Köpfen der Leute raus. Russland heute ist nicht Russland 1940. Russland heute hängt am Tropf und der wurde von den eigenen korrupten Oligarchen leer geklaut. Selbst wenn Deutschland, die USA, Großbritannien und Frankreich Kriegsparteien werden sollten muss man vor diesem Russland keine Angst mehr haben.
Rince81
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Rince81 »

ZiggyStardust hat geschrieben: 12. Mär 2024, 08:45 Man versucht ständig mit dem Mythos des unerschöpflichen russischen Arsenals und der unendlichen Bandbreite an Wunderwaffen dafür zu sorgen, dass der Westen zu viel Angst und zu wenig Sinn in einer Unterstützung sieht. Mehr hat man nicht mehr. Und je länger der Krieg dauert, desto weniger kann man selbst auf dieses Pferd setzen.
Naja, hier und in den Deutschen Medien wurde Marcus Keupp vor ziemlich genau einem Jahr hoch und runter zitiert:
https://www.nzz.ch/feuilleton/marcus-ke ... ld.1731488
Wir befinden uns heute am Tag 386 der dreitägigen «Spezialoperation» der russischen Streitkräfte. Im Ernst: Wir sehen seit Januar im Donbass vermutlich die letzte russische Initiative, die in diesem Krieg noch möglich ist. Diese Initiative ist zum Scheitern verurteilt, weil den Russen allmählich Material und Menschen ausgehen.


Russland wird den Krieg im Oktober militärisch verloren haben. Die militärische Lage wird vergleichbar sein mit 1944, als der europäische Krieg für die Achsenmächte verloren war.
Ich rechne es Ihnen am Beispiel der Panzer vor. Es gibt dazu gute Schätzungen. Die eine stammt von der schwedischen Verteidigungsagentur FOI. Die andere ist die Schätzung des IISS aus London. Diese Institute kommen auf ungefähr 2900 einsatzfähige russische Kampfpanzer. Jetzt müssen Sie dem die Verlustrate entgegensetzen. Dafür nehme ich den Oryx-Blog. Hier sind wir heute auf 1845 Panzern, die Russland verloren hat – also etwa 5 pro Kriegstag. Die verbleibende Reserve von 1055 Stück reicht also noch für maximal 211 Kriegstage. Und da ist der Technologieeffekt – Russland mobilisiert immer ältere Panzer, während die Ukraine moderne westliche Systeme erhält – noch nicht einmal eingerechnet.
Was können die Russen übrig haben? Sie haben den Mythos einer angeblichen Wunderwaffe: des Kampfpanzers Armata T-14, den wir bis heute nicht auf dem Kampfplatz gesehen haben. In der Frühjahrsoffensive werden wir Bilder von westlichen Leopard-2- und Challenger-2-Panzern sehen, die deutlich weiter als russische Panzer schiessen und diese daher aus der Ferne eliminieren können. Wenn Sie den Technologieboost bei den Ukrainern sowie die russische Verlustrate und die sich erschöpfenden Ressourcen zusammenrechnen, dann ist eigentlich gar kein anderer Verlauf denkbar als eine russische Niederlage.
Klang alles total gut, jetzt rufe ich heute Spiegel Online auf und lese:
Droht der Zusammenbruch der ukrainischen Armee?
Die Warnungen vor einem russischen Durchbruch an der ukrainischen Front nehmen zu. Er habe entsprechende Karten gezeigt – sogar vor einem möglichen Durchmarsch bis Odessa oder Kiew soll er laut einem Teilnehmer gesprochen haben. Was wiederum erklären würde, warum Macron nicht einmal die Entsendung von Soldaten in die Ukraine ausschließen will, ganz im Gegensatz zu Bundeskanzler Olaf Scholz.
Der Mangel an Munition und Waffen ist zweifellos groß. Das liegt erstens an der innenpolitischen Blockade in den USA und zweitens an den nicht eingehaltenen Versprechen der Europäer, eine Million Schuss Artilleriemunition zu liefern.
Ein Team von SPIEGEL-Kollegen hat in den vergangenen Tagen an verschiedenen ukrainischen Frontabschnitten recherchiert – und kommt zum Schluss: Es gibt kritische Abschnitte, die Verteidigungsstellungen sind unzureichend ausgebaut, und wenn nicht bald Munition eintrifft, sind Durchbrüche nicht ausgeschlossen. Die Lage ist gefährlich, aber ein Zusammenbruch der ukrainischen Armee steht offenbar nicht unmittelbar bevor. Ein dringender Weckruf sollte es aber sein, dass wir überhaupt über diese Möglichkeit sprechen.
Vielleicht sollte uns das lehren a) vorsichtiger mit Einschätzungen zu sein und b) der Ukraine endlich den benötigten Kram zu liefern.
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Santiago Garcia
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Santiago Garcia »

Ich lese grad "Our Enemies Will Vanish" von Yaroslav Trofimov.
Foreign Minister Kuleba complained to me that Western decision-making on weapons supplies was based on a perverse logic: no help forthcoming when Ukraine had momentum, but a move to step in when the situation became critical and the Ukrainian military faced collapse. "This is how it worked in the beginning of the war with 155mm artillery, this is how it worked with Himars", he said. "We need to completely change the optics. Instead of waiting for a crisis in order for them to make a decision, they need to make decisions now in order to avoid a crisis."
All in all, the United States and NATO allies started training and equipping nine brand-new Ukrainian brigades. With more than 200 tanks, nearly 900 fighting vehicles, and 150 artillery pieces, these brigades would be the core force of the planned offensive. In Kyiv, satisfaction with this breakthrough was tinged with sadness. These numbers weren't too far from what the Ukrainians had asked for in May, a request rejected at the time as unrealistic. If these weapons had been supplied in August, when Russia's military was stretched thin, they could have ensured a strategic Ukrainian victory and possibly ended the war. But Russia had since mobilized hundreds of thousands of soldiers and erected a system of fortifications and minefields all along the front line. The cost of any Ukrainian advance would now be exceptionally higher - in equipment, and in lives lost. Because of Western prevarication, a strategic opportunity had slipped away.
Tja.
Rince81
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Rince81 »

https://www.spiegel.de/international/eu ... d339ac50c3

Alter - wenn man seine russischsprachige Minderheit in Putins Arme treiben willst, muss man das in etwa so anstellen...

Macht sie staatenlos, verbietet Sprache und Kultur. Ich frage mich, wie sich das mit der Charta der EU und anderen europaweiten Regelungen zum Schutz von Minderheiten verträgt
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von pion17 »

Meine Beiträge sind anscheinend unsensibel und trollig. Trotzdem versuche ich in der Nachmittagsmüdigkeit entkommend einen weiteren Sprung ins Wasser:
Um Politik zu verstehen, sind mehrere Sichtweisen valide.
Wenn mir hier im Forum etwas fehlt, ist es die strategische Perspektive, welche unabhängig ist von Moral. Wenn ich mich nicht täusche nennt man das auch Realpolitik.
Neben dem konkreten und grausamen Verlust an Menschenleben und der Zerstörung von Kultur und Landschaft, sitzen irgendwo reiche Säcke aus der Wirtschaft und/oder der Politik und verhandeln. Und diese Säcke sind weder nicht besonders intelligent oder hören sie auf intelligentere Berater*innen. Nein, es ist mehr wie auf den Pausenplatz wenn der Bully kommt und dem Streber, die Brille vom Kopf schlägt.
Deswegen interessiert mich kaum, wer moralisch recht hat. Mich interessiert die Geopolitik.
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Leonard Zelig
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Leonard Zelig »

Rince81 hat geschrieben: 14. Mär 2024, 13:47 https://www.spiegel.de/international/eu ... d339ac50c3

Alter - wenn man seine russischsprachige Minderheit in Putins Arme treiben willst, muss man das in etwa so anstellen...

Macht sie staatenlos, verbietet Sprache und Kultur. Ich frage mich, wie sich das mit der Charta der EU und anderen europaweiten Regelungen zum Schutz von Minderheiten verträgt
Es sind doch die Russen, die ihnen keine Pässe ausstellen wollen. Daher müssen sie in Lettland bleiben. Und Sprachkurse werden auch anderswo verlangt. Bei der Ukraine hat man sich ja vor 2022 auch immer wieder bitterlich über die Diskriminierung beklagt in Moskau. Da ist auch viel Propaganda dabei.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Mützenich hat eine Debatte über das Einfrieren des Ukraine-Kriegs angeregt.

In einer Bundestagsrede warf er die Frage auf, ob es nicht an der Zeit sei, nicht mehr darüber zu reden, wie man einen Krieg führe, sondern auch darüber nachzudenken, wie man einen Krieg einfrieren und später beenden könne.
https://www.deutschlandfunk.de/muetzeni ... n-104.html

Man sieht auf Seiten der SPD offenbar keine Perspektive mehr für die Ukraine als souveränen Staat in den bisherigen Grenzen. Innenpolitisch positioniert man sich als Friedenspartei, welche sich einer weiteren militärischen Eskalation entgegenstellt und sich für Verhandlungen stark macht - auch zum Nachteil der Ukraine. Zudem suggeriert man subtil, dass man, sollten die Waffen schweigen, wieder mit Russland „normal“ Handel treiben könne, sollte sich alles wieder normalisieren.
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Rince81 »

Leonard Zelig hat geschrieben: 14. Mär 2024, 21:50 Es sind doch die Russen, die ihnen keine Pässe ausstellen wollen. Daher müssen sie in Lettland bleiben.
Im Artikel steht, dass es Leute bzw. mittlerweile auch Kinder und Enkel von Leuten sind, die Stalin nach 1945 umgesiedelt hat. Die waren nie in Russland und Lettland hat ihnen die Staatsbürgerschaft verweigert. Von Russland bekommen sie eine wenn sie wollen. Wollen anscheinend aber nicht alle.
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Leonard Zelig
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Leonard Zelig »

Soweit ich weiß hatten sie bis 1991 sowjetische Pässe, aber da sie nie in Russland gewohnt haben, bekommen sie von den russischen Behörden keine russischen Pässe ausgestellt. Um lettischer Bürger werden zu können, muss eine Sprachprüfung in Lettisch bestanden werden und der Nachweis von Grundkenntnissen der Geschichte und der Verfassung erbracht werden. Für ältere Menschen sind die Anforderungen an die Sprachprüfung aber geringer.
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bonkic
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von bonkic »

Leonard Zelig hat geschrieben: 14. Mär 2024, 21:50Man sieht auf Seiten der SPD offenbar keine Perspektive mehr für die Ukraine als souveränen Staat in den bisherigen Grenzen. Innenpolitisch positioniert man sich als Friedenspartei, welche sich einer weiteren militärischen Eskalation entgegenstellt und sich für Verhandlungen stark macht - auch zum Nachteil der Ukraine. Zudem suggeriert man subtil, dass man, sollten die Waffen schweigen, wieder mit Russland „normal“ Handel treiben könne, sollte sich alles wieder normalisieren.
ich bin wirklich fassungslos.
während macron inzwischen den ernst der lage zu begreifen scheint (oder zumindest so tut), hält mützenich eine solche, beinahe schon devot ggü russland klingende rede. und er ist ja nicht irgendein hinterbänkler, sondern fraktionsvorsitzender! man kann also davon ausgehen, dass das parteilinie ist (siehe auch stegner und konsorten). - wissen die bei der spd irgendwas, was der rest nicht weiß; vielleicht von gas-gerd?

ich jedenfalls weiß inzwischen wirklich nicht mehr, was ich zu all dem noch sagen soll. wie kann man denn wirklich gar nichts aus den vergangenen 10 jahren gelernt haben? und wenn man schon die situation der ukraine nicht begreift oder begreifen will: dass man damit quasi auf linie mit afd und wagenknechten liegt, sollte doch zumindest skeptisch werden lassen. Oder, herr mützenich?

ich weiß, ich wiederhole mich (in teilen), aber irgendwann sollte doch mal die einsicht kommen....dachte ich. hab mich offenbar getäuscht.
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