Runde #467: Nein, die Spielebranche steht nicht vor einem Crash (ft. Michael Hoss)

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Leonard Zelig
Beiträge: 3481
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Re: Runde #467: Nein, die Spielebranche steht nicht vor einem Crash (ft. Michael Hoss)

Beitrag von Leonard Zelig »

Stig Asmussen (director of the Star War Jedi games and God of War 3) has announced GIANT SKULL, his new studio.

The team is planning n AAA single-player focused action adventure, utilizing Unreal Engine 5.

Stig is one of the good ones -- can't wait to learn more!
https://twitter.com/geoffkeighley/statu ... 4306084002
Ein neues Entwicklerteam hat die Gründung seinen eigenen Studios bekannt gegeben, das auf den Namen emptyvessel hört. Viele der Gründungsmitglieder von emptyvessel bringen Erfahrung aus AAA-Produktionen mit. Darunter finden sich einige Veteranen von id Software: Game Director Emanuel Palalic arbeitete als Character Artist am 2016er Doom und Doom Eternal. Auch Art Director Alex Palma wirkte als Visual Artist und Konzeptkünstler unter anderem an den besagten Titeln mit. Der Komponist Mick Gordon, der die beliebten Soundtracks für die modernen Doom-Spiele schuf, wird ebenfalls auf der Team-Seite von emtpyvessel geführt. Dazu kommen weitere Gründungsmitglieder, die unter anderem an Uncharted 4, The Last of Us und Tomb Raider gearbeitet haben. Andere haben zuvor an den Effekten von Filmen wie Bladerunner 2049 mitgewirkt.

Das in Texas angesiedelte Studio schreibt sich Flexibilität und kreative Freiheit auf die Fahnen und soll zeigen, dass auch kleinere, erfahrene Teams fokussierte AAA-Titel erschaffen können. Das Debut-Werk von emptyvessel soll ein immersiver Shooter mit Projektnamen The System werden. Die Spielwelt auf Basis der Unreal Engine 5 wird dabei von Filmen, Graphic Novels und Spielen mit dystopischen Science-Fiction-Welten inspiriert sein.
https://www.gamersglobal.de/news/284037 ... nt-3003797

Endlich wieder Normalität. :ugly:
"The whole problem with the world is that fools and fanatics are always so certain of themselves, but wiser people so full of doubts."

www.gamersglobal.de
maverick21
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Registriert: 28. Jan 2022, 20:03

Re: Runde #467: Nein, die Spielebranche steht nicht vor einem Crash (ft. Michael Hoss)

Beitrag von maverick21 »

Voigt hat geschrieben: 10. Mär 2024, 20:52 Was mir nich ganz klar war in der Folge, als ich über Chef von Sony und 4% Marge geredet habt. Ging es da um Sony Entertainment oder Gesamt-Sony? Ist ja ein gewaltiger Unterschied.
Ich weiß gar nicht, wo die 4% überhaupt herkommen. Ich komme bei keiner Kennzahl zur Gewinn-Marge auf 4%, weder bei Sony gesamt noch bei der Gaming-Sparte (GNS). Es sollte sich aber auf die Gaming-Sparte beziehen, die sich zuletzt den 4% angenähert hat.

Dazu ein paar Daten aus den Finanzberichten:
Sony gesamt lag in den letzten beiden Fiskaljahren bei der Reingewinn-Marge (net income) über 8% (FY21: 9,0%; FY22: 8,2%). Wirtschaftlich sinnvoller ist aber die Betrachtung der EBIT-Marge (operating income), zumal es dazu auch Daten für GNS gibt.

Sony gesamt erreichte beim EBIT zuletzt folgende Margen:
FY21: 12,1%
FY22: 10,5%
FY23-Q1: 8,5%
FY23-Q2: 9,3%
FY23-Q3: 12,4%
FY23-Forecast: 9,6%

Interessanter ist für uns aber sicherlich der Gaming-Bereich. Für den gleichen Zeitraum wie oben gelten folgende EBIT-Margen (in Klammern der absolute EBIT-Wert in Mrd USD):
FY21: 12,6% (3,10)
FY22: 6,9% (1,85)
FY23-Q1: 6,4% (0,36)
FY23-Q2: 5,1% (0,34)
FY23-Q3: 6,0% (0,58)
FY23-Forecast: 6,5% (1,90)

Aktuell ist die Entwicklung also definitiv nicht ideal, man kann sie aber erklären und es gibt IMO Argumente, warum es in den nächsten Jahren wieder besser werden sollte. Der Abfall der Marge auf 7% im FY22 von 13% in 2021 ist natürlich eine deutlich negative Entwicklung, insbesondere auch für die Ansprüche der Shareholder. Gründe hierfür sind vor allem gestiegene Kosten für die First-Party-Entwicklung, u.a. auch durch Verzögerungen durch Corona, ein zeitweiser Rückgang der Third-Party-Umsätze, oder auch Kosten durch die Bungie-Übernahme (insgesamt 3,7 Mrd USD), welche im FY22 abgeschlossen wurde und sich durch Abschreibungen immaterieller Vermögensgüter von Bungie auch im operativen Ergebnis der nächsten Jahre widerspiegelt (ca. 0,4 Mrd im FY22).

Im FY23-Q2 lag die EBIT-Marge nur bei 5,1%, für das gesamte Geschäftsjahr wird ein Wert von 6,5% erwartet, also leicht unter dem Niveau des Vorjahres (6,9%), wobei man anmerken muss, dass der absolute Gewinn etwas höher sein sollte (1,90 vs 1,85 Mrd). Der (unerwartet) große Erfolg von Helldivers 2 könnte das Ergebnis aber IMO noch verbessern.

Analog zum FY22 sollten also auch im FY23 die Ergebnisse nicht ideal sein. Auch hier vor allem durch die hohen Produktionskosten (siehe die 350 Mio für Spiderman 2). Dazu leicht gesunkene Hardware-Verkäufe, die die Erwartungen nicht ganz erfüllen konnte, insgesamt liegt die PS5 aber auch nur ganz knapp hinter der PS4 zum gleichen Zeitpunkt. Der entscheidende Faktor ist aber IMO, dass im FY23 bis auf Spiderman 2 kein First-Party-Exclusive erschienen ist, d.h. dass die (hohen) laufenden Kosten der Entwicklung nicht durch Umsätze mit Releases gedeckt werden konnten. Diese Phase wird vermutlich noch in FY24 (bis März 2025) anhalten, siehe die Aussage vom Sony-CEO ("keine Titel bekannter Marken"). Dazu kamen Probleme beim Aufbau im GaaS-Bereich, bspw. Einstellung des Last of Us MP sowie Einstellung bzw. Verschiebung anderer GaaS, mit Helldivers 2 scheinen sie jetzt aber einen (großen) Erfolg zu haben.

Ab FY25 sollten aber wieder regelmäßig neue (große) First-Party-Titel kommen, weshalb ich davon ausgehe, dass sich die Werte für Gewinn/Marge dann wieder (deutlich) verbessern sollten (ca. 10%+). Hier lohnt es sich auch mal die EBIT-Margen früherer Jahre zu betrachten, um die aktuellen Zahlen realistisch einzuordnen. Dies ist bis FY11 möglich, da die Gaming-Sparte vorher noch Teil der gesamten Consumer-Sparte (inkl. TVs) war.

FY11: 3,6%
FY12: 0,2%
FY13: 3,6%
FY14: 3,5%
FY15: 5,7%
FY16: 8,2%
FY17: 9,1%
FY18: 13,5%
FY19: 12,1%
FY20: 12,9%
FY21: 12,6%
FY22: 6,9%

Sony hatte im betrachteten Zeitraum also nie riesige Margen im Gaming-Bereich (Höchstwert im FY18 mit 13,5%; Daten zu PS2-Zeiten wären interessant). Die ersten drei Jahre (2011-13) fallen noch in die PS3-Zeit, die ja eigentlich gegen Ende sehr erfolgreich war, trotzdem kam man nicht über 4% hinaus. Bis FY15 lag man unter der aktuellen EBIT-Marge, wobei die absoluten Werte für den Gewinn noch deutlich niedriger waren (im FY15 ca. 0,8 Mrd USD vs 1,9 Mrd in FY22).
Die PS4-Zeit war dann sehr erfolgreich und man konnte die Rendite von 4% auf 13% in der Spitze steigern und dies auch in der Anfangsphase der PS5 halten (bis 2021). 2022 kam dann der Abfall auf 7% aus den genannten Gründen.

Die aktuelle Situation ist also sicherlich nicht ideal, aber wie gesagt denke ich, dass sich die Werte ab 2025 mit regelmäßig erscheinenden First-Party-Titeln wieder verbessern werden. Trotzdem ist es aus wirtschaftlicher Sicht sicherlich sinnvoll, gewisse Anpassungen vorzunehmen, um von den Fluktuationen durch die First-Party-Titel unabhängiger zu werden. Als Ergänzung zu den klassischen SP-Exclusives, die trotz hoher Kosten IMO immer noch für hohe Gewinne sorgen können (dazu dienen sie als USP zum Kauf einer PS, wodurch weitere Einnahmen generiert werden), wird Sony sicherlich versuchen, 2-3 erfolgreiche GaaS-Marken zu etablieren (u.a. von Bungie), um konstante Umsatzströme zu generieren. Ob diese Strategie aufgeht, muss man abwarten, aber Helldivers 2 scheint da zumindest ein guter Anfang zu sein. Hierbei muss Sony aber IMO aufpassen, dass sie ihr traditionelles Portfolio nicht zu sehr verwässern, bspw. was die Studio-Auswahl für die GaaS-Titel betrifft. Studios mit Stärken für SP-Spiele sollten da nicht verheizt werden, siehe NaughtyDog mit dem TLoU-MP. Da muss Sony ein besseres Fingerspitzengefühl beweisen, um die traditionellen Stärken der SP-First-Party-Entwicklung sinnvoll mit einzelnen GaaS zu erweitern.

Fazit:
Auch wenn die aktuellen Zahlen sich recht negativ lesen lassen, ist Sony IMO auch weiterhin in einer starken Position. Wie gesagt sollten sich die Zahlen meiner Einschätzung nach spätestens ab 2025 wieder verbessern. Gleichzeitig gibt es auch Potential im Bereich GaaS in Verbindung mit einem sinnvollen Ausbau der PC-Sparte Umsätze und Gewinne zu steigern, ohne das Kerngeschäft mit den Konsolen bzw. dem PSN zu gefährden.
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Lurtz
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Re: Runde #467: Nein, die Spielebranche steht nicht vor einem Crash (ft. Michael Hoss)

Beitrag von Lurtz »

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Und dann fragen sich die CEOs, wo das Wachstum steckt... Das ist die Quadratur des Kreises, den diese Industrie gerade will. Jeder will Service Games, aber dass Service Games die Kunden gleichzeitig jahrelang zeit- und geldtechnisch binden sollen, vergisst man darüber offenbar.
Children are dying.
That's a succinct summary of humankind, I'd say. Who needs tomes and volumes of history? Children are dying. The injustices of the world hide in those three words.
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Pan Sartre
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Re: Runde #467: Nein, die Spielebranche steht nicht vor einem Crash (ft. Michael Hoss)

Beitrag von Pan Sartre »

Also ich bin gerade an der Stelle, wo es um die Personen geht, die ihren Job verlieren. Ich habe es auch schon in den Kommentaren gelesen. Nicht jeder in der Spieleentwicklung ist Programmierer, Manager oder Director und kann einen langweiligen, aber besser bezahlten Job wechseln. Besonders ohnehin die schlecht bezahlten Jobs, werden es nicht leicht haben. Was macht der Artist? Hat der/die wirklich so viele Möglichkeiten? Die Leute, die ich kenne kämpfen entweder als Selbständige oder sind froh nach langer Suche, einen schlecht bezahlten, aber sicheren Job zu haben. Und aktuell, wo jeder meint Art mit AI machen und ersetzen zu müssen, wirds nicht besser. Auch bei der QA glaube ich ebenso nicht, dass die Tätigkeit sich auf Grund ihrer sehr firmenabhängigen, indiviuellen Abläufe in der Spieleindustrie auf andere Branchen projizieren lässt. Man wird was finden, aber dann eventl. wieder auf niedrigerer Position. Vom Senior wieder zum Regular oder gar Junior, "weil man muss ja im Wesentlichen alles neu lernen und lange eingearbeitet werden". Bei besonders speziellen, industrie eigenen Tätigkeiten - Bsp: Leveldesigner - sehe ich nicht unbedingt, wo die sehr zuversichtlich sein könnten, woanders etwas zu finden. Bin da aber auch sehr konservativ aufgewachsen und hab noch oft die "bleib bei deinen Leisten" Mentalität verinnerlicht. :D
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Lurtz
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Re: Runde #467: Nein, die Spielebranche steht nicht vor einem Crash (ft. Michael Hoss)

Beitrag von Lurtz »

Take2 entlässt 5% der Belegschaft. Außerdem wurden einige in Entwicklung befindliche Projekte abgebrochen.
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