Otis hat geschrieben: ↑17. Mär 2024, 11:03
Rigolax hat geschrieben: ↑12. Mär 2024, 11:58Man könnte sich mehr oder weniger legitime Ressentiments mal angucken. Ich halte den aktuellen Backlash für insgesamt, bezogen auf
"Wokeismus" als Ideologie und ihre negativen Auswüchse und die Gamingindustrie, die sich ihr zum nicht geringen Teil untergeordnet hat, für gewissermaßen verdient
Als da wären?
Das ist ja u.a. Thema des Threads: Ein Trend zur Hyperkorrektheit. Ich sehe darin vor allem die Tendenz, dass vor allem zählt, was "realistisch" wäre und Eskapismus unterbewertet wird. Das äußert sich u.a. in Körperbildern; nicht nur weiblichen, auch der Conan-mäßige Barbar hat ja eher ausgedient, auch so etwas wie Donut Drake ist heute undenkbar (nicht, dass ich das wiederhaben will, aber ich mein nur, 2011 hat Naughty Dog in Uncharted 3 so ein krasses Fatshaming betrieben, heute absolut undenkbar bei der Firma). In japanischen Spielen ist das anders, die feiern noch einen Unrealismus, etwa in Resident Evil Village. Im deutschsprachigen Journalismus, bei Der Standard, wird da schon teils die Munition versteckt in Vasen als "Regiefehler" bezeichnet (
https://www.derstandard.at/story/200012 ... ste-horror); nun will ich das keineswegs als Beispiel für "Wokeismus" anführen, es dient nur zur weiteren Illustration des Trends zum "Realismus", den ich meine.
"Wokemismus" kann man wohl vor allem darin sehen, wenn pünktlich zum Pride Month die Flaggen rausgeholt werden (bei X), aber dann dennoch wie bei Overwatch in Saudi-Arabien gerne gedealt wird (
https://www.pcgamer.com/2-months-after- ... h-esports/), statt Akzente zu setzen politischer Natur bzgl. eines so homophoben Staats. Wobei das eher unter "woke capitalism" fällt, nicht "Wokeismus" direkt angekreidet werden sollte vlt. Bzgl. "Wokeismus", was ich in etwa meine:
https://www.hanser-literaturverlage.de/ ... 028-t-4015 Susan Neiman: "Links ist nicht woke", Neiman ist eine renommierte Philosophin:
https://de.wikipedia.org/wiki/Susan_Neiman Das ist nicht als Autoritätstotschlagargument gemeint, ich will nur sagen, man kann den Terminus bzw. die Strömung produktiv definieren (woke meint bei ihr vmtl. identitätspolitischen Tribalismus (In/Out-Group-Denken)).
Nicht vlt. direkt "Wokeismus" anzukreiden, aber m.E. verwandt der Trend zu einem Safetyismus, d.h. "Triggerwarnungen", "Safe(r) Spaces" etc., der auch in der Gamingindustrie sich fortsetzt. Ich bin da nah an der Kritik von Jonathan Haidt ("Coddling of the American Mind").
Ansonsten noch, wobei ich hier "Probleme" aus Sicht der "Gamer" meinte, insb. die "Gamer", die nicht wirklich rechts eingestellt sind (solche Backlashes sind, was die Zusammensetzung ihrer Beschwerdeführer bzw. Mitläufer angeht, durchaus komplex, wobei es an sich durchaus eine reaktionäre Bewegung ist imho):
Ich denke, es gibt 2 zentrale "Probleme": 1) Die Diversitätsmaßnahmen gingen die letzten Jahre etwas schnell und wirken systematisch. Nun gut, kann man sagen, who cares, machen Spiele ja nicht unbedingt schlechter. Aber ich kann gewisse Reaktanz verstehen. Etwa wenn Kotaku überschriftet: "Final Fantasy XVI Dev Has A Terrible Answer For Why The Game Is So White":
https://kotaku.com/ffxvi-square-enix-na ... 1849744847 2) Es gibt einen gewissen Trend zur Totalität in Bezug auf AAA/AA, also dass etwa manche Sexualdarstellungen, die früher gängig waren, heute absolut undenkbar sind, was in der Pauschalität schon fragwürdig ist imho (vgl. God of War früher und heute); so erachte ich viele wohl als problematisch geltende Darstellungen nicht als sexistisch, sondern nur sexualisiert.
Bzgl. 1) Imho ist es echt ein wenig on-the-nose in den letzten Jahren, ich meine etwa bei der LotR-Serie von Amazon, die Harfoots z.B. wirken, ehrlich gesagt, auf mich nicht plausibel, so divers sie sind, das funktioniert IRL zumindest wohl nicht (genetic drift); okay, ist Fantasy, suspension of disbelief, aber die springen halt auch nicht 3m aus dem Stand, also Schwerkraft scheint zu gelten. -- Davon ab gibt es durchaus valide Talking Points bei den "Gamors", also wenn sie etwa kritisieren, dass Frauenfiguren teils unrealistisch physisch stark gezeichnet werden und Männer vermöbeln, kann man imho schon teils befremdlich finden, es wirkt auf mich jedenfalls auch teils eingebaut, weil es vermeintlich subversiv ist und politisch damit vorteilhaft (
edit: wait, das ist ein Beispiel für progressiven Unrealismus, interessant). Der "kritische Trinker" prangert ja immer polemisch "the message" an, die sich überall wiederfände; das geht mir so auch zu weit und der radikalisiert damit vmtl. leider einige Leute in Richtung rechts, aber so ganz absurd finde ich die Kritik, wenn man die Polemik runterfährt, insg. dann doch, ehrlich gesagt, nicht. Man kann m.E. manches schon als "Störfaktor" in der Fiktion wahrnehmen legitim, es sticht dann halt raus.