Feierabendbier: Signalis

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Andre Peschke
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Re: Feierabendbier: Signalis

Beitrag von Andre Peschke »

Desotho hat geschrieben: 19. Mär 2024, 08:06 Aber ansonsten macht es auf mich den Eindruck als ist das auf: "Scheiße, wir haben keine Ahnung - lass uns ganz viele Nebelkerzen zünden, dann wirkt es tiefgründig!"

Ich bin bis heute auch froh, keine Lebenszeit an Lost verschwendet zu haben.
Nah, das Ganze ist schon zu druchdacht, als dass man das so zusammenfassen kann. Diese Art von offenen Erzählungen ist auch nicht meine liebste, weil ich auch lieber will, dass der Autor mir konkrete, geile Ideen serviert anstatt so ein Mosaik mit fehlenden Steinchen. Aber die wollten das halt und nicht, weil sie das zynisch zum Kaschieren ihrer Ideenlosigkeit einsetzen wollten.

Andre
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Desotho
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Re: Feierabendbier: Signalis

Beitrag von Desotho »

Ich sag ja nicht, dass sie gar nicht drüber nachgedacht haben. Aber auf mich wirkt das nur zu 50% zu Ende gedacht.

ist aber auch egal: Für mich war der Podcast eine ganz klare Warnung vor dem Spiel.
Wenn andere Personen darin versinken und es geil finden, ist das ja fein für sie. Und wie weit die Macher das am Ende durchdacht haben, ist eigentlich wurst.

Ach ja: NieR Automata (was ich persönlich z.B. wieder sehr geil finde) hatte ja auch Abspann + Titelbildschirm. Nur da kam eine Art Einblendung mit Hinweis der Square Enix PR (irgendwas in der Art, auf jeden Fall nicht von den Entwicklern selbst bzw. ev. auch einfach nur aus Jux so formuliert), dass man das Spiel nochmal neu starten soll. Das war dann Idiotensicher :D

Bei meiner ersten Visual Novel war ich damals aber auch traurig über das (ziemlich schlechte) Ende. 6 Monate später habe ich rausgefunden: Die Dinger muss man mehrfach "spielen", und dann das True Endling freischalten. Habe ich dann auch gemacht und war ziemlich happy.
Spielmechanisch aber eine Katastrophe. Es gibt keinen Hinweis darauf, man muss sich durch bekannte Texte durchskippen und die Entscheidungen sind so krass random, dass man überhaupt keine Idee hat was für einen Einfluss das auf die Story hat oder hatte.
Das war in z.B. Zero Escape: Virtue's Last Reward so viel besser. Da war es auch interessant die Dead Ends zu erkunden und durch die Baumstruktur wurde die Wiederholung stark begrenzt.
El Psy Kongroo
DerVerbannte
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Re: Feierabendbier: Signalis

Beitrag von DerVerbannte »

Martin L00ter hat geschrieben: 18. Mär 2024, 20:07 [...]
The White Chamber! Das reizte mich mal auf einer Heft-CD, lange bevor ich mein erstes Silent Hill spielte und bleibt seither in sehr guter Erinnerung in Sachen Stimmung. Das wurde ja vor einiger Zeit auch auf Steam wieder veröffentlicht für nur ein paar Euro. Da frage ich mich echt, ob hinter der Neuveröffentlichung auch wirklich noch Teile vom alten Studio Trophis stecken.
Ah, schön dass das neben mir noch jemand kennt! Ja, so habe ich das Spiel auch kennengelernt, ich meine es war damals auf der Gamestar CD.
Und jep, die "neue" Steam Version ist mir auch aufs Auge gestoßen und hab sie mir gekauft und dann mal wieder durchgespielt.
Ob da noch die gleichen Leute hinter stecken, ich würde es zumindest vermuten.
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Tattus
Beiträge: 81
Registriert: 14. Nov 2017, 08:40

Re: Feierabendbier: Signalis

Beitrag von Tattus »

Etwas spät, aber hier noch ein paar Gedanken. Freut mich, dass ihr meinen Beitrag interessant fandet.
Andre Peschke hat geschrieben: 15. Mär 2024, 12:12
Tattus hat geschrieben: 15. Mär 2024, 11:20Sie beginnt alleine schon mit zwei verschiedenen Schöpfungsgeschichten, die beide gleichermaßen nebeneinander stehen, obwohl es da teilweise schon relevante Unterschiede gibt. Damals hat man das einfach nicht als Problem gesehen, dass es verschiedene sich widersprechende Erzählungen gab.
Da kommt es jetzt AFAIK aber auch drauf an, wann du mit "damals" meinst. Wenn ich das nicht falsch im Hirn habe, ist die Bibel ja eine Schriftsammlung, die über Jahrhunderte zusammengestellt und abgeändert wurde. Sprich: Die jetzt zusammengefügten, sich widersprechenden Texte, wurden vielleicht früher einfach einzeln vorgetragen und überliefert und die jeweiligen Gruppen hörten den anderen, widersprüchlichen Text zuerst nicht.

Ab einem gewissen Zeitpunkt wurden die natürlich zusammengeführt. Aber über die Widersprüche in der Bibel gibt es spätestens seitdem ja schon auch sehr viele Diskussionen - und auch über die Textauslegung. Insofern weiß nicht, ob es wirklich einen Zeitpunkt gab, zu dem das die Leute wirklich "nicht als Problem gesehen" haben. Das bei einem als heilig verstandenen Text viele Gläubige aber einfach schlucken, dass das halt so ist, ist auch nochmal ein Sonderfall.
Mit damals meinte ich den Zeitpunkt, in dem die unterschiedlichen Erzählungen als Teil einer großen Erzählung explizit nebeneinander gestellt worden sind. Das lässt sich nicht exakt datieren, da auch nicht hundertprozentig klar ist, wann die beiden Erzählungen entstanden sind (die erstgenannte wahrscheinlich im babylonischen Exil um 550 v. Chr., die zweie wahrscheinlich deutlich älter). Man hätte ja aber zB auch sagen können: Jetzt gilt nur noch das Neue, das Alte brauchen wir nicht mehr. So ein Prozess ist aber natürlich vielschichtiger und komplexer bei einer größeren Gruppe, gerade im Vergleich zu so einem 2-Mann-Projekt.

Aber insofern würde ich dir zustimmen, beim Glauben und in der Religion ist man generell in einem Bereich, wo sich eindeutige Aussagen schwerlich treffen lassen. Religion ist ja schließlich auch eine Antwort auf Uneindeutigkeiten und Widersprüche, die uns in unserem Leben tagtäglich begegnen. Wer klare Wahrheiten möchte, darf sich nur in der Mathematik, allenfalls noch im abgesteckten Rahmen der Naturwissenschaften bewegen. Religion ist da mMn der falsche Ort.

Andre Peschke hat geschrieben: 15. Mär 2024, 12:12
Tattus hat geschrieben: 15. Mär 2024, 11:20 Bzgl. des Gameplay fand ich das Radio wirklich klasse, weil es eine systemische, d.h. nicht kontextsensitive Art war, mit der Spielwelt zu interagieren, die nicht schießen war. Das hättet ihr, finde ich noch etwas stärker als Positivum des Gameplays hervorheben können, statt euch auf die konventionellen Elemente zu konzentrieren.
Das ging mir schlicht nicht so. Zu 90% war das "vorgegebene Frequenz einstellen" und gerade das "Minigame" mit den Kolibris, wo man ständig die Frequenz modulieren muss, bis ihnen die Köpfe platzen, empfand ich als lästig.

Andre
Da hätte man sicherlich mehr draus machen können. Ich mochte die Kolibris auch nicht, aber eher im Sinne der vermutlich angestrebten Spielerfahrung.

Nora hat geschrieben: 16. Mär 2024, 14:24
Tattus hat geschrieben: 15. Mär 2024, 11:20 Was das jetzt für das Spiel bedeutet, weiß ich nicht. "Ambiguität aushalten." Irgendwo habe ich das mal gehört und mochte es ganz gerne.
Das passt wie angegossen auf Signalis, finde ich. Das ganze Spiel fordert einen ja regelrecht dazu heraus, sich mit eigenen Erwartungshaltungen und der Frustration auseinanderzusetzen, einfach-nicht-abschließend-dahinterzusteigen (damn!). ;) Danke dafür! Ich habe da neulich in dem großartigen Buch von Natalie Knapp "Der unendliche Augenblick: Warum Zeiten der Unsicherheit so wertvoll sind" eine Zeile gelesen, die mich an mein Spielerlebnis mit Signalis erinnert hat: "Die wahre Kunst besteht letztlich darin, uns in jedem Augenblick Entwicklung zuzutrauen." :D
Danke für die Buchempfehlung. Da schau ich gerne mal rein.
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