unbedingt.
Ich kann voll und ganz zustimmen, dass die Phase um die Jahrtausendwende eine interessante Phase der Rollenspiele war. Es werden ja immer nur die Highlights genannt, aber da kamen noch so viele andere Rollenspiele auf den Markt. Spiele, die heute vielfach schon keiner mehr kennt, so wie Revenant, Arcatera, Technomage, Return to Krondor, ... Das war meines Erachtens mit der Wiedergeburt gemeint, eine Vielzahl an bedeutenden, aber auch unbekannten Spielen.
Was ich anders miterlebt habe als im Podcast rüber kam, war der Niedergang von Black Isle / Interplay. Es war nicht so stringent, dass Interplay nach BG2 statt BG3 nur noch ausschließlich billige Konsolenspiele in Auftrag gegeben und dadurch alles gegen die Wand gefahren hätte. Es war wesentlich komplexer. Zunächst einmal war Dark Alliance ein hervorragendes PS2-Spiel. Black Isle hat das auch nicht selbst entwickelt, sondern die Snowblind Studios. Es war technisch top notch, die Wassereffekte waren einfach phantastisch. Inhaltlich war es kompetent gemacht, auch wenn es mehr in Richtung Diablo ging, das war auch von vornherein bekannt. Eigentlich war es eine hervorragende Abwechslung innerhalb des Franchises und es war ein wirklich gutes Konsolenspiel, also etwas, was Interplay die Jahre davor nie gelungen ist. Es erschien 2001, im selben Jahr demnach wie die Erweiterungen für Icewind Dale und BG2 und ein Jahr vor Icewind Dale 2. Natürlich wollte Interplay wegen des Erfolgs eine Fortsetzung, die dann auch bei Black Isle inhouse entwickelt wurde, plus eine Umsetzung von Fallout mit der gleichen Engine. Daneben gab es aber immer auch Entwicklungen traditioneller Rollenspiele bei Black Isle.
Allerdings warteten alle auf 3D. Neverwinter Nights war ja bereits unter Interplay-Ägide angekündigt worden und wechselte dann mit Bioware zu Infogrames-Atari rüber, wo es 2002 parallel zu Icewind Dale 2 erschien. In Erwartung dieses Spiels war ein weiterer Titel mit der Infinity-Engine nicht das, worauf die Community dringend gewartet hätte. Dazu hatte Black Isle die Entwicklung von Torn wegen Probleme mit der Lithtech-Engine nicht auf die Kette bekommen und 2001 eingestellt. Sie haben dann an Project Jefferson aka Baldur's Gate: The Black Hound gearbeitet, bis Interplay die Lizenzgebühren für D&D nicht mehr bezahlt und in Folge die Lizenz verloren hat, weswegen das Projekt zum Jahreswechsel 2002 eingestellt werden musste. Stattdessen ging das Team zu Project Van Buren aka Fallout 3 über. Und parallel haben sie auch noch Lionheart: Legacy of the Crusader von Reflexive Entertainment produziert und rausgebracht. All das passierte zwischen Dark Alliance 1 und 2. Es war also nicht so, dass Interplay Black Isle gezwungen hätte, nur noch Konsolenspiele zu machen. Es war eher so, dass sie zwei Projekte in Folge nicht fertigstellen konnten, technisch abgehängt wirkten und der PC allein kein ausreichender Markt für Spiele dieser Produktionsgrößen mehr war. 2 Millionen verkaufte Exemplare über 4 Jahre war nicht ganz schlecht, ging damals aber auch schon besser, und dazu saß mit TSR/Wizards of the Coast ein weiterer Beteiligter im Boot, dem etwas vom Kuchen zustand. Interplays Liquiditätsprobleme waren dann noch das Tüpfelchen auf dem i. Bioware waren nicht die einzigen, die sich über ausbleibende Zahlungen beschwert haben. Die Finanzprobleme gehen aber ehrlicherweise auf Brian Fargo zurück, der Interplay zu mehr als einem Rollenspiel-Publisher machen wollte und dabei die falschen Entscheidungen traf, was Hervé Caen überhaupt erst an Bord brachte. Und meine goldene Regel™ für Spielepublisher: sobald Franzosen an Bord sind, wird's stürmisch.
Bezüglich Planescape: Torment und Guido Henkel würde mich viel mehr mal die Perspektive der anderen Entwickler auf Guido interessieren. Von Guido hatte ich ja schonmal einen Einblick auf seine Sicht der Dinge bekommen. Was mich allerdings immer gewundert hat, dass sein Name von den anderen nie in den Mund genommen wurde. Wenn Guido nicht so einen Ruf in Deutschland gehabt hätte, niemand wüsste von seiner Beteiligung an PsT, obwohl er eigenen Angaben zufolge auch Code beigesteuert hat.
Ist das eigentlich ein Running Gag, dass ihr immer ausholt mit "Troika, die ja so Spiele wie Arcanum und ToEE gemacht haben", wohlwissend, dass da außer Vampire Bloodlines nichts anderes mehr kam? Klingt immer, als hätten die eine Flut an Spielen auf den Markt gebracht.
Bei Bioware würde ich mal in den Raum werfen, dass ihre Entwicklung von MDK2 ebenfalls auf Mass Effect eingezahlt hat.