Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

[Felidae]

Boulevard der Dämmerung [Sunset Boulevard] von 1950

Billy Wilders bissige Abrechnung mit dem Mythos "Hollywood" - gezeigt anhand des Schicksals des ehemaligen Stummfilmstars Norma Desmond, für den sich 1950 niemand mehr interessiert. Sie plant ihr großes Comeback mit einem selbstgeschriebenen Film über die 17jährige Salome - die von der 50jährigen Desmond natürlich selbst gespielt werden soll, mit natürlich so wenig Dialogen wie möglich. Und dann schneit eines Tages der erfolglose junge Autor Joe Gillis in ihr Haus und erklärt sich bereit, ihr großartiges (nach Normas Ansicht) bzw. grottenschlechtes (nach Ansicht aller anderen) Drehbuch für ein stattliches Honorar umzuschreiben. Geld ist das einzige, was Norma Desmond noch geblieben ist - und so gibt sie immer mehr Geld für den jungen Mann aus. Der irgendwann erkennt, dass er in einem goldenen Gefängnis sitzt. Worauf das Drama seinen Lauf nimmt...

Norma Desmond wird gespielt von Gloria Swanson - die praktisch sich selbst spielt. Der 20 Jahre jüngere Autor ist William Holden. Geschrieben und inszeniert von Billy Wilder - wer allerdings eine Komödie erwartet, wird sich sehr wundern. Die wenigen Pointen, die der Film hat, sind so bitter, dass mehr als ein kurzes Schmunzeln nicht drin ist.

Ein absoluter Klassiker - und in der Liste der besten amerikanischen Filme unter den ersten 20.

[Yano]

Thanksgiving
War Eli Roth schon immer so scheisse?

Ja

Also "Hostel" finde ich ganz amüsant. (Aber nicht gut genug, um den Hype um Roth zu rechtfertigen. Eigentlich hätte Leigh Whannell als Mitautor von "Saw" diese Position verdient, die Roth jetzt einnimmt.)

Ich fand Hostel tatsächlich schon im Kino enttäuschend, hatte ihn mir glaube ich "intelligenter" vorgestellt.
In Retrospektive ist er aber tatsächlich noch der funktionierenste Roth Film.
Leigh Whannel spielt tatsächlich in einer ganz anderen Liga.

[Ironic Maiden]

Horror Express
Echter Grusel kommt heutzutage natürlich nicht mehr auf, aber der Spaßfaktor dieses Monstertrashs in gediegenem "Mord im Orientexpress"-Ambiente ist gewaltig.

Den hab ich mir dann gestern Abend mal angeschaut und hatte sehr viel Spaß, und zwar nicht nur auf der Trash-Ebene. Klar, das ist alles sehr albern, aber auch gar nicht schlecht konstruiert. Der Plot wirkt ein bisschen wie "The Thing" in einem Zug. Mich hat es sehr an diverse Pulp-Pen&Paper-Runden erinnert. So nach dem Motto "ein Arzt, ein Archäologe, ein Ingenieur und eine russische Adlige erleben spannende Abenteuer in einem Zug." Danke für die Empfehlung!

Danach hatte ich dann noch Zeit und habe Die Knochenfrau / Huesera gesehen. Ich bin einigermaßen begeistert davon. Der mexikanische Film handelt von Valeria, die endlich schwanger ist und sich gemeinsam mit ihrem Partner sehr auf das Kind zu freuen scheint. Nach und nach wird jedoch klar, dass sie von dem Gedanken an Mutterschaft gar nicht so uneingeschränkt begeistert ist, sondern schwere Zweifel hegt. Zudem fühlt sie sich immer mehr von einer mysteriösen Figur verfolgt.
Der Film ist genau wie ein ernsthafter Horrorfilm sein sollte. Die Figuren werden ernst genommen und mit all ihren menschlichen Fehlern gezeigt. Es gibt auch keine Scheu vor Tabuthemen, die ich hier aber nicht spoilern möchte. Der Grusel wird sparsam eingesetzt, ist dann aber effektiv. Hauptsächlich entsteht der Schrecken aber auf der psychologischen Ebene.
Ich hatte aufgrund der Beschreibungen einen Film im Stil von "It Follows" erwartet. Mich hat er aber wesentlich mehr an den großartigen "Saint Maud" erinnert, weil er konsequent den Blickwinkel seiner gespaltenen, gequälten Protagonistin einnimmt. Ganz große Empfehlung von mir.

[Incursio]

Gestern endlich John Wick 4 gesehen und ich muss sagen: gut, dass ich ihn nur digital geliehen habe.
Ein zweites Mal werde ich den nicht ansehen und auch niemandem empfehlen.
Für mich zieht die eigentlich depperte Meta Story zwar immer noch, aber trotz aller ästhetischer Stärke war es mir einfach way to much und vor allem way too long gekämpfte. Da hat man es leider deutlich übertrieben.
War alles in allem leider enttäuscht.

[wiesl]

Ich fand Hostel tatsächlich schon im Kino enttäuschend, hatte ihn mir glaube ich "intelligenter" vorgestellt.
In Retrospektive ist er aber tatsächlich noch der funktionierenste Roth Film.
Leigh Whannel spielt tatsächlich in einer ganz anderen Liga.

Meine Erinnerungen an Hostel sind nur noch verschwommen, mir wird bei Torture Porn auch immer eher schlecht. Knock, Knock und Green Inferno mochte ich aber ganz gern. Pulp halt, aber gut gemacht und nicht so dilletantisch wie Thanksgiving.

[Rigolax]

Hostel wird spätestens dann interessant, wenn man manche Elemente des Films mit dem Holocaust verknüpft. Das wird hier angerissen: https://de.wikipedia.org/wiki/Hostel_(F ... Reaktionen ("Der deutsche Filmwissenschaftler Florian Evers widmet Hostel ein eigenes Kapitel in seinem Buch über Holocaust-Ikonographie im postklassischen Science-Fiction und Horrorkino 'Vexierbilder des Holocaust'."). Ein Vexierbild laut Wikipedia: "[...] ein Bild, das außer der offenkundigen Abbildung noch eine weitere, mehr oder weniger schwer zu entdeckende verborgene Abbildung enthält". Es geht vor allem um das Setting in einer Art Vernichtungsfabrik. Das Buch kann man hier fragmentarisch lesen, wird auch bei Wikipedia so verlinkt: https://books.google.de/books?id=JrnmeU ... &q&f=false

Ich sah Hostel nochmal, nachdem ich diese Lesart wahrgenommen hatte und es ist tatsächlich interessant. Fraglich, ob Roth derartiges beabsichtigt hat.

Davon ab muss man eine gewisse Transgressivität m.E. anerkennen, die erfolgreich in den filmischen "Mainstream" transportiert wurde durch Hostel: Der Film ist hart, aber auch nicht zu hart (anders als Teil 2). Der hat ein produktives Maß in Bezug auf Transgression eingehalten, so einen schrägen Balanceakt geschafft. Das sieht man m.E. durchaus daran, dass er nicht indiziert bzw. FSK-freigabeverweigert wurde; Hostel 2 ist dagegen ein § 131er (bzw. war bis 2022).

[Felidae]

Eraser (1996)

Also der Film ist ja so entstanden: Die haben sich gedacht, "Wir machen einen spannenden seriösen Politthriller über Teile der US-Regierung, die illegale Waffengeschäfte mit Terroristen machen". Und sie hatten ein voll gutes Drehbuch dafür, ziemlich gute Schauspieler und auch bisschen Budget. Und Arnold Schwarzenegger. Und Arnold hat da auch geduldig mitgemacht. Aber nachdem sie die Hälfte gedreht hatten, hat er denen gesagt, "Jungs, ich hab keinen Bock mehr auf die intellektuelle Scheiße". Und dann ist er ohne Fallschirm aus dem Flugzeug gesprungen, hat im New Yorker Zoo gegen Krokodile gekämpft und den Hafen von Baltimore in die Luft gejagt.

[Heretic]

Den hab ich mir dann gestern Abend mal angeschaut und hatte sehr viel Spaß, und zwar nicht nur auf der Trash-Ebene. Klar, das ist alles sehr albern, aber auch gar nicht schlecht konstruiert. Der Plot wirkt ein bisschen wie "The Thing" in einem Zug. Mich hat es sehr an diverse Pulp-Pen&Paper-Runden erinnert. So nach dem Motto "ein Arzt, ein Archäologe, ein Ingenieur und eine russische Adlige erleben spannende Abenteuer in einem Zug." Danke für die Empfehlung!

Immer gerne.

Mir hat die Story trotz aller Albernheiten auch sehr gefallen. Da steckten so einige Überraschungen drin, die ich diesem Film anfangs nicht zugetraut hätte.

[Desotho]

Unfrosted (Netflix)
Der Film erzählt die Geschichte der Erfindung der Pop Tarts - allerdings nur lose inspiriert und keinesfalls ernst gemeit gemeint.
Er verlässt sich dabei auf bekannte Gesichter (allen voran Jerry Seinfeld), einen Nostalgieritt und jede Menge Zoten.
Wirklich witzig fand ich den Film selten (ich fand aber schon Seinfeld damals nicht gut). Aber es ist durchaus unterhaltsam zu sehen, auf welches Nostalgiepferd oder dummen Einfall sie als nächstes sehen.
Wirklich lachen musste ich eigentlich nur, als die Witwe nach der Beerdigung fragte: Warum ist mein Mann eigentlich explodiert?!

Also kann man sich schon geben, aber ein Klassiker wird das nicht.

[wiesl]

Challengers
Da hat uns der Trailer ganz schön an der Nase rumgeführt. Erwartet hab ich ein erotisches Coming-of-Age-Liebesdrama. Am sexiesten waren am Ende aber die Tennisszenen. In einem für mich sehr europäischen wirkenden Film steht eine Dreiecks-Beziehung im Mittelpunkt, zwischen einer sehr ambitionierten Tennisspielerin, einem fleißigen, aber nicht so talentierten Spieler und einem talentierten Lebemann. Zendaya spielt dabei das absolute Machtzentrum in dieser Beziehung, welche die beiden Jungs, später Männer, nach Belieben nach ihrer Pfeife tanzen lässt. Auch wenn das doch recht toxisch klingt und wenn man länger drüber nachdenkt, auch irgendwie ist, bleibt der Film eher leichte Kost, welche durch das schöne Finale und die tolle letzte Szene rund abgeschlossen wird. Herausgestochen haben, neben der tollen Chemie der beiden Männer, vor allem die Tenniszenen, welche unterlegt durch Trent Reznors Musik, mit einer irren Vielfalt von Kamerawinkeln und Tricks gezeigt wurden.

[Desotho]

Morning Glory (Netflix)
Die übliche Netflix Masche, es wird mit bekannten Stars gelockt. In diesem Fall vor allem Harrison Ford.
Eine ambitionierte Produzentin wird bei ihrem bisherigen Sender gefeuert und landet danach bei einer abgeranzten Frühstücksfernseh-Sendung.
Dort ist auch Mike Pomeroy (Harrison Ford) angestellt, der ein alt gedienter Journalist ist und ein ziemliches Archloch das alle hassen.
Sie zwingt ihn dazu mitzumachen, wie es aus geht kann sich jeder denken. Ford scheint mittlerweile auf die Rolle des grummelnden Opas der aber doch ganz nett ist, abonniert zu sein.
Wer darauf Bock hat, kann den Film gut schauen. Vor allem Rachel McAdams als Produzentin macht einen guten Job.

[Alienloeffel]

The Last Voyage of the Demeter

Ich wurde hier im Forum ja schon darauf vorbereitet, dass der Film nur so mittel ist. Aber enttaeuscht bin ich trotzdem, der Film hat einige sehr tolle Ansaetze, macht das nur leider durch absolut unglaubwuerdiges Verhalten der Protagonisten kaputt.
Sie finden heraus, wo das Monster schlaeft. Aber obwohl es Tag ist, ist keiner da. Dann warten sie aber anscheinend bis es Nacht ist um nach dem Monster zu suchen, obwohl sie ja anscheinend bereits gelernt haben, dass es eben in der Nacht unterwegs ist. So doof ist doch niemand.

SpoilerShow

Und warum faengt die Frau erst gegen Ende des Films an zum Vampir zu werden? Ja, sie hat anfangs die Infusionen bekommen, aber bei den anderen war das eine Frage von einem Tag. Das passte irgendwie gar nicht zusammen...

War nicht scheisse, aber auch leider nicht gut.

[Kelevra.XO]

Ichi the Killer

Zugegebenermaßen war es der vorletzte Film, aber da ich so gnadenlos enttäuscht von diesem hochgelobten Streifen war, schmeiße ich den mal in den Raum. Wenn man sich asiatische Filme anschaut, dann muss man ja mit einem, für westliche Sehgewohnheiten, gelegentlich etwas anstrengenden Overacting rechnen. Aber was Ichi hier raushaut, grenzt für mich trotz des völlig übertriebenen Gorefaktors eher an eine schlechtere Folge von RTL Samstag Nacht. Mir ist völlig schleierhaft woher die ganzen extrem positiven Bewertungen stammen, die der Streifen geerntet hat. Nur weil Takashi Miike drüber steht, wird doch aus einer blutigen Muppet Show auf Koks kein guter Film. Aber vielleicht täusche ich mich und werde hier eines besseren belehrt

[Desotho]

Sie leben (1988)
Fand ich als Kind recht faszinierend. Die Grundprämisse, dass die Welt in der wir leben anders ist als gedacht, funktioniert auch heute noch. Auch die Alienmasken gehen noch ok.
Aber am Film ist echt wenig Fleisch. Er bekommt die Brille, er rekrutiert seinen Freund, sie fackeln die Aliens ab. Ende.
Auch gibt es genug unlogiusches Zeug über das man hinwegssehen muss.

[Metalveteran]

UHF - Sender mit beschränkter Hoffnung

Oh wow, wie sehr ich diesen Film liebe. Er toppt ZAZ, er toppt Mel Brooks..... aber Monty Python toppt er nicht

Zudem: Mighty Michael Richards spielt sogar "The Weird Al" an die Wand.

Noch nicht gesehen? Na, dann wird's aber mal Zeit!

[Desotho]

eXistenZ (1999)
Ein neues Videospiel namens eXistenZ soll einigen Personen vorgestellt werden. Bei der Vorführung versucht einer der Teilnehmer die Programmiererin mit einer selbstgebauten Waffe aus Knochen und Zähnen zu töten. Die flieht und entkommt mit dem PR-Praktikatenten.
Die "Konsole" ist dabei ein fleischiges Wesen, das an einen Bioport am Rücken gestolpert wird und es ist halt im Prinzip Matrix.
Das ganze setzt auf Ekelfaktor und wirkt ziemlich B-Movie artig. Die Handlung ist irrelevantm der Twist zumindest aus heutiger Sicht vorhersehbar.
Ich denke damals war der nicht uninteressantm heute kann man sich den Streifen getrost schenken.

Was ich in der "virtuellen Realität" absurd fand, ist z.B. dass die Npc wenn sie auf was warten ihren Satz wiederholen.
Und dass die Personen im Spiel vom Spiel zu Handlungen gezwungen werden, z.B. knutschend übereinander herzufallen, wenn es die Handlung vorsieht.
Das wirkt im Film seltsam und als Designentscheidung in dieser realistischen Umgebung unglaubwürdig.
Es ist aber auf der anderen Seite eine korrekte Beobachtung was Spiele angeht.

[Metalveteran]

Nightwatch (2) - Demons are forever

Komm grad aus dem Kino. Aus einem Film, der eigentlich keine Fortsetzung gebraucht hätte. Ich war eigentlich nur neugierig, ob Ole Bornedal "es noch kann".

Inhaltsangaben sind nicht so meins, aber wer Bock auf einen richtig geilen (Grusel-)Thriller dänischer Färbung hat - reingehen Dabei ist es egal, ob man den 94er Nightwatch kennt oder nicht. Wer ihn kennt, sieht einzelne Zitate aus dem Erstlingswerk. Wer ihn nicht kennt bekommt alles wichtige erklärt, ohne dass der Film zu sehr in Exposition aufgeht.

Eine echte Empfehlung!

[wiesl]

Kingdom of the Planet of the Apes
Da gestern der Versuch, Furiosa zu sehen, kurzfristig scheiterte, war der beste Ersatz der erneute Start einer Affen-Trilogie. Kann mich an die Cesar-Filme nur noch bruchstückhaft erinnern, fand sie aber gut. Kingdom fehlt diese große Identifikationsfigur ein wenig. Noahs Geschichte hat man so schon zu oft gesehen. Am besten funktionierte es im Mittelteil, als er den alten Rakka zur Seite hatte. Auch die Tricktechnik war wieder ziemlich überzeugend. Was für mich das größte Problem war: die Lauflänge. 150 Minuten für einen Expositionsteil ist viel zu lang. Die nächsten werde ich mir wohl eher im Heimkino ansehen.

[Felidae]

Furiosa

Wenn man von vier Mad Max-Filmen nur "Fury Road" kennt, ist die Gefahr, von "Furiosa" massiv enttäuscht zu werden, vermutlich sehr groß. Weil einem dann eine essentielle Information fehlt: George Miller hat im Lauf der Jahre bis "Fury Road" vier Mad Max-Filme gedreht. Und jeder war komplett anders als der/die Vorgänger. So ist auch "Furiosa" wieder ein komplett anderer Film geworden - sehr viele sehr ruhige Momente, sehr auf seine Charaktere fokussiert (vor allem eben auf Furiosa). Das geht soweit, dass ein wesentliches actionreiches Ereignis, das in "Fury Road" locker die Hälfte des Films gewesen wäre, hier in vermutlich maximal zwei Minuten in einer Montage abgefertigt wird.

Wer "Fury Road 2" erwartet, dürfte extrem frustriert werden. Wer aber einfach Lust darauf hat, zweieinhalb Stunden noch tiefer ins Mad Max-Universum einzutauchen - hopp, ab ins Kino! Und hey, es ist immer noch das "Mad Max"-Ding von Miller. NATÜRLICH explodiert Zeug, rumst es links und rechts, gibt es fantastische Verfolgungsjagden, geizt der Film nicht mit auch ekligen Szenen. Nur eben nicht 150 Minuten lang non stop.

[bluttrinker13]

Danke. Freu mich sehr auf Furiosa. Frau hat mir schon Gutschein für's UCI für uns beide geschenkt.
Fury Road ist mE eh nicht wiederholbar.