Ich liebe Spiele, aber spiele nicht gern!?

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Textsortenlinguistik
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Ich liebe Spiele, aber spiele nicht gern!?

Beitrag von Textsortenlinguistik »

Ich möchte gerne wissen, ob es anderen Menschen so wie mir geht.

Ich liebe Videospiele. Ich könnte den ganzen Tag über Videospiele lesen, diskutieren, sie anschauen. Ich verfolge die Entwicklungen in der Branche mit großem Interesse und sitze jubelnd vor den E3-Streams der großen Hersteller. Ich höre beim Gassi gehen oder bei anderen Gelegenheiten stundenlang PodCasts über Videospiele, schaue gerne Let's Plays oder Streams und würde Videospiele vielleicht sogar als mein liebstes und wichtigstes Hobby bezeichnen.

Nun kommt die interessante Wendung: Ich kann mich kaum motivieren selbst zu spielen und finde die meisten Spiele nach kurzer Zeit langweilig. Immer wenn ich jemanden sagen höre, er habe beim Spielen die Zeit vergessen und stundenlang gespielt fühle ich mich ertappt. Denn was mir früher durchaus passiert ist, erlebe ich mittlerweile kaum noch. Es bedarf schon richtiger Ausnahmetitel oder Volltreffer in Sachen Geschmack, um mich über Stunden und auch Tage oder Wochen regelmäßig selbst an Gamepad oder Maus zu fesseln. Doch selbst bei Spielen, die ich sehr gut finde, fehlt mir manchesmal die Motivation sie zu starten und selbst wenn ich es tue ist meist nach 30 Minuten schon die Lust vergangen und ich beschäftige mich wieder auf andere Art mit dem Hobby (siehe oben).

Man könnte meinen ich sei wie viele Menschen mit Mitte 20 einfach dem Hobby entwachsen, jedoch opponiert dem Gedanken meine bestehende Affinität zum Medium. Spiele ich bloß die falschen Spiele? Das weise ich mit Bezug auf meine Erfahrung zurück. Fehlt mir die Zeit? Auch nicht. Mein bisher einziger, aber trauriger Ansatz ist, dass es mir tatsächlich zu anstrengend geworden ist selbst zu spielen. Das klingt verdammt paradox, ich weiß.

Um das ganze vielleicht ein bisschen aufzuschlüsseln, würde ich gerne wissen, ob jemand meine Erfahrungen teilen kann?
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Amox
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Re: Ich liebe Spiele, aber spiele nicht gern!?

Beitrag von Amox »

Ich kann den Gedanken durchaus nachvollziehen, manchmal geht es mir ähnlich.
Es gibt Tage, ja Wochen, wo ich nicht genau weiß was ich Spielen will und ein Spiel anmache was mir eigentlich sehr gut gefällt, wie Beispielsweise Fallout 3, oder das ich auch endlich mal durchspielen müsste, ich höre allerdings nach kurzer Zeit wieder auf zu Spielen und guck vorbei ob es bei der Gamestar ein neues Video gibt oder auf Rock Paper Shotgun einen neuen Artikel oder sonst eine andere Möglichkeit mich mit meinem Lieblingshobby zu beschäftigen und nutze dann lieber diese.

Das gilt aber nur für Singelplayer Spiele, ich Spiele auch viele Multiplayer Titel, allerdings fast nie ohne Freunde, wenn mich also ein Freund anschreibt und ich grade Zeit habe oder das was ich tue nicht so wichtig ist wird sofort losgespielt und ich höre erst wieder auf wenn der Freund auch aufhört, zu langeweile kommt es dann nie. :D
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Ich bin echt schon lange hier ...
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Nachtfischer
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Re: Ich liebe Spiele, aber spiele nicht gern!?

Beitrag von Nachtfischer »

Die Sache ist die: Wenn wir Gamer älter und weise werden, realisieren wir in der Regel mehr und mehr, wie schlecht viele der hochgepriesenen Vertreter der Spielegeschichte (und damit erst recht die meisten modernen Titel) eigentlich sind. Wir müssen uns ja nur mal ernsthafte Gedanken darüber machen, was wir in ihnen eigentlich tun beziehungsweise getan haben. Uns wird mit der Zeit wichtiger, interessante und spannende Dinge zu tun, die unsere Leben auch in irgendeiner Form bereichern und nicht bloß die "Zeit vertreiben". Auch werden wir in der Regel weniger empfänglich für Verzerrungsfaktoren wie Hype, Nostalgie und so weiter. Auch wenn das bei dir, Textsortenlinguistik, teilweise immer noch zu ziehen scheint. Nur eben nicht genug, um dich dann auch im Spiel bei Laune zu halten.

Da ist dann eben genau das Problem, dass das typische moderne Videospiel derart anspruchslos ist, dass es am Ende dann doch wirklich nur ein Werkzeug ist, um die Zeit totzuschlagen. Unser sich stetig weiterentwickelndes Gehirn nimmt das wahr, wenn auch zunächst vielleicht lediglich unterbewusst. Das führt dann zu dem Gefühl, aus dem Spielen an sich "herausgewachsen" zu sein. Allerdings ist es nicht das Spielen, sondern es sind die Spiele, die üblicherweise am Markt auftauchen. Man muss schon einigen Aufwand betreiben, um nach den sehr wenigen wirklich interessanten, oft vor dem Mainstream regelrecht versteckten, Titeln zu graben, die Kunst, Medium und Spieler wirklich weiterbringen.

AAA-Spiele hingegen sind zwar wunderbar sichtbar, halten aber schlicht nicht mit der persönlichen geistigen Entwicklung des typischen Spielers mit. Sie langweilen an jeder Ecke mit belanglosen Fleißaufgaben und trivialen Interaktionen, die genau so gut automatisiert ablaufen könnten. Sie erzählen uns B-Movie-Trash-Geschichten und tarnen sie als "epischste Erfahrung aller Zeiten". Wollen wir unsere begrenzte Zeit auf diesem Planeten nutzen und mit wertvollen Erfahrungen füllen, wird es dann schon ziemlich eng (insbesondere ohne die paar wenigen Perlen da draußen zu kennen).

Wenn man einmal den im Ausgangspost beschriebenen Punkt erreicht hat, gibt es glaube ich nur noch zwei Optionen: Mit dem Spielen aufhören oder mit dem Mainstream-Spielen aufhören.
Zuletzt geändert von Nachtfischer am 4. Jun 2018, 13:18, insgesamt 4-mal geändert.
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Ironic Maiden
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Re: Ich liebe Spiele, aber spiele nicht gern!?

Beitrag von Ironic Maiden »

So wie im Eingangspost beschrieben geht es mir auch oft, aber ich sehe das eigentlich nicht als Problem. Es gibt vielleicht ein- oder zweimal im Jahr Spiele, die ich wirklich intensiv spiele, und die dann auch für mich keine Zeitverschwendung sind, sondern gleichwertig zu anderen Aktivitäten, die ich sonst gemacht hätte. Letztes Jahr konnte ich z.B. im Sommer aus verschiedenen Gründen nicht in Urlaub fahren und habe dann halt zwei Wochen lang extremst viel "The Witcher" gespielt. War schön, aber dann hat es auch erstmal gereicht.

Je älter ich werde, umso klarer wird mir auch, was mir wirklich Spaß macht und was nicht. Das ist einfach Teil der Selbsterkenntnis, die -hoffentlich-mit dem Alter kommt. Und wenn ich gerade kein Interesse am Selbstspielen habe, dann ist das halt so. Da muss man auch kein schlechtes Gewissen haben. Dass es wenig Spiele gibt, die mich wirklich ansprechen, kommt natürlich noch dazu. Bei Büchern ist es teilweise ähnlich. Obwohl ich eigentlich recht literaturaffin bin, gibt es Phasen, in denen ich einfach keinen Spaß am Lesen habe, und dass lasse ich es eben. Die Zeit als ich dachte, ich müsse halt lesen, weil es zu meinem intellektuellen Anspruch gehört, ist vorbei. Und mit dem Spielen verhält es sich ähnlich. Ja, ich interessiere mich dafür, ich versuche einigermaßen auf dem Laufenden zu sein, aber ich muss mich nicht rechtfertigen, wenn ich nicht spiele.

Umgekehrt bin ich teilweise sogar froh über das etwas erlahmte Interesse, weil es so leichter zu verschmerzen ist, dass ich meistens auch gar keine Zeit mehr hätte, so intensiv zu spielen wie früher...
In Wirklichkeit bin ich Janna und podcaste hier ab und zu. Und in echt bin ich auch nicht so grün und flauschig wie auf dem Profilbild. Man kann mich auch auf Bluesky finden.
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Nachtfischer
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Re: Ich liebe Spiele, aber spiele nicht gern!?

Beitrag von Nachtfischer »

Axel hat geschrieben:Aber alles was länger dauert, da kann ich mich nicht mehr richtig aufraffen. Derzeit zumindest nicht.
Weil die Spiele dann in aller Regel auch extrem ineffizient werden. In einem 100-Stunden-Mammut-RPG habe ich dann vielleicht, mal ganz wohlwollend, 10 echt interessante Stunden. Das will man nicht, wenn einem die Freizeit lieb und teuer und selten geworden ist. Und das führt dann ja wiederum direkt zu meinen obigen Ausführungen zurück.
Maestro84
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Re: Ich liebe Spiele, aber spiele nicht gern!?

Beitrag von Maestro84 »

Ich schaue deswegen mittlerweile mehr Serien. Klar, ich würde gerne viel zocken, aber so richtig packt mich kaum was. Aktuell Unravel und Zelda-TP hd, aber gerade Spiele wie Witcher 3, die ich früher geliebt hätte, sorgen heute eher für ein Magengrummeln, wenn ich an die Zeit denke, die ich in das Spiel investieren muss/sollte. Man hat halt nur Freizeit x - bei mir so rund fünf Stunden an einem Wochentag - und da muss alles hinein, von Sport über Freundin und Freunde bis hin eben zum Zocken, Lesen oder Serien schauen. Und wenn ich dann die Wahl habe zwischen einem "OVER 100 HOURS!!!! LOOK MY BIG COCK!!!"-RPG und einer Runde vor der U und dann Netflix an, dann verliert das Monumentalfarming-RPG eindeutig. Ich bin schon froh, dass WoW casuallastiger ist, so kann man das in Ruhe nach Release eines Addons eine zeitlang spielen, wobei es schon amüsant ist, dass ein MMOG freundlicher zu Wenigspielern ist als ein Singleplayertitel. Ansonsten kommt es eh zu häufig vor, dass ich eine Spielpartie bei z.B. Master of Orion beende und mich frage, ob die zwei Stunden jetzt ernsthaft Spaß gemacht haben?

PS: Gerade Nintendos-Titel sorgen eh für mehr Stressminderung bei mir als das Zocken am PC. Eine Runde Zelda, Mario oder Harvest Moon (SNES) sind so wohltuend wie anno 1996.
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derFuchsi
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Re: Ich liebe Spiele, aber spiele nicht gern!?

Beitrag von derFuchsi »

Diverse aufgeführte handwerkliche Fehler gab es früher auch schon in anderer Form. Ich glaube nicht dass Spiele früher besser waren als heute und man deshalb lieber gespielt hat. Meiner Meinung nach ist das Überangebot und Zeit das Problem.

Das einzelne Spiel war früher gefühlt wertvoller als heute, einfach weil das Angebot kleiner war. Und man hatte früher mehr Zeit sich in etwas zu vertiefen.

Früher habe ich mich in ein sperriges Spiel verbissen bis ich alles rausgefunden habe was es zu wissen gibt oder bis man die schier unüberwindbare Hürde dann doch endlich gemeistert hatte.
Einerseits hatte man dazu auch die Zeit als Teenager, das ist ein Grund.
Andererseits hat man aufgrund des recht günstigen Überangebotes an Spielen (dank Steam) sein Belohnungssystem im Hirn mittlerweile so auf Dopamin getrimmt ("Ich brauch was Neues") dass man bei jeder Hürde die einem ein Spiel in den Weg stellt heute gleich zu was Neuem greift. Früher hätte man einfach das Spiel genossen (Serotonin).
(Hirschhausen hat das mal sehr schön für Laien erklärt in seinem Programm über Glück)

Mir ist das jedenfalls irgendwann an mir aufgefallen. Man ballert sich in diversen Sales die Steam / GOG Bibliothek voll und ist die ersten Stunden voll dabei und bei der nächstbesten Gelegenheit wird ein neues Spiel installiert und das Andere bleibt halb gespielt (wenn überhaupt) auf der Platte liegen und man weiß oft garnicht so genau warum. Dann sagt man sich dass man es bein nächstbester Gelegenheit fertig spielen wird, was oft nie der Fall ist. Mir gelingt es zwar nicht immer aber ich versuche in letzter Zeit mich bewusst zu entscheiden etwas durchzuziehen und auch kein neues Spiel eines Genres zu kaufen von dem ich noch etwas ungenutzt in der Bibliothek habe. Ist manchmal echt hart wenn man wieder von Testberichten und Forumsdiskussionen gehypet wird. Erst recht wenn man es sich ohne Probleme leisten könnte zu kaufen.
Zuletzt geändert von derFuchsi am 12. Mai 2016, 16:41, insgesamt 1-mal geändert.
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lipt00n
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Re: Ich liebe Spiele, aber spiele nicht gern!?

Beitrag von lipt00n »

derFuchsi hat geschrieben:Diverse aufgeführte handwerkliche Fehler gab es früher auch schon in anderer Form. Ich glaube nicht dass Spiele früher besser waren als heute und man deshalb lieber gespielt hat. Meiner Meinung nach ist das Überangebot und Zeit das Problem.

Das einzelne Spiel war früher gefühlt wertvoller als heute, einfach weil das Angebot kleiner war. Und man hatte früher mehr Zeit sich in etwas zu vertiefen.

Früher habe ich mich in ein sperriges Spiel verbissen bis ich alles rausgefunden habe was es zu wissen gibt oder bis man die schier unüberwindbare Hürde dann doch endlich gemeistert hatte.
Einerseits hatte man dazu auch die Zeit als Teenager, das ist ein Grund.
Andererseits hat man aufgrund des recht günstigen Überangebotes an Spielen (dank Steam) sein Belohnungssystem im Hirn mittlerweile so auf Dopamin getrimmt ("Ich brauch was Neues") getrimmt dass man bei jeder Hürde die einem ein Spiel in den Weg stellt heute gleich zu was Neuem greift. Früher hätte man einfach das Spiel genossen (Serotonin).
(Hirschhausen hat das mal sehr schön für Laien erklärt in seinem Programm über Glück)

Mir ist das jedenfalls irgendwann an mir aufgefallen. Man ballert sich in diversen Sales die Steam / GOG Bibliothek voll und ist die ersten Stunden voll dabei und bei der nächstbesten Gelegenheit wird ein neues Spiel installiert und das Andere bleibt halb gespielt (wenn überhaupt) auf der Platte liegen und man weiß oft garnicht so genau warum. Dann sagt man sich dass man es bein nächstbester Gelegenheit fertig spielen wird, was oft nie der Fall ist. Mir gelingt es zwar nicht immer aber ich versuche in letzter Zeit mich bewusst zu entscheiden etwas durchzuziehen und auch kein neues Spiel eines Genres zu kaufen von dem ich noch etwas ungenutzt in der Bibliothek habe. Ist manchmal echt hart wenn man wieder von Testberichten und Forumsdiskussionen gehypet wird. Erst recht wenn man es sich ohne Probleme leisten könnte zu kaufen.
Ich kann genau das so unterschreiben, zu 100%. Meine Bib ist mittlerweile so vollgepumpt, dazu kommen noch die ganzen anderen Klassiker die ja immer mal gespielt werden wollen etc. pp.

Und dann sitze ich hier am Abend in meiner wenigen, freigekämpften Zeit und klicke mich durchs Internet, weil ich mich zu keinem Spiel durchringen kann -wie im Eingangspost beschrieben.
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derFuchsi
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Re: Ich liebe Spiele, aber spiele nicht gern!?

Beitrag von derFuchsi »

Nachtfischer hat geschrieben: ...
Da ist dann eben das Problem, dass das typische moderne Videospiel derart anspruchslos ist, dass es am Ende dann doch wirklich nur eine Werkzeug ist, um die Zeit totzuschlagen. Unser sich stetig weiterentwickelndes Gehirn nimmt das wahr, wenn auch zunächst vielleicht lediglich unterbewusst.
...
Hm, die Tatsache dass grindlastige Spiele wie D3 so unheimlich populär sind will nicht so recht zu der Aussage passen. Es sei denn das spielen hauptsächlich jüngere Menschen. Oder dumme... ;)
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Nachtfischer
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Re: Ich liebe Spiele, aber spiele nicht gern!?

Beitrag von Nachtfischer »

derFuchsi hat geschrieben:
Nachtfischer hat geschrieben: ...
Da ist dann eben das Problem, dass das typische moderne Videospiel derart anspruchslos ist, dass es am Ende dann doch wirklich nur eine Werkzeug ist, um die Zeit totzuschlagen. Unser sich stetig weiterentwickelndes Gehirn nimmt das wahr, wenn auch zunächst vielleicht lediglich unterbewusst.
...
Hm, die Tatsache dass grindlastige Spiele wie D3 so unheimlich populär sind will nicht so recht zu der Aussage passen. Es sei denn das spielen hauptsächlich jüngere Menschen. Oder dumme... ;)
Ich glaube die Behauptung, dass jemand, der seine Zeit mit effizienten und intellektuell anregenden Inhalten füllen möchte, nicht unbedingt zu D3 greift, ist nicht sonderlich weit hergeholt. :P

Zum Thema "Überangebot": Das sehe ich gar nicht. Klar gibt es viele Spiele, aber wenn ich einen gewissen Anspruch anlege, dann wird es sehr, sehr schnell ganz dünn.
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lipt00n
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Re: Ich liebe Spiele, aber spiele nicht gern!?

Beitrag von lipt00n »

Ich wage mal zu behaupten, dass ein grindlastiges (und banales) Spiel wie D3 eher im Mehrspielermodus gespielt wird. Da ist es ja dann interessanterweise eher so, dass Komplexität, Story und der ganze Schnickschnack eher hinderlich sind. Was einfaches, seichtes mit regelmäßigen Spannungshöhepunkten (Bosskämpfe) zum gemütlich quatschen und Zeit totschlagen ist doch da, zumindest bin ich davon überzeugt, sehr populär. Eigentlich ist es ja schon fast egal, was man spielt, wenn man es mit Freunden spielt..

Das Überangebot besteht mMn schon, vor allem durch Sales. Es gibt ja viele dieser bekannten 5 EUR Titel die man sich nach 6, 9, 12 oder mehr Monaten einkauft, für die man zu Release aber niemals den Vollpresi bezahlt hätte. Ich jedenfalls habe viele davon gekauft, manche davon waren auch HumbleBundle Kandidaten. Schlechte Spiele sind das nicht, meistens hat irgendein Freund die gehyped oder man hat schon immer ein bisschen damit geliebäugelt. Nach dem Anspielen schafft es das Ding aber nicht, einen bis in die zweite oder dritte Stunde zu ziehen was meistens einem Todesurteil gleichkommt. Im Kopf liegt es dann auf der "andermal" Ablage, aber im Grunde fasst man es dann doch nie wieder an, geschweige denn, dass man es durchspielt. Bei mir trifft das bspw. zu auf Deus Ex HR, Borderlands 2, Dark Souls, This War Of Mine, Alan Wake uvm.

Wirklich Reue verspüre ich aber nicht, im Gegenteil. In meiner Jugend hat man sich dann eben irgendwo Raubkopien gezogen/auf dem Schulhof getauscht (Wie das klingt, so Pre-2000 :D) oder Demos von irgendwelchen Heft-CDs angespielt. Heute verdiene ich Geld und beruhige mein Gewissen mit einem Salepreis von <5 EUR anstatt mich noch mit schmutzigen Illegalitäten auseinanderzusetzen. Ab und an ist auch was dabei, was bei mir wirklich zündet, spätestens dann haben sich alle summierten Ausgaben wieder irgendwie gelohnt.
Zuletzt geändert von lipt00n am 12. Mai 2016, 18:02, insgesamt 1-mal geändert.
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Textsortenlinguistik
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Re: Ich liebe Spiele, aber spiele nicht gern!?

Beitrag von Textsortenlinguistik »

derFuchsi hat geschrieben: Dann sagt man sich dass man es bein nächstbester Gelegenheit fertig spielen wird, was oft nie der Fall ist. Mir gelingt es zwar nicht immer aber ich versuche in letzter Zeit mich bewusst zu entscheiden etwas durchzuziehen und auch kein neues Spiel eines Genres zu kaufen von dem ich noch etwas ungenutzt in der Bibliothek habe. Ist manchmal echt hart wenn man wieder von Testberichten und Forumsdiskussionen gehypet wird. Erst recht wenn man es sich ohne Probleme leisten könnte zu kaufen.
Aber ist das nicht total frustrierend? Ich kenne dieses Gefühl ja auch, ein zu 60% gespieltes Spiel auf der Platte zu haben, das eigentlich ganz gut ist, jedoch nichts herausragendes.

Und dann schaust du das Icon an, das Icon schaut dich an, du hast nicht so richtig Lust, aber zwingst dich trotzdem es zu spielen? Dieses "Completionist"-Problem sprechen André und Jochen ja auch oft im PodCast an und ich habe mich selbst lange gezwungen Spiele durchzuspielen. Denn das Spiel hat ja eine 80+ Wertung bekommen, ich hab 20 € oder mehr dafür bezahlt, das jetzt abzubrechen wäre ein mehr als unbefriedigendes Gefühl, das fast schon einer Aufgabe gleich kommt.

Aber man muss sich das nur mal auf der Zunge zergehen lassen: Sich in seiner Freizeit zwingen ein Unterhaltungsmedium zu konsumieren, auf das man eigentlich keine Lust hat. Das ist ziemlich bescheuert und ich bin mittlerweile auch schneller dabei, ein Spiel von der Bettkannte zu stoßen.
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derFuchsi
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Re: Ich liebe Spiele, aber spiele nicht gern!?

Beitrag von derFuchsi »

Textsortenlinguistik hat geschrieben: ...
Aber man muss sich das nur mal auf der Zunge zergehen lassen: Sich in seiner Freizeit zwingen ein Unterhaltungsmedium zu konsumieren, auf das man eigentlich keine Lust hat. Das ist ziemlich bescheuert und ich bin mittlerweile auch schneller dabei, ein Spiel von der Bettkannte zu stoßen.
Keine Lust trifft es nicht ganz. Was ich meine ist das Dopamin gesteuerte Belohnungssystem auf das man in der heutigen schnellebigen Zeit getrimmt ist. Immer schneller immer was Neues haben zu müssen. Das gibt einem kurze Zeit den Kick und es fühlt sich doch auch großartig an ein neues Spiel zu erkunden. Ja sogar das bloße Erwerben beschert einem bereits ein kurzes Glücksgefühl. Deshalb funktionieren die Sales ja so gut und die Humble Bundles etc. Wenn das "Neue" dann verflogen ist steuert man schnell auf den nächsten schnellen Kick zu anstatt mal das zu genießen was man gerade hat. Das führt eben dazu dass irgendwann ein Haufen angespielter Kram herumliegt.
Das gab es meines Erachtens früher so nicht. Da ist man alle paar Wochen mal in den Mediamarkt gepilgert und hat im Spieleregal gestöbert und wenn überhaupt dann mal ein Spiel mitgenommen und das wurde dann auch richtig gespielt.
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Gamer since ~1987 (C64 C / A 2000 / A1200 / PC)
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Textsortenlinguistik
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Re: Ich liebe Spiele, aber spiele nicht gern!?

Beitrag von Textsortenlinguistik »

derFuchsi hat geschrieben:
Textsortenlinguistik hat geschrieben: Wenn das "Neue" dann verflogen ist steuert man schnell auf den nächsten schnellen Kick zu anstatt mal das zu genießen was man gerade hat. Das führt eben dazu dass irgendwann ein Haufen angespielter Kram herumliegt.
Das gab es meines Erachtens früher so nicht. Da ist man alle paar Wochen mal in den Mediamarkt gepilgert und hat im Spieleregal gestöbert und wenn überhaupt dann mal ein Spiel mitgenommen und das wurde dann auch richtig gespielt.
Vielleicht ist man als erfahrener Spieler auch mittlerweile einfach zu abgebrüht und hat zusätzlich die kindlich-naive Faszination am Spielen verloren.

Dass es am Überangebot (von Spielen) liegt, glaube ich eigentlich nicht. Denn in Ausnahmefällen steigere ich mich auch jetzt noch richtig in ein Spiel rein, zuletzt bei Stardew Valley passiert. Bei mir persönlich vermute ich einfach das Überangebot an konsumierbaren Medium im Allgemeinen als schuldig. Ich meine ich kann mir mit wenigen Klicks tausende Filme, Serien, Streams usw. anschauen, kann auf Millionen Internetseiten stundenlang über mehr oder weniger interessante Dinge lesen und stehe dank Messenger in ständigem Austausch mit meinem sozialen Umfeld.

Früher hatte unser PC eben nur drei Funktionen: Word, Paint und Spiele.
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Yometheus
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Re: Ich liebe Spiele, aber spiele nicht gern!?

Beitrag von Yometheus »

Also um die Frage des Threads für mich zu beantworten: Ja, ich liebe Spiele und ich spiele gern. Aber d.h. nicht, dass ich alle Spiele liebe und das ich immer gerne spiele. Aber die Spiele, die ich spiele (wenn ich sie spiele), mag ich schon sehr gern. Spiele, die ich nicht mag, spiele ich deshalb nicht, weil ich sie mir auch nicht hole - um mal das Thema Bundlekäufe/Steamsales aufzugreifen.
Textsortenlinguistik hat geschrieben:Vielleicht ist man als erfahrener Spieler auch mittlerweile einfach zu abgebrüht und hat zusätzlich die kindlich-naive Faszination am Spielen verloren.
Ich glaube, dass dies an ganz entscheidender Punkt ist: Nämlich die Frage, warum ich eigentlich spiele?
Ich stimme Nachtfischers Analyse zu, dass ein Großteil der vielen Spiele, die heutzutage auf den Markt kommen, einen gewissen Anspruch vermissen lassen, den ich mir wünsche - bzw. den ich mir mittlerweile wünsche. Aber mal unabhängig von diesem Punkt liegt der Ball auch beim Konsumenten, der sich seinem Hobby bewusster sein sollte. In meinem Fall spiele ich Spiele, weil es mir Spaß macht. Damit meine ich Spaß indem ich unterhalten werde, Spaß wenn ich gefordert werde, Spaß wenn ich etwas lerne, Spaß wenn ich mit Freunden spiele und Spaß wenn ich Erfolg in einem Spiele habe (z.B. im Multiplayer gewinne oder auch ein Singleplayerspiel durchspiele). Spielen ist als solches also sehr sehr vielfältig und kein Selbstzweck, oder anders formuliert: Spiele sollten kein Selbstzweck sein, imo. Ich sehe die Spiele auf meiner Festplatte nicht als ToDo-Liste, sondern als eine Reihe von Möglichkeiten, die ich wahrnehmen kann. Etwas nur zum Selbstzweck zu tun, macht für mich keinen Sinn und dazu gehört auch das Kaufen von Spielen. Deshalb habe ich meine Meinung zum Thema oben bewusst pointiert formuliert.
Spaß ist aber eine Kategorie, die sich zum einen in vielen Bereichen mit dem Ernst des Lebens beißt. Es scheint gesellschaftliche Norm zu sein, dass man mit zunehmenden Alter ernster und steifer wird. Meine Logik ist hier eine andere: Gerade weil mit zunehmender Lebenserfahrung unweigerlich auch sehr unlustige Erkenntnisse dazukommen, ist es umso wichtiger den Spaß und dessen regelmäßige Kultivierung nicht zu vergessen - zumindest wenn man nicht als granteliger, alter Sack enden will. Und zum anderen hat Spaß durch Spielen ja auch etwas mit Entdecken und Erfahren zu tun: Je neuer und unbekannter etwas für mich ist, desto toller ist es. Was ich beim ersten Mal möglicherweise total faszinierend fand, bläst mich beim 20mal wahrscheinlich nicht mehr vor Freude vom Stuhl. Deswegen wird repetitives Gameplay ja auch von sehr vielen Spielern abgelehnt.

Ich persönlich zocke übrigens wesentlich weniger als früher, vor allem kaum noch Shooter. Insofern ist dieser Häutungsprozess, wo du dir solche Fragen wie in diesem Thread stellst, wahrscheinlich ein ganz normaler Reflex auf dein Hobby und die aktuelle Situation des Spielemarkts. Vielleicht steht an dessen Ende die Erkenntnis, dass es Zeit wird für eine neue Art von Spielen? Oder das weniger manchmal mehr ist?
Rhetorik-Tipp: Diskussionen gewinnt man leichter, indem man ruhig und sachlich bleibt und eine Pistole vor sich auf den Tisch legt.
Lemonbonbon
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Re: Ich liebe Spiele, aber spiele nicht gern!?

Beitrag von Lemonbonbon »

Das Problem des Themenerstellers habe ich auch bei mir beobachtet.

Möglicherweise liegt es ja auch daran, dass die "magische" Wirkung, die Spiele früher (als ich noch jünger war) auf mich hatten, verflogen ist, da ich heute ein Spiel mehr als technische und mathematische Konstruktion wahrnehme, und beim Spielen eher hinterfrage, was sich wohl der Entwickler hier oder dort gedacht hat, anstatt im Spiel zu versinken. Wenn ich ein Spiel anfasse, beginne ich unterbewusst dieses zu analysieren, die Logik und die Mechanismen zu ergründen, was nach kurzer Zeit dazu führt, dass mich das Spiel plötzlich langweilt. Es gibt nur wenige Ausnahmen, die mich tatsächlich noch länger faszinieren und in ihren Bann ziehen können, und die sich nicht sofort in ihrer Oberflächlichkeit offenbaren und nur selten komplexer sind, als man zunächst annimmt. Es ist aber auch der Anspruch, der mit zunehmender "Reife" an ein Spiel steigt, und dem der Mainstreamspielebereich nicht gerecht wird, vielleicht aber auch deshalb, weil Spiele heutzutage so dermaßen glattgeschliffen bzw. verwässert sind und keinen Charakter mehr besitzen, wie frühere Spiele.
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