Radast hat geschrieben: ↑22. Mär 2025, 08:06
Carlos hat geschrieben: ↑21. Mär 2025, 22:43
Die Annahmen die du wiederum triffst dass eine bedingungslose Kapitulation der Ukraine die Wahrscheinlichkeit der Menschen reduzieren w
ürde in Kampfhandlungen zu sterben ist eben auch nur eine Annahme. Ich würde sagen Massaker wie in Butscha haben das recht gut widerlegt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Butscha
Unbestritten gibt es Kriegsverbrechen durch die Russen und das auch sicher nicht nur in Butscha, aber hier müssen wir ganz, ganz trennscharf sein: Ich glaube nicht, dass Russland vorhat, die ukrainische Bevölkerung mindestens zu einem signifikanten Anteil systematisch zu töten. Das Massaker von Butscha widerlegt meine Annahme, dass Russland dies nicht vorhat, ja eben nicht. Widerlegen würde meine Annahme, wenn wir in Butscha jetzt noch 300 statt 35.000 Einwohner hätten und der Rest hingerichtet, verhungert oder verbrannt wurden wäre. Politisch-ideologisch erscheint mir eher, als wolle Putin die Ukraine "befreien" nicht "Lebensraum im Westen" schaffen.
Zu glauben dass dies nicht nach einer absolut hypothetischen Kapitulation der Ukraine geschehen würde halte ich für zynisch und naiv.
Naiv und zynisch ist es erst einmal zu glauben, dass das Kanonenfutter, dass die Ukraine mehr oder weniger
freiwillig verteidigen darf, noch einen Sieg herbeiführen wird. Wie vorhin schon diskutiert: Komplett blöde sind die Ukrainer ja auch nicht, dass die Ukraine sich unter allen Umständen bis zum Sieg verteidigen will, ist, wenn überhaupt, natürlich
eine Fiktion.
Es geht doch gar nicht darum dass die Ukrainer sich um jeden Preis verteidigen wollen und sollen sondern eben mit der starken Unterstützung westlicher Verbündeter.
Du hast diesen NTV Artikel zwei mal bereits geteilt und es lohnt sich dort ins Detail zu gehen:
https://www.n-tv.de/ticker/Umfrage-Mehr ... 76274.html
Russland hat Gebietsabtretungen und den Verzicht auf einen Nato-Beitritt zu Voraussetzungen für Verhandlungen gemacht. Außerdem müsste sich die Ukraine einer sogenannten Denazifizierung unterziehen, worunter in Moskau wohl die Einsetzung einer russlandfreundlichen Regierung in Kiew verstanden wird.
Auch das Vertrauen in den Westen allgemein ist in der Ukraine der Umfrage nach gesunken. Die Führungsrolle der USA heißen so nur noch 40 Prozent der Befragten gut, während 37 Prozent ihr skeptisch gegenüberstehen. Kurz nach Kriegsbeginn lag die Zustimmungsrate noch bei 66 Prozent zu 16 Prozent. Immerhin wird die Rolle der Deutschen weiterhin mehrheitlich positiv gesehen: 50 Prozent (2022: 46 Prozent, 2023: 53 Prozent) befürworten das Vorgehen Deutschlands, 29 Prozent (2022: 35 Prozent, 2023: 20 Prozent) lehnen es ab.
Die Argumentation die hier seitenlang gefahren wird sei es von Mockturtle der behauptet der Westen hilft nur aus egoistischen Gründen und nicht aus Grundwerten heraus oder von Kritikern wie diesem Nymoen von dem ich vor diesem Thread noch nie gehört habe ist ja ständig zu erklären warum man eben nicht aus dem Westen heraus die Ukraine weiter unterstützten soll "um den Krieg und das Leid zu verlängern". Gleichzeitig wird dann argumentiert dass die Ukrainer ja eh keine Chance haben und die Zustimmung zum Krieg weiter sinken würde.
Wenn man diesen Zynismus nicht sieht und darin nicht eine super feine Kreml Taktik sieht die genau darauf abzielt dann kann ich halt auch nicht weiter helfen. Natürlich verliert die Ukraine mit nachlassender westlicher Unterstützung die Motivation alleine diesen Krieg zu stemmen. Das ist doch eine self fullfilling prophecy und genau das worauf Russland seit Jahren abzielt, sei es mit der Unterstützung von Parteien wie AFD und BSW, sei es durch Trollarmeen die versuchen Flüchtlinge zu diskreditieren oder sei es eben durch die mehr intellektuelle Argumentationsstrategie wie bei einem Nymoen wo man so lange argumentiert bis es unredlich wirkt einem angegriffenen Land zu helfen weil man dadurch mehr Leid erzeugen würde.
Übrigens sind das auch keine neuen Talking Points, meine Eltern waren früher in der DKP und genau diesen Whataboutism hat die Sowjetunion damals auch 1/1 so gefahren. Das ist halt einfach Teil der Aussenpolitik und wie man versucht Einfluss in der westlichen Hemisphäre zu bekommen, alles unter dem Deckmantel von vermeintlichen Friedensbestrebungen und Abrüstung international (gilt halt nur für die eigene Armee nicht lol).
ich kann nur empfehlen sich hier mal auch andere Meinungen einzuholen und zu schauen woher die Argumente möglicherweise kommen könnten.
Es gibt z.B. eine super Ausstellung im deutschen historischen Museum, da sieht man ganz wunderbar die selben Argumente die jetzt Russland gegenüber der Ukraine fordert die auch für Gesamtdeutschland nach WW2 gefordert wurden
https://www.dhm.de/ausstellungen/roads- ... n-koennen/
z.B. die Stalinnoten:
https://de.wikipedia.org/wiki/Stalin-Noten
Dazu kommt eine Argumentation die ich hier seit einiger Zeit hier im Forum lese und auch an anderer Stelle die gerne genutzt wird um ein baldiges Kriegsende herbei zu sehnen und das ist die vermeintliche Schwäche der Ukraine militärisch. Die ukrainische Armee ist stand heute immer noch eine der größten Armeen Europas und mittlerweile ein Powerhouse was die eigene Produktion von militärischen Drohnen angeht. Sie halten seit drei Jahren stand mit allem was sie haben und konnten Russland defakto die Schwarzmeerflotte kriegsunfähig schiessen ohne eigene Marine. Sie halten immer noch einen Großteil der Ukraine und konnten immer wieder Gebiete zurück erobern oder sogar kurzfristig neue Fronten aufmachen wie z.B. in Sudscha.
https://www.zeit.de/politik/ausland/kar ... bewegungen
Und das alles ohne eben einen massiven Einsatz von europäischem Support und mit einem zögerndenden Olaf Scholz der die Zeitenwende nie wirklich vollzogen hat sondern einfach nur alles ablehnte.
Das heißt es wurden auch nie alle Möglichkeiten genutzt die es hätte geben können sondern lange Zeit immer nur auf die USA geschaut. Das ist jetzt vorbei, setzt aber weder die Verteidigungsfähigkeit der Ukraine ausser Kraft noch entmächtigt es die Europäer hier Support zu liefern.
Im Gegenteil, sollte irgendwann dieser Diktaktfrieden möglicherweise mit einem Regime Chance einsetzt und die Ukraine wird russifiziert, DANN hat Europa ein gewaltiges Problem, denn dann stehen Belarus, Ukraine und Russland quasi Tür an Tür mit dem Baltikum, Polen und vielen weiteren osteuropäischen Ländern die vor genau so einem Szenario seit Jahren warnen. Und dazu darf es eben nicht kommen. Auch wenn das gedanklich sehr bequem ist, sich einfach jetzt einen Frieden um jeden Preis herbei zu wünschen.
Bei allem Pessimismus empfehle ich auch mal ein paar andere Quellen und Meinungen zum Ukraine Krieg die auch die Wehrfähigkeit der EU sowie Deutschland einbeziehen, das rückt die Perspektiven denke ich besser in einen Blick als steile Meinungen:
Z.b. Ex General Bühler
https://www.mdr.de/nachrichten/podcast/ ... index.html
oder Christian Möllling:
https://www.stern.de/politik/ausland/ukraine-podcast/