Ich fand die Folge hochwertig. Die Besprechung, inwiefern Spiele (Hoch-)Kultur sind und warum wir diese Strömungen und schnappatmigen Reaktionen auf unterschiedlichste Kritiken erleben, war sehr aufschlussreich. Insbesondere, wie sich Klassen in (Sub-)Kulturen herausbilden, die dann die Deutungshoheit für sich verlangen, wie etwas bewertet werden soll, fand ich schön.
Ich muss aber ein bisschen widersprechen, was die Autorenschaft bei Spielen angeht. Ich denke durchaus, dass heutzutage "Spiele von Peter Molyneux" direkt in eine gewisse Ecke gesteckt werden, so wie "Filme von Uwe Boll". Selbst der gemeine Gamer ist den Mann mit seinen Ankündigungen anscheinend mittlerweile leid. Ich schätze, ähnliches wird man beim nächsten Projekt von Chris Roberts (so es denn eins geben wird) erleben. Aber auch hier wird sich das wahrscheinlich am meisten im Indie-Bereich abspielen -- ein Phil Fish wird es deutlich schwerer haben, ein neues Spiel für eine relevant große Zielgruppe zu veröffentlichen als beispielsweise ein Jonathan Blow. Hier findet man dann aber wahrscheinlich auch ein Indiz dafür, dass Subkulturen immer in größeren Kulturkämpfen stecken als ein wahrgenommener Mainstream; wahrscheinlich, weil sich die Leute, wie im Podcast beschrieben, dann in ihrer eigenen intellektuellen Wahrnehmung angegriffen fühlen und der zusätzliche Aufwand zur einfachen Unterhaltung dann plötzlich infrage gestellt wird.
Was ich mir noch gewünscht hätte, aber vielleicht auch nciht in dem Buch von Franzen vorkommt: dass die Wahrnehmung und Rezeption plötzlich komplett kippen kann und Menschen fürchterlich enttäuscht sind. Ein beliebtes Beispiel hier sind Enden von Serien, sei es Game of Thrones oder die Mass-Effect-Trilogie. Wenn aus "Der Weg ist das Ziel" plötzlich ein "Das Ziel war den Weg nicht wert" wird. Wie kommt es zu solchen Umdeutungen von Werken? Warum ist ein Ende anscheinend wichtiger als das restliche Werk? Ein bisschen wurde das mit den Skandalen um Gaiman und Rowling mit angesprochen und dass der "Kulturbetrieb" sich mit dem toten Autor da einen schlanken Fuß macht, aber ich sehe hier noch einen anderen Aspekt: Die eigene egoistische Erwartung an das Werk und das gemeinschaftliche Erleben. Ich denke da an Star-Trek-Serien. Ältere Serien mit schlechten Enden werden gefühlt häufiger wohlwollend besprochen als moderne. Da gab es kein so großes Gemeinschaftsgefühl, man hat die Serien für sich geschaut und hat damit gelebt, was man bekam. Heute findet man in den neuen Medien ausreichend Unterhaltung darin, einfach alles madig zu reden. Irgendwann ist hier ein Kipppunkt erreicht, dass dann der Mainstream etwas einfach für sich beschissen findet und alles davor sich eigentlich doof anfühlt.
Mich interessiert Jochen Seniors Meinung dazu, ob "der Autor ist tot" eigentlich nur ein Vorwand ist, um sich kritische Fragen über die Entstehung von Werken nicht stellen zu müssen. Soweit ich weiß ist er ein großer Verfechter dieser Lesart von Kunst.
Alles in allem eine hervorragende Folge, sie passt denke ich auch sehr gut in den offenen Feed, sehr cool. Ich fühle mich ein bisschen von Janna ertappt, weil ich mir ganz frisch einen Miró-Druck gekauft habe

Danke für die wunderbare Folge.