Die Sendung mit dem Ralf

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IDEA
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Re: Die Sendung mit dem Ralf

Beitrag von IDEA »

Feamorn hat geschrieben: 9. Mai 2025, 20:30
Voigt hat geschrieben: 9. Mai 2025, 20:21 aber Verdopplung halte ich für ausgeschlossen, insbesondere da ich keine Lust auf Personalverantwortung habe.
Das mit der Personalverantwortung ist auch ein wichtiger Punkt. Da hab ich nämlich auch keine Lust drauf.
Ist aber meiner Erfahrung nach in den letzten Jahren besser geworden, im Sinne, dass die IT Firmen gelernt haben, dass es zwei "gleichwertige" Karrierepfade geben sollte -> Technik und Personalverantwortung / Strategie und eben nicht die, salopp gesagt, guten EntwicklerInnen zum Chef befoerdert werden.
ZiggyStardust
Beiträge: 1261
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Re: Die Sendung mit dem Ralf

Beitrag von ZiggyStardust »

Ken Levine hat 2007 gesagt "Die meisten Entwickler haben in ihrem Leben ein Buch gelesen und einen Film gesehen, nämlich "Herr der Ringe" und "Aliens" oder Variationen davon. Das ist ja schön und gut, doch man braucht ein bisschen Abwechslung." Offenbar haben jetzt viele Entwickler in ihrem Leben auch nur ein Spiel gespielt, Minecraft oder Fortnite. ;)
Lyza
Beiträge: 40
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Re: Die Sendung mit dem Ralf

Beitrag von Lyza »

DerVerbannte hat geschrieben: 9. Mai 2025, 17:52
tanair hat geschrieben: 9. Mai 2025, 12:33
Weil man wahrscheinlich davon ausgeht, dass jemand mit einem Hochschulabschluss in der Lage ist selbstständig in komplexe Themen (wie Mathematik) einzuarbeiten, genau zu recherchieren und zu begründen warum was gemacht wird wie es gemacht wird.
Damit will absolut nicht sagen, dass jemand mit einer Ausbildung das nicht machen könnte.

Aber es ist nun mal so, dass in vielen höher bezahlten IT Berufen mindestens ein Bachelorabschluss die Einstiegskarte ist. Genauso wie beispielsweise für eine Ausbildung zum Fachinformatiker normalerweise mindestens Mittlere Reife, idealerweise sogar ein Abi (mit guten Noten in Mathe und Englisch) erwartet wird.
Ist das eine Geringschätzung gegenüber denjenigen der nur einen Hauptschulabschluss hat? Könnte jemand mit einem Hauptschulabschluss keine Ausbildung zum Fachinformatiker erfolgreich absolvieren?
[...]
Das ist aber ein Trugschluss, schade dass dieser immer weiter verbreitet wird und auch menschlich enttäuschend das bei nicht studierten gleich anzunehmen.
Was ist für Dich ein höher bezahlter IT Beruf? Nehmen wir mal meinen. Aktuell IT Application Manager mit einem Jahrengehalt >80k. Gehört das jetzt dazu oder ist das wenig? Ist das verdient obgleich ich nie studiert habe? Sehr spannend übrigens, in der Systemintegrator Seite sind Ausgebildete deutlich üblicher und arbeiten dennoch erfolgreich in einem Berufsfeld welches "akademische Kenntnisse" fordert.

Zu der Frage zum Hauptschulabschluss. Ja ist es. Wenn ich wissen will ob jemand geeignet ist, dann lade ich ihn ein und kann das danach eher abschätzen. Dafür gibt es ja auch Eignungsteste, welche bei Firmen eigentlich üblich sind. Und die guten Firmen laden ein und schauen sich die Ergebnisse an, statt sich am Schulzeugnis aufzuhängen.


Ansonsten, vielen Dank für die vielen Rückmeldungen und Gedankenanstöße auf meine Frage, freut mich sehr dass dieses Thema auch mal ordentlich diskutiert werden kann.
Ich hoffe das ist nicht zu viel vom Thema weg und weiter in Ordnung hier für diesen Thread?
Theoretisch muss man aber bei Berufseinsteigern von unterschiedlichen Skillsets ausgehen, basierend auf die von ihnen abgeschlossene Ausbildung. Das Studium (mit Master) hat einen längeren Zeitrahmen und bietet damit mehr Gelegenheit Wissen zu vertiefen. Die Ausbildung bringt sehr viel mehr Praxis mit sich, was vor allem die Universitäten vermissen lassen. Die Hochschulen liegen irgendwo dazwischen.
Am Ende könnten alle mit ein paar Jahren im Beruf die gleichen Stellen besetzen, der Weg da hin ist nur immer ein anderer. Jemand mit Bachelor / Master wird mehr Zeit damit verbringen zu lernen, wie Werkzeuge sinnvoll eingesetzt werden. Jemand mit Ausbildung wird seinen Fokus in den ersten Jahren eher auf Weiterbildung zu benötigten tiefergehenden Wissen setzen müssen. Immer unter der Prämisse, dass die Berufe das entsprechend fordern und fördern. Nach x Jahren hat man bei dem Vorgehen ein nahezu identisches Profil und sollte eigentlich alles besetzen können, was die andere Seite auch kann. Das sehe ich in meinem Berufsalltag gut, wenn jemand aus der Ausbildung den Weg der internen Weiterbildung gegangen ist, man merkt keinen Unterschied zwischen den Leuten. Aber es sind eben wenige, die diesen weg gehen (können).
Das Problem liegt in Deutschland eher an der dafür nötigen Durchlässigkeit der Berufe, den Scheuklappen bei der Stellenbesetzung und auch einfach an dem Willen der Arbeitgeber, diese Weiterbildungen gezielt zu fördern. Der Vorteil liegt hier bei den Leuten mit Studium, die üben ihre Werkzeuge täglich, ohne sich extra fortbilden zu müssen, als Teil des Jobs. Von der Ausbildung kommend braucht es häufig irgendein Zertifikat, eine aktive Weiterbildung, etc., weil man jetzt nicht jeden Tag mit Konzepten / Architekturen / Algorithmen / Mathematik arbeitet.

Es ehrt dich also, dass du jeden einlädst und anhörst. So sollte das eigentlich auch sein. Habt ihr dann auch unterschiedliche "Lernpfade" vorgesehen für die Personen?
Ich arbeite meistens mit Werkstudenten, aber auch da ist es schon unterschiedlich. Bachelor braucht noch mehr Unterstützung als Master, je nach Fach und Vertiefung muss ich die Einarbeitung entsprechend anders setzen oder plane andere Projekte für die Studis ein und kümmere mich dann um die anderen offenen. Ähnlich müsstest du ja auch vorgehen?

Und über 80 k Jahresgehalt ist definitiv ein höher bezahlter Beruf in der heutigen Zeit. Egal ob Ausbildung oder Studium und da gehören auch keine unterschiedlichen Obergrenzen hin. Meine direkten Kollegen mit Ausbildungshintergrund verdienen alle ähnlich wie die Studiums-Menschen. Weil wir alle ähnliche Tätigkeitsfelder abdecken. Ausbildung / Studium ist die Eintrittskarte, ab dann spielen alle auf der gleichen Wiese.

Da wir im Gaming Kontext sind, kann man das gut mit den Starterklassen in Eldenring vergleichen. :D
Egal mit was du anfängst - am Ende kannst du bei jedem die gleiche Skillung erreichen. Der Weg ist nur ein anderer.
ElFabio
Beiträge: 179
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Re: Die Sendung mit dem Ralf

Beitrag von ElFabio »

Feamorn hat geschrieben: 9. Mai 2025, 20:30
Voigt hat geschrieben: 9. Mai 2025, 20:21 aber Verdopplung halte ich für ausgeschlossen, insbesondere da ich keine Lust auf Personalverantwortung habe.
Das mit der Personalverantwortung ist auch ein wichtiger Punkt. Da hab ich nämlich auch keine Lust drauf.
Ich stehe in Personal- und Zahlverantwortung. Im Kontext der bisherigen Diskussion habe ich auch wohl ein gutes Gehalt.
Jedoch würde ich aktuell lieber nur die Hälfte verdienen, wenn ich dafür nicht diesen Dauerdruck und Stress hätte.
Neue Chefin bekommen - einfach furchtbar aktuell. Die hat noch 2 Jahre bis zur Rente, bis dahin irgendwie durchhalten.
AG Wechsel ist keine Option.
Will sagen, wenn man mit dem Geld über die Runden kommt und ansonsten ein angenehmes Arbeitsumfeld hat, ist das durchaus was wert.
DerVerbannte
Beiträge: 91
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Re: Die Sendung mit dem Ralf

Beitrag von DerVerbannte »

Lyza hat geschrieben: 10. Mai 2025, 08:53 [...]
Es ehrt dich also, dass du jeden einlädst und anhörst. So sollte das eigentlich auch sein. Habt ihr dann auch unterschiedliche "Lernpfade" vorgesehen für die Personen?
Ich arbeite meistens mit Werkstudenten, aber auch da ist es schon unterschiedlich. Bachelor braucht noch mehr Unterstützung als Master, je nach Fach und Vertiefung muss ich die Einarbeitung entsprechend anders setzen oder plane andere Projekte für die Studis ein und kümmere mich dann um die anderen offenen. Ähnlich müsstest du ja auch vorgehen?

Und über 80 k Jahresgehalt ist definitiv ein höher bezahlter Beruf in der heutigen Zeit. Egal ob Ausbildung oder Studium und da gehören auch keine unterschiedlichen Obergrenzen hin. Meine direkten Kollegen mit Ausbildungshintergrund verdienen alle ähnlich wie die Studiums-Menschen. Weil wir alle ähnliche Tätigkeitsfelder abdecken. Ausbildung / Studium ist die Eintrittskarte, ab dann spielen alle auf der gleichen Wiese.

Da wir im Gaming Kontext sind, kann man das gut mit den Starterklassen in Eldenring vergleichen. :D
Egal mit was du anfängst - am Ende kannst du bei jedem die gleiche Skillung erreichen. Der Weg ist nur ein anderer.
Oh stop, ich will mich hier nicht mit fremden Federn schmücken. Ich Habe keine Personalverantwortung (mehr) und stelle auch niemanden (mehr) ein. Als ich die noch mit hatte, war dies meine Prämisse und ich kenne glücklicherweise viele Firmen die da ähnlich ran gehen. Was die Vertiefung angeht, das ist gar nicht so extrem wie man es immer liest. Man muss bedenken, man spart sich im Gegenzug viel Zeit weil man den Ausgebildeten nicht erklären muss wie "Arbeit funktioniert" und die die entsprechenden Fertigkeiten schon mitbringen, während die Personen auch meistens jünger sind und auch (ich merke das leider selber, Alter macht es nun Mal nicht einfacher) schneller lernen, was ggf in anderer Richtung noch fehlt. Weiterbindungen gehören so oder so zum Beruf des ITlers, wenn Firmen die nicht konstant anbieten und damit fördern und fordern, dann sind alle Ihre Angestellten nach ner Weile so weit hinten, dass sie Probleme bekommen, ob nun ehemaliger Student oder Azubi.

Die 80k hab ich benannt um eben das aufzuzeigen dass dies nicht zwangsweise korreliert und nur Absolvenden einer Uni in dem Bereich kommen können (und zur Einordnung, wir reden von München, was es auch wieder etwas relativiert). Und stimme Dir da zu, die Tätigkeitsfelder samt der Erfahrung sind es schlussendlich die einem in den Bereich bringen und die wo sich dann alle annähern.

Schöner Gamingvergleich btw.
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Lurtz
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Re: Die Sendung mit dem Ralf

Beitrag von Lurtz »

Wahrscheinlich bin ich da zu sehr Generation Millenial und gerade in einem noch relativ nischigen Berufsfeld wie der Spieleentwicklung weit in der Unterzahl, aber ich finde diese Verknüpfung von (nicht selbständiger Lohn)Arbeit mit persönlicher Leidenschaft und Überzeugung erstmal total unangebracht und suspekt.

Habe ich auch in meiner Krankenpflege-Ausbildung gemerkt, wie man da mit bestimmten Haltungen, charakterlichen Zügen etc. bei einigen Personen gleich komplett unten durch war, weil man gewissen Idealvorstellungen des Berufsbildes nicht entsprochen hat.
Gerade in der Krankenpflege ist das eine ganz schlechte Situation, weil es bestehende Muster zementiert, wie aufopferungsvoller Frauenberuf, quasi die Verkörperung von Florence Nightingale, die es dem System umso leichter machen, die Mitarbeiter auch entsprechend über solche Hebel auszubeuten.

Aber das nur am Rande. Ich sehe ja ein, dass man zumindest als Game Designer Vorteil aus eigenem Spielewissen und Leidenschaft zieht. Aber ich denke man kann als Rädchen im Getriebe auch gut sein, ohne dass die ganz große persönliche Leidenschaft dahinter steht. Und wieso sollte jemand der zB ganz nüchtern Interesse am Optimieren von Performancedaten etc. hat und gar kein vertieftes Interesse an Videospielen, nicht ein guter Engine-Entwickler sein? Ist ja nicht jeder so tief im kreativen Prozess, dass er wie in dem Hitchcock-Beispiel (und seien wir ehrlich, gerade in der Kreativbranche gibts viele toxische Persönlichkeiten) sämtliche Kameraeinstellungen aller Filmklassiker kennt.

Manches in der Tatsachenbeschreibung in dem Podcast geht aus der Außenperspektive schon auch in diese Richtung. Wieso sollte Projektarbeit zB nicht mit flexibleren Arbeitszeitmodellen möglich sein? Klar, je kleiner die Firma, desto schwieriger wird das, das würde ich aber nicht spezifisch für die Gamesbranche sehen.
Ähnlich die Termin- und Releasegetriebenheit. Wo gibts das heute nicht mehr? Ich arbeite im Rechenzentrum einer Krankenkasse und bei uns ist mittlerweile auch praktisch alles releasegetrieben. Gesetzliche Anforderungen, Gematik-Vorgaben, Oscare-Releases, das ist alles entsprechend mit Deadlines mit teils hohen Strafzahlungen versehen oder hat eine hohe Kritikalität, weil zB eine regionale Dependance bundesweit Schnittstellen und Prozesse blockieren kann, wenn es nicht rechtzeitig fertig ist.
Einfache Jobs wo man einfach so vor sich hinarbeitet gibt es leider so gut wie nicht mehr.

Aber wie gesagt, wahrscheinlich bin ich da zu sehr auf der Schiene, dass es "nur" Arbeit ist, als dass das in der Branche auf große Gegenliebe stoßen dürfte :D
Zuletzt geändert von Lurtz am 10. Mai 2025, 15:39, insgesamt 1-mal geändert.
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bluttrinker13
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Re: Die Sendung mit dem Ralf

Beitrag von bluttrinker13 »

Das ist schon ein sehr interessanter Punkt, diese "Leidenschaft" als Berufsmerkmal.

Variiert stark zwischen Berufsfeldern, denke ich, auch inwieweit du das brauchst und inwieweit es nur hinderliche Exploitation-Masche ist. In der Kranken- und Altenpflege sehe ich das total was du meinst, das "Aufopferung" etc nur ein Bonus sein kann, den man selber bringt, alleine schon weil die Arbeit so mittelgut bezahlt nur ist, aber gleichzeitig super fordernd.

Lehrer wiederum wäre so ein Berufsfeld wo Aufopferung und Leidenschaft glaube ich viel darüber mitentscheiden, ob du ein sehr guter, mittelmäßiger oder schlechter Lehrer bist. In jedem Falle brauchst du es nicht, es läuft auch so, sobald du eine Stellung hast, auch mit ordentlicher Bezahlung.

Und dann gibt es Jobs, wie Wissenschaft, da brauchst du imo Leidenschaft zwangsweise wenn du bleiben und nach oben willst (i.e., Professur). Dienst nach Vorschrift oder 9 to 5 wäre hier absehbar immer der Weg nach draußen. Teilweise natürlich auch wieder weil deine ganze Konkurrenz (um Stellen) auch die Leidenschaft als Perk an den Start bringt und dadurch produktiver und besser ist. Ist Spieleentwicklung dahingehend ähnlich...?

Vielleicht hängt es also viel davon ab, wie viel das (Konkurrenz-)Umfeld auf Leidenschaft setzt, das lebt, und damit die Standards mitbestimmt. :think:
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Lurtz
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Re: Die Sendung mit dem Ralf

Beitrag von Lurtz »

Ja, ist sicher so. Ich habe meine Meinung dazu ja auch gleich etwas eingeschränkt. Eine Professur würde ich aber auch eher mit einer Führungsposition vergleichen, wo die Arbeitszeiten idR auch deutlich aufgeweicht sind. Wird sicher Berufe oder eher Berufungen geben, wo man mit 9 to 5 nicht weit kommt.

Vielleicht ist das mit den relativ starken europäischen Arbeitnehmerrechten auch nicht haltbar und war nur eine Phase der Stabilität nach den Weltkriegen. Bis dahin denke ich dass in einigen Branchen und Firmen der Hang zur Beibehaltung des Bekannten teils stärker ist als es eigentlich nötig wäre. Gerade viele KMUs werden ja immer noch gerne so geführt, dass der ganze Laden eine 180 Grad-Drehung machen muss, wenn der Chef am Wochenende brillante neue Ideen hatte... ^^
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ragdel
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Re: Die Sendung mit dem Ralf

Beitrag von ragdel »

Ich bin da bei Lurtz.
Klar mache ich meinen Job gerne, aber auch nur weil ich dafür bezahlt werde. Ist halt ein Tausch von meiner lebenszeit gegen Geld.
Ich fühle mich aber meinem Arbeitgeber nun nicht groß verbunden. Ich erwarte aber auch im Gegenzug nicht viel vomln meinem Arbeitgeber. Er muss mich nicht loben oder sonst wie bemuttern, reicht wenn er pünktlich die Knete rausrückt.

Sehr halt viele die sich hart ausbeuten lassen. Die dann permanent erreichbar sind, sich noch sonntags einloggen um "vorzuarbeiten." Tut mir immer total leid.
Lunarius
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Re: Die Sendung mit dem Ralf

Beitrag von Lunarius »

Was ich noch empfehlen kann für jeden der sich interessiert in der Branche tätig zu werden. Es gibt diverse Game James an dneen man teilnehmen kann und zb. der Global Game Jam wird auch gerne mal in den Räumlichkeiten von Entwickler Studios angeboten, da kann man ggf. auch kontakte knüpfen und die erstellten Spiele können dan wunderbar ins portfolio genommen werden.
ZUsätzlich eine kleien Randbemerkung bezüglich der Games Academy. Ich selber habe sie April 13/14 abgeschlossen und ich konnte den weg gehen das ich den Studiengang über das arbeitsamt im zuge eines Bildungsgutscheins bezahlt bekommen hatte, war ein schwerer weg, aber möchte ich der vollständigkeit halber einmal anmerken das auch der weg möglich ist ;-)
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Jochen Gebauer
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Re: Die Sendung mit dem Ralf

Beitrag von Jochen Gebauer »

Lurtz hat geschrieben: 10. Mai 2025, 12:56Aber wie gesagt, wahrscheinlich bin ich da zu sehr auf der Schiene, dass es "nur" Arbeit ist, als dass das in der Branche auf große Gegenliebe stoßen dürfte
Auf Gegenliebe wird das natürlich nicht stoßen, die Branche (bzw. ein skrupelloser, aber gar nicht kleiner Teil) lebt schließlich gut davon, die Leidenschaft junger Menschen auszubeuten. Das sind erfahrungsgemäß die ersten, die sich mit Klauen und Zähnen wehren, wenn jemand sagt, dass sei ja "nur" Arbeit. Am Ende müssen sie das nämlich noch wie Arbeit bezahlen ...

Ich stimme dir übrigens zu. Ein Job sollte in erster Linie Arbeit sein. Diese Mär vom zum Beruf gewordener Leidenschaft, von der Notwendigkeit der Sinnstiftung, vom Finden der eigenen Bestimmung, das sind imho zum erheblichen Teil (kapitalistische) Lügen. Natürlich ist es schön, wenn einem der eigene Beruf Spaß macht, wenn man darin Sinn findet, wenn man aufrichtig dafür brennt. Aber es wird immer so getan, als seien das ausschließlich positive Aspekte, und natürlich ist das grober Unsinn. Wenn man leidenschaftlich für seinen Beruf brennt, weil man darin einen höheren Sinn sieht, dann hat das meistens auch zahlreiche verdammt negative Aspekte. Viel mehr Stress, viel mehr Ausbeutung durch Chefs/Kollegen, viel mehr Ärger über inkompetente und/oder geldgeile Vorgesetze/Kollegen, man nimmt ständig Arbeit mit nach Hause (ob im Kopf oder im Email-Postfach) usw. usw.

Diese Nachteile werden nicht nur laufend verschwiegen, es sind auch noch nie, mit denen die meisten Leute (gerade die idealistischen) echt nicht gut klarkommen, schon gar nicht langfristig. Ich kann die mir bekannten idealistischen "Survivor" nach mehr als zwei Jahrzehnten an einer Hand abzählen. Der Rest ist raus, weg, ausgebrannt. Aber es kommen ja ständig neue nach, also kein Problem. Übrig geblieben sind meistens die, für die das alles "nur" Arbeit ist.

Mag in anderen Branchen ganz anders sein, auch wenn mich das wundern würde. Aber den Job als (viel) mehr als "nur" Arbeit zu sehen, ist nach meiner Erfahrung ein fantastisches Rezept zum sehr unglücklich werden. Ausnahmen gibt es freilich, aber es ist nie besonders schlau, mit einer Ausnahme zu planen.
Voigt
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Re: Die Sendung mit dem Ralf

Beitrag von Voigt »

Weiß nich ob das schon Selbstausbeutung oder gesunde Leidenschaft für Job ist.
Ich habe 36h Wochenarbeitszeit als Vertrauenszeitmodell. Durch EU Vorgabe muss ich zwar Zeiten stechen, kann das aber übers Handy machen und achtet keiner so wirklich drauf.
Auch wenn es nich im Vertrag steht, habe isg Arbeitshandy übers WE/nach Feierabend nicht stummgeschaltet.
In den letzten 3,5 Jahre wurde ich so 6mal angerufen, einmal 23 Uhr, zweimal Samstag. Einmal bin ich dann den 10min Fußweg zur Arbeit gemacht um da was zu fixen, dreimal habe ich per FaceTime Support an unsere Produktionsmitarbeitern gegeben.
In meinem Japanurlaub hatte ich Arbeitshandy dabei und habe so 1x täglich meine Emails gelesen, aber nie auf was geantwortet, war nur Neugier.
Nach Feierabend schwirren Gedanken nicht ewig um Arbeit, aber so Sonntag Abend denke ich schon manchma an kommende Arbeitswoche und mir kommt mögliche Lösung für ein aktuelles Problem in den Kopf. Das merke ich mir dann bloß mit Montag.
Es gibt mal Phasen (alle 2 Monate mal eine Woche) wo ich 1-2 Tage Woche keine Mittagspause mache, weil an dem Tag keime Zeit dafür, dafür mach ich an anderen Tagen auch mal 40-50min Pause, wovon aber nur 30 min Pause und Rest als Arbeitszeit gestochen werden. Trotzdem ich weiß durcharbeiten ist ungesund.
An der Arbeitszeitsgrenze von 10h war ich auch paar mal, vielleicht insgesamt so 5x, aber das letzte mal ist mittlerweile auch schon länger her.
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Jochen Gebauer
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Re: Die Sendung mit dem Ralf

Beitrag von Jochen Gebauer »

Das klingt im absolut normalen Bereich. Klar kann man sagen: Nach 36 Stunden fällt mir bei der Stift, dann geht das Handy aus und ich bin erst Montag um 9 wieder für die Arbeit da, auch gedanklich. Aber dann darf man sich halt auch nicht wundern, wenn der Arbeitgeber auch nur das absolut gesetzlich Mindeste tut, was er laut Vertrag muss (also keine Gehaltserhöhung, zum Beispiel, wenn man nicht gerade einen Tarifvertrag o.ä. genießt). Ein bisschen mehr in einem überschaubaren Umfang leisten und dann auch ein bisschen mehr zurückbekommen, ist imho ein fairer Deal. So lange das auch beide Seiten so halten. Wenn's einseitig ist/wird, lässt man den Stift halt doch fallen oder sucht was anderes.
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HungrigerBiber
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Re: Die Sendung mit dem Ralf

Beitrag von HungrigerBiber »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 10. Mai 2025, 21:38
Lurtz hat geschrieben: 10. Mai 2025, 12:56Aber wie gesagt, wahrscheinlich bin ich da zu sehr auf der Schiene, dass es "nur" Arbeit ist, als dass das in der Branche auf große Gegenliebe stoßen dürfte
Auf Gegenliebe wird das natürlich nicht stoßen, die Branche (bzw. ein skrupelloser, aber gar nicht kleiner Teil) lebt schließlich gut davon, die Leidenschaft junger Menschen auszubeuten. Das sind erfahrungsgemäß die ersten, die sich mit Klauen und Zähnen wehren, wenn jemand sagt, dass sei ja "nur" Arbeit. Am Ende müssen sie das nämlich noch wie Arbeit bezahlen ...

Ich stimme dir übrigens zu. Ein Job sollte in erster Linie Arbeit sein. Diese Mär vom zum Beruf gewordener Leidenschaft, von der Notwendigkeit der Sinnstiftung, vom Finden der eigenen Bestimmung, das sind imho zum erheblichen Teil (kapitalistische) Lügen. Natürlich ist es schön, wenn einem der eigene Beruf Spaß macht, wenn man darin Sinn findet, wenn man aufrichtig dafür brennt. Aber es wird immer so getan, als seien das ausschließlich positive Aspekte, und natürlich ist das grober Unsinn. Wenn man leidenschaftlich für seinen Beruf brennt, weil man darin einen höheren Sinn sieht, dann hat das meistens auch zahlreiche verdammt negative Aspekte. Viel mehr Stress, viel mehr Ausbeutung durch Chefs/Kollegen, viel mehr Ärger über inkompetente und/oder geldgeile Vorgesetze/Kollegen, man nimmt ständig Arbeit mit nach Hause (ob im Kopf oder im Email-Postfach) usw. usw.

Diese Nachteile werden nicht nur laufend verschwiegen, es sind auch noch nie, mit denen die meisten Leute (gerade die idealistischen) echt nicht gut klarkommen, schon gar nicht langfristig. Ich kann die mir bekannten idealistischen "Survivor" nach mehr als zwei Jahrzehnten an einer Hand abzählen. Der Rest ist raus, weg, ausgebrannt. Aber es kommen ja ständig neue nach, also kein Problem. Übrig geblieben sind meistens die, für die das alles "nur" Arbeit ist.

Mag in anderen Branchen ganz anders sein, auch wenn mich das wundern würde. Aber den Job als mehr als "nur" Arbeit zu sehen, ist nach meiner Erfahrung ein fantastisches Rezept zum sehr unglücklich werden. Ausnahmen gibt es freilich, aber es ist nie besonders schlau, mit einer Ausnahme zu planen.
Danke für den Beitrag! Den speichere ich mir und nehme ich morgen direkt zum Anlass nicht zu arbeiten, sondern zu zocken. Seit ich eine neue Stelle angetreten habe die mich mit Sinn erfüllt, wo meine Expertise gebraucht wird und wo ich genau das tue, das ich gut kann und mir Spaß bereitet arbeite ich weit mehr als gesetzlich erlaubt und schenke die Zeit die ich nicht aufschreiben darf dem AG. Habe halt auch starken Suchtcharakter, früher waren es Drogen, Alkohol, Videospiele, zuletzt waren es nur noch Softdrinks und Sport. Mit Softdrinks hab ich aufgehört, Sport nur noch paar mal die Woche, nun ist da scheinbar die Arbeit...

Meine vorherige Stelle hatte für mich keinen Sinn, da konnte ich mich perfekt abgrenzen, habe 30% von den aktuellen Stunden gearbeitet und nur das Soll geliefert, hatte dafür Erfüllung in Hobbies und Freizeit. Dafür verdiene ich jetzt 20% mehr.
Ich weiß noch nicht, welches der beiden Szenarien besser war, denn ich spüre wie die Flamme bereits aufhört so stark zu lodern...
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bluttrinker13
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Re: Die Sendung mit dem Ralf

Beitrag von bluttrinker13 »

Finde die Diskussion wird etwas schräg und predigend. Wenn man motiviert ist etwas zu tun, ist das an sich erst mal nichts schlimmes, unabhängig davon, ob andere davon noch profitieren oder irgendwelche Arbeitszeitgrenzen einhalten oder nicht.

Anders gesagt, nur weil man weniger arbeitet hat man nicht automatisch ein erfülltes oder besseres Leben. Das kommt ja auch völlig darauf an, was man mag, macht, will, oder für Beziehungen hat. Ich kenne auch Leute, die sind gerade durch viel Arbeit resilient geblieben wenn es zu Hause Krach gab, oder weil jemand gestorben ist. Ich kenne auch Leute die sich ohne Beruf und Berufung einfach zu Tode langweilen.

Will sagen, klar hat Erwerbsarbeit immer die schwierige Gemengelage des "wer nützt wem". Aber wenn jemand es wiederum erfüllend findet, 50h die Woche zu arbeiten ist das nicht automatisch schlecht, oder ungesund, oder ausbeuterisch. Erst recht nicht wenn wir in die Entscheidung zur Arbeit den freien Willen mit reindenken.
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Jochen Gebauer
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Re: Die Sendung mit dem Ralf

Beitrag von Jochen Gebauer »

bluttrinker13 hat geschrieben: 10. Mai 2025, 23:19Aber wenn jemand es wiederum erfüllend findet, 50h die Woche zu arbeiten ist das nicht automatisch schlecht, oder ungesund, oder ausbeuterisch
Zustimmung. Ich kenne allerdings nicht viele, bei denen das so ist. Wenn ich mal die eigene Firma auslasse, kenne ich sogar genau ... keinen? Einen?
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bluttrinker13
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Re: Die Sendung mit dem Ralf

Beitrag von bluttrinker13 »

Jo passt doch, solche Leute lernt man wahrscheinlich naturgemäß nur auf und durch Arbeit kennen. ;)
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Jochen Gebauer
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Re: Die Sendung mit dem Ralf

Beitrag von Jochen Gebauer »

Good point :mrgreen:
godsinhisheaven
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Re: Die Sendung mit dem Ralf

Beitrag von godsinhisheaven »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 10. Mai 2025, 21:38
Auf Gegenliebe wird das natürlich nicht stoßen, die Branche (bzw. ein skrupelloser, aber gar nicht kleiner Teil) lebt schließlich gut davon, die Leidenschaft junger Menschen auszubeuten. Das sind erfahrungsgemäß die ersten, die sich mit Klauen und Zähnen wehren, wenn jemand sagt, dass sei ja "nur" Arbeit. Am Ende müssen sie das nämlich noch wie Arbeit bezahlen ...

Ich stimme dir übrigens zu. Ein Job sollte in erster Linie Arbeit sein. Diese Mär vom zum Beruf gewordener Leidenschaft, von der Notwendigkeit der Sinnstiftung, vom Finden der eigenen Bestimmung, das sind imho zum erheblichen Teil (kapitalistische) Lügen. Natürlich ist es schön, wenn einem der eigene Beruf Spaß macht, wenn man darin Sinn findet, wenn man aufrichtig dafür brennt. Aber es wird immer so getan, als seien das ausschließlich positive Aspekte, und natürlich ist das grober Unsinn. Wenn man leidenschaftlich für seinen Beruf brennt, weil man darin einen höheren Sinn sieht, dann hat das meistens auch zahlreiche verdammt negative Aspekte. Viel mehr Stress, viel mehr Ausbeutung durch Chefs/Kollegen, viel mehr Ärger über inkompetente und/oder geldgeile Vorgesetze/Kollegen, man nimmt ständig Arbeit mit nach Hause (ob im Kopf oder im Email-Postfach) usw. usw.

Diese Nachteile werden nicht nur laufend verschwiegen, es sind auch noch nie, mit denen die meisten Leute (gerade die idealistischen) echt nicht gut klarkommen, schon gar nicht langfristig. Ich kann die mir bekannten idealistischen "Survivor" nach mehr als zwei Jahrzehnten an einer Hand abzählen. Der Rest ist raus, weg, ausgebrannt. Aber es kommen ja ständig neue nach, also kein Problem. Übrig geblieben sind meistens die, für die das alles "nur" Arbeit ist.

Mag in anderen Branchen ganz anders sein, auch wenn mich das wundern würde. Aber den Job als (viel) mehr als "nur" Arbeit zu sehen, ist nach meiner Erfahrung ein fantastisches Rezept zum sehr unglücklich werden. Ausnahmen gibt es freilich, aber es ist nie besonders schlau, mit einer Ausnahme zu planen.
Diesen Beitrag muss ich ausdrücklich loben. Die negativen Aspekte des "Für-Etwas-Brennens" bzw. Workaholics hast du sehr schön dargestellt.
Sokar
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Registriert: 29. Jun 2020, 15:20
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Re: Die Sendung mit dem Ralf

Beitrag von Sokar »

Ich werde mal ehrlich sein: diese Rubrik ist der Grund, warum ich den Podcast wieder unterstütze. Ich hatte es früher schon einmal, aber irgendwann ist mir aufgefallen, dass ich fast nur die Formate mit Ralf gehört habe. Als er dann eine zeitlang recht wenig zu hören war und ich meine Finanzen neu sortiert habe, habe ich mein Abo gekündigt und mein Budget auf andere Angebote verteilt. Dann kam die Ankündigung mit einem Format mit Ralf, in die Probe reingehört und jetzt bin ich wieder Unterstützer und hoffe, dass es noch lang weiter geht, weil ich Ralf für eine Expertise sehr schätze.

Ich hoffe mal es geht nicht zu weit am Thema vorbei, wenn ich einen (hoffentlich) kurzen Abriss aus meinem Leben poste. Es soll primär Kontext zu meinen Anmerkungen zum Podcast und Fragen geben. Ich hab nämlich für drei Jahre in der Spieleindustrie gearbeitet, sie dann auf eigenen Wunsch verlassen und es fast sofort bereut. Weil die Frage garantiert kommt: ich habe bei Gaming Minds Studios in Gütersloh an Railway Empire 2 gearbeitet. Ein paar Monate nach Veröffentlichung bin ich gegangen, seitdem habe ich in mehreren "normalen" Industriebetrieben als Softwareentwickler gearbeitet, aber hadere immer noch mit der Entscheidung von damals. Eigentlich sollte ich die Industrie nie verlassen, aber es kamen einige Dinge zusammen und dann trifft man die größte Fehlentscheidung seines Lebens. Heute habe ich so gut wie keine Hoffnung mehr, dass ich nochmal was beruflich mit Videospielen mache und versuche deshalb, damit abzuschließen und mein Glück anderweitig zu suchen - beides Dinge, in denen ich extrem schlecht bin und mir deshalb auch sehr schwer fallen. Sich eingestehen, dass sein Traum nicht nur geplatzt, sondern dass man es selbst schlicht verkackt hat, dürfte niemandem schwer fallen. Das war der beste Job den ich jemals hatte, und habe ihn leichtfertig weggeschmissen.

Der letzte Podcast hat mich deshalb selbst betroffen, weil mein Weg in die Branche sehr steinig war. Ich komme von der Ostalb, einer sehr ländlichen Region in Süddeutschland (für die Fußballfans: Heidenheim liegt auch in der Region, ich bin ca. 35km davon entfernt aufgewachsen) und hatte keinen Zugang zu Informationen rund um Spieleentwicklung - schon zu Spielen selbst war sie rar gesät, im örtlichen Supermarkt meines kleinen Dorfs gab es nicht mal Spielezeitschriften. Zudem wurde ich immer etwas schief angeschaut, dass ich mich für Computer und Videospiele interessiere (und gut in Mathe ist, die ultimative Kardnialssünde). Spätestens als Jugendlicher (also so ab 14 rum) zählen zu den gesellschaftlich vertretbaren Freizeitbeschäftigungen ins Fußballtraining zu gehen und sich dann mit voll laufen zu lassen (Training irgendwann optional - außer man meint das mit Alkohol - dass man "mehr verträgt"). Oder in den Bauwagen gehen und sich da volllaufen zu lassen. Oder in der Dorfdisco... - ich denke, ihr erkennt das Muster. Allen ist gemein, dass ich damit nie viel anfangen konnte. Ich war und bin ein Vollblut-Nerd, der da am völlig falschen Platz war.
Ich habe mich mit den Editoren von Spielen viel beschäftigt, aber da kam wenig brauchbares bei raus. Meine kreative Ader gleich einem Rinnsal, ich bin ein Techniker. Programmieren habe ich erst in meiner Berufsausbildung gelernt und da war es auch kein Schwerpunkt sondern eher Nebenfach (Fachinformatiker/Systemintegration). Davor hatte ich keinen Zugang zu Informationen, für die Heimcomputerzeit bin ich etwas zu jung, IBM-kompatible PCs kamen standardmäßig ohne Entwicklungswerkzeuge. Dazu sind meine Eltern alles andere als technikaffin und ich kannte auch niemanden, der mit einem PC mehr machte als Briefe zu schreiben oder Spiele zu spielen. Bootdisketten um Speicher unter DOS zu schonen war schon das höchste der Gefühle, aber was da passiert habe ich nie verstanden.
Fast-Foward habe ich dann später Informatik studiert. Spiele zu machen war schon mein Traum, aber er wirkte so weit weg. Zumal in der Zeit, als ich mich mehr mit der Branche beschäftigte, die unsichere Seite gefühlt dominierte. Um die Jahrtausendwende gab es einige spektakuläre Pleiten vor allem in der deutschen Branche. Das kombiniert mit dem von meinen Eltern eingeimpften starken Sicherheitsbedürfnis lies mich immer davon abkommen, meinem Traum mal wirklich nachzugehen. Ich bin dann in eine "normale" Industrie, bin da aber nicht glücklich geworden (absurdes Gehalt dank Tarifvertrag und ruhige Kugel "dank" mittelmäßiger Softwarekleisterer als Kollegen halfen da nix). Als ich dann endlich den Endschluss faste, ernsthaft in die Industrie einzusteigen, musste ich einige Lektionen übers bewerben hart lernen. Wie dass ich nicht nur darauf schauen darf was ich will, sondern was die Firma will und wie ich das erfüllen kann. Klingt für jemanden anderen vielleicht logisch, ich musste das aber erst lernen. Oder wie wichtig ein Portfolio in der Spielebranche ist. Dass sie doch deutlich anders funktioniert als traditionelle Firmen und deren Bewerbungsprozesse, auf die ich bisher geschult war. Ich bin immer noch etwas irritiert, wenn mich jemand in einem Bewerbungsgespräch duzt ohne vorher zu fragen.

Eine schmerzliche Erfahrung von mir ist, dass ein Portfolio zu haben nicht optional sondern absolut essentiell ist. Ich wurde lange nur abgelehnt und wusste nicht so recht warum, bis ich es dann irgendwo gehört oder gelesen habe, dass Bewerbungen ohne Code (oder andere, eigene Werke) überhaupt nicht angeschaut werden. Mittlerweile steht es bei einigen Stellenausschreibungen dabei, vor 5-8 Jahre kann ich mich aber nicht daran erinnern. Da ich nicht dachte, dass meine Projekte aus dem Studium was wert sind und sie schon einige Jahre alt waren, habe ich sie nicht mitgeschickt. Ich habe dann eine Weile versucht etwas nebenher zu machen, aber da kam nie viel raus. Versteht mich nicht falsch, ich liebe meinen Job, aber nicht 24/7. Nach der Arbeit konnte ich keinen Compiler mehr sehen und am Wochenende fehlte mir auch die nötige Energie dafür, ich brauche was anderes um meine Batterien wieder aufzuladen. Letztendlich hab ich meinen Job, der mich irgendwann so frustriert hat, dass es mich buchstäblich krank gemacht hat gekündigt und in einem Sabbatical ein Demo-Projekt zusammengeschraubt. Damit hat es dann geklappt, war aber immer noch holpriger als gedacht. Ich habe trotzdem noch jede Menge Absagen kassiert und so in seiner Gesamtheit gesehen war meine Ausbeute ziemlich schlecht, weit schlechter, wie wenn ich es in anderen Industriebereichen versucht habe. Eigentlich war jede Bewerbung, die nicht direkt mit einer Absage endete fast schon ein Glücksfall - von über 50 Bewerbungen in die Industrie gingen nur fünf weiter und bei einer einzigen gab es die Zusage. Keine Ahnung ob das eine gute Quote ist, aus meiner Sicht ist das ziemlich erbärmlich. Das meiste davon stammte aus meinen ersten Versuchen, wo ich auch mal 100% Absagen erhielt, weil ich da viel zu Naiv war. Später wurde es besser, war aber alles außer einem Selbstläufer. Insb. Anfang 2023, als ich von GMS weg wollte nochmal nur Absagen zu bekommen hat mich schockiert.

Mein Rat an jemanden, der in die Industrie will: Ein abgeschlossenes Studium ist hilfreich, aber keine Voraussetzung. Bei meinem Kollegen hatten die meisten einen Hochschulabschluss. Es waren aber auch komplette Autodidakten dabei, die weder Ausbildung noch Studium in ihrem Bereich vorzuweisen hatte, sondern durch praktische Arbeit sich alles angeeignet haben. Ist hier alles kein Problem, auch weil darauf viel mehr Wert gelegt wird. Das ist deutlich anders als in Industrieunternehmen, speziell großen, wo viel mehr Titel geschaut wird. Bei meinem ersten Job in einem Konzern bin ich zudem direkt mit einer Gehaltsstufe höher als ein Kollege eingestiegen, weil ich mit einem Master- und er "nur" einen Bachelor-Abschluss hatte, wir kamen beide direkt von der Uni. Da musste ich auch in den seltensten Fällen einen Programmiertest oder ähnliches machen, egal ob Einsteiger oder Erfahren. Ich bin mir nicht mal sicher, ob sie überhaupt eine Zeile Code gesehen haben, bevor ich eingestellt wurde. Nur Gespräche, nicht mal eine Präsentation oder sowas. Bei Spielen ist das anders, meine letzte ging an Ubisoft Mainz, die haben mich zu einem zweistündigen Code Interview geladen, wo ich vor den Augen der leitenden Programmierer unterschiedliche Aufgaben lösen musste.

Ich habe an staatlichen Hochschule studiert und dort Bachelor und Master gemacht. Games Academy habe ich mir davor auch mal angeschaut, aber relativ schnell verworfen, vor allem aus finanziellen Gründe. Ich stamme aus einem zwar nicht armen, aber auch nicht wirklich vermögenden Elternhaus. Die hohen Studiengebühren wären schon eine Herausforderung geworden. Aber das ist ja noch nicht alles, ich hätte nach Frankfurt oder Berlin ziehen müssen, in beiden Städten ist die Miete und die allgemeinen Lebenshaltungskosten alles andere als günstig. Wahrscheinlich wäre es schon stemmbar gewesen, aber wäre für meine Eltern hart geworden. Mal ganz abgesehen von der Überzeugungsarbeit, sie standen Videospielen immer skeptisch gegenüber. Auch deswegen bin ich zumindest für den Bachelor auf eine nahe Hochschule gegangen, wo ich weiter zu Hause wohnen konnte. Für den Master hat es mich dann weggezogen, weil ich mich in eine bestimmte Richtung spezialisieren wollte und das ging nur an einer anderen Uni. Kleine Randnotiz: ich hätte dafür ins Ausland gehen können, aber weil ich zu viel Schiss davor hatte, bin ich in Süddeutschland geblieben. Das habe ich zwar nicht bereut, weil Ulm auch eine tolle Uni ist, aber der Studiengang "Computer Games Technology" an er Uni wo sich DMA Design gegründet hat wäre schon auch cool gewesen.

Zum Thema Geld nur kurz meine 2ct, da gabs ja im Thread schon eine längere Diskussion: meiner Erfahrung nach kommt es sehr auf die Größe des Unternehmens an. Kleine Firmen zahlen nicht so gut wie große, egal welche Branche bzw. große tendenziell besser als kleinere. Mit Ausnahme, in er Spielebranche hat vor allem Ubisoft den Ruf, sehr schlechte Gehälter zu zahlen, vor allem Einsteigern (wobei mein letztes Gespräch über die Stelle in Mainz in dieser Hinsicht sogar ganz okay war, der Gehaltsrahmen wäre aus meiner Sicht völlig in Ordnung gewesen). Am besten ist meiner Erfahrung nach ein Großkonzern mit Tarifvertrag, da kann man sich wirklich dumm und dämlich verdienen und selbst als einfacher Programmierer ohne weitere Verantwortung sehr nahe an ein sechsstelliges Jahresgehalt herankommen, speziell wenn man die vielen Bonuszahlungen einrechnet. Dafür muss man sich dann aber evtl. ausufernder Bürokratie und langen Entscheidungswegen anfreunden. Beschissenen Chefs die schlechte Entscheidungen treffen gibt es überall.

Was mir am meisten die Hoffnung auf eine erneute Stelle in der Brache nimmt ist aktuell die Lage der Industrie. Allgemein ist die Lage schlecht, auch andere Firmen entlassen Leute, verhängen Einstellungsstopps und investieren wenig weil sie wirtschaftliche Lage so unsicher ist. Die Spieleindustrie ist nach dem Pandemie-Hoch in ein umso tieferes Loch gefallen. Und wir hören nur von den großen, wenn EA oder Microsoft Leute entlässt, die Indies sterben leise im Dunkeln. Für mich persönlich heißt das: selbst wenn ein Spieleentwickler Leute sucht, da sind viele Leute mit mehr Erfahrung mit denen ich konkurriere. Und wenn ich schon als alles sehr gut läuft kaum Chance hatte, sehe ich aktuell gar keine.
Wie sieht Ralf das? Langfristig dürfte es wieder bergauf gehen, aber aktuell sehe ich nicht mal Anzeichen für eine Verbesserung.
Ein Nebensatz: für meine aktuelle Arbeit bin ich in den Großraum Stuttgart gezogen, der in Relation zur Größe der Region und Angebot zur Ausbildung im Games-Bereich erschreckend schlecht aufgestellt ist. Es gibt ein paar Studios, das größte und bekanntest dürfte Studio Fizbin gewesen sein. Ansonsten gibt es nicht mal eine Handvoll und alle unter 10 Entwickler, wenn ich das richtig sehe. Dass es mit den Games Metropolen Hamburg, Berlin, Frankfurt und München nicht mithalten kann okay, aber das ist einfach mal gar nix. Scheinbar ist die Region hier noch deutlicher vom Automobilbau und allem was dran hängt dominiert als ich dachte.

Meine zweite Frage an Ralf wäre: was hältst du von der Unsitte der Spieleindustrie, Bewerbern einfach nicht zu beantworten? Ich habe mich schon in viele unterschiedliche Branche beworben und auch viele Absagen bekommen, aber immer auch eine Nachricht darüber. Zwar meist so generische Word-Textbaustein-Texte, aber ich wusste immerhin, was Sache ist. Bei der deutschen Spieleindustrie ist es aber mehrfach vorgekommen, dass Studios einfach nicht antworten. Selbst auf Nachfrage kommt gar nichts zurück. Also wirklich gar nichts, ich wurde komplett geghostet (automatisierte Mails von Mailserver, dass die Nachricht angekommen ist zählen nicht). Das kann ich so gar nicht leiden und zeugt mir von mangelndem Anstand und Respekt gegenüber den Bewerbern. Ich kann verstehen, dass sie keine personalisierten Antworten geben, weil dann speziell bekanntere Firmen Leute einstellen müssten, die nichts anderes machen als Absagen schreiben (mittlerweile eher ChatGPT, immerhin eine sinnvolle Anwendung dafür). Aber wer es nichtmal schafft, in eine Standard-Corporate-Bullshit-Textvorlage einen Namen und Datum einzutragen, der hat bei mir jeglichen Respekt verloren.
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