Beurkeek hat geschrieben:Den Versuch, möglichst allen Geschlechtern (sowie u.a. Ethnien und Kulturen) die gleichberechtigte Einbindung in unsere Gesellschaft und eine vielfältige mediale Repräsentation zu ermöglichen vergleichst du... mit den Diskursen der neuen Rechten? Das erschließt sich mir nicht. Inwiefern ist "die Annerkennung 'fremder' Kulturen und Personengruppen" auch nur annähernd gleichzusetzen mit der aktiven Ausgrenzung, die gerade die Identitären fordern? Wer wird in dem von Dir gezeichneten Szenario also von Feminist_innen ausgegrenzt?
Zu dem Thema sind evtl. diese Artikel hilfreich beim Verständnis. Ich werde das jetzt nicht ausführlich kommentieren, da es nicht ganz zum Thema gehört.
http://jungle-world.com/artikel/2016/35/54756.html" onclick="window.open(this.href);return false;
http://jungle-world.com/artikel/2012/30/45919.html" onclick="window.open(this.href);return false;
http://www.extrablatt-online.net/archiv ... -benl.html" onclick="window.open(this.href);return false;
Beurkeek hat geschrieben:Inwiefern widersprichst Du damit meinen Ausführungen? Klar steht hinter solchen Entwicklungen immer auch eine Eigenmotivation, aber viele Menschen setzen sich zugleich explizit für diesen kulturellen Wandel ein.
Es ging aber nicht darum z.B. 'Heteronormativität' in Frage zu stellen, oder Begriffe wie 'Mann' und 'Frau' zu dekonstruieren, wie das heute beim Queerfeminismus der Fall ist.
Beurkeek hat geschrieben:Wie würdest du dieses Beispiel auf die Spieleindustrie übertragen?
Nun, natürlich sollten sich Spieleproduzenten schon allein aus Profitgründen damit befassen, wer ihre Zielgruppe ist. Da könnte es natürlich hilfreich sein, ein entsprechend diverses Them and Programmieren, Künstlern und Autoren zu haben. Wer sich weiterhin einer traditionell männlichen Zielgruppe verpflichtet fühlt, muss sich damit natürlich nicht auseiandersetzen.
Perönlich sehe ich da kein Problem, das dadurch irgendwer zu kurz kommen könnte.
Dann gab es im Zuge der GamerGate Kontroverse auch solche Artikel:
'On some level, the grim individuals who are self-centred and myopic enough to be upset at the prospect of having their medium taken away from them are absolutely right. They have astutely, and correctly identified what is going on here. Their toys are being taken away, and their treehouses are being boarded up"
https://archive.is/L4vJG#selection-179.0-187.17" onclick="window.open(this.href);return false;
Die Frage ist, wie kommt der Autor auf soetwas? Ist es hilfreich, sich so ein Feindbild zusammenzubasteln? Oder wäre es nicht besser, Skeptiker versuchen zu überzeugen, das sie keine Angst haben müssen, das ihnen etwas weggenommen wird?
Beurkeek hat geschrieben:Ich frage mal provokant im Kontext unseres Themas: Ist es für Dich im Rahmen der Meinungsfreiheit essentiell, jemanden in einem Onlinespiel als "hässliche Fotze" bezeichnen zu können?
Ja.
Nicht für mich perönlich, da ich mich ungern als Sexist oder Rassist bezeichnen lasse und die Ideologie die dahinter steckt ablehne. Aber solche Beleidigungen sind natürlich der Grenzfall an der sich Meinungsfreiheit beweisen muss. Über Meinungsfreiheit wird nicht entschieden, was Menschen z.B. bei einem launigen Kaffeekränzchen erzählen.
Beurkeek hat geschrieben:Und hier noch eine Ausführung, da ich obige Frage natürlich so nicht stehen lassen möchte: Es scheint eine sehr geläufige Missinterpretation des Wortes "Meinungsfreiheit" zu bestehen. Die nämlich bedeutet in erster Linie, dass Du die grundsätzliche Möglichkeit hast, Deine Meinung offen und uneingeschränkt zu äußern. Sie bedeutet nicht, dass Du jederzeit überall sagen kannst, was immer Du möchtest. Wenn also zum Beispiel eine Spielefirma beschließt, die Kommunikation in ihrer Software zu reglementieren bzw. zu moderieren, ist das keine Einschränkung der Meinungsfreiheit, weil Du immer noch eine unüberschaubare Masse von Möglichkeiten hast, Deine Meinungen/polarisierenden Ansichten/expliziten Beleidigungen an anderer Stelle zu äußern.
Da hast Du natürlich vollkommen recht, das es in Deutschland und anderswo gewisse gesetzliche Rahmenbedingungen gibt, die Meinungsfreiheit einschränken. Auch kann eine Spielefirma darüber frei entscheiden, wie sie die Kommunikation in ihren Spielen gestalten will. Was vielleicht juristische gesehen, keine Beleidigung ist, kann in solchen Spielen schon sehr restriktiv geahndet werden.
Aber, Meinungsfreiheit ist nicht nur ein juristischer Begriff sondern eine Idee die viel weiter interpretiert werden kann, als das im Gesetzestext steht. Vor allem verbinden sich damit intellektuelle Tugenden wie z.b. andere Ansichten faiererweise zur Kenntnis zu nehmen, sich mit dem eigenem Urteil etwas zuzrückzuhalten, anderen Menschen eine eigene Meinung zugestehen und die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, das sie recht haben könnten und man selbst falsch liegt - aber vor allem Aussagen zu tolerieren, die man eventuell abstoßend oder ungehörig findet.
Ich fände es sehr wichtig, Kindern und Jugendlichen das beizubringen, denn es ist die unerlässliche Vorraussetzung für Bildung und Wissenserwer, Kritik und Fortschritt an sich.
Beurkeek hat geschrieben:Offene Diskurse sind extrem wichtig, da sind wir uns einig. Wo siehst Du sie denn - und kommen wir hier am besten wieder auf unser eigentliches Thema, nämlich Sexismus in der Spieleindustrie - als eingeschränkt an?
Das müsste von Fall zu Fall entschieden werden. Aber natürlich sind jegliche Einschränkung der Kommunikation in Spielen seitens der Spielefirmen, wenigstens kritisch zu sehen, weil sie sich nicht auf Meinungsfreiheit als das was ich oben definiert haben, verständigen können.
Beurkeek hat geschrieben:Diese Aussage lässt mich vermuten, dass Du Dich doch nicht so umfassend mit Feminist_innen auseinandergesetzt hast, denn "Sexfeindlichkeit" ist etwas, das sich im modernen Feminimus definitiv nicht (mehr) weitreichend verorten lässt. Ganz im Gegenteil spricht man sich offen für Sexpositivität und demnach dafür aus, dass Männer und Frauen ihre Sexualität entsprechend ihren Wünschen ausleben können.
Sex und Objektifizierung haben praktisch nichts miteinander zu tun. Das eine ist ein einvernehmlicher Akt, an dem Menschen bewusst und aktiv teilnehmen; das andere ist die Entscheidung, eine andere Person nicht als Mensch mit einer Persönlichkeit und individuellen Wünschen, sondern als bloße Form bzw. Summe ihrer Körperteile wahrzunehmen. Wenn man also Kritik an Objektifizierung übt, lehnt man damit nicht Sex ab.
Naja, ich habe nie Behauptet Experte zu sein und so sollen meine Beiträge auch gelesen werden - immer in kritischer Distanz, denn natürlich kann ich falsch liegen und sich meine Meinung noch ändern.
Nur kurz noch zu diesem Punkt. Als Mensch ist man einerseite Subjekt UND Objekt. Als Mensch unterliege ich den Naturgesetzen und biologischen Vorraussetzungen, die unabhängig von meinem Willen geschehen. Deshalb bin ich in diesem Fall Objekt. Das ist erstmal eine neutrale Beschreibung von natürlichen Tatsachen und damit geht keine Wertung einher.
Zweitens mache ich auch beim Geschlechtsverkehr die andere Person zum Objekt meiner sexuellen Bedürfnisse und das ist an sich nichts schlechtes, solang diese Person mir dazu ihre Einwilligung gibt.
In der Bioethik wird außerdem darüber gestritten, was ein Mensch ist. Kann man all diese Eigenschaften wie Persönlichkeit, individuelle Wünsche und freier Wille einfach so wegnehemen und dann behaupten, das dieses etwas kein Mensch mehr ist? Dann währen nämlich Babies, Demenz-, oder psychische Kranke Personen keine Menschen mehr, sondern nur noch Objekte.
Sehr schwieriges Thema also.