Runde #062: Tschüss, Vollpreis!

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Maestro84
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Runde #062: Tschüss, Vollpreis!

Beitrag von Maestro84 »

Ich teile deine Meinung nicht. Der Markt ist zu groß und Spiele werden zu gut verkauft, als dass ich einen neuen Crash sehe - nicht vergessen: Die im Internet grantelnden Spieler sind eine absolute Minderheit, die Mehrheit kauft, spielt und fertig. Auch das Ende der Vollzeitspiele kann ich nicht erkennen, man verkauft wohl eher noch mehr Zusatzinhalte über DLCs, als heute schon. Echte Addons sind ja kaum noch vorhanden, was mich stört, da ich lieber einmal im Jahr 18 Stunden Spielzeit für 30 Euro kaufe als sechsmal im Jahr drei Stunden Spielzeit für fünf Euro, da ich laufend aus der Welt gerissen werde und mich wieder neu einfinden muss.

Zum Thema selbst denke ich, dass gerade das Gejammere der Publisher über Keystores etwas scheinheilig ist. Zu oft reift ein Titel erst beim Spieler, es fehlen wichtige Inhalte - z.B. gehören für mich dazu in Mass Effect 3 die DLCs Leviathan und der Protheaner - oder es kommen noch fünf DLCs. Darüberhinaus gibt es keine Demos mehr und immer häufiger gelten Testembargos bis zum Releasetag. Zumindest ich habe zu oft ins Klo gegriffen, um da noch einen Titel vorzubestellen und bei Release einen Fuffi hinzublättern. Da warte ich lieber ein Jahr und lege dann bei z.B. MMOGA für die komplette Version 30 Euro auf den Tisch und fertig. Klar, ich kann bei Steam oder Origin ein Spiel zwei Stunden antesten, aber wer weiß, was Steam oder EA machen, wenn ich die Funktion fünfmal im Jahr gebrauche und mein Spiel zurückgebe? Was könnte mich also wieder zum Kauf eines Spiel bei Release bewegen? Demos, Testberichte vor Release und weniger DLCs, die mitten im Spiel Inhalte nachschieben, bei denen ich z.T. das Gefühl habe, dass diese ins Grundspiel hineingehört hätten. Und sollte es wegen Spielern wie mir am Ende doch einen Crash geben, dann juckt mich das wenig, denn Spiele sind nur ein nettes Hobby von vielen, aber nicht so elementar, als dass ich jeden Scheiß fressen müsste, den man mir gehypt vorsetzt!
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tobias
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Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Beitrag von tobias »

Axel hat geschrieben:Allgemein würde ich bei einer japanischen Firma wie SE sagen wollen: Bevor die endgültig über den Jordamm gehen, konzentrieren die sich nur noch auf den japanischen Markt (der ja auch kein kleiner ist). Wenn ein ausländischer Publisher ein Spiel lizenzieren will, gerne - ansonsten auch gut. Aber das sehe ich nicht.
Wenn man das machen will, dann muss man aber die Produktionskosten für die Titel deutlich zurückschrauben, denn ein nationaler Markt wirft nicht mehr genug ab um Großproduktionen zu finanzieren. Es sei denn der japanische Markt ist um ein vielfaches größer als etwa der französische oder der deutsche.

Die Frage ist ob solch zusammengestrichene Titel sich dann noch gegen die großen internationalen Produktionen auf dem Heimatmarkt durchsetzen können.

Zudem ist das für eine Firma auch nicht so ohne weiteres möglich sich halt nach einem Misserfolg einfach zusammenzuschrumpfen. Oft bestehen längerfristige vertragliche Verpflichtungen und nicht geringe Ansprüche an den Cashflow.
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tobias
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Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Beitrag von tobias »

Axel hat geschrieben:Also mich wundert es ehrlich gesagt, dass ihr nicht auch den Gedanken bekommen hat, dass die Video- und Computerspielbranche auf einen neuen Crash hinsteuern könnte. Denn die Vorzeichen sind ja relativ ähnlich zu 1983. Es werden immer mehr und mehr Spiele in den Markt gedrückt, die Menschen sind übersättigt und kaufen immer weniger. Natürlich würde so ein Crash heute nicht mehr so schnell gehen wie früher.
Der Crash in den 1980er wurde dadurch ausgelöst, dass es zu viele miteinander nicht kompatible Systeme gab. Diese verwirrten den Kunden und führten dazu, dass es oft einfach keine qualitative Software für diese Geräte gab. Auch wurden Videospiele am Anfang der 1980er Jahre von der Presse gehypt, was sich dann aber nach ein paar Jahren schnell sogar umkehrte.

Zudem betraf der Crash auch nicht unbedingt die gesamte Branche. Zum Teil wurden die Konsolen nämlich einfach nur durch kostengünstige und vielseitigere Heimcomputer ersetzt. Der C64 etwa verkaufte sich wie geschnitten Brot und es gab auch genug Software (inklusive Spiele) dafür. Auch die Spielhallen konnten sich in dieser Phase nicht beschweren und dort gab es ja bekanntlich auch Spiele. Zudem war das Phänomen auch besonders in den USA verankert, denn in Japan schien das Problem nicht zu bestehen. Als Nintendo dann mit seiner Konsole mit ohne Fragmentierung, einem ordentlichen Preis und guter Software in die USA kam konnte es schnell fast den gesamten Konsolenmarkt fressen.

Die Ähnlichkeit zu heute erschließt sich mir da nicht.

Hättest du Belege das immer weniger Spiele gekauft werden? Ich habe ehrlich gesagt große Probleme mir das vorzustellen. Ich stimme allerdings dabei zu, dass der Markt aktuell aus allen Richtungen geflutet wird. Das führt letztlich zu einer Entwertung der einzelnen Produkte in der Psyche des Kunden. Auf der anderen Seite schafft es aber auch eine große Vielfalt.

Ein finanzieller Crash könnte heute prinzipiell viel schneller gehen als früher, da ja immer mehr wirtschaftsrechtliche Regulierungen aufgeweicht wurden.
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tobias
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Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Beitrag von tobias »

Axel hat geschrieben:- AAA Titel laufen allgemein nicht mehr so gut
Tun sie das? Hast du Zahlen dafür? Sie müssen zumindest so gut laufen das die Entwickler und Publisher noch mehr davon machen. Und wir reden hier über einen Bereich der Investitionen wo oft selbst 15% Gewinn als Fehlschlag gelten. Selbst große Entwickler und Publisher überleben nur ein paar Fehlschläge.
Axel hat geschrieben:Der Markt wuchs besonders in den 90ern und 00er Jahren rasant, aber seit ein paar Jahren geht das alles rückläufig.
Nach jeder Statistik die ich gefunden habe ist der Markt jedes Jahr gewachsen. Hier ein Beispiel.
Zuletzt geändert von tobias am 12. Jun 2016, 11:45, insgesamt 1-mal geändert.
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tobias
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Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Beitrag von tobias »

Axel hat geschrieben:- Spiele werden verramscht
Das stimmt, aber es ist nicht klar ob das die Gewinne der Publisher negativ beeinträchtigt.

Früher wurden Spiele ebenso verramscht, aber nach für den Kunden willkürlichen Kriterien auf dem Wühltisch.

Du kannst dir auch sicher sein das jeder Sale von den Publishern und den Vertriebsplattformen zuvor gut durchkalkuliert wurde.

Und letztlich sollte nicht vergessen werden wie viele der Sparfüchse, sich sonst einfach Raubkopien besorgen würden.

Gleichwohl kann man aber durchaus argumentieren das diese Ramscherei das Produkt beim Kunden psychologisch entwertet.
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tobias
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Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Beitrag von tobias »

Axel hat geschrieben:- In den letzten Jahren sind immer mehr Studios und Publisher verschwunden
Welche denn?

Der letzte große Publisher den es erwischt hat war THQ und das ist schon drei Jahre her.
Zuletzt geändert von tobias am 12. Jun 2016, 11:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Beitrag von tobias »

Axel hat geschrieben:, siehe diese ganze Stückelung von Spielen in "Episoden", dieses ganze Games as a service Modell und all das. Ich denke aber nicht, dass da irgendein sicheres zukunftsfestes Modell darunter ist.
Kann es eher sein das du hier von deinem persönlichen Missfallen über diese Modelle darauf schließt das sie nicht funktionieren werden?

Telltale und Dontnod sind mit dem Format Episode bisher sehr gut gefahren.

Und Games as a Service ist letztlich nicht einmal so neu, wenn man mal an das Abo-Modell der MMOs denkt. Das ist einfach nur die Umsetzung des Trends Software as a Service den man seit einigen Jahren bereits im Bereich der Anwendungen findet und dort für die Anbieter super funktioniert. Für den Kunden ist es freilich eine weitere Entrechtung.
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tobias
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Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Beitrag von tobias »

Axel hat geschrieben:Wichtig wäre vor allem ein Verknappung. Es muss nicht jedes Jahr ein neues FIFA erscheinen oder ein neues Call of Duty oder sowas. Es muss nicht jede Woche seitens der Spielemedien ein neuer Titel als heißer Scheiss gehypt werden. Es müssen nicht ständig immer wieder neue Reizüberflutungen stattfinden. Diese sind nämlich besonders daran schuld, dass man nicht mehr langfristig an einem Spiel dran bleibt. Weil man immer das Gefühl hat was zu verpassen. Und: Warum sind derzeit eigentlich alle so gespannt auf das neue Zelda von Nintendo und schon gehypt bevor auch nur das erste Screenshot oder Video erschien? Weil es eben nur alle Jubeljahre einen neuen Teil gibt!

Und mit Verknappung meine ich auch: Es müssen nicht ständig irgendwelche Sales stattfinden und Spiele verramscht werden. Früher™ konnten wir uns vielleicht 2-3 Spiele im Monat leisten, wenn überhaupt. Der Branche ging es damit nicht schlecht! Erst als man anfing die Spiele immer mehr und mehr zu verramschen, kamen die Probleme. Das muss anders werden und daran sollten nicht nur die Hersteller arbeiten, sondern vor allem auch die Presse.
Psychologisch würde eine Verknappung sicher das einzelne Produkt wieder wertvoller machen. Nur warum sollten die Hersteller der Produkte das in der jetzigen Marktsituation machen? Sie werden ihre Titel ja los und der Markt wächst.

Wie lange du bei einem Spiel bleibst interessiert den Hersteller nur, wenn es ein Abo gibt, einem Shop in dem du was kaufst oder eine Beziehung zum Kauf eines weiteren Produkts von ihnen.

Activision und Electronic Arts verdienen viel Geld damit jedes Jahr Shooter bzw. Sportspiele herauszupumpen. Warum sollten sie ihr Verhalten ändern?

Und die Spielepresse die - wie Jochen ja bereits vielfach gesagt hat - zumeist wie eine Produktpresse funktioniert hat diese einen nicht geringen Grund an jedem Hype mitzumachen, zumindest solange sie sich damit nicht ihre Reputation ruinieren. Zumindest in der zweiten Hälfte der 1990er und den frühen 2000ern war das auch nicht anders. Nur war der Zyklus eben langsamer, da dieser ja noch durch die Erscheinung des Hefts vorgegeben wurde. Das Internet - zumindest so wie es heute oft verwendet wird - führt eben zu der bekannten Reizüberflutung.

Oben schriebst du noch wie schlecht es Nintendo geht und nun führst du sie als Referenz an. Was nun?
Nimlod
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Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Beitrag von Nimlod »

BlackSun84 hat geschrieben:Ich teile deine Meinung nicht. Der Markt ist zu groß und Spiele werden zu gut verkauft, als dass ich einen neuen Crash sehe - nicht vergessen: Die im Internet grantelnden Spieler sind eine absolute Minderheit, die Mehrheit kauft, spielt und fertig. Auch das Ende der Vollzeitspiele kann ich nicht erkennen, man verkauft wohl eher noch mehr Zusatzinhalte über DLCs, als heute schon. Echte Addons sind ja kaum noch vorhanden, was mich stört, da ich lieber einmal im Jahr 18 Stunden Spielzeit für 30 Euro kaufe als sechsmal im Jahr drei Stunden Spielzeit für fünf Euro, da ich laufend aus der Welt gerissen werde und mich wieder neu einfinden muss.

Zum Thema selbst denke ich, dass gerade das Gejammere der Publisher über Keystores etwas scheinheilig ist. Zu oft reift ein Titel erst beim Spieler, es fehlen wichtige Inhalte - z.B. gehören für mich dazu in Mass Effect 3 die DLCs Leviathan und der Protheaner - oder es kommen noch fünf DLCs. Darüberhinaus gibt es keine Demos mehr und immer häufiger gelten Testembargos bis zum Releasetag. Zumindest ich habe zu oft ins Klo gegriffen, um da noch einen Titel vorzubestellen und bei Release einen Fuffi hinzublättern. Da warte ich lieber ein Jahr und lege dann bei z.B. MMOGA für die komplette Version 30 Euro auf den Tisch und fertig. Klar, ich kann bei Steam oder Origin ein Spiel zwei Stunden antesten, aber wer weiß, was Steam oder EA machen, wenn ich die Funktion fünfmal im Jahr gebrauche und mein Spiel zurückgebe? Was könnte mich also wieder zum Kauf eines Spiel bei Release bewegen? Demos, Testberichte vor Release und weniger DLCs, die mitten im Spiel Inhalte nachschieben, bei denen ich z.T. das Gefühl habe, dass diese ins Grundspiel hineingehört hätten. Und sollte es wegen Spielern wie mir am Ende doch einen Crash geben, dann juckt mich das wenig, denn Spiele sind nur ein nettes Hobby von vielen, aber nicht so elementar, als dass ich jeden Scheiß fressen müsste, den man mir gehypt vorsetzt!
Und zahlst du dann nochmal 20€ nach, wenn das Spiel perfekt war, nicht beim Kunden reifen musste und alle Erwartungen erfüllt hat? Sorry, aber das ist scheinheilig...
Maestro84
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Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Beitrag von Maestro84 »

Warum scheinheilig? War es etwa auch scheinheilig, in den 90ern Budgettitel zu kaufen oder gar Sammlungen von Titeln im Wertungsbereich 50-90% . Liefern mir die Publisher wieder einwandfreie zu Release, gebe ich gerne den Vollpreis aus wie zuletzt bei Zelda-Twilight Princess hd - da sogar den Vollpreis für ein Spiel, das ich 2006 schon einmal gekauft habe. Die Publisher müssen einfach lernen, dass die eigenen Entwickler einwandfreie Ware zum Erscheinungszeitpunkt zu liefern haben. Ich mache da keinen Unterschied zwischen meinen sonstigen Einkäufen. Es ist ja nicht so, dass Spieler, wie z.B. ich, aus Bösartigkeit nicht mehr zum Release kaufen, sondern aufgrund schlechter Erfahrungen. Vielleicht sollte man einfach mal weniger Budget in ständige Hypetrains (von wegen: AWESOME. Wird GEILER und BESSER als der Vorgänger laut "Leak" Hansdödeldampf!!!!") und stattdessen in die Entwicklung stecken. Und ganz ehrlich: Bei der Wahl zwischen Verarsche und Totalverzicht auf eines meiner Hobbys hab ich wenig Probleme mit dem Verzicht. Dann geb ich lieber Netflix im Monat zehn Euro und bekomme massig Unterhaltung, ohne mich zu fragen, warum ich denn laufend eine Reifungskammer zu Hause benötige.
Nimlod
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Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Beitrag von Nimlod »

BlackSun84 hat geschrieben:Warum scheinheilig? War es etwa auch scheinheilig, in den 90ern Budgettitel zu kaufen oder gar Sammlungen von Titeln im Wertungsbereich 50-90% . Liefern mir die Publisher wieder einwandfreie zu Release, gebe ich gerne den Vollpreis aus wie zuletzt bei Zelda-Twilight Princess hd - da sogar den Vollpreis für ein Spiel, das ich 2006 schon einmal gekauft habe. Die Publisher müssen einfach lernen, dass die eigenen Entwickler einwandfreie Ware zum Erscheinungszeitpunkt zu liefern haben. Ich mache da keinen Unterschied zwischen meinen sonstigen Einkäufen. Es ist ja nicht so, dass Spieler, wie z.B. ich, aus Bösartigkeit nicht mehr zum Release kaufen, sondern aufgrund schlechter Erfahrungen. Vielleicht sollte man einfach mal weniger Budget in ständige Hypetrains (von wegen: AWESOME. Wird GEILER und BESSER als der Vorgänger laut "Leak" Hansdödeldampf!!!!") und stattdessen in die Entwicklung stecken. Und ganz ehrlich: Bei der Wahl zwischen Verarsche und Totalverzicht auf eines meiner Hobbys hab ich wenig Probleme mit dem Verzicht. Dann geb ich lieber Netflix im Monat zehn Euro und bekomme massig Unterhaltung, ohne mich zu fragen, warum ich denn laufend eine Reifungskammer zu Hause benötige.
Ich habe keine Probleme, mir nach relativ kurzer Zeit nach (teilweise auch schon vor) Release ein Bild davon zu machen, ob ein Spiel in einem guten Zustand ist oder nicht. Man muss halt nur drauf verzichten, das Spiel gleich am ersten Tag zu kaufen. Man ist mit etwas Verbrauchervernunft weit von der Extreme Verarsche oder Totalverzicht entfernt.
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Andre Peschke
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Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Beitrag von Andre Peschke »

Mit den beiden Videogame-Crashes ist die aktuelle Situation nicht mehr vergleichbar. Mal der Kürze halber die versimplifizierte Darstellung:

a) Der Markt ist stark etabliert, es gibt viele starke Marktteilnehmer. Eine Situation wie damals, bei der marktdominierende Unternehmen wie zB Atari vernichtet werden, ist daher unwahrscheinlich.

b) Der erste Videogame-Crash wurde durch die Übersaturierung durch billige Hardware ausgelöst. Das kommt heute nicht mehr vor, weil nicht jeder Taschenrechner-Hersteller eine Spielkonsole auf den Markt bringen will.

c) Der zweite Videogame-Crash wurde ausgelst durch die Flut an Billigsoftware, nachdem Atari seine Patente nicht gegen die neu aufkommenden Drittanbieter behaupten konnte. Das ist aber nur begrenzt vergleichbar mit der heutigen Situation, da die Konsolen eben geschlossene Systeme sind (was als Lehre aus eben jenem Disaster gezogen wurde). Auf PC/Appstore-Seite gibt es diese Parallele zwar dennoch, aber die alternativen Geschäftsmodelle wie Free-2-Play sind heute etabliert, während sie damals in der Pre-Internet-Ära unmöglich waren. Zudem galten Spiele damals dem Handel noch als Strohfeuer, weswegen viele Handelsketten nach dem dramatischen Preis-Einbruch einfach keine Spiele mehr verkauften, die ihre Lagerhallen verstopften. Weder die Rangordnung des stationären Handels, noch die Zweifel am Medium sind heute vorhanden und der digitale Vertrieb umschifft viele der damaligen Rahmenparameter, die für den Crash verantwortklich waren.

Kurz: Eine Marktbereinigung, die einige Publisher / Entwickler auslöscht: Möglich (gerade unter den Indie-Studios dürfte das sowieso ein fortwährender Prozess sein, bei dem viele dieser Kleinstentwickler nur 1-2 Spiele machen und dann vom Markt verschwinden). Aber die Begleitumstände sind derart anders, dass ein Vergleich mit den beiden historischen Crashes nicht möglich ist.

Andre
JayTheKay
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Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Beitrag von JayTheKay »

Ein paar Dinge, die mir beim Hören aufgefallen sind.

1. Ihr habt am Anfang des Podcasts relativ lange über das Hitman-Bezahlmodell geredet ohne jemals zu erklären welches Bezahlmodell denn das jetzt ist. Ich weiß es leider nach wie vor nicht. Kann mich jemand aufklären, wie dieses Modell bei Hitman funktioniert?

2. Ihr habt leider nicht darüber gesprochen, was denn nun ein fairer Preis für ein Spiel ist. Der Preis von ca. 45-55€ für ein Vollpreisspiel ist ja eher historisch gewachsen und zwar in einer Zeit, als noch alle Spiele im Laden verkauft wurden. Ich frag mich schon, mit welchem Recht die Spieleanbieter für eine digitale Version den gleichen Preis abrufen wie für eine physikalische Ausgabe, die digitale Distribution ist ja sehr viel billiger. Dementsprechend stellt sich mir die Frage, ob 50€ für ein digitales Spiel überhaupt gerechtfertigt ist.
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Vinter
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Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Beitrag von Vinter »

Weil ich grade an der Stelle bin:
Das Square-Enix kein Geld mehr hat, sieht man doch alleine daran, dass sie sich nach 1998 dazu herablassen, PC-Spielern(!) Single-Player Final Fantasy zu geben und einfach mal den kompletten Backkatalog Re-Releasen. Die sind so verzweifelt auf der Suche nach Geld, dass sie selbst diese heilige Kuh schlachten, nachdem sie 20 Jahre lang nen Mittelfinger ins Gesicht der PC-Spieler gehalten haben.
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tobias
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Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Beitrag von tobias »

Axel hat geschrieben:Ach, ist das so? Das ist aber recht naiv gedacht. Ich habe schon durch die Zeilen von vielen Entwicklern ein ziemliches Stöhnen über diese ganzen Sales wahrgenommen. Eben weil Spiele heute so schnell verramscht werden, dürfen diese in den ersten Monaten kein Flop werden. Dadurch geht man aber zu sehr auf nummer sicher. Und das schadet mittelfristig dem Medium. Schon jetzt gibt es doch die ersten Anzeichen von Übersättigung.
Es ist naiv davon auszugehen das große Konzerne ihren Verkauf und Vertrieb kalkulieren?

Auch früher musste ein Titel in den ersten Monaten erfolgreich sein. Danach ist er nämlich in den meisten Geschäften aus den attraktiven Bereiche der Regale geflogen. In den anderen Bereichen verkaufte sich das Zeug dann noch schlechter. Danach ging es dann entweder zurück oder wurde auf dem Wühltisch verramscht.

Wie gesagt: wenn ein Publisher sich entscheidet das Spiel im Sale zu verkaufen, dann hat er meistens dafür seine Gründe. Diese können verschieden sein. Aber ein möglicher ist doch wenigstens noch etwas Kohle aus dem Titel zu pressen. Ein anderer ist vor einem größeren AddOn oder DLC eine größere Verkaufsbasis für diesen zu schaffen. Wieder eine andere ist Werbung für einen Nachfolger oder die Marke zu machen.

Nicht jedes Geheul von Entwicklern sollte man zu ernst nehmen. Der Mythos einfach dem Publisher die Schuld zu geben ist hier im Forum ja bereits vielfach angesprochen worden.

Psychologisch stimme ich dir bezüglich der Übersättigung ja zu. Das einzelne Spiel hat inzwischen in der kognitiven Wahrnehmung an Wert verloren. Und das auch über Altersgruppen hinweg. Auf der anderen Seite scheint es noch immer genug Absatz dafür zu geben, denn ein Absterben der Publisher ist nicht zu sehen.
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tobias
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Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Beitrag von tobias »

Axel hat geschrieben:Mal im Bereich der AAA-Titel: Wo siehst Du da eine große Vielfalt? Besonders was Spielmechaniken betrifft?
Es stimmt natürlich das AAA-Produktionen deutlich vorsichtiger und damit feiger und unkreativer sind. Alles was abschrecken könnte wird abgeschliffen. Das ist aber nicht nur bei digitalen Spielen so. Auch in der Filmbranche kann man das sehen.

Die Ursache dafür sind einfach die horrenden Kosten welche die Entwicklung, Bewerbung und der Vertrieb eines solchen Titels inzwischen frisst. Wenn überhaupt liegt hier das Problem, denn diese Kostenspirale zwingt ihre Logik bereits geraume Zeit weiten Sektoren der Branche ihren Willen auf.

Aber selbst im AAA-Bereich gibt es durchaus eine Vielfalt. Ich habe mal in die aktuellen Spielecharts von Saturn geschaut. Dort findet man: WWE, Blood and Wine (Witcher 3 Add-On), Overwatch, Emergency 5, Total War: Warhammer, Die Sims 4, Legion (World of Warcraft Add-On), etc. Bisher hat sich da lediglich das Rollenspiel als Genre gedoppelt, aber auf verschiedenen Seiten der Mechanik. Mechanisch und inhaltlich weisen diese Titel schon eine große Vielfalt auf.

Klar ist keiner dieser Titel wirklich innovativ. Wobei Witcher 3 schon in einiger Hinsicht schon noch einmal einen neuen Maßstab für Rollenspiele darstellt.

Aber wie viele wirklich kreative Werke findest du in diesem Produktionskostenbereich denn bitte beim Film?

Die wirklich kreativen Dinge passieren im Independent-Bereich und anderen Ecken. So ist das eben bei Spielen auch. Wobei bei Steam mitunter auch mutige und innovative Titel recht weit hoch auf der Leiter klettern.
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Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Beitrag von tobias »

Axel hat geschrieben:Auch im Onlineshop der Playstation werden Spiele ohne Not allzu häufig verramscht. Und Raubkopien kannst Du auf der PS4 nicht ohne weiteres abspielen. Auch auf der PS3 muss man einiges an Aufwand betreiben. Selbst bei Nintendokonsolen ist der Aufwand ziemlich groß geworden. Also das Argument ist für mich eher eine Nebelkerze. Auf dem PC sieht es natürlich anders aus.
Mit dem Store dort kenne ich ehrlich gesagt nicht so, da ich keine Play-Station besitze. Aber auch hier möchte ich einwenden das es dafür einen guten Grund gibt.

Freilich ist das Raubkopieren für eine Konsole im Vergleich zum PC erschwert, da oft an der Hardware Modifikationen vorgenommen werden müssen. Zumindest war das früher einmal so... Möglich ist es aber trotzdem.

Bisher nicht angesprochen wurde der simple Umstand dann eben kein Spiel zu kaufen. Auch hier geht der Publisher leerer aus als wenn er nur einen kleinen Gewinn macht.

Wenn ich mich recht entsinne gibt es übrigens auf der Play-Station schon ewig diverse Serien wo Spiele dann auch für bis zu 20€ verramscht werden und das zu Zeiten wo in Europa für die Konsole nur physisch im Handel gekauft wurde.
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Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Beitrag von tobias »

Axel hat geschrieben:Auch das Telltale-Konzept bröckelt. Auch hier: Nicht ohne Grund kauft man sich immer teurere Lizenzen ein. Aber irgendwann ist auch das vorbei und dieses Konzept hat meiner Einschätzung nach keine 5 Jahre mehr bestand, weil die Telltale-Dinger auch sehr vorhersehbar sind.
Woran machst du dieses bröckeln denn fest? Schaust du dir mal die Zahl der Mitarbeiter an, so geht der Trend eher entgegen dem was du hier behauptest. Klar können sie hier Unternehmen trotzdem gegen den Baum fahren, gerade wegen des Wachstums. Aber deine Argumente dafür überzeugen wenig.

Das Einkaufen teurerer Lizenzen (die ja meistens bekannter sind) könnte für den Versuch einer Ausweitung des Absatzmarktes sprechen. Aber woher weißt du welche Lizenz wie teuer war? Meinst du tatsächlich das die Lizenzen von The Wolf Among Us (2013) oder Tales from Borderlands (2014) teurer waren als die von The Walking Dead (2012)?

Ich sehe nicht inwiefern die Spiele von Telltale vorhersehbarer sein sollen als was sonst so in Spielen oder Adventures für Geschichten erzählt werden.
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Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Beitrag von tobias »

Axel hat geschrieben:Ich habe das eher im Zeitraum der letzten 10 Jahre gesehen und da gab es damals wirklich viel mehr Studios und vor allem auch kleinere Publisher.
Kleine Publisher hatten auf einem zunehmend internationalen Markt einfach immer geringere Chancen. Nicht oft wurde diese aber auch schlicht geschluckt und sind nicht in den Bankrott gestürzt.

Es stimmt das ab 2000 einige Entwickler verschwunden sind. In den Altbier-Folgen haben Jochen und Andre darauf aber mit ihren Gästen auch bereits einiges an Licht geworfen. Die Kosten für die Entwicklungen nahmen einfach immens zu. Man war also auf viel Bargeld, einen genauen Zeitplan und einen Publisher angewiesen. Ging da nur eine Kleinigkeit schief oder man hatte den Mut nicht mehr war man entweder Bankrott oder wurde geschluckt. Das ist ein Zeichen für einen Wandel des Marktes, aber nicht unbedingt sein Niedergang.

Inzwischen gibt es aber diverse Beispiele (und nicht nur unbedingt Indie-Spiele-Macher im engen Sinne) wie auch in den letzten Jahren viele neue Studios entstanden sind, welche oft gar keinen richtigen Publisher mehr benötigen. Möglich machen es die digitalen Vertriebsplattformen sowie fertige Plattformen zur Spieleentwicklung. Hier können dann auch wieder für unter 100.000$ ein Spiel entwickelt werden. Auch einige Urgesteine der Spieleentwicklung fanden ja letztlich so wieder ihren Weg zurück in die Branche.

Wie dem auch sei. Ein Massensterben das den Niedergang des Marktes anzeigt vermag ich hier nicht zu erkennen.
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Re: Runde 62: Ende der Vollzeitspiele

Beitrag von tobias »

Axel hat geschrieben:Wenn alles so super erfolgreich und im Wachstum ist, warum ballert man dann ohne Not die Spiele mit immer mehr F2P-Modellen zu? Warum die große Fokussierung auf DLCs und all das? Wenn es so gut laufen würde, bräuchte man ja am Vollpreiskonzept nichts zu ändern.
Um die horrenden Entwicklungskosten zu decken und mehr Geld zu verdienen.

Außerdem scheinen kleine Transaktionen besser zu sein um den Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen als große.
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