Sind Lootboxen wirklich neu?

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Darth_Mueller

Re: Sind Lootboxen wirklich neu?

Beitrag von Darth_Mueller »

Jochen hat geschrieben:
Axel hat geschrieben:Was unterscheidet Lootboxen gegen Geld denn vom klassischen Glücksspiel? Letztere unterliegen hier in Deutschland auch recht strenge gesetzliche Auflagen.
Laut Glücksspielstaatsvertrag liegt Glücksspiel dann vor, wenn "im Rahmen eines Spiels für den Erwerb einer Gewinnchance ein Entgelt verlangt wird und die Entscheidung über den Gewinn ganz oder überwiegend vom Zufall abhängt".

Bei Lootboxes erwirbt man keine Gewinnchance, sondern einen garantierten Gewinn, also sind sie kein Glücksspiel - so jedenfalls die gängige Interpreation.

ok, das heisst ja dann, ich kann einarmige Banditen überall aufstellen, ich muss nur dafür sorgen dass bei jedem Hebelzug unten auch ein Kaugummi rauskommt :icon-idea:
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LordEisenhauer
Beiträge: 14
Registriert: 23. Mär 2016, 11:44

Re: Sind Lootboxen wirklich neu?

Beitrag von LordEisenhauer »

Ich stimme zu, dass das Spieldesign von dem Herr der Ringe Spiel repetitiv und öde ist, teilweise grindig. Aber ganz ehrlich:

Assassins Creed ist ebenso stets das gleiche, Miniaufträge die sich wiederholen aber hier rettet es die Spielwelt und Story. Elder Scrolls genau das gleiche, Höhle, Gegner, Schatztruhe, Levelup. Klar die Welt ist riesig und es sieht toll aus, aber man macht darin stets das selbe. Fallout 4 auch. Borderlands ebenso. Eine Story hält die eigentlich repetitive Spielmechanik zusammen. Es gibt schlicht keine wirkliche Lernkurve, die Spielmechaniken sind nicht tiefgründig genug, dass eine ausreichende, befriedigende Progression durch den Zugewinn der eigenen Fähigkeiten entsteht, stattdessen kommt das über Perks und stärkere Waffen. Daher meine Frage:

Wäre Schatten von Mordor 2012 erschienen, wo es keine Lootboxen gab, also ohne Lootboxen, wie hättet ihr es dann bewertet? Und wären Borderlands 2 und Skyrim jetzt erst erschienen und hätten, dem Zeitgeist geschuldet ein Lootbox System obendrauf bekommen, wie hättet ihr da bewertet?

Langweiliges Gameplay bestand gewisser Maßen schon stets, nur wurde nicht so explizit darauf geschaut, wie nun, durch die Lootboxproblematik.
Jochen findet meinen Namen nett: Auf ein Bier Runde 43 bei 41:40 :oops:

https://soundcloud.com/andre-peschke/ru ... es#t=41:40
Jochen

Re: Sind Lootboxen wirklich neu?

Beitrag von Jochen »

Darth_Mueller hat geschrieben:ok, das heisst ja dann, ich kann einarmige Banditen überall aufstellen, ich muss nur dafür sorgen dass bei jedem Hebelzug unten auch ein Kaugummi rauskommt
Theoretisch ja. Praktisch dürfte ziemlich schnell jemand auf die Idee kommen, dass dein Kaugummi im Wert von einem Cent rechtlich keinen "Gewinn" darstellt, wenn du den Automaten mit 50 Cent pro Spiel füttern musst. Bei Lootboxes ist das meistens schwieriger. Was ist denn ein Stufe 30-Ork in Schatten des Krieges wert? Oder eine Pose in Overwatch? Würden die Hersteller einen Handel mit solchen Items erlauben, sähe die Sache anders aus. Deshalb tun sie das in der Regel nicht. Sondern tolerieren den Schwarzmarkt, wo praktibel.
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Andre Peschke
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Re: Sind Lootboxen wirklich neu?

Beitrag von Andre Peschke »

Nachtfischer hat geschrieben:Ist es rein rechtlich nicht die Unterscheidung zwischen "garantiertem Gegenwert mit unsicheren Spezifika" (Lootbox, Boosterpack) gegenüber "nicht garantiertem Gewinn" (Spielautomat, Lotto)? Meine da mal von gehört zu haben. :think:
Verschiedene Faktoren (neben den oben genannten): Der Gewinn ist kein Geld und nicht per se "geldwert", da er nur innerhalb des Spielekontexts eingesetzt werden kann. Bei digitalen Items, die sich weiterverkaufen lassen, wird es daher heikler. Die Definition von Glücksspiel aus rechtlicher Sicht muss anwendbar sein. Zur Veranschaulichung: Selbst Glücksspielautomaten werden nicht direkt als Glücksspiel kategorisiert, sondern als 'Betätigung an einem Unterhaltungsautomaten mit Gewinnmöglichkeit'. Zudem gibt es Ausnahmen für das sog. Skill-Gaming. Gewinne für Spiele, bei denen der Gewinn nicht allein vom Glück, sondern auch (und überwiegend) vom Können der Beteiligten abhängen, sind von vielen Reglements ausgenommen. Ich würde sagen, Lootboxen fallen da nicht drunter (Skillgames), aber es gibt schlicht wenig/keine(?) Rechtssprechung dazu.


Wie so oft im digitalen Zeitalter: Alte Gesetze auf einen neuen Sachverhalt anzuwenden ist selbst für Experten schwierig und es gibt noch keine Gerichtsentscheidungen, die bzgl. der Auslegung eine Richtung vorgeben. Auch zu bedenken ist, dass der Staat schon Probleme hat das "echte" illegale Glücksspiel in den Griff zu kriegen (also, im Vollzug bereits Probleme hat und damit ggf auch andere Sorgen/Prioritäten).

Andre
Micha
Beiträge: 50
Registriert: 17. Jun 2016, 00:45

Re: Sind Lootboxen wirklich neu?

Beitrag von Micha »

Es spielen ja nicht nur diese Faktoren mit rein - sondern eben auch wirtschaftliche.
Ich persönlich halte es ja nicht nur für einen Zufall, dass die Menge an indizierten Spiele und das wirtschaftliche Wachstum der Branche in den letzten 15 Jahren zusammenhängen.

Die Frage ist halt: Hat Deutschland als "Land" auch Interesse daran, alle Lootboxen zu verbieten bzw. sie zu verbieten - wenn man fürchten muss, dass der Großteil der Gamebranche dann einfach sagt "Gut, dann kommt das neue Spiel xyz halt eben nicht mehr in D raus.".

Denke eher bevor da nicht aktiv da gegengeklagt wird oder es kein öffentliches Interesse gibt, wird da auch nichts passieren. Klar ist es moralisch verwerflich, interessiert aber noch keinen.
(Zumal ich den Gedankengang, dass die Gamesbranche in Deutschland eine so große Relevanz hat, dass es in Richtung Lobbyismus geht nicht wirklich ernst nehmen kann)

Interessant wird es eher, dass auch in Richtung der USA die Rufe nach gesetzlicher Reglementierung immer lauter werden. Geht aber auch arg vom Thema gerade weg - würde mir aber nen Podcast zu diesem Thema wünschen. :)
Biertier
Beiträge: 8
Registriert: 5. Mai 2017, 23:19

Re: Sind Lootboxen wirklich neu?

Beitrag von Biertier »

Bei Lootboxes erwirbt man keine Gewinnchance, sondern einen garantierten Gewinn, also sind sie kein Glücksspiel - so jedenfalls die gängige Interpreation.
Ich denke an dieser Stelle ist wichtig ob man einen geldwerten Gewinn (Geld, Auto, Rente etc.)erhalten kann. Ingame Gegenstände werden da nicht als Geldwert angesehen, da oft nicht übertragbar und in letzter Konsequenz eingentlich immer im Eigentum des Spieleherstellers.
Jede Schatzkiste, jeder Bossdrop ist im Prinzip genau das selbe wie eine Lootbox. Dein Investement hier ist Lebenszeit. Neu ist, dass man auch Geld investieren kann.
Es gibt einen gewaltigen weiteren Unterschied: Das interesse des Herstellers. Wieviel Zeit du mit dem Produkt eines Herstellers verbringst ist ihm eigentlich egal. Ihn interessiert wieviel Geld du investierst. Folglich wird er sein Spiel so Designen dass du mehr Geld reinstecken möchtest. Er wird sein Wissen über pyschologische Mechanismen also nicht nutzen um ein gutes und spaßiges Spiel zu machen sonder um dich zum Kauf zu verleiten. Wenn die Lootbox nicht monetarisierbar im Spiel implementiert ist, ist es zwar eine Lootbox aber meines erachtens kein Problem. Eine Firma will Geld verdienen. Man kann ihr nur Vertrauen wenn dein Interesse mit dem ökonomischen Interesse der Firma konkruent ist. Bei monetarisierten Lootboxen ist das nicht mehr der Fall.

Edit: ups, hab Seite 2 der Beiträge übersehen. Der Kommentar passt trotzdem ungefähr :D
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