Ich habe mir vorhin die neunte und bisher letzen Folge von STD angeschaut. Diesmal habe ich mir Notizen gemacht, um ein bisschen Fleisch habe um meinem unangenehmes Gefühl in Worte zu füllen:
Frage zur Folge:
- Warum gefährdet Stamets noch immer die vermutlich größte Errungenschaft seit dem Warpantrieb, durch das bewusste ignorieren seiner körperlichen Nebenwirkungen?
- Warum konnte Stamets als er dieses Sporentier retten wollte innerhalb von kürzester Zeit dessen DNA in seine initiieren, jedoch seit dem in keine andere?
- Warum nutzt er keine Versuchstiere oder initiiert diese DNA auch in andere freiwillige, damit man sich abwechseln kann, anstatt das Leben des einzigen Experten in Sporensprungwissenschaft regelmäßig zu gefährden und ihn körperlich zu malträtieren?
- Warum kann ein Captain die Entscheidungen des Arztes ignorieren?
- Warum lässt ein Captain sich auf eine Diskussion bzgl. eines eben ausgesprochenen Befehls ein und gibt zähneknirschend nach?
- Warum lässt er seine Autorität offen vor der ganzen Brückencrew infrage stellen?
- Warum scannt die Discovery das Klingonenschiff nicht bevor sie ein away team hin beamt?
- Falls doch, warum ist niemand die menschliche Person auf dem Schiff aufgefallen und hat sie zurück gebeamt?
- Warum wurde Vice Admiral Cornwell nicht sofort auf die Discovery gebeamt nachdem Tyler und Burnham sie entdeckt haben?
- Warum wurde Cornwell und Tyler erst heraus gebeamt, kurz bevor sie von den Klingonen überwältigt wurden?
- Warum lässt der Captain Stamets den letzten Sprung machen, obwohl dieser gerade erklärt hat, dass ihn die Sprünge so krank machen, dass er die besten Ärzte der Sternenflotte aufsuchen muss.
- Warum scheint es den Captain vor dem letzten Sprung nicht zu interessieren, dass Vice Admiral Cornwell auf dem Schiff ist, die ihn suspendieren lassen wird, weil sie ihn für unzurechnungsfähig hält?
Jetzt kann man sagen, der Fokus liege bei dieser Serie eben nicht auf der Kohärenz der Story oder auf der Tech oder auf ethisch spannende Fragen, sondern auf den Charakteren. Es geht um gute interessante Charaktere. Da hätte ich auch absolut gar kein Problem mit. Ich glaube so etwas könnte richtig geil sein. Ich liebe Firefly und da geht’s primär um die Charaktere. Das Problem ist, ich halte die Charaktere für fundamental schlecht geschrieben.
Gedanken zu Charakteren:
Michael Burnham:
Eine Frau, welcher es zwei Folgen vorher gelingt den Versuch zu wagen, die sozialen Herausforderungen, einer Party unter Kollegen zu konfrontieren. Eine Frau, die man ein halbes Jahr vorher für reif gehalten hat, ihr ein eigenes Schiff (inklusive Besatzung) zu geben. Eine Frau, die ihr bisheriges Leben der Wissenschaft gewidmet hat. Eine Frau, die im Zweikampf, mit einer unbekannten Waffe, gegen den Captain eines Klingonenschiffs, der die Waffe beherrscht und sein Leben den Kampf gewidmet hat bestehen kann. Und Klingonen folgen wohlgemerkt einer Kultur, die sich dem Kampf verschrieben hat. Sehe ich falsch, oder sind da ein paar Widersprüche reingerutscht?
Ash Tyler:
Er bringt einen Captain dazu ihm innerhalb von Wochen (?) so sehr zu vertrauen, dass er ihn zum Chief of Security seines Schiffs macht und er bringt eine vulkanisch erzogene Frau die in ihrem Leben niemals verliebt gewesen ist dazu, sich in kürzester Zeit in ihn zu verlieben. Und das alles ohne sich irgendwelche Feinde zu machen. Er ist der einzige Charakter der von seinen Kollegen entweder gefeiert oder geliebt wird. Wie erlangt man solch eine begnadete Sozialfähigkeit? Vielleicht waren es die sieben Monate durchgehende Isolation von der menschlichen Gesellschaft, das absolute und hoffnungslose Ausgeliefertsein, und die ständigen Vergewaltigungen, bevor er auf die Discovery kam. Das klingt logisch.
Captain:
Der Captain selber hat absolut keine Charakterdefinition. In der einen Szene rekrutiert er ausgerechnet die Gefängnisinsassin die den interstellaren Krieg verursacht hat*, in der anderen rettet er einen gestrandeten Weltraumwal, dann wird er wieder von Vice Admiral Cornwall als nicht zurechnungsfähig erklärt. Hier ist seine Passion Waffen, dort ist sie die Entdeckung neuer Dimensionen. Schön die Szene, in der er dem größten Sporanantrieb Wissenschaftler des bekannten Universums erklärt, was man mit dem Sporenantrieb anstellen könnte.
Saru:
Ich verstehe den Charakter nicht. Weder seine Kräfte, noch seine Motivationen. Ist sein Gefahrensinn ist eine psychologische Reaktion auf die nonverbalen Signale seiner Umwelt? Funktioniert das auch gegenüber fremden Zivilisationen, die ein anderes Set an nonverbalen Signalen elaboriert haben? Oder ist das ganze physikalischer Natur und hat etwas vierdimensionaler Wahrnehmung zu tun? Wenn es physikalisch ist, dann ist es frei von moralischen Kategorien. Woher weiß der Sinn ob er anschlagen muss, wenn nicht Saru, sondern ein Teammitglied in Gefahr ist.. oder die gesamte restliche Crew?
Die Figur Saru gefällt mir aus einer persönlichen politischen Ansicht heraus nicht. Er ist der einzige nichtmenschliche Charakter der ganzen Crew der eine Rolle spielt. Und das definierende Element seiner Zivilisation ist, dass sie alle Opfer sind. Ein ganzes Volk, welches unter einem anderen Volk lebte. Ich muss da dann gleich an das narrativ des Untermenschen denken. Bringt das die menschlichen Charaktere damit nicht automatisch in eine art Übermenschen Position? Wenn es wenigstens noch andere nichtmenschliche Charaktere gäbe, damit das nicht der einzige Kontrast ist, der „uns“ von „denen“ unterscheidet. Naja, mir persönlich ist da mulmig zumute.
* Ein Krieg beendet man entweder durch die völlige Vernichtung der anderen Zivilisation oder durch diplomatische Verhandlungen. Es gibt wenig hinderlicheres bei interstellaren Friedensverhandlungen, als die Person in den eigenen Reihen, die ungerechtfertigt zu schießen begonnen hat, nicht zu bestrafen, sondern an die Front zu schicken. Das ist ein ziemlich klares Signal an den Kriegsgegner.