"Spiele müssen teurer werden"

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Flo
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Re: "Spiele müssen teurer werden"

Beitrag von Flo »

Jochen hat geschrieben:
Flo hat geschrieben:Spiele können nach der Fertigstellung nicht nur beliebig kopiert und online in die ganze Welt geladen werden, der Vergleich mit Spielepreisen aus den Neunzigern ist ausserdem noch problematisch weil Spiele früher eben auch gepresst, physikalisch distribuiert und in Läden ausgelegt werden mussten.

Das werden Spiele mitunter auch heute noch, aber imho sind das überwiegend Spiele für Konsole. Und selbst dort wird der Kunde sanft aber stetig zu digitaler Distribution komplimentiert
Auf den Konsolen (die für AAA-Spiele mit weitem Abstand wichtigste Plattform) machen digitale Verkäufe - je nach Quelle - zwischen 30 und 40 Prozent der Absätze aus. 60 bis 70 Prozent laufen immer noch klassisch über Retail. Bei einem großen Titel reden wir also weiterhin über etliche Millionen Exemplare, die physikalisch produziert und distributiert werden müssen.

In der historischen Betrachtung kommt noch hinzu, dass die digitalen Verkäufe eine sehr junge Entwicklung sind. Als Erklärung für eine "negative Inflation" über mehr als 20 Jahre taugen sie eher wenig.
Absolut valides Einwand!

Raptor 2101 hat geschrieben:Eine reine "Inflationsbetrachtung" springt bei der Diskussion imho zu kurz. Im Vergleich zu den "guten alten Zeiten" sind einige FixKosten doch erheblich gesunken oder gar ganz weggebrochen.
Beispiele:
  • EngineKosten - mussten früher quasi immer neu entwickelt werden, kann man heute sehr günstig einkaufen
  • MoCap - war früher nur sehr teuer möglich geht heute mit Consumer Hardware
  • Video/SoundBearbeitung - die Soft/Hardware können sich sogar angehende Podcaster/Youtuber aus der Portokasse leisten. Selbst Profisetup werden nur noch mit kleineren 6-Stelligen Fixbeträgen veranschlagt
  • Personalkosten: es gab eine Zeit da haben Entwickler 6 Stellige Jahresgehälter aufrufen können. (gut nicht in der Deutschen Spielewirtschaft :D) Heute kannst du dir ne Sklavenhaler-Klitsche aus Asien oder den OstblockLändern schießen, die für unter 25k/Jahr anbietet
Jeden Punkt auf der Liste kann man mit einen "aber" angreifen bzw. "zerdiskutieren". Auf der anderen Seite kann man die Liste auch noch weiter fortsetzten. Wenn wir Diskutieren wollen, ob Spiele teurer sein sollten (ich bin gerne Bereit 300€ für ein Spiel zu investieren), sollten wir erst mal die Preistreiber identifizieren und wo das Geld verbrannt wird.

Ein einfaches "Kostete doch damals so viel + Inflation" kann man auch mit einem (genauso streitbaren) "früher waren die Spiele qualitativ dieses Geld auch Wert" quittieren.
Ich möchte hier mal dem Thread an sich (und allen die hier etwas beitragen) ein großes Lob aussprechen: Ich bin zutiefst überrascht darüber, wie interessant es ist, über die Preisentwicklung von Spielen zu reflektieren. Anfangs fand ich die Frage banal und albern, aber alleine das Diskutieren darüber, welche Faktoren der Spieleentwicklung sich auf welche Weise in der Zeit verändert haben, wirft so viele Türen zu spannenden weiteren Überlegungen auf, dass ich ganz angetan bin.
Stuttgarter
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Re: "Spiele müssen teurer werden"

Beitrag von Stuttgarter »

Ein Punkt, der hier in der Diskussion - zumindest was PC-Spiele angeht - bislang fehlt:

Es stimmt zwar, dass Spiele dadurch extrem schnell im Preis gesenkt werden (Wolfenstein 2 ist sicher das prominenteste aktuelle Beispiel). Andererseits gibt es allerdings auch eine extreme Langlebigkeit, die keinerlei Kosten verursacht. GTA 4 wird immer noch regulär für 20,- Euro verkauft, GTA 3, Vice City und San Andreas für immer noch 10,- Euro, Divinity 2 für 20,- Euro, Fallout 3 für 10 Euro, die GOTY für 20,- Euro, Morrowind GOTY 15,- Euro. Selbst das erste Dungeon Siege kostet regulär immer noch 7,- Euro. Etc etc. Das jüngste der genannten Beispiele ist neun Jahre, das älteste 15 Jahre alt - und wir reden hier von keinen "Remasters", sondern den Originalspielen von damals.

Ich hab natürlich keine Ahnung, wie viel von den Dingern außerhalb von Sales tatsächlich verkauft werden - aber unbestreitbar haben Entwickler/Publisher dadurch die Möglichkeit, sehr viel länger mit einem Spiel Geld zu verdienen als früher, als Auslageplatz knapp und teuer war.

Von Steam weg zu EA und Ubisoft: Dort dürfte der Gewinn noch höher sein, da die im Vergleich zu Steam (meiner Wahrhnehmung nach) deutlich seltener Sales machen, ihren ganzen Backkatalog aber digital anbieten und (im Fall von EA zB) für Uraltspiele, die man in keinem Laden mehr bekommt, immer noch 10,- Euro verlangen. (DA:Origins 10,- Euro, Sim City 4 10,- Euro, Alarmstufe Rot 3 für 10,- Euro).

Wäre mal interessant zu wissen, wie sich das auf den finanziellen Gewinn der einzelnen Titel über die Zeit auswirkt.
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Desotho
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Re: "Spiele müssen teurer werden"

Beitrag von Desotho »

Also ein Fallout 3 bekommst Du für unter 2 EUR und 4 für unter 10 :)
Und ein GTA ist eher Ausnahme als die Regel würde ich sagen.
El Psy Kongroo
Raptor 2101
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Re: "Spiele müssen teurer werden"

Beitrag von Raptor 2101 »

Stuttgarter hat geschrieben:Ein Punkt, der hier in der Diskussion - zumindest was PC-Spiele angeht - bislang fehlt:

Es stimmt zwar, dass Spiele dadurch extrem schnell im Preis gesenkt werden (Wolfenstein 2 ist sicher das prominenteste aktuelle Beispiel). Andererseits gibt es allerdings auch eine extreme Langlebigkeit, die keinerlei Kosten verursacht. [...]

Ich hab natürlich keine Ahnung, wie viel von den Dingern außerhalb von Sales tatsächlich verkauft werden - aber unbestreitbar haben Entwickler/Publisher dadurch die Möglichkeit, sehr viel länger mit einem Spiel Geld zu verdienen als früher, als Auslageplatz knapp und teuer war.
Für AAA Titel wird immer kolpoltiert, dass sie in den ersten Tagen den Hauptteil der gesammten Einnahmen einspielen. Es gibt Genres (Strategie, Adventure) die sich wohl aus dem BackCatalog gut verkaufen aber es Fehlen uns ganz klar Zahlen um das valide zu diskutieren.

Nur zwei Anmerkungen:
  • es gab früher schon Verkäufe aus dem BackCatalaog. Die ganzen Compilations und Heft CDs, keine Ahnung ob der Entwickler damit einen besseren Schnitt oder schlechteren Schnitt gemacht hat
  • So ein 10 Jahre altes Spiel ist nicht immer "For Free" für den Entwickler/Publisher. Besonders wenn du eine MP Komponente hast. Die Server wollen gewartet und am Leben gehalten werden. Nach 10 Jahren ist zumindest ein Hardware Upgrade fällig ... oder du hast laufende Kosten bei deinem Hoster. Und wenn du auf CloudLösungen setzt bist du alle Naselang dabei die API-Changes nach zu pflegen...
Pestilence
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Re: "Spiele müssen teurer werden"

Beitrag von Pestilence »

Raptor 2101 hat geschrieben:
  • So ein 10 Jahre altes Spiel ist nicht immer "For Free" für den Entwickler/Publisher. Besonders wenn du eine MP Komponente hast. Die Server wollen gewartet und am Leben gehalten werden. Nach 10 Jahren ist zumindest ein Hardware Upgrade fällig ... oder du hast laufende Kosten bei deinem Hoster. Und wenn du auf CloudLösungen setzt bist du alle Naselang dabei die API-Changes nach zu pflegen...
Das ist sogar ein sehr guter Punkt, denn was passiert wenn ein Service nicht mehr genügend Geld einspielt um am Leben gehalten zu werden, zeigt uns Nintendo mit dem Wii-Shop, obwohl sie in diesem Fall nicht einmal Multiplayer-Server anbieten. Der Wii-Shop wird nämlich am 31.01.19 geschlossen und im Laufe des Jahres 2019, werden auch die Download-Server zum erneuten herunterladen für gekaufte Inhalte deaktiviert. Ohne fortlaufende Einnahmen die zur Wartung der Server eingesetzt werden können, wird das in Zukunft keine Seltenheit bleiben, schließlich ist nicht jeder so kulant wie Microsoft und lässt die Server kostenlos weiterlaufen, wie bei Games for Windows Live.
Raptor 2101
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Re: "Spiele müssen teurer werden"

Beitrag von Raptor 2101 »

Pestilence hat geschrieben:
Raptor 2101 hat geschrieben:
  • So ein 10 Jahre altes Spiel ist nicht immer "For Free" für den Entwickler/Publisher. Besonders wenn du eine MP Komponente hast. Die Server wollen gewartet und am Leben gehalten werden. Nach 10 Jahren ist zumindest ein Hardware Upgrade fällig ... oder du hast laufende Kosten bei deinem Hoster. Und wenn du auf CloudLösungen setzt bist du alle Naselang dabei die API-Changes nach zu pflegen...
Das ist sogar ein sehr guter Punkt, denn was passiert wenn ein Service nicht mehr genügend Geld einspielt um am Leben gehalten zu werden, zeigt uns Nintendo mit dem Wii-Shop, obwohl sie in diesem Fall nicht einmal Multiplayer-Server anbieten. Der Wii-Shop wird nämlich am 31.01.19 geschlossen und im Laufe des Jahres 2019, werden auch die Download-Server zum erneuten herunterladen für gekaufte Inhalte deaktiviert.
Dieses Geschäftsgebaren gehört gesetzlich Sanktioniert ... aber es ist ja Nintendo, die dürfen das, sind ja die guten ... :evil:
Pestilence
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Re: "Spiele müssen teurer werden"

Beitrag von Pestilence »

Auch wenn Nintendo für mich im Grund genommen nichts anderes ist als EA mit Super Mario, fällt es mir schwer zu sagen, dass sie in diesem Fall die bösen sind. Ja, ich habe 10 Jahren mal 4 Super Nintendo Spiele für jeweils 10€ gekauft und schon damals meinten viele Leute, dass diese Spiele viel zu teuer sind und Nintendo die Spieler ausnehmen will. Aber habe ich dadurch das Recht, die Spiele für den Rest meines Lebens herunterzuladen, oder habe ich viel mehr das Recht erworben diese Spiele herunterzuladen, solange der Service von meinem Geld bezahlt werden kann? Insgesamt sind das dann nun 13 Jahre, dass finde ich einen sehr angemessenen Zeitraum, vor allem da die Spiele ja nun auch nicht sofort verschwinden, solange meine Wii noch funktioniert.

Diese Problematik wird in Zukunft immer häufiger auf uns zukommen, denn wir wissen noch nicht wie Sony mit den PS3 und Microsoft mit den Xbox 360 Servern verfahren wird, aber das sind auch immer noch laufende Dienste, für die viele Kunden einen Beitrag in Form von PS Plus und Xbox Live Gold entrichten, da sollte man erwarten können, dass man weiterhin seine Spiele herunterladen und für seine Retails weiterhin Updates bekommt. Nun stelle ich mir allerdings auch die Frage, wie es da in Zukunft mit Servern für Spiele aussieht? Mal angenommen die Spiele kosten in Zukunft 150€, weil sie grundsätzlich teurer werden müssen, sind die Server dann sicherer, als wenn die Spiele günstiger werden und dafür Mikrotransaktionen, wie z.B. Lootboxen, mit kosmetischen Kram anbieten? Team Fortress 2 ist z.B. mittlerweile auch schon 10 Jahre alt, die Server laufen aber weiterhin, obwohl es kostenlos und nur kosmetische Mikrotransaktionen anbietet. Oder läuft es immer noch so gut, gerade weil es kostenlos ist und kosmetische Mikrotransaktionen in Form von Lootboxen anbietet?

Ohne richtige Zahlen können wir aber weiterhin nur spekulieren, ich verfechte aber weiterhin die Ansicht, dass Spiele auf gar keinen Fall teurer werden dürfen dafür aber Mikrotransaktionen anbieten müssen, weil teurere Spiele im Endeffekt weniger laufende Einnahmen für den Publisher und kürzere Server-Laufzeiten für den Käufer bedeuten. Vielleicht ist diese These auch etwas gewagt, aber ich denke das ich meine Argumentation gut genug begründet habe, um nicht als völliger Spinner abgestempelt zu werden.
Raptor 2101
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Re: "Spiele müssen teurer werden"

Beitrag von Raptor 2101 »

Pestilence hat geschrieben:Auch wenn Nintendo für mich im Grund genommen nichts anderes ist als EA mit Super Mario, fällt es mir schwer zu sagen, dass sie in diesem Fall die bösen sind. Ja, ich habe 10 Jahren mal 4 Super Nintendo Spiele für jeweils 10€ gekauft ....
Das ist die übliche Diskussion von Kauf (besitzt auf Lebenszeit) vs Licensing eines Zeitlich begrenzten Service. Was die GamesIndustrie da betreibt ist ein fragwürdiger Zwitter der endlich reguliert gehört. Entweder es werden Spiele verkauft oder Lizensiert. Bei letzterem muss dann aber eine klare Angabe der Nutzungsdauer, Nutzungsbedingung etc vor dem Vertragsabschluss vorliegen.

Im falle von Nintendo oder der drohenden Abschlatung der XBOX360 server kann man die Hersteller vor die Wahl stellen:
  • Macht die Produkte OpenSource (inkl PublicLisence) und veröffentlicht sie einer öffentlich geschaffenen Bibliothek
  • Alle entsprechenden Markenrechte gehen werden PublicLisence...
Dann stände Nintendo vor der Wahl, ein paar alte spiele unter PublicLisence zu veröffentlichen oder ihr Markenrecht an Mario zu verlieren ... äquivalent EA, wenn sie mal wieder FIFA Server abschalten...
Pestilence hat geschrieben: Ohne richtige Zahlen können wir aber weiterhin nur spekulieren, ich verfechte aber weiterhin die Ansicht, dass Spiele auf gar keinen Fall teurer werden dürfen dafür aber Mikrotransaktionen anbieten müssen, weil teurere Spiele im Endeffekt weniger laufende Einnahmen für den Publisher und kürzere Server-Laufzeiten für den Käufer bedeuten. Vielleicht ist diese These auch etwas gewagt, aber ich denke das ich meine Argumentation gut genug begründet habe, um nicht als völliger Spinner abgestempelt zu werden.
Als Spinner sicher nicht, defacto argumentiert ja Andre auch in die Richtung. Ich halte die Argumentation nur für falsch. Wo der Weg hinführt sehen wir bei den Casinos. Obwohl gesellschaftliche Ächtung ist die Games-Branche ja gewohnt...
toxic_garden

Re: "Spiele müssen teurer werden"

Beitrag von toxic_garden »

Raptor 2101 hat geschrieben: [*]Macht die Produkte OpenSource (inkl PublicLisence) und veröffentlicht sie einer öffentlich geschaffenen Bibliothek
[*]Alle entsprechenden Markenrechte gehen werden PublicLisence...
die Diskussion hatten wir an anderer Stelle schon mal. Das wird schon deshalb nicht möglich sein, weil fast alle Titel von Third Party-Teilen abhängig sind. Engine, Soundtrack, Assets, whatever. Selbst bei First Party-Entwicklern wie Nintendo glaube ich nicht, dass alle Programmteile zu 100% von Nintendo entwickelt und vertrieben werden.
Raptor 2101
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Re: "Spiele müssen teurer werden"

Beitrag von Raptor 2101 »

toxic_garden hat geschrieben:
Raptor 2101 hat geschrieben: [*]Macht die Produkte OpenSource (inkl PublicLisence) und veröffentlicht sie einer öffentlich geschaffenen Bibliothek
[*]Alle entsprechenden Markenrechte gehen werden PublicLisence...
die Diskussion hatten wir an anderer Stelle schon mal. Das wird schon deshalb nicht möglich sein, weil fast alle Titel von Third Party-Teilen abhängig sind. Engine, Soundtrack, Assets, whatever. Selbst bei First Party-Entwicklern wie Nintendo glaube ich nicht, dass alle Programmteile zu 100% von Nintendo entwickelt und vertrieben werden.

Wieso werden hier eigentlich Versäumnisse der Unternehmen auf die Kunden abgewälzt? Es interessiert mich (pardon) einen Scheiß ob FirmaX die Rechte hat oder nicht. Betreibt den Dienst weiter, oder ertragt die Konsequenzen. Und mindestens das Aberkennen der Markenrechte betrifft nur die Instanz, die man treffen will: Die Instanz die kein Interesse mehr hat, das Spiel weiter öffentlich zugänglich zu halten...
toxic_garden

Re: "Spiele müssen teurer werden"

Beitrag von toxic_garden »

Raptor 2101 hat geschrieben:Wieso werden hier eigentlich Versäumnisse der Unternehmen auf die Kunden abgewälzt? Es interessiert mich (pardon) einen Scheiß ob FirmaX die Rechte hat oder nicht. Betreibt den Dienst weiter, oder ertragt die Konsequenzen.
die Zeiten der staatlichen Enteignung sind allerdings glücklicherweise vorbei. ^^ Weil Nintendo Dienst xy nicht mehr anbietet, kann kein Dritthersteller gezwungen werden, seine Lizenzen, Techniken usw. automatisch auch abzutreten. Das wäre wohl auch so gegen ziemlich jegliches Rechtsverstänsnis. Ich kann den Ärger über die Tatsache zwar verstehen, aber der Weg, den du vorgeschlagen hast, ist einfach nicht praktikabel. Effektiver fände ich es (deja vu, das Thema hatten wir doch auch schonmal irgendwo?), den Hersteller zu zwingen, die Dienste X Monate nach Verkaufsende noch laufen zu lassen, unter Androhung von Strafzahlungen bei Zuwiderhandlung. Und was die mangelnde Möglichkeit angeht, die Download-Titel nach einem bestimmten Zeitraum noch zu erwerben: ich bin da in der Nintendo-Welt nicht so wirklich tief drin. Kann man seine Downloads nicht auf eine SD-Karte sichern und die dann irgendwo als physikalisches Medium verwahren?
Pestilence
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Re: "Spiele müssen teurer werden"

Beitrag von Pestilence »

toxic_garden hat geschrieben:Und was die mangelnde Möglichkeit angeht, die Download-Titel nach einem bestimmten Zeitraum noch zu erwerben: ich bin da in der Nintendo-Welt nicht so wirklich tief drin. Kann man seine Downloads nicht auf eine SD-Karte sichern und die dann irgendwo als physikalisches Medium verwahren?
Geht theoretisch schon, in der Praxis sind die Spiele weg wenn die Wii kaputt gehen sollte, denn man kann die Lizenzen durch eine fehlende Account-Bindung nicht übertragen. Die Wii hatte noch die Konsolen-Bindung, ein Account-System hat Nintendo erst mit der Switch eingeführt.
Raptor 2101
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Re: "Spiele müssen teurer werden"

Beitrag von Raptor 2101 »

Jetzt wird es kurz OT...
toxic_garden hat geschrieben: die Zeiten der staatlichen Enteignung sind allerdings glücklicherweise vorbei. ^^
"Markenschutzrechte" sind ist ein Zugeständnis der Gesellschaft an die Industrie/Wirtschaft. Das kann man bei Missbrauch auch wieder zurücknehmen. Mann kann ja nichts "enteignen" was nicht da ist ...
toxic_garden hat geschrieben: Weil Nintendo Dienst xy nicht mehr anbietet, kann kein Dritthersteller gezwungen werden, seine Lizenzen, Techniken usw. automatisch auch abzutreten. Das wäre wohl auch so gegen ziemlich jegliches Rechtsverstänsniss.
Es gibt mehrere Beispiele wo der Staat das sehr wohl anders sieht. In gewissen Industrie-Zweigen ist es Pflicht, Hard und Software so zu hinterlegen (und mit rechten zu versehen), dass auch eine Insolvenz des Herrstellers keine Auswirkung auf den Betrieb hat.
toxic_garden hat geschrieben: Ich kann den Ärger über die Tatsache zwar verstehen, aber der Weg, den du vorgeschlagen hast, ist einfach nicht praktikabel.
Sich Gedanken zu machen für folgende Fälle:
  • Der Betrieb Services (von dem das Produkt zu 100% abhängt) kann nicht mehr profitabel gewährleistet werden.
  • Die Firma geht Pleite
  • Ein Zuliefer,Distributor,Vermittler geht Pleite
Zu all diesen Fällen lassen sich Vertragliche Regelungen finden, bevor man ein Produkt in den Markt schmeißt. Das soll nicht mehr Praktikabel sein? Ein nicht unerheblicher Teil meines Jobs besteht genau daraus. Das ist nur Faulheit/Risikoverlagerung der Hersteller/Publisher auf den Kunden
toxic_garden hat geschrieben: Effektiver fände ich es (deja vu, das Thema hatten wir doch auch schonmal irgendwo?), den Hersteller zu zwingen, die Dienste X Monate nach Verkaufsende noch laufen zu lassen, unter Androhung von Strafzahlungen bei Zuwiderhandlung.
Das ist das Mindeste. Das Serviceende hat aber vor der Lizenzierung (des ersten Produktes) klar dem Kunden kommuniziert zu werden.
snoogie
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Re: "Spiele müssen teurer werden"

Beitrag von snoogie »

Klar kann man theretisch die Hersteller zwingen sein Produkt opensource oder einfach nur mit server für public zu machen wenn der den Dienst einstellt, Rechte von dritten sind da kein Problem, die Hersteller von Videogames werden ja nicht gezwungen diese 3rd-Party-Sachen einzusetzen. Dann müssen die 3rd-party-anbieter eben damit einverstanden sein, dass ihre programmteile mit veröffentlich werden oder die videospielhersteller können sie nicht mehr einsetzen bzw. ihre spiele in dem land releasen.

Möglich wäre das, denkbar auch, wünschenswert wahrscheinlich, realistisch absolut nicht.
Raptor 2101
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Re: "Spiele müssen teurer werden"

Beitrag von Raptor 2101 »

snoogie hat geschrieben:Dann müssen die 3rd-party-anbieter eben damit einverstanden sein, dass ihre programmteile mit veröffentlich werden oder die videospielhersteller können sie nicht mehr einsetzen bzw. ihre spiele in dem land releasen.

Möglich wäre das, denkbar auch, wünschenswert wahrscheinlich, realistisch absolut nicht.
Komisch dass das in anderen Industriezweigen "Usus" ist. Die meisten LieferantenVerträge die ich kenne, regeln genau das. ThirdParty Libs haben auf vertraglich vereinbarte Eigenschaft geprüft zu sein und diese Eigenschaften dürfen über die Laufzeit des Produktes nur in Absprache geändert werden. Dafür haftet der Lieferant ... Der Lieferant verhandelt mit den Herstellern der ThirdParty Libs und sichert sich vertraglich ab. Ich hab da noch keinen Lieferanten erlebt der sich zickig anstellt. Die wollen Geld verdienen und die wissen sehr genau, wofür ihre Libs benutzt werden. Teilweise bekommt man auf höfliche Nachfrage sogar Zugriff auf die Internas.

Selbst Microsoft ist da mittlerweile wirklich "einfach" in der Handhabung. (Code Einsehbar, Public gehosted, Vertragswerk das Haftung klärt...)

Das Problem ist, das muss man vorher machen. Im Nachgang die Lizenzen einholen oder gare Frameworks austauschen ist illusorisch. Aber das sind Versäumnisse der Hersteller, nicht der Kunden.
snoogie
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Re: "Spiele müssen teurer werden"

Beitrag von snoogie »

@Raptor:

Ich stimme dir da vollkommen zu. Die Branche hat es einfach nicht verstanden: Es wird lieber gesagt, dass das alles nicht möglich ist anstatt sowas vorher einfach vertraglich zu verpflichten. Ich denke an der realistischen Umsetzung mangelt es da einfach.

Vielleicht haben die "Hersteller" aber auch einfach keinen Bock die Software freizugeben weil die sich dann ja jemand mal anschauen könnte und (ich vermute jetzt mal) sehen würde, wie beschissen der code da eigentlich ist...
Raptor 2101
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Re: "Spiele müssen teurer werden"

Beitrag von Raptor 2101 »

snoogie hat geschrieben:@Raptor:

Ich stimme dir da vollkommen zu. Die Branche hat es einfach nicht verstanden: Es wird lieber gesagt, dass das alles nicht möglich ist anstatt sowas vorher einfach vertraglich zu verpflichten. Ich denke an der realistischen Umsetzung mangelt es da einfach.

Vielleicht haben die "Hersteller" aber auch einfach keinen Bock die Software freizugeben weil die sich dann ja jemand mal anschauen könnte und (ich vermute jetzt mal) sehen würde, wie beschissen der code da eigentlich ist...
Shots fired ...
meisterlampe1989

Re: "Spiele müssen teurer werden"

Beitrag von meisterlampe1989 »

Warum glauben eigentlich viele den Publishern die Behauptung, dass sie ihre Spiele ohne DLCs, Mikrotransaktionen, Lootboxen und Games as a Service nicht mehr finanziert bekommen? Publisher-Bashing ist einfach, ich weiß, aber die haben nun einmal schon so oft gelogen.
Sony hat sich jahrelang gegen Crossplay mit Microsoft gewehrt, weil das angeblich "technisch unmöglich" sei. Eines Tages war das dann doch für ein paar Stunden möglich; die Begründung? Ein Versehen. Also es war dann so leicht Crossplay zu ermöglichen, dass da nur jemand auf den falschen Knopf drücken musste. Spätestens seit der Sache, für die Sony zu wenig geprügelt wurde, glaube ich gar nichts mehr.

Die wollen einfach nur MEHR Geld. Eine solide Refinanzierung mit einer angemessenen Rendite ist nicht mehr genug.

André hat es angedeutet. Selbst wenn jetzt etabliert werden könnte, dass Games 150€ kosten würden. Der Publisher hätte trotzdem immer noch die im Blick, die dann 2000€ ausgeben würden. Das Spiel wäre dann zwar "kompletter" aber immer noch nicht komplett. Denn wir leben im Kapitalismus und Gewinnmaximierung ist eine heilige Kuh.
Das sieht man doch jetzt schon daran, dass man lieber bei den 60 Euro bleibt, ein Preis der angeblich nichts taugt, und bei den ganzen anderen Monetarisierungen bleibt. Die sind nämlich nicht endlich.

Ich bin für eine verpflichtende Kennzeichnung von Spielen, dass es sich bei den jetzigen Versionen meistens um eine "Basisversion" handelt.

Außerdem:

Nicht nur die Inflation ist höher, sondern auch der ganze unnötige Busywork-Schrott und angeflanschte Multiplayer sind größer geworden. Das müsste man auch mal berücksichtigen. Muss jedes Spiel eine Open-World mit 400 Fragezeichen sein? Muss jedes Spiel auf 30 Stunden+ gestreckt werden?
Anstatt mehr Geld für aufgeblasene Projekte zu verlangen, sollte man die AAA-Spiele lieber fokussieren und auf kleine, gehaltvolle Häppchen reduzieren. Das würde die Qualität merklich steigern und die Produktion deutlich billiger machen, sodass gewohnte Preise wieder rentabel sind.

Ich sehe das radikal aus Konsumentensicht. Nicht der Presis soll sich verändern, sondern die Spiele sich den Gegebenheiten anpassen.
Pestilence
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Re: "Spiele müssen teurer werden"

Beitrag von Pestilence »

meisterlampe1989 hat geschrieben: Die wollen einfach nur MEHR Geld. Eine solide Refinanzierung mit einer angemessenen Rendite ist nicht mehr genug.
Wenn man es sehr einfach ausdrückt, dann ist das tatsächlich richtig, tatsächlich ist das zugrunde liegende Problem allerdings der Kapitalismus. Mal angenommen die Nummer in deinem Nutzernamen ist dein Geburtsdatum, dann bist du jetzt 28 Jahre alt und möchtest vielleicht mit 40 in deinem eigenen kleinen Haus auf dem Dorf wohnen. Schätzen wir mal einfach das du bis dahin 200.000€ benötigst und einen Bausparvertrag bei einem großen Anbieter abschließt, der mit einem Fuchs seit meiner Kindheit im Fernsehen zu sehen ist. Um an deine 200.000€ in den 12 Jahren zu kommen, müsstest du monatlich 580€ beiseite legen und hast am Ende 80.105€ zusammen, die restlichen 119.895€ bekommst du zu einem effektiven Jahreszins von 2,38% und hast 122 Monate Zeit, um die dann 134.710,45€ mit monatlich abzubezahlen.

So weit so gut, aber hast du dich mal gefragt was die Bank in diesen 12 Jahren mit deinem Geld macht, um dir einen effektiven Jahreszins von 2,38 anstatt z.B. 7% anzubieten? Sie arbeiten mit deinem Geld und da Geld bekanntlicherweise keine Kinder bekommen kann, legt man es in sogenannte Fonds an, mal angenommen deine Bank investiert einen Teil deines Geldes in ein Aktienfonds in dem EA mit drin ist. EA muss also für seinen Anleger, der Bank, genug Rendite erwirtschaften, damit diese dir ermöglichen in den oben genannten 122 Monaten monatlich nur 1.104,17€ anstatt 1.360,76€, also einem effektiven Jahreszins von 7%, zu bezahlen. Du sparst 256,59€ monatlich, also 31.303,98€ in dem gesamten Zeitraum, dadurch das ein Unternehmen wie EA seine Spieler ausnimmt.

Jetzt kommen wir zu der ideelen Fragen:
Was ist dir wichtiger? Dein Haus, dein Geld und deine Zukunft, oder ein paar Millionen Gamer die EA ausnimmt, von denen du aber im Endeffekt rein gar nichts bekommst, wenn du freiwillig mehr Geld zahlst? Hat dir schonmal ein Gamer gesagt, dass er dir dankbar dafür ist, dass du keinen Kredit aufnimmst damit er keine Lootboxen in Spielen hat?
meisterlampe1989

Re: "Spiele müssen teurer werden"

Beitrag von meisterlampe1989 »

Pestilence hat geschrieben: Jetzt kommen wir zu der ideelen Fragen:
Was ist dir wichtiger? Dein Haus, dein Geld und deine Zukunft, oder ein paar Millionen Gamer die EA ausnimmt, von denen du aber im Endeffekt rein gar nichts bekommst, wenn du freiwillig mehr Geld zahlst? Hat dir schonmal ein Gamer gesagt, dass er dir dankbar dafür ist, dass du keinen Kredit aufnimmst damit er keine Lootboxen in Spielen hat?
Das finde ich arg konstruiert. Aber natürlich ist das Wirtschaftssystem Schuld, in dem wir leben. Nur jeder, der ein anderes Wirtschaftssystem vorschlägt, ist ein linker Spinner und wird im schlimmsten Fall vom Verfassungsschutz beobachtet. Das ist mit linken Politikern passiert, weil sie im Zuge der Finanzkrise eine (übrigens verfassungskonforme) Verstaatlichung der Deutschen Bank gefordert haben.

Oder Leute, die sich über Monopole aufregen. Monopole sind eine Konsequenz im Kapitalismus. Im Kapitalismus muss einer verlieren, damit der andere gewinnt. Das kann man durch keine noch so soziale Marktwirtschaft verhindern. Deswegen ist es logisch, dass es Monopole gibt, weil nur der stärkste überlebt. Dass fast alle Politiker der westlichen Welt den Kapitalismus predigen (egal ob unverhohlen wie die Republikaner in den USA, oder Politiker in Europa euphemisiert als "soziale Marktwirtschaft"), aber Monopole bekämpfen ist fast schizophren.

Auch die Schere zwischen Arm und Reich ist einfach eine logische Konsequenz unseres Wirtschaftssystems. Und trotzdem stellt sich sogar die SPD hin und verkündet die "soziale Marktwirtschaft", regt sich aber gleichzeitig über die Schere auf.

Über ein anderes Wirtschaftssystem zu reden, ist ja schon tabuisiert, weil einem reflexartig die DDR und der reale Sozialismus vorgehalten wird (in den USA der Kommunismus), auch wenn man den nie im Leben gefordert hat, oder fordern würde, weil er bewiesenermaßen nicht funktioniert. Weder wirtschaftlich, gesellschaftlich, noch politisch.

Sorry für den Exkurs. Aber was mir mit der Monetarisierung in Spielen erleben, ist nun mal ein Symptom des Wirtschaftssystems.

Und um zum Thema zurückzukommen:

Da ja gerne mit der Inflation argumentiert wird, sollte man da nicht auch erwähnen, dass die Reallöhne nicht im gleichen Verhältnis angepasst wurden?
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