Ageism in der Politik - Koalitionsstreit in der SPD

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meisterlampe1989

Ageism in der Politik - Koalitionsstreit in der SPD

Beitrag von meisterlampe1989 »

Im innerparteilichen Streit der SPD - in der ich zwar nicht mehr Mitglied bin, die mir aber noch recht nahe steht (zumindest das, was vom linken Flügel noch übrig ist) - taten sich als Gegner gegen Koaltionsverhandlungen mit der CDU/CSU besonders die Jusos hervor. Dass die Jusos von dem Establishment der SPD, besonders vom Vorstand und Inhabern von hohen Ämtern in der Partei, nur als progressiver Pickel am Arsch betrachtet werden, denen man erst noch in der Mühle der Partei die Flausen ausmahlen muss, ist man ja mehr als gewohnt. Besonders seit Schröder und sein konservativer Seeheimer Kreis in der Partei den Ton angeben.

Dieses Mal wurde der Streit zwischen dem Establishment und den Jusos aber ungewöhnlich stark personalisiert. Der Juso-Vorsitzende Kevin Kühnert stand vollkommen im Mittelpunkt der Berichterstattung in den letzten 2 Wochen. Da ist mir aufgefallen, wie eigenartig verstaubt und mit wie viel Missachtung man einem jungen Politiker heutzutage begegnet.

Nicht nur aus der SPD oder vom politischen Gegner kam Spott - "Zwergenaufstand" , Dobrindt (CSU) - sondern gerade von den Medien. Diese waren beispielsweise beim Brexit auch ganz schnell mit der Analyse, dass die Alten den Jungen die Zukunft versauen. Vielleicht sollte man dann auch deren Volksvertreter respektieren?

- Die Bild nannte Kühnert ein "Milchgesicht"
- Im Frühstücksfernsehen von Sat1 wurde Kühnert wie im Kasperletheater als kleines Püppchen vorgestellt, das nur so groß war wie der Fuß der Schulz-Puppe
- Im Focus wurde er als "Rebell mit Bubi-Gesicht" und "Backpacker ohne Aktentasche" bezeichnet
- Maybrit Illner nannte ihn in ihrer Sendung mehrmals "Kleinert" anstatt "Kühnert"
- Anstatt ihn beim Namen und/oder seiner Funktion zu nennen, wird oft nur vom "jungen Mann" geredet. Selbst wenn er (wie bei Illner) mit am Tisch sitzt.
- Unter Sozialdemokraten duzt man sich, das ist Tradition. Aber in Diskussionsrunden wird er einfach von jedem geduzt.

Er wird wie ein kleiner Schuljunge behandelt, der auch mal am Erwachsenentisch essen darf. Das ist unfassbar.

Übertreibe ich? Empfindet ihr das auch so?
Zuletzt geändert von meisterlampe1989 am 25. Jan 2018, 14:28, insgesamt 2-mal geändert.
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TechniKadger
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Re: Ageism in der Politik - Koalitionsstreit in der SPD

Beitrag von TechniKadger »

Ne, ich nehme das auch so wahr.
Gibt dazu einen aktuellen Hashtag, in dem Personen, die aufgrund ihres Alters nicht ernst genommen werden ihre Erfahrungen schildern.

#diesejungenleute:
https://twitter.com/search?vertical=def ... e&src=tyah" onclick="window.open(this.href);return false;
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Feamorn
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Re: Ageism in der Politik - Koalitionsstreit in der SPD

Beitrag von Feamorn »

Ich habe die Berichterstattung selbst zu wenig verfolgt, um dir jetzt direkt zustimmen zu können, aber über das Thema habe ich tatsächlich vor zwei Tagen im BILDblog gelesen, die einen Artikel vom Deutschlandfunk Kultur geteilt haben:
BILDblog vom 23.01.2018 hat geschrieben: 6. Warum werden junge Politiker verniedlicht?
(deutschlandfunkkultur.de, Christoph Sterz & Max Oppel)
Der Juso-Bundesvorsitzender Kevin Kühnert (28) wird von manchen Medien wie ein kleiner Junge behandelt, die Juso-Vorsitzende Annika Klose (25) wird vom Chefredakteur der „Welt am Sonntag“ auf Twitter als „aufgeregtes Mädchen“ bezeichnet. Warum dieser respektlose Umgang? Der Medienjournalist Christoph Sterz tippt zumindest bei Letzterem auf einen Fall von Ignoranz: „Es ist schon so, dass nicht mal verstanden wird, dass es da eine Herabwürdigung gibt.“


Das kann man meiner Meinung nach durchaus kritisieren und als Problem sehen.
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lolaldanee
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Re: Ageism in der Politik - Koalitionsstreit in der SPD

Beitrag von lolaldanee »

Passiert aber auch in die andere Richtung, siehe die Titanic und "Baby Hittler" für den Menschen der in Austria grade den Kanzler spielen darf
es ist halt das was die englische sprache als "low hanging fruit" bezeichnet, man muss halt nicht viel nachdenken um so einen Kommentar machen zu können
Über Kohl und Merkel werden auch lauter Witze basierend auf Äußerlichkeiten gerissen, anstatt diese Menschen dafür zu zerlegen, dass sie korrupt bis ins Mark sind
Zuletzt geändert von lolaldanee am 25. Jan 2018, 15:05, insgesamt 1-mal geändert.
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TechniKadger
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Re: Ageism in der Politik - Koalitionsstreit in der SPD

Beitrag von TechniKadger »

lolaldanee hat geschrieben:Passiert aber auch in die andere Richtung, siehe die Titanic und "Baby Hittler" für den Menschen der in Austria grade den Kanzler spielen darf
Der Unterschied ist, dass das eine von einem Satiremagazin geschieht, dass andere von Polit-Journalisten und KollegInnen. Das eine sind Witze, das andere ernsthafter Unglauben, dass jemand in Anbetracht seines Alters Kompetenzen hat.
Don Mchawi
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Re: Ageism in der Politik - Koalitionsstreit in der SPD

Beitrag von Don Mchawi »

TechniKadger hat geschrieben: Der Unterschied ist, dass das eine von einem Satiremagazin geschieht, dass andere von Polit-Journalisten und KollegInnen. Das eine sind Witze, das andere ernsthafter Unglauben, dass jemand in Anbetracht seines Alters Kompetenzen hat.
Zumindest bei Wähleranalyse ist mir die andere Richtung allerdings auch schön öfter aufgefallen.
Ich denke da insbesondere an das Votum zum Brexit. Danach ging durch viele Zeitungen, dass die Alten den Jungen egoistisch die Zukunft verbaut hätten. Mit einem Unterton, dass die Meinung der Jungen wichtiger sei als die der Älteren. Fand ich da auch problematisch.
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Maulwuerfel
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Re: Ageism in der Politik - Koalitionsstreit in der SPD

Beitrag von Maulwuerfel »

Naja die Jungen müssen deutlich länger mit den Konsequenzen dieser Entscheidung leben.
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Scipio
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Re: Ageism in der Politik - Koalitionsstreit in der SPD

Beitrag von Scipio »

Das Kühnert als nicht ernst zunehmende Person und respektlos dargestellt wird liegt aber nicht an seinem Alter, sondern an seiner Haltung gegen die GroKo. Würde er für die Koalition mit der CDU/CSU sein und hätte eine mitreisende Rede für die GroKo gehalten, würde er jetzt von den Medien als aufsteigender Stern der Sozialdemokratie dargestellt werden.

Wie es leider häufig so ist, wird nicht über die andere Perspektive diskutiert, sondern über die Person selbst welche diese vertritt. Und man macht es sich sehr einfach in dem man anstatt über die durchaus nachvollziehbare Haltung spricht, lieber die Juso Mitglieder als Grünschnäbel, welche von der großen Politik keine Ahnung haben darstellt.

Ich für meinen Teil teile seine Ansicht und denke, dass eine weitere Groko die SPD nun endgültig in die Bedeutungslosigkeit lotsen wird. Was ich allerdings nach der Entwicklung der letzten zwei Jahrzehnte nicht sonderlich Schade finde, da ich der Ansicht bin, dass die SPD neben den Grünen am meisten ihre politischen Ideale über Bord geworfen haben.
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TechniKadger
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Re: Ageism in der Politik - Koalitionsstreit in der SPD

Beitrag von TechniKadger »

Maulwuerfel hat geschrieben:Naja die Jungen müssen deutlich länger mit den Konsequenzen dieser Entscheidung leben.
Mag sein, jedoch kann dies keine Begründung sein, weswegen man einer Demographie ihre Mitbestimmungslegitimation unterschwellig abspricht. Darüber muss mMn im Sinne von demokratischer Gleichberechtigung weggesehen werden.
Zudem man auch dagegen argumentieren kann: Die Alten haben schon viele Jahrzehnte für die Gesellschaft gearbeitet, ihre Sozialsysteme finanziert etc. Dadurch haben sie sich die Berechtigung erstanden, auch darüber abzustimmen, wie diese genutzt werden.

Ursprünglich wurde der Begriff des 'Ageism' auch mehr im Zusammenhang mit Diskriminierung im höheren Alter benutzt. Zum Beispiel in der Filmbranche, wo vor allem weibliche Darstellerinnen nach einem bestimmten Alter keine Hauptrollen mehr kriegen. Oder auch wenn die Anforderung besteht, bis zu einem gewissen Alter Erfolge gehabt zu haben und wenn man diese nicht erreicht hat, weniger wert ist.
Don Mchawi
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Re: Ageism in der Politik - Koalitionsstreit in der SPD

Beitrag von Don Mchawi »

Maulwuerfel hat geschrieben:Naja die Jungen müssen deutlich länger mit den Konsequenzen dieser Entscheidung leben.
Klar, aber es deshalb als eine Ungerechtigkeit darzustellen, dass im Schnitt mehr Ältere für den Brexit gestimmt haben und somit der Jugend die Zukunft verbauen, finde ich falsch.
Ich könnte genau so auch andersherum argumentieren: Die Älteren haben die EU länger erlebt und können empirisch besser einschätzen und bewerten, was eine Mitgliedschaft für GB bedeutet.
Ich finde beide Ansätze nicht richtig. Da findet eine Relativierung von ethischer Stimmberechtigung statt. Gleichzeitig werden die Altersgruppen gegeneinander ausgespielt, hier die Jungen, da die Älteren. Transportiert ein unschönes Gesellschaftsbild.
Es wird zB vollkommen frei hineininterpretiert, dass die Älteren aus egoistischer Verbohrtheit (oftmals werden ihnen ja nicht mal rationale Beweggründe zugestanden) der Jugend die glorreiche Zukunft verbauen, während ich genauso interpretieren könnte, dass viele Ältere aus ihrer Lebenserfahrung heraus etwas Besseres für die eigenen Kinder und Enkelkinder möchten und daher die EU ablehnen.

Ich mein, ich persönlich war auch über den Brexit negativ überrascht und halte es für eine für beide Seiten falsche Entscheidung. Aber deswegen ältere Gesellschaftsmitglieder dermaßen respektlos und als egoistisch darzustellen, stößt mir sauer auf.
akaTwoFace2309
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Re: Ageism in der Politik - Koalitionsstreit in der SPD

Beitrag von akaTwoFace2309 »

Innerparteiliche Debatten zwischen den Jugendorganisationen sind ja nicht selten, was meistens mit der radikaleren Einstellung der Jugendorganisationen zu tun hat.

Trotzdem finde ich es erschreckend wie "die Alten" und vorallem die Medien auf die jüngere Generation herab sieht.
Meiner Meinung sollte man gerade Junge Politker innerhalb der Partei fördern und auf diese Setzen, da das politische Interesse bei jüngeren Generationen vom Gefühl her immer weiter abnimmt. Als möglichen Grund dafür sehe ich, dass Junge Menschen mit Politik vorallem "alte Besserwisser" in Verbindung bringen die kein Gesicht oder keine Identifikation für sie darstellen.

Auch wenn ich (20) noch nicht lange Mitglied in der Partei die Linken bin und bis jetzt nur auf Kreisverbandstreffen war muss ich sagen, dass man dort als junges Mitglied viel Gehör findet und auch die Möglichkeit bekommt sich einzubringen (auch wenn man selten von einigen alten, langjährigen Mitgliedern belächelt wird oder Sprüche wie "du hast in deinem Leben noch nix geschafft" bei Diskussionen an den Kopf geknallt bekommt).
Wobei man eben auch merkt, dass die Linke auch eine junge Partei mit vielen jungen Mitgliedern ist.
Don Mchawi
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Re: Ageism in der Politik - Koalitionsstreit in der SPD

Beitrag von Don Mchawi »

akaTwoFace2309 hat geschrieben: Auch wenn ich (20) noch nicht lange Mitglied in der Partei die Linken bin und bis jetzt nur auf Kreisverbandstreffen war muss ich sagen, dass man dort als junges Mitglied viel Gehör findet und auch die Möglichkeit bekommt sich einzubringen (auch wenn man selten von einigen alten, langjährigen Mitgliedern belächelt wird oder Sprüche wie "du hast in deinem Leben noch nix geschafft" bei Diskussionen an den Kopf geknallt bekommt).
Wobei man eben auch merkt, dass die Linke auch eine junge Partei mit vielen jungen Mitgliedern ist.
Würde auch sagen, dass sich das sicher je von Partei zu Partei unterscheidet. Oder auch bei anderen politischen Organisationen, ich war mit 20 zB Bezirkssprecher in einem größeren Bezirk von Amnesty International und habe dort bei den bundesweiten Treffen obwohl ich mit der Jüngste war gute Erfahrungen auf Repsektsbasis gemacht.

Es hängt natürlich auch immer ein wenig davon ab, wie man sich selbst gibt. Manche 18-Jährige treten tatsächlich auf, als ob sie die Weisheit mit Löffeln gefressen hätten. Da kann ich mich auch manchmal nur schwer wehren, sie nicht irgendwo zu belächeln.

Aber im großen Ganzen werden sicherlich junge Meinungen häufig diffamiert. Gegenseitiger Respekt sollte die Ausgangslage sein - redet einer nur Mist oder macht sich lächerlich, kann man später immer noch darüber lachen.
meisterlampe1989

Re: Ageism in der Politik - Koalitionsstreit in der SPD

Beitrag von meisterlampe1989 »

Also ich habe in der SPD die Erfahrung gemacht, dass man als junge Person kaum Anschluss zum Ortsverein bekommt. Ich war in der SPD bis ich 25 war. Wenn ich zu einer Sitzung dort gegangen wäre, wäre der nächst jüngere wohl um die 60 gewesen. Am linken unteren Niederrhein ist quasi CDU-Land und hier ist alles sehr bürgerlich. Jusos gibt es hier eigentlich keine, die Linke hatte bei der letzten Bundestagswahl in der Stadt knapp über 5%, im Wahlkreis 4,5%.
Wenn du hier jung und links bist, hast du politisch verloren, was die Partizipation angeht.

Auch die SPD ist hier eher konservativ, deswegen wäre ich nicht nur mit meinem Alter komisch aufgefallen, sondern auch mit meinen eher linken Ansichten. Für die SPD von heute bin ich ja schon fast ein Kommunist :D

In die Linke traue ich mich nicht so ganz, weil es da ziemlich komische Strömungen gibt. In der Bundestagsfraktion übernehmen langsam die Pragmatiker die Führung, also Leute wie Bartsch, Kipping, Riexinger, Liebich etc.. Das sind eigentlich die echten Sozialdemokraten. Ich wähle auch zumindest mit der Zweitstimme die Linkspartei, aber eintreten will ich nicht.

Aber ich schweife ab.
basisbaum
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Re: Ageism in der Politik - Koalitionsstreit in der SPD

Beitrag von basisbaum »

meisterlampe1989 hat geschrieben:Also ich habe in der SPD die Erfahrung gemacht, dass man als junge Person kaum Anschluss zum Ortsverein bekommt. Ich war in der SPD bis ich 25 war. Wenn ich zu einer Sitzung dort gegangen wäre, wäre der nächst jüngere wohl um die 60 gewesen. Am linken unteren Niederrhein ist quasi CDU-Land und hier ist alles sehr bürgerlich. Jusos gibt es hier eigentlich keine, die Linke hatte bei der letzten Bundestagswahl in der Stadt knapp über 5%, im Wahlkreis 4,5%.
Wenn du hier jung und links bist, hast du politisch verloren, was die Partizipation angeht.
Diese Geschichte höre ich gefühlt zum 10.000 male und sie frustiert mich 1. krass mich in einer Partei zu engagieren und es macht mich 2. pessimistisch was die Partizipation von jungen Menschen angeht.
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Leonard Zelig
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Re: Ageism in der Politik - Koalitionsstreit in der SPD

Beitrag von Leonard Zelig »

meisterlampe1989 hat geschrieben:Also ich habe in der SPD die Erfahrung gemacht, dass man als junge Person kaum Anschluss zum Ortsverein bekommt. Ich war in der SPD bis ich 25 war. Wenn ich zu einer Sitzung dort gegangen wäre, wäre der nächst jüngere wohl um die 60 gewesen. Am linken unteren Niederrhein ist quasi CDU-Land und hier ist alles sehr bürgerlich. Jusos gibt es hier eigentlich keine, die Linke hatte bei der letzten Bundestagswahl in der Stadt knapp über 5%, im Wahlkreis 4,5%.
Wenn du hier jung und links bist, hast du politisch verloren, was die Partizipation angeht.
Mein Bruder war ab seit seinem 20. Geburtstag für fünf Jahre im Stadtrat und er war da mit Abstand der Jüngste. Auch in seinem Ortsverein, den Grünen, gab es nur einen, der so ungefähr in seiner Altersklasse (also unter 40) war. Die Grüne Jugend, die er hier im Kreis gegründet hatte, hat sich nach seinem Wegzug in ein anderes Bundesland schnell aufgelöst.

Meiner Meinung nach ist politische Partizipation für berufstätige Menschen sehr schwierig, weil viele Ausschüsse und Stadtratssitzungen nachmittags stattfinden. Daher sitzen da ja auch so viele Rentner, die haben die Zeit. Mein Bruder konnte sich als Student die Zeit relativ frei einteilen, aber das gilt ja auch nicht für jeden Studiengang.
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Rince81
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Re: Ageism in der Politik - Koalitionsstreit in der SPD

Beitrag von Rince81 »

lolaldanee hat geschrieben: Über Kohl und Merkel werden auch lauter Witze basierend auf Äußerlichkeiten gerissen, anstatt diese Menschen dafür zu zerlegen, dass sie korrupt bis ins Mark sind
Auch wenn ich weder ein Anhänger der CDU bin noch ein großer Merkel Fan - eine Sache ist für mich aber wirklich klar - sie ist auf keinen Fall korrupt. Kohl ziemlich sicher ja. Merkel sehr sicher nein.
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Jon Zen
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Re: Ageism in der Politik - Koalitionsstreit in der SPD

Beitrag von Jon Zen »

Warum sich viele junge Menschen nicht in der Politik engagieren?

Aus meiner Sicht ist ein Grund dafür, dass die jungen Parteiableger eine deutlich extremere Ausrichtung haben als ihre Mutterpartei. So sind die jungen Grünen und die Jusos ein Vielfaches linker als die Grünen und SPD, die junge Union (bzw. der RCDS) deutlich rechter als die CDU.
Und wer die Werdegänge der Politker verfolgt: die meisten werden deutlich gemäßigter, sobald sie älter werden. Kühnert wird vermutlich auch keine Ausnahme bleiben (die gibt es, siehe Lafontaine oder Gauland).
Warum soll ich also mit solchen Menschen nächtelang diskutieren und mich als Nazi, Kapitalist, Sozialist oder Kommunist beschimpfen lassen (je nachdem, mit wem ich rede)? In 20 Jahren werden die meisten dann doch ihre politische Richtung relativ angleichen (und nicht selten das machen, was sie früher bekämpft haben).

Letzten Endes ist es immer das gleiche Spiel: Alter gegen Jungend, Erneuerung gegen Beständigkeit. Irgendwie langweilig.
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meisterlampe1989

Re: Ageism in der Politik - Koalitionsstreit in der SPD

Beitrag von meisterlampe1989 »

Rince81 hat geschrieben: Auch wenn ich weder ein Anhänger der CDU bin noch ein großer Merkel Fan - eine Sache ist für mich aber wirklich klar - sie ist auf keinen Fall korrupt. Kohl ziemlich sicher ja. Merkel sehr sicher nein.
Wie kommst du zu dem Schluss? Die Politik ist durch und durch korrupt. Nicht im juristischen Sinne, dafür sind die Politiker nicht mehr dumm genug. Aber es wird nur noch Lobby-Politik für die deutsche Wirtschaft gemacht.

Und gerade Merkel ist z.B. die Autoindustrie heilig. Die "Klimakanzlerin" (wie betrunken war der Journalist, als er das geschrieben hat?) verhindert z.B. seit Jahren engere Richtlinien für Abgaswerte in der EU. Deutschland setzt dort immer sein Veto ein.

Die CDU bekommt im legalen Rahmen dafür grosse Spenden aus der Autoindustrie.

Das ist auf dem Papier alles sauber, aber ist das auch gut für die Menschen in Deutschland?
Don Mchawi
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Registriert: 8. Nov 2017, 08:44

Re: Ageism in der Politik - Koalitionsstreit in der SPD

Beitrag von Don Mchawi »

meisterlampe1989 hat geschrieben: Wie kommst du zu dem Schluss? Die Politik ist durch und durch korrupt. Nicht im juristischen Sinne, dafür sind die Politiker nicht mehr dumm genug. Aber es wird nur noch Lobby-Politik für die deutsche Wirtschaft gemacht.

Und gerade Merkel ist z.B. die Autoindustrie heilig. Die "Klimakanzlerin" (wie betrunken war der Journalist, als er das geschrieben hat?) verhindert z.B. seit Jahren engere Richtlinien für Abgaswerte in der EU. Deutschland setzt dort immer sein Veto ein.

Die CDU bekommt im legalen Rahmen dafür grosse Spenden aus der Autoindustrie.

Das ist auf dem Papier alles sauber, aber ist das auch gut für die Menschen in Deutschland?
Aber von der Ansicht, dass die Autoindustrie sehr wichtig für Deutschland ist und ihr Wert den des Klimaschutz übersteigt bis zur Korruption durch diese ist es doch ein weiter Weg.
meisterlampe1989

Re: Ageism in der Politik - Koalitionsstreit in der SPD

Beitrag von meisterlampe1989 »

Ich sagte ja, dass das nicht gegen Gesetze verstößt.

Ich finde nur, dass das Argument "Arbeitsplätze" nicht für jede Schweinerei als Ausrede herhalten darf.

"Wir dürfen die Regeln für Abgase nicht zu streng machen, weil Arbeitsplätze"
"Wir können nicht aufhören Waffen zu verkaufen, weil Arbeitsplätze"
"Wir dürfen nicht zu schnell aus der Kohle aussteigen, weil Arbeitsplätze"

Dann sei als Politiker wenigstens so ehrlich, dass du für den wirtschaftlichen Erfolg des Landes den Kollateralschaden am Menschen in kauf nimmst. Dass es dir egal ist, ob Menschen an schlechten Luftwerten leiden oder der Klimawandel beschleunigt wird, dass in Syrien Leopard 2 Panzer Kurden niedermähen.

Sag einfach, dass dir ein deutscher Arbeitsplatz und das Erhöhen des BIP wichtiger ist, als ein afrikanisches Kind, dass mit einem G36 erschossen wird.
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