Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

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NDA
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von NDA »

Hat es wer vorbestellt? Oder jemand einen günstigeren Anbieter als Steam?
Bái Zuô!
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Lord MacLeod
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Lord MacLeod »

NDA hat geschrieben:Hat es wer vorbestellt? Oder jemand einen günstigeren Anbieter als Steam?
<<<<<Backer. ;)

Bei Greenman Gaming (offizieller Steam Reseller) bekommst Du es aber aktuell mit Rabattcode für 39,99€.
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Desotho
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Desotho »

Bin eh Backer. Der neue Trailer sieht auf jeden Fall nett aus. Sehen Trailer ja meistens :D
https://www.youtube.com/watch?v=1cn4Hg6q9XU" onclick="window.open(this.href);return false;
El Psy Kongroo
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Pan Sartre
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Pan Sartre »

Ich würde gern mal am Beispiele von Soldat James Ryan erläutern, wie Geschichtsdarstellung verzerrt werden kann und diese dann auch Eingang in Computerspiele findet. Soll ich das hiereinschreiben oder besser einen neuen Thread öffnen?
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Scipio
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Scipio »

Vielleicht wäre ein neuer Thread, welcher Geschichts- und Realitätsverzehrungen in Spielen sinnvoller, da Kingdom Come bei weitem kein Einzelfall ist. Mit fällt da auch das erste Call of Duty ein, was im ersten Stalingrad Level sich sehr vom Film "Duell – Enemy at the Gates" beeinflussen lies.
Bild
OCD
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von OCD »

Bei The Verge gibt es einen Artikel über Joanna Nowak, die Historikerin bei KC: D.

https://www.theverge.com/2018/2/2/16964 ... s4-xbox-pc" onclick="window.open(this.href);return false;
chrisinger
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von chrisinger »

Sehr gute Folge! Ein riesiges Lob an Jochen! Es macht einfach Spaß zuzuhören, wie in der heutigen Zeit von Fakenews jemand hin geht und einen Text wissenschaftlich sauber seziert. Wenn dann dabei heraus kommt, dass die Argumentation unsauber ist und falsch zitiert wurde, dann sagt das mehr über den Autor selbst, als über den Inhalt.
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Puschkin
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Puschkin »

OCD hat geschrieben:Bei The Verge gibt es einen Artikel über Joanna Nowak, die Historikerin bei KC: D.

https://www.theverge.com/2018/2/2/16964 ... s4-xbox-pc" onclick="window.open(this.href);return false;
Kulissenberatung.

hier sollte der Spielejournalisten eben nochmal hingehen und fragen wie und warum rezipieren wir heute Geschichtliche Ereignisse.
Do not play devil’s advocate unless you have passed the bar
and are currently representing Satan in a court of law.
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lolaldanee
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von lolaldanee »

Ich muss mich der Jochen-Lob Fraktion anschließen.
In dieser Episode war Jochen On-Fire, es war ein Genuss ihm zuzuhören, trotz des unsäglich aufgeladenen Themas.
Insbesondere bei dem Teil mit Filterblase musste ich so laut JA schreihen, endlich sagts mal jemand... Ich bin direkt zu meiner Frau gelaufen, um ihr zu erklähren, warum Jochen ja so recht hat :D
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kami
Beiträge: 713
Registriert: 8. Feb 2018, 21:28

Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von kami »

Bin erst frisch dabei in der Premium-Fraktion, und als ersten Premium-Inhalt habe ich mir das Panel zu diesem Spiel beziehungsweise zu diesem Blogbeitrag angehört. Prinzipiell Kompliment an Jochen für seine Kritik, die ich allerdings immer noch sehr zurückhaltend fand. Ich halte den Blogbeitrag für unsäglich, von der reißerischen Behauptung im Titel über die dürftige, um nicht zu sagen nicht vorhandenen Beweisführung bis zur selbstgerechten Kritik an den Mainstream-Spielemedien. Hier kann ich übrigens auch Jochens Verständnis für diese Kritik nicht teilen, nichts, was das Blogposting glaubt "enthüllt" zu haben, ist zu diesem Zeitpunkt irgendwie relevant für Previews zu diesem Spiel. Falls das Spiel doch auffällig geschichtsrevisionistische Züge tragen sollte, dann und nur dann ist es angemessen, sich vielleicht mit den Anschauungen des Entwicklers auseinander zu setzen. Vorher sind dessen Ansichten jedoch dessen Privatsache und sollten keine Rolle in der Berichterstattung spielen. Das pedantische Rumreiten von Seiten des Geschichtsstudenten auf der Bezeichnung "authentisch" erscheint mir übrigens auch unsinnig. Es sollte doch klar sein, dass der Realitätsanspruch des Spieles sich auf die im Vergleich zur Genrekonkurrenz fehlenden Fantasy-Elemente und das historische Szenario bezieht. Dass zugunsten des Spielspaßes vermutlich Kompromisse eingegangen werden müssen, ist dabei doch selbstverständlich. Bislang gibt es jedoch keinerlei wirkliches Indiz, dass KCD ein problematisches Geschichtsbild haben wird.
Dennoch danke für das sehr interessante Panel.
“Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.” Philip K. Dick
Decius
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Decius »

Dimitry Halley sagte im GS-Premium-Video zu seinen 30h bisher gespielten Spielstunden, dass die Kiptschak wohl nicht über (gesichtslose?) Bösewichte hinauskommen.

Generell ist sein "ich würde was zwischen 70 bis 80 vergeben" doch etwas ernüchternd.
real85
Beiträge: 45
Registriert: 18. Jan 2018, 03:15

Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von real85 »

Dimi hat seine erwartete Wertung in den Kommentaren jedoch noch etwas relativiert. Er meinte damit wohl eine Wertung, die im Bereich der 70er oder 80er liegt.
Ich bin auf den Test - und das Spiel - bereits sehr gespannt. Die Hintergrundinfos erhält man scheinbar aber über eine Art internes Wiki (bei Gronkh gesehen). Insofern denke ich, wird es für die Immersion nicht verkehrt sein, wenn der am Boden zerstörte Heinrich sich nicht noch Gedanken über die Absichten und Hintergründe seiner Peiniger macht.
Jochen

Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Jochen »

kami hat geschrieben:Hier kann ich übrigens auch Jochens Verständnis für diese Kritik nicht teilen, nichts, was das Blogposting glaubt "enthüllt" zu haben, ist zu diesem Zeitpunkt irgendwie relevant für Previews zu diesem Spiel. Falls das Spiel doch auffällig geschichtsrevisionistische Züge tragen sollte, dann und nur dann ist es angemessen, sich vielleicht mit den Anschauungen des Entwicklers auseinander zu setzen
Um diesen Punkt noch einmal zu konkretisieren: Wenn man eine aufwändige Vorberichterstattung zu einem Spiel macht, weil dieses Spiel und seine Hintergründe viele Leser interessieren, dann gehört es schlicht zur journalistischen Sorgfaltspflicht, solche Aspekte ebenfalls zu beleuchten - und zwar nicht im Sinne einer Vorverurteilung, sondern als notwendige Informationsleistung, damit der Leser sämtliche möglicherweise (!) relevanten Hintergründe kennt - und nicht nur die von der PR verbreiteten. Vavras Überzeugungen z.B. zu Gamergate oder dem Geschichtsbild von Kingdom Come waren ja eben keine Privatmeinungen, sondern wurden von ihm dezidiert in die Öffentlichkeit getragen (etwa mit dem Interview bei Breitbart). Wenn der Hersteller über Jahre hinweg mit historischer Authentizität wirbt und das in meiner Berichterstattung ebenfalls ständig zu lesen ist, es aber offensichtlich eine öffentliche Debatte über die Korrektheit dieser Behauptung gibt, in deren Kontext der Chefentwickler etliche Interviews gibt, und ich diese Debatte geflissentlich ignoriere - dann mache ich meinen Job nicht richtig.

In diesem Kontext zielt übrigens auch das Argument "aber das kann man ja erst nach Release beurteilen, also wäre das doch bloß Spekulation" meilenweit am Kern der Problematik vorbei. Preview-Berichterstattung ist immer Spekulation. Wenn die Maxime lautet "wir spekulieren keine Dinge in Spiele rein, die wir nicht abschließend beurteilen können", dann muss man ehrlicherweise die Previews lassen.
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kami
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von kami »

Jochen hat geschrieben:Um diesen Punkt noch einmal zu konkretisieren: Wenn man eine aufwändige Vorberichterstattung zu einem Spiel macht, weil dieses Spiel und seine Hintergründe viele Leser interessieren, dann gehört es schlicht zur journalistischen Sorgfaltspflicht, solche Aspekte ebenfalls zu beleuchten - und zwar nicht im Sinne einer Vorverurteilung, sondern als notwendige Informationsleistung, damit der Leser sämtliche möglicherweise (!) relevanten Hintergründe kennt - und nicht nur die von der PR verbreiteten. Vavras Überzeugungen z.B. zu Gamergate oder dem Geschichtsbild von Kingdom Come waren ja eben keine Privatmeinungen, sondern wurden von ihm dezidiert in die Öffentlichkeit getragen (etwa mit dem Interview bei Breitbart). Wenn der Hersteller über Jahre hinweg mit historischer Authentizität wirbt und das in meiner Berichterstattung ebenfalls ständig zu lesen ist, es aber offensichtlich eine öffentliche Debatte über die Korrektheit dieser Behauptung gibt, in deren Kontext der Chefentwickler etliche Interviews gibt, und ich diese Debatte geflissentlich ignoriere - dann mache ich meinen Job nicht richtig.
Es erscheint mir etwas dubios, diese Recherche zur Person des Entwicklers ausgerechnet hier zu erwarten oder gar zu fordern. Ich lese seit Anfang der 90er Jahre Spielezeitschriften und kann mich nicht erinnern, je in einem Preview explizit Infos zu den politischen Präferenzen oder Positionen der Entwickler gelesen zu haben. Am nächsten kommt da vielleicht noch die Person von Microprose-Chef Bill Stealey, der sich halt auch bei offiziellen Veranstaltungen gerne als Militär-Fetischist inszenierte, aber von solch einer Selbstdarstellung ist Vavras ja nun weit entfernt, seine Positionen befinden sich zudem auch einigermaßen im Mainstream (man muss sich ja nur mal die Kommentare unter den entsprechenden GameStar-Artikeln durchlesen).
Die Spekulationen in Vorabberichten sollten hingegen fundiert sein. In der Überschrift etwas von "bedenklicher Schieflage" dieses Spieles zu fabulieren ohne das dann im Artikel auch nur einmal am Spiel selbst festmachen zu können, ist aber eben keine fundierte Annahme, sondern - immerhin auch von dir festgestellt - eine Vorverurteilung auf ad hominem-Basis. Wäre der Blogbeitrag nicht in solch reißerischer, selbstgerechter und undifferenzierter Manier geschrieben sondern in Form eines Nachfragens formuliert, könnte (könnte, nicht "müsste") man die strittigen Punkte übrigens durchaus diskutieren, der Ton versaut in diesem Fall jedoch vollständig die Musik. Ich finde es schade, dass die GameStar diesen Beitrag überhaupt mit Aufmerksamkeit geadelt hat, auch wenn es den Klickzahlen sicher nicht geschadet hat.
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Decius
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Decius »

kami hat geschrieben: Es erscheint mir etwas dubios, diese Recherche zur Person des Entwicklers ausgerechnet hier zu erwarten oder gar zu fordern. Ich lese seit Anfang der 90er Jahre Spielezeitschriften und kann mich nicht erinnern, je in einem Preview explizit Infos zu den politischen Präferenzen oder Positionen der Entwickler gelesen zu haben. Am nächsten kommt da vielleicht noch die Person von Microprose-Chef Bill Stealey, der sich halt auch bei offiziellen Veranstaltungen gerne als Militär-Fetischist inszenierte, aber von solch einer Selbstdarstellung ist Vavras ja nun weit entfernt, seine Positionen befinden sich zudem auch einigermaßen im Mainstream (man muss sich ja nur mal die Kommentare unter den entsprechenden GameStar-Artikeln durchlesen).
Nur weil bisher zu wenig hinterfragt wurde, heißt das ja nicht, dass es so weitergehen muss und sich nicht verbessern kann. Und ist ja hier nicht anlasslos passiert. Vavra hat sich in der Öffentlichkeit präsentiert, also warum sollte es jetzt anrüchig sein, wenn die Öffentlichkeit (wozu Journalisten auch gehören) mal nachbohren, was hinter T-Shirts und Aussagen steht?
Bill Stealeys Rolle als Hypeman und PR-Maskottchen hätte man auch durchaus in den 90ern hinterfragen können, und nicht erst als lustige Anekdote 20 Jahre später. Civlizations Imperialismus und wie er sich zu den Ansichten von Sid Meier und den diversen Designern hinter seinem Namen verhält wäre auch kein uninteressantes Thema, dass nur ganz leise mit der Kritik der Cree an ihrer Darstellung im Spiel mal wieder aufgekocht ist.

Nur weil es in den 90ern und 2000ern nicht passiert ist, heißt ja nicht, dass es nur mit Wohlfühlproduktjournalismus so weitergehen muss. Wir würden kaum The Pod unterstützen, wenn das alles wäre, was wir uns von Spieleberichterstattung erwarten würden.

Die Spekulationen in Vorabberichten sollten hingegen fundiert sein. In der Überschrift etwas von "bedenklicher Schieflage" dieses Spieles zu fabulieren ohne das dann im Artikel auch nur einmal am Spiel selbst festmachen zu können, ist aber eben keine fundierte Annahme, sondern - immerhin auch von dir festgestellt - eine Vorverurteilung auf ad hominem-Basis. Wäre der Blogbeitrag nicht in solch reißerischer, selbstgerechter und undifferenzierter Manier geschrieben sondern in Form eines Nachfragens formuliert, könnte (könnte, nicht "müsste") man die strittigen Punkte übrigens durchaus diskutieren, der Ton versaut in diesem Fall jedoch vollständig die Musik. Ich finde es schade, dass die GameStar diesen Beitrag überhaupt mit Aufmerksamkeit geadelt hat, auch wenn es den Klickzahlen sicher nicht geschadet hat.

Nein, du empfindest ihn eventuell als " reißerisch, selbstgerecht und undifferenziert". Dein Empfinden ist aber keine Tatsache, die den (durchaus kritisierenswerten) Artikel "reißerisch, selbstgerecht und undifferenziert". macht. GS hat darüber berichtet, weil ungefähr die gesamte Spielepresse darüber berichtet hat, und GS (nicht zu unrecht meiner Meinung nach) darin auch kritisiert wurde.
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kami
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von kami »

Decius hat geschrieben:Nur weil bisher zu wenig hinterfragt wurde, heißt das ja nicht, dass es so weitergehen muss und sich nicht verbessern kann. Und ist ja hier nicht anlasslos passiert. Vavra hat sich in der Öffentlichkeit präsentiert, also warum sollte es jetzt anrüchig sein, wenn die Öffentlichkeit (wozu Journalisten auch gehören) mal nachbohren, was hinter T-Shirts und Aussagen steht?
Das ist keineswegs anrüchig, kann man durchaus machen. Es bei diesem Spiel als Notwendigkeit zu fordern, ist aber etwas anderes, und nur darum ging es mir. Hier wurde kein Skandal von den großen Spielemedien verschwiegen, sondern die persönlichen Hintergründe eines Entwicklers mit der gleichen geringen Aufmerksamkeit gestreift, wie bei jedem anderen Entwickler auch.
Nein, du empfindest ihn eventuell als " reißerisch, selbstgerecht und undifferenziert". Dein Empfinden ist aber keine Tatsache, die den (durchaus kritisierenswerten) Artikel "reißerisch, selbstgerecht und undifferenziert". macht. GS hat darüber berichtet, weil ungefähr die gesamte Spielepresse darüber berichtet hat, und GS (nicht zu unrecht meiner Meinung nach) darin auch kritisiert wurde.
Eine Behauptung im Titel aufzustellen, die später nicht belegt werden kann, ist mit "reißerisch" noch sehr wohlwollend beschrieben. Wer auf fundierte Informationen hofft, die tatsächlich ein Bild von KCD als geschichtsrevisionistisches Spiel zeichnen, hofft vergebens. Der Autor hat sich bewusst dafür entschieden, seinen Beitrag nicht als Kritik am Entwickler zu kennzeichnen, sondern als Kritik an einem zu diesem Zeitpunkt unveröffentlichten Spiel, über dessen Inhalt er allem Anschein nach auch nur oberflächlich informiert war.
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Terranigma
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Terranigma »

Jochen hat geschrieben:Preview-Berichterstattung ist immer Spekulation. Wenn die Maxime lautet "wir spekulieren keine Dinge in Spiele rein, die wir nicht abschließend beurteilen können", dann muss man ehrlicherweise die Previews lassen.
Ob ich über das Skillsystem, die technische Umsetzung oder die Entwicklung einer Handlung spekuliere - d.h. ausgehend von Informationen weitere Überlegungen anstelle - scheint sich mir maßgeblich davon zu unterscheiden, ein Spiel spekulativ mit Worten wie "rassistisch", "rechstextremistisch", usw. in einen Zusammenhang zu bringen. Ersteres kann sich am Ende als falsch herausstellen, letzteres ist aber rufschädigend ab dem Zeitpunkt, wo man diese Spekulation in den Raum stellt, ganz unabhängig davon, ob die Spekulation sich am Ende als berechtigt oder unberechtigt herausstellt.

Ich würde insofern sagen, dass es schon einen Unterschied macht, was ich in ein Spiel reinspekuliere. Wenn ich ein Spiel in Zusammenhang mit derart negativen Begriffen wie "rassistisch", "rechtsextremistisch", usw. setze, dann sollte man da schon mehr parat halten, als lediglich Indizienbeweise wie ein T-Shirt, o.Ä. Wenn es über dieses Niveau aber nicht hinausreicht, würde ich sagen, sollte man die Spekulation nicht im öffentlichen Raum abhalten. Denn das sind Vorwürfe, nicht nur Spekulationen. Und mit Vorwürfen sollte man behutsam umgehen.


Ganz egal wie sich das Geschichtsbild von KC:D am Ende auch darstellen mag, viele - die sich nicht weiter für das Spiel interessieren - werden aus dem bisherigen Diskurs wohl mitnehmen, dass dieses KC:D irgendwas mit "Rassismus" und der "Neuen Rechten" zu tun hat. Diese Verbindung wurde nun eben hergestellt. Ebenso wie Kachelmann für viele noch mit "Vergewaltigung" im Zusammenhang steht, selbst wenn das Gericht ihn freigesprochen hat.
Sitting quietly and doing nothing,
Spring comes, and the grass
grows by itself.
Stuttgarter
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Stuttgarter »

Ich finde das durchaus amüsant - den "Gutmenschen" wird regelmäßig unterstellt, dass sie mit ihrer Kritik an nicht-fairen Inhalten (rassistisch, sexistisch etc.) ein Verbot jener Inhalte fordern würden.

Gleichzeitig stellen sich hier welche hin, die die - berechtigte - Kritik an dem Blogeintrag nutzen, gleich zu fordern, dass die Spielepresse sich, wie bisher doch auch, gar nicht mit so Hintergründen beschäftigen soll. Ich erkenne da eine gewisse Ironie.

Der Kerl hat diese Tweets verfasst, er hat diese Interviews gegeben, er hat dieses T-Shirt getragen. Ich als Spieler will definitiv wissen, ob und was da dahintersteckt. Das müssen andere Spieler nicht wissen wollen - dann sollen sie das entsprechende Zeug halt nicht lesen. Aber hier scheint es mir gerade so, als wollten jene ihre Vorstellung von Spielejournalismusinhalten allen aufzwingen.
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kami
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Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von kami »

Stuttgarter hat geschrieben:Gleichzeitig stellen sich hier welche hin, die die - berechtigte - Kritik an dem Blogeintrag nutzen, gleich zu fordern, dass die Spielepresse sich, wie bisher doch auch, gar nicht mit so Hintergründen beschäftigen soll. Ich erkenne da eine gewisse Ironie.
Und dann gibt es diejenigen, die Strohmann-Argumente aufmachen und anderen Sachen in den Mund legen, die diese nie gesagt haben. Habe hier nicht einmal die Forderung gelesen, dass die Spielepresse sich "gar nicht so mit Hintergründen beschäftigen soll".
“Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.” Philip K. Dick
Jochen

Re: Kingdom Come: Deliverance und sein problematisches Geschichtsbild

Beitrag von Jochen »

kami hat geschrieben:Es erscheint mir etwas dubios, diese Recherche zur Person des Entwicklers ausgerechnet hier zu erwarten oder gar zu fordern
Noch einmal: Es geht nicht um die private politische Meinung eines Entwicklers, sondern um eine öffentlich geführte Diskussion über das (vermeintlich) kolportierte Geschichtsbild des Spiels. Diese Diskussion fand nachweislich statt, war kontrovers und wurde durch einen der verantwortlichen Entwickler maßgeblich mitgestaltet - schon mehrere Jahre vor diesem Blogeintrag. Die Information über die Existenz der Debatte würde ich als Leser von einer umfangreichen Vorberichterstattung erwarten. Wenn mich diese Diskussion nicht interessiert, kann ich sie ignorieren. Wenn sie mich interessiert, kann ich mir anhand der Information über ihre Existenz bei Bedarf weiterführende Informationen beschaffen.

Das hat übrigens auch gar nichts mit "ausgerechnet" Kingdom Come zu tun. Wenn es eine solche öffentliche Diskussion mit Beteiligung verantwortlicher Entwickler zu einem anderen Spiel/Sachverhalt gibt, würde ich die Erwähnung auch dort bei einer umfangreichen Vorberichterstattung erwarten und begrüßen.
Die Spekulationen in Vorabberichten sollten hingegen fundiert sein. In der Überschrift etwas von "bedenklicher Schieflage" dieses Spieles zu fabulieren ohne das dann im Artikel auch nur einmal am Spiel selbst festmachen zu können, ist aber eben keine fundierte Annahme, sondern - immerhin auch von dir festgestellt - eine Vorverurteilung auf ad hominem-Basis
Moment. Ich habe nie gesagt, dass ich diese konkrete Form der Auseinandersetzung mit dem Thema fordere. Im Gegenteil: Ich habe im Panel sogar recht explizit gesagt, was ich an diesem Beitrag problematisch finde. Man kann (und sollte in meinen Augen auch) zu dem Schluss gelangen, dass es das fertige Spiel benötige, um eine fundierte Aussage über sein Geschichtsbild zu treffen. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass man die öffentliche Diskussion darum ignorieren solle oder müsse. Ich fand die Diskussion sogar ausgesprochen interessant. Sauber journalistisch aufbereitet hätte sie in meinen Augen einen erheblichen Mehrwert für eine Vorberichterstattung geliefert (immer ausgehend von der Annahme, das sei nicht passiert - wie im Panel schon erwähnt, habe ich die Vorberichterstattung nicht intensiv verfolgt). Ganz ohne Pranger und Rassismus-Vorwürfe.
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