Fangen wir mit dem Flop an:
Baby Driver
Edgar Wright ist für mich ein Genie. Ich liebe Shaun of the Dead, Hot Fuzz oder Scott Pilgrim. Seine Filme sind wahnsinnig witzig, haben immer das Herz am rechten Fleck und sind visuell sehr kreativ.
Ich mag auch seinen ersten richtig großen Blockbuster, nämlich Ant-Man.
Baby Driver kann nur auf einer rein optischen Ebene überzeugen. Bei dem Film handelt es sich eigentlich um ein Musikvideo, bei dem die Actionszenen - also Verfolgungsjagden, Schusswechsel und Schlägereien - auf die Musik geschnitten sind. Das hat ihm auf der technischen Ebene 3 Oscar-Nominierungen eingebracht und ich habe schon diverse Experten, die sich mit Schnitt und Tonschnitt auskennen. sabbern hören.
Aber das reicht mir einfach nicht.
Das Drehbuch ist schlecht... so ich habe es gesagt. Edgar Wright hat ein schlechtes Drehbuch geschrieben. Die Charaktere sind allesamt langweilig, in der Hektik bleibt absolut keine Zeit sich mit ihnen zu beschäftigen und ihnen wenigstens etwas Tiefe zu verleihen. Der Hauptcharakter ist mir richtig unsympathisch. Einzige Ausnahme ist da vielleicht noch Lilly James als Deborah. Sie spielt das so schön tragisch.
Das Pacing des Films ist wirklich eine Katastrophe. Der hat keinen Spannungsbogen, weil er einfach nur durchpacen will getrieben von der Musik.
Der Plot ist dünner als ein Blatt Papier (Baby fährt Fluchtwagen --> Baby merkt (komischwerweise erst beim letzten Job), dass der Job schmutzig ist --> Baby will raus aus dem Job, hängt aber zu tief drin und bringt seine Liebe in Gefahr -->
Baby rettet seine Liebe und opfert sich in dem er in den Knast geht (Ok, das es kein Happy End gibt war etwas überraschend
)
Ich musste auch nur einmal lachen.
Ich werde ab jetzt mal Wertungen geben, einfach so
Baby Driver bekommt von mir eine 5/10. War überhaupt nicht mein Film. Zuviel Style, zu wenig Substance.
Paterson
Ein Film über nichts. Das hat mich sofort interessiert.
Adam Driver spielt einen Busfahrer, der in seinen Pausen und seiner Freizeit Gedichte schreibt. Er lebt mit seiner Frau zusammen, die gerne malt , Gitarre lernen will und Cupcakes auf dem Bauernmarkt verkauft. Aus diesem Leben sieht man dann eine Woche. Das war´s.
Der Film ist langsam und ereignislos. Das Aufregendste ist, dass sein Bus kaputt geht und ein verzweifelter Liebender in seiner Stammbar einen nervous breakdown hat. Es wird sein Alltag gezieigt, gnadenlos. Morgens aufstehen, frühstücken, zum Busdepot, Arbeiten, nachhause, mit dem Hund raus, einen trinken gehen, Bett.
Der Zuschauer kommt genauso in den Trott und deswegen werden die Gedichte für den Zuschauer genauso eine Abwechslung und Ausflucht, wie für den Hauptcharakter im Film.
In dem Film geht es natürlich nicht um nichts, sondern um Poetik, wie sie entsteht und wie Kunst daraus entsteht. Wie uns diese Kunst hilft aus dem Alltag auszubrechen und eine Erfüllung zu spüren.
Poetik wird beispielsweise darüber hergestellt, dass direkt zu Beginn des Films seine Freundin sagt, sie hättevon Zwillingen geträumt. Woraufhin im ganzen Film Zwillinge zu sehen sind. Die Gitarre, die die Freundin bestellt hat ein Schachbrettmuster und Schachbretter waren im Film bis dahin ein ständig auftauchendes Motiv. Auch z.B., dass der Film in Paterson, New Jersey spielt, die Hauptfigur Paterson heißt und sein Lieblingsbuch „Paterson“ von William Carlos Williams.ist. Das ist etwas „on the nose“und am Ende drückt der Film einen sein Thema etwas rein. Das war mir dafür, dass man den Anspruch hat einen künstlerischen Film zu machen etwas zu plump. Da wollte man halt sicherstellen, dass es jeder kapiert.
Ich finde der Film hat jetzt auch keine besonders gewichtige Aussage. Es ist eher eine Ode an die Poetik und ihre Kraft.
Er wird nicht jedem gefallen.
7/10.
Under the Skin
Noch ein Film, der nicht jedem gefällt. Auf Amazon gerade einmal etwas mehr als 2 Sterne. Ich habe aber in diversen Feuilletons „Meisterwerk“ gelesen.
Und auch hier, bin ich eher so dazwischen.
Der Film erlärt sich wirklich gar nicht. In den ersten 30 Minuten versteht man gar nichts. Eine Frau, gespielt von Scarlett Johannson, fährt mit einem Kleinbus durch Schottland, verführt Männer, die dann in einem schwarzen Raum nackt und mit erigiertem Penis im Boden verschwinden. Das wird dann gut eine Stunde lang durchgezogen mit kaum Dialog und ohne Kontext.
Witzigerweise hat man aber keine Statisten genommen und tatsächlich Scarlett Johansson mit einem Kleinbus durch die Gegend fahren lassen, die dann Leute nach dem Weg fragt oder durch Einkaufszentren läuft. Anscheinend kennt man sie in Schottland gar nicht oder man hat einiges raus geschnitten, wo sie erkannt wurde. Und das hat natürlich noch eine Aussage, denn sie ist in dem Moment genau wie im Film ja eigentlich ein Fremdkörper unter Menschen. Allein dafür sollte man den Film schon loben; aus der Not eine Tugend gemacht. Budget hatte man nämlich eigentlich nicht.
Erst am Ende kristallisiert sich so etwas wie eine „Story“ heraus und man erkennt um was es geht. Richtig eindeutig ist aber nichts und es gibt zig Interpretationsansätze.
Der Film erzeugt eine wahnsinnig unangenehme Stimmung und er hat es geschafft mich am Ende sogar etwas zu berühren, was ich nicht gedacht hätte.
Ich würde den Film aber wirklich schon fast als Experimentalfilm bezeichnen. Das ist ein Film auf Messers´ Schneide. Entweder er zündet oder man fühlt sich vor den Kopf gestoßen.
Bei mir hat es funktioniert.
7/10
(PS: Was hat die FSK geritten den ab 12 freizugeben? Erigierte Penisse, Scarlett Johansson Full Frontal, verstörende psychologisch anstrengende Szenen und sogar sexuelle Gewalt, was war denn da los?)
Memento
Dazu muss ich eigentlich nicht mehr viel sagen. Ist ein Klassiker. Ich habe den Film vor langer Zeit schon gesehen und hole gerade meine Lieblinge, die ich bisher nur auf Deutsch kannte im O-Ton nach.
Meiner bescheidenen Meinung nach, eins der besten Drehbücher aller Zeiten.
9/10