Gendern in der deutschen Sprache

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Stuttgarter
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Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von Stuttgarter »

Feamorn hat geschrieben: 21. Jul 2018, 22:52

Und auch gut begründet.

Ich habe das nicht geschrieben, aber ich habe weder mit dem Binnen-Strich, -Stern oder sonst was ein Problem und auch nicht mit der Art und Weise das zu sprechen. Klar ist das, wenn man es so hört, zunächst mal ungewohnt, aber was mir bei Folge 1 schon auffiel war, dass ich das, glaube ich, im Kopf ohnehin schon immer so "gesprochen" haben (also gelesen, ihr wisst, was ich meine).
Ist das alles gegen meine Gewohnheiten und seit Jahrzehnten gebildete und gewohnte Ästhetik? Keine Frage, aber ich habe absolut kein Problem damit, das so zu akzeptieren und mich auch ehrlich gesagt schon dran gewöhnt (habe heute endlich Folge 2 gehört).
Ich finde die Diskussion darum alleine aus dem wissenschaftlichen Standpunkt heraus interessant, also die Untersuchung was Sprache wie bewirkt oder bewirken kann und hoffentlich irgendwann die Erkenntnis, wie man mit der Thematik optimal umgeht. Sei das der Ansatz mit gutturaler Pause oder sonst irgendeine Idee die noch kommen mag.

@Siel: Bei der Verwendung der beiden Formulierungen fehlen halt leider diejenigen, die sich weder als männlich noch als weiblich identifizieren.
Durchaus sehr gut begründet. :)

Ganz ehrlich, ich versteh nicht, wie man damit auf rein sprachlicher/akkustischer Ebene so ein gewaltiges Problem haben kann. Ich bin 39. Wenn ich mir so überlege, an was sich meine Ohren und Augen in den letzten 20 Jahren so gewöhnen mussten - allein das ganze Denglisch ist eine viel größere Vergewaltigung der von mir überaus geliebten Sprache. Angefangen bei Genitiv- und Plural-Apostroph bis hin zu grausamen eingedeutschten Redewendungen oder gleich dem englischen Begriff mit einer deutschen Endung versehen ("downloaden", "verlinken", "es workt" etc.) - all das ist Schindluder mit der Sprache hoch zehn, ohne erkennbaren Sinn. Wohingegen das Gegendere sicher auch eigenwillig ist, aber wenigstens einen tatsächlichen Nutzen bringt.

Ich vermute, dass viele, die so auf die Schönheit der Sprache beharren, kein Problem damit haben, Games downzuloaden, den Link zur besten Newsseite zu googlen, dort den neusten Trailer zum aktuellen Hypetitel anzuschauen, von dem sie im Podcast gehört haben - aber wenn die Sprache ein bisschen fairer werden soll, dann wird auf die Tradition der deutschen Sprache verwiesen. Grade in einem Spieleforum erscheint mir das zumindest ein wenig widersprüchlich. ;)
Siel
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Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von Siel »

@feamorn

Ich bin da recht Konservativ und rational! Für mich gibt es nur 3 Geschlechter, Männlein,Weiblein und hermaphroditen!
Das sind die Geschlechter die Wissenschaftlich und Biologisch nachzuweisen sind!
Alles andere sind nur persönliche Befindlichkeiten desjenigen!
Ich Respektiere zwar seine Lebensweise aber sehe keinen Grund in aus Rationaler Sicht besonders zu benennen! Da Biologisch eben nur diese 3 Archetypen existieren! (Ps.: selbst ein XXY Chromosom ist sehr selten).
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HerrReineke
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Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von HerrReineke »

Feamorn hat geschrieben: 21. Jul 2018, 22:52 Ist das alles gegen meine Gewohnheiten und seit Jahrzehnten gebildete und gewohnte Ästhetik? Keine Frage, aber ich habe absolut kein Problem damit, das so zu akzeptieren und mich auch ehrlich gesagt schon dran gewöhnt (habe heute endlich Folge 2 gehört).
Ich finde die Diskussion darum alleine aus dem wissenschaftlichen Standpunkt heraus interessant, also die Untersuchung was Sprache wie bewirkt oder bewirken kann und hoffentlich irgendwann die Erkenntnis, wie man mit der Thematik optimal umgeht. Sei das der Ansatz mit gutturaler Pause oder sonst irgendeine Idee die noch kommen mag.
+1

Dass ich zu einem solchen - in meiner Wahrnehmung - sehr "emotional umkäpften" Thema überhaupt schreibe liegt nur daran (auch dies muss nochmal lobend erwähnt werden finde ich), dass in diesem Forum glücklicherweise eine sachliche Diskussion überwiegt und tolerante Umgangsformen vorherrschen [Edit: Ausnahmen und Regeln und so...].

Und auch wenn Nina hier nicht mehr mitdiskutiert (was ich auch gut nachvollziehen kann) möchte ich trotzdem gerne loswerden, dass ich allein schon den bisherigen Umgang und die Offenheit von ihr und Dennis mit diesem Thema für mich persönlich als sehr bereichernd und interessant empfunden habe. Fernab von den tollen Inhalten die beide zum Podcast beisteuern: Danke auch dafür :)
Zuletzt geändert von HerrReineke am 21. Jul 2018, 23:42, insgesamt 1-mal geändert.
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Stuttgarter
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Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von Stuttgarter »

Siel hat geschrieben: 21. Jul 2018, 23:30 @feamorn

Ich bin da recht Konservativ und rational! Für mich gibt es nur 3 Geschlechter, Männlein,Weiblein und hermaphroditen!
Das sind die Geschlechter die Wissenschaftlich und Biologisch nachzuweisen sind!
Alles andere sind nur persönliche Befindlichkeiten desjenigen!
Ich Respektiere zwar seine Lebensweise aber sehe keinen Grund in aus Rationaler Sicht besonders zu benennen! Da Biologisch eben nur diese 3 Archetypen existieren! (Ps.: selbst ein XXY Chromosom ist sehr selten).
Wo kämen wir auch hin, wenn wir auf persönliche Befindlichkeiten von Mitmenschen Rücksicht nähmen!
Voigt
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Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von Voigt »

Bei Vorstellung an Arzt habe ich jetzt kein direkt männlichen Arzt im Kopf, aber liegt auch sicher mit dran, da ich einem Teil der Menscheit angehöre die deutlich geringere Phantasie, in Sinne von im Kopf Stimmen und Bilder konkret erstellen lassen.

Wenn ich etwas lese, höre ich auch nicht meine eigene Stimme im Kopf, ich kann auch verdammt schwer einen Satz mit der Stimme einer Berühmtheit im Kopf lesen, was für viele wohl wxtrem einfach ist.

Denke dadurch habe ich weniger konkrete Bikder iim Kopf für Begriffe, und dadurch ist es für mich generischer.
Siel
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Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von Siel »

Stuttgarter hat geschrieben: 21. Jul 2018, 23:38
Siel hat geschrieben: 21. Jul 2018, 23:30 @feamorn

Ich bin da recht Konservativ und rational! Für mich gibt es nur 3 Geschlechter, Männlein,Weiblein und hermaphroditen!
Das sind die Geschlechter die Wissenschaftlich und Biologisch nachzuweisen sind!
Alles andere sind nur persönliche Befindlichkeiten desjenigen!
Ich Respektiere zwar seine Lebensweise aber sehe keinen Grund in aus Rationaler Sicht besonders zu benennen! Da Biologisch eben nur diese 3 Archetypen existieren! (Ps.: selbst ein XXY Chromosom ist sehr selten).
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Das war vermutlich härter ausgedrückt als gemeint! Aber wie gesagt ich respektiere jede Lebensweise aber von Biologischen Standpunkt her ist es Irrelevant! Mag härter Klingen als es ist. Dennoch ein Mann der sich als Frau fühlt, aber Lesbisch ist, und sich nicht in seine gewünschte Gestalt operieren lassen will. Ist dennoch biologisch gesehen ein Mann! Egal wie er sich nennt!
Wie gesagt ich bin vielleicht zu Konservativ aber Biologie und DNA lügen nicht!
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Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von Voigt »

Im Englischen gibt es halt die Unterscheidung vom biologischem Sex, der halt nur 2 (3) Sachen sein kann, und "Gender" was halt psychologisch ist, und potentiell unendlich viele Ausgestaltungen hat.

Daher wird in Deurschland auch in den Diskussionen Gender genommen, statt "Geschlecht"
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IpsilonZ
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Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von IpsilonZ »

Siel hat geschrieben: 21. Jul 2018, 23:45
Stuttgarter hat geschrieben: 21. Jul 2018, 23:38
Siel hat geschrieben: 21. Jul 2018, 23:30 @feamorn

Ich bin da recht Konservativ und rational! Für mich gibt es nur 3 Geschlechter, Männlein,Weiblein und hermaphroditen!
Das sind die Geschlechter die Wissenschaftlich und Biologisch nachzuweisen sind!
Alles andere sind nur persönliche Befindlichkeiten desjenigen!
Ich Respektiere zwar seine Lebensweise aber sehe keinen Grund in aus Rationaler Sicht besonders zu benennen! Da Biologisch eben nur diese 3 Archetypen existieren! (Ps.: selbst ein XXY Chromosom ist sehr selten).
Wo kämen wir auch hin, wenn wir auf persönliche Befindlichkeiten von Mitmenschen Rücksicht nähmen!
Das war vermutlich härter ausgedrückt als gemeint! Aber wie gesagt ich respektiere jede Lebensweise aber von Biologischen Standpunkt her ist es Irrelevant! Mag härter Klingen als es ist. Dennoch ein Mann der sich als Frau fühlt, aber Lesbisch ist, und sich nicht in seine gewünschte Gestalt operieren lassen will. Ist dennoch biologisch gesehen ein Mann! Egal wie er sich nennt!
Wie gesagt ich bin vielleicht zu Konservativ aber Biologie und DNA lügen nicht!
Ich weiß nicht obs schon wieder neue Erkenntnisse gab aber mein letzter Stand war, dass es bei weitem nicht so simpel ist.
https://m.tagesspiegel.de/wissen/gender ... 86730.html
Voigt
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Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von Voigt »

Eventuell liegt es ja daran, dass es spät, und warm ist ubd ich den Artikel am Smartphone lese, aber der Artikel isg mal so schlecht geschrieben.

Komplett inhaltslos an Infornationen, aber reine Selbstbeweihreicherungen und Kritik an der Biologischen Forschung.
Die Aussagangsaussage, als auch paar Zwischenarguemente werde nichtmal mit einem Hauch an Fakten hinterlegt.
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HerrReineke
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Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von HerrReineke »

Ohne den Artikel im Tagesspiegel wirklich gelesen zu haben: Der Artikel aus Nature: "Sex Redefined" von Claire Ainsworth inkl. "Mini-Podcast" von unter 6min - jedoch komplett auf englisch ;)
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Voigt
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Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von Voigt »

Habe den Nature Artikel mal überflogen,,der hat zumindest Fakten wo man über deren Interpretationoen diskutieren kann.

Die Existenz von Intersex hat ja niemand bestritten, daher ja auch die 3 in Klammern. Aber das ist halt eine seltene Genvariation/Mutation die auftritt, und ein wirkliches Spektrum sehe ich nicht.

Auch Betrachtung von einzelnen Zelle des Körper finde ich als nicht hilfreich. Viele Bakterien leben in so enger symbotischer Beziehung mit uns, dass man die gut als Teil des menschlichen Körpers betrachten können. Trotzdem gibt es kein Spektrum wie sehr Bakterie wir sind.
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Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von Papiertigger »

Was mich mal interessieren würde von den Verfechtern der Verschlusslaut-innen-Sprechweise hier im Thread und vor allem auch von Nina: Versucht ihr dann auch so im Alltag zu sprechen und wie sind eure Erfahrungen damit?
Zuletzt geändert von Papiertigger am 22. Jul 2018, 07:55, insgesamt 1-mal geändert.
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IpsilonZ
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Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von IpsilonZ »

Voigt hat geschrieben: 22. Jul 2018, 01:11 Habe den Nature Artikel mal überflogen,,der hat zumindest Fakten wo man über deren Interpretationoen diskutieren kann.

Die Existenz von Intersex hat ja niemand bestritten, daher ja auch die 3 in Klammern. Aber das ist halt eine seltene Genvariation/Mutation die auftritt, und ein wirkliches Spektrum sehe ich nicht.

Auch Betrachtung von einzelnen Zelle des Körper finde ich als nicht hilfreich. Viele Bakterien leben in so enger symbotischer Beziehung mit uns, dass man die gut als Teil des menschlichen Körpers betrachten können. Trotzdem gibt es kein Spektrum wie sehr Bakterie wir sind.
ich hatte bei meinem Artikel ehrlich gesagt auch nur schnell den ersten genommen, den ich beim Googlen auf dem Smartphone gefunden habe.

Ansonsten gings mir in erster Linie darum, dass sich das Thema eben nicht mit einem "die Wissenschaft ist da eindeutig und Biologie lügt nicht" wegwischen lässt. Letztenendes geht es ja eh um die Geschlechtsidentität (also "gender") aber ich finds eben auch interessant, dass auch beim biologischen Geschlecht ("sex") selbst die Sachen nicht ganz so einfach zu sein scheinen.
Papiertigger hat geschrieben: 22. Jul 2018, 07:33 Was mich mal interessieren würde von den Verfechtern der Verschlusslaut-innen-Sprechweise hier im Thread und vor allem auch von Nina: Versucht ihr dann auch so im Alltag zu sprechen und wurde sind eure Erfahrungen damit?
Ich bin ja neu bei dem Thema. Ich würds wohl versuchen, mein größtes Problem dürfte aber sein, dass es im normalen Alltag eher selten Verwendung finden wird und dementsprechend es schwer wird darauf zu achten. Wenn ich im Alltag mit Leuten spreche, rede ich ja meist über konkrete Situationen und Personen. Da kommt dann sowas wie "Polizist_innen" oder "Videospieljournalist_innen" etc. eher selten vor.
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Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von Axel »

IpsilonZ hat geschrieben: 22. Jul 2018, 07:50 Ich würds wohl versuchen, mein größtes Problem dürfte aber sein, dass es im normalen Alltag eher selten Verwendung finden wird und dementsprechend es schwer wird darauf zu achten.
Den Punkt finde ich interessant. Wie kommen die Befürworter eigentlich dazu, zu sagen, dass sich für Frauen so viel zum Besseren entwickeln wird, wenn diese Regelung im normalen Alltag so gut wie kaum Anwendung finden wird? :ugly:
Geht da nicht die Argumentation an der Wirklichkeit vorbei? Ich meine, es wird ja gesagt, dass durch gendern in der Sprache vermeintlich benachteiligte Frauen (was Frauen in unserer Gesellschaft nunmal nicht sind!) sprachlich mehr inkludiert werden. Aber stimmt das im normalen Alltag überhaupt? Und wenn nicht, warum dann die Diskussion? Da kann man es auch sein lassen und sich drängenderen Problemen widmen. Ist das nicht einfach nur diese Art Symbolpolitik, die uns allen schon bei unserer Bundregierung seit Jahren nervt?
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Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von Papiertigger »

Naja, dass es sich nie durchsetzt ist ja damit noch nicht gesagt, wenn es momentan im Alltag noch eine zu große Hemmschwelle gibt oder die Gewohnheit fehlt. Ich denke, wenn sich so etwas durchsetzt, dann durch den Gebrauch in "gesprochen" Medien wie Fernsehen, Radio oder eben Podcasts, die insoweit "Vorbilder" sein und eine Normalisierung und Gewöhnung bewirken könnten. Der Gebrauch im Alltag könnte dann darauf folgen. Ob es so kommt? Ich bin skeptisch und fände es ehrlich gesagt auch nicht gut, aber für ausgeschlossen halte ich es nicht, und es ist auch Ninas gutes Recht, zu versuchen, in ihrem Podcast dazu beizutragen.
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Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von IpsilonZ »

MitSchmackes! hat geschrieben: 22. Jul 2018, 08:12
IpsilonZ hat geschrieben: 22. Jul 2018, 07:50 Ich würds wohl versuchen, mein größtes Problem dürfte aber sein, dass es im normalen Alltag eher selten Verwendung finden wird und dementsprechend es schwer wird darauf zu achten.
Den Punkt finde ich interessant. Wie kommen die Befürworter eigentlich dazu, zu sagen, dass sich für Frauen so viel zum Besseren entwickeln wird, wenn diese Regelung im normalen Alltag so gut wie kaum Anwendung finden wird? :ugly:
Geht da nicht die Argumentation an der Wirklichkeit vorbei? Ich meine, es wird ja gesagt, dass durch gendern in der Sprache vermeintlich benachteiligte Frauen (was Frauen in unserer Gesellschaft nunmal nicht sind!) sprachlich mehr inkludiert werden. Aber stimmt das im normalen Alltag überhaupt? Und wenn nicht, warum dann die Diskussion? Da kann man es auch sein lassen und sich drängenderen Problemen widmen. Ist das nicht einfach nur diese Art Symbolpolitik, die uns allen schon bei unserer Bundregierung seit Jahren nervt?
Weil es eben doch genug Situationen gibt in denen es dann doch verwendet werden würde. Nur gefühlt jetzt nicht in einer normalen Runde mit Freund*innen.
Vielleicht wars Stuss, aber mein erster Gedanke war, dass man in so ner lockeren Runde ja viele Erlebnisse etc. teilt, in welchen die beteiligten Personen schon klar zuzuordnen sind. Ich rede momentan im Alltag auch relativ wenig Deutsch, weshalb mir vielleicht gerade etwas das Gefühl dafür fehlt. Mir ist nur gerade hier im Forum und beim schreiben mit Leuten aus Deutschland aufgefallen, dass das dort nicht oft auftaucht.

Dafür gibts ja aber genug andere Situationen, in welchen es eben doch ausreichend Verwendung finden würde. Zum Beispiel, wenn man über eine bestimmte Berufsgruppe spricht oder insgesamt in Sachtexten.

Dass es hier nicht nur um Symbolpolitik geht, dachte ich, wäre mit den bereits genannten Studien und Anekdoten bereits widerlegt worden.
Papiertigger hat geschrieben: 22. Jul 2018, 08:48 Naja, dass es sich nie durchsetzt ist ja damit noch nicht gesagt, wenn es momentan im Alltag noch eine zu große Hemmschwelle gibt oder die Gewohnheit fehlt. Ich denke, wenn sich so etwas durchsetzt, dann durch den Gebrauch in "gesprochen" Medien wie Fernsehen, Radio oder eben Podcasts, die insoweit "Vorbilder" sein und eine Normalisierung und Gewöhnung bewirken könnten. Der Gebrauch im Alltag könnte dann darauf folgen. Ob es so kommt? Ich bin skeptisch und fände es ehrlich gesagt auch nicht gut, aber für ausgeschlossen halte ich es nicht, und es ist auch Ninas gutes Recht, zu versuchen, in ihrem Podcast dazu beizutragen.
So oder so hat sie eine Diskussion darüber angeregt, was Sprache für einen Einfluss auf uns und unsere Gesellschaft hat und sogar ein paar Leute dazu motiviert es mal selbst zu probieren. Man kann wohl sagen sie hatte schon Erfolg. :)
Freitag
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Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von Freitag »

IpsilonZ hat geschrieben: 22. Jul 2018, 08:52 Dass es hier nicht nur um Symbolpolitik geht, dachte ich, wäre mit den bereits genannten Studien und Anekdoten bereits widerlegt worden.
Hier möchte ich einmal nachhaken, aus Interesse. Wenn ich nichts übersehen habe, würde in dem Thread nur diese Studie über Kinde und Berufe genannt. Ich zitiere:
[...]Den Kindern wurden Berufsbezeichnungen vorgelesen: entweder geschlechtergerecht, also männliche und weibliche Form, oder nur einzeln in der männlichen Pluralform. [...] Die Kinder schätzten für jeden Beruf in einem Fragebogen ein, wie viel man in dem jeweiligen Beruf verdient, wie wichtig er ist, wie schwer zu erlernen und auszuführen er ist und ob sie sich selbst zutrauen würden, diesen Beruf zu ergreifen. [...] Die typisch männlichen Berufe wurden nach der geschlechtergerechten Bezeichnung als leichter erlernbar und weniger schwierig eingeschätzt als nach der rein männlichen Bezeichnung. [...] Allerdings zeigen die Analysen auch, dass bei der Verwendung geschlechtergerechter Sprache die Berufe als weniger wichtig angesehen wurden und dass die Bezahlung in „typisch männlichen“ Berufen niedriger eingeschätzt wurde als nach Nennung der rein männlichen Berufsbezeichnung. [...]
Nach meiner EInschätzung hat das sehr wenig mit dem eigentlichen Thema hier zu tun - Repräsentation durch Sprache. Und genau gar nichts mit dem Gender Gap. Die Studie möchte ich damit im Übrigen gar nicht klein reden, sie zielt nur in eine andere Richtung, zumindest dem Artikel nach.

Wenn mir bis hierhin kein Fehler unterlaufen ist, finde ich die sehr definitve Aussage, es sei belegt, dass es sich um mehr als Symbolpolitik handele, gewagt. Mich würden ganz ehrlich Beweise dazu, in die eine oder andere Richtung interessieren.
Und zur Klarstellung: Im persönlichen Sprachgebrauch kann das jeder handhaben, wie er möchte. Ninas Aussprache hat mich zuerst irritiert, aber habe mich recht schnell daran gewöhnt und nehme es bewusst kaum noch wahr.
Nur: für den theoretischen Fall, dass man gerade das Gender Gap verpflichten möchte, braucht es entwederAkzeptanz durch Zeit oder eindeutige Studien.
Bei der weiblichen Form ist man aus meiner Sicht fast schon an dem Punkt. Selbst in meinem eher konservativen Studiengang Agrarwissenschaften werden wir angehalten, in Hausarbeiten "Studierende" zu schreiben. Oder auch ständig "Leserinnen und Leser" zu nutzen, statt im Vowort darauf hinzuweisen, dass beide Geschlechter gemeint sind. "Studierende" halte ich dabei aber wirklich für reine Symbolpolitik.
Eleganter wären allerdings geschlechtsneutrale Formulieren, soweit möglich.
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Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von IpsilonZ »

Freitag hat geschrieben: 22. Jul 2018, 10:25
IpsilonZ hat geschrieben: 22. Jul 2018, 08:52 Dass es hier nicht nur um Symbolpolitik geht, dachte ich, wäre mit den bereits genannten Studien und Anekdoten bereits widerlegt worden.
Hier möchte ich einmal nachhaken, aus Interesse. Wenn ich nichts übersehen habe, würde in dem Thread nur diese Studie über Kinde und Berufe genannt. Ich zitiere:
[...]Den Kindern wurden Berufsbezeichnungen vorgelesen: entweder geschlechtergerecht, also männliche und weibliche Form, oder nur einzeln in der männlichen Pluralform. [...] Die Kinder schätzten für jeden Beruf in einem Fragebogen ein, wie viel man in dem jeweiligen Beruf verdient, wie wichtig er ist, wie schwer zu erlernen und auszuführen er ist und ob sie sich selbst zutrauen würden, diesen Beruf zu ergreifen. [...] Die typisch männlichen Berufe wurden nach der geschlechtergerechten Bezeichnung als leichter erlernbar und weniger schwierig eingeschätzt als nach der rein männlichen Bezeichnung. [...] Allerdings zeigen die Analysen auch, dass bei der Verwendung geschlechtergerechter Sprache die Berufe als weniger wichtig angesehen wurden und dass die Bezahlung in „typisch männlichen“ Berufen niedriger eingeschätzt wurde als nach Nennung der rein männlichen Berufsbezeichnung. [...]
Nach meiner EInschätzung hat das sehr wenig mit dem eigentlichen Thema hier zu tun - Repräsentation durch Sprache. Und genau gar nichts mit dem Gender Gap. Die Studie möchte ich damit im Übrigen gar nicht klein reden, sie zielt nur in eine andere Richtung, zumindest dem Artikel nach.

Wenn mir bis hierhin kein Fehler unterlaufen ist, finde ich die sehr definitve Aussage, es sei belegt, dass es sich um mehr als Symbolpolitik handele, gewagt. Mich würden ganz ehrlich Beweise dazu, in die eine oder andere Richtung interessieren.
Und zur Klarstellung: Im persönlichen Sprachgebrauch kann das jeder handhaben, wie er möchte. Ninas Aussprache hat mich zuerst irritiert, aber habe mich recht schnell daran gewöhnt und nehme es bewusst kaum noch wahr.
Nur: für den theoretischen Fall, dass man gerade das Gender Gap verpflichten möchte, braucht es entwederAkzeptanz durch Zeit oder eindeutige Studien.
Bei der weiblichen Form ist man aus meiner Sicht fast schon an dem Punkt. Selbst in meinem eher konservativen Studiengang Agrarwissenschaften werden wir angehalten, in Hausarbeiten "Studierende" zu schreiben. Oder auch ständig "Leserinnen und Leser" zu nutzen, statt im Vowort darauf hinzuweisen, dass beide Geschlechter gemeint sind. "Studierende" halte ich dabei aber wirklich für reine Symbolpolitik.
Eleganter wären allerdings geschlechtsneutrale Formulieren, soweit möglich.
Es geht mir jetzt weniger darum, ob durch eine Studie schon eine direkte Wirkung bewiesen wurde. Aber bei dem Begriff "Symbolpolitik" klingt es für mich als täte man einfach irgendetwas nur um der Sache Willen. Also ganz ohne dass dahinter irgendeine Forschung, Studien oder andere Arbeit dahinter stecken. Es klingt als würde man unterstellen, dass jemand sich was aus dem Nichts ausgedacht hat weil man meint irgendwas wäre ungerecht.

Aber das ist ja hier nicht der Fall. Es wird ja durchaus daran gearbeitet Lösungen zu finden, es werden Studien herangezogen usw. Das ist für mich in der Sache an sich dann schon was anderes als reine Symbolpolitik.

Wenn hier eine andere Interpretation des Begriffs "Symbolpolitik" vorliegt, gerne her damit. Für mich steht es aber für eine symbolische Geste ohne tiefergehende Auseinandersetzung. Wie z.B. wenn ich "RIP XY" schreibe wenn jemand gestorben ist. Oder mein Profilbild auf Facebook schwarz mache.
Freitag
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Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von Freitag »

Wenn du es so definierst, schwierig. Vielleicht ist Symbolpolitik auch nicht der beste Begriff. Ich habe in dieser ganzen Diskussion einfach den Eindruck, dass ganz überwiegend mit Emotionen, Gefühlen und Eindrücken, weniger mit Zahlen oder Fakten argumentiert wird. Und das macht eine Diskussion schwierig. Gegen die Gefühle einer Person kann ich nicht argumentieren, die sind nunmal vorhanden und weder richtig noch falsch.
Studien, die eine der beiden Seiten untermauern, kenne ich leider fast gar nicht. Und auch die Diskussion hier ist eher eine emotionale, als eine wissenschaftliche, habe ich den Eindruck. Das ist nicht "schlimm", aber darauf wollte ich eigentlich hinaus.
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Beitrag von IpsilonZ »

Da ich grad auf Arbeit bin, habe ich jetzt noch nicht die Zeit dafür mich da reinzulesen. Aber es gibt durchaus ein paar Texte und Arbeiten dazu, die hilfreich sein könnten. Aber so oder so ist das Forschungsfeld natürlich noch relativ jung. Ich störte mich hier in erster Linie wirklich an dem Begriff "Symbolpolitik" aus genannten Gründen.

Leitfaden für eine geschlechtersensible und inklusive Sprache (PDF)
Effekte des generischen Maskulinums und alternativer Sprachformen auf den gedanklichen Einbezug von Frauen (PDF)

In dem ersten Link wird auch eine Studie zur Verwendung von Binnen-I und Querstrich erwähnt. Leider konnte ich diese nicht finden. Die Uni Göttingen Seite führt dann auch gerne mal zu ner 404-Seite. :(
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