Red Dead Redemption 2

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Fährmann
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Re: Red Dead Redemption 2

Beitrag von Fährmann »

Ich mach nach dem spannenden Jagd-Einwurf noch mal die "Ist die Spielepresse komplett überhyped?"-Diskussion auf.

Ich fand schon immer, dass Wertungen in der Spielepresse oft irreführend sind, weil sie Innovation nicht richtig abbilden. Klare 90er Spiele wären für mich Minecraft, DayZ oder Dark Souls (bzw. Demon Souls), weil sie wirkliche gute Spiele waren, in denen auffällig neue Ideen dringesteckt haben. Wenn man schon ne Menge Spiele gespielt hat, hat es sich nichtsdestotrotz gelohnt, mal in Minecraft zu schauen. Typischerweise sind das aber keine Spiele, die wirklich hohe Wertungen bekommen, sondern in den Redaktionen eher als Geheimfavoriten verkauft werden.

Die Spiele, die tatsächlich hohe Wertungen bekommen, wirken stattdessen wie Sachen, die es schon 1000 Mal vorher gab. GTA5 war das 51te Spiel in einer Reihe von 50 GTA-artigen Spielen, die es schon gibt. God Of War wirkt (ungespielt) wie das 51te Spiel in einer Reihe von 50 God-Of-War-artigen Spielen. Und wenn ich mir Gameplay und den Anfang von RdR2 ansehe, finde ich auch nichts, was es nicht schon 1000 Mal gab. Es ist, als ob man sagt: "Matrix 2 ist viel besser als der erste Teil: Viel mehr Kämpfe, viel mehr Explosionen, und guckt mal, wie viel Zeit sie sich mit der Handlung lassen!"

Möglicherweise bin ich frustriert, weil ich das Gefühl habe, dass die Spielepresse mir als altes Eisen keine Tipps mehr geben kann, welche Spiele sich für mich lohnen. Aber gleichzeitig frage ich mich, warum Spiele irgendwelche altbekannten Konzepte nochmal aufwärmen können und dann trotzdem absurd hohe 95er Wertungen kriegen.
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Andre Peschke
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Re: Red Dead Redemption 2

Beitrag von Andre Peschke »

Ich muss gestehen, ich hatte noch kein verwundetes Tier vor mir, finde es aber erstmal interessant, wenn ein Spiel den Nutzer durch Darstellung von Gewaltfolgen "prellt" (wie Nils das in Gänsehaut so schön formuliert hat). Auch Arthur, der Protagonist, geht durchaus mal an eine Grenze, wo klar wird: "Das ist wirklich ein Schwerverbrecher und nicht nur ein Rauhbein" - etwa wenn er einen bettelnden Menschen die Schulden aus dem Leib prügelt. Klar überwiegt da am Ende die Gunslinger-Coolness und die Frage nach menschlichem Leid an anderer Stelle wird man legitim stellen dürfen. Aber wenn Grenzen sanft ausgetestet und nicht gleich gesprengt werden, ist das erstmal interessant. Was nicht bedeutet, dass man nicht legitimerweise beschließen darf, dass man sich dieser Erfahrung nicht aussetzen will oder die Umsetzung am Ende nicht gewinnbringend findet. Mit ist das Jagen in RDR2 auch so schon unangenehm, genauso wie es das in AC Odyssey war (da geben zB getroffene Hunde und Wölfe recht herzerweichende Schmerzenslaute von sich).

Andre
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kami
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Re: Red Dead Redemption 2

Beitrag von kami »

Fährmann hat geschrieben: Möglicherweise bin ich frustriert, weil ich das Gefühl habe, dass die Spielepresse mir als altes Eisen keine Tipps mehr geben kann, welche Spiele sich für mich lohnen. Aber gleichzeitig frage ich mich, warum Spiele irgendwelche altbekannten Konzepte nochmal aufwärmen können und dann trotzdem absurd hohe 95er Wertungen kriegen.
Weil sie die altbekannten Konzepte eben gekonnt variieren und mit handwerklicher Meisterschaft präsentieren. Ein Star Wars ist auch nicht zum Kinohit und Klassiker geworden, weil das Rad hier neu erfunden wurde. Der Film machte Sachen, die schon häufig gemacht wurden, aber er machte sie eben besser.
“Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.” Philip K. Dick
lnhh
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Re: Red Dead Redemption 2

Beitrag von lnhh »

Ich fand die Szene nicht soo wild. Man kann auch direkt das Messer zuecken und ohne grosse Inszenierung das Tier erlegen.
Fuck Tapatalk
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Wudan
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Re: Red Dead Redemption 2

Beitrag von Wudan »

Fährmann hat geschrieben: 26. Okt 2018, 16:51 Möglicherweise bin ich frustriert, weil ich das Gefühl habe, dass die Spielepresse mir als altes Eisen keine Tipps mehr geben kann, welche Spiele sich für mich lohnen. Aber gleichzeitig frage ich mich, warum Spiele irgendwelche altbekannten Konzepte nochmal aufwärmen können und dann trotzdem absurd hohe 95er Wertungen kriegen.
Naja, weil Innovation ja nun mal nicht das einzige Kriterium für Qualität ist. Es gibt ja noch vieles anderes was da mit reinspielt, und wenn ein Spiel so ziemlich alles perfekt umsetzt, zwar ohne das Rad neu zu erfinden, aber genug originelle Elemente enthällt, warum dann nicht auch entsprechend positiv bewerten? Um bei deinen Beispielen zu bleiben, GTA5 hat im Vergleich zu GTA4 durchaus einige neue und spannende Elemente hinzugefügt. Das grundlegene Prinzip blieb zwar gleich, dennoch gab es dort viel was es vorher so nicht gab, und dazu technisch auch noch sehr gut umgesetzt.
Oder nimm Rennspiele, bei denen kann man auch schwerlich "das Rad neu erfinden" (höhö), dennoch kann es doch ein super gutes Spiel sein was Rennfans 100% Spaß macht.
Wohingegen man btw deine Kritik durchaus auch auf Souls-Spiele anwenden kann. Sooo innovativ sind die heute auch nicht mehr. Mitlerweile gibt es gefühlt auch locker 50 Souls Klone die man dann ja auch nicht mehr hoch bewerten dürfte, auch wenn es fantastisch umgesetzt ist. (abgesehen davon war Demon Souls noch nie ne 90 imho, aber das ist ein anderes Thema^^)
flowseven
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Re: Red Dead Redemption 2

Beitrag von flowseven »

Bisher etwa 10 Stunden gespielt! Atmosphäre und Welt sind natürlich grandios, aber es gibt schon verdammt viele Dinge die mich stören...

Die Steuerung ist mit das Schlechteste was ich im AAA Bereich bisher erleben durfte. Oft weiß man nicht mal was man falsch gemacht hat weil so gut wie jede Taste doppelt belegt hat. Das Kreismenü ist ein "Graus". Auch toll, wenn man jemanden ins Gesicht schießt anstatt zu reden, weil das Eine R2 ist und das Andere L2 :D
Red Dead hat quasi ein 8 Stunden Tutorial, aber erklärt die Mechaniken dahinter trotzdem zu wenig. Ich hab eine legendären Bär erlegt und das Spiel sagt dir eigentlich nicht was du damit machen kannst. Erst durch die halbe Welt um dann eine Bärenmütze zu bekommen die nichts bringt :D

Auch die Steuerung mit dem Pferd ist mega nervig. Wenn man in der Stadt wieder mal gesucht wird weil die Steuerung versagt hat. Die Animationen beim Plündern sind natürlich auch katastrophal und kosten viel Lebenszeit. Spielmechanisch finde ich Red Dead 2 nicht mal durchschnitt, aber die Welt und die Charaktere lassen vieles verzeihen.
Incursio
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Re: Red Dead Redemption 2

Beitrag von Incursio »

Nabend zusammen,

Ich frage mich gerade ob ich ein abgestumpftes A.... bin, aber ich kann euch leider bei der Tierthematik kein Stück folgen. Ihr bzw. vor allem André „genießen“ Gewaltdarstellungen gegenüber Menschen aber wenn ein Wolf in AC Odyssee kurz aufjault geht das an die Grenzen des Aushaltbarens?
Nicht falsch verstehen, jeder kann und darf natürlich empfinden wie er mag und seine eigenen Konsequenzen daraus ziehen, so ganz logisch und verständlich ist es für mich aber einfach nicht.
Würde wirklich gerne den Hintergrund oder eure Gedanken dabei verstehen.
Letztendlich sind für mich das alles nur Pixel und ich kann sowohl bei Tier als auch Mensch zwischen Fiktion/Spiel und Realität differenzieren.

Beste Grüße
Sebastian
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Terranigma
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Re: Red Dead Redemption 2

Beitrag von Terranigma »

Incursio hat geschrieben: 27. Okt 2018, 00:39Würde wirklich gerne den Hintergrund oder eure Gedanken dabei verstehen.
Ich versuche es mal zu reflektieren.

Zwischen Realität und Fiktion kann ich differenzieren. Ebenso weiß ich, dass in einem Buch, einem Film, usw. die Figuren nur fiktiv sind. Dennoch habe ich Joffrey in Game of Thrones innig gehasst und war betrübt als Aeris in Final Fantasy 7 starb. "Es sind nur Pixel" ist insofern kein Maßstab, weil ansonsten Dramen als Genre grundsätzlich nicht funktionieren würden. Auch da würde man nicht sagen, "Sind doch nur Schauspieler" - auch wenn ich, wie jeder andere, natürlich weiß, dass dem so ist. Bei Videospielen gilt insofern dasselbe. Es geht gerade um die Fiktion, die mir unangenehm ist. Und die Fiktion - allgemeiner: die Vorstellung - ein Tier qualvoll zu töten empfinde ich als sehr unangenehm.

Nun kann man zurecht sagen, dass dies für Menschen ja hoffentlich ebenso gilt. Gilt es auch. Hier ist es allerdings differenzierter, weil menschliche Figuren in Erzählungen differenzierter sind und differenziertere Emotionen bei mir auslösen kann. Ich kann Menschen in Erzählungen mögen, hassen, ihnen alles Gute oder Schlechte wünschen, mich mit ihnen freuen, usw. Ebenso kann ich die Gewalt gegen diese Menschen aus der Erzählung heraus für plausibel und legitim erachten. Wenn in Star Wars hunderte Sturmsoldaten abgeknallt werden stört mich das nicht, eben weil der Filme diese Figuren als "die Bösen" etabliert hat. Auch in Videospielen ist's zu 99,9% der Fall, dass die Spiele mir eine Legitimation an die Hand geben, weshalb es in Ordnung oder sogar gut sei bestimmte Menschen zu töten. Menschen zu töten ist in Videospielen insofern zumeist in der Erzählung begründet und spielmechanisch notwendig.

Für Tiere gilt das nicht. Die sind in aller Regel überhaupt nicht in die Handlung eingebunden. Das Töten von Tieren wird deshalb erzählerisch nicht legitimiert, weil die Entwickler annehmen, dass die meisten Spieler die Prämisse teilen, dass es in Ordnung ist Tiere zu töten und dieser Tötungsakt daher nicht weiter legitimiert werden muss, anders als bei Menschen. Die Prämisse teile ich nicht, aber das ist eine persönliche Angelegenheit. Ästhetisch empfinde ich das Töten und sichtbare Leid von Tieren deshalb als so unangenehm, weil diese "naiv" sind. Wenn ich einen Menschen in einem Videospiel töte, so ist dies zu 99,9% ein expliziter Gegner und dieser Gegner weiß, weshalb ich ihn töte - z.B. weil er ein Gangster, Bandit, Nazi, o.Ä. ist. Tiere haben dieses Verständnis nicht, die Gewalt trifft sie in diesem Sinne unerwartet. Und das fühlt sich falsch an. Ähnlich falsch, als würde einem Baby in einer Fiktion Gewalt angetan werden, eben deshalb, weil auch einem Baby die kognitiven Fähigkeiten fehlen zu verstehen, was eigentlich passiert. Es kann keinen Wut oder Zorn verspüren, sondern ist quasi ahnungslos der Situation ausgeliefert. Ebenso das Tier, das nur auf einmal bemerkt, dass es einen Pfeil oder eine Kugel in sich stecken hat.

Was mich insofern abschreckt ist Gewalt gegen "naive (unschuldige) Lebewesen". Warum gerade das so einen Nerv bei mir trifft kann ich nicht sagen. Ich bemerke nur, das dem so ist. :D


Nur so als Idee: vielleicht wäre das ja mal ein Thema für Nachgeforscht. Könnte mir gut vorstellen, dass es einige Spieler gibt, die auf Gewalt gegenüber Tieren stärker reagieren als bei Gewalt gegenüber Menschen.
Sitting quietly and doing nothing,
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grows by itself.
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DanteAlucard88
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Re: Red Dead Redemption 2

Beitrag von DanteAlucard88 »

flowseven hat geschrieben: 26. Okt 2018, 22:12 Bisher etwa 10 Stunden gespielt! Atmosphäre und Welt sind natürlich grandios, aber es gibt schon verdammt viele Dinge die mich stören...

Die Steuerung ist mit das Schlechteste was ich im AAA Bereich bisher erleben durfte. Oft weiß man nicht mal was man falsch gemacht hat weil so gut wie jede Taste doppelt belegt hat. Das Kreismenü ist ein "Graus". Auch toll, wenn man jemanden ins Gesicht schießt anstatt zu reden, weil das Eine R2 ist und das Andere L2 :D
Red Dead hat quasi ein 8 Stunden Tutorial, aber erklärt die Mechaniken dahinter trotzdem zu wenig. Ich hab eine legendären Bär erlegt und das Spiel sagt dir eigentlich nicht was du damit machen kannst. Erst durch die halbe Welt um dann eine Bärenmütze zu bekommen die nichts bringt :D

Auch die Steuerung mit dem Pferd ist mega nervig. Wenn man in der Stadt wieder mal gesucht wird weil die Steuerung versagt hat. Die Animationen beim Plündern sind natürlich auch katastrophal und kosten viel Lebenszeit. Spielmechanisch finde ich Red Dead 2 nicht mal durchschnitt, aber die Welt und die Charaktere lassen vieles verzeihen.
Würde ich für mich so unterschreiben. Als ich die vielen Test-Fazits gelesen habe, in dem kein einziger von einem guten oder flüssigen Gameplay geredet, obwohl die Wertung so verdammt hoch ist bei manchen (z.B. Gamepro), da hatte ich schon die Befürchtung, dass hier wie in früheren Rockstar-Titeln eher mittelmäßiges geboten wird. Aber was Spielfluss angeht, da fühlt es sich für mich sogar wie ein Rückschritt an.
Ich habe erst ein paar Stunden gespielt und habe jetzt schon kein Bock mehr zu looten. Alles ist so dermaßen träge und steuert sich so unpräzise.
Das Schießen lockt bei mir auch keine Lust auf mehr hervor (Ich bin eigentlich kein Fan von einem Gears of War, aber ich verstehe nicht wieso es Rockstar mit einem so riesigen Budget und Aufwand es nicht auf die Kette kriegt, ihre seit Jahren wichtigste Kernspielmechanik, bei GTA und Red Dead, mal spaßig und gut umzusetzen, wenn solche Spiele es schon seit Ewigkeiten besser machen).
Wie in manchen anderen Spielen wird hier vermeintlicher Möchtegern-Realismus für die Spielbarkeit geopfert.

Auf der anderen Seite ist eben aber das, was du am Ende erwähnst. Die Spielwelt, die Chars und Dialoge sind wunderbar und man möchte deshalb eigentlich weiterspielen. Aktuell kann ich mir nur sehr schwer vorstellen, dass ich länger als die Hauptkampagne bleibe.
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philoponus
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Re: Red Dead Redemption 2

Beitrag von philoponus »

Andre Peschke hat geschrieben: 26. Okt 2018, 17:09 Auch Arthur, der Protagonist, geht durchaus mal an eine Grenze, wo klar wird: "Das ist wirklich ein Schwerverbrecher und nicht nur ein Rauhbein" - etwa wenn er einen bettelnden Menschen die Schulden aus dem Leib prügelt. Klar überwiegt da am Ende die Gunslinger-Coolness und die Frage nach menschlichem Leid an anderer Stelle wird man legitim stellen dürfen.
Ich finde die Prämisse der Story (Gauner und Bandenmitglied) spießt sich auch immer wieder mit dem Honor-System. Einerseits wird Loyalität mit Gaunern belohnt, andererseits "normale" gute Taten. Ich spiele ja generell lieber den "good guy", was hier natürlich nicht einfach ist.
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limericks
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Re: Red Dead Redemption 2

Beitrag von limericks »

Wundert mich ebenfalls, dass Gameplay und Steuerung in den Reviews nie negativ erwähnt wurden. Für mich ist das zwar kein Dealbreaker weil ich da recht resistent bin, aber zumindest der einzige substantielle Kritikpunkt den ich bislang habe. Es fühlt sich schwerfällig an und man hat an einigen Stellen das Gameplay der Atmosphäre geopfert (etwa durch die langen Loot- oder Häutungsanimationen).
Das ist natürlich legitim und beeindruckend konsequent, dass ein Spiel sowas macht, aber gleichzeitig wird das viele Spieler abschrecken die das flüssige Spielerlebnis moderner Shooter gewohnt sind.

Wurde bei der Jagddiskussion bedacht, dass ein Bogen andere Auswirkungen hat als eine Schrotflinte oder ein Jagdgewehr? In Bezug auf Tierleid, das hier als Exploitation beurteilt wurde weil es angeblich wenig mit einer realen Jagd zu tun hätte? Ich persönlich finde die Darstellung erschreckend realitätsnah, hab aber nie selbst ein Tier erlegt sodass ich das fundiert beurteilen könnte. Insofern hat mir sehr gefallen, dass Rockstar hier keine Kompromisse eingeht und offenbar auch manchen Typ Mensch damit vor den Kopf stößt.
Was in sich auch wieder diskussionswürdig wäre, dass nach so einer langen Gewalt und Exploitationhistorie in der Spielegeschichte ausgerechnet das die Szene zu sein scheint, die manchen zu weit geht.
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Maxi
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Re: Red Dead Redemption 2

Beitrag von Maxi »

philoponus hat geschrieben: 27. Okt 2018, 08:55
Andre Peschke hat geschrieben: 26. Okt 2018, 17:09 Auch Arthur, der Protagonist, geht durchaus mal an eine Grenze, wo klar wird: "Das ist wirklich ein Schwerverbrecher und nicht nur ein Rauhbein" - etwa wenn er einen bettelnden Menschen die Schulden aus dem Leib prügelt. Klar überwiegt da am Ende die Gunslinger-Coolness und die Frage nach menschlichem Leid an anderer Stelle wird man legitim stellen dürfen.
Ich finde die Prämisse der Story (Gauner und Bandenmitglied) spießt sich auch immer wieder mit dem Honor-System. Einerseits wird Loyalität mit Gaunern belohnt, andererseits "normale" gute Taten. Ich spiele ja generell lieber den "good guy", was hier natürlich nicht einfach ist.
Es ist ja auch interessant, dass das vor allem Arthur vollkommen bewusst ist. Er sagt ja beispielsweise bereits in der ersten Mission zu der geretteten Frau aus dem Haus (paraphrasiert): "We're bad folks but we ain't them."
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Heretic
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Re: Red Dead Redemption 2

Beitrag von Heretic »

Ist die Szene mit dem leidenden Reh wiederholbar? Ich habe bisher nur die Stunde der Kritiker auf GamersGlobal geschaut, und da kam mir die Sache eher gescriptet vor.
Terranigma hat geschrieben: 27. Okt 2018, 01:03 Wenn in Star Wars hunderte Sturmsoldaten abgeknallt werden stört mich das nicht, eben weil der Filme diese Figuren als "die Bösen" etabliert hat. Auch in Videospielen ist's zu 99,9% der Fall, dass die Spiele mir eine Legitimation an die Hand geben, weshalb es in Ordnung oder sogar gut sei bestimmte Menschen zu töten. Menschen zu töten ist in Videospielen insofern zumeist in der Erzählung begründet und spielmechanisch notwendig.

Für Tiere gilt das nicht. Die sind in aller Regel überhaupt nicht in die Handlung eingebunden.
Aber "die Bösen" gibt es in der Realität nicht. Jedenfalls nicht so klar definiert wie z. B. in Star Wars. Und selbst da könnte man drauf kommen, dass nicht alle Stormtroopers ehemalige Schulschläger mit schlechten Manieren sind. ;)

Tiere sind in Spielen meist eine Ressourcenquelle, die vom Menschen ausgebeutet wird. Klingt zynisch, ist der Realität aber wesentlich näher als "die Bösen".
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limericks
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Re: Red Dead Redemption 2

Beitrag von limericks »

Heretic hat geschrieben: 27. Okt 2018, 11:16 Ist die Szene mit dem leidenden Reh wiederholbar? Ich habe bisher nur die Stunde der Kritiker auf GamersGlobal geschaut, und da kam mir die Sache eher gescriptet vor.
Soweit ich das bislang beurteilen kann läuft das jedesmal so ab, wenn du ein Tier beim jagen nicht mit einem Schuss tötest. Auch auf mich wirkte die erste Szene gescriptet, aber wenn du außerhalb von Missionen jagst ist das genauso.
Der Kojote tat mir tatsächlich leid, als er da in seinem eigenen Blut lag, mit den Beinen zuckte und jaulte. Hut ab, Rockstar, sowas hat bislang noch kein Spiel geschafft.
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philoponus
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Re: Red Dead Redemption 2

Beitrag von philoponus »

Sehr gut möglich, dass ich in drei Jahren noch RDR2 spiele, wenn ich weiterhin nur pokere und herumreite.
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limericks
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Re: Red Dead Redemption 2

Beitrag von limericks »

philoponus hat geschrieben: 27. Okt 2018, 11:31 Sehr gut möglich, dass ich in drei Jahren noch RDR2 spiele, wenn ich weiterhin nur pokere und herumreite.
Gut dass man am Anfang nur um niedrige Einsätze spielen kann, ich hätt sonst schon die gesamte Lagerkassa verspielt :ugly:

Anderes witziges Detail: Dead Eye füllt man unter anderem mit Zigaretten auf, also nach einer Schießerei muss mein Morgan erstmal ein paar rauchen :lol:
Zuletzt geändert von limericks am 27. Okt 2018, 11:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Vinter
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Re: Red Dead Redemption 2

Beitrag von Vinter »

Das Thema hatten wir ja eigentlich auch schon ein paar Mal.

Ein Tier in einem Videospiel kann einen ziemlich guten Job machen, ein echtes Tier zu repräsentieren. Animationen, Laute, Mimik etc. Deswegen können wir uns mit dem realweltlichen Abbild identifizieren. Ein Mensch in einem Videospiel, insbesondere ein gesichtsloser Gegner-NPC, macht hingegen idR einen verdammt schlechten Job, ein Mensch darzustellen - und deshalb ist uns dessen Tod egal. Das liegt auch daran, dass wir evolutionär darauf getrimmt sind, die Mimik von Menschen zu lesen und daher deutlich wahrnehmen, wenn etwas nicht stimmig ist. Ob hingegen ein Wolf angemessen realistisch animiert ist, können wir gar nicht wirklich beurteilen.

Den anderen Fall gibt es nämlich auch: Es gibt nette Videos, in denen Hunde mit Roboterhunden konfrontiert sind - und die sind äußerst irritiert über ihren mechanischen Artgenossen, weil der sich irgendwie nicht richtig verhält.
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Santiago Garcia
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Re: Red Dead Redemption 2

Beitrag von Santiago Garcia »

limericks hat geschrieben: 27. Okt 2018, 10:47 Wundert mich ebenfalls, dass Gameplay und Steuerung in den Reviews nie negativ erwähnt wurden.
Nie?
It's a smart way of grounding you even further in Red Dead Redemption 2's world, even if - in what becomes something of a recurring theme - that elegance isn't met by the deeper design, where an overly fussy rotary selection system has you all fingers and thumbs when performing even the most perfunctory task.
https://www.eurogamer.net/articles/2018 ... n-2-review
This is a slow game, one where huge stretches involve little more than riding or walking from place to place, drinking in the atmosphere that surrounds you. This is a sensation I expect some players will bristle at. Arthur moves at a methodical pace, and while there are some sections where the controls feel flat out unintuitive or unresponsive, more often it's just a matter of letting Arthur's animations play out. And there are so many of them. So many. If you want to pick up a gun, skin an animal, even open a damn drawer, you'll have to watch him go through a realistically, if slowly paced animation for it. Hell, every major character in this game has their own distinctive way of moving through the world. It is a ludicrous amount of animation. Ludicrous.
https://www.giantbomb.com/reviews/red-d ... /1900-787/
I only rarely found Red Dead 2 to be “fun” in the way I find many other video games to be fun. The physical act of playing is rarely pleasurable on its own. It is often tiring and cumbersome, though no less thrilling for it. No in-game activity approaches the tactilely pleasing acts of firing a space-rifle in Destiny, axing a demon in God of War, or jumping on goombas in Super Mario Bros. Red Dead 2 continues Rockstar’s longstanding rejection of the notions that input response should be snappy, that control schemes should be empowering and intuitive, and that animation systems should favor player input over believable on-screen action.

Pressing a button in Red Dead 2 rarely results in an immediate or satisfying response. Navigating Arthur through the world is less like controlling a video game character and more like giving directions to an actor. Get in cover, I’ll tell him, only to see him climb on top of the cover. Did I press the button too late? Did my button-press register at all? Dude, get down, I’ll cry, as his enemies begin to open fire. He’ll slowly wheel around, then slide down to the ground with an elaborate stumbling animation. GET IN COVER, I’ll command, pressing the “take cover” button for what feels like the sixth time. He’ll haul his body weight forward, then finally crouch behind the wall.

Arthur’s horse adds yet another degree of remove. With a press of a button, Arthur coaxes his horse forward. Pressing it rhythmically in time with the horse’s hoofbeats causes him to urge the horse to a gallop. But you’re still controlling the man, not the horse. Mind your direction, for it is perilously easy to broadside a passing civilian and instigate a firefight, or to collide with a rock or tree, sending man and horse careening catawampus to the ground. Red Dead 2’s horses are meticulously detailed and gorgeously animated, and move through the world like real animals, right up until they don’t. Get too close to a boulder or crosswise to a wagon, and the realistic facade crumbles, leaving you with a grouchy, unresponsive horse with its head clipping through a tree.

Almost every interaction must be performed through the same gauzy, lustrous cling-wrap. Firefights are chaotic and random, and aiming often feels wild and unmanageable. Rifles require separate trigger-pulls to fire and to chamber a new round. Enemies move quickly and melt into the world’s overwhelming visual milieux, and my resulting reliance on the heavily magnetized aim-assistance turned most fights into pop-and-fire shooting galleries. Arthur moves slowly, particularly while in settlements or indoors. It’s also possible to make him run too fast, crashing through doors and into civilians. Navigating this world is arduous, heavy, and inelegant. Even the simple act of picking an object up off the floor can require two or three moments of repositioning and waiting for an interaction prompt.
https://kotaku.com/red-dead-redemption- ... 1829984369
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philoponus
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Re: Red Dead Redemption 2

Beitrag von philoponus »

Santiago Garcia hat geschrieben: 27. Okt 2018, 12:30
limericks hat geschrieben: 27. Okt 2018, 10:47 Wundert mich ebenfalls, dass Gameplay und Steuerung in den Reviews nie negativ erwähnt wurden.
Nie?
In den Reviews, die ich gelesen / gesehen / gehört habe, wird die manchmal fitzelige Steuerung durchaus angesprochen. Ebenfalls, dass die "Gun Selection" etwas umständlich ist, weil man im Auswahlrad nochmal die Schultertasten benötigt.

Ich würde noch ergänzen, dass andere Dinge auch nicht sehr elegant gelöst sind. Schon einmal versucht ein "Outfit" beim Pferd zu deponieren. Gibt zwar ein Symbol im Kleiderkasten, aber ich wo finde ich das dann wieder? Etc. Auf dieser Ebene finde ich die Bedienung oft umständlich bis unklar.

Spiele es aber sehr gerne. Üblicherweise nerven mich Open World Spiele nach etwa 10 Stunden und die habe ich hier längst hinter mir und keinerlei Ermüdungserscheinungen.
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Axel
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Re: Red Dead Redemption 2

Beitrag von Axel »

Ich finde, RDR wie auch das letzte AC gehören, genauso wie jedes Jagdspiel, zumindest boykottiert. Wenn nicht gar verboten.

Nun habe ich als Veganer und Haustierbesitzer sicherlich eine andere Perspektive als die Meisten. Aber für mich sind Tiere schützenswerte Lebewesen. Sei es eine Spinne, ein Wolf, eine Katze, ein Hund oder ein Reh. Mir ist bewusst, dass es ohne Tierschlachtung nicht geht (mein Kater bekommt ja auch Fleisch vom Bauernhof). Ich bin aber der Meinung, dass man die Tierhaltung- und schlachtung radikal eindämmen könnte, wenn die Menschen vielleicht nur einmal in der Woche fleisch essen - so wie es für eine gesunde Ernährung ja auch empfohlen wird. Es ist derzeit so, dass Tiere gequält werden und dann noch die ganzen gewonnenen Lebensmittel zum großen Teil einfach weggeworfen werden. Ist pervers, oder?

Dazu kommt, dass wir beispielsweise hier in Deutschland eine erstarkende Jägerlobby haben. Die - gemeinsam mit rechtsradikalen Parteien wie CSU und AfD - Stimmung gegen schützenswerte Tiere wie den Wolf machen. Damit man diese wieder ordentlich abknallen kann. Sowas macht mich extrem wütend, weil auch viele Leute noch drauf reinfallen. Die glauben wirklich, dass Wölfe Menschen anfallen und gefährliche Tiere seien. Dabei sind Wölfe hochsoziale und intelligente Tiere, die mehr Angst vor uns haben als andersherum.

Das Bejagen von Tieren ist also auch ein hochpolitisches Thema. Und hier macht ein Spiel wie RDR2 pure Propaganda fürs Jagen. Auch indem es dazu führt, dass dessen Spieler emotional vor Tierleid abstumpfen. Jeder der ein Haustier hat, der weiß, wieviele tierfeindliche Menschen es bereits gibt. Solche Spiele sind da Wasser auf den Mühlen.

Dazu kommt, dass die Menschen heute sowieso schon extrem von der Natur entfremdet sind, hört euch dazu einfach mal dieses DLF-Feature an: https://www.deutschlandfunkkultur.de/au ... _id=431279

Solche Spiele verstärken das nur.
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