Pathfinder: Kingmaker
Weiterhin absolut großartig. Es wird dem Spiel nicht gerecht, es in eine Traditionslinie mit Baldurs Gate 2 zu stellen oder es gar als geistigen Nachfolger zu bezeichnen. Das ist's nicht, dafür ist es viel zu eigenständig. Denn es kopiert und verbessert nicht nur eine alte Formel, wie es Pillars of Eternity tat, sondern baut ein Füllhorn von eigenen Ideen ein, die ich in dieser Form in keinem anderen Rollenspiel bisher je sah. Viele Ideen davon funktionieren nicht so sauber, wie sie sollten, das Balancing hakt teilweise, die Umsetzung hat Ecken und Kanten, und doch ziehe ich meinen Hut, dass die Entwickler hier auf Features statt Polish gesetzt haben.
Mein Favorit: die Handlung entwickelt sich teilweise
unabhängig von mir weiter. Zeit ist ein eine Ressource, die vorsichtig verwaltet werden muss. Es gibt nicht nur einen Tag- und Nachtwechsel, sondern einen Kalender. Reisen dauert Zeit. Das Umsetzung von bestimmten Vorhaben dauert Zeit. Und - das ist so großartig! - meine Antagonisten warten nicht darauf, bis ich agiere. Pathfinder schafft es wirklich mit ein Gefühl von Zeit und Raum zu vermitteln, eben weil diese Elemente in dem Spiel tatsächlich von spürbarer Bedeutung sind. Es ist quasi die Anti-These zu Fallout, Skyrim und Co, wo die Welt geduldig auf ihre Rettung wartet und die Suche nach dem eigenen Sohn auch ein paar hundert Spielstunden aufgeschoben werden kann. Eben weil diese Spiele ihre eigene Prämisse selbst nicht ernst nehmen.
Pathfinder nimmt sich ernst und lässt Konsequenzen folgen. Ich hatte seit langer Zeit nicht mehr das Gefühl vor einem Spiel zu sitzen, dessen Entwickler mich wie ein intelligentes Wesen behandeln. Trotz der berechtigten Kritik am Balancing, der steilen Lernkurve und teils schwer nachvollziehbaren Systeme und auch Bugs, für mich ist's definitiv mein Spiel des Jahres 2018. Es steht nicht im Schatten von Baldurs Gate 2, es läuft gleichberechtigt nebenher auf seinem ganz eigenen Pfad.
Nachfolger, bitte.