Nachtfischer hat geschrieben: ↑15. Jan 2019, 13:11
Pan Sartre hat geschrieben: ↑15. Jan 2019, 12:35
Aber warum nervt es? Wird es irgendwo aufgezwungen?
Das ist meines Erachtens ein klassischer Fall der
"Burden of Optimal Play".
Das Argument "Es zwingt dich ja keiner!" zieht da nur sehr bedingt, denn das Spiel trifft ja hier eine klare Aussage. Den Crafting-Grind mitzunehmen, ist in aller Regel eine optimale Strategie. Der Spieler bekommt beständig Vorteile, ohne dafür (in-game) Ressourcen investieren zu müssen, sondern "nur" Zeit. Du musst also die Betrachtungsebene wechseln. Du musst feststellen, dass die aufgewendete Ressource hier "Lebenszeit" ist und die dann mit den Spiel-Ressourcen vergleichen (da du ja auf Echtwelt-Ebene auch wenig zurück bekommst in Sachen "interessantem, bereicherndem Gameplay" o.ä.). Und das fühlt sich einfach nicht gut an - mit Recht.
Aber du sagst es doch selbst: "fühlt" sich nicht gut an. Aber meiner Meinung nach eben NICHT zu "Recht". Recht versucht möglichst einen allgemeingültigen Konsens abzubilden. Über was wir diskutieren, sind für mich Geschmacksfragen. Wenn es jemandem Spaß macht, Kastanien zusammeln, um hinterher seine Kastanientierchen zu bauen, dann fühlt es sich eben für ihn gut an. Wenn jemand keinen Bock dazu hat, kauft er sich die Kastanientierchen einfach, wenn er sie trotzdem haben will. Und mit was? Mit Geld! Woher hat er das Geld? Entweder gefunden, geerbt, erarbeitet oder erspielt. Meist hast du also schon irgendwo Ressourcen(ob nun Zeit oder ähnliches) investiert. Ähnliches versuchen doch auch einige Spiele abzubilden. Solange man nicht zum Grind gezwungen ist, sehe ich da nichts objektiv negatives.
Wieder mein Lieblingsbeispiel Gothic1/2: Weil die Haupt- und Nebenquests zu wenig XP abwerfen, bin ich gezwungen durch die Welt zu streifen und mir Gegner zu suchen, die ich besiegen kann, um XP zu grinden. Warum? Weil offene Haupt-/Nebenquest noch nicht gelöst werden können, da dort oft höherlevelige Gegner auf mich warten, die ich aufgrund des Kampfsystems kaum besiegen kann. Ich muss mich also dem "bereicherndem" Gameplay bedienen (plus Zeit), um im "bereicherndem" Gameplay voran zu kommen. Macht mir wenig Spaß.
Wenn ich jetzt wiederum F4 nehme: Die meisten Haupt-/Nebenquests sind ohne Crafting (optionale Gameplaymechanik) schaffbar. ABER ich kann einige Missionen vielleicht besser meistern mit einem sneaky Schalldämpfer. Meine Optionen sind nun: einen kaufen, einen craften, einen finden und einfach einen bekommen.
Kaufen = ich brauche Geld! Wie kriege ich Geld? Finden, arbeiten (andere Quests), klauen, verkaufen (vielleicht Schrott?
) etc. Es braucht ebenfalls Zeit, die nicht zwangsweise mit "bereicherndem" Gameplay gefüllt wird, aber je nach weiten Möglichkeiten der Geldbeschaffung, gefüllt sein kann.
Craften = braucht nur Zeit und eventl. entsprechende Perks! Wie mach ich das? Ich nehme mir Zeit, gehe Schrott suchen, finde Schrott, aber auch Geld (!), töte Gegner (bekomme XP) und mit viel Glück finde ich sogar gleich die Waffen-Mod.
Finden = braucht Zeit und sehr viel Glück (außer ich weiß, wo einer zu finden ist => siehe Bekommen )!
Bekommen = das Wissen wo und Zeit! Vielleicht muss ich eine Quest machen, die gut sein kann oder auch nicht (also doch wieder hauptsächlich Ressource Zeit).
Also vielleicht versteh ich dich falsch, aber ich sehe erst ein Problem, wenn mir ein Spiel nur einen Weg bietet und dieser mir nur bedingt Freude bereitet (Gothic 1/2). Dann lieber mehrere Wege, wovon mir zumindest einer Befriedigung verschafft oder ich den Weg sogar gänzlich weglassen kann, weil er nicht notwendig ist (F4).