Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

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Alienloeffel
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Alienloeffel »

Wolfgang Walk hat geschrieben: 23. Jan 2019, 21:28
Alienloeffel hat geschrieben: 23. Jan 2019, 20:31 Hörenswerte Kolumne mit ein paar sehr netten Gedankengängen. Ein paar Punkte sind auch angenehm streitbar, insbesondere bei einer Sache möchte ich widersprechen bzw hinterfragen:
Erwartet jeder Autor/jedes Spiel eine Lösung oder Antwort auf eine Frage die das Spiel selbst stellt?
Wenn ich in Doom in herausragendem Detail Dämonen mit den bloßen Händen zerreiße, ist die Antwort dann, das ich als Spieler die Möglichkeit wahrnehme das zu tun?
Ja.
...

Ich behaupte einfach, dass die mögliche Frage nicht immer das Hauptanliegen ist. In dem konkreten Fall ist doch das Vergnügen vollkommener, folgenloser Eskalation das Angebot das der Spieler dort wahrnehmen kann weil die Autoren dieses Spiels im Bewusstsein dieses Reizes entwickelt haben. Ich verstehe dein Argument so, dass das Hautpanliegen eines Spiels der eröffnete Diskurs des Autors ist. Natürlich lässt sich vieles als Antwort auf ungestellte Fragen deuten, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das immer die Intention ist.
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Nachtfischer
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Nachtfischer »

Alienloeffel hat geschrieben: 23. Jan 2019, 23:12 Ich behaupte einfach, dass die mögliche Frage nicht immer das Hauptanliegen ist. In dem konkreten Fall ist doch das Vergnügen vollkommener, folgenloser Eskalation das Angebot das der Spieler dort wahrnehmen kann weil die Autoren dieses Spiels im Bewusstsein dieses Reizes entwickelt haben.
Wie gesagt, das ist meines Erachtens hier viel weniger konkret zu sehen. Genau dieses Angebot macht ja die Natur des Spiels als (abstrakte) Debatte aus. Da wird was hingestellt und du sollst reagieren. Hin und her. Konversation.
Wolfgang Walk
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Wolfgang Walk »

Nachtfischer hat geschrieben: 23. Jan 2019, 23:32
Alienloeffel hat geschrieben: 23. Jan 2019, 23:12 Ich behaupte einfach, dass die mögliche Frage nicht immer das Hauptanliegen ist. In dem konkreten Fall ist doch das Vergnügen vollkommener, folgenloser Eskalation das Angebot das der Spieler dort wahrnehmen kann weil die Autoren dieses Spiels im Bewusstsein dieses Reizes entwickelt haben.
Wie gesagt, das ist meines Erachtens hier viel weniger konkret zu sehen. Genau dieses Angebot macht ja die Natur des Spiels als (abstrakte) Debatte aus. Da wird was hingestellt und du sollst reagieren. Hin und her. Konversation.
Exakt. Oder, anders formuliert: Debatte zwischen Spieler und Regeln. Problem und Lösung. Das kann super abstrakt sein und sehr konkret. Und alles dazwischen. Der Level der Abstraktion tut aber nichts zur Sache und ändert die Natur der offenen Struktur nicht. Er kann allerdings die Mittel beeinflussen, die der Spieler anwendet. Doom 1 war sehr abstrakt. Ersetze in derselben Mechanik mit heutiger Grafik die Monster durch Kinder, und die meisten Spieler werden sehr anders spielen. Die Debatte ist also sogar eine zwischen drei Personae: Game Designer, Player Subject und Player.

Aber das wäre dann vielleicht noch mal eine weitere Kolumne wert.
Xyxyx
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Xyxyx »

Soulaire hat geschrieben: 23. Jan 2019, 18:57
Aber eins sollte klar sein, ein Werk mit einem Autor, der die kreativen Zügel in den Händen hält und eins wo viele Leute Mitspracherecht haben, werden sich grundlegend voneinander unterscheiden. Ob das eine oder andere besser ist kann per se nicht gesagt werden und wenn dann nur auf lange Sicht herausgefunden werden.
Das hat auch nichts mit der natürlichen Einzigartigkeit des Mediums Spiel zu tun. Zumindest bei den größeren Spielen wird diese Entscheidung nicht aus kreativer Sicht getroffen, sondern aus "machtpolitischer" Perspektive des Publishers oder der Geldgeber. Was aus finanzieller Sicht sicherlich nicht dumm ist.
Ich sehe für das Werk an sich und die Rezeption tatsächlich überhaupt keinen Unterschied. Der Autor eines Textes ist für die Rezeption irrelevant. Nach Roland Barthes können wir sagen: Der Autor ist tot - und das seit mehr als 50 Jahren.

Das Feuilleton braucht den Autor vielleicht als Instanz, um selbst Geschichten zu erzählen, sich am Leides und Wirken des Genies zu ergötzen ist zwar ein Bestandteil der Rezeption von Kulturindustrie, aber nicht Bestandteil der Rezeption des Textes. Es ist für den Text völlig irrelevant ob ihn ein Autor, ein Milliarden-Konzern oder ein Schimpanse geschrieben hat. Relevant ist die Rezeption und die Eindrücke des Lesers.

Einschub: Für eine Produktionskritik/analyse ist der Entstehungsprozess natürlich nicht irrelevant und in vielen Fällen ist die Produktion als eigener Text sicherlich relevant, das kann man aber vom Werk trennen.

Womit wir auch bei einem Punkt sind, der neben dem Journalismus im Bereich "Gaming" noch fehlt: Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Videospielen erfolgt aus Produktionssicht. Das Ziel von "Gaming"-Studiengängen ist es Spieledesigner auszubilden. Das ist legitim. Wie es auch Kunsthochschulen, Regie-Studiengänge etc gibt. Allerdings ist das Ziel der Literaturwissenschaft, der Kunstgeschichte, der Theater- und Filmwissenschaft eben nicht Produktion dieser Texte zu lehren, sondern Rezeption und Analyse. Das entsprechende Äquivalent, die Ludologie, ist halt eben nicht etabliert, sondern meist nur ein Unterpunkt anderer Wissenschaften.
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Soulaire
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Soulaire »

Xyxyx hat geschrieben: 24. Jan 2019, 00:41
Soulaire hat geschrieben: 23. Jan 2019, 18:57
Aber eins sollte klar sein, ein Werk mit einem Autor, der die kreativen Zügel in den Händen hält und eins wo viele Leute Mitspracherecht haben, werden sich grundlegend voneinander unterscheiden. Ob das eine oder andere besser ist kann per se nicht gesagt werden und wenn dann nur auf lange Sicht herausgefunden werden.
Das hat auch nichts mit der natürlichen Einzigartigkeit des Mediums Spiel zu tun. Zumindest bei den größeren Spielen wird diese Entscheidung nicht aus kreativer Sicht getroffen, sondern aus "machtpolitischer" Perspektive des Publishers oder der Geldgeber. Was aus finanzieller Sicht sicherlich nicht dumm ist.
Ich sehe für das Werk an sich und die Rezeption tatsächlich überhaupt keinen Unterschied. Der Autor eines Textes ist für die Rezeption irrelevant. Nach Roland Barthes können wir sagen: Der Autor ist tot - und das seit mehr als 50 Jahren.

Das Feuilleton braucht den Autor vielleicht als Instanz, um selbst Geschichten zu erzählen, sich am Leides und Wirken des Genies zu ergötzen ist zwar ein Bestandteil der Rezeption von Kulturindustrie, aber nicht Bestandteil der Rezeption des Textes. Es ist für den Text völlig irrelevant ob ihn ein Autor, ein Milliarden-Konzern oder ein Schimpanse geschrieben hat. Relevant ist die Rezeption und die Eindrücke des Lesers.

Einschub: Für eine Produktionskritik/analyse ist der Entstehungsprozess natürlich nicht irrelevant und in vielen Fällen ist die Produktion als eigener Text sicherlich relevant, das kann man aber vom Werk trennen.

Womit wir auch bei einem Punkt sind, der neben dem Journalismus im Bereich "Gaming" noch fehlt: Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Videospielen erfolgt aus Produktionssicht. Das Ziel von "Gaming"-Studiengängen ist es Spieledesigner auszubilden. Das ist legitim. Wie es auch Kunsthochschulen, Regie-Studiengänge etc gibt. Allerdings ist das Ziel der Literaturwissenschaft, der Kunstgeschichte, der Theater- und Filmwissenschaft eben nicht Produktion dieser Texte zu lehren, sondern Rezeption und Analyse. Das entsprechende Äquivalent, die Ludologie, ist halt eben nicht etabliert, sondern meist nur ein Unterpunkt anderer Wissenschaften.
das Werk steht über allem. Daher stimme ich zu, dass dies bei der Rezeption keine Rolle spielen darf. Beim Schaffen hingegen gibt es da schon Vor-und Nachteile für jede Strukturform.
Wolfgang hat anscheinend negative Erfahrungen mit Werken von autoritären Autoren gemacht, sonst würde er diese nicht so kritisieren. Trotzdem heißt es nicht, dass er schon im Vorhinein mit Vorbehalten an diese Werke herangeht.
Ich glaube auch nicht, dass der Feuilleton selbst unbedingt den Autor braucht. In Filmrezensionen ist nämlich gar nicht so viel vom Autor die Rede.
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derFuchsi
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von derFuchsi »

In der mir sehr verkopft vorkommenden Diskussion um Autoren, Kunst und Kultur (Was genau ist das eigentlich konkret? Wir hatten ja bereits sehr ausufernde Kunstdebatten hier) hat im Gamestar Podcast jemand eine schön geerdete Aussage gemacht.
Im Grunde geht es um Anerkennung von Games als Hobby, gleichzusetzen mit Büchern oder Filmen/Serien. Irgenwann will man sich nicht mehr schämen müssen wenn man im Freundes-/Kollegen-/Bekanntenkreis erzählt dass man das ganze Wochenende wieder Battlefield 5 oder wasauchimmer gespielt hat. Erzählt man ich habe das ganze Wochenende Buch XY gelesen oder Serie XY gebinged (schreibt man das so?) ist das dagegen völlig in Ordnung.
Kein Wunder dass sich das Feulleton da mit Rezensionen noch etwas ziert. Wobei da vermutlich auch das Henne-Ei Problem zu klären wäre.
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Leonard Zelig
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Leonard Zelig »

Ich bekomme immer Bauchschmerzen, wenn Woody Allen in einem Atemzug mit Roman Polanski und Harvey Weinstein genannt wird.
Die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs konnten nie bewiesen werden. Moses Farrow, ein weiterer Adoptivsohn, hat in einem ausführlichen Blogpost beschrieben wie seine Mutter Mia Farrow seine Geschwister manipuliert hat. Der angebliche Missbrauch soll erst nach der Trennung stattgefunden haben, das macht überhaut keinen Sinn.
To those who have become convinced of my father’s guilt, I ask you to consider this: In this time of #MeToo, when so many movie heavyweights have faced dozens of accusations, my father has been accused of wrongdoing only once, by an enraged ex-partner during contentious custody negotiations. During almost 60 years in the public eye, not one other person has come forward to accuse him of even behaving badly on a date, or acting inappropriately in any professional situation, let alone molesting a child. As a trained professional, I know that child molestation is a compulsive sickness and deviation that demands repetition. Dylan was alone with Woody in his apartment countless times over the years without a hint of impropriety, yet some would have you believe that at the age of 56, he suddenly decided to become a child molester in a house full of hostile people ordered to watch him like a hawk.
http://mosesfarrow.blogspot.com/2018/05 ... arrow.html

Wenn man Leute wie Woody Allen oder auch Jörg Kachelmann mit aufzählt wenn es um ein tatsächlich existierendes Problem geht, dann erweist man der Sache leider einen Bärendienst. Die sensationslüsterne Boulevardpresse taugt sowieso nicht als moralische Instanz, was ihre Empörung heuchlerisch macht.

@Topic: Ich glaube nicht, dass die Spiele als Debattenbeitrag reichen. Weil dazu müssten sie erst mal gespielt werden. Und das ist leider für einen großen Teil der Gesellschaft eine zu hohe Hürde. Allerdings gibt es ja durchaus Konferenzen auf denen solche Debatten stattfinden (z.B. Clash of Realities). Wenn der Autor der SZ aber noch nicht mal weiß, dass es einen Lead Designer bzw. Creative Director gibt, dann wundert es wenig dass er von diesen Konferenzen noch nie etwas mitbekommen hat.

Letztens hab ich die Übersetzung eines Gesprächs zwischen Shigeru Miyamoto von Nintendo und Hayao Miyazaki von Studio Ghibli aus dem Jahr 1992 auf YouTube gesehen. Da kann man auch eine gewisse Arroganz gegenüber dem neuen Medium erkennen auf Seiten von Miyazaki. Wobei hierzulande sicher kein bekannter deutscher Regisseur 1992 bereit gewesen wäre so ein Gespräch mit einem Spieleentwickler zu führen.
https://www.youtube.com/watch?v=D5zMwOuhyHc
"The whole problem with the world is that fools and fanatics are always so certain of themselves, but wiser people so full of doubts."

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Stuttgarter
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Stuttgarter »

Auch, wenn die Diskussion jedes Mal auftaucht - ich würde auch dafür plädieren, dass zumindest Herr Freund eine Abschrift bekommt.

Einfach, weil es ein bisschen unfein ist, jemanden argumentativ komplett auseinanderzunehmen und dieser Jemand nicht mal die Chance hat, das mitzubekommen.

Abgesehen davon glaube ich tatsächlich nicht, dass eine zuweilen öffentlich gemachte 20-minütige Kolumne von Wolfgang (und um die geht es mittlerweile ja hauptsächlich, wenn der Ruf nach "macht das free for all" ertönt), die einmal im Monat erscheint, einen signifikanten wirtschaftlichen Schaden für ein Projekt bedeuten würde, das wöchentlich um die 20 Stunden Bezahlinhalt raushaut...
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HerrReineke
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von HerrReineke »

Stuttgarter hat geschrieben: 24. Jan 2019, 11:21 Abgesehen davon glaube ich tatsächlich nicht, dass eine zuweilen öffentlich gemachte 20-minütige Kolumne von Wolfgang (und um die geht es mittlerweile ja hauptsächlich, wenn der Ruf nach "macht das free for all" ertönt), die einmal im Monat erscheint, einen signifikanten wirtschaftlichen Schaden für ein Projekt bedeuten würde, das wöchentlich um die 20 Stunden Bezahlinhalt raushaut...
Wer weiß, was Wolfgang für seine Zeit berechnet :ugly:
Leonard Zelig hat geschrieben: 24. Jan 2019, 10:54 Letztens hab ich die Übersetzung eines Gesprächs zwischen Shigeru Miyamoto von Nintendo und Hayao Miyazaki von Studio Ghibli aus dem Jahr 1992 auf YouTube gesehen. Da kann man auch eine gewisse Arroganz gegenüber dem neuen Medium erkennen auf Seiten von Miyazaki. Wobei hierzulande sicher kein bekannter deutscher Regisseur 1992 bereit gewesen wäre so ein Gespräch mit einem Spieleentwickler zu führen.
https://www.youtube.com/watch?v=D5zMwOuhyHc
Geil, danke für den Hinweis! :)
Quis leget haec?
Stuttgarter
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Stuttgarter »

HerrReineke hat geschrieben: 24. Jan 2019, 11:31
Wer weiß, was Wolfgang für seine Zeit berechnet :ugly:
Hoffentlich verdammt viel. :) Er is es wert.

Das ist ja aber gar nicht die entscheidende Frage - die entscheidende Frage ist, wieviel Backer nur wegen Wolfgangs Kolumne monatlich 5 Dollar/Euro bezahlen. Und ob die alle abspringen würden, selbst, wenn das Ding jedesmal Freecontent wäre. (Was ja gar niemand möchte.) Und ich tu mir schwer bei dem Gedanken, dass allein Wolfgangs Kolumne ein Anlass sein könnte, Backer zu sein.

Edit: Aber ich ärger mich grad selbst, dass ich den allgemeinen Absatz noch hingeschrieben hab oben. Denn an und für sich hab ich akzeptiert, dass Wolfgang zwar regelmäßig Texte verfasst, die jeder hören sollte, aber nur die wenigsten tatsächlich hören können. Mir geht es in dem speziellen Fall tatsächlich darum, dass Herr Freund sehr angegangen wird (was ich Wolfgang beileibe nicht vorwerfe!) und jener Herr Freund aus reinen Stilgründen erfahren sollte, was über ihn und seine Argumentation gesagt wird.
Zuletzt geändert von Stuttgarter am 24. Jan 2019, 11:43, insgesamt 1-mal geändert.
Jochen

Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Jochen »

Einfach, weil es ein bisschen unfein ist, jemanden argumentativ komplett auseinanderzunehmen und dieser Jemand nicht mal die Chance hat, das mitzubekommen
Dieser Jemand hat die Chance: Er kann in weniger als einer Minute Backer werden und das Angebot via Patreon unverbindlich testen. Er kann also u.a. Wolfgangs Kolumne ganz in Ruhe und völlig kostenlos lesen/hören und bei Bedarf hier oder anderswo mitdiskutieren.

Ich möchte aber dringend darum bitten, diese Diskussion in Zukunft einfach mal ruhen zu lassen. Wir haben unseren Standpunkt mehrfach sehr deutlich gemacht. Daran wird sich auch mit der x-ten Diskussion nichts ändern. Sie kostet bloß eure und unsere Zeit - und bringt am Ende keinem was. Es ist überraschenderweise gar nicht so schwierig, nicht auf ein totes Pferd einzuprügeln. Einfach mal versuchen ;)
Stuttgarter
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Stuttgarter »

Jochen hat geschrieben: 24. Jan 2019, 11:43

Dieser Jemand hat die Chance: Er kann in weniger als einer Minute Backer werden und das Angebot via Patreon unverbindlich testen. Er kann also u.a. Wolfgangs Kolumne ganz in Ruhe und völlig kostenlos lesen/hören und bei Bedarf hier oder anderswo mitdiskutieren.

Ich möchte aber dringend darum bitten, diese Diskussion in Zukunft einfach mal ruhen zu lassen. Wir haben unseren Standpunkt mehrfach sehr deutlich gemacht. Daran wird sich auch mit der x-ten Diskussion nichts ändern. Sie kostet bloß eure und unsere Zeit - und bringt am Ende keinem was. Es ist überraschenderweise gar nicht so schwierig, nicht auf ein totes Pferd einzuprügeln. Einfach mal versuchen ;)
Okay, dann nur noch eine Rückfrage - weiß Herr Freund bzw. hat er überhaupt die Chance zu wissen, dass er, wenn er Backer werden würde, etwas über sich und seinen Text hören könnte? :)

By the way, ich finde gar nicht, dass Ihr das Ding öffentlich machen müsst. Eine Email an ihn mit der geschriebenen Kolumne, also der von Skizzenbildner genannte "Leserbrief", würde ja völlig genügen. Und hätte evtl. sogar Werbewirkung für Euch, falls Herr Freund daraufhin eine öffentliche Antwort verfassen sollte und Euch darin nennt.
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bluttrinker13
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von bluttrinker13 »

@Stuttgarter: Warum schreibst du Herrn Freund dann nicht einfach einen Leserbrief? Dann weiß er es. ;)
Jochen B.
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Jochen B. »

Nur zur Information: Bei Twitter wurde Nicolas Freund im Vorfeld bereits auf The Pod und das Erscheinen der Walk-Kolumne hingewiesen. Seine Reaktion: "(...) nie davon gehört" und "(...) von mir aus können die podcasten, was sie wollen" (Quelle: Twitter).
Zuletzt geändert von Jochen B. am 24. Jan 2019, 11:58, insgesamt 2-mal geändert.
Jochen

Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Jochen »

Stuttgarter hat geschrieben: 24. Jan 2019, 11:46Okay, dann nur noch eine Rückfrage - weiß Herr Freund, dass er, wenn er Backer werden würde, etwas über sich und seinen Text hören könnte?
Das musst du ihn fragen. Denn nachdem ich auch nicht jeden Spiele-Entwickler persönlich kontaktiere, wenn wir sein/ihr Spiel besprechen und/oder kritisieren, halte ich es im Falle der SZ ganz genau so. Das ist im Übrigen eine der Kerndisziplinen von kritischer journalistischer Distanz: Dass man eben nicht rumläuft und ruft "wir haben über dich berichtet und hier ist dein kostenloses Exemplar!"
Stuttgarter
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Stuttgarter »

Ich seh grad, dass Herr Freund wohl informiert wurde. Insofern hat sich meine Rückfrage dann wohl erledigt.
Stuttgarter
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Stuttgarter »

Jochen hat geschrieben: 24. Jan 2019, 11:56

Das musst du ihn fragen. Denn nachdem ich auch nicht jeden Spiele-Entwickler persönlich kontaktiere, wenn wir sein/ihr Spiel besprechen und/oder kritisieren, halte ich es im Falle der SZ ganz genau so. Das ist im Übrigen eine der Kerndisziplinen von kritischer journalistischer Distanz: Dass man eben nicht rumläuft und ruft "wir haben über dich berichtet und hier ist dein kostenloses Exemplar!"
Danke für die Antwort. Ich würde da zwar wahnsinnig gern dagegen argumentieren, aber dann würde es doch etwas arg OT hier. Insofern von meiner Seite aus - danke fürs Antworten, gern zurück zum eigentlichen Thema. :)
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Alienloeffel
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Alienloeffel »

Der gesamte Artikel basiert anscheinend ohnehin auf sehr viel halbwissen (Positiv beschrieben). Ich kann mir nicht vorstellen, dass das den Autor überhaupt interessiert, was andere darüber sagen. Sonst kann ich mir auch nicht erklären wie man sowas schreiben kann. Da gibt es ja auch genug schlicht falsche Annahmen und sehr zweifelhafte Vergleiche. Das Verhältnis von Buch zu Verlag und Spiel zu Studio beispielsweise ist einfach so fundamental anders - Ich verstehe nicht wie man das ernsthaft vergleichen kann...
Ich wüsste aber auch nicht, warum man dem Herren jetzt jede Reaktion und Diskussion über seinen Artikel auf die Nase binden müsste. Persönlich fände ich das sogar ziemlich nervig denke ich.

Ich verstehe Wolfgangs Ansatz zu den gestellten Fragen etc. durchaus, stimme aber nach wie vor nicht komplett zu. Macht aber ja nichts, mir gefällt die Kolumne trotzdem.
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EchnaTron
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von EchnaTron »

Ich frage mich bei dieser schon so lange währenden Debatte immer wieder, warum so viele Spieler immer noch nach der "offiziellen" Anerkennung der Spiele im Feuilleton lechzen. Da wird immer wieder dieses schwammige Wort "Kulturgut" auf ein Plakat geschrieben und in die Höhe gereckt, weil das ja jetzt vom zuständigen Rat seit einigen Jahren offiziell anerkannt ist.

Ob etwas Kulturgut ist oder nicht, das entscheidet kein Gremium oder sonst jemand. Dinge werden Teil der Kultur einer Gesellschaft oder eben nicht und das hat auch keinerlei wertende Dimension. Fußball ist ebenso Teil dessen, was immer so ungreifbar als "Kultur" bezeichnet wird wie Shitstorms oder Kino oder Autos oder Cafés. Das musste aber niemand offiziell bestätigen, das hat sich eben so entwickelt.

Daher sehe ich im Prädikat "Kulturgut" eigentlich nie eine Adelung oder Apotheose, zu welcher es meinem Empfinden nach oft gemacht wird. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass es einem wesentlich besser geht, wenn man sich entspannt, das Feuilleton machen oder eben lassen lässt und sich der Tatsache bewusst wird, dass Spiele das Feuilleton bisher nie gebraucht haben und es auch in Zukunft nicht werden. Ob das auch für Dinge wie Förderung gilt, vermag ich nicht zu sagen, das müssen Insider bewerten.
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Ironic Maiden
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Re: Wortreich: Was fehlt, ist nicht der Autor

Beitrag von Ironic Maiden »

Ich fand die Kolumne sehr interessant, kann aber nur ein Teilen zustimmen.

Die Hauptthese des SZ-Artikels ist natürlich viel zu simpel und teilweise schlicht falsch. Im Feuilleton werden ständig Kunstformen ohne konkreten Autor ausführlich besprochen. Hier fällt mir spontan alles ein, was von Künstlerkollektiven oder -davon habe ich aber wenig Ahnung- Tanztheaterkompanien produziert wird. Dass es dort, wie auch bei großen Filmproduktionen, teilweise keinen eindeutig Alleinverantwortlichen gibt, stört anscheinend wenige Kulturkritiker und -Journalisten, oder sie suchen sich dann einfach einen der Beteiligten raus und fokussieren sich auf diesen.

Was ich allerdings in der Kolumne zu pauschal und verkürzt fand, war das Argument, dass Spieleschaffende ihren Beitrag zu Debatten allein schon durch die Veröffentlichung ihres Spieles leisten würden, und es daher nicht nötig wäre, dass sie auch noch in der Öffentlichkeit aufträten, um über ihre Werke zu diskutieren. Hier fehlt meiner Meinung nach die Unterscheidung zwischen dem, was innerhalb des Spieles passiert, und den äußeren Umständen und Erwägungen, die dazu führen, dass jemand genau dieses Spiel gemacht hat und warum. Wieso wurde genau dieses Sujet für relevant genug gehalten, um massig Zeit, Geld und Herzblut in die Entwicklung eines Spieles zu stecken? Warum nicht ein völlig anderes Thema? Welche Inspirationen, Ideen, Vorbilder gibt es? Wie sieht man das Spiel im Kontext anderer Spiele? Alle diese Fragen kann man nicht nur durch das Spielen des Spiels beantworten, es sind aber genau solche Aspekte, die oft und gerne im Feuilleton durchgekaut werden.

Klar, kein Entwickler muss durch die Kulturmagazine tingeln und sein Spiel erklären. Regisseure wie z.B. Michael Haneke geben in Interviews auch selten Musterinterpretationen zu ihren Werken ab, aber sie nehmen trotzdem an gesellschaftlichen und kulturellen Debatten teil. Andere Regisseure tun das nicht, was auch nicht schlimm ist, aber wenn kein namhafter Regisseur jemals irgendwo über die Kontexte seiner Werke gesprochen hätte, wäre Film als Gattung vermutlich auch nicht so präsent im kulturellen Diskurs. Wenn Spiele hier stärker berücksichtigt werden wollen, müssen vielleicht auch mehr von den Verantwortlichen den Mumm haben, Positionen zu beziehen, die über das bloße Marketing hinausgehen. Nicht alle, aber zumindest ein paar.
In Wirklichkeit bin ich Janna und podcaste hier ab und zu. Und in echt bin ich auch nicht so grün und flauschig wie auf dem Profilbild. Man kann mich auch auf Bluesky finden.
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